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Autor Thema: Kapitel 2: Der Angenehme Wald  (Gelesen 17914 mal)

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Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #90 am: 24.01.2020, 06:47:26 »
Jelena nahm sich Louis' Besorgnis mit Ernst an: "Ich glaube zwar nicht, dass dies passieren wird, aber wenn, bleiben euch mindestens zwei Möglichkeiten: Mein Tod, womit er wieder an das Grab gebunden ist wie jetzt, oder ihr überwältigt, bindet und bewacht mich, bis ihr mich zum Sarmatischen Bund gebracht habt. Dort wird man sich mit solchen Fällen auskennen."

Während sie noch die ersten Fragen von Friedrich mit einem Nicken bestätigte, begann sie gegen die anderen zu argumentieren - ruhig und sachlich: "Im Gegensatz zu einem Parasiten hat der Träger keine Nachteile, kann aber Wissen oder anderes vom Getragenen einhandeln. Ungefährlich ist es nicht, da habt ihr Recht. Zum Beispiel wird er uns beobachten können, falls er mitkommt. Allerdings bliebe er ja zunächst bei mir und könnte ohne mich wenig tun." Sie blieb vorsichtig, um nicht zuviel nationale Geheimnisse zu verraten. "Im Gegensatz zu euch ist mir kein Weg bekannt, ein solches Wesen einfach umzubringen oder zu verjagen. Er stammt aus dem Sarmatischen Bund und gehört dahin, ist es für die Eisenlande dann nicht besser, wenn ich ihn fortbringe? Was Diplomatie angeht, er hat uns Hilfe und Wissen bezügöich des Waldes und seines Fluches angeboten." "Vielleicht sollte ich ihm noch etwas mehr verraten, nur kann ich das nicht vor dem Dievas, sonst merkt er, dass ich kein einfaches Opfer bin...Mal sehen, ob Friedirch zwischen den Zeilen liest.", überlegt sich Jelena. Laut verhielt sie sich ungewohnt naiv und romantisch: "Oder - oder gibt es etwas, dass ihr nicht in Öffentlichkeit sagen wollt? Ähm...Sollen wir kurz zur Seite treten, um-um unter vier Augen zu sprechen?"

Tristan überraschte sie sichtlich mit seinen Kenntnissen, bevor sie jedoch nachhajen oder reagieren konnte, wurde sie so sehr mit Lob überschüttet, dass sie den Blick nicht mehr auf ihm halten konnte. Leicht verschämt murmelte sie etwas abwehrend-dankendes vor sich hin und vergaß fürs erste darüber nachzudenken, wie das Wissen an die vendelsche Akademie gekommen sein mag.

Juan und Ingrid bekam sie nicht mit, den Worten des Dievas hörte sie entsprechend ihrer Rolle, ergriffen zu. Ganz konnte sie ihren Verstand jedoch nicht abschalten: "Ohje, die Arme. Wer war sie denn? Wie ist es passiert? Wer hat euch diese das angetan - oder war es von ihr selbstgewählt? Warum seid ihr hierhergekommen" Auch ihr war bewusst, dass der Ort des Begräbnisses etwas implizieren konnte, weswegen sie direkt bei Auffinden schon gefragt hatte.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #91 am: 25.01.2020, 14:32:49 »
Louis nahm langsam die Hand vom Degen, ohne die Wesenheit aus den Augen zu lassen. Sichtlich gereizt ob der Situation, in der er mehr oder minder zur Untätigkeit verdammt war, knurrte er in Tristans Richtung: "Sehr gut erkannt, Monsieur! Und wenn wir schon an dieser Frage scheitern, so frage iesch zurück: Was wollen wir tun, wenn Mademoiselle von diese Ding überwältigt wird, eh?" Dass Jelena ihm zutraute oder vielmehr zumuten wollte, sie als weibliches Wesen zu fesseln oder gar zu töten, ließ ihn nur die Augenbraue leicht in die Höhe ziehen. Der Musketier konnte sich noch nimmer nicht daran gewöhnen, wie wenig hier manche in seinem Lande wohl gepflegten Sitten beachtet wurden. Daher beeilte er sich auch, es dem dreisten Castillier gleichzutun und sich mit einer angedeuteten Verbeugung ihrer neuesten Bekanntschaft vorzustellen, auch wenn ein in Etikette Bewanderter durchaus eine gewisse Reserviertheit in seinen Gesten erkennen mochte.

