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Autor Thema: Kapitel 3: Der hungrige Sturm  (Gelesen 58321 mal)

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Bard Windwärts

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #180 am: 23.07.2020, 20:24:36 »
Dass Bard statt des Mannes eine weibliche Stimme antworten hörte, ließ ihn kurz erschrocken zusammenfahren, doch vermutlich fiel das nicht sonderlich auf, weil seine Muskeln ohnehin vor Kälte und Erschöpfung bebten. Die Sprecherin trat dabei ihn sein Sichtfeld und erkannte auch in ihr eine junge Südländerin – mit Sicherheit eine Varisianerin, wie die Wahl ihrer Kleidung und ihres Schmucks verriet. Sie machte einen etwas vertrauenserweckenden Anblick als ihr etwas düster wirkende Gefährte, aber das lag möglicherweise daran, dass Bard Varisianer als überaus freundliches, fröhliches Volk kennengelernt hatte. Jol, Bards Heimat im Königreich Südmoor, war Anlaufstelle für varisianische Karawanen und Händler aus Varisia. Besonders als Kind hatte er genossen, die Karawanen zu besuchen, um sich Geschichten erzählen zu lassen und der Musik zu lauschen. Er selbst verstand die Sprache der varisianischen Nomaden nicht, so hatte er eher den Klang der Lieder genossen als ihren Inhalt nachvollziehen zu können, aber die Geschichten hatte man für die Gäste stets gern in die gemeine Handelssprache übersetzt. Bard erinnerte sich in diesem Augenblick gern an solch einen warmen Moment aus seiner Vergangenheit, um auf ein wenig andere Gedanken zukommen. Die Düsternis und die Furcht ließen sich aber trotzdem nicht aus seinem Gemüt treiben. Denn trotzdem die hübsche Frau ihm Hoffnung machte und ihm auch zusicherte, dass er befreit werden würde, machte sie sich nicht sofort daran, dies auch umzusetzen.

Etwas skeptisch, aber durchaus interessiert, was sie mit dem Buch und dem Ring neben ihm anstellte, beobachtete Bard sie, während er ihre Frage danach, wie er in die aktuelle, missliche Lage geraten war, bereitwillig beantwortete.
      „Ich halte mich kurz, wenn es recht ist“, begann er, und das Kratzen in seiner Kehle ließ seine Stimme rau, und dass auch der Rest seins Körpers am Ende seiner Kräfte war, ließ sie zittrig klingen. Bard wollte eigentlich nun überhaupt nicht mehr reden, sondern schnellstmöglich von diesem Altar herunter. Doch wenn er für die Hilfe der Fremden erst ihre Fragen beantworten sollte, blieb ihm wohl keine Wahl. Er konnte sich täuschen, aber diese Leute waren nicht gut auf Tunuak zu sprechen, und das wirkte erst einmal wie ein gutes Zeichen. Es ließ ihn zumindest hoffen und seine fatalistischen Selbstmordgedanken komplett aus dem Bewusstsein schwinden.
      „Während ich meiner Forschung nachging, stieß ich auf eine Art Kontamination in der Lebensessenz des Weltengefüges. Mir fällt gerade keine bessere Umschreibung dafür ein.“
      Die Varisianerin neben ihm war offenbar magisch versiert, aber Bard stand nun nicht die Laune nach tiefgehenderen Erklärungen und Fachsimpelei über das unter den „konventionellen“ Gelehrten kontroverse Thema der Ley-Linien, weswegen er sie nicht namentlich erwähnte.
      „Um so etwas zu verursachen, muss die natürliche Ordnung enorm gestört werden, nehme ich an, und das ist nichts, was ich akzeptieren kann.“ Allein der Gedanke daran erfüllte ihn wieder mit Wut und Trauer, doch es kostete Bard schon genug Mühe, seine ohnehin schon vorhandenes Gefühlschaos zu verarbeiten, sodass ihm die Erwähnung der beschmutzten Ley-Linien nur durch ein missbilligendes Stirnrunzeln anzumerken war.
      „Ich bin Druide, müsst ihr wissen“, erklärte er. „Es gehört zu meinen Aufgaben, genau so etwas zu verhindern. Als ich der Sache nachging und dazu weiter gen Norden reiste, hörte ich Gerüchte über seltsame, schwarze Monolithen, die überall im hohen Eis aufgetaucht sein sollen… und mir kam der Verdacht, dass diese Monolithen mit der Störung, die ich spüren kann, zusammenhängen könnten. Ich wollte mir das näher ansehen. Als ich am Rande des hohen Eises ankam, suchte ich in Iqaliat den Dorfschamanen auf, da ich annahm, dass er, wie ich auch, eine enge Bindung zur Natur haben müsste und mir sicherlich helfen könnte. Tunuak gab sich tatsächlich sehr zuvorkommend. Er erzählte mir von erzürnten Windgeistern und dass es gut möglich sei, dass ich genau diesen Zorn wahrnehmen würde. Ich hielt das, ehrlich gesagt, für unwahrscheinlich, allerdings behauptete er, er wolle mich vom Gegenteil überzeugen und mich zu ihnen führen, damit ich mir selbst ein genaues Bild machen könne.“
      „Ich Narr folgte ihm gutgläubig durch einen Spalt im Fels“, Bard gab einen frustrierten Laut von sich. Er ärgerte sich über seine eigene Dummheit. „Im nächsten Moment wurde ich von ihm und skelettierten Untoten überwältigt und sie zerrten mich auf diesen Altar…“
      So leichtgläubig er auch gewesen war, hätte ihn wohl auch überrumpelt, was daraufhin geschehen war, wäre er misstrauischer gewesen. Ein Schaudern durchfuhr Bard. Seine Stimme erstarb an dieser Stelle. Er schloss kurz die Augen, um den Kloß in seinem Hals herunterzuschlucken und sich zu sammeln, was aber leider nur dazu führte, dass wieder Bilder von Tunuaks Dämonenbeschwörungsritual auf ihn einprasselten – und Bard beinahe glaubte, wieder das säuselnde Flüstern des Dämons zu hören. Bard beschloss, dass das Gesagte genug der Antwort war.
      „… den ich wirklich gern verlassen würde“, erinnerte er stattdessen nach einigen Sekunden in Bezug auf den Altar und die Fesseln, die sich immer noch schmerzhaft in seine Haut gruben. Er hoffte, dass man seiner Tortur ein Ende bereitete, statt es bei der verbalen Zusage zu lassen, ihm zu helfen.
      „B-Bitte…“, fügte Bard an. Hoffnungsvoll. Sie mussten doch Mitleid mit ihm haben! Oder fürchteten sie, er sei das, wovor er sie gewarnt hatte: ein korrumpierter, besessener Handlanger Tunuaks? Da er es nicht ertrug, sich mit seinen zweifelnden Gedanken zu beschäftigen, redete er dann einfach weiter:
      „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie glücklich ich darüber bin, dass ihr hier seid! Ich hatte schon befürchtet, mein letztes Stündlein hätte geschlagen, als ich euch habe kommen hören.“ Das könnte nicht wahrer sein.
      „Ich bin Bard Lovart – oder Bard Windwärts, wenn ihr es nicht so mit dem Skaldischen habt. Ihr macht zumindest den Eindruck als würdet ihr noch weiter aus dem Süden kommen als ich“, er versuchte, zu lächeln, was ihm allerdings nur Schmerzen bereitete.
      „Bard genügt mir vollkommen. Ich gebe zu, fühle mich ziemlich angeschlagen, und ich kann verstehen, wenn ihr mir gegenüber misstrauisch seid, aber ich will mich nützlich machen. Lasst mich euch begleiten. Tunuak muss das Handwerk gelegt werden! Ich habe den starken Verdacht, dass er mich loswerden wollte, um zu verhindern, dass ich mehr über die Monolithen herausfinde. Bestimmt hat er etwas mit ihnen zu schaffen. Gut möglich, dass dieser Dämonenschrein hier ebenfalls mit ihnen zusammenhängt.“
      Wenn er ehrlich zu sich war, wollte ein Teil von ihm einfach nur nach Hause. Dieser Ort hatte ihm keine Steinkreisdruiden geboten – nur fast erfolgte Korruption, Schmerz und Leid. Bard wollte fort von hier und nie mehr zurückkehren. Doch da er nun wusste, was er wusste, konnte er das nicht tun. Tunuak musste aufgehalten werden. …und dann? Würde Bard nach dem hier Erlebten überhaupt wieder ruhig schlafen können – jemals? Der Druide versuchte erneut, nicht zu weinen. Er blinzelte den tränernen Schleier fort, der sich in seine Sicht schob.
      Mit Fey war er aufgewachsen, mit wilden Tieren und der Grausamkeit der zivilisierten Völker und der pragmatischen Endgültigkeit der Natur. Aber Dämonen und Besessenheit... damit war er noch nie in Berührung gekommen. Oder damit, dass man ihm selbst solche körperlichen und mentalen Qualen bereitet hatte. Er war überfordert damit, selbst jetzt noch, wo in Aussicht stand, dass er es bald überstanden hatte.

