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Autor Thema: Kapitel 2: Der Angenehme Wald  (Gelesen 17920 mal)

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Mondragor

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #105 am: 14.02.2020, 00:50:39 »
Der Baron hatte sich die ganze Zeit zurückgehalten; es war ihm anzumerken, dass die Situation ihm nicht behagte, denn auch die beste Erziehung konnte einen so jungen Menschen nicht auf das vorbereiten, was hier vor sich ging. Nachdem allerdings die Entscheidung getroffen und der Leichnam ausgegraben worden war, meldete er sich zurück.
"Vergesst nicht, dass es immer noch Perchta ist, die wir suchen. Wenn Ihr Geister mit Euch mitnehmen möchtet, ist das eine Sache. Aber wir sind nicht hier, um die Burg einer Baronin einzunehmen, und sei sie noch so verschlagen."

Jelena hingegen bekam tatsächlich eine Antwort von dem Dievas, die jedoch nur sie hören konnte.[1] Die Antwort schien sie jedoch nicht besonders glücklich zu machen, soviel konnte jeder, der sie beobachtete, sagen.

Ingrid reagierte kaum auf Juan, so gebannt beobachtete sie immer noch Jelena, nachdem sie die Gegebenheiten zuvor deutlich fassungslos betrachtet hatte. Doch die Reaktion allein beantwortete bereits die Frage des Castilliers, denn normal schien dies selbst für eisenländische Verhältnisse nicht mehr zu sein.
 1. PM

Hannah Waldeck

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #106 am: 14.02.2020, 16:05:38 »
Hannah sah zu Erich, lächelte und sagte dann "Ich suche eine Frau namens Perchta. Sie lebt hier im Wald. Dorfbewohner haben mir von ihrem Wirken erzählt. Leider wussten sie nicht, wo genau sie wohnt. Daher bin ich immer noch auf der Suche nach ihr." Sie nickte um ihre Aussage zu untermauern. Dann sah sie zu dem incognito reisenden Adligen, der sich noch nicht vorgestellt hatte.

Dann wurde sie abgelenkt. Mit Schrecken sah sie, wie Jelena die Leiche der Unglücklichen ausgrub."Nein...was tut ihr da? Haltet sie auf, bitte!" Ungläubig sah sie zu Friedrich und schüttelte dann den Kopf, als sie merkte, dass ihre Warnungen und Bitten umsonst gewesen waren. Sie atmete mehrmals tief durch, traute sich dann näher an die Gruppe heran. Sie musste die Leiche genauer untersuchen, waren unnormale Leichen doch ihr Metier. Langsam kam sie näher - sollte sie niemand daran hindern - und sah sich die Leiche genauer an. Ihr Gesichtsausdruck blieb dabei neutral, vielleicht sogar ein wenig neugierig. Ohne ein Zeichen des Ekels würde sie die Leiche sogar berühren.

"Was sie wohl erlebt hat? "murmelte Hannah leise und sah dann zu Jelena. "Könnt Ihr heraus finden, was mit dieser armen Seele.. " sie deutete auf die Leiche "... passiert ist. Ich meine außer dem offensichtlichen, dass sie tot ist. Wie ist sie gestorben? Es muss auf eine höchst unangenehme Art passiert sein. "

Mondragor

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #107 am: 14.02.2020, 20:39:07 »
Jelena schien in einer Art innerem Monolog gefangen zu sein, zumindest antwortete sie nicht direkt auf Hannahs Frage. Da niemand sie daran hinderte, sah sie sich stattdessen den Leichnam genauer an und entdeckte etwas, das ihre Aufmerksamkeit erregte. Die Hände der Toten wiesen klare Zeichen dafür auf, dass sie damit in der Erde gegraben hatte, und zunächst dachte Hannah erschüttert, dass sie lebendig begraben worden war und verzeifelt versucht hatte, sich auszugraben.
Doch die Spuren passten dazu nicht wirklich, die Art, wie die Erde auf den Leichnam geschüttet worden war. Schließlich zog sie den einzigen Schluss, der zu ihren Beobachtungen passte, auch wenn sie nicht sagen konnte, wie die Frau es zustandegebracht hatte: Sie musste sich selbst lebendig begraben haben!

