Jelena war erleichtert über die Antwort, die der Dievas ihr gab. Entsprechend bedankte sie sich und beobachtete die Sticheleien zwischen Erich und Louis. Da Louis und sie nun die letzten verbliebenen Fremdländer geblieben waren, überlegte sie, ob sie ihm beispringen sollte. Die Herren klärten es aber unter sich ohne offensichtliches böses Blut und ohne den armen Jungen allzusehr in Schwierigkeiten zu bringen. Ein wenig schmunzelte sie über die Prioritäten der drei "Jungs".
Als dann zum Ritt durch den nächtlichen Wald gerufen wurde, verbreitete sich ihr Lächeln noch einmal. Kurz überlegte sie, ob sie um der Gesundheit der quasi nachtblinden Pferde etwas sagen sollte. Dann entschloss sie sich, die armen Tiere durch indirektes Eingreifen vor Verletzungen zu bewahren. Sie nahm demonstrativ die Mit-Führerposition neben Ingrid ein, führte ihr Pferd jedoch am Zügel. Sie entzündete ihr Sturmlicht und marschierte vorsichtig durch den Wald, Unterholz, niedrige Äste und andere Fallen für die Pferde umgehend (Äste oberhalb der Pferdekopfhöhe vermied sie bewusst nicht).
Hannahs Auftauchen ließ Jelena stehenbleiben, damit ihr Pferd nicht auf einem Pfad lief, den sie nicht für sicher befunden hatte. Sie nickte und antwortete:
"Keine Entschuldigung notwendig. Ich habe die Fähigkeit des Jungen unterschätzt, sich von dem Schrecken zu erholen. Und selbst einen aktiven Anteil an der Vernichtung dieses entweihten Ortes zu haben, hat ihm sicher geholfen." Sie wartete, ob es noch etwas gäbe, dann drängte sie wieder nach vorne.
An der Burg angekommen suchte Jelena einen Platz für die Pferde in der Nähe. Es dauerte nicht lange, bis sie eine kleine Lichtung, entstanden durch einen umgestürzten Baumriesen, ausgemacht hatte. Auf dem nun mondbeschienenen Boden wuchsen Gras und junge Triebe, die Kuhle vom Wurzelwerk des Baumes hatte Regenwasser gesammelt. Sie führte die Pferde zusammen und band ihnen die Vorderbeine sehr locker zusammen, um eine weite Flucht zu verhindern.
Zurück bei der Gruppe setzte sie sich in die Büsche, um die Burg ausspähen zu können und gleichzeitig ein wenig auszuruhen. Nach kurzer Überlegung klinkte sie sich ins Gespräch ein.
"Ich bin ein wenig in mich gegangen und habe gelernt, dass die Unholdin einige Kraft braucht, um sich in Rauch aufzulösen. Wenn wir ihr nicht zu lange lassen, kann sie diese Fluchtmethode nicht wieder einsetzen." In Hörweite des Jungen wollte sie ihre Informationsquelle nicht zu deutlich benennen.
"Was den Zugang angeht: Über die Mauer ist kostet Kraft, wir riskieren Verletzung und Trennung, da bin ich auch dagegen. Um alle Ausgänge abzudecken und eine Flucht der Übeltäter zu verhindern, sind wir zu wenige. Außerdem haben wir die Kutten der Kultisten nicht vor dem Feuer bewahrt, mit denen wir uns über die offensichtlichen Wege vielleicht hätten einschleichen können." Sie schüttelte demonstrativ den Kopf.
"Auch wenn unserer Informationen dafür sprechen, dass die meisten Kannibalen oberirdisch zu finden sind und eine weiße Monsterschlange im Verlies - ich bin für diesen Weg. Mit etwas Glück finden wir Geißeln oder Gefangene, bevor unsere Gegner Wind von unserer Ankunft bekommen." Sie wurde still und wich auf einmal den Blicken der anderen aus.
"Falls ihr- naja, es wäre mir möglich, mich katzen-'gleich' einmal da drinnen umzuschauen und euch zu berichten, um besser einschätzen zu können, was uns erwartet..." Sie biss sich sorgenvoll auf die Lippe, schien aber entschlossen.
"Strakh, moy rebenok, moya doch', plokhoy sovetchik. I yesli ona budet kontrolirovat' tebya, eto budet tvoim kontsom."[1], rief sie sich matuschkas Worte wieder ins Gedächtnis.