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Autor Thema: Im Land des Silbernen Lotus  (Gelesen 16821 mal)

Beschreibung: Kapitel 01

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Einar

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Das Land des Silbernen Lotus
« Antwort #525 am: 08.02.2020, 20:55:32 »
Einar lässt die anderen zuerst durch die engere Stelle, kommt selbst dann aber auch problemlos durch. Gerade als er weiter zur Eile drängen will, bemerkt er die Gefässe - und sieht ihre Chance. „Macht ein Boot startklar - ich komm gleich nach!“
Er legt seine Fackel auf den Boden, schnappt sich vorsichtig das erste Gefäss und wirft dieses in den Tunnel zurück - nach Möglichkeit ohne sich dabei die Finger zu verätzen. Es folgt der zweite Topf, der dritte - er wirft den Egeln alles entgegen was er findet. Die Mistviecher sollen sich zu Brei auflösen!
Nach getaner Arbeit schnappt er sich die Fackel wieder und sieht nach, wie es um die anderen steht. Dabei wird er die Trittfallen nicht vergessen.

Yalena

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Das Land des Silbernen Lotus
« Antwort #526 am: 08.02.2020, 21:22:25 »
Eine vage Vermutung, die sich in diesem Moment bestätigt. Diese Dinger haben es doch auf sie abgesehen! Der Schmerz ist punktuell, widerwärtig. Schneller als ihr lieb ist fühlt sie sich schwächer und lässt es trotzdem nicht unversucht, nach den Egeln zu schlagen. Kurz glaubt sie sogar, sie würde es vielleicht nicht mehr aus dem Wasser schaffen. Doch mit einem letzten Anstoß stolpert die Rothaarige schließlich an Land. Kälte umgreift ihre Glieder, aber noch muss sie weiter...Benommen bewegte sie sich mit mechanischer Mühe hinter Kiran her. Ihr Sichtfeld schwindet. Der neue Gang. Ein Risiko, welches sie in Kauf nehmen müssen. Aber dieses eine Mal haben sie Glück...Hinter dem Bestienzähmer taumelt Yalena verbissen her zurück in den Statuenraum. Den vertrauten wie unangenehmen Geruch nimmt sie zwar wahr, aber sie geht dem nicht weiter nach.

"Beeil dich!" Ruft der Bhangari und denkt an den wunden Fuß des Hühnen. Es wäre eine Schande, wenn in letzter Sekunde doch noch etwas passiert...

"Achte auf die Fallen am Boden..." Teilt er der benommenen Khoranerin noch mit und läuft voraus zu den Booten, um sie eilig fertig für ihre Abreise zu machen. Von ihr kommt keine Reaktion, aber dennoch befolgt sie seinen Hinweis und schleppt sich in Richtung Ausgang...

Cerebro

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Das Land des Silbernen Lotus
« Antwort #527 am: 09.02.2020, 00:51:14 »
Einar muss nicht besonders weit werfen, denn der Schwarm ist nur wenige Meter hinter ihm. Das Gefäß zerspringt auf dem harten Boden, begleitet von einem scharfen Zischen und sofort aufquellendem Dampf. Dennoch erkennt der Nordmann, dass die erste Welle an Egeln der Säure nichts entgegensetzen kann - sie schmelzen dahin wie die letzten Reste von Winterschnee unter den Strahlen einer starken Frühlingssonne. Weniger malerisch ist die teerartige Schlacke, die von ihren wurmartigen Leibern zurückbleibt, aber Einar kümmert derlei ekelhaftes Schauspiel nicht, sondern wirft den nächsten Topf, und den nächsten. Die Tonscherben halten der Säure zunächst stand - vermutlich sind die Gefäße entsprechend präpariert - doch als zuletzt alles komplett besudelt ist, beginnen auch sie langsam zu vergehen. Dampf und Gestank werden unerträglich. Der Steinboden kocht, doch obgleich auch er angegriffen wird, bietet er der frischen Säure hartnäckig die Stirn. In Fugen und Vertiefungen sammelt sich die todbringende Flüssigkeit zu breiten Pfützen und immer, wenn neue Egel über den blubbernden Brei ihrer zersetzten Artgenossen strömen wollen, trifft sie ein neues Geschoss. Zuletzt ist ein beachtliches Stück des Ganges komplett mit Säure blockiert. Einar hustet stark und kann kaum noch atmen, als er aus den Tiefen der östlichen Gänge menschliche Rufe in Djaka vernimmt. Seine beiden Kameraden haben inzwischen schadlos die Vorkammer passiert und die gleichen Stufen wie bei ihrem Eintritt zurück zu den Booten genommen. Yalena hat die verbliebenen Egal an ihren Beinen mit ihrer Klinge abgeschnitten und sie und Kiran sind nahezu abfahrbereit, als der Nordmann endlich folgt, mit humpelnden Schritten über den matschigen Morast des Ufers eilt und dabei hilft, die beiden erbeuteten Kanus ins Wasser zu schieben.

