Erich trat schließlich die schwere Tür auf, nachdem alle signalisiert hatten, bereit zu sein. Die beiden Flügel flogen krachend nach innen und prallten mit zwei lauten Knallen gegen die Wand, als die Helden mit gezückten Waffen in die Halle eindrangen: Leon hatte sich den Platz direkt hinter Erich nicht nehmen lassen; neben dem Eisenländer machte sich mit einem lauten Brüllen Jelena bemerkbar, die immer noch in ihrer Bärengestalt verweilte. Dahinter fächerten sich die anderen schnell auf: Hannah, Friedrich, Louis, der Baron und auch Ingrid waren entschlossen zum Kampf, und auch die durchscheinenden Geister waren gekommen.
Ihnen bot sich das Bild eines einst wohl prächtigen Thronsaals, der sich in seiner Größe hinter dem in Baron Tristans Burg nicht verstecken musste. Doch von der einstigen Pracht war nicht mehr viel übrig geblieben; viel mehr sah es hier aus, als wäre die Burg seit dreißig Jahren unbewohnt. Von den Wänden bröckelte der Putz, die wenigen Wandteppiche, die noch übrig waren, waren zum größten Teil den Motten zum Opfer gefallen, und ähnlich war es dem riesigen Teppich ergangen, der dem Raum einst sicher heimelige Wärme gegeben hatte.
In der Mitte der großen Halle befand sich eine große Tafel, an der zwanzig Kultisten auf den ersten Blick offenbar so etwas wie ein Festmahl einnahmen. Auf den zweiten Blick jedoch bot sich ein schauriges Bild: Auf dem Tisch lagen zwei menschliche Leichen, von denen die "Feiernden" sich große Stück abrissen und daran schmausten. Doch damit nicht genug. In ihrem Wahn vergingen sie sich auch an ihren Tischnachbarn und rissen mit ihren Zähnen Stücke aus Armen und Schultern - die sich davon scheinbar nicht beeindrucken ließen. Einige bissen sich sogar ins eigene Fleisch, um einen Hunger zu stillen, der sie innerlich zum Wahn trieb.
Hinter der Tafel, von den Ankommenden aus gesehen, erhob sich auf einem dreistufigen Podest ein Thron, auf welchem die Baronin dem Wirken ihrer Gäste amüsiert zusah - und auf ihrem linken Bein saß, mit leerem Blick in die Gegend starrend, ein kleines Mädchen. Ingrids spitzer Aufschrei war Beweis genug, dass es sich dabei um Maria handeln musste. Zu ihrer Linken, am Fuße des Podests, befand sich ein mittelalter Mann, der offenbar eine exponierte Stellung einnehmen musste, und auch nicht dem gleichen Wahn verfallen zu sein schien wie die Kultisten. Doch auch er schien keine größere Abscheu zu empfinden bei dem, was sich dort an der Tafel zutrug.
"Ah, da seid ihr ja!" rief die Baronin, als die Gruppe den Saal betreten hatte, und es wurde stiller im Saal, als das Treiben an der Tafel stockte und die Kultisten sich zur Tür wandten. "Und Ingrid, mein junges Mündel, ist auch gekommen. Ich muss zugeben, ich bin enttäuscht von dir, mich so zu hintergehen.
Ich habe euch natürlich erwartet. Oder dachtet ihr etwa, ihr könnt einfach unentdeckt in meine Burg eindringen? Und den Kleinen dort habt ihr auch dabei! Wie fürsorglich von euch, mir mein unvollendetes Mahl mitzubringen. Ihn werde ich mir zum Nachtisch aufheben."
Sie gab dem Mann zu ihrer Linken ein Zeichen, der die Stufen zu ihrem Thron nach oben stieg, und händigte ihm das Mädchen aus. "Gervas, kümmer dich um das Kind, während ich diese Angelegenheit endgültige beende.
Freunde!" rief sie nun den Kultisten zu. "Tötet diese Eindringlinge. Ihr dürft alle verspeisen, außer der großen blonden Frau dort." - sie deutete auf Ingrid. "Mit ihr habe ich etwas Besonderes vor."