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« am: 11.10.2008, 17:42:53 »
"He, da seid ihr ja endlich!" Geradezu überfallartig sprang eine unpassend fröhliche Veleri aus einer der vollgestopften Seitgassen hervor und schloss sich ihren Gefährten an. Die Kriegerin, deren Bedürfnis nach Schlaf noch immer nicht zurückgekehrt war, hatte sich bereits vor dem Frühstück verabschiedet hatte um in der schillernden Stadt herumzustreunen, ihr liebster Zeitvertreib seit ihrer Ankunft in Tiefwasser. Von dem seltsamen Gast, der Ciarán befallen hatte wusste sie daher noch garnichts und strahlte bis über beide Ohren. "Ihr glaubt nicht, was ich inzwischen alles gemacht habe!"
Allerdings ist es - durchaus nicht zum ersten Mal innerhalb der zurückliegenden Wintermonate - Veleri deutlich anzusehen: Ihr inzwischen beinahe vollständig dicht und schwarz nachgewachsener Haarschopf war zu einer waghalsigen und verunglückten Frisur aufgetürmt, welche von einem großen, löchrigen Damenhut gekrönt wurde. Diesen hatte sie, ebenso wie ihre anderen Röcke, Blusen, Mäntel und Tücher mit den sie sich völlig chaotisch behängt hatte, nach Gutdünken bei Altkleiderhändlern in den Straßen erworben. Dass sie Auswahl und Zusammenstellung ihres neuen Äußeren jeden Tag aufs Neue ohne jegliche modische oder geschmackliche Treffsicherheit vonstatten ging, dämpfte Veleris Freude an ihrer neugewonnenen Ausdrucksmöglichkeit nicht im geringsten.
Überhaupt war Tiefwasser zu einem befreienden Ort für die Kriegerin geworden, und es war bisher kaum ein Tag vergangen, in dem sie nicht mit sich überschlagender Begeisterung durch die Gassen gelaufen wäre und sich an den Wundern der Hafenstadt ergötzt hätte. Seien es farbige Glasbläserarbeiten, magische Spielereien, fremdartige Speisen und Gerüche oder einfach die sonderbaren Tagtäglichkeiten der Stadtbewohner - wie ein kleines Mädchen hatte Veleri alles bestaunt, untersucht oder zu imitieren versucht. In einer kosmopolitischen Stadt wie Tiefwasser fiel sie dabei sogar weit weniger auf als man denken könnte und keine kleineren Missverständnisse konnten sie davon abhalten, ihre gestohlene Kindheit nachzuholen.
"Stimmt irgendetwas nicht?" bemerkte nun aber sogar die von den aufregenden Festtagsvorbereitungen benebelte die ungute Stimmung der Gefährten und blickte, sogleich nüchterner geworden, fragend in die Runde. Dabei legte sie sogar ihr erst zur Hälfte geglücktes Vorhaben, den Halbork Ugnor in eine irgendwo stibitzte bunte Girlande einzuwickeln zeitweilig auf Eis und ein ahnungsvoller Schatten legt sich über die zuvor leuchtenden grünen Augen der Elan.