Mondragor

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #92 am: 27.01.2020, 01:23:04 »
Erneut meldete sich die körperlose Stimme zu Wort - die Geistererscheinung war inzwischen wieder verschwunden. "Ihr Name war Marcelia Slaski. Über ihren Tod möchte ich nicht sprechen, wenn Ihr mir dies verzeihen mögt." Nun schien die Stimme etwas ungeduldiger zu werden. "Darf ich eurer Diskussion entnehmen, dass Ihr gewillt seid, mich aufzunehmen? Leider muss ich dafür eine etwas unschöne Sache von Euch erbitten - Ihr müsst dem Leichnam in die Augen blicken, um dies zu bewerkstelligen."

Hannah Waldeck

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #93 am: 29.01.2020, 14:43:59 »
Hannah nickte den beiden Fremdländern kurz zu, die sich ihr vorstellten. Zwei Adlige also. Die Knappheit der Gesten der beiden war ihr nicht entgangen, doch war sie dieses durchaus gewohnt. Respekt musste man sich in den Eisenlanden verdienen. Und dass man einer Alleinreisenden misstrauisch gegenüber trat, war ein Zeichen von angebrachter Vorsicht. So lauschte sie dem Wortwechsel und musterte dabei die einzelnen Gruppenmitglieder, versuchte herauszufinden, wer der Anführer war.

Als das Ding allerdings von der Frau verlangte, sie solle der Leiche in die Augen schauen, konnte Hannah nicht mehr an sich halten. Sie trat schnell zwei, drei Schritte vom Busch Richtung  Straße vor. Ihre Hände hielt sie wohlweislich gut sichtbar hoch. "Tut es nicht, dieses Ding wird euch zum Bösen verführen. Wir sollten den Leichnam verbrennen und dieser Kreatur ihre Behausung nehmen und sie dadurch in die Hölle zurück schicken, aus der sie hervor gekrochen ist. "  Sie sah zu der Gruppe, wobei sie sich  besonders Friedrich zuwandte. "Herr, Ihr scheint mir derjenige zu sein, der in dieser Angelegenheit entscheiden sollte. Eure Begleiterin ist wohl zu naiv, um die Gefahr richtig einzuschätzen. Bitte verhindert, dass sie dieses Ding in sich nisten lässt."

Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #94 am: 30.01.2020, 05:35:58 »
Sorgfältig und aufmerksam hörte sich Friedrich die Worte des Wesens und seiner Gefährten an. Wog sie ab und dachte darüber nach. Erstaunt war er vor allem darüber, dass dieses Ding sich nun doch diplomatischer zeigte. War es doch intelligent genug um zu sehen, dass es nicht nur Jelena überreden musste? Wenn ja, dann war es noch gefährlicher als er angenommen hatte. Ein Werwolf wurde von seinen Trieben und Gelüsten getrieben aber er war einfach einzuschätzen und mit hartem Stahl zu besiegen, wie sie ja bewiesen hatten. Ein solches Wesen, magisch und dazu intelligent, war eine ganz andere Sache. Es bewies Sprachgewandtheit und es war nicht auszuschließen, dass es bereits begonnen hatte, einige seiner Gefährten mit seinen Worten um den Finger zu wickeln.
Don Tristan brachte zwei Argumente an, die Friedrich allerdings nicht überzeugten. Er kannte den Mann nicht gut genug, um sein Wissen zu diesem Fall einschätzen zu können. Es ging also wieder nur um Vertrauen. Dass eine andere Person einen Handel eingehen würde, hielt er für ausgeschlossen. Sie waren in den Eisenlanden. Die Menschen trauten so einem Wesen nicht über den Weg und würden eher fliehen, als es mitzunehmen. Nun nahm sich Friedrich Jelenas Worten an. Er schüttelte den Kopf. "Wir brauchen euch. Es steht nicht zur Diskussion euch zu überwältigen und festzubinden. Oder zu töten. Wir sollten dieses Risiko also gar nicht eingehen." Für den Moment steckte er die Armbrust wieder weg und verschränkte die Arme. "Ich bin mir nicht sicher, ob ihr mir alles sagt oder alles über das Ding wisst. Was, wenn es euch langsam die Lebensenergie aussaugt? So langsam, dass ihr es nicht mitbekommt. So wie ein Parasit seinem Wirt langsam Blut aussaugt, bis er irgendwann verendet." Er blickte das Wesen durchdringend und kritisch an. "Ich weiß nicht, wie ich es umbringen oder verjagen soll aber es ist an den Leichnam gebunden. Den kann man an einen sicheren Ort bringen. Oder verbrennen. Kein Grund es fortzubringen. Solche Probleme lösen wir am besten direkt." Zugegeben: Er hatte hier in den Eisenlanden mit anderen Monstern zu tun aber auch solch ein Wesen hatte seine Schwachstellen und die, so meinte Friedrich zumindest, hatte er bereits erkannt.
Er hob eine Augenbraue als sich Jelena so ungewohnt verhielt aber er verstand fast augenblicklich, als sie vorschlug, sich unter vier Augen zu unterhalten. Bevor er allerdings auf das Angebot zurückkommen konnte, hörte er sich noch an, was der Rest zu sagen hatte. Vor allem Hannah sprach ihn nochmal direkt an. Sie schlug ebenfalls vor, den Leichnam einfach zu verbrennen. Auch bat sie, dass Jelena das Wesen nicht mitnahm. Er nickte der Frau zu. "Ich habe nicht vor, so etwas zu erlauben." Noch stand er zu seiner Entscheidung. Das Wissen interessierte ihn allerdings schon. Was, wenn der Wald wirklich verflucht war und sie deshalb ihr Ziel nicht finden konnten? Der Geist mochte in diesem Fall sehr nützlich sein. "Nun gut, dann lasst uns gehen." sprach er Jelena erneut an. Was sie wohl nur ihm anvertrauen konnte? Zusammen gingen sie ein Stück in den Wald hinein, bevor er sich umdrehte. "Also... was ist es, dass ihr nur mir und nicht dem Rest der Gruppe sagen könnt?"

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #95 am: 31.01.2020, 17:40:31 »
Es schien Jelena, als hätte Louis ein Problem mit ihren Lösungsvorschlägen. "Bitte, ich habe doch nur zeigen wollen, dass ihr gute Optionen habt.", versuchte sie weiter auf ihn einzugehen, "Aber ich werde nicht überwältigt oder er wird es auch nicht können. Er kann nur durch mich, mit meinem Einverständnis handeln. Beide Seiten müssen zum Handel bereit sein."

Der körperlosen Stimme gegenüber gab sie weiter die Harmlose: "Nein, verzeiht mir, dass ich die Aufmerksamkeit auf etwas für euch so Unangenehmes gelenkt habe." Mit dem Namen konnte sie nichts anfangen, sie nahm sich aber vor, Erkundigungen einzuziehen. Zu dem Prozess der Übergabe über den Blick in die toten Augen seufzte sie: "Wenn es notwendig ist und der Sache dient..."

Hannahs Einwurf quittierte sie mit einem Lächeln: "Danke für eure Sorge, aber das ist keine Option." Sie wandte sich in Richtung der letzten Erscheinung des Dievas: "Oder? Würde euch das Verbrennen der Frau Slaski - der Herr erbarm sich ihrer - eure Freiheit geben?" Hannahs anschließende Wendung an Friedrich samt der offenen Beleidigung an Jelenas Adresse ließ ihre Augen noch schmaler werden, ohne einen Kommentar abzugeben.

Friedrichs Worte ließen die Halbsarmatien doch ein wenig um ihre Haltung kämpfen - Zu ihrer Überraschung ging nicht nur nicht auf ihre Logik ein, er deutete sogar an, sich über ihre wie auch immer geartete Entscheidung hinwegzusetzen. So beließ sie es vor den anderen erstmal beruhiger Erwiderung: "Ich habe mit den drastischen Mitteln auch nur die offensichtlichen Möglichkeiten aufgezeigt, unabhängig von dem, was passieren wird. Er braucht seinen Träger - und dessen Zustimmung -, um Wirken zu können, ihn schnell oder langsam zu töten oder gar in eine Situation zu bringen, wo er den Träger verlieren könnte, ist daher nicht in seinem Sinne." Den Rest ließ sie erstmal unkommentiert, sie schob nur eine Frage nach: "Dann lasst ihn durch mich an den sicheren Ort, den Bund, bringen. Oder kennt ihr einen anderen?"

Als er dann auf ihr Angebot einging, verstummte sie und suchte kurz den Blickkontakt mit Erich, Louis und Tristan, um ihnen anzudeuten, dass sie auch willkommen wären, mitzukommen. Dann folgte sie Friedrich.
An Friedrich und ggf. Erich, Louis oder Tristan (Anzeigen)
« Letzte Änderung: 01.02.2020, 13:29:41 von Jelena Sejm Petrasowna »

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #96 am: 02.02.2020, 14:48:18 »
Nach wie vor wirkte Louis unentschlossen. Als Jelena sie zur Seite gebeten hatte, war er gefolgt - nicht ohne einen misstrauischen Blick in Richtung der Wesenheit über die Schulter zu werfen - und hatte sich alles angehört, was die junge Frau und die anderen vorzubringen hatten. Nun zwirbelte er seinen Schnurrbart und meinte mit gerunzelter Stirn: "Nun, für miesch 'ört es siesch plausible an, was Ihr vorbringt. Allerdings muss iesch geste'en, dass iesch keine Experte bien für derlei Dinge... Meine Bauch sagt mir, dass diese ombre sehr gefährliesch iest. Gebt mir eine Gegner, die iesch mit die blanke Degen bekämpfen kann, und iesch bin euer Mann. Doch 'ier... Je ne sais au juste."

Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #97 am: 02.02.2020, 19:53:38 »
Auch Don Tristan war Jelenas stummer Aufforderung gefolgt, einerseits aus Neugierde andererseits weil er nach Möglichkeit helfen wollte Friedrich zu Überzeugen, dass es das kleinere Übel sein würde den Divas mitzunehmen.

Überrascht hebt er die Augenbrauen als er von Jelenas sarmatischem Hintergrund erfährt. Aber an sich
stärkt das in ihren Augen nur ihr Argument. So nickt der junge Hidalgo lediglich zustimmend und wartet gespannt auf die Antwort des Gelehrten. "Du nennst Dich gelehrt. Dann solltest Du wissen was Du nicht weißt und rationalen Argumenten zugänglich sein!" denkt er in dessen Richtung. Seine Professoren an der Universität in Vendel hatten stets darauf gedungen, dass ein verantwortungsvoller Arzt sich stets bewusst zu sein hatte, dass er nicht allwissend ist un es schien ihm offensichtlich, dass das gleiche auf für jeden Gelehrten zu gelten hatte.

Hannah Waldeck

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #98 am: 06.02.2020, 16:01:02 »
Hannah sah zu den Gruppenmitgliedern,  die sich ein wenig abseits unterhielten. Sie konnte nur abwarten und dem unheimlichen Wesen böse Blicke zuwerfen.

Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #99 am: 09.02.2020, 05:20:23 »
Bevor sie sich etwas abseits unterhielten, erklärte Jelena noch, dass der Geist ja kein Interesse daran hätte, seinen Wirt zu töten. Friedrich sah das etwas anders. So ein Parasit konnte sich ja einfach einen neuen suchen, wenn der alte nichts mehr hergab. Aber der Forscher und Monsterjäger kannte sich zu wenig mit diesem Wesen aus, um wirklich sagen zu können, was seine Motive waren. War es tatsächlich nur daran interessiert, in seine Heimat zurückzukehren? Oder gab es andere Gründe? Vermutlich würde er das nicht einfach so herausfinden können. Es galt also eine Entscheidung zu treffen, ohne genug Hintergrundwissen zu besitzen. Das gefiel ihm überhaupt nicht.
Wenigstens schien Jelena nun, etwas abseits der restlichen Gruppe, mit ein paar mehr Informationen herauszurücken. Er hob vielsagend die Augenbraue und verschränkte die Arme, als sie davon erzählte, Sarmatin zu sein und dass es in dieser Angelegenheit um nationale Sicherheit ging. Das war ja noch nicht alles. Sie bewies wirklich ihr Wissen um diese Thematik und das ließ ihn etwas stutzen. Es schien sich doch um eine sehr spezielle und fragwürdige Thematik zu handeln. Doch auch wenn sich Friedrich seinen Teil dachte, war jetzt nicht der Zeitpunkt, auch noch diese Sache anzusprechen. Sie mussten sich auf ihren Auftrag konzentrieren und da blieb die Frage, ob dieses Wesen ihnen helfen oder sie eher behindern würde.
Jelena war offensichtlich weiterhin der Meinung, dass es ihnen helfen und sie es unter Kontrolle halten konnte. Sie brachte ihn zum Nachdenken. Ausschließen konnte er es nicht ganz, dass seine Landsleute nicht doch einen Handel mit dem Ding eingehen würden. Er glaubte es zwar nicht, aber wenn man verzweifelt war... was hatte man da zu verlieren? Außerdem schien sie ja wirklich zu wissen, wie man mit diesem Dievas umgehen musste. Wenn er wirklich irgendwann körperlich wurde, hieß das auch bestimmt, dass sie ihn bezwingen konnten, sollte es nötig sein. Dazu musste es auch erstmal kommen.
Friedrich seufzte schwer und nickte schließlich. "Nun gut, ihr habt mich überzeugt." gab er nicht gerade freudig zu. "Mir gefällt es nicht, diesen... Dievas mitzunehmen und ich habe das Gefühl, dass es ein großer Fehler ist, aber ihr scheint mit dem Wesen umgehen zu können und eure Argumente sind stichhaltig. Außerdem habt ihr bisher bewiesen, dass ich euch vertrauen kann." Er ließ das einen Moment im Raum stehen, bevor er noch einen abschließenden Satz sagen musste. "Aber lasst es mich nicht bereuen, Jelena." Er blickte sie ernst und lange an, bevor er zur restlichen Gruppe zurückkehrte. Da sich niemand so direkt gegen den Dievas ausgesprochen hatte wie er, entschied er, dass die Entscheidung damit gefallen war. "Wir werden den Dievas mitnehmen." erklärte er. "Tut was ihr müsst.", sagte er mit einem Blick an das Wesen und Jelena.

Mondragor

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #100 am: 09.02.2020, 23:26:01 »
Wenn auch niemand wirklich ein gutes Gefühl bei der Sache hatte, war die Entscheidung damit gefallen, doch damit war es noch nicht erledigt. Was nun folgte, würde jedem von ihnen ein Leben lang in Erinnerung bleiben und manche noch lange in ihren Träumen verfolgen: Die Exhumierung des Leichnams.

Auch wenn alle sich schließlich zähneknirschend einverstanden gezeigt hatten, wollte sich doch nicht jeder an der Ausgrabung beteiligen, und so war es letztlich Jelena, an der ein Großteil der schmutzigen Arbeit hängenblieb, unterstützt nur von denjenigen, die sie diese Bürde nicht alleine stemmen lassen wollten oder die schlicht nicht zu lange an diesem Ort verbleiben wollten.[1] Unter dem abgenagten Finger kam zunächst eine Hand, dann ein Arm zum Vorschein, und es zeigte sich bald, dass die Frau noch nicht lange hier im Boden lag, denn der Körper war noch recht frei von Verwesung - was die Arbeit allerdings nicht einfacher machte.

Nach einiger Zeit ließ sich nachvollziehen, in welcher Richtung der Kopf lag, und das Graben konnte nun zielgerichteter fortgesetzt werden. Als Jelena schließlich mit den Händen die Erde erst von der Nase und dann vom restlichen Gesicht der Toten abgrub, traf sie beinahe der Schlag, als sie zum ersten Mal den Ausdruck auf diesem sah: Höllenqualen zeichneten sich darauf ab, und Jelena konnte nur raten, ob es körperliche oder seelische Pein gewesen sein mochte. Für einige Augenblicke zögerte sie, ob sie ihren Plan tatsächlich umsetzen wollte, doch dann hob sie die Lider der Toten an und blickte in deren leere Augen.

Jelena hielt den Atem an, denn natürlich wusste sie nicht, was sie erwarten würde. Unterbewusst fürchtete sie durchaus, plötzlich nicht mehr Herrin ihrer selbst zu sein, doch das Gefühl, was sie nun verspürte, war in etwa das seelische Äquivalent eines Eimers kalten Wassers, der einem über den Kopf gegossen wurde. Danach geschah zunächst ... nichts.

Erst ein paar Atemzüge später ertönte plötzlich eine Stimme in ihrem Kopf: "So, dann wollen wir doch einmal sehen, ob wir etwas Spaß miteinander haben werden."
 1. Kann jeder selbst entscheiden, ob er mit graben möchte.

