23
« am: 30.07.2014, 18:19:52 »
Simon folgte Aether und Carl, stets aufmerksam, schließlich hatte sich der Feind nur zurückgezogen und war noch nicht besiegt. Der Sondergardist wollte vermeiden, in einen Hinterhalt zu geraten. Mit Samual und Wolfhard waren schon genug von ihnen gestorben. Sie würden nie wieder ihre Heimat wiedersehen – oder ihre Familien, wenn sie denn welche hatten. Für Carl musste es schwer sein, seinen Freund verloren zu haben, aber der Alchemist ließ sich kaum etwas anmerken.
Der Raum, auf den sie stießen, schien eine Art Labor zu sein. Während Aether den Raum durchsuchte und auch in die Spinde sah, fiel Simon besonders ein hochwertiger Säbel ins Auge. Dies war eine bessere Waffe als die, die er besaß, dennoch unternahm er keine Anstalten, die Säbel auszutauschen. Er war nicht hier, um Beute zu machen. Vielleicht lebte der Besitzer des Säbels ja noch. Wobei dies weniger wahrscheinlich war, als es Simon lieb gewesen wäre. Es sah ganz danach aus als hätten die hier hausenden… Kreaturen die Mitglieder der vorherigen Expedition ausgeplündert. Wenn die Kleidung, die hier herumlag, von den noch lebendig entführten Middlesteelern stammte, war das Schlimmste zu befürchten. Denn wer nahm schon Lebenden das letzte Hemd weg? Materiellen Wert hatte gebrauchte Kleidung kaum. Doch zu schade, um sie mitsamt Leichen zu verbrennen oder zu vergraben, war sie allemal.
Das einzige, was Simon an sich nahm, war der ovale Stein, auf den Aether gestoßen war – und das Gewehr, dass dieser im zuwarf. Simon bevorzugte zwar seinen Säbel und Irrnebelmagie im Kampf, aber Schusswaffen waren ungemein nützlich auf Distanz. Wenn diese Waffe dabei helfen würde, die anderen vor weiterem Schaden zu beschützen, würde es sich auf jeden Fall gelohnt haben, sie mitgenommen zu haben.
Im nächsten Raum erwartete Simon ein erschreckender Anblick. Die entstellten Körper der beiden Opfer, die dort an senkrecht stehende Tische geschnallt waren, riefen Ekel und auch Angst in dem jungen Mann hervor. Welcher perverse Abschaum war zu solch einer Untat fähig? Es sah so aus, als würde ihnen der letzte Lebenssaft abgepumpt werden. Zu welchen Zweck?, fragte sich Simon unwillkürlich. Doch vielleicht bot die Natur der Wesen, die sie angegriffen hatten, halb Mensch, halb Maschine, eine Antwort. Brauchten sie das Blut für sich, um am Leben zu bleiben? Oder hatten sie vor, diese armen Menschen zu Ihresgleichen zu machen?
Was auch immer die Erklärung für dieses schauderliche Schauspiel war: Es musste sofort beendet werden! Doch wie? Und waren die beiden Opfer überhaupt noch zu retten?
„Carl, die Spritze?“, wandte Simon sich an den Alchemisten, in der Hoffnung, dieser würde mit dem wundersamen Gerät etwas ausrichten können. „Ich glaube, es ist ein Ding der Unmöglichkeit und es wäre auch nicht ratsam, ihnen das Blut wieder einzuflößen.“
Simon fühlte sich unruhig, weil er nicht wusste, wie er helfen konnte. Die beiden von den Schläuchen zu trennen, einfach so, in der Hoffnung, es würde die Sache verbessern, erschien ihm wie keine Idee. Vielleicht würden sie dann umso schneller verbluten - wer wusste das schon? Simon hatte wenig Ahnung von Heilkunde.