Ante diem III Idus Martius 710 a.u.c - Mane - Hora Secunda - Aventin[1] Gnaeus Domitius Ahenobarbus lebte in Rom eher bescheiden. Auf dem Aventin, welches zur Zeit der Römischen Republik, gerade ab 500 a.u.c. ein Unruheherd Roms war, ein Schmelztiegel sozialer Unruhen. Viele Menschen fragten sich, warum Gnaeus unbedingt hier seine Stadtresidenz gewählt hatte. Jeder wusste, dass die Domitii Ahenobarbi am Argentario
[2] lebten, dort große Besitztümer, Reichtum und prunkvolle Villen, gebaut nach der korinthischen Ordnung
[3], voller teurer Porphyrplatten
[4], auf denen man durch sorgsam gehegte Gärten lustwandeln konnte, wunderschöne Mosaikböden, alles verziert mit hochwertig gearbeiteten Serpetingestein
[5]. Die Domitii Ahenobarbi waren neben ihrem Reichtum für ihre außerordentliche, familiäre Arroganz gerühmt. Gerade deswegen wirkte es auf viele immer wieder merkwürdig, dass Gnaeus Domitius, ein Mann, der einst Konsul war und dessen Vater wie Caesar auch über Gallien - zumindest auf dem Papier - herrschte, sich mit einem bescheidenen, wenn auch gut bewachten Haus in auf dem Aventin, nicht unweit der Remuria
[6] lebte.
Das kurze, krause, fast lockige Haar von Gnaeus Domitius Ahenobarbus war von kastanienbrauner Farbe, von einigen grauen Strähnen durchzogen und wurde fortgesetzt von einem ebensolchen Barte, der kurz gehalten, aber voll war. Ahenobarbus gehörte zu den wenigen Bartträger Roms, wenn gleich er dies nicht aufgrund irgendeiner philosophischen Schulzuordnung tat, wie viele Stoiker, oder um irgendeiner Moderichtung zu opponieren oder wiederum zu gefallen, sondern aus der Gewohnheit eines Seefahrers heraus. Andere sagten ihm jedoch auch nach, dass er zu sehr Gefallen an den Galliern gefunden hatte während seiner Zeit in Gallien. Aber Römer redeten viel, wenn es um politische Gerüchte ging.
Er war nicht viel kleiner als Caesar und von eher hagerer Gestalt. Seine kleinen, froschgrünen Augen war nicht gerade mit Wohlwollen erfüllt, als er erkannte, wer ihn dort vor seiner Tür besuchte. Und nicht verwunderlich war, dass alsbald zwei krude ausgerüstete Männer, wenn auch ohne erkennbare Waffen, sich in der Nähe von Caesars Liktoren postieren. Sie näherten sich nicht ungebührlich, aber behielten die Szene auffallend im Auge. Diese heruntergekommenen Gestalten waren Ahenobarbus Männer und sie sahen nach Seemännern aus, von etwas kräftigerer Gestalt als Ahenobarbus selbst, wenn auch einen halben Kopf kleiner.
Gnaeus rechte Hand war auffällig verbunden, und das leinenfarbene Tuch war mit getrocknetem Blut von der Wunde darunter gezeichnet. Ahenobarbus starrte auf seine Soleae, als er die notwendige Verbeugung vor Caesars Position über sich brachte. In seinem Gesicht war eine Mischung aus Abfälligkeit, alte Wut und Überraschung zu lesen, dass Gaius Iulius Caesar ihn am helligten Tag, am viel zu frühen Morgen, in einer Gasse nahe seines Hauses am Aventin aufsuchte.
"Gaius Iulius Caesar." Er sprach diese Worte langsam, als müsste er sich selbst vergewissern, dass es wirklich der Diktator war, der dort so außerhalb des Ehrengebahrens auf ihn lauerte.
"Ich verstehe nicht, was die Säftelehre mir sagen soll. In Anbetracht dessen, dass wir in einer Gasse stehen, nichts Gutes, schätze ich." Er hielt sich in respektvollen Abstand und ein paar Schritte darüber hinaus, als sei Caesar ansteckend.
"Weshalb also, oh großer Caesar, beehrst du mich mit deinen seltenen Besuchen? Um mich wieder zu begnadigen? Um mir zu erklären, dass deine Wege die hehren sind? Um mir zu drohen? Um dich im Glanze dieser wunderbaren Gasse deiner beginnenden Göttlichkeit zu vergewissern, in dem du alte Feinde verspottest?"Gnaeus Domitius Ahenobarbus zog auffällig die Nase hoch und spuckte dann aus. Hier alleine, im Angesicht nur von Caesar, traute er sich so ein rüdes Verhalten. Ein Verhalten, was ihm jeder nachsagte, wenn er einmal mit jemanden unter vier Augen gesprochen hatte.
"Ich schäme mich nicht, dass mein Vater dich vor über zehn Jahren vor den Senat geschleift hat. Ich schäme mich nicht, dass ich wir in Corfinium kämpften. Ich schäme mich nicht für mein Verhalten, nur für die Niederlagen, die ich nicht verhindern konnte. Wenn es also um die Vergangenheit geht, lasse mich nur in Ruhe mit diesem Gefasel. Wir alle wissen, was sie uns gebracht hat: nämlich die Gegenwart.
Was also, bei den Göttern, willst du von mir, dass du so auftauchst am frühen Morgen?"Gnaeus Domitius Ahenobarbus war deutlich verwundert und misstrauisch wegen des Auftauchens Caesars und der Ort ihres Gespräches schien ihm nicht sonderlich geheuer. Immer wieder blickte er über seine Schulter, ob die Liktoren Anstalten machten, sich auf ihn zuzubewegen
[7].