Die gerechte Strafe für Verräter
Runde 6
"Zieht Euch schnell zurück, Anevia!", erklingt blechern die Stimme des maskierten Emirs.
Aber nur um entschlossen für den weiteren Kampf zu sein:
"Mein Glaubensbruder und ich klären dies hier schon!"
Denn selbst wenn Ali Ismail über das plötzliche Auftauchen des Halborkes, welcher wohl über Unsichtbarkeit verfügen kann, erschreckt und überrascht ist, versucht der Prediger aus der fernen Katapesh Wüstennation sein Heil im Angriff zu suchen, doch beide Pfeile verfehlen ihr neues Ziel, welches darüber nur lauthals lachen kann, während es sein Ranseur kampfbereit hält.
Der Priester der Zügellosen würde jedoch die Schurkin warnen, sollte der Halbork erneut sie angreifen.
Obwohl Sir Chaleb sich ergibt und sogar seinen Schild fallen lässt, kann und will Ka'Orth diesem nicht vergeben. Der Mann hat so etwas wie Gnade nach seinen Taten einfach nicht mehr verdient. Das dieser Mann nicht nur all seine Prinzipien, seine Verbündeten und Freunde und sein bisheriges Leben verraten hat, sondern jetzt auch noch im Angesicht des Todes anfängt jämmerlich um sein Leben zu betteln, kotzt den Schamanen regelrecht an. "Nichts anderes als einen jämmerlichen Tod in der Hintergasse habt Ihr verdient, Verräter. Selbst das ist noch zu gut für Euch." Mit diesen gezischten Worten rammt Ka'Orth dem Ritter seinen Speer in den Leib und bleibt einen Moment stehen um den bisherigen Kampf zu verarbeiten. Mit dem Tod Sir Chalebs fühlt der Schamane auch seine Wut weichen und damit eine Welle der Erschöpfung über seinen Körper hereinbrechen.
Die Haut der Schurkin brennt unter der Magie des Hexenmeisters. Fast hätte der Feuerstrahl ihren Lebensfaden durchschnitten, aber für den Moment hält sie sich noch auf Butterblume.
"Vagorg, Abschaum des Xoveron, welch dreckige Hure hat euch aus dem Gefängnis entlassen, in das euch meine Frau gesteckt hat?" Die Worte Anevias sind eine Mischung aus Abscheu und Schrecken. Zu oft hat sie von der Jagd auf diesen Halbork gehört, als dass sie die bildhafte Beschreibung vergessen hätte.
Panik spürt sie für den Moment nicht, obgleich sie jetzt wahrlich die starken Arme ihrer Liebsten an ihrer Seite spüren würde, aber noch ist ihr dies nicht vergönnt. Einen Pfeil legt sie auf den Bogen und versucht, den Hexenmeister zu treffen, doch auch diesmal ist ihr dies nicht möglich. Mit den Schenkeln deutet sie dem Pferd dabei den Rückzug an, um den anderen Streitern Platz zu machen.
"Nein." ruft Peter, als er nahezu in Zeitlupe, den Speer auf Sir Chaleb zufliegen sieht. Aber genau in diesem Moment ist ihm klar, dass es bereits zu spät ist. Einen Wimperschlag später schießt dem ehemaligen Kämpfer der Iomedae bereits Blut aus dem Mund.
Im selben Moment hört er Anevia weit hinter sich vor Schmerzen aufschreien. Bevor er sich richtig umgesehen hat, dreht er sich um. Seine Sicht ist durch die enge Straße eingeschränkt, aber es wird wohl einen Grund dafür geben. So schnell es geht rennt er die Straße runter.
Das Haus im Osten hat in der Zwischenzeit vollkommen Feuer gefangen ist und ist nicht mehr zu betreten, womit für die Bewohner im Gebäude jegliche Hilfe zu spät kommt.
Gerade hat Sir Chaleb seinen Schild von sich geschmissen und damit wohl seine Niederlage eingestanden, denn über den Lärm des Feuers hinweg kann Alexite seine Worte nicht verstehen, als ein neuer Widersacher auftaucht.
Die Hitze, die vom Flammenstrahl ausging, konnte er auch hinter Anevia Tirabade noch deutlich spüren.
Bevor er sich jedoch am Pferd mit ihren beiden Verletzten drauf vorbei drängen kann, sieht er noch aus dem Augenwinkel, wie Ka'Orth das Leben des Verräters beendet.
Sollte dieser sich wirklich ergeben haben, war das eine verachtenswerte Tat.
Als er sich wieder umdreht, hat Anevia Tirabade das Pferd bereits an ihm vorbei geführt, sodass er frei Bahn zum Orkblütigem hat.
Seine rechte Hand öffnet sich und lässt die Schleuder neben den Zauberstab auf den Boden fallen, während er bereits mit aller Kraft auf den Hexenmeister zu sprintet.
In einer einzigen fließenden Bewegung, zieht er sein Schwert und holt zu einem mächtigen Schlag gegen den Magiewirker aus, während sein lauter Schlachtruf
"Für Ragathiel!" erklingt.
Doch so schnell geht dieser Widersacher nicht zu Boden.
Nicht viele klare Gedanken ziehen sich in diesem Moment durch Barakhins Kopf, doch die Hilfeschreie des Gefangenen, welchen die Flammen immer näher kommen, drohen ihm das Fleisch ebenfalls von den Knochen zu brennen, dringen noch zu ihm vor.
Sein Hammer schien keinen Schaden zu hinterlassen, aber er würde nicht weichen.
Nur einen Schritt nach hinten machend, um seine Arme frei bewegen zu koennen holt er mit der linken Hand zwei Flaschen hervor, die eine mit einem rot-orangen Konzentrat gefuellt, die andere pechschwarz.
Mit aller Kraft schleudert er beide Flaschen dem Anti-Paladin entgegen.
Doch der Antipaladin lässt sich durch die Wurfgeschosse nicht aus der Fassung bringen und wird eher noch wilder und entschlossener.
Barakhin wäre besser geflohen, doch nun ist es zu spät: Der schreckliche Mann rückt nach und schlägt den Zwerg zu Boden.
Doch statt den Zwerg wie versprochen zu enthaupten blickt der Schlächter des Deskari in Richtung Süden.
Es gibt noch mehr Arbeit für ihn.
Wie auch Sir Peter hätte Yngvar den Verräter am Leben gelassen und gefangen genommen, schließlich hat dieser sich ergeben, doch muss er mit ansehen, wie Ka'Orth den Raubritter absticht. Zu spät ist es, um einzugreifen, aber nun ist auch nicht der richtige Zeitpunkt, um über die Tat zu diskutieren. Hinter ihnen scheint Ärger aufgetaucht zu sein, so schließt Yngvar sich dem verletzten Ritter an und will zurück über die Barrikade - doch tritt er im Dämmerlicht auf einen losen Gegenstand und stolpert gegen die improvisiert aufgehäufte Befestigung, statt hinüberzuhüpfen. Der dumpfe Schmerz entlockt dem Skalden einen knappen Fluch.
Doch trotz des heftigen Treffers durch den Chelaxianer weicht der Halbork nur einen Schritt zurück und verbrennt mit seinem nächsten Zauber notgedrungen nun eben dem chelischen Schlachtenorakel die Haut.