Während Jelenas Auftritt bei den Geistern eher Fragen zu hinterlassen schien ob des seltsamen Verhaltens dieses Bären, konnten Louis und Friedrich schon deutlich mehr Eindruck hinterlassen. Friedrichs sachliche Art, die Errungenschaften der Helden darzulegen, schien bereits den einen oder anderen zu überzeugen, und einige der Geister begannen von ihren Erfahrungen zu sprechen, wie sie in der Gewalt der Baronin gelandet waren.
Die Geschichten ähnelten sich, wobei es zweierlei davon gab: Die einen gaben an, dass die Baronin ihre Dörfer besucht hatte, höflich und nobel agiert hatte und ihnen Plätze in der Burg angeboten hatte, um sie dort zu unterrichten und so die Baronie in den Fortschritt zu führen. Die andere Gruppe wurde von Räubern oder dem Kult entführt, der sich um die Baronin gebildet hatte. Beiden gemeinsam war, dass sie an der Burg einem Ritual unterzogen wurden, das ihnen die Lebenskräfte nahm und sie der Baronin zuführte. Eine weitere Gemeinsamkeit war, dass alle Opfer noch sehr jung gewesen waren, manche noch Kinder, die meisten an der Schwelle zum Erwachsenenalter.
Einige wenige Geister begannen von einer Zeit vor Agathes düsterer Verwandlung zu erzählen. Bereits vor dem Krieg verließ das Glück die Baronie Düster, die Agathes Vater kopflos und inkompetent verwaltet hatte. Niemand, auch Agathe, trauerte, als dessen Ende schließlich gekommen war, und zu Beginn schien es, als ob die neue Baronin die Geschicke Düsters tatsächlich zum Besseren wenden konnte. Dann jedoch begann der Krieg und mit ihm kamen zusätzliche Belastungen auf die Baronie zu. Zusammen mit den Folgen der früheren Misswirtschaft stand Düster vor dem Kollaps, und immer verzweifelter suchte die Baronin nach Mitteln, die Baronie zu erhalten.
Dabei schien sie schließlich eine Grenze überschritten zu haben, hinter der sie ihre Menschlichkeit zurückließ. Eines Nachts schändete sie die kleine Kirche am Rande der Burg, und ermordete noch in der gleichen Nacht die meisten Bediensteten in einem unheiligen Wutanfall, der sie endgültig zum Monster machte. Die wenigen, die überlebt hatten, bildeten die Anfänge des Kultes, während die anderen nun hier versammelt waren und die Geschichte erzählten.
Während Friedrich die Geister dazu brachte, diese Geschichten preiszugeben, gelang es Louis jedoch, die Toten tatsächlich zu be
geistern! In den Gesichtern spiegelte sich immer mehr Zuversicht, dass es tatsächlich jemandem gelingen könnte, den Fluch zu brechen, und vereinzelt gab es sogar Rufe, sich den Helden anzuschließen.
Die zurückhaltende und eher ängstliche Stimmung, die eben noch geherrscht hatte, war nun wie umgedreht und tatsächlich boten sich einige der Geister an, die Helden im Kampf gegen die Baronin zu unterstützen.
[1]Ingrid hingegen war in der Zwischenzeit in den Raum gerannt und hatte manisch unter den Geistern nach ihrer Tochter gesucht. Schließlich kam sie zurück, mit Hoffnung in den Augen.
"Sie ist nicht dabei." sagte sie leise.
"Vielleicht lebt sie ja noch."