Alle drei besetzen das vordere Kanu und rudern was die Arme hergeben, während sie das vertäute zweite Kanu hinter sich herziehen, um menschlichen Verfolgern kein Gefährt zur Verfügung zu stellen. Mehrfach werfen sie einen panischen Blick über die Schulter, um die Situation abzuschätzen - und tatsächlich schwappt irgendwann eine sich windende schwarze Welle über die Felskante der Höhle, kommt aber nicht viel weiter als bis zum Rand des Ufers. Im Zwielicht der Sonne, das durch das dichte Blattwerk über ihren Köpfen dringt, scheinen die Kreaturen an Drang und Geschwindigkeit zu verlieren. Bald regen sie sich kaum mehr und wirken wie verendet - doch die Gruppe bekommt in ihrer Eile und der sich ausbreitenden Entfernung nicht viel davon mit, sondern stellt irgendwann nur erleichtert fest, dass sie fürs erste scheinbar davongekommen sind. Sie rudern bis zur völligen Erschöpfung - und darüber hinaus. Weiter bis ihre Muskeln und Sehnen brennen wie Feuer und sich die Sonne in rotem Gewand aufmacht, den geliebten Horizont zu küssen. Statt zur ursprünglichen Anlegestelle zurückzukehren, wo sie das erste Kanu gestohlen haben, steuern sie weiter westlich, in Richtung der großen Bucht, die sie vorgefunden hatten, als sie den Dschungel endlich hinter sich ließen. In all den Stunden ihrer Rückfahrt haben sie abseits von anfänglichen Anfeuerungen kaum gesprochen und sich keine Pausen gegönnt, aber den einen oder anderen mag das heute Erlebte gedanklich tief beschäftigt haben - später, als das Adrenalin endlich abflaute und die monotone Anstrengung spürbar an den Kräften zu zehren begann.

Als sie endlich Land erreichen, sind sie völlig am Ende. Sie wissen nicht, wo sie genau gelandet sind und haben auch nicht die Kraft, dies irgendwie herauszufinden. Sie vermögen es kaum, ihr Boot aus dem Wasser zu schaffen und stürzen nur wenige Schritte danach wie nasse Säcke in den Sand, um ganz ohne Feuer oder ein Lager in einen traumlosen Schlaf zu versinken. Für jeden, der sie so vorfinden würde, wären sie wehrlose Beute - doch die Nacht vergeht, ebenso wie der Morgen, ohne dass etwas passiert. Es ist bereits lange Mittag und die Sonne steht hoch, als sie endlich die Augen öffnen. Ein jeder fühlt sich so schlimm wie selten zuvor in seinem Leben. Kiran hat das lange Rudern besonders viel Kraft gekostet und seine noch immer zitternden Arme können seinen Bogen kaum bis zur Hälfte spannen. Yalena hat nun nicht nur einen Schuh, sondern ihre gesamte Oberbekleidung eingebüßt. Das was an losen Fetzen verblieb ist inzwischen komplett verschwunden und selbst ihre Hose ist mehrfach durchlöchert von den vielen Egeln, die sich an ihrem Blut gelabt haben. Ihr Rücken brennt wie von einem grandiosen Sonnenbrand. Die krustige Haut dort schält sich ab wie Pergament, aber auf ihr Bitten hin kann Kiran ihr immerhin bestätigen, dass keine tieferen Verätzungen zu sehen sind. Mit etwas Glück wird die Zeit ihre Wunden heilen, ohne dass Narben oder andere Spuren der durchlebten Pein zurückbleiben.

