• Drucken

Autor Thema: Kapitel 2: Der Angenehme Wald  (Gelesen 18466 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #150 am: 27.04.2020, 05:20:24 »
So wirklich wusste Friedrich nicht, was er mit Perchta und ihren Worten anfangen sollte. Laut ihr war es ihr aller Schicksal, bei der Rettung der Eisenlande eine zentrale Rolle zu spielen. Tatsächlich wären sie sogar schon dabei, die Gefahr, die dem Land drohte, aufzuhalten. Sie musste dabei von der Gräfin sprechen. Es ergab schon irgendwie Sinn aber es war gleichzeitig unheimlich, wie sich die Puzzlestücke zusammenzufügen schienen. Wenn er so darüber nachdachte, waren die Ereignisse, die ihn und den Rest der Gruppe zu diesem Punkt geführt hatten, schon etwas seltsam. Aber bewies das, dass es sowas wie Schicksal gab? Friedrich konnte sich mit diesem Gedanken nicht wirklich anfreunden, denn es würde bedeuten, dass er quasi gar keinen freien Willen besaß und für ihn gab es keine schlimmere Vorstellung.
Davon aber abgesehen, war ihr nächstes Ziel nun klar und deutlich vor ihnen. Sie mussten die Gräfin aufhalten und danach eine Frau namens Rosamund Roth aufsuchen. Auch wenn Perchta die weiteren Schritte nicht genauer erklärte, war das schonmal eine große Hilfe. Er nahm sich schließlich auch etwas von dem Obst und dachte über das Angebot der Frau nach. Sie würde ihnen helfen. Wie diese Hilfe aussehen konnte, sah man kurz darauf bei Erich, dessen Waffe von ihr verzaubert wurde. Friedrich wusste, dass so etwas möglich sein musste, aber konnte dem Anblick trotzdem nicht wirklich trauen. Ein Schwert, welches einfach so eine Flamme erzeugen konnte. "Probier es selbst einmal aus.", bat Friedrich seinen Freund schließlich. Er wollte mit eigenen Augen sehen, dass der Kreuzritter selbst das Feuer entfachen konnte.
Schließlich wandte auch er sich an Perchta. Vorgestellt hatte er sich ja schon, weshalb er direkt zum Thema kam. "Ehrenwerte Perchta: Ich suche seit jeher nach Wissen. Ich habe mein Leben dem Studium verschiedener Wissensgebiete verschrieben. Wenn ihr mir dabei irgendwie weiterhelfen könnt, würdet ihr mir und der ganzen Gruppe sicherlich zu einem großen Vorteil verhelfen können." Voll und ganz glaubte er immer noch nicht an Perchtas Kräfte. Illusionisten und Trickbetrüger gab es wie Sand am Meer und vielleicht war diese Frau nur besonders talentiert. Doch Friedrich spürte, dass sie etwas Besonderes war. Er wollte es aber mit eigenen Augen noch einmal sehen.

Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 383
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #151 am: 28.04.2020, 10:51:10 »
Auch Louis hatte den Speisen schließlich eifrig zugesprochen und bewies damit, dass er durchaus die einfachen Gaumenfreuden zu schätzen wusste. Nur nach einem edlen Tröpfchen würde er wohl vergeblich Ausschau gehalten haben, was der Montaigner jedoch mit einem leisen, bedauernden Seufzer auf sich beruhen hatte lassen. Wer konnte schon mitten in einem Land wie diesem, auf einer Waldlichtung, einen echten, von der Sonne verwöhnten Chateau Sour erwarten?

Den Kindern würde er, so er denn ihre Aufmerksamkeit erhielte, einige Geschichten über die Heldentaten berühmter Musketiere erzählen, in einer Hand den Becher, in der anderen einen saftigen Schlegel, mit dem er die vorkommenden Duelle anschaulicher machte (und einiges von der Tunke in der Umgebung verteilte). Nachdem er sich gesättigt hatte, dankte er der Gastgeberin mit einer angedeuteten Verbeugung, ehe er sich das flammende Schauspiel ansah, das Perchta mit Erichs Waffe bot. "Impressionnant," äußerte er mit einem Streicheln seines Schnurrbarts, "wiewohl es dieser Klinge ein wenig an die élégance fehlt, n'est-ce pas?"

Jelena Sejm Petrasowna

  • Beiträge: 245
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #152 am: 28.04.2020, 12:19:18 »
Das die alte Dame nicht auf ihre Bitte um Information einging, nahm Jelena mit Langmut hin. Für die Einladung zum Essen dankte sie und setzte sich. Sie wartete mit dem Beginn, bis Perchta selbst begonnen hatte, und konnte es dann auch nicht lassen, etwas von ihren Vorräten mit auf den Tisch zu stellen. Sie nahm zum Austausch für das ein oder andere, was ihr als Proviant geeignet schien. Sie hielt sich zwar zurück damit, ein Tischgespräch zu führen, dafür tauschte sie mit den Kindern den ein oder anderen Spaß aus. Als mittleres Kind einer Großfamilie machte ihr der Tumult nichts aus, wobei sie schon aufpasste, genug Essen und Trinken abzubekommen.

Nachdem sie die Worte seltsamen Frau vernommen hatte, wandt sie sich zunächst an die Gruppe, speziell an Juan und Hannah: "Wen der längere Aufenthalt, das spätere Abreisen - womöglich auch in eine andere Richtung - betrifft, bitte ich im Namen aller: Verbreitet euer Wissen über unseren Baron und seine Mission nicht, sonst ist der Erfolg gefährdet."