Hannah Waldeck

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #108 am: 15.02.2020, 11:57:57 »
Vorsichtig hatte Hannah nacheinander die Arme der Toten angehoben und die Hände, besonders die intakte untersucht. Die eingerissenen Fingernägel mit tief hinein gedrückter Erde ließen nur einen Schluss zu. Sie ging um die Leiche herum, sah sich an, wie sie in der Erde gelegen hatte.  Dann untersuchte sie das Gesicht, schaute in Mund und Nase, wo sie wahrscheinlich auch Erde fand. All das unterstützte ihre furchtbare Schlussfolgerung.

Hannah wandte sich an die Umstehenden. Ihre Stimme war fest. "Sie wurde bei lebendigem Leib begraben... ist erstickt unter der Last der Erde. Wobei sie die erste Person ist die ich sehe, die sich absichtlich selbst in diese Lage gebracht hat. Normalerweise kenne ich sowas nur von Unfällen, wenn ein gegrabenes Loch über der armen Seele einstürzt. Diese arme Frau jedoch hat sich selbst mit Erde bedeckt, bis sie gestorben ist. Ihr Gesichtsausdruck lässt den Schluss zu, dass sie das nicht wirklich freiwillig getan hat."

Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #109 am: 16.02.2020, 17:58:15 »
Auch Don Tristan nahm die Leiche in Augenschein. Der junge Arzt ging sogar in die Hocke für einen genauen Blick und kam schließlich zu den gleichen  Schlussfolgerungen wie die Eiseländerin.
Er erhob sich und Wut über das grausame Schicksal der Sarmatin lag in seiner Stimme als er sich dem Dievas zu wandte und obwohl er sich der nutzlosigkeit der Klinge gegen diesen Gegner nur zu bewusst ist liegt seine Hand instinktiv auf dem Griff seines Rapiers.
"Wart ihr das? Oder habt ihr nur zugelassen, dass er geschah da sie im Begriff war euch zu besiegen?"
letzteres ist natürlich nur Mutmaßung, aber es würde erklären, warum der Dämon seine Trägerin getötet haben mochte obwohl es bedeutete hier gefangen zu sein, bis sich ein neuer Träger fand.

Mondragor

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #110 am: 17.02.2020, 16:58:59 »
Das Abbild des Dievas war jedoch nicht mehr zu sehen, und keine Stimme antwortete Don Tristan. Offenbar zog er es nun vor, nur noch mit seiner neuen Trägerin zu kommunizieren, und dieser antwortete er dann auch.[1]
 1. PN

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #111 am: 18.02.2020, 05:50:49 »
Friedrichs zurückhaltende Anerkennung ihrer Magie quittierte die Halbussurerin mit einem: "Danke. Abseits davon kann ich unter anderem viele meiner Verletzungen heilen und mir die Fähigkeiten von Tieren zu eigen machen."

Die misstrauische Haltung Louis' ignorierend provozierte sein verbaler Ausrutscher ein Schmunzeln bei Jelena: "Keine Sorge, ich verstehe, wie ihr es meint. Um eure Frage zu beantworten: Ja, ich trage ihn jetzt."

Dem jungen Baron gegenüber wurde sie ernst und bestätigte: "Es ist nicht vergessen und ich hoffe, ich spreche für alle, dass wir Perchta als nächstes Ziel haben werden. Ich möchte nur daran erinnern, dass wir, was die Rettung der zweijährigen Geisel angeht, nur begrenzt Zeit haben. Irgendwann wird das Ausbleiben der nächsten Gefangenenlieferung und die Nachricht von deren Befreiung dier Baronin zu Ohr kommen. Wir sollten Perchta also möglichst bald erreichen."

