...langsam, ganz allmählich verblasst ein Reigen aus Szenen, aus Farben, Gesichtern, Liedern – Erinnerungen und Visionen. Die Gefährten kommen wieder zu sich, umgeben vom flackernden Widerschein des Feuers an den Wänden der steinernen Hütte, die inzwischen von einem fast beißenden Geruch nach verbrannten Kräutern erfüllt ist. Und die Erinnerung an das zuletzt Vorgefallene kehrt auch wieder zu ihnen zurück: Das Internat, die eigenartige Musik, das Werk, auf das sie stießen, Tiffanys Verschwinden, die Begegnung mit den seltsamen Fremden in Ricks Cafe. Dann: Elias Phelps, das alte Lichtspielhaus, die Flucht in eine andere Welt, wo sie bizarre, im erzkonservativen Mief der USA in den 50er Jahren niemals erahnte Begegnungen hatten. Schließlich der lange Weg zum Orakel, und endlich die Große Geistreise, die sie gemeinsam antraten. Sie wechseln ratlos, unsichere Blicke. Haben sie sich verändert? Sie alle sehen noch so aus wie zuvor: Ricky und Laura Ann, die beiden Satyrn, das Indianermädchen Ayleen, der große Troll, zu dem Eddy wurde, und Sonnenauge der Flussmann, ihr Begleiter. Auch fühlen sie sich kaum anders als vor dem Antritt dieser Reise durch ihr eigenes Inneres. Und doch... sie wissen nun vieles, oder besser gesagt, sie wissen vieles wieder, das ihnen lange Zeit entfallen schien. Und wie der benebelnde Rausch der eingeatmeten Dämpfe sich zusehends löst, ihre Augen wieder klarer blicken, so kehren auch die vielen Fetzen und Fragmente zu ihnen zurück. Bei weitem nicht alle in ihren bewussten Gedanken verfügbar, das fühlen sie, aber doch dicht unter der Oberfläche des Bewusstseins schwebend, jederzeit bereit, hervorzubrechen, wenn der geeignete Moment ist, sich zu erinnern.
Vor ihnen hockt das Orakel, tief vornübergebeugt, und macht einen erschöpften Eindruck. Trotzdem lächelt es leicht, als es den Blick hebt und sie anschaut. "Die Große Geistreise ist beendet, und viel habt ihr erfahren" stellt es so selbstverständlich fest, als stünde es ihnen auf die Stirn geschrieben. Und obwohl ihnen der beißende Rauch fast die Tränen in die Augen treibt, wirft es nochmals trockene Wurzeln und Kräuter ins Feuer. "Die Tore sind die Pfade, auf denen die Träume zwischen den Welten umher eilen. Ohne Träume sind wir nichts als wandelnde Leichname." Das schmale, androgyne Gesicht, weder Mann noch Frau und doch beides, sinkt wieder nach vorn, die Augen starren in eine Ferne jenseits der knisternden Flammen. Fast scheint es, als ob das Orakel zu sich selbst spricht. "Der Wächter, er fühlt seine Zeit kommen. Der letzte seiner Gefährten verließ ihn vor vielen Wintern, und nun kommt seine Kraft zu einem Ende. Er ruft, ruft nach einem, der fortan seinen Pfad der Träume bewacht. Und diese eine ist auf dem Weg... doch gefahrvoll wird sein Amt sein. Feinde stellen sich dem Wächter entgegen, diesseits des Tores und jenseits. Auch er braucht Hilfe – treue Gefährten, die an seiner Seite stehen. Denn wenn er scheitert, ist alles verloren, und das Tor wird sich für immer schließen." Die Augenlider des Orakels sind immer weiter hinab gesunken. Nun sind seine Augen ganz geschlossen, doch es ruft mit einem Mal laut: "Geht! Geht und findet den Wächter. Bringt ihn zum Tor, ehe der alte Wächter seine letzte Reise antritt..." Immer mehr verklingt die melodische Stimme, wird leiser, bis sie fast nicht mehr hörbar ist. "Geht... der Friedensbringer weist euch den Weg..." Damit erstirbt die Stimme, das Orakel erstarrt, als sei es mit einem Mal aus Stein. Die Flammen, die alle Kräuter und das meiste Feuerholz verzehrt haben, sinken flackernd in sich zusammen.