Garridan

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #181 am: 23.07.2020, 21:52:52 »
Garridan nahm Suishen und durchschnitt die Fesseln. "Na dann, haben wir wohl dasselbe Ziel. Ich bin Garridan und ich verstehe nur wenig von dem, was du erzählst. Aber was ich verstehe ist, dass hier etwas faul ist und wir es beenden müssen. Zum Wohl der Stadt. Also, du kannst uns begleiten, wenn du willst. Aber wenn du uns hintergehst, wirst du es bereuen. Und was meinst du damit, ob ich noch ich selbst bin. Wer soll ich sonst sein?"

Dann ging er zu Solitaire. "Was tun wir jetzt, suchen wir ihn oder können wir hier unten etwas unternehmen?" Ein Auge war dabei immer auf den Halbling gerichtet.

Solitaire

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #182 am: 24.07.2020, 00:31:17 »
"Es tut mir leid, Bard, dass wir Dich noch ein wenig ausfragen mussten, aber es steht viel auf dem Spiel und wir mussten uns einfach sicher sein. Ich hoffe, Du verstehst das. Diese Monolithen, von denen Du berichtet hast. Davon haben wir hier auch schon gehört. Wie hatte Sonavut sie genannt? Die Hungrigen Stürme? Die sollen wohl von ihnen ausgehen. Und sie haben einen Drachen immer näher zur Stadt hin getrieben, die er jetzt regelmäßig attackiert. Hier in der Gegend scheint so einiges aus dem Gleichgewicht geraten zu sein."

Als Garridan schon direkt die Fesseln löste, lächelte Solitaire freundlich und zustimmend.

"Und Du hast auch Recht damit, dass wir ein wenig weiter aus dem Süden kommen. Wir sind auch nur ein Teil, denn wir sind mit einer ganzen Karawane hier. Und alles was hier vor sich geht versperrt uns zudem auch noch den Weg für die Weiterreise. Gestern hatten wir schon eine verbale Auseinandersetzung mit Tunuak vor der versammelten Bevölkerung Iqaliats. Er hatte gefordert, dass wir der Stadt verwiesen werden und einer von uns zur Besänftigung ihres angeblichen Zorns den Windgeistern geopfert werden müsse. Da hatte ich schon Verdacht geschöpft, dass er andere Ziele verfolgt, als er vorgibt. Sein neuer Herr scheint sehr durstig nach frischem Blut zu sein. Immerhin konnte ich den Häuptling des Stammes davon überzeugen, dass das nicht der Weg ihres Volkes ist, allerdings sind wir dennoch der Stadt verwiesen worden. Tunuak versteht es schon zu seinen Leuten zu sprechen. Wir haben uns aber trotzdem bereiterklärt, denn die Erutaki sollen nicht unter den falschen Einflüsterungen ihres Schamanen leiden, den Drachen aufzusuchen, der immer wieder die Stadt angreift. Wir waren gerade auf dem Weg dorthin, ein Jäger war so nett uns zu führen... allerdings fanden wir beim Aufstieg den geheimen Durchgang zu diesen Höhlen hier und zwangen ihn damit offenbar, sein wahres Gesicht zu zeigen. Natürlich konnte er uns alleine nicht aufhalten, daher liegt er jetzt gefesselt und bewusstlos draußen in den Gängen. Und den Rest kennst Du ja bereits."