Hannah bekam eine Antwort zunächst von Erich: "Wie ihr gehört habt, ist sie auch unser Ziel. Zusammen wären wir effektiver mit der Suche. Kommt ihr mit?" Jelena stimmte zu: "In Anbetracht dessen, was ihr gesehen habt, ist es vielleicht besser." Dabei wanderte ihr Blick auch zu Juan. Hannahs Einspruch quittierte sie mit einem bedauernden: "Wie gesagt, es geht nicht anders..." Dann beantwortete sie auch die Frage, wenn auch geistesabwesend und verzögert: "Wissen tue ich es nicht, bis ER mir antwortet, aber wenn ich vermuten müsste, war ihre Situation verzweifelt genug, Erlösung durch den Freitod zu wählen." Als sie ihr das bestätigte, kommentierte die Halbsarmatin: "Wie ich befürchtet habe - die Arme. Ihr scheint Erfahrung zu haben, das ist nützlich." In Jelenas Tasche verschwand ein Medallion, was die Tote getragen hatte.

Tristans harte Worte und bedrohliche Haltung ließen Jelena zusammenzucken. Instinktiv wollte sie zurückweichen, doch waren Matuschkas Lehren unerbittlich - Handlungen aus Furcht waren verboten. Mit leicht verzogenem Gesicht sprach sie: "Ich wiederhole - abgesehen von einer wenig schmeichelhaften Bezeichnung für euch - seine Worte: Die Frau sei aus freiem Willen gestorben. Nicht jeder besäße die innere Kraft, einen Geist 'wahrer Größe' in sich zu tragen, manche würden an ihrer menschlichen Minderwertigkeit verzweifeln. Diese hier habe sich dafür entschieden, ihr Leben zu beenden, und wenn es in seiner Macht gestanden hätte, hätte er sie aufgehalten. Wo sollte sein Vorteil sein, sich an diesen Ort fesseln zu lassen? Zeige das nicht, wie machtlos er doch am Ende sei?"

Was ihre Konversation mit dem Dievas ansonsten anging, konnte man sie zunächst halblaut hören: Sie fragte, wer noch von den unmenschlichen Kräften der Baronin wüsste, wie sie daran gekommen sei und ob er weitere ihrer Fähigkeiten benennen könnte. Und ob es Beweise für das beschriebene gäbe und wie er sich an der Lösung beteiligen wolle. Doch die Antworten schienen sie nicht zufrieden zu stellen. Mit einem verärgerten Schnalzen schloß sie ihre Konversation mit ihm mit den Worten: "Für einen Beweis für die fruchtbar-positive Zusammenarbeit und um die Wahrscheinlichkeit weiterer Händel zu erhöhen, solltet ihr über mehr Entgegenkommen nachdenken. Ebenso, ob es eine gute Idee ist, den einzigen, der neben mir von Anfang an eurer Bitte um Mitnahme entsprach, zu beleidigen."
Als sie aufsah, fiel ihr Blick auf Ingrid und wurde weicher. "Ich gebe SEINE Antworten so exakt wie möglich wieder: Die Baronin möge früher ein Mensch gewesen sein, jetzt jedoch habe sie sich verwandelt. Sie sei nun eine unsterbliche Kreatur, die für diese Unsterblichkeit jedoch Menschen opfern müsse. Es sei ja klar, woher sie diese bekäme. Doch sie könne durch Waffen besiegt werden. Darüber hinaus habe sie sicher weitere unnatürliche Kräfte und wir sollen uns auf alles gefasst machen. Er könne uns zur Burg führen, zu weiterer Hilfe sehe er sich allerdings außerstande. Antworten auf meine Fragen nach dem wie es dazu kam oder wer noch davon weiß kann oder will er nicht geben." Sie schnalzt unwillig und fragt dann: "Habt ihr weitere Fragen an ihn? Die könnt ihr gerne stellen. Sobald wir hier fertig sind, gerne auch unterwegs. Wollen wir Marcelia Slaski noch umbetten oder nur wieder verscharren?"