Jelena beobachtete die Wünsche der anderen und Erichs Feuerklinge, bevor sie sich selbst äußerte: "Weise Perchta, habt Dank für euer Angebot. Wenn es möglich ist, würde ich mich darüber freuen, etwas von eurer Fähigkeiten, Lebewesen zu erkennen und zu beeinflussen, lernen. Ist es möglich?" Sie ignorierte die Stimme in ihrem Inneren, die einige andere Vorschläge machte.

Erich Janina Graustein

  • Beiträge: 428
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #153 am: 28.04.2020, 14:22:09 »
Erich starrte mit offenem Mund auf das Flammenschwert und vor allem auf die Fähigkeiten von Perchta. Er hätte nie gedacht das diese alte Frau sein Schwert mit einer solchen Leichtigkeit schwingen konnte. Als er sich dann wieder etwas gefasst hatte und Perchta ihm das Schwert wieder zurück gab bedankte er sich "Ihr seit eine faszinierende Frau. Ihr hattet Recht, ich habe tatsächlich darüber nachgedacht wie wir unsere nächste Aufgabe am besten lösen könnten und wie man einen solchen Gegner wohl bekämpfen könnte. Und ja dabei schossen mir Bilder von Feuer und Stahl durch den Kopf. Ihr habt meine wirren Gedanken wohl eher erkannt wie ich sie denn selbst hätte ordnen können. Ich Danke Euch für diese Waffe, ich vermute sie wird mir gute Dienste leisten"

Als er dann von Friedrich angesprochen wurde das Schwert zu testen, lies sich Erich nicht lange bitten und nahm es prüfend selbst in die Hand und schwang es etwas hin und her, doch scheinbar schien zu Anfang nichts zu passieren doch dann durchströmte Erich eine Innere Kraft des Schwertes und er verdrehte kurzfristig die Augen, während das Schwert für diesen kurzen Moment aufflammte[1]. Es schossen ihm wilde Bilder von Flammen, fürchterlichen Monstern und anderen Schrecken durch den Kopf. Dabei sah er immer wieder das Schwert wie es diese Schrecken niederstreckte, doch scheinbar wurde es immer wieder von anderen Menschen geschwungen. Und dann plötzlich vernahm er eine Stimme in seinem Kopf … Ich bin Valgerd, du hast mich wiedererweckt, ich habe lange Zeit geschlafen, doch nun hat mich eine ehrenhafte Seele aufgeweckt und mich zu dir geführt. Ich spüre dein inneres Feuer, unsere Seelen sind von nun an zu einer einzigen verschmolzen. Wann immer du meine Dienste benötigst muss du dich auf mich konzentrieren und vor deinem inneren Auge meinen Namen rufen, auf das ich diesen kalten Stahl in deinen Händen zu einer lodernden Flamme der Gerechtigkeit verwandeln werde die dich beschützen möge und die unsere Feinde durch das Feuer läutern möge. Valgerd die Beschützerin und welche ein flammendes Urteil spricht und Erich Janina Graustein mögen die Welt von dunklen Schrecken mit dem hellen Licht des Feuers reinigen. Doch werde ich nur in deinen Händen zu wahrer Stärke aufflammen solange du dem rechten Pfad folgst und ehrenhaft standhältst ...

Erich kam es so vor wie als ob diese Visionen und die Stimme eine Ewigkeit zu ihm gesprochen hätten, doch als er die Augen wieder öffnete merkte er das es wohl doch nur ein Bruchteil einer Sekunde gewesen sein konnte, denn seine Umwelt hatte sich kaum verändert.
Erich musste sich erst einmal wieder setzten und etwas Trinken. Ungläubig starrte er auf das Schwert. "Ich wusste zwar das ich wohl ein besonderes Schwert erworben hatte, … aber das es so besonders ist war mir auch nicht klar. Perchta hat einen uralten Geist in diesem Schwert geweckt. Es muss schon einige hundert Jahre alt sein, doch sieht man es der Klinge nicht an, denn es glänzt wie neu und ist scharf wie am ersten Tag. Das Schwert hat zu mir gesprochen und mir seinen Namen verraten es ist Valgerd die Beschützerin welche ein flammendes Urteil über ihre Feinde verhängt", sagte Erich dann doch noch leicht ungläubig und betrachtete dabei weiterhin ehrfürchtig das Schwert in seinen Händen was nun nicht mehr in Flammen gehüllt war, jedoch einen leichten roten Schimmer hatte, je nachdem wie das Licht der Sonne gerade auf die Klinge traf.
 1. 
« Letzte Änderung: 29.04.2020, 06:19:22 von Erich Janina Graustein »

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #154 am: 29.04.2020, 01:46:58 »
Perchta schien über Erichs Begeisterung zu schmunzeln. "Soso, Valgerd ist ihr Name. Mir hat sie ihn nicht verraten, sie scheint dich zu mögen." Dann jedoch wandte sie sich reihum den anderen zu.

Sie begann bei Friedrich, dem sie seine Zwiegespaltenheit anzusehen schien. Ihre nächsten Worte jedoch fuhren ihm durch Mark und Bein - konnte sie Gedanken lesen? Oder war nur ihre Menschenkenntnis ausserordentlich?
"Hab keine Angst: Viele Wege stehen euch offen, und euren eigenen müsst ihr finden. Doch ich sehe die Gefahr, der ihr euch stellen müsst, wollt ihr das Land und die Magie des Landes retten. Deshalb gestatte es einer alten Frau, wenn sie versucht, euch ein wenig in eine Richtung zu leiten, die mir gefällig ist. Doch mehr sagen kann ich euch nicht, denn es ist euer Weg, den ihr finden müsst, um am Ende erfolgreich zu sein - nicht meiner!

