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Kapitel 2: Der Angenehme Wald

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Mondragor:
Eine kurze Rast war tatsächlich das, was alle nach diesem doch aufreibenden Kampf benötigten. Sie versorgten zumindest ihre Wunden, so weit es die Umstände zuließen, und ruhten ein wenig aus. Länger jedoch wollte niemand von ihnen in diesem gottverlassenen Gebäude bleiben - andere würden kommen und die Burg womöglich wieder in einen ansehnlichen Zustand versetzen; oder aber, sie würde geschliffen werden, um jeden Rest des Fluches zu zerstören, der noch vorhanden sein mochte.
Stattdessen brach die Gruppe auf und schlug erst das Nachtlager auf, als die Burg außer Sichtweite war. Trotz des unheimlichen Waldes fühlten sich hier doch alle sicherer als dort, und tatsächlich schien es ihnen auch, als wäre mehr Licht und mehr Leben in den Wald zurückgekehrt.

Nach einer ruhigen und tatsächlich erholsamen Nacht besprach man nun die weiteren Schritte. Die Nachricht, dass womöglich Roswitha von Wirsche hinter dem Fluch der Baronin steckte oder ihr Einfluss zumindest bereits bis in den Angenehmen Wald reichte, hatten alle jetzt erst wirklich realisiert. Schließlich war es die gleiche Roswitha von Wirsche, die die Heimat von Baron Tristan bedrohte; immerhin gab es die Hoffnung, dass ihre Taten hier sie zumindest zu einer Denkpause zwingen würden.

Unabhängig davon waren noch einige lose Enden zu vernähen: Ingrid hatte sich in den Augen aller, auch des Barons, ihre Absolution verdient, und so begnadigte er sie, ob zuständig oder nicht, in offizieller Manier. Er verfasste sogar ein Begnadigungsdokument für sie, das er mit seinem Siegel signierte - auch wenn dies wohl eher ein symbolischer Akt war. Bald darauf trennten sich auch die Wege von Mutter und Tochter von denen der restlichen Gruppe, und nach einem kurzen, aber intensiven Abschied brach sie gen Osten auf.
Sie hatte sich sogar angeboten, Leon zu seiner Familie zurückzubringen, doch diese Ehre wollte Erich sich nicht nehmen lassen. So ritten sie einen nicht ganz kleinen Umweg und erreichten schließlich das Dorf, zu dem der Junge sie geführt hatte, nicht ohne den Atem anzuhalten, was sie dort wohl erwarten würde; schließlich war es durchaus möglich, dass der lange Arm der Baronin noch das eine oder andere weitere Opfer gefordert hatte.

Doch tatsächlich war dies nicht der Fall: Als Leon sich dem Haus seiner Eltern näherte, ertönte plötzlich ein greller Schrei, und einen Moment später rannte eine Frauengestalt wie eine Furie auf den kleinen Mann zu, um ihn mit einer Umarmung beinahe zu erdrücken, dicht gefolgt von ihrem Mann, der sich ebenfalls auf die beiden Umschlungenen stürzte.
Überströmt von Tränen des Glücks bemerkten die beiden schließlich die berittene Gruppe, mit der Leon gekommen war, während sich nach und nach von überall her weitere Dorfbewohner näherten und das Wunder beobachteten.

Es folgte eine Herzen und Umarmen, Dankesbekundungen und Lobpreisungen, die nicht abklingen wollten. Es schien, als ob jeder Bewohner des Dorfes jedem der Reisenden persönlich für das danken wollte, was sie getan hatten; so manch einer traute sich sogar, die Fremden, die so offensichtlich einen höheren Status hatten, anzufassen. Währenddessen gab Leon mehrfach, da immer wieder andere es hören wollten, seine Geschichte, die seiner Rettung und die des Sieges über die Baronin zum Besten. Und wirkte er zu Beginn noch überwältigt und ängstlich, so wurde die Geschichte von Mal zu Mal selbstsicherer vorgetragen, und stolz zeigte er das Schwert, das der Baronin den Kopf gekostet hatte.

Die zahlreichen Geschenke, die ihnen angeboten wurden, lehnten sie dankbar ab - schließlich hatten die Dorfbewohner selbst kaum etwas; dass dies keine reiche Siedlung war, hatten sie schnell erkannt. Doch zumindest ein Festmahl zu ihren Ehren konnten sie nicht ablehnen, und so kam es, dass sie auch noch den Abend hier verbrachten, an einer großen Tafel unter Mondschein, und bei gutem Essen und Getränken für einen Moment ihre sonstigen Sorgen vergessen konnten.

Doch jeder Abend geht einmal zu Ende, und nach einer zu kurzen Nacht auf weichem Stroh brauchen sie nun endlich nach Freiburg auf...

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