Juan Felipe Fernandez

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #112 am: 18.02.2020, 10:16:15 »
"Was ist das hier für ein Land? Erst Leichen, die mitten auf dem Weg verscharrt werden, dann böse Geister und jetzt eine Baronin, die sich in ein Monster verwandelt und Menschen für ihre Unsterblichkeit opfert? Wahrscheinlich trinkt sie ihr Blut oder badet darin oder soetwas." Juan Felipe fühlte sich in ein Schauermärchen versetzt, je mehr er von diesen Eisenlanden erfuhr und was hier scheinbar vor sich ging. Er hatte ja erwartet, dass es in der Fremde anders sein würde als zuhause, aber dass es gleich eine so abstruse Welt war, in die er hinausgezogen war, das hatte er nicht erwartet. Nunja, man konnte die Baronin mit Waffen bezwingen, das hatte die Frau wohl von ihrem Geist erfahren. Das beruhigte Juan Felipe und seine Hand fuhr zu seinem Degen, beinahe um sich daran festzuhalten und um etwas zu spüren, das sich vertraut anfühlte.
Das gab ihm langsam wieder ein Gefühl von Sicherheit. Wenn man es bekämpfen, wenn man es töten konnte, dann würde er damit zurechtkommen. Deshalb war er doch hier oder nicht? Abenteuer warteten. Mit Banditen hatte er es schon aufgenommen, eine unsterbliche Monster-Baronin klang zwar eher wie der übernächste Schritt aber was wollte man tun. Manchmal streckte man eben seine Hand aus und das Gegenüber griff nach dem ganzen Arm. Das Schicksal wollte ihn wohl möglichst schnell zu einem Helden der Eisenlande machen. Und wer war er, dass er dem Schicksal widersprechen würde.
Also wandte er sich an die junge Frau, die mit dem Geist zu sprechen vermochte: "Wenn er sagt, sie könne mit Waffen bekämpft werden, was bedeutet das? Stirbt sie unter einer Kugel oder einer Klinge wie jeder von uns? Oder muss man bei Neumond mit einem Dolch aus Silber ihr Herz durchbohren und dann zerfällt sie zu Staub?" Von den Geschichten, die er in der Heimat gehört hatte ausgehend, war das durchaus möglich. Dort hatte jedes Monster eine solche Schwäche und sobald der Held sie einmal erfahren hatte, musste er sie nur noch ausnutzen.

Mondragor

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #113 am: 18.02.2020, 10:24:24 »
Ingrid hatte wie immer, wenn sie nicht direkt angesprochen wurde, der Konversation schweigsam zugehört. Doch je länger Jelena erzählt hatte, desto mehr wich die Farbe aus dem Gesicht der Banditin, bis sie sich schließlich zur Seite fallen ließ und sich, auf dem Boden liegend, deutlich hörbar erbrach. Als sie sich mit Juans Hilfe wieder aufgerappelt hatte, stand ihr das Entsetzen weiterhin ins Gesicht geschrieben. Ihnen allen war klar, dass sie, wenn auch ohne direkt davon zu wissen, der Kreatur, die früher die Baronin war, die Nahrung für ihr dunkles Treiben verschafft hatte.
"Nnnein, d... das kann nicht sein." begann sie zu stammeln, als ihr die Tragweite ihres Tuns bewusst wurde. "Ich... ich verdiene den Tod! Das, was ich getan habe, ist unverzeihlich." fügte sie, nun mit fester werdender Stimme, hinzu. "Ich erbitte nur eine Gnade von euch: Lasst mich helfen, diesem Monster ein Ende zu setzen! Und wenn Euer Herz dann noch zu Mitleid fähig ist, verschafft mir einen schnellen Tod."

Auch Tristan, der Baron, hatte all seine Gesichtsfarbe verloren, während Jelena die Worte des Dievas weitergab. Nun ließ er die Maske des einfachen Mitreisenden endgültig fallen und wechselte in den bestimmenden Ton, den sie von ihm kannten: "Perchta kann warten. Ich muss darauf vertrauen, dass meine Schwester unsere Feinde mit Geschick hinhält, ein paar Tage werden dort keinen großen Unterschied machen. Aber diese Kreatur muss gestellt werden, sonst würden wir alle unseres Lebens nicht mehr froh.
Lasst uns den Leichnam begraben und dann keine Zeit verlieren. Wenn dieser Geist uns zu der Burg führen kann, soll er dies tun, und zwar auf dem direktesten aller Wege."


Die Antwort auf Juan Felipes Frage gab der Dievas diesmal sofort, und Jelena gab sie wiederum ungefiltert weiter: "Es gibt durchaus Schrecken, die eine besondere Empfindlichkeit gegenüber Silber haben, doch ich glaube nicht, dass es bei der Baronin so ist. Nach dem, was ich zusammengetragen habe, kostet es jedoch bereits Überwindung, sie nur anzugreifen, da sie eine Aura der Furcht umgibt. Und trotz ihrer menschlichen Gestalt verfügt sie über unmenschliche Kraft und kann mit einer Wucht zuschlagen, die ein normaler Körper nicht zulassen würde. Doch unverwundbar ist sie nicht, ein gewöhnlicher Säbel kann ihr genauso gut Wunden zufügen wie ein Holzpflock, wenn er mit genügend Wucht in ihren Körper gerammt wird."
« Letzte Änderung: 18.02.2020, 10:33:27 von Mondragor »

Juan Felipe Fernandez

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #114 am: 18.02.2020, 14:29:10 »
Bei der Reaktion von Ingrid empfand Juan Felipe eine Mischung aus Mitleid und Bewunderung. Ohne ihr Wissen war sie zu schrecklichem gezwungen worden. Sie mochte Schuld auf sich geladen haben, aber doch war sie nur indirekt verantwortlich. Geringere Frauen hätten das als Ausrede genutzt und sich selbst entschudligt. Aber Ingrids Entsetzen war ohne Zweifel echt. Es kam höchst selten vor, dass Menschen ihren eigenen Tod forderten und es so ernst meinten, wie Ingrid es in diesem Moment wohl tat. Mehr als ein paar bestärkende Worte sprach der junge Adlige nicht. Aber das war wohl auch nicht nötig. Ingrid war in seinem Ansehen noch einmal gestiegen.
Als dann der junge Mann so deutlich das Wort ergriff, horchte Juan Felipe kurz auf. Er hatte ja schon vermutet, dass mit ihm irgendetwas besonderes vor sich ging, als dieser zurückgeblieben war bei dem Angriff auf die Räuber und doch irgendwie ein Anführer dieser Truppe zu sein schien. Das bestätigte sich jetzt endgültig. Offenbar war er hier der Wortführer, der die Entscheidungen zu treffen hatte. Und von Feinden und einer Schwester war die Rede. Dieser Trupp war nicht zufällig hier unterwegs. Es klang alles mehr und mehr nach einer ganz speziellen Mission. Der Castiller sagte dazu zunächst aber nichts.

Hannah Waldeck

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #115 am: 18.02.2020, 21:21:36 »
Hannah half natürlich dabei, den Leichnam ordentlich zu begraben. Etwas entfernt vom Weg grub sie mit den anderen ein tiefes Grab, in das sie die arme Seele betteten. Hier wäre sie von wilden Tieren geschützt und würde nicht weiter von Raubtieren angefressen werden.  Immer wieder sah sie argwöhnisch zu Jelena, suchte nach äußeren Anzeichen ihrer 'Besessenheit'.

An alle gewandt sagte sie: "Ich würde euch gerne begleiten. Dieser dämonischen Baronin muss Einhalt geboten werden. Danach können wir gemeinsam nach Perchta suchen."

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #116 am: 20.02.2020, 21:11:03 »
Als Ingrid aus dem Sattel rutschte, reagierte Jelena nicht schnell genug, sie konzemtrierte sich noch darauf, die Worte des Dievas weiterzugeben. Dann allerdings erfasste sie Mitleid, auch wenn sie sich wenig ansehen ließ. Sie lbeachtete den Leichnam nicht weiter und ging zu ihr rüber. Falls notwendig, hielt sie ihr Haar aus dem Weg und bot ihr anschließend einen Wasserschlauch zum Waschen und zum Spülen des Mundes an. Ihre Worte blieben allerdings kühl: "Was ihr verdient habt, entscheidet ultimativ der Herr, unser Gott. Betet zu ihm und stellt euch dem, was er vorgesehen hat. Für das Treiben der Baronin sollten Zeugen und Beweise gefunden werden. Und eure Hilfe gegen sie wird einen Teil beitragen zu eurer Sühne." Sie suchte Ingrids Blick und erinnerte sie, nun etwas wärmer: "Lasst eure Tochter nicht allein, gebt ihr etwas, worauf sie Stolz sein kann und bleibt um ihretwillen stark!"

Die Worte des Fürsten ließen die Halbussurin lächeln. "Ganz wie ihr beliebt." Dann gab sie die Antwort des Dievas auf Juan wieder und kehrte zum Leichnam ihrer Volksgenossin zurück, nachdem sie sicher war, dass sich Ingrid zumindest halbwegs gefasst hatte. Sie half beim Begraben der armen Seele und sprach dabei angemessene Gebete. Hannah hielt sie zwischendurch die Hand hin und verkündete: "Also um meinetwegen: Willkommen in unserer Gruppe."

Erich hatte Hannahs Antwort mit einem Nicken registriert und Jelena scharf beobachtet. Was hier geschah, beunruhigte ihn zutiefst und er suchte immer wieder Friedrichs Blick, um sich zurück zu versichern. Zunächst war er froh, dass sie zu ihrer ursprünglichen Aufgabe zurückkehren wollte, als Jelena allerdings die Anschuldigungen des Dievas vernahm, wurde er sichtlich wütend. Wenn das stimmte... Seine Hände griffen Zügel und Sattelknauf fester. Er drehte sich zu Friedrich um: "Was hälst du davon und für wie wahr schätzt du das ein?" Als der Fürst der Sache nachgehen wollte, nickte er grimmig: "Mit dem größten Vergnügen." Hannahs Ankündigung quittierte er mit einem Nicken: "Von mir aus, einverstanden."
« Letzte Änderung: 20.02.2020, 21:12:15 von Jelena Sejm Petrasowna »

Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #117 am: 21.02.2020, 06:35:11 »
Es war für Friedrich nicht einfach, sich das einzugestehen aber die Situation überforderte ihn ziemlich. Erst die schwere Entscheidung bezüglich dieses Geistes, dann Jelenas magische Fähigkeiten, eine Frau die sich anscheinend selbst begraben hatte und dann auch noch die Baronin, die wohl gar kein Mensch mehr war, wenn man dem Dievas trauen konnte. Ihm schwirrte der Kopf bei all diesen Informationen und er brauchte einen Moment, um alles zu verarbeiten und geistlich richtig einzuordnen. Ihm entging auch nicht das Hannah, die ihn gebeten hatte die Vereinigung mit dem Dievas zu unterbinden, nicht wirklich zufrieden mit diesem Ergebnis war. Das schien der Baron auch nicht zu sein aber beide taten nichts weiter. Friedrich gefiel die Sache auch nicht und er würde sich wahrscheinlich auch noch eine ganze Zeit lang fragen, ob er richtig gehandelt hatte oder nicht.
Wenn er die ganze Situation genauer betrachtete, wollte er fast sagen, dass er die falsche Entscheidung getroffen hatte. Aber zumindest die Informationen, die der Dievas offenbarte - sollten diese denn der Wahrheit entsprechen - waren sehr wichtig. Der Baron handelte auch aufgrund dessen sehr schnell und entschied, dass sie sich erst um die Baronin kümmern mussten. Friedrich nickte. Er sah das ähnlich. Menschenopfer um Unsterblichkeit zu erlangen. Unmöglich war das nicht. Eine Aura der Furcht und unmenschliche Kraft. Wie aus einem Reflex heraus, griff er Forscher und Monsterjäger nach seinem Buch und begann dieses durchzublättern. Gleichzeitig durchforstete er sein Wissen. Kannte er eine Kreatur, auf die diese Fähigkeiten zutrafen?[1]
Die Aussichten waren nicht gerade rosig, wenn er an die Baronin und den Kampf dachte, der auf sie alle zukam. Er war deshalb sogar recht froh, dass Hannah anbot, mitzukommen. Zwar kannte er sie nicht und vertraute ihr nicht wirklich aber bei einem so mächtigen Gegner war eine weitere Kämpferin gerne gesehen. Er nickte ihr also dankend zu, wandte sich dann aber an Erich. "Möglich ist es auf jeden Fall. Die Eisenlande haben schon viel unter der Baronin gelitten. Wenn sie kein Mensch mehr ist, dann ist es längst überfällig, dass man sie von ihrem Thron holt." antwortete er nachdenklich aber sichtlich erregt. Wie Erich war auch Friedrich ein Patriot. Er liebte sein Heimatland. Dass so etwas überhaupt möglich war, machte ihn unglaublich wütend. Dass es anscheinend schon sehr lange so zuging, noch sehr viel mehr. "Aber ich bin mir bei all dem nicht sicher. Ich vertraue dem Dievas nicht. Ich vertraue Hannah nicht. Jelena kann zaubern." Er schüttelte den Kopf. "Ich muss etwas über diese ganze Sache nachdenken und meine Gedanken ordnen."
 1. Kann ich da was würfeln?