Du suchst Wissen, doch mein eigenes Wissen kann ich dir nicht geben. Aber warte!"

Sie rief eines der Kinder zu sich und schickte es ins Haus, um etwas zu holen: "Du kennst doch das Buch, mit dem ich das abgebrochene Tischbein ausgleiche. Hol es her!"
Während der Junge unterwegs war, sprach Perchta wieder zu Friedrich. "Vor einiger Zeit war ein junger Mann bei mir zu Besuch, aus dem Land, das heute Avalon genannt wird. Er hat mich bei einigen Dingen um Rat gefragt, doch das tut nichts zur Sache. Wie hieß er noch gleich, ich kann mir Namen so schlecht merken. Es begann mit M, glaube ich. Auf jeden Fall, er hat an einem Buch geschrieben und es bei seiner Abreise hier liegen lassen. Seitdem hat es mir gute Dienste geleistet, mein Tisch ist stabil wie nie.

Ah, da ist es ja. Hier, nimm es, vielleicht leistet es dir noch bessere Dienste als mir. Ich glaube, er sagte, es würde sich in größter Not immer an der Stelle öffnen, an der ein passender Ratschlag zu lesen ist. Auch wenn dieser zuweilen schwer verständlich sein könnte. Nun ja, nehmt es, ich brauche es nicht mehr."


Neugierig nahm Friedrich das Buch von dem Jungen entgegen und war erschrocken, als er tatsächlich den deutlichen Eindruck eines Tischbeines auf der Rückseite erkennen konnte. Etwas enttäuscht, dass er nun ein Stück Unterlegholz bekommen sollte, während Erich ein flammendes Schwert sein Eigen nannte, drehte er den schweren Wälzer um - und konnte gerade noch verhindern, dass das Buch ihm aus seinen Fingern glitt, während ihm die Luft wegblieb.
Auf dem ledernen Einband las er in einer Sprache, die eindeutig ein Vorläufer des modernen avalonisch war, die Worte "Myne gesammelt Wishit - Myrddin av Emrys". Myrddin? Friedrich sagte der Name etwas, aus alten Sagen, die heute kaum jemand glauben mochte: Myrddin der Magier, der Gelehrte, eine der schillerndsten Gestalten der avalonischen Sage, der, wenn er je gelebt haben mochte, gut und gerne schon tausend Jahre tot sein musste. Dieser Myrddin soll hier gewesen sein?
Mit einem Mal wurde ihm schwindlig, als ihm bewusst wurde, was dies bedeuten würde - wie alt war Perchta eigentlich? Und was war sie?

Vielleicht war auch alles nur ein Streich, den die Alte ihm spielte, doch hier und jetzt fiel es Friedrich schwer, seine Gedanken zu sortieren. Daher bekam er auch nur am Rande mit, als Perchta ihn erneut ansprach: "Was dein anderes Anliegen betrifft; lass die Kräuter hier, ich habe Mittel und Wege, sie zu ihrem Ziel zu bringen. Es wäre schade, wenn sie unterwegs vertrocknen würden."

Als nächstes wandte sie sich Finnegan zu, doch dieser wartete gar nicht erst ab, sondern beeilte sich zu sagen: "Ich möchte hierbleiben, geehrte Perchta! Ich spüre, dass hier eine tiefere Wahrheit für mich verborgen liegt - doch es wird Zeit brauchen, um sie zu finden." Entschuldigend sah er zum Baron. "Ich weiß, dass ich versprochen habe, Euch zu folgen. Doch seit ich hier bin, spüre ich, dass ich unvollständig bin. In mir drin war schon immer diese Lücke, doch bisher habe ich dies nie so deutlich gespürt wie hier. Und noch mehr spüre ich, dass ich diese Lücke hier schließen kann, wenn ich mir genügend Zeit nehme. Es sind unterwegs andere zu uns gestoßen, die sich Euch angeschlossen haben, und ich bin mir sicher, dass ihr gemeinsam Euer Ziel erreichen könnt. Doch für mich endet die Reise vorerst hier.
Doch habt keine Sorge, ich werde Euer Geheimnis niemals verraten; zumindest nicht, solange Ihr es nicht selbst tut. Und wer weiß? Vielleicht treffen wir uns eines Tages wieder."


Als Louis an die Reihe kam, hatte sich langsam eine gewisse Nervosität beim Montaigner eingestellt. War die Alte nur bei Eisenländern zu großzügig? Noch bevor er einen Wunsch äußern konnte, sprach Perchta zu ihm.
"Die Eleganz, jawohl! Für dich, mein junger Freund, wäre eine solche Klinge nichts. Zu schwer, zu direkt. Du brauchst die Klinge einer Frau!"
Womöglich konnte der eine oder andere der Versammelten diese Worte als beleidigend empfinden, doch der Ausdruck in ihrer Stimme ließ in keiner Weise den Eindruck erwecken, sie wolle sich über Louis lustig machen.

"Ich glaube, ich habe etwas passendes für dich, junger Louis de Fromage Puant. Ein graziler Degen, der einst auf Umwegen in mein Haus gelangt ist. Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, aber ich glaube, ich habe ein Weinrebe daran angebunden, die hinter dem Haus wächst. Geh am besten selbst nachsehen, ob ich mich richtig erinnere. Du kannst ihn nehmen, die Rebe ist inzwischen alt genug."