Einars verletzter Fuß vermisst über den verlorenen Stiefel hinaus noch einiges an Haut und Fleisch und ist - wie beinahe jede Pore seines und seiner Gefährten Körper - komplett verdreckt, wund und taub. Schlimmer jedoch ist die mysteriöse 'Krankheit', die ihn seit dem Kampf in X'uras Grabkammer plagt. Nach einem letzten Adrenalinschub bei ihrer Flucht kommt es ihm nun so vor, als würde es immer schlimmer werden, je weiter er sich von der verdammten Schneckeninsel entfernt. Er vermag es inzwischen kaum aufzustehen und ist bereits nach wenigen Schritten völlig außer Atem. Das Leben scheint aus ihm herauszufließen und der lange Schlaf am Strand hat nicht das geringste Fünkchen Erholung gebracht. An eine rasche Weiterreise ist für den Moment nicht zu denken - sie kämen in dieser Verfassung niemals durch den Dschungel. Alles was bleibt, ist hier am Strand zu rasten, womöglich die letzten Kräfte für ein provisorisches Lager sowie Nahrung und Flüssigkeit zu mobilisieren, ihr weiteres Vorgehen zu überdenken und auf eine rasche Besserung ihrer Verfassung zu hoffen...[1]
 1. Betreibt etwas RP und unterhaltet euch. Wenn ihr bereit seid, schalte ich mich wieder ein.
« Letzte Änderung: 10.02.2020, 18:19:34 von Cerebro »

Yalena

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Das Land des Silbernen Lotus
« Antwort #528 am: 09.02.2020, 01:57:43 »
Es mag eitel erscheinen, aber ein großer Teil der Schrecken hat bei ihrer Flucht nicht den Egeln, den Schnecken, der unbarmherzigen Wildnis, den Djaka oder gar den Geistern gegolten. Die brennende Pein auf ihrem Rücken war eine unheilvolle Erinnerung an das, was passiert war. Was hätte passieren können. Ihr Glück hatte sie bislang irgendwie davor bewahrt, einen vorzeitigen Tod zu finden. Letztendlich war es in ihrer Situation reiner Luxus. Eine dumme Sorge, die sie unmöglich laut hätte aussprechen können. Einar hatte es weitaus schlimmer getroffen, so viel war sicher. Und trotzdem konnte sie sich nicht von der Sorge freimachen, welche Spuren diese entsetzliche Säure auf ihr hinterlassen mochte. Die Blütezeit einer Frau ist kurz genug. Wie viel hätte gefehlt und sie wäre fürs Leben gezeichnet gewesen? Keine zehn Pferde brachten sie noch einmal an diesen Ort zurück. Sie sind einen großen Schritt vorwärts gekommen. Die Rückreise allerdings...Wie viel Hoffnung gibt es überhaupt noch für sie? Der Fluch, die Krankheit...was auch immer den Nordmann befallen hat, mochte nicht nur hinderlich, sondern womöglich sogar gefährlich sein...

Sie konnte sich nicht einmal erinnern, wie lange es gedauert hatte bis sie den Strand erreichten. Am Ende forderte ihr Körper seinen Tribut und sie fiel nach wenigen Schritten zu Boden, als hätte man ihr eins von hinten übergezogen...

Als Yalena die Augen öffnet, fühlt sie sich zurückversetzt in die Arena. Am Leben und elend. Wenigstens war sie damals sauberer als heute. Mühsam setzt sie sich auf und schafft es nach dem zweiten Versuch schließlich aufzustehen. Blinzelnd blickt sie an sich herunter und verzieht dann das Gesicht. Die Dinge sind, wie sie sind. Wenn sie die Wahl hätte, würde sie lieber ihren Schuh wiederhaben. Nachdem sie Kiran wegen ihrem Rücken gelöchert hat, fühlt sie sich zumindest ein klein wenig besser. Solange die Hose noch hält und ihre Haut einigermaßen verheilen kann, wird sie es überleben. Sie geht schwer davon aus, dass ihre beiden Gefährten gegenwärtig ganz andere Sorgen haben als ein wenig bloße Haut. Am Wasser entfernt sie den gröbsten Dreck notdürftig mit einer Katzenwäsche und vermeidet es möglichst, das salzige Nass mit ihrem ihrem wunden Rücken in Verbindung zu bringen. Immerhin sieht sie langsam nicht mehr selbst aus wie eine schlammverkrustete Mumie...   

Schnell wird ihnen jedoch klar, dass ihre Situation - und allen voran Einars Beschwerden so nicht bleiben können. Als sie gleich wieder Halt machen müssen, bedeckt Yalena sich mit einem Arm und sieht zu den Männern. Ihr ist nicht entgangen, dass ihre erschöpfende Flucht auch Kiran geschwächt hat - dummerweise sind sie mehr denn je auf ihn angewiesen. 

" Es sieht aus, als müsste der König der Zwerge noch ein wenig auf seine bunten Kiesel warten. Zuerst sollten wir wieder auf die Beine kommen. Wir haben Wasser...Uns fehlt etwas zu Essen und eine Unterkunft, denn in unserem Zustand werden wir nicht weit kommen. Einar, kannst du dich um die Schlafplätze kümmern? Wenn Kiran führt, kann ich den Bogen nehmen. Wir sollten uns umsehen. Vielleicht finden wir ja etwas.  "

Beiläufig tastet sie nach den Steinen in ihrer Hosentasche. Wenn sie derart löchrig sind, sollte sie die Dinger wohl besser Kiran geben. Wer weiß, wie der Hokuspokus auf Einar reagiert...   

« Letzte Änderung: 09.02.2020, 02:09:39 von Yalena »

Einar

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« Antwort #529 am: 09.02.2020, 18:42:37 »
Als Einar aufwacht, wird ihm schnell klar, dass er Heute nicht viel wird leisten können. Er kann sich kaum an einen Tag in seinem Leben erinnern, an dem es ihm so schlecht ging. Jede Bewegung ist anstrengend und vermutlich wird er sich zwangsläufig schonen müssen.
Auf Yalenas Vorschlag hin nickt er langsam und spricht die ersten Worte an diesem Tag. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“ Tatsächlich wird er wohl den ganzen Tag brauchen um ein Lager zu errichten - wenn er nicht vorher zusammenklappt und liegen bleibt.
Er trennt dann mit seinem Dolch ein gutes Stück Stoff von seiner Hose ab, wo der Stiefel sowieso schon fehlt, und streckt es Yalena zu. Er muss wohl kaum erklären um was es dabei geht. Eigentlich sollte er sich über den Anblick ja freuen, doch im Moment fühlt er sich einfach nur leer. Seine Gedanken kreisen da schon eher um den Grund seines Unbehagens, als um Brüste. Die Mumie... hat ihn verflucht. Anders kann er sich das nicht erklären. Das ist ganz sicher keine Krankheit und auch nicht blosse Erschöpfung. Und Gift scheint ihm auch nicht das Problem zu sein. Untote, Hexerei, Flüche - das ist noch das wahrscheinlichste. Und alles nur für magische Kiesel... ob diese vielleicht...?
„Hrm.“, räuspert er sich und fährt fort. „Die Steine. Hast du sie noch? Lass mich mal sehen wofür wir unser Leben riskiert und mit Blut bezahlt haben.“

Yalena

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Das Land des Silbernen Lotus
« Antwort #530 am: 09.02.2020, 19:08:55 »
Yalena besieht sich das Stück Stoff und nimmt es mit einem kurzen Nicken entgegen. In ihrer Situation ist es besser als nichts und durchaus willkommen. Kurzerhand bindet sie sich den Lumpen um und fühlt sich schon wieder etwas vorzeigbarer.

"Danke. " Sagt die Rothaarige noch mit einem matten Lächeln. Seine Bitte allerdings...Etwas in dieser Art hat sie kommen sehen. Auch sie geht davon aus, dass ihr Gefährte verflucht wurde. Ob dieser Geist noch über Macht verfügt? Tatsächlich fällt ihr nichts ein, was den Nordmann wieder auf die Beine bringen könnte. Vielleicht können die Steine auf irgend eine Weise helfen...Abwägend hält sie inne, ehe sie ein leises Seufzen von sich gibt.

"Ah...Ja. Sieh mir nur zu, dass du nicht auf einmal von der Mumie kontrolliert wirst." Spricht sie ihre Bedenken offen aus. Dennoch greift sie zu den Steinen und reicht sie ihm. Vielleicht passiert nichts...aber vielleicht eben doch.

 

Cerebro

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Das Land des Silbernen Lotus
« Antwort #531 am: 09.02.2020, 20:00:34 »
Als Yalena die Steine aus einem ihrer Lederbeutel kramt, ist es das erste Mal, dass die Gruppe ihre Beute genauer begutachtet. Alles magische Leuchten ist verflogen - die Steine sind vollkommen opak, haben aber noch immer ihre individuelle Färbung: Einer blau, wie ein besonders überzeichneter Himmel; einer violett, der dritte Indigo - eine Mischform der anderen zwei. Sie könnten bemalt sein, aber ihre Färbung zeigt keinerlei Unreinheiten, minimale Farbunterschiede, Schlieren oder sonstige Makel. Darüber hinaus ist ein jeder der etwa augapfelgroßen Steine perfekt rund und ohne die geringste Kerbe oder Beschädigung. Am ehesten erinnern sie noch an gefärbte Flusssteine - Kies - aber etwas Derartiges in der Natur zu finden erscheint absolut unwahrscheinlich.

Yalena erinnert sich an den Diebstahl und fühlt sich selbstsicher, fähig - aber nichts deutet darauf hin, dass dieses Gefühl von den Steinen ausgeht. Etwas widerwillig reicht sie sie Einar, der nichts anderes feststellen kann, als die Khoranerin vor ihm. Die Steine verändern sich nicht und auch seine innere Erschöpfung wird durch den Besitz der Objekte scheinbar nicht beeinflusst. Er wartet eine Weile, falls die Wirkung eine gewisse Vorlaufzeit benötigt... aber nichts Außergewöhnliches passiert...
« Letzte Änderung: 09.02.2020, 20:10:33 von Cerebro »

Einar

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« Antwort #532 am: 09.02.2020, 21:38:03 »
„Das Ding ist tot. Ich glaube mehr als dieser Fluch ist nicht geblieben.“ versucht Einar Yalenas Bedenken zu zerstreuen. Er nimmt die Steine entgegen und begutachtet diese. Leider scheinen sie doch nicht so magisch, oder zumindest in dieser Situation nicht von grossem Nutzen zu sein. „Sehen wirklich nur wie... etwas schönere Steine aus. Willst du sie weiterhin verwahren?“
Er wird die Steine entweder behalten, oder zurückgeben - und sich dann schleppend aufmachen ihr Lager auszubauen.

Yalena

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« Antwort #533 am: 09.02.2020, 22:20:01 »
Auch sie will das gerne glauben. Aber Gewissheit gibt es dafür nicht. Yalena behält den Anderen im Auge, nachdem sie die Steine nach eigener kurzer Betrachtung weitergibt. Glücklicherweise trifft ihre Befürchtung nicht ein. Gebessert hat sich sein Zustand dagegen aber genauso wenig. Das bringt sie wohl nicht weiter. Auf seine Frage schüttelt sie nur den Kopf und zieht an ihrer durchlöcherten Hose.

"Behalte sie ruhig vorerst. Wir besorgen uns erst einmal etwas zu essen. Das könnte eine Weile dauern..."

Kiran zögert erst, schließlich spricht er aus was er denkt.

"Bevor wir uns auf den Weg machen sollte ich mir deinen Fuß ansehen. Es wird nicht angenehm sein, aber wir sollten ihn wenigstens säubern, damit er richtig abheilen kann." Meint er und deutet auf das salzige Wasser. Die Wahl bleibt ihm überlassen. So oder so wird er sich in jedem Fall vom gröbsten Schmutz befreien, bevor es weitergeht.

Die Khoranerin nickt Kiran nach getaner Arbeit zu und setzt sich dann mit ihm ebenfalls in Bewegung. Wenn es darum geht den Bogen zu führen wird sie sich anbieten. Es wird genügen, wenn seine Kenntnisse in dieser Situation weiterhelfen.   
« Letzte Änderung: 09.02.2020, 22:22:01 von Yalena »

Cerebro

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Das Land des Silbernen Lotus
« Antwort #534 am: 09.02.2020, 23:06:25 »
Der Bhangari tut was er kann, um dem Nordmann Linderung zu verschaffen, viel kann er allerdings nicht ausrichten.[1] Darüber hinaus geht ihnen allen bald der Stoff für Verbände aus, den sie bisher immer wieder von ihren Kleidern improvisiert haben. Besonders Yalena und Einar sehen inzwischen aus wie zerlumpte Bettler, aber auch Kiran nähert sich diesem Status deutlich. Immerhin ist er der Ansicht, dass Einars Fuß - so schlimm er auch aussieht - seine volle Funktionstüchtigkeit behalten dürfte - vorausgesetzt die Wunde entzündet sich nicht, in welchem Fall er womöglich das komplette Bein, wenn nicht sogar sein Leben verliert. Aber bis hierhin hat der Barbar eine erstaunliche Robustheit und Lebenskraft an den Tag gelegt, auch wenn dies seit seinem Kampf in der Grabkammer auf erschreckende Weise verflogen scheint...

Als alles erledigt ist, machen sich Kiran und Yalena dann auf, etwas Nahrung zu beschaffen, während Einar den Strand nach Materialien für ein Lager absucht. Sie sind tatsächlich wie gewollt wieder in der großen Bucht gelandet und nicht weit weg von der Stelle, aus der sie wenige Tage zuvor den Dschungel verließen. Den Rückweg zum Dorf der Küsten-Djaka zu finden dürfte von hier recht einfach sein - unbeschadete durch den Urwald zu kommen dagegen weniger, sofern sie nicht wieder zu alter Form zurückfinden...

Wenige Stunden bevor die Sonne untergeht, kehren Kiran und Yalena von ihrer Jagd zurück. Unter Anleitung des Bhangari konnte die Khoranerin zwei Primaten schießen, die an Lemuren erinnern. Einar hat derweil mit vielen Pausen ein bescheidenes Lager für die drei errichtet - etwas abseits vom Strand, falls ihnen irgendwer folgen sollte. Auch die beiden Kanus hat er im Unterholz des Dschungelrandes versteckt und die Schleif- sowie Fußspuren am Strand bestmöglich verwischt.[2] Einen fähigen Jäger wird es vermutlich nicht lange täuschen, aber immