Autor Thema: Kapitel 2 - Langsames Siechtum  (Gelesen 6101 mal)

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Felodin

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #30 am: 18.02.2020, 23:35:46 »
Als der Abend in Klauenhafen Einzug hielt, füllte sich die Gaststube des kleinen Wirtshauses rapide und Bolin hatte alle Hände voll, die hungrigen und durstigen Leute mit allerlei dringend Notwendigem zu versorgen. Diese geschäftige Zeit nutzte Felodin um letzte Vorbereitungen in der Stube zu treffen, ehe er sich etwas zurück zog.

Etwas später, nun da die meisten Teller bereits geleert waren, die Bäuche satt und gut gefüllt, und die Hände sich bereits zur Bestellung einer zweiten Runde hoben, tauchte der Halbelf langsam im Gastraum auf und bezog gemächlich seinen Platz gleich neben dem freundlich lodernden Feuer, welches alles in einem warmen Schein tauchte.[1]

Das Reisegewand hatte er gegen Hose und Wams aus schwarzem Samt getauscht, die bei jeder Bewegung des jungen Darstellers kräftige bunte Farben offenbarten, die geschickt in die zahlreichen Falten des Kostüms eingearbeitet worden waren. Lächelnd begrüßte er die Anwesenden und ließ seine Augen über die Menge wandern. Als sein Blick Sè`s kreuzte zwinkerte er der jungen Frau für den Bruchteil eines Herschlags verschmitzt zu, ehe seine Laute aus dem Schatten hervor auftauchte und er sie mit einem bestimmten Streich seiner Finger zum Erklingen brachte. Die ihm nun sichere Aufmerksamkeit nutzte der Geschichtenerzähler augenblicklich für eine begeistert vorgebrachte Vorstellung: "Felodin werde ich genannt; Reisender in vielerlei Welten war ich! Gast von Fürsten und Begleiter von Helden! Und heute Nacht will ich euch, geschätzte Leute aus Klauenhafen, mit meiner Kunst erfreuen! Lehnt euch zurück - genießt, lauscht, singt und lacht ganz wie euch der Sinn steht!" Sich einen Humpen schnappend, prostete er seinem Publikum zu und nahm einen guten Schluck.

Die erste Zeit verbrachte der wandernde Schausteller damit die Neuigkeiten von Silbrigmond, Niewinter und Baldurs Tor zu künden. Und als letztes: Tiefenwasser! Ein Name, so bekannt und aufregend wie kaum ein zweiter in den Reichen! Lachend berichtete Felodin, das ein oder andere Gerücht aus der fernen Stadt. Und als besonderen Leckerbissen eine Begebenheit die sich erst kürzlich ereignet hatte. Eine bezaubernde, junge Dame aus Amn hatte einen der Prinzen des hohen Adels so bezirzt, dass er seinen Platz in der großartigsten aller Städte aufgab und mit ihr gemeinsam in ihre sonnige Heimat zurück kehrte. Sehr zum Verdruss seiner wohlfeilen Sippe, die  schäumte und so gar nicht damit umzugehen wusste.

Diesen Teil des Abends schließlich zu einem guten Ende bringend, stärkte sich der Halbelf mit einem weiteren Zug aus dem Krug und streifte sich die dunkelroten, halblangen Haare aus dem Gesicht, ehe er die gute Laune nutze und zum nächsten Teil überleitete. Dem Gesang!

Bekannte Trinklieder zum Klatschen und Becher auf den Tisch schlagen, berührende Balladen, anzügliche Gassenhauer die einen fast von selbst zum vergnügten Mitgröhlen zwangen, unterhaltsame Spottgesänge, Lieder die von Heldenmut und Treue kündeten und alles was das Publikum wünschte und Kurzweil versprach.

Nachdem der letzte Ton verklungen war, strahlte Felodin sein Publikum an und wischte sich außer Atem den im Feuer glitzernden Schweißfilm von der Stirn und verkündete, dass es nach einer Pause mit einer Geschichte aus fernsten Landen weiter ginge.

Und tatsächlich. Als sich die Menschen wieder etwas beruhigt, die Blasen geleert, die Becher erneut gefüllt und wieder zu ihrem Platz zurück gefunden hatten, erschien der Halbelb erneut an seinem Platz. Es war nun schon spät geworden und das Feuer war mittlerweile ein gutes Stück herunter gebrannt und nicht alle waren bis zu diesem letzten Teil geblieben. Nichts desto trotz, klatschte der Geschichtenerzähler in die Hände und mehrere Kerzen im Raum entflammten gemeinsam und veränderten erneut die Stimmung im Wirtshaus.

Zwischen den Anwesenden herum gehend, begann Felodin nun seine Geschichte zu weben. Im fernen Calminshan, ward ein Pasha Herrscher der Stadt am Rande der hungrigen Sandwüsten. So stolz und arrogant war er, künden die Geschichten, dass niemand mit ihm sprechen durfte außer dem Großwesir. Und so entspann sich eine Erzählung von Hochmut, glühendem Stolz, dunkelstem Verrat und einem kleinen Schneiderlein, welches unschuldig in die Ränke des Wesirs hinein gezogen worden ward und nun um sein Leben fürchten musste.

Immer wieder unterstrich Felodin seine Worte mit in die Luft geworfenen Porträts der Charaktere. Der hackennasige Wesir, der tumbe Henker des Pashas, die schlaue Köchin die stets nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht war und viele mehr. Doch dabei beließ es Felodin nicht. Wenn es die Situation erforderte gab es einen kurzen, aufrüttelnden Windstoß oder es stoben unverhofft die Funken um seine Zuhörer zu überraschen oder noch tiefer in die Erzählung zu führen.[2]

Als das Schneiderlein nach vielerlei Verwechslungen, packenden Momenten und schlauer Rede seinen Kopf im letzten Moment vom Richtblock ziehen konnte und eilig mit Eseln reich bepackt aus der Stadt ritt während der grausame Wesir seinen Platz einnahm und die Geschichte damit ein gutes Ende fand, verneigte sich Felodin, der mitten zwischen seinen Zuhörern stand und strahlte in die ihn umgebenden Gesichter.

“Habt dank.“
 1. So in etwa.
 2. Wer denkt, dass er innerhalb von 10 Fuss vom zwischen den Bänken wandernden Felodin ist, kann einen DC: 13 Wisdom Check machen, sonst gilt er als (regeltechnisch) charmed für den Moment.

Sé Faoláin

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #31 am: 19.02.2020, 20:08:06 »
Flink schenkte Sé aus, servierte und plauderte um Bolin so gut es ging zu unterstützen. Immer wieder bestritt sie den Weg zur Küche um allerlei Speisen zu holen - für Bolin hatte sich der Abend schon ausgezahlt, noch bevor der Barde sein Spiel begann. Ab und an sah sie sich auch nach den Gesichtern der Zwerge und nach Niyall um, immerhin galt es noch Pläne zu schmieden....

Da erschien der junge Geschichtenerzähler mit einer faszinierenden Anmut in der Taverne und nahm seinen Platz ein. Bei jeder geschmeidigen Bewegung blitzte eine neue Farbe aus dem exotischen Gewand, dass neben seinem leuchtenden Haar und dem wohl geschnittenen Gesicht die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Wie verabredet legte Sé nun ihre Schürze nieder und begab sich in unmittelbare Reichweite, damit sie nur nichts versäumte. Als Felodin ihr dann zuzwinkerte, hüpfte ihr Herz vor Aufregung. Ein echter Weltreisender! Und das mitten in ihrer Taverne - so ein Glück!

Sé klebte an seinen Worten und fieberte mit. Während der Lieder half sie Bolin, weiter die Gäste zu versorgen. Bei der letzten Erzählung jedoch, konnte sie nicht anders, als sich wieder in die Nähe des Halbelfen zu setzen. Der Mund der jungen Druidin war leicht geöffnet und ihre Augen glänzten. An besonders aufregenden Stellen entkamen ihr von Zeit zu Zeit ein paar Schreckenslaute, Geräusche des Staunens oder ganze Sätze, wenn sie den Figuren in der Geschichte sagte:  Nein, tu das nicht!" oder "Wie romantisch!". Kurz, sie war von der Erzählkunst ganz und gar gefangen und nahm das Geschehen um sie herum nur am Rande wahr.