Don Tristan und Juan äußerten sich ähnlich wie Finnegan - auch sie wollten noch eine Weile bei Perchta bleiben, und sie gewährte ihnen den Wunsch.

Schließlich blickte Perchta die Frauen an. "In euch sehe ich etwas Besonderes." eröffnete sie Jelena und Hannah. "Ihr habt euch der Magie geöffnet, die euch umfließt. Es ist gut zu sehen, dass immer noch Menschen wie ihr existieren; auch wenn die Welt die Magie langsam vergisst.
Dies hier ist ein Zufluchtsort der Magie, und solange ich bin, wird auch die Magie in diesem Wald bewahrt sein. Doch irgendwann werde auch ich schwinden, und mit mir die Magie des Waldes. Noch ist es aber nicht so weit."
« Letzte Änderung: 01.05.2020, 14:42:16 von Mondragor »

Hannah Waldeck

  • Beiträge: 67
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #155 am: 01.05.2020, 12:47:02 »
Wie die anderen auch war Hannah von der Machtfülle Perchtas überrascht. Sie hatte eine einfache Hexe erwartet. Aber solche Macht ging weit über die Normalsterblicher Hexen hinaus. Sie fasste sich trotzdem ans Herz und brachte ihren Wunsch vor. "Werte Perchta, auch ich wünsche mir Wissen. Wie meine Ahninnen habe ich mich dem Schutz des Lebens und dem Kampf gegen alles Untote verschrieben. Unser Wissen wird nicht aufgeschrieben, es wird mündlich überliefert. Ich hege die Hoffnung, dass Ihr mich lehren könnt, wie ich in meinem Metier besser werden kann. Ich wünsche mir wirkungsvollere Waffen gegen die Schrecken unserer Lande  herstellen zu können, oder seinen Bewohnern zumindest ungestörte Ruhe zu ermöglichen.

Wahrscheinlich sprach sie für die anderen in Rätseln. Doch sie hoffte, dass Perchta sie verstand.

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #156 am: 01.05.2020, 15:12:32 »
"Diesen Wunsch kann ich dir erfüllen. Wir werden uns später von den anderen zurückziehen und ich werde dir beibringen, wie man mächtige Salben zubereitet - Salben, die du noch nicht kennst."

Jelena war zurückhaltender als Hannah, doch Perchta schien dennoch zu wissen, was die junge Ussurerin begehrte. Sie blickte Jelena lange in die Augen und begann schließlich zu lachen, doch es war ein fröhliches Lachen, und keine Gehässigkeit steckte darin.
"Du hast Mut, und Ambitionen - so wie ich möchtest du auftreten können? Diesen Wunsch kann ich dir nicht erfüllen, er bleibt allen Sterblichen verwehrt. Doch ich kann dir einen kleinen Teil meiner Magie überlassen."

Die alte Frau begann, an ihren Haaren herumzuspielen, und riss sich schließlich zwei einzelne Haare heraus. Sie hatten eine silberne Farbe und wirkten nicht gerade beeindruckend, doch vor Jelenas Augen transformierten sie sich plötzlich: Sie wuchsen in die Breite und verschlangen sich ineinander, und ehe sie sich versah, hielt Perchta ihr eine Haarspange aus reinem Silber entgegen.
"Nimm diese Spange und trag sie in deinem Haar. Solange du sie trägst, kannst du ein Stück meiner Magie herbeirufen und einen Schatten dessen für dich nutzen, den du in mir erkennst. Menschen werden dir eher vertrauen, doch die Magie hat Grenzen. Und solltest du sie für Böses nutzen, wird die Spange dir ihre Gunst verwehren!"

"Zu dir", sprach sie als nächstes Ingrid an, kann ich nur eines sagen, doch es ist das größte Geschenk von allen. "Ich verzeihe dir!"
Die einstige Banditin blickte Perchta erst erstaunt, dann geschockt, an. Eine Weile schien sie mit sich zu ringen, doch schließlich brach sie in Tränen aus und begann bitterlich zu schluchzen. Die alte Frau nahm Ingrid in die Arme und klopfte ihr aufmunternd auf den Rücken, und es schien, als würde die ganze Last eines Lebens nach und nach von der Eisenländerin abfallen.
Einige Minuten verharrten sie in dieser Pose, bis Ingrid sich beruhigt hatte, dann trennten sie sich wieder, und Ingrid sprach in einer Stimme, die so fest war, wie die anderen sie noch nicht erlebt hatten.
"Ich danke Euch, oh Perchta! Nun kann ich meiner Strafe ruhig entgegenblicken."

Als letztes ging Perchta zum jungen Baron, der bisher noch nichts gesagt hatte. "Auch für dich, junger Tristan, habe ich Wissen. Doch dieses Wissen ist nur für dich bestimmt, deshalb lass uns ein wenig Spazierengehen."

Die übrigen ließen die beiden zurück und verließen langsam die Lichtung mit dem kleinen Haus in der Mitte. Die anderen blickten sich an: Was sie gerade erlebt hatten, war eine der ungewöhnlichsten Erfahrungen ihres Lebens gewesen. Jeder von ihnen konnte ahnen, dass Perchta nicht nur die alte Hexe war, die sie erwartet hatten, sondern etwas ganz und gar anderes, womöglich nicht einmal menschliches. Noch immer standen sie unter dem Eindruck der Gaben, die sie erhalten hatten, und erst langsam fanden sie wieder Worte, um darüber zu sprechen, was gerade passiert war.

Erich Janina Graustein

  • Beiträge: 428
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #157 am: 01.05.2020, 18:25:49 »
Als Perchta zu Louis meinte das eine Frauenwaffe ihm wohl besser stehen würde, konnte sich der Eisenländer ein lächeln nicht verkneifen, denn er hatte sich selbst auch schon des öfteren lustig gemacht über den Zahnstocher den Louis als Waffe bezeichnete.

Aber trotz alledem war er noch immer sprachlos über das was Perchta hier von Ihrer Macht demonstrierte und welche Wunder sie so aus dem Hut zauberte. Erich war wie fast jeder Eisenländer kein Freund von Magie, doch diese Art von Magie war etwas mit dem sich Erich vielleicht doch anfreunden könnte, denn er wusste das man nicht jeden Schrecken mit blankem Stahl besiegen konnte, manchmal braucht man dann doch leider die Hilfe von Magie. Diese Gedanken erinnerten ihn daran das er auch noch einmal mit Jelena über diese Thema ein ernstes Wörtchen reden musste, doch das würde wohl noch etwas abwarten müssen denn im Moment gab es wichtiges zu besprechen.

Nach einem Moment nach dem Erich noch seinen eigenen Gedanken nachgehangen hatte war er dann der erste der das Schweigen in der Gruppe brach "Nun gut, wie wollen wir jetzt weiter vor gehen? Was sind unsere nächsten Schritte?"

Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 383
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #158 am: 03.05.2020, 11:07:56 »
Recht skeptisch sah der Montaigner zu, wie die seltsame Alte seinen Reisegefährten einer Wunschfee gleich Wissen, Geschenke oder anderes gab oder doch zumindest versprach. Ihre Ausstrahlung war derart, dass er  ein respektvolles Schweigen bewahrte, wiewohl ihm diverse nicht ganz so respektvolle Fragen auf der Zunge lagen. Als sich Perchta ihm zuwandte, straffte er sich unwillkürlich, doch sein Räuspern wurde von einem zweifelnden Blick begleitet. Der wandelte sich bei ihren ersten Worten in einen erstaunten, wobei seine Augenbrauen in die Höhe wanderten. "Une femme?! Aber Madame, wer 'ätte je ge'ört von ein, mh... ein weibliesche Person in die Feschtkunst, natürliesch mit Ausnahme..." Er stockte, blinzelte einige Male und starrte Perchta an. "Eine Degen..? Von eine Frau..? ...excusez-moi!" Womit er auch schon losstürzte und hinter dem Haus verschwand.

Von dort hörte man einige Zeit lang nichts, dann einen lauten Ausruf. Momente später tauchte Louis wieder auf, in der Rechten einen blitzenden Degen schwingend. "Madame," rief er Perchta bereits zu, als er gerade um die Ecke des Hauses kam, "ist dies wirkliesch, was es scheint? Ist das nur eine Zauber? Aber non!" Er machte einen schnellen Ausfall, schlug eine Terz und hob dann die Klinge mit dem Griffstück vor seinen Augen. "Diese Gravur, diese Wappen... keine Zweifel" murmelte er fasziniert. "La Danseuse... doch, Madame" wandte sich der Musketier wieder an Perchta, indem er die Waffe sinken ließ. "Diese Waffe ist seit langer Zeit verschollen – wie iest sie ausgereschnet 'ier'er gelangt?!" Noch immer ungläubig schüttelte er den Kopf.

Dass er mit seinem Fund dennoch mehr als zu zufrieden war, bewies das feine Lächeln, mit dem er sich an Erich wandte: "Nun, Monsieur Eriesch, wie immer sie ihren Weg 'ier'er fand, mit diese Klinge iesch bien bereit für jede Unternehmen!"

Erich Janina Graustein

  • Beiträge: 428
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #159 am: 03.05.2020, 11:34:00 »
Etwas skeptisch betrachtete Erich das rumgehüpfe von Louis, der sich wie ein kleines Kind über seinen gefundenen Zahnstocher freute. Erich konnte an dem kleinen Piekser jedoch nicht auffälliges erkennen. Also fragte er den aufgeregten Mondianer ganz direkt "Und was ist an dieser Klinge so besonders, das Ihr nun so voller Tatendrang und überschwappenden Frohmutes seit? Vielleicht wollt ihr uns andere ja auch in die Geheimnisse eures neuen Fundes einweihen?", dabei klang Erich diesmal nicht vorwurfsvoll oder Arrogant sondern viel mehr wirklich interessiert, und versucht seine Worte wohl zu wählen so das er Louis nicht direkt beleidigte oder ihn verärgerte, denn Erich ahnte schon das an dieser Klinge wohl irgend etwas dran sein musste, denn jedes Geschenk von Perchta war bisher etwas ganz besonderes.

Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #160 am: 04.05.2020, 05:23:22 »
Mit viel Freude betrachtete Friedrich seinen Freund dabei, wie er sein neues, altes Schwert schwang. Doch es blieb nicht bei Angriffen auf unsichtbare Gegner. Die Waffe wurde in Flammen gehüllt, wie es Perchta schon kurz vorher getan hatte. Einfach unglaublich. Was Erich kurz darauf sagte, war fast noch schwerer zu glauben. "Ein uralter Geist? Im Schwert? Und er hat zu dir gesprochen?" Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Andererseits schien sich die gesamte Welt geändert zu haben, seitdem sie diese Lichtung betreten hatten. Als wären sie durch einen Vorhang getreten, der die wahre - oder eine zweite - Welt versteckt hatte. So viele seltsame Dinge waren bereits passiert und es hörte noch lange nicht auf, wurde nur noch absonderlicher und fantastischer.
Louis sollte ebenfalls eine neue Waffe bekommen. Die Klinge einer Frau. Friedrich kicherte kurz aber besann sich dann doch eines besseren. Schließlich war es Perchta völlig ernst und als der Montaigner wiederkam, war er völlig außer sich. Auch wenn er nicht genau erklärte, was an der Klinge nun so besonders war, wurde doch deutlich, dass sie ebenso außergewöhnlich wie Erichs neues Schwert war.
Hannahs Worte waren sehr interessant. Ganz nebenbei erklärte sie einige Dinge, die Friedrich noch gar nicht von ihr gewusst hatte. Sie hatte sich also dem Kampf gegen Untote verschrieben und Perchta wollte ihr helfen, indem sie alte Rezepte für spezielle Salben teilte. Das war auch für Friedrich sehr interessant und am liebsten würde er sich diese Rezepte auch einmal ansehen. Aber es war Hannahs Geschenk, weshalb er lieber darauf verzichtete.
Jelena dagegen wollte von Perchta direkt lernen. Lebewesen zu beeinflussen. Die Wünsche, die jeder hier vorbrachte, sagten wirklich für über den Charakter der Person aus. Doch statt sie zu lehren, gab die Hexe - oder was auch immer sie wirklich war - der jungen Frau eine magische Spange aus zwei Haaren. Sie besaß einen Teil von Perchtas Macht und konnte Menschen dazu bringen, Jelena zu vertrauen. Auf jeden Fall ein sehr hilfreiches Stück Magie, welches Jelena und auch der gesamten Gruppe bestimmt einige Türen öffnen konnte.
Schließlich war auch Friedrich an der Reihe. Für ihn hatte Perchta sogar drei Geschenke. Einen Rat, ein Buch und einen Gefallen. Es waren vor allem ihre ersten Worte, die ihn schockten. Als würde sie in seinen Geist gucken und in seiner Seele lesen können. So ganz wusste er nicht, was er mit ihren Worten anfangen sollte. Wie wollte sie ihn lenken? Wie sollte er seinen Weg finden und erkennen, dass es der richtige war? Welcher Gefahr musste er sich stellen? Rätsel über Rätsel. Da gab er vor so schlau zu sein, hatte sein ganzes Leben der Ansammlung von Wissen gewidmet und konnte doch nicht erkennen, was sie sagen wollte. Er würde darüber nachdenken müssen.
Das Buch brachte Friedrich auf eine Achterbahn der Gefühle. Es war ein alter Schmöker, der tatsächlich nur dazu benutzt worden war, ein kaputtes Tischbein auszugleichen. Das war sogar ganz deutlich auf dem Buch zu sehen. Doch die Erwähnung von Avalon ließ ihn sofort aufhorchen. Auch die Erklärung der Fähigkeiten. Es würde sich in größer Not immer an einer Stelle öffnen, an der ein passender Ratschlag zu lesen war. Allerdings würde dieser schwer verständlich sein. Also brauchte es einiges an Gehirnmasse, um mit dem Buch umgehen zu können. Perfekt für ihn geeignet. Als er dann begann, das Buch genauer zu untersuchen, kippte ihm die Kinnlade runter. Das war doch nicht möglich! Der Autor des Buches war Myrddin, einer der größten Gelehrten, die je gelebt haben sollten. Er war eine Legende. Niemand war sich sicher, ob er tatsächlich existiert hatte und doch hielt Friedrich sein Buch in den Händen.
Er begann zu zittern. "Das... das ist doch nicht möglich." Mit offenem Mund betrachtete er Perchta. Er traute sich gar nicht zu fragen, wie alt sie war und was sie überhaupt war. Ein Mensch garantiert nicht. "Das hier ist das gesammelte Wissen von Myrddin. DEM MYRDDIN. Einem der größten Gelehrten, die je auf dieser Welt gewandelt sind. Ein Magier, der schon seit über tausend Jahren tot ist. Das Wissen in diesem Buch ist mehr als Gold wert.", erklärte er für den Rest der Gruppe. "Ich... ich bin nicht würdig, dieses Buch zu besitzen aber ich werde mein Bestes geben, das zu ändern. Ich... ich danke euch Perchta." Friedrich umschloss das Buch und behandelte es wie ein rohes Ei. Er musste es vor jedem Schaden bewahren. Als die alte Frau dann auch noch vorschlug, die Kräuter, die er für Walter Heckler gesammelt hatte, an ihn weiterzuleiten, konnte Friedrich nur noch dankbar nicken. Er war erschöpft. Das musste er alles erst einmal verarbeiten.

Jelena Sejm Petrasowna

  • Beiträge: 245
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #161 am: 05.05.2020, 00:24:52 »
Jelena schenkte Erichs Test und Erklärung der Klinge einige Aufmerksamkeit, ließ ihn danach aber erstmal zu Atem kommen. Nachdem er getrunken hatte, setzte sie ein Grinsen auf und stellte fest: "Gut, dass ich kein Waffentraining mit der ausgemacht habe, deine Dame möchte ich nicht gegen mich gerichtet wissen. Du sagtest, sie heiße Valgerd. Hat sie ein eigenes Bewusstsein, wie kommuniziert sie? Und was die Gerechtigkeit angeht, ist damit ihre, deine oder eine übergeordnete wie die des Herren, unseres Gottes, gemeint?" Als Friedrich seinen Freund ähnliche Fragen stellte, zog sie sich zurück, überließ ihm das Feld und hörte zu.
Erichs Frage nach den nächsten Schritten beantwortete sie allerdings sofort: "Wenn das, was Perchta unserem Baron mitteilt, nicht dagegen spricht, bin ich weiter für die Geiselrettung, die uns zuletzt vorangetrieben hat. Falls möglich, sollten wir dabei auch den Landstrich von der monströsen Herrin befreien und den Fluch vom Wald nehmen. Nachdem die Dinge hier geordnet sind, sollten wir uns um ein gerechtes Urteil für Ingrid kümmern und anschließend die Mission des Barons fortsetzen. Spätestens hier brauchen wir allerdings die Informationen, die Perchta ihm geben wird, um das Weitere zu entscheiden."

Das es Friedrich nicht leicht fiel, das momentane magische Geschehen zu verarbeiten, entging Jelena nicht. Sie konnte es verstehen, war es für sie früher weniger vertraut gewesen, als junges, halberfrorenes Mädchen bei Matuschka und doch war es diesmal wieder ein wenig anders. Sein Begehren nach Wissen wurde, fand sie jedenfalls, sehr passend beantwortet - mit einem Buch. Als er jedoch völlig aus der Fassung geriet über das so nachlässig behandelte Werk - vor allem den Autor - überraschte sie dann doch. So eine Seite hatte sie von ihm noch nicht erlebt. Vorsichtig stellte sie sich neben ihn und beäugte das Buch. Irgendwie beneidete sie die studierten Herren der Runde, die soviel aus so wenig ziehen konnten. Behutsam sprach sie ihn an: "Mir ist Myrddin kaum ein Begriff, bei Gelegenheit müsst ihr mir mehr erzählen, bitte. Wollt ihr nicht auch, wie ihr eurem Freund geraten habt, eine Kostprobe nehmen, das Buch - und euch - testen?"

Als Finnegan seinen Wunsch nach längerem Aufenthalt äußerte und versprach, die Mission nicht zu verraten, dankte Jelena ihm. Sie fand seinen Rückzug schade, auch wenn sie ihn kaum kennengelernt hatte. Mit Juan ging es ihr ähnlich. Tristans Entschluss löste jedoch sichtlich Bestürzung aus. Auch wenn sich mit den anderen Reisegefährten eine gewisse Vertrautheit entwickelt hatte, so schätzte sie seine Unterstützung im Besonderen. Da er als erster von ihren 'Geschenken' gewusst hatte und darüber geschwiegen hatte, war zwischen ihnen ein besoneres Vertrauen entstanden. Getreu dem, was Matuschka ihr auferlegt hatte, dämpfte sie ihre Reaktion und tat nur ihr Bedauern kund.

Was Louis Waffe und vor allem Perchtas Wortre anging, verstand Jelena die Belustigung der anderen nicht. Es musste etwas von den Dingen aus der Männerwelt sein, die ihr verschlossen blieben. Frauen konnten Waffen durchaus führen und manche sogar besser als Männer - man denke nur an die Sorcere. Perchtas Behandlung dieser wertvollen Gegenstände ließ sie innerlich den Kopf schütteln. Ob wohl der Napf und das Messer, mit dem sie gegessen hatte, etwas Besonderes auf sich hatte? Der Gedanke amüsierte sie. Ihr Vergnügen nwurde auch noch vermehrt durch das Betragen des Montaigners, als er zurückkehrte. Irgendwie erinnerte er sie nun auch an die Kinder, die Perchtas Heim teilten. Erichs Frage konnte sie nur zustimmen: "Ja, bitte, Monsieur, erzählt die Geschichte."

Als ihr und Hannah die auf vergleichbare Art die magische Kunst zugeschrieben wurden, stellte sich bei Jelena ein zufriedenes Lächeln ein. Sie hatte so etwas geahnt, nachdem beim Fundort des Dievas Worte gefallen waren, mit denen die Eisenländerin Magiekunde verriet. Aber auch dieses Wissen schützte nicht vor Abneigung gegen ausländische Magie, selbst wenn diese doch geeignet war, das Problem der wandelnden Toten anzugehen. Ihre Bitte ging immerhin in eine Richtung, die für sie sprach. Als Perchta ihnen wieder Gelegenheit zum Austausch gab, näherte sich das Halbblut der anderen Magiebegabten der Reisegruppe und fragte: "Falls ihr weiter mit uns reist, können wir später bitte einmal unter uns sprechen? Können wir uns ein wenig austauschen, vielleicht mögt ihr verraten, ob ihr einen speziellen Schrecken jagt? Es könnte sein, dass ich euch mit einem Teil dessen, was ich für meine Reise hierher in die Eisenlande vorbereitet habe, unterstützen kann. Wo ich meine Hilfe anbieten kann, tue ich es gerne."