"Jetzt sind der Drache und diese Stürme ersteinmal zweitrangig und wir müssen uns um das akute Problem kümmern, damit es nicht noch weiter ausufert. Tunuak muss gestellt werden. Noch dürfte er in der Stadt sein, wir hatten ihn bei unserer Abreise dort gesehen. Und wir müssen es irgendwie schaffen, den Häuptling hiervon zu unterrichten. Nur weiß ich nicht genau, wie wir das anstellen sollen. Sonavut ist vermutlich unsere beste Chance. Natürlich könnten wir auch hier warten und Tunuak auflauern. Je nachdem, was Naquun, unser Führer, geplant hatte, wären wir schon einige Tage weggewesen. Das heißt, dass der Schamane erstmal nicht wissen sollte, dass wir hier sind. Aber die eingestürzte Fallgrube vor dem Geheimgang ist natürlich etwas auffällig. So oder so, wir sollten uns hier noch ein wenig genauer umsehen, würde ich sagen."

Mugin Sanderbarrel

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #183 am: 24.07.2020, 01:47:48 »
Mugin hatte eigendlich geplant gehabt auf dem Rücken des Eidolon den trügerischen Pfad zu überwinden, aber diese weigerte sich nun. "Es könnten noch mehr Feinde auftauchen, oder Fallen für uns bereit stehen. Ich muss kampfbereit sein also musst du wohl selbst herunterkommen. Sei aber vorsichtig." Erst dann kam ihr der Gedanke das ihr manchmal tollpatschiger Meister tatsächlich abstürzen könnte, doch nun waren sie bereits auf dem Weg.

Und so kam nach Solitaire als drittes das Eidolon zum Altar. Immernoch tropfte langsam heiße Säure von ihren Zähnen und hinterließ zischende Löcher im Eis, der Blick ihrer pupillenloser grünen Augen durchsuchte jeden Winkel des Raums, doch die Piktogramme interessierten sie nicht. Als klar war das keine Gefahr ausging näherte sie sich dem Altar und beobachtete Bard der mit Solitaire und Garridan redete.

Langsam kam dann auch Mugin die Rampe herunter und machte sich ein Bild der Situation. "Damit ist es dann also geklärt, Tunuak hat also den Verstand verloren. Aber von vorne: ich heiße Mugin Sanderbarrel, die gesprächige Varisianerin ist Solitaire und das furchteinflößende Monster da mein Eidolon. Keine Sorge sie beißt nicht... nur die Bösen." Mugin grinste und versuchte so die erdrückende Atmosphere etwas zu heben. "Am Besten schaut sich Rumar, unser Heiler, dich mal an, Bard."

Solitaire

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #184 am: 24.07.2020, 04:22:48 »
"Wenn Tunuak den Verstand verloren hätte, wäre er kaum eine so große Gefahr, wie er voraussichtlich ist. Nein, sein Verstand ist scharf, das haben wir gestern gemerkt. Wir dürfen ihn nicht unterschätzen. Was er verloren hat, sind die Wege der Erutaki und ihrer Windgeister. Er ist korrumpiert vom Bösen und muss unbedingt aufgehalten werden."

Als Mugin ihren Namen nannte, fügte Solitaire noch an: "Aber, wo sind denn nur meine Manieren. Da rede ich schon soviel und vergesse doch glatt, mich auch vorzustellen. Solitaire, genau. Wenn die Prinzessin schonmal nicht da ist, um mich daran zu erinnern."

Mittlerweile war der Halbelfin auch aufgefallen, dass Bard die Kälte offensichtlich schwer zu schaffen machte. Sie selbst merkte ja dank ihrer Magie garnichts davon, trotz ihrer recht leichten Bekleidung. Daher bemühte sie nocheinmal ihr Zauberbuch und ihren magischen Ring, um auch Bard vor dem Einfluss der Kälte zu schützen[1].

Im Anschluss prägte sie noch einen weiteren Zauber in den Ring ein[2], den sie diesmal aber nicht direkt wirkte.
 1. Endure Elements auf Bard
 2. Ring of Spell KnowledgeDisplacement
« Letzte Änderung: 25.07.2020, 08:37:53 von Solitaire »

Mondragor

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #185 am: 24.07.2020, 12:34:31 »
Wer in der Zwischenzeit die Kammer näher betrachtete, dessen Blick wurde zunächst einmal von den fünf Piktogrammen gefangen, die entlang der Wände verteilt waren. Das erste war dabei noch einfach zu verstehen, denn es zeigte schwarze Monolithen, die sich über eisige Hügel erhoben. Die Annahme Bards, dass Tunuak etwas mit diesen Monolithen zu tun hatte, traf wohl ins Schwarze.
Ein zweites Piktogramm zeigte mehrere Türme, die in einem merkwürdigen blauen Licht glühten, während das dritte einen einzelnen Turm vor weißen Berggipfeln darstellte, an dessen Fuß sich etwas erstreckte, was wie ein schwarzer See aussah.
Das vierte Bild bestand aus einem rotierenden Sturm, dessen lange Arme in eisigen Mäulern endeten, die Dörfer der Erutaki verschlangen, während weitere, noch längere Arme nach Wäldern, Städten und Schiffen auf dem Meer griffen. Krieger versuchten, die Stürme mit Speeren zu attackieren und wurden dabei in eisigen Gräbern eingeschlossen.
Das letzte Piktogramm zeigte eine blauhäutige Frau mit schwarzem Haar und schwarzen Flügeln, die eine silberne Krone trug. Ihre Hand hielt eines der dreifingrigen Klauensymbole, die sie hier überall vorfanden, als Szepter, von dem aus sich spiralförmig silberne und weiße Schlieren in alle Richtungen ausbreiteten.

Außer den Piktogrammen nahm selbstverständlich der Altar eine zentrale Position in der Kammer ein, auf dem der Halbling nun endlich von seinen Fesseln befreit war und damit begann, seine geschundenen Handgelenke zu reiben. Rund um den Altar und in der ganzen Kammer waren unzählige Knochen verteilt, von denen zahlreiche die Markierung mit der dreigliedrigen Knochenhand besaßen. Direkt vor dem Altar war außerdem ein kleiner Haufen weißer Scherben aufgeschichtet, die auf den ersten Blick wie Keramik aussahen.

Solitaire

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #186 am: 24.07.2020, 12:54:50 »
Solitaire nutzte ihre Tanzenden Lichter, um die Piktogramme besser sichtbar zu machen. Direkt beim ersten wurde ihr bewusst, wie eng das alles hier wahrscheinlich zusammengehörte. War Tunuak möglicherweise sogar die Ursache für die Monolithen und die Stürmen? War es das, was seine Rituale hier bewirkten? Oder war er auf sie gestoßen und wurde von ihnen korrumpiert? Auf einem der späteren Bilder wurde einer dieser Hungrigen Stürme dargestellt. Das sah wirklich nicht gut aus. Es bedurfte nicht allzuviel Vorstellungskraft um einen solchen Sturm mit dämonischem Wirken in Verbindung zu bringen. Und das letzte dürfte dann wohl seine neue Herrin zeigen. Die Bilder von den Türmen hingegen sagten ihr nichts. Ganz offensichtlich aber hatten sie auch etwas hiermit zu tun. Sie prägte sich das Bild von dem einzelnen Turm ganz genau ein, denn wahrscheinlich würden sie diesen noch finden müssen.

"Ich schaue mich mal nach magischen Auren um," gab die Zauberin bekannt, ehe sie die entsprechende Formel wirkte[1], um sich damit weiter in der Höhle umzusehen.

Die Scherben waren ebenso ein Rätsel, aber vielleicht hatte Bard etwas mitbekommen, wofür sie verwendet wurden?

Daher fragte die Varisierin den Halbling noch: "Bard? Weißt Du, warum diese Scherben hier liegen?"
 1. Detect Magic

Bard Windwärts

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #187 am: 24.07.2020, 15:03:38 »
„Danke“, äußerte Bard sich erleichtert, als Garridan die Fesseln durchschnitt und der unangenehme Druck und der Schmerz der Seile, die sich in seine Wunden bohrten, nachließ. Sein Körper gehorchte ihm schwerfällig, als er sich endlich wieder bewegen konnte. Dennoch zögerte er keine Sekunde, bevor er die neu gewonnene Bewegungsfreiheit nutzte und schleunigst vom Altar herunterrutschte. Wankend, da seine tauben Beine drohten, ihm direkt den Dienst zu versagen, suchte er das Gleichgewicht und stolperte ein Stück von dem mit Schädeln verzierten Opferstein fort. Er versuchte, sich ein wenig zu sammeln, während er Solitaires Ausführung lauschte. Bard erkannte, dass er nicht über alle Geschehnisse in Iqaliat Kenntnis gehabt hatte, schließlich hatte er nur mit Tunuak gesprochen. Der Name Sovanut, der genannt wurde, sagte ihm nichts, und auch von dem Drachen hörte er in diesem Gespräch zu ersten Mal. Hätte Bard nach seiner Ankunft hier erst mit anderen Bewohnern das Gespräch gesucht, statt direkt den Schamanen um Hilfe zu bitten, wäre Bard vielleicht sein Schicksal auf dem Sithhud-Altar erspart geblieben – denn dann wäre es denn Dorfbewohnern vielleicht aufgefallen, dass Tunuak mit dem hier fremden Halbling fortgegangen und allein zurückgekehrt war.

Die Fesselung hatte sich wirklich unangenehm tief in sein Fleisch gegraben. Bard betastete, die geschwollenen und blutverklebten Fesselmale vorsichtig, und versuchte dann, seine Durchblutung ein wenig anzukurbeln und das Gefühl in seine schon bläulichen Finger zurückzureiben. Er trug zwar noch seine Winterkleidung (die hatte Tunuak ihm nicht vom Leib gerissen, als der Schamane ihn durchsucht hatte), aber das lange Liegen in der Eiseskälte auf dem harten Stein hatte Bard dennoch stark auskühlen lassen. Dementsprechend dankbar war er dafür, dass Solitaire ihm mithilfe von Magie half, sich aufzuwärmen. Wieder beobachte Bard sie beim Zaubern, denn auch wenn er für seine Befreiung dankbar war und diese fremde Reisegruppe seiner Auffassung war, was Tunuak betraf, war ihm das letzte Mal, als er jemandem leichtgläubig vertraut hatte, fast in dämonische Besessenheit geraten. Da er ihren Zauber allerdings identifizierte,[1] wehrte er sich nicht und schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln, als eine Welle von wohliger Wärme durch ihre Hand in jeden Winkel seines Körpers floss. Er vertrieb das Kribbeln aus seinen Fingern, indem er sie mehrmals zu Fäusten ballte. Sein unkontrolliertes Zittern stellte sich ein und Bard versuchte, tapfer zu sein, was seine übrigen Blessuren betraf.

Sein Blick schweifte durch die Runde, als diese immer größer wurde, und er nickte auch dem Eidolon und Rumar zu, die von Mugin vorgestellt wurden. Der Gnom nannte das eigentümliche Wesen zwar scherzhaft ein „furchteinflößendes Monster“, doch Bard schreckte das Aussehen des Eidolons wirklich nicht. Obwohl eindeutig war, dass es eine fremdweltliche, beschworene Kreatur sein musste, ging Bard nun erstmal nicht davon aus, dass sie korrumpierend auf die Lebensströme Einfluss nahm so wie Dämonen es taten. Die Fey, zum Beispiel, waren schließlich auch nicht von dieser Ebene und lebten dennoch mit der Natur im Einklang.
      „Es freut mich, euch alle kennenzulernen“, sagte Bard schließlich. Auch wenn er dies ernst meinte, konnte er die Erschütterung und den Kummer, der ihn erfüllte, nicht verbergen.
      „Ich nehme es euch nicht übel, dass ihr Fragen stellt. Ich kann das verstehen. Wenn Tunuak versucht hat, das Dorf gegen euch aufzuhetzen, einen von euch umbringen wollte, und ihr sogar bereits in einen Hinterhalt geraten seid, habt ihr guten Grund, das auch von mir zu vermuten. Dieser Ort hier hat einen üblen Einfluss, daran besteht kein Zweifel. Ich versichere euch, dass ich euch nicht schaden will. Sollte ich euch dennoch angreifen, tut mir bitte den Gefallen und fesselt mich erneut.“
      Er nickte daraufhin entschlossen und hoffte, dass dies nicht nötig sein würde. Bard war sich sicher, die Einflüsterungen des Dämons abzuschütteln. Er fühlte sich noch wie er selbst. Doch sollte er sich irren und dies nur ein Spiel eines Dämons sein, dann würde Bard erneut die Hilfe der Fremden brauchen.
      „Wir müssen sehr vorsichtig sein“, war Bard deswegen wichtig zu betonen. „Tunuaks Einfluss über die Erutaki könnte weit über die Macht seiner Stellung als Schamane hinausgehen. Dieser Naquun, den ihr erwähnt habt… ich glaube, ich weiß, wen ihr meint. Ich war mir bereits relativ sicher, dass er mit Tunuak gemeinsame Sache macht. Doch es könnte sein, dass er das nicht freiwillig tut. Vielleicht hat Tunuak ihn dazu gezwungen, so wie er versucht hat, mich zu zwingen. Er hat mich nicht auf diesen Altar gefesselt, um mich zu opfern. Nein, dann wäre ich bereits tot.“
      Bard musste unwillkürlich schlucken. Wieder schlich sich ein Zittern in seine Stimme, aber nun war definitiv nicht die Umgebungstemperatur schuld.
      „Er hat vor, mich zu einem Gefäß für einen Dämon zu machen“, überwand Bard sich, zu erzählen. „Er hat einen Quasit beschworen, der Besitz von mir ergreifen sollte. Ich konnte mich gegen diese Kreatur wehren, doch ich bezweifle nicht, dass Tunuak es weiter versucht hätte, wenn ihr mich nicht gefunden hättet…“
      Nun blickte Bard Garridan direkt an. „Beantwortet das deine Frage? Ich konnte nicht wissen, ob du vielleicht von einem Dämon übernommen wurdest und keine Kontrolle mehr über deine Handlungen hast.“
      Bard atmete tief durch und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Die Tortur war vorbei. Tunuak würde keine Gelegenheit bekommen, dies erneut zu versuchen.
      „Es hat mich alle Kraft gekostet, Tunuaks Ritual abzuwehren. Es muss umso schwerer sein, noch dagegen anzukämpfen, wenn der Dämon sich bereits eingenistet hat. Allerdings könnte deine Magie vielleicht helfen, Solitaire. Den Schutzkreis gegen Böses, den du gerade gewirkt hast“,[2] schlug er vor und offenbarte damit, dass er sich durchaus mit Zaubern und ihrer Identifizierung auskannte, „könnte Naquun helfen, die Besessenheit abzuschütteln, sollte er Tunuak unfreiwillig zu Diensten sein.“

Bard machte sich auf den Weg zu seiner Ausrüstung, die Tunuak in der Nähe des Altars ausgebreitet hatte. Es fehlte auf den ersten Blick nichts, also räumte Bard die losen Sachen zurück in den Rucksack, der wie ein achtlos fallengelassenes Stoffknäuel daneben lag. Dann schlüpfte er in seine Rüstung, hängte sich seine Sichel an den Gürtel und schnallte seinen Pfeilköcher um. Die Signalpfeife, die er nutzte, um Astrid zu sich zu rufen, wenn sie durch die Wildnis streifte, ruhte einen Moment lang in seiner Handfläche. Er hoffte, sie war wohlauf. Dennoch unterdrückte er den Impuls, in die Pfeife zu blasen. An diesem verdorbenen Ort hatte seine Freundin nichts zu suchen. So besorgt und ungeduldig Bard auch war, sie wiederzusehen, würde er erst versuchen, sie zu rufen, wenn er es für sicher erachtete. Er hängte sich die Pfeife mit der angebrachten Schnur um seinen Hals, wo sie gegen seinen Schutztalisman klackerte, der ihm leider nicht vor Tunuaks Überfall hatte bewahren können. Während Bard schließlich den Buckler an seinen Arm schnallte und seinen Bogen schulterte (beides Gegenstände, deren wahrer Wert Tunuak vermutlich entgangen war) und die Macht ihrer Ley-Energie in ihnen summen spürte, wanderte sein Blick, zu den Wandbildern, die Solitaire beleuchtete.
      Vom Altar aus hatte Bard die Piktogramme nicht genau begutachten können. Aber nun schienen sie seine Vermutung über die Verbindung zwischen Tunuak und den schwarzen Monolithen zu bestätigen… Mehr noch:
      „Diese Malereien verheißen auf jeden Fall nichts Gutes“, formulierte Bard seine Gedanken dazu. „Die Geschichte, die sie erzählen, kommt ja schon einem Geständnis gleich. Wir sollten sie auf jeden Fall den Erutaki zeigen. Das wird sie von Tunuaks dunklen Machenschaften überzeugen und vielleicht können sie uns sagen, wo wir die dargestellten Orte finden.“

Erst Solitaires Worte machten Bard auf Scherben beim Altar aufmerksam.
            „Bisher sind mir die Scherben nicht aufgefallen“, gab er zu, „aber mein Blickwinkel war auch stark eingeschränkt.“
            Bard trat näher heran, um sich die Scherben genauer anzusehen.[3]
 1. DC 16 automatisch geschafft
 2. DC 18 automatisch geschafft
 3. Knowledge (arcana) 13
« Letzte Änderung: 24.07.2020, 15:44:31 von Bard Windwärts »

Bard Windwärts

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #188 am: 27.07.2020, 14:28:09 »
Bedauerlicherweise musste Bard feststellen, dass er nicht zuordnen konnte, zu welchem größeren Ganzen die Scherben einmal gehört haben könnten.[1] Ein Stirnrunzeln schlich sich in seine Miene. Das Äußere der Scherben war ihm nicht vertraut. Allerdings konnte er sich denken, dass ihre Anwesenheit in der Nähe des Altars kein Zufall sein konnte. Was auch immer Tunuak hier alles veranstaltet hatte, hatte der korrumpierte Windschamane für Sithhud getan – und deswegen waren die Scherben sicher nicht nur von größerer Bedeutung, sondern hatten gewiss auch einem verderbten Zweck gedient.
      „Ich habe keine Ahnung, was diese Scherben mal gewesen sein könnten oder wofür Tunuak sie verwendet haben könnte“, war er ehrlich, „aber vielleicht können sie es mir ja verraten.“
      Bard beließ es bei dieser eher mysteriösen Formulierung und wagte es, nach kurzem Zögern, noch ein wenig näher zu treten. Der Schmerz seiner Wunden durchzuckte ihn, als er auf die Knie sank, doch er biss die Zähne zusammen und versuchte sich, ganz auf Ley-Energie zu konzentrieren, die jeden Winkel des Seins erfüllte. Die Verderbnis, die in dieser Eishöhle lag, war bitter für Bard und drängte auf ihn ein wie das fiebrige Pochen einer gefräßigen Krankheit. Doch er ertrug es und legte seine Finger an die Scherben, um sie genauer zu begutachten – nicht mit seinem Tastsinn oder den Augen, sondern mit seinem Geist. Er wusste: Eindrücke von Emotionen und Ereignissen blieben nicht nur in Erinnerungen von Lebewesen, sondern auch an Gegenstände und auch ganzen Orten haften. Sie waren wie Fußspuren am Waldboden. Um sie zu erkennen und zu lesen, brauchte man vor allem ein gewisses Gespür dafür.
      Tatsächlich offenbarten ihm die Scherben einen kleinen Einblick in ihre Vergangenheit. Es war nicht mehr als ein Bild, das vor seinem inneren Auge aufblitzte und ein Ausschnitt einer Szene war, die so bruchstückhaft war wie die Scherben selbst, und ein Eindruck über ihre Bedeutung.
      Bard zog seine Hände wieder zurück, fast als würde er vor einem Feuer zurückschrecken, dem er zu nahe gekommen war. Jedoch war keine Überraschung, sondern Nachdenklichkeit in seinen Zügen.
      „Ich kann immer noch nicht präzise sagen, was es mit den Scherben auf sich hat. Doch sie müssen Teil eines Gefäßes, im Weitesten Sinne, gewesen sein“, deutete er, was er wahrgenommen hatte, bevor er es ausformulierte:
      „Ich spüre, dass diese Scherben noch keine waren, als sie hierhergelangten. Sie sind Teil eines Gegenstands, den Tunuak selbst hier an diesem Altar zerstört hat. Und ich spüre, dass dabei nicht die Scherben, sondern der Inhalt dieses Gegenstands das Wichtigste war.[2] Ergibt das für euch irgendeinen Sinn?“
 1. Knowledge (arcana): kein Erfolg
 2. Ergebnis von Object Reading und Psychometry 22

Solitaire

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #189 am: 27.07.2020, 16:52:28 »
"Wir werden schon noch herausfinden, was es damit auf sich hat. Auf jeden Fall hat Tunuak damit nichts Gutes unternommen, soviel steht wohl fest. Schauen wir uns hier noch ein wenig um, dann sollten wir zurück zu Naquun, um zu sehen, ob wir ihn von diesem Dämon befreien können, der laut Bard höchstwahrscheinlich in ihm steckt," schlug Solitaire vor. "Die Scherben packen wir am besten vorsichtig ein. Vielleicht kann Phoebe mehr dazu sagen."

Die Varisierin lässt ihren Blick nocheinmal entlang der Hohlenwand ringsum schweifen, während sie ihre Lichter ebenfalls dort entlang bewegt und sie hält auch weiterhin nach magischen Auren Ausschau.

Rumar Endan

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #190 am: 28.07.2020, 03:54:26 »
Mit den Wächterskeletten wurde kurzer Prozess gemacht, womit der Weg frei war. Während Garridan und Solitaire ziemlich schnell nach unten kamen und sogar Mugin samt seinem Eidolon den Pfad innerhalb kürzester Zeit hinter sich ließen, hatte Rumar etwas mehr Probleme. Jeder Schritt brachte ihn fast zum Stürzen. Er musste sich noch langsamer als sonst bewegen, um nicht zu fallen und sich dabei ernsthaft zu verletzen. So kam er also recht spät unten an. Zumindest verpasste er nichts von den Gesprächen, da die Worte durch das Echo an ihn herangetragen wurden. Wäre auch blöd gewesen, wenn Bard alles nochmal erzählen müsste.
Wie Solitaire bereits erklärt hatte, war ihnen allen schon so etwas in der Richtung klar gewesen. Diese Ausmaße hatte sich Rumar aber nicht vorgestellt. Entweder war Tunuak durch diese Höhle und seinen Inhalt korrumpiert worden oder er war überhaupt erst der Grund dafür, dass sich das alles hier befand. Außerdem hatte er auch irgendetwas mit diesen Monolithen, den Untoten und den Stürmen zu tun. Was genau seine Verbindung mit all dem war, konnte er wohl nur selbst erklären. Sicher war nur, dass sie ihn aufhalten und das Dorf über diesen Ort in Kenntnis setzen mussten.
Doch zuerst wollte sich Rumar um den armen Halbling kümmern. Nicht nur war er angegriffen und verletzt worden, nein er war auch auf unbestimmt lange Zeit an diesem Ort auf einem kalten Steinaltar gefesselt gewesen. Dazu kam noch die seelische und mentale Tortur, die er hatte mitmachen müssen. Ein wirklich gequälter junger Mann stand da vor ihm. "Über die Scherben können wir uns später noch Gedanken machen.", erwiderte er dem Halbling mit einem Lächeln. "Erst möchte ich dir etwas Linderung verschaffen. Ich bin Rumar.", womit er auch schon den Heilstab zückte und Bard damit berührte.[1]
Die Wunden des Druiden schlossen sich wieder und nur einige Schrammen blieben übrig. "Ich werde die Götter in einem Gebet darum bitten, dir Kraft zu schenken. Damit du diese Folterung besser verarbeiten kannst." Viel mehr konnte er hier im Moment ohnehin nicht tun. Solitaire hatte ihn ja bereits vor der Kälte geschützt und einen Bannkreis erschaffen. Schließlich nickte er der Hexenmeisterin zu. "Ja, wir sollten uns um Naquun kümmern. Sonavut muss über diesen Ort informiert werden und dann müssen wir Tunuak an seinen Plänen hindern." Er schüttelte den Kopf. "Vielleicht ist der Drache nicht unser Feind oder der des Dorfes. Es hieß, dass er früher das Dorf in Ruhe ließ. Was wenn er es nur angreift, weil er von Tunuak und seinen Plänen weiß?" Rumar ließ die Frage unbeantwortet. Drachen waren weise Kreaturen. Es war nicht auszuschließen.
 1. 2 Ladungen für 15 HP.

Solitaire

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #191 am: 28.07.2020, 10:12:36 »
"Sonavut hatte doch gesagt, dass der Drache in Richtung Iqaliats getrieben worden war, als diese Stürme aufgetaucht sind. Da wir nun mit großer Sicherheit sagen können, dass die Stürme etwas hiermit zu tun haben, ist doch auch denkbar, dass es kein Zufall ist, dass der Drache hier ist, oder? Vielleicht steckt Tunuak ja auch hinter den Angriffen des Drachen, vielleicht nicht direkt, aber vielleicht hat er ihn bewusst provoziert, um einen sichtbaren Grund zu haben, den er den Erutaki vorlegen kann, um sie nach und nach zu korrumpieren. Wer weiß, wo Naquun uns hingeführt hätte und was sein Plan war, aber womöglich wollen sie garnicht, dass jemand sich um den Drachen kümmert," vermutete Solitaire während sie sich weiter in der Höhle umsah und nach magischen Spuren suchte.

Solitaire

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #192 am: 30.07.2020, 14:30:07 »
Nachdem es in der Höhle nichts weiter zu finden gab, holte Solitaire eine Decke heraus, um die Scherben vorsichtig einzupacken und in ihrer magischen Tasche zu verstauen. Dann schlug sie vor, zurückzugehen, um nach Naquun zu sehen.

"Also gut, verlassen wir diesen finsteren Ort und gehen zurück. Wir müssen uns überlegen, wie wir vorgehen wollen, wenn wir Sonavut und den Häuptling informieren wollen. Schließlich sind wir offiziell nicht mehr willkommen in Iqaliat. Aber eins nach dem anderen. Sehen wir mal nach Naquun. vielleicht kann mein Zauber ihm ja wirklich helfen, wieder zu Sinnen zu kommen. Zumindest temporär. Aber auch das würde uns schon viel weiterhelfen. Und dann kann Phoebe sich noch diese Scherben ansehen."

* * * * *

Wenn sie dann wieder bei Naquun angekommen waren und alles unverändert vorgefunden hatten, wirkte Solitaire zunächst noch einen Zauber auf ihre Vertraute, um ihren Geist zu schärfen[1], wobei sie wieder einmal ihr Zauberbuch zuhilfe nahm. Dann holte sie noch ein anderes Buch hervor und zeigte Phoebe die passenden Seiten, die sie selbst auch vorher schon einmal durchgelesen hatte[2]. Zu guter Letzt half sie mit ihren eigenen Überlegungen zu den Scherben und ihrer schwachen magischen Aura noch so gut es ging mit[3].

Phoebe flatterte interessiert um die Scherben herum und besah sie sich gründlich, bis sie zu ihrer Schlussfolgerung kam[4].

* * * * *

Dann war es an der Zeit, sich um Naquun zu kümmern. Da er noch gefesselt war, galt es nun, ihn wieder wachzubekommen. Als er die Augen aufschlug, trat Solitaire neben ihn, um ihn in den Schutzkreis mitaufzunehmen, den sie auf sich selbst gewirkt hatte. Die Magie würde ihm eine weitere Chance geben, sich gegen den Dämon zu wehren, der von ihm Besitz ergriffen hatte[5]. Wenn es denn so war.
 1. Bestow Insight für Knowledge (arcana)
 2. Pathfinder Chronicle für Knowledge (arcana)
 3. Aid Another (Take 10)
 4. Knowledge (arcana) 34
 5. s. Protection from Evil; er bekommt einen weiteren Rettungswurf gegen die Besessenheit, mit einem +2 Moralbonus und +2 Resistenzbonus durch den Magic Circle against Evil. Bei Erfolg, wird die Besessenheit zumindest unterdrückt, solange der Schutzkreis anhält und er sich in seinem Bereich aufhält.

Bard Windwärts

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #193 am: 30.07.2020, 22:43:35 »
Es würde sich schon noch ergründen lassen, was hinter den Scherben steckte – da hatten Solitaire und Rumar recht. Bard war froh, dass das Rauschen in seinen Ohren nachließ, als er aufhörte, nach der Ley-Energie zu tasten. Bisher hatte er es noch nie als derart unangenehm empfunden, mental eins mit der Umgebung zu werden. Der Moment der Erleichterung, die Umgebung wieder komplett mit seinen körperlichen Sinnen wahrzunehmen, war vergleichbar mit dem Verschwinden eines erdrückenden Gewichts, das auf seiner Brust gelegen, ihm das Atmen schwergemacht und für einen klaustrophobischen Zustand gesorgt hatte. Hoffentlich würde es möglich sein, Iqaliat und die ganze Gegend von dem dämonischen Einfluss zu befreien, sodass die Natur wieder heilen könnte. Bard war, so mitgenommen er auch sein mochte, entschlossener denn je, die Kontamination der Ley-Linie zu beseitigen.
      Zumindest seine körperlichen Schmerzen verschwanden beinahe komplett, als Rumar mithilfe eines Stabes heilende Magie auf Bard übertrug. Nicht nur die Schnitte und Platzwunden, die ihm die Skelette zufügt hatten, verheilten durch die beiden Zauber, die Rumar wirkte, rasend schnell, sondern auch seine wunden, blau angelaufenen Fesselmale wurden immer schmaler, bis sie nicht mehr zu sehen und zu spüren waren. Lediglich verkrustete Narben blieben von allen Verletzungen zurück, die daran erinnerten, was Bard widerfahren war. Mit ein wenig Zeit und Ruhe würden aber auch diese nicht mehr schmerzempfindlich sein und sich komplett in Wohlgefallen auflösen.
      „Meinen aufrichtigen Dank! Ich stehe in euer aller Schuld“, antwortete Bard Rumar – nach kurzem Zögern, da Bard etwas verlegen nicht wusste, wie genau er darauf reagieren sollte, dass Rumar zudem ankündigte, für sein mentales Heil zu beten. Bard respektierte die Macht der Götter, auch wenn er selbst ihnen nicht aktiv huldigte. Es war ihm also nicht unangenehm, in Gebete eingeschlossen zu werden. Doch dass Bard gerade fix und fertig mit den Nerven war, war für ihn fast unerträglich… und auch der Gedanke daran, dass es vermutlich wirklich nicht so einfach zu verkraften sein würde, was Tunuak ihm angetan und zu welchen Gedanken er ihn gebracht hatte. Bard hatte einen düsteren Abgrund gesehen, den er sich bisher noch nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen hätte vorstellen können. Er bezweifelte, dass ihn das jemals wieder loslassen würde – jedenfalls jetzt in diesem Moment fühlte es sich nicht danach an. Es war erneut so als höre er Tunuaks Inkantationen und die wispernde, schmerzbringende Antwort des Abyss. Mit einem Mal wurde Bard, als die Panik wieder in ihm hochkochte, ziemlich heiß. Er blickte zu seinen Händen hinab, die immer noch, aber nun wieder deutlicher unkontrolliert zitterten, und versuchte dann, das zu kaschieren, indem er die Gurte seines Rucksacks umfasste und sich daran festklammerte.
      Da Solitaire die Scherben an sich nahm, bestand für Bard kein Grund mehr, länger in der Nähe des Altars zu verbleiben. Also nickte Bard Rumar betreten zu und suchte, ganz im Gegenteil zu seiner vorherigen Redseligkeit, ohne weiteres Wort Abstand, indem er schon einmal zum Fuß der eisigen Rampe vorging. Sobald die anderen bereit waren, den Pfad in die Höhe zu erklimmen, schloss Bard sich ihnen an.
      Naquun stellte sich schlussendlich tatsächlich als derjenige Jäger heraus, der Bard in den Sinn gekommen war, als die anderen ihn erwähnt hatten. Und Phoebe war keine Person, sondern eine magische Vertraute in der Gestalt einer Drossel. Der Anblick des Vogels entlockte Bard ein kurzes Lächeln, bei dem jedoch, neben der Freude, die Sorge um Astrid mitschwang. Die Abwesenheit seiner Freundin rückte durch die Anwesenheit der Drossel sehr stark in sein Bewusstsein und das Verlangen, sie sofort suchen gehen zu müssen, nagte unnachgiebig an ihm. Leider musste dies warten... einige, wenige Minuten, bis die aktuellen offenen Fragen geklärt waren. Bard harrte dem aus, was Phoebes Begutachtung der Scherben und das Wecken von Naquun für Ergebnisse nach sich zogen. Der gefesselte Mann war Bard sehr suspekt. Momentan war Naquun zwar bewusstlos, doch Bard hielt so viel Abstand wie es die Umgebung erlaubte und blieb wachsam.
« Letzte Änderung: 30.07.2020, 22:48:36 von Bard Windwärts »

Mondragor

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Kapitel 3: Der hungrige Sturm
« Antwort #194 am: 31.07.2020, 14:51:25 »
Während Solitaire sich um ihren Zauber kümmerte, brauchte Phoebe nicht lange, um zu einer Erkenntnis zu gelangen. Aufgeregt und scheinbar auch aufgebracht flatterte sie direkt vor Solitaires Nase umher, bis diese ihr ihre Aufmerksamkeit schenkte.
"Was bitte ist mit euch allen los? Braucht es erst eine verwunschene Prinzessin in Vogelgestalt, um euch zu sagen, was ihr da gefunden habt? Das war ein Drachenei, das sieht doch eine blinde Taube! Habt ihr da drin etwa einen Drachen gefunden?"

So geschockt Solitaire war, wischte sie den Gedanken für den Moment zur Seite, um ihren Schutzzauber auf Naquun zu wirken. Von dem Zauber getroffen, begann der Mann sich plötzlich wild hin und her zu werfen, so weit es seine Fesseln zuließen. Sein gesamter Körper zuckte wild, als würde er sich gegen etwas wehren, und schließlich stand ihm sogar Schaum vor dem Mund. Der Kampf dauerte sicherlich zwei bis drei Minuten, in denen die Gefährten Naquun so gut es ging am Boden fixierten, ihn dabei aber sorgenvoll betrachteten: Es sah nicht gesund aus, was dort passierte.

Dann, plötzlich, erschlaffte der Körper ihres Führers, und eine kleine, gehörnte und geflügelte Kreatur, die vielleicht gerade einmal einen halben Schritt in der Länge maß, trennte sich von ihm ab - eine bessere Beschreibung dessen, was sie dort sahen, konnten sie nicht geben.
Der kleine Dämon quiekte verärgert und wollte gerade fliehen, als sich die gesamte Gruppe mit allem, was sie zu bieten hatte, auf ihn stürzte. Er hatte keine Chance, bevor er wieder in die niederen Ebenen verbannt war, aus denen er gekommen war.

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