Nachdem Katiyana besiegt war, begannen die Helden mit einer genaueren Erforschung des Turmes. Als erstes fuhren sie mit der schwebenden Plattform auf das Dach desselben - was nun, nachdem der Sturm abgeebbt war, auch relativ gefahrlos möglich war. Es gab dort oben keine Brüstung oder sonstige Haltegriffe, so dass sie zuvor wohl einfach vom Dach geweht worden wären. Nun jedoch konnten sie eine famose Aussicht genießen, auch wenn dies nicht der Grund gewesen war, wegen dem sie hierhergekommen waren.
Noch grandioser wäre die Aussicht wohl von den Gipfel der Alabasterberge, die sich östlich des Turmes noch einmal um Tausende Fuß auftürmten und so den Blick in diese Richtung versperrten.
[1] Doch eine solche Reise würde erhebliche Strapazen bringen und sie noch einmal Wochen, wenn nicht Monate, in Verzug bringen - während es in dieser Eiswüste weiterhin nicht einfach war, die Vorräte aufzustocken.
Der Weg nach Süden war nun jedoch in alle Richtungen frei und weit zu überblicken: Sowohl in die Richtung, aus der sie kamen, als auch in Richtung Tian Xias reichte die Sicht über Dutzende von Meilen, auch wenn die Landschaft selbst jetzt am Mittag in ewiger Dämmerung lag und die Sonne es zu dieser Jahreszeit nicht schaffte, über den Horizont zu kriechen.
Von der Sphäre, die zuvor über dem Turm geschwebt war, war nun keine Spur mehr zu sehen, und so machten sich die Abenteurer nach einiger Zeit wieder auf den Weg in die unteren Stockwerke des Turms. Viel mehr, als sie bisher schon gefunden hatten, brachte ihre weitere Suche nicht zum Vorschein - die Wesen reagierten nicht anders als zuvor und schienen überhaupt keine Kenntnis davon genommen zu haben, was weiter oben gerade geschehen war. Eher schienen sie Teil einer uralten Mechanik zu sein, die Katiyana auf irgendeine Weise entschlüsselt haben musste.
Was sie sich aus den Puzzleteilen, die sie im Turm gefunden hatten, zusammenreimten, war folgendes: Eine uralte Spezies, womöglich längst ausgestorben, vielleicht aber auch göttlich, hatte vor Urzeiten diesen Turm (und womöglich noch andere) errichtet und damit das Wetter kontrolliert. Die früheren Meister dieser Technologie waren längst verschwunden, die Überreste ihres Wirkens jedoch zum Teil immer noch vorhanden, ohne dass bislang jemand sich einen Reim darauf hätte machen können.
Katiyana musste dies irgendwie gelungen sein, wenn auch womöglich nur rudimentär. Zumindest hatte sie es geschafft, die alte Magie soweit wieder zu reaktivieren, dass sie sie für ihre destruktiven Pläne nutzen konnte - die Stürme zu entfesseln und die Morozkos außer Kontrolle geraten zu lassen. Der tiefere Grund dahinter war jedoch weiterhin im Dunkeln - es musste jedoch etwas mit Sithuud zu tun haben, dem schlafenden Dämonenlord.
Die Abenteurer jedoch hatten Katiyanas Pläne durchkreuzt und sie erschlagen - und so konnten sie sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe zuwenden und Ameiko nach Tian Xia begleiten; auf dem Weg, der nun wieder frei von Stürmen passierbar sein sollte. Nur Bard musste sich nun entscheiden, was er weiter tun wollte: Sein Ziel, die Leyströme wieder in Ordnung zu bringen, war erreicht - denn es waren Katiyanas düstere Energien gewesen, die das Leyfeld korrumpiert hatten. Zufrieden, entscheidend bei deren Heilung mitgewirkt zu haben, entschied er sich, seinen aktuellen Begleitern noch weiter zu folgen; und sei es nur deshalb, weil auch bei sturmlosem Wetter die Reise alleine über das Hohe Eis wohl ein Selbstmordkommando gewesen wäre.
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Einige Wochen reiste die Karawane nun schon bei stabil gutem Wetter dem Tian Xia zugewandtem Ende des Hohen Eises entgegen, und ihr Führer Ulf war zuversichtlich, nun bald wieder auf den Pfad von Aganhei zu stoßen, auf dem sie die letzte Etappe ihrer Reise zum Himmelswandgebirge zurücklegen würden, das die nördliche Grenze Tian Xias bildete. Es war eine ereignislose Zeit gewesen, und die Laune in der Karawane hatte sich nach den Ereignissen am Turm mehr und mehr verbessert.
"Wir nähern uns der Kuppe des Toten Mannes" ließ Ulf eines Tages wissen.
"Einst stand auf diesem Hügel ein mächtiger Wachturm, der über etliche Meilen hinweg den Pfad von Aganhei übersah und der einen sicheren Hafen für die Handelskarawanen bot. Eines Tages jedoch, vor etwas zwei Jahrhunderten, wurde der Posten von einer Armee Riesen und Untoter angegriffen. Etliche Karawanen, die dort lagerten, wurden abgeschlachtet, doch ein einzelner Held führte einen Ausfall an, der die feindlichen Linien durchbrach und die Angreifer so lange in Schach hielt, bis die restlichen Karawanen entkommen konnten. Der Held kämpfte sich zurück zum Turm und die Legende sagt, dass er die Feinde in den Turm lockte, um diesen dort über sich und ihnen einstürzen zu lassen. Niemand kannte seinen Namen, doch der Hügel erhielt zu seinen Ehren den Namen "Kuppe des Toten Mannes".
Dort werden wir wieder auf den Pfad von Aganhei stoßen."Als sie nur noch wenige Meilen von ihrem Ziel entfernt waren, schlugen jedoch die Kundschafter Alarm, die die Umgebung der Karawane überwachten. Es schien, als würde sich eine kleine Armee von Untoten um die Karawane herum bilden, und Ulf trieb die Gruppe zur Eile an, um den Hügel zu erreichen, bevor die Untoten sie umzingeln konnten. Dort, so schätzte er es ein, war der strategisch beste Ort, um sich den Feinden zu stellen.