Erst als der Barde sich bedankte merkte Sé, wie spät es nun sein musste. Der Raum begann sich zu leeren und nur wenige Gäste bestellten weitere Runden. "Danke dir, Felodin. So etwas Tolles habe ich wahrlich noch nie erlebt! Setzt du dich noch ein bisschen zu uns?" Sé sicherte sich einen der Tische am Feuer, wischte kurz darüber und hielt erneut nach den Anderen Ausschau. Auch wenn die Nacht fortgeschritten war, sie war noch nicht vorbei.

Niyall

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #32 am: 19.02.2020, 23:23:34 »
Auch Niyall stimmte der allgemein vorherrschenden Meinung zu, dass sie baldestmöglich den halbelfischen Druiden Veranidoth aufsuchen sollten. Vielleicht würde er sie ebenso verachten, wie die Elfen, aber vielleicht würde er ihnen auch zuhören und sein Wissen mit ihnen teilen, so er denn überhaupt etwas über diese Dinge wusste. Einen Versuch war es allemal wert.

Als sie sich also vom Alchimisten verabschiedeten, ging Niyall zu ihrer eigenen Unterkunft zurück. Sie wollte die Zeit nutzen, um noch eine Weile in der Mediation zu versinken und ihre neuen Kräfte zu erforschen. Die nächsten Tage würden sicher wieder hektischer werden und so war ihr ein Moment der Ruhe durchaus willkommen.

Jykel

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #33 am: 21.02.2020, 10:15:12 »
Als Jykel die Wirtsstube betrat, wurde ihm bewusst, dass er gut daran getan hatte, etwas früher zu kommen, denn schon jetzt waren die meisten Tische besetzt. Er erwischte noch einen leeren etwas am Rande, was ihm allerdings gar nicht so ungelegen kam: Auch wenn er den Geschichtenerzähler gerne sehen mochte, war es ihm doch eher unangenehm, mitten im Geschehen zu sitzen und am Ende von dem Mann noch in sein Spiel einbezogen zu werden.

Von seinen Mitstreitern des kleinen Abenteuers sah er allerdings nur Sé, als er hineinkam, und sie hatte alle Hände voll zu tun, um Bolin zu helfen, seine Taschen mit Geld zu füllen - ihn selbst sah sie erst, als sie ihm ein Bier brachte, hatte aber nicht viel Zeit, um mit ihm zu sprechen. Dem Zwerg fiel ohnehin auf, dass der reisende Barde die junge Frau offenbar bereits jetzt verzaubert hatte, denn sobald er später die Bühne betrat, konnte sie nicht für einen Moment die Augen von ihm lassen, und sie setzte sich dann auch auf einen Platz in der Nähe des Feuers, ganz in seiner Nähe.

Die Vorstellung, das konnte Jykel mit Fug und Recht behaupten, war exzellent. Es war durchaus spannend, die neuesten Geschichten aus den großen Menschenstädten zu hören, auch wenn Felodin - so der Name des Barden - sich für seinen Geschmack etwas zu sehr auf den Klatsch und etwas zu wenig auf die relevanten politischen Ereignisse konzentrierte. Doch hie und da ließ sich auch in dieser Hinsicht etwas aus seinem Redefluss herauslesen.
Der zweite Teil des Abends jedoch, der Gesang, war ein einziges Vergnügen, und seit langer Zeit konnte Jykel einmal wieder sämtliche Sorgen für einen Moment vergessen. Felodin schaffte es tatsächlich, den sturen Zwerg so mitzureißen, dass dieser am Ende auf dem Stuhl stehend die letzten Lieder mitklatschte, um besser sehen zu können. Doch auch jetzt war der Abend noch nicht zu Ende ...

Das Ende der Vorstellung quittierte der gesamte Raum mit einem donnernden Applaus, in den auch Jykel mit einstimmte. Auch der Beutel, der herumging, füllte sich ansehnlich, und auch Jykel ließ sich nicht lumpen und ließ ein paar Silberstücke hineinklimpern.[1] Nachdem die meisten Gäste sich verabschiedet hatten und Sé ebenfalls zur Ruhe kam und sich an einen Tisch setzte, ging auch Jykel dorthin, denn schließlich wollten sie noch ihre anstehende Reise bereden.
 1. Ich hab mir 5 Silberstücke gestrichen.
« Letzte Änderung: 21.02.2020, 10:16:19 von Jykel »

Aelar Silberschein

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #34 am: 21.02.2020, 13:36:04 »
Aelar hatte sich den Tag über die Siedlung etwas näher angeschaut, aber ohne etwas spezielles zu suchen. Er ließ sich einfach treiben und genoss es, kein besonderes Wissen zu suchen, sondern sich einfach treiben zu lassen. Er hatte während seiner Studienzeit oft erfahren, dass man meist keine Weisheit fand, wenn man immer nur in alten Schriften suchte. Das Leben zeigte einem oft bessere Wege, um die Welt verstehen zu können.

Gegen Abend war er dann wieder in die Taverne gekommen, um sich Felodins Auftritt anzuschauen. Er hatte ihn schon das ein oder andere Mal in Aktion erlebt, aber dieser Abend war etwas besonderes. Auch hier ließ er sich fortreißen von den Klängen und Worten, versuchte in die Geschichte einzutauchen und sie lebendig werden zu lassen.

Als Felodin sein Werk vollendet hatte, fiel er in den Applaus ein und nickte dem Halbelf begeistert zu. Und dann ging er zu dem Tisch, an dem sich die junge Frau und ihr Begleiter gesetzt hatten. Er hatte sich am Nachmittag nicht vorgestellt, weil der bereits im Aufbruch gewesen war. Das wollte er nun nachholen.

"Einen schönen Abend wünsche ich, mein Name ist Aelar Silberschein und ich reise mit Felodin, der uns diesen einmaligen Abend beschert hat. Darf ich mich zu euch setzen?"

Felodin

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #35 am: 22.02.2020, 11:21:05 »
Der Geschichtenerzähler verbeugte sich noch und ließ eine Kappe mit langen Fasanfedern kreisen um die Münzen der großzügigen Bewohner von Klauenhafen zu retten und nicht ihrem Schicksal zu überlassen. Jedem der ihm etwa gab, nickte er dankbar zu und fand freundliche Worte für den edlen Spender. Die Anspannung der letzten zwei Stunden fiel dabei von ihm ab und er begann sich erneut zu entspannen und das zufriedene Gefühl zu genießen, welches sich stets einstellte wenn eine Vorstellung gut angekommen war.

Sè`s freundlicher Einladung folgend, schnappte sich Felodin noch etwas Wasser und eine große Karaffe Wein und gesellte sich zu der hübschen Frau und ihren Freunden. Aelar herbei winkend, achtete er darauf, dass sein Reisegefährte einen guten Platz erhielt, auch wenn dies bedeutete, dass sie alle ein wenig enger zusammenrücken mussten. Seinen Freunden, zumindest für diesen Abend, eifrig einschenkend, nahm er selbst einige tiefe Züge vom Wasser, ehe er zum Weinbecher grief und einen Trinkspruch ausgab: "Auf die Schneiderlein in dieser Welt - mögen sie immer das Glück an ihrer Seite wissen!"

Die junge Dame an seiner Seite für einen Moment länger als es schicklich wäre anlächelnd, trank er und seufzte schließlich vergnügt. Ein gutes Leben gut gelebt. Eine Kunst für sich.

Erzählt uns etwas!" forderte Felodin sodann seine Tischgefährten auf und deutete Aelar und sich selbst an. "Der Abend ist jung und die Welt groß und voller Wunder."

Brogar Tunnelheim

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #36 am: 22.02.2020, 14:06:34 »
Brogar war recht spät aufgetaucht. Der Runenschmied hatte sich mit düsterer Miene in irgendeiner Ecke des Schankraums niedergelassen, wo sich wunderbarerweise trotz der Enge noch eine Lücke gefunden hatte, in die er seine wuchtige Gestalt quetschen konnte (ohne allzu viel Rücksicht auf die säuerlichen Mienen seiner Sitznachbarn zu nehmen, die sich gezwungenermaßen noch etwas dichter aneinander drückten). Einen Humpen Bier bestellend - oder was man hier wohl so als Bier zu verkaufen wagte, kein Vergleich mit einer Maß Felsbräu - war er dem Vortrag des bunten Vogels gefolgt und hatte sich fast als einziger nicht so recht von der Geschichte mitreißen lassen. Dafür allerdings hatten seine zusammengekniffen Augen sehr genau auf den Händen Felodins geruht, jede Geste und jedes Wort genau aufnehmend. Verschiedentlich murmelte er dabei unverständliches Zeug vor sich hin: "Thaumaturgisch unsaubere Manifestation... unglaublich... dürfte eigentlich gar nicht funktionieren... Anbindung an die Effektmatrix völlig schleierhaft... erratisch... muss quantenmagische Prinzipien nutzen..." Obwohl er sich abgesehen davon zu keinerlei Reaktion auf das Schauspiel hinreißen ließ, warf er nach kurzem Zögern mit unverändert finsterem Blick dennoch ein blinkendes Silberstück in die umhergehende Kappe[1], ehe er ein Stück Pergament hervorholte, auf das er einige Notizen kritzelte.
 1. Ist schon abgestrichen.

Sé Faoláin

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #37 am: 22.02.2020, 20:45:12 »
"Aber gewiss, Aelar. Du bist also Felodins...", Sé zögerte kurz, "...Gefährte?" Der jungen Druidin war wohl bewusst, dass sie noch nicht viel von der Welt gesehen hatte und auch die Gepflogenheiten anderenorts nicht kannte. Ihr Lächeln blieb freundlich und offen.

Sie blickte dann in Richtung der Türe - ob Niyall wohl doch noch kommen würde? "Brogar, setzt du dich zu uns?" Sé machte eine einladende Geste an den Tisch. Sie holte noch ein paar Kleinigkeiten hinter der Theke hervor und nahm dann neben den neuen und alten Bekanntschaften Platz. "Ich habe Felodin von den letzten Wochen erzählt. Wir werden, müsst ihr wissen, von einer sonderbaren Krankheit heimgesucht und haben nicht allzu weit von hier Spuren eines Baphomet geweihten Kultes entdeckt. Menschen sind auf grausame Weise getötet worden. Wie das alles zusammenhängt, wissen wir noch nicht. Um den Erkrankten zu helfen und allen in und um Klauenhafen, haben wir vereinbart, das Dorf morgen früh zu verlassen. Wir versuchen zum einen eine Quelle zu finden, die besonderes Wasser hat und zum anderen den Druiden, den Halbelf Veranidoth. Wir hoffen, dass uns diese beiden Spuren weiterhelfen können."

Ob sich die beiden ansehnlichen Männer wohl für diese Geschichte interessierten? Suchten sie neuen Stoff für einen nächsten Auftritt? Sé musterte Felodin. Was mochte er von alledem halten, was er heute von ihr gehört hatte? "Habt ihr bei euren Reisen schon einmal mit soetwas Erfahrung machen können? Kennt ihr vielleicht diesen Kult, oder habt schon eine ähnliche Krankheit erlebt?" Sie ergänzte noch einige Informationen zu Natur und Verlauf der magischen Seuche und sah beide erwartungsvoll an.



Felodin

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #38 am: 29.02.2020, 14:40:12 »
Aufgrund von Sè`s Wortwahl und Frage Aelar einen amüsierten Seitenblick zuwerfend, die junge Schönheit war nicht die erste die auf diese Idee gekommen war, begrüßte der Reisende den hinzukommenden, aber abweisend wirkenden, Zwerg mit einem überaus freundlichen Lächeln und einer einladend ausgestreckten Hand die auf einen freien Platz deutete.

Dann wandte sich Felodin wieder Sè zu und lauschte mit ernster Miene erneut ihrer Erzählung. Seit dem sie ihm heute Nachmittag das erste Mal davon erzählt hatte war etwas Zeit vergangen. Und in dieser Zeit war ihm tatsächlich das ein oder andere eingefallen und so beugte er sich ein wenig nach vorne und stützte beide Unterarme an der Tischkante ab, während seine Hände den Kelch umfassten. Bedacht blickte er in die Augen der Anwesenden ehe er mit gemessenem Tonfall sein Wissen, zumindest zum Teil, weitergab: "Magische Krankheiten sind derer einige. Ich habe schon viel über sie gehört. Der heulende Tot, Talonas Grimasse, die Halruaanische Schwindsucht, das Slaad Fieber, oder auch die Abyssal Plage." Dann beschrieb er die Sympthome und versuchte aus seiner Erinnerung etwas Vergleichbares zu finden, wie es seine Tischgenossen ihm beschrieben, da er ja die Kranke selbst nicht gesehen hatte.

Nach einiger Zeit dieser Teils sehr makabren Unterhaltung, als das Gespräch wieder auf den Teufels-Kult zu sprechen kam, wandte der Halbelb mutmassend ein: "Baphomet gewährt seinen Anhängern ja übernatürliche Kräfte ... ich könnte mir gut vorstellen, dass sie sich mit Hilfe eines Rituals von einer Krankheit befreien wollten."

Natürlich war das alles sehr wage, aber auch irgendwie ... interessant. Und Sè. Sie hatte ihn so erwartungsvoll angesehen und ... überhaupt! Dies war eine spannende Sache! Die wollte er nicht verpassen. Aus vielerlei Gründen.

Kurzerhand fasste sich Felodin ein Herz und trug den Fremden, mit denen er nun doch schon einige Becher getrunken hatte, an: "Wenn ihr wollt könnte ich, oder wir - wenn Aelar ebenso Lust hat" dabei blickte er seinen Reisegefährten aufmunternd an "euch bei eurer Druidenreise ja begleiten. Vielleicht können wir euch bei der Lösung dieses seltsamen Rätsels ja behilflich sein."

Der Geschichtenerzähler kicherte, bereits leicht beschwipst und fügte dann amüsiert hinzu: "Wir kennen uns auch mit mehr Dingen aus als nur mit magischen Krankheiten - versprochen." und blinzelte mit Schalk in den Augen den Anwesenden zu.

Jykel

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #39 am: 29.02.2020, 15:25:00 »
Jykel war zwiegespalten, als der Barde und sein Freund sich zu ihnen an den Tisch setzten. Einerseits war er immer noch hingerissen von dessen Vorstellung und war gespannt darauf, wie der Mann im normalen Leben sein würde. Andererseits wollten sie ihre Reise besprechen und er war nicht erpicht darauf, ihre Geschichte in den Wirtshäusern der Schwertküste dargeboten zu wissen.

Doch seine Sorge stellte sich bald als Gewissheit heraus, als Sé ohne zu zögern jedes Detail ihrer Reise und ihrer weiteren Pläne offenbarte. Da es nun aber ohnehin zu spät war, konnte er sich auch einfach damit abfinden. Verwundert reagierte er jedoch, als Felodin sofort anbot, sie zu begleiten. Ihm war zwar nicht entgangen, dass der Halbelf ein Auge auf die hübsche Druidin geworfen hatte, doch er hätte ihn nicht so eingeschätzt, dass er sich auf eine längere Reise begeben würde, nur um mehr Zeit mit ihr verbringen zu können. Üblicherweise dauerten solche Liebschaften bei den Barden eine Nacht (die er vermutlich bekommen würde, wenn er Sés Blicke richtig deutete, und danach wandten sie sich neuen Städten mit neuen Schönheiten zu.

Statt über diverse Krankheiten zu spekulieren - der Zwerg war immer noch der Meinung, dass Panikmache nicht angebracht war - begann er irgendwann, Felodin Fragen über die herrschenden Häuser in den Städten der Dunkelküste zu stellen. Dabei war er weniger an dem Klatsch und Tratsch interessiert, den der Barde zuvor hauptsächlich zum besten gegeben hatte, sondern wollte schlicht sein eingerostetes Wissen auffrischen. Als er noch bei den Zwergen gelebt hatte, war er immer wieder auch als Gesandter in die größeren Städte gereist, um Verträge auszuhandeln, wo es wichtig war, über die Herrschenden auf dem Laufen zu bleiben. Nun jedoch, in Klauenhafen, hörte er nur äußerst selten etwas über die Außenwelt und war begierig nach Neuigkeiten.