Als Jelena dann selbst an der Reihe war, reagierte sie zunächst auf Perchtas Worte: "Ein Verschwinden von euch und der Magie des Waldes wäre ein großer Verlust. Hoffentlich dauert es noch lange. Ihr seid Matuschka ähnlich und sie ist das Land, in dem ich geboren wurde, und sie wird es immer noch sein, wenn meine Nachfahren vergangen sind." Sie hielt dem Perchtas intensivem Blick stand, nein, sie begegnete ihm wie einem alten Bekannten - so offen es ihr Herz zuließ. Auf das Lachen der weisen Frau reagierte sie mit ihrem eigenen, es war allerdings verhaltener und reservierter. Für einen Moment wirkte Perchta junger und lebensfroher als Jelena, die zwar entspannt, aber irgendwie gedämpfter und rauher rüberkam. Als die Matuschka-Gesegnete allerdings auf darauf aufmerksam gemacht wurde, wie utopisch ihre Ambitionen waren, neigte sie verlegen den Kopf. Sie wartete ab, während die Spange geschaffen wurde und nahm sie respektvoll entgegen. "Vielen Dank, ich werde euer Geschenk wie eure Worte in Ehren halten und die Regeln befolgen, die es mir auferlegt.", sprach sie und verneigte sich (statt eines Knicks, ihre mangelnde höfische Erziehung war noch immer zu merken). Dann nutzte sie ihr Spiegelbild in einer Wasserschale, um, die Silberspange in ihr Haar zu setzen. Sie fügte sie oberhalb ihres Ohres ein und achtete darauf, dass sie sie bei Bedarf durch ihre Haare verdecken konnte oder durch hinters Ohr klemmen der Haare sichtbar machen konnte.

Ingrid bekam nach Perchtas Worten nur ein aufmunterndes Lächeln zusätzlich geschenkt, weiter wollte sich Jelena nicht einmischen.

Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 383
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #162 am: 05.05.2020, 17:41:21 »
"Dies?" erwiderte Louis auf Erichs Frage und ließ die Klinge eine elegante Acht in der Luft beschreiben. "Nun, so incroyable wie es klingt: Iesch bin überzeugt, dass es siesch 'ier um La Danseuse 'andelt!" Die wahrscheinlich ausbleibende Reaktion veranlasste ihn zu einer genaueren Erklärung: "Diese Klinge ge'örte die einzige weibliesche Feschter, die jemals als Mousquetaire in die Corps aufgenommen wurde. Es iest eine Arbeit von Henri de Filousac, welscher bekannt war als eine Maitre der Schmiedekunst! Man ersieht es 'ier aus seine Signe. In meine 'eimat, man erzählt siesch viele Geschieschten darüber, welsche Siege mit ihr erfochten wurden. Doch eigentliesch galt sie als, wie sagt man... verschollen?"

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #163 am: 08.05.2020, 00:21:22 »
Mehr schien Louis zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu der Waffe sagen zu wollen, und auch sonst blieb keine Zeit mehr für weitere Besprechungen, denn in diesem Moment traten Perchta und der Baron wieder auf die Lichtung. Letzterer wirkte nachdenklich und gesellte sich schweigend zu den anderen, doch die alte Frau schien bester Laune zu sein.
"Na, dann wollen wir doch mal den Tisch abräumen! Wollt ihr mir behilflich sein? Danach werde ich mich mit der jungen Hannah hier in die Küche zurückziehen. Fühlt euch ansonsten wie zu Hause, so lange ihr hier seid."

Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #164 am: 08.05.2020, 04:03:59 »
Noch immer völlig geschockt über dieses wertvolle und vor allem brauchbare Geschenk, bekam Friedrich die Worte Jelenas nur am Rande mit. Er reagierte deshalb recht spät aber nickte schließlich. "Ja das kann ich gerne tun. Nur ist das Wissen um Myrddin sehr begrenzt, also erwartet nicht zu viel. Vielleicht verrät das Buch mir ja einige Geheimnisse um seinen Autor." Er streichelte leicht über den Einband und dachte dann über ihren Vorschlag nach. Ja, wieso sollte er das Buch nicht testen? Allerdings gab es da ein Problem. "Nun es hieß, das Buch würde sich nur in größer Not an einer passenden Stelle öffnen. In der sind wir momentan nicht." Ausprobieren wollte er es zumindest. Also atmete er einmal tief durch und öffnete das Buch irgendwo in der Mitte. Leider offenbarte sich kein großes Geheimnis. Die Seiten waren komplett leer. "Nun ja, ich bin sicher, dass es sich als nützlich erweisen wird, wenn wir es brauchen." Damit schloss er den Wälzer wieder und legte ihn auf seinen Schoß.
Den Ausführungen von Louis folgte Friedrich interessiert. So genau kannte er sich mit dem Thema nicht aus aber man musste kein Experte für Musketiere sein um herauszuhören, dass ein weibliches Mitglied sehr ungewöhnlich war. Gleichzeitig war die Klinge die Arbeit eines Experten. Die Waffe war also ein Meisterwerk mit viel Geschichte und Bedeutung. "Viele verschollene Gegenstände scheinen hier bei Perchta wieder aufzutauchen." Sie hatte ja auch behauptet, dass Myrddin selbst hier gewesen war. Die Chance war also recht hoch, dass auch dieser weibliche Musketier der... alten Dame einen Besuch abgestattet hatte. Wer konnte schon ahnen, was für geschichtsträchtige Gegenstände noch hier für den Haushalt genutzt wurden.
Das weitere Vorgehen sollte besprochen werden. Jelena machte einen guten Vorschlag aber vielleicht war es noch zu früh, konkret zu planen. "Wir sollten warten, bis der Baron wieder da ist. Wir wissen nicht, was für Geheimnisse Perchta ihm offenbart." Generell stimmte er ihr aber zu. Der Baron schien allerdings nicht sehr gesprächig zu sein, als er von seinem kleinen Ausflug mit Perchta zurückkehrte. Gut, sollte er ein bisschen nachdenken. Friedrich stand auf und begann beim Abräumen des Tisches zu helfen. Erst danach wandte er sich an ihren Anführer. "Ich möchte euch gerne in euren Gedanken stören aber wir möchten das weitere Vorgehen planen. Wie sehen eure Pläne aus?"

  • Drucken