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #118 am: 22.02.2020, 14:25:33 »
Louis hatte mehrere Male den Kopf ungläubig geschüttelt. Was er da zu hören bekam, ließ den Musketier allmählich daran zweifeln, ob es eine so gute Idee gewesen war, Abenteuer ausgerechnet in solch einem offenbar verfluchten Landstrich zu suchen. Sobald er jedoch erfahren hatte, dass der Baronin mit gewöhnlichen Waffen beizukommen sei, hellte sich seine bedenkliche Miene merklich auf. "Ah... was Ihr niescht sagt! Also eine créature, welsche Angst und Schrecken um siesch verbreitet, eh..? Klingt nach eine Gegner, die iesch gern meine Degen zu kosten gäbe!" Er ließ die Klinge mit einer blitzschnellen Bewegung aus der Scheide fahren und beschrieb mit der Spitze eine flirrende Acht durch die Luft, dass es zischte. "...'a! Iesch sage, wir stellen diese Ding und vernieschten es!" Der Degen wanderte weiter, bis er auf Ingrid wies. "Wenn Ihr 'ilfe wollt, bin iesch Euer Mann, Madame - aber dann solltet Ihr niescht von sterben reden. Wer siesch bereits mit eine Fuß in la tombe wähnt, 'at niescht die 'erz frei für die Kampf!" Gegen den Baron deutete der Montaigner eine Verbeugung an, hob den Degen grüßend bis vor die Augen und stieß ihn dann zurück in die Scheide. "Wohl gesprochen, Sire!"

Mondragor

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Kapitel 2: Der Angenehme Wald
« Antwort #119 am: 23.02.2020, 19:16:11 »
Es war also schnell entschieden: Alle Versammelten waren sich einig, dass den Machenschaften der Baronin so schnell wie möglich Einhalt geboten werden musste. Alles andere musste zunächst warten. Das Angebot von Juan und Hannah, sich der Gruppe anzuschließen und gemeinsam gegen die Baronin zu kämpfen, wurde zurückhaltend, aber dann doch dankbar angenommen. Bei Hannah war sich der Baron nicht sicher, doch Juan war als Ausländer doch eher unverdächtig, ein Spion von Wische zu sein.

Nachdem der Leichnam vergraben und ein paar segnende Worte über dem Grab gesprochen worden waren, brach die Gemeinschaft schließlich auf und folgte Jelenas Führung - beziehungsweise der des Dievas, der mit der Ussurerin kommunizierte. Immer weiter nach Süden reisten sie über teils breite, teils kaum als solche zu erkennende Waldwege und stießen dabei zunächst auf keine weiteren Hindernisse. Zwei Tage und Nächte vergingen auf diese Weise, während derer sich die unterschiedlichen Persönlichkeiten langsam etwas näher kamen, und auch der dritte Tag brachte zunächst keine Änderung.

Sie kamen, bei gutem Wetter (auch wenn die Sonne kaum durch das dichte Walddach brach), erneut zügig voran, als Don Tristan etwas auffiel. Er bat die Gruppe, einen Moment zu warten, und lief ein paar Schritte voran, um sich von seinem Verdacht zu überzeugen - und tatsächlich: Er war sich sicher, dass hier nur wenige Stunden vor ihnen eine größere Gruppe mit Pferden entlang gekommen war, und teilte den anderen diese Beobachtungen mit.

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