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #101 am: 11.02.2020, 07:21:59 »
An Friedrich, Louis und Tristan (Anzeigen)

Bei der Leiche und den anderen Reisenden war vor allem Erich geblieben. Er hatte, kaum das der Schrei ertönt war, sein Schwert gezogen und sich nach dem Feind umgesehen. Dem Schemen war er mit Misstrauen und Abscheu begegnet, überließ aber vor allem seinem Freund Friedrich das Urteil. Den Neuankömmling beäugte er aufmerksam. Als die anderen sich zurückzogen, tauschte er kurz mit Friedrich einen Blick, dass er als Wache zurückbleiben würde und sich seinem Urteil anschlösse. Umso mehr überraschte ihn das Ergebnis. Er suchte den Blickkontakt mit Friedrich, um ihm einen fragenden Blick zuzuwerfen, und nahm sich vor, mit ihm später unter vier Augen zu sprechen.

Zurück auf der Wegkreuzung wandt sich Jelena noch einmal an die anderen Anwesenden und warb um Verständnis: "Vielen Dank für eure Sorge, aber dies ist der einzige Weg." Sie machte sich daran, den Leichnam freizulegen. Recht bald verspürte sie den Wunsch, sich eine zum Graben geeignetere Form zuzulegen, unterdrückte ihn aber. Der gequälte Ausdruck auf dem Gesicht der Toten ließ sie aufstöhnen und die Augen schließen. So wollte sie sicher nicht enden. Und diese Erinnerung noch am selben Tag wie die Hinrichtungen, bei denen sie geholfen hatte - ihr war flau. Aber sie wusste, das sie keine Furcht haben durfte und so setzte sie ihre Tätigkeit fort, leise orthodoxe Gebete murmelnd. Auch vor Matruschka wurde Abbitte geleistet.

Währenddessen hielt es Erich nicht mehr aus und fragte, nachdem er sich vorgestellt hatte, Hannah: "Wen genau sucht ihr und wisst ihr, wo sie sich aufhält? Eine Orientierung fällt in diesem Wald nicht leicht."

Als sie fertig war, versuchte sie, etwas persönliches von Marcelia an sich zu nehmen, um sie später zu identifizieren und zumindest dies in die Heimat zurückbringen zu können - ein Ring, ein Umhänger, Aufzeichnungen in einer Innentasche, was auch immer. Dann sammelte sie sich und starrte in ihre toten Augen. Sie zuckte sichtlich zusammen und zitterte kurz, bevor eine angespannte Ruhe in ihre Haltung zurückkehrte. Sie schloss die Augen, stand auf und zeigte ihr kühleres Wesen, während sie laut und für alle verständlich sprach: "Spaß miteinander haben - wir werden sehen. Zunächst haltet euch bitte an die Vereinbarung. Zeigt euch und erklärt, was hier in diesem Wald los ist und wie ihr uns bei der Fluchlösung helfen werdet."
« Letzte Änderung: 14.02.2020, 05:31:37 von Jelena Sejm Petrasowna »

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #102 am: 11.02.2020, 18:54:41 »
Es war Louis' Miene anzusehen, dass ihm die ganze Sache keinesfalls behagte. Er würde nicht auf einer Demonstration von Kräften bestehen, die ihm ohnehin mehr als suspekt waren. So schenkte er Jelena nur ein knappes Nicken und warf einen verkniffenen Blick in Richtung des Schattens. An der Arbeit, den Leichnam freizulegen, beteiligte sich der Montaigner nicht. "Mon dieu, iesch weiß, warum siesch keine Edelmann mit diese Kunst beschäftiegt" murmelte er nur indigniert angesichts der reichlich schmutzigen Angelegenheit. Er rümpfte die Nase und hielt einen gewissen Abstand, ohne indes seine Augen abzuwenden. Wachsam besah er sich alles, die Hand auf dem Knauf des Degens in dem Gefühl, so jederzeit blitzartig eingreifen zu können – auch wenn er sich überhaupt nicht mehr sicher war, in welcher Weise er dies mit einiger Aussicht auf Erfolg tun könnte. Jelenas Zusammenzucken und Erschauern sah er mit einem deutlichen Stirnrunzeln. Der Musketier verlagerte sein Gewicht, um zu einem sofortigen Sprung vorwärts in der Lage zu sein. Misstrauisch erkundigte er sich: "Comment allez-vous? Ist die Ding in Eusch drien? ...Fichtre! Pardon, Mademoiselle, iesch wollte natürliesch niescht, wie sagt man, légère sein... ah: glitschieg, correcte..?" Mit einem Erröten und einem Räuspern verstummte er.

Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #103 am: 13.02.2020, 04:43:11 »
Es war keine leichte Entscheidung gewesen, dieses seltsame Bündnis zu erlauben. Einen Moment schien es ihm, als hätte er sich falsch entschieden. Denn kaum hatte er dem zugestimmt, offenbarte Jelena, dass sie zaubern konnte. Er verzog das Gesicht. So wurde also mit seinem Vertrauen umgegangen und das, obwohl er nur wenige Sekunden zuvor darum gebeten hatte, dass sie es ihn nicht bereuen lassen sollte. Er wusste nicht, was er von dieser Entwicklung halten sollte. Zum einen war er froh darüber, dass sie endlich die Wahrheit sagte, aber zum anderen hatte sie mit ihren Worten völlig recht. Es gab hier viele Menschen, die wenig Verständnis für Zauberer und Magiewirker übrig hatten. Friedrich hatte sich zu diesen dazugezählt.
Doch abgesehen von dieser Sache, hatte Jelena ihn nie enttäuscht. Er vertraute ihr tatsächlich und konnte auch nachvollziehen, wieso sie diese nicht unwichtige Information nicht schon früher preisgegeben hatte. Sie schien sich nun sicher zu sein, dass sie dadurch keine Probleme bekommen würde. Friedrich seufzte schwer. Er wollte ihr das Leben nicht zur Hölle machen. Er musste ihr einfach weiterhin vertrauen. Das fiel ihm nicht leicht aber damit würde er schon umgehen können oder es eben lernen müssen.
Die Demonstration ihrer Kräfte wollte er sich nicht entgehen lassen. Zum einen sollte sie ihre Worte beweisen und zum anderen wollte Friedrich erste Erfahrungen mit der Magie sammeln. Denn wenn er Jelena oder eher ihren Kräften jemals voll vertrauen wollte, musste er wissen, was es damit auf sich hatte. Kritisch beobachtete er also, wie sie den Bogen mithilfe ihrer magischen Kräfte reparierte. "Ich muss zugeben, das scheint mir sehr nützlich zu sein." Eine erste positive Erfahrung mit Magie. Er hoffte, dass es nicht seine Letzte war.
Schließlich kehrten sie zurück. Erich nickte er zu. Sie würden sich unterhalten können, wenn sie sich wieder auf den Weg machten. Bis dahin musste sich sein Freund noch gedulden. Jetzt galt es den Leichnam auszugraben und Friedrich beteiligte sich an dieser Arbeit. Er sah es als seine Pflicht an, da er dieser ganzen Sache zugestimmt hatte. Als er sah, welchen Ausdruck die Tote auf dem Gesicht hatte, zweifelte er einen Moment an seiner Entscheidung. Dieser Dievas hatte sich geweigert irgendetwas über den Tod dieser Frau zu erzählen. Doch nun gab es kein Zurück mehr. Sie hatten alle diese Entscheidung getroffen und mussten sie jetzt in die Tat umsetzen.
Jelena vollzog irgendeinen magischen Kram und zuckte dann zusammen. Sie zitterte und stand dann auf. Für Friedrich war klar, dass sie sich nun mit dem Dievas verbunden hatte, den sie jetzt auch an die Vereinbarung erinnerte. Es wurde also interessant. Nun würde sich zeigen, ob das Vertrauen gerechtfertigt war und ob dieser Geist, der nun mit Jelena verbunden war, wirklich nichts Böses im Sinn hatte. Friedrich hoffte dies wirklich sehr. Er wünschte ihnen allen keine Probleme und Jelena keinen Schaden. Er verschränkte die Arme, hielt seine Armbrust aber griffbereit um für alle Fälle vorbereitet zu sein.

Juan Felipe Fernandez

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #104 am: 13.02.2020, 15:26:00 »
Juan Felipe beobachtete das gesamte Treiben nach wie vor als Außenstehender und blieb an Ingrids Seite. All das hatte nichts mit ihm und seiner Aufgabe zu tun und auch nichts mit der Pflicht gegenüber der Duellantin, die er auf sich genommen hatte. Also blieb er auf seinem Pferd sitzen und hielt das Reittier angesichts des Leichengeruches so ruhig wie möglich. Er wollte zwar nicht allzu lange hier im Wald verweilen, aber allein weiter zu reiten, schien ihm nach wie vor keine sonderlich gute Idee zu sein.
An die Duellantin gewandt sagte er dann, als alles erfolgreich getan war: "Sind solche abstrusen Dinge in euren Landen tatsächlich normal? Ich habe nie davon gehört, dass solcherlei Dinge regelmäßig bei uns in Castillien passieren würden."

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