"Das ist mal sehr direkt..." dachte Sharea. Selbst wenn Tutari ein Mann wäre hätte sie darauf erst einmal abweisend reagiert - wenn auch gegebenfalles mit einer unterschwelligen Botschaft es weiter zu versuchen. Das Elfen es bei den Geschlechtern nicht so genau nahmen war ihr bekannt; immerhin waren Khoravar
[1] da auch nicht ganz so verklemmt wie Menschen, es war einfach nur äußerst unüblich. Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst wäre, würde sie sich eingestehen müssen, dass sie schon ziemlich romantische Phantasien in Bezug auf ihre eigene Halb-Schwester gehabt hatte... aber das war etwas anderes. Zumal es in gewisser weise Verrat an ihr war, so etwas auch nur zu denken.
Sie hielt Tutaris Blick für mehrere Sekunden, musste aber mehrmals blinzeln während sie überlegte, wie sie darauf reagieren sollte. Grundsätzlich war ihre Offenheit und eine gewisse Lüsternheit ein Zug von Tutari, den sie als sympatisch empfunden hätte, wäre nicht gerade Sharea selbst das Ziel eben jener Lust gewesen wäre.
"Nicht viel andere als bei euch, möchte ich vermuten..."Sie schob Tutaris Hände sanft beiseite.
Na, das hatte mal lahm geklungen. Wenn sie jetzt weiter beim "ihr" bleiben musste würde sie platzen, auch wenn Tutari das "du" zuvor abgewiesen hatte indem sie beim "ihr" geblieben war, würde sie platzen.
"Also, ich mag es wirklich außerordentlich, wenn jemand gefallen an mir findet, aber ich fürchte, diese Art der Zuneigung kann ich so nicht erwidern. hmmm..." Kurz dachte sie nach, wobei auch andere, drängendere Probleme sich wieder in ihren Geist schlichen.
"Magst du grundsätzlich lieber Mädels? Da wir ja tatsächlich noch Verstärkung suchen wäre das vielleicht der geeignete Augenblick mich wissen zu lassen, welche ich denn fragen soll, ob sie Lust auf ein Abenteuer hat. Ansonsten könnte es nämlich passieren, dass ich große, starke Männer zuerst anspreche." Das hätte sie so zwar keinesfalls getan, doch sie suchte verzweifelt nach Möglichkeiten die Situation zu retten. Das betretene Schweigen mit dem sie zuerst reagiert hatte, hatte schon viel zu lange gedauert. Vorsichtshalber setzte sie also noch einmal nach und versuchte es mit offensiver Offenheit:
"Also ich persönlich muss manchmal einfach..." sie beugte sich ein wenig vor und flüsterte Tutari ein wenig von ihren eigenen Phantasien und Wünschen zu - die sich alle auf Männer bezogen.
"Ich bin ziemlich neugierig was dich so treibt." fuhr sie fort nachdem sie sich zurückgelehnt hatte. Was die Wahrheit war; es wäre nicht ganz so interessant wie bei einem schwulen Mann, aber eine andere Perspektive konnte manchmal verblüffende Einsichten offenbaren.
"Aber erst mal sollten wir unser Mitstreiter-Problem lösen. Meine eigene Kontaktperson kommt auf jeden Fall noch, aber wir brauchen mehr. Wen soll ich ansprechen? Deine Wahl."Ganz nebenbei hoffte sie noch nicht irgendetwas ganz fürchterlich missverstanden zu haben. Dann konnte sie nur hoffen, dass Tutari sehr viel Humor hatte. Ein Abenteuer war ihre Unternehmung jedenfalls jetzt schon wenn auch nicht ganz so, wie sie sich das vorgestellt hatte. Hier unten, in den unteren bewohnten Ebenen, konnte man das lauernde Wummern der Maschinen deutlich spüren. Sie war zutiefst beschämt wie schlecht sie bis jetzt vorangekommen war.