Brogar Tunnelheim

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« Antwort #40 am: 29.02.2020, 19:55:29 »
Mit sichtlicher Zurückhaltung folgte Brogar der Einladung. Er musterte die beiden Fremden und brummte etwas, das man genauso gut als Gruß wie als Bemerkung über das Wetter auffassen konnte. Der Runenschmied setzte sich und beschränkte sich auf das Zuhören, nur gelegentlich einen Schluck aus seinem Humpen nehmend. Dabei verzog er jedesmal verächtlich das Gesicht, wenn er sich die schaumigen Reste aus dem Bart wischte. Offenbar mundete ihm das Getränk nicht allzu sehr, schon aus Stolz. Trotzdem seine Blicke misstrauisch und seine Züge verschlossen blieben, hörte er aber dennoch aufmerksam den Schilderungen zu, die der Halbelf zum besten gab. Immerhin mochte zwischen all den viel zu bunten, blumigen Worten das eine oder andere harte Faktum verborgen sein... Da Jykel es übernahm, den Burschen nach politischen Verhältnissen und anderem zu fragen, überließ Brogar ihm das Reden und sinnierte über das Gehörte. Erst als Felodin sein Angebot äußerte - Brogars kräftige Finger trommelten gerade langsam gegen den leeren Humpen - sah er auf und maß ihn mit einem langen Blick. "So, so..." machte er mit einem Heben seiner buschigen Augenbrauen. "Und was wäre wohl Euer Interesse an einer solchen Reise, wenn man fragen darf?"

Felodin

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« Antwort #41 am: 01.03.2020, 12:22:03 »
Doch Felodin machte keine Anstalten über herrschende Häuser der Dunkel- oder wie sie unter den Nichtzwergen genannt wurde: Schwertküste zu berichten. Immer wenn Jykel das Thema wechseln wollte, vertröstete oder beschwichtigte er den Zwerg und knabberte weiter an den Fakten und versuchte sie mit einer ihm bekannten Krankheit über ein zu bringen auf das diese Frage geklärt wurde. Und desto später die Nacht desto wilder wurden die Theorien. Doch vorerst vergeblich.

Erst nachdem der Halbelf sein aufrichtiges Angebot geäußert hatte und Brogar ihn im Gegenzug nach seiner Motivation befragte, blickte er den bärtigen Zwerg an und erwiderte so trocken, dass es schwer fiel seine Worte einzuschätzen: "Nun ich genieße eure Gesellschaft dermaßen, dass ich sie ungern nach heute abend bereits wieder missen möchte. Eine gemeinsame Wanderung an einen interessanten Ort? Was könnte es Erfreulicheres geben nach dieser langen Zeit auf dem winzigen Floß?"

Mit einem Seitenblick zu Jykel, zwinkerte Felodin dem Zwerg zu und meinte: "Außerdem haben wir dann genügend Zeit um uns über die Politik und Wirren der großen Familien und Reiche auszutauschen Freund Jykel. In den letzten Monaten hat sich ja einiges ereignet."

Sé Faoláin

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« Antwort #42 am: 08.03.2020, 21:59:20 »
Sé hatte den Ausführungen des Barden gelauscht und sich darauf konzentriert, die tatsächlich vorhandenen Symptome mit den vom Halbelfen aufgezählten zu vergleichen. Die Nacht schritt schnell voran und sie kam zu keiner eindeutigen Diagnose, nicht vom Zuhören allein.

"Es wird spät, meine Herren. Wenn wir morgen früh aufbrechen wollen, so sollten wir die letzten Nachtstunden zur Rast oder Vorbereitung nutzen. Ich für meinen Teil heiße Felodin und Aelar gerne in unserem Kreis willkommen. Die Unterstützung können wir sicherlich brauchen und es ist bestimmt in ihrem Interesse aufzuklären, was hier vor sich geht, bevor sie hier in Klauenhafen ihre Zelte aufschlagen. Vielleicht kann ihr Wissen zur Aufklärung des ganzen Schlamassels beitragen. Ich bin mit meiner Weisheit vorerst am Ende." Die zierliche Druidin räumte gebrauchtes Geschirr ab und tauschte eine niedergebrannte Kerze auf dem Tisch aus. Sie lächelte aufmunternd in die Runde.

"Ein Glück, dass sich so viele bereit erklären zu helfen. Wenn ihr einverstanden seid, treffen wir uns nach Sonnenaufgang vor dem großen Tor und brechen zum Druiden auf. Entweder er kann uns mit Informationen aushelfen, oder unserem Ruf ins Dorf folgen. Ein weiterer Druide, der sich der Sache annimmt, kann ja nicht schaden. Ich verabschiede mich und ziehe mich für ein Weilchen in mein Zimmer zurück. Am Morgen geh ich zuerst noch bei Niyall vorbei und erzähle ihr von der heutigen Nacht."

Aelar Silberschein

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #43 am: 09.03.2020, 08:47:35 »
Aelor sah die junge Frau etwas verwirrt an, natürlich waren Felodin und er Gefährten, Reisegefährten. Aber die Frau schien etwas anderes zu meinen? "Ja, wir Reisen gemeinsam. Wir haben denselben Weg gehabt und es ist weniger schön, alleine unterwegs zu sein." Mehr hatte er dazu nicht zu sagen.

Als sie dann von Baphomet sprach, begannen sich die kleinen Rädchen in seinem Kopf wie wild zu drehen und in einem Zug ratterten diverse Geschichten und Ereignisse durch seinen Kopf, die er nach sinnvollem Wissen durchsuchte. Sein Blick wurde abwesend und das Gespräch um sie herum verblasste. Aber so sehr er auch suchte, da war nichts. Während dessen hatte Felodin schon geantwortet, also blieb Aelar still. Aber die Geschichte passte zu seinem Traum, sie waren sicher an der richtigen Stelle hier.

Und so ging der Abend vorbei und dann war es Zeit, zu schlafen. "Vielen Dank für die freundliche Einladung in eure Runde und ich glaube, wir begleiten euch gerne. Ihr wollt vermutlich bald nach Sonnenaufgang aufbrechen und nicht erst ein, zwei Stündchen danach?" Aelar war nicht so der Frühaufsteher, er konnte es zwar, aber er mochte es nicht so gerne. Das war früher ein Problemen gewesen, denn da mussten sie schon mitten in der Nacht aus den Betten raus, aber seid er auf Reisen war, interessierte ihn der frühe Vogel herzlich wenig. Aber für diese Aufgabe würde er gerne eine Ausnahme machen.

Idunivor

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Kapitel 2 - Langsames Siechtum
« Antwort #44 am: 11.03.2020, 19:21:53 »
Doch die Truppe war nicht gewillt allzu spät aufzubrechen und so fanden sich am nächsten Morgen ein noch recht müder Aelar und ein deutlich begeisterterer Felodin an der Palisade, wo vor mehrere Zehntage auch das erste kurze Abenteuer der Gruppe begonnen hatte. Niyall war von Sé bereits über die Ergebnisse des letzten Abends informiert worden und so mussten vor dem Aufbruch nur Namen und einige wenige Höflichkeiten ausgetauscht werden. Allerdings fehlte einer aus ihren Reihen. Brogar hatte eine Nachricht von Oldor erhalten und ließ sich entschuldigen. Er musste sich darum kümmern - allein, das betonte er ausdrücklich - und würde deshalb nicht mit den anderen in den Wald aufbrechen. Da sich daran nichts ändern ließ, machte sich der Trupp dennoch auf den Weg, dieses Mal nicht so sehr in Eile wie zuvor.
Zwei Tage waren sie unterwegs bis am Horizont der Hochwald auftauchte. Das Wetter war so wechselhaft wie eh und je, leichter Regen, etwas Wind, doch auch genug Sonnenstunden um die feuchten Mäntel im Wind wieder zu trocknen. Die Schatten zwischen den Bäumen wirkten auf manch einen aus der Truppe bedrohlicher als auf andere, je nach dem wie sehr sie in den großen Wäldern des Nordens zuhause waren. Bäume so weit das Auge reichte, aber zum Glück hatten sie eine halbwegs vernünftige Beschreibung, wo sie Veranidoth würden finden würden. Doch die Eiche, an der er angeblich anzutreffen war, lag eine gute Stunde innerhalb des Hochwaldes. Um dorthin zu gelangen, mussten sie durch den Wald und auch mit Torbens Hinweise, wo sie lang mussten, war das in der praktischen Umsetzung etwas anderes.[1]
 1. Ein Survival-Check bitte, Unterstüztung ist möglich
« Letzte Änderung: 14.03.2020, 17:30:01 von Idunivor »
The only ones who should kill are those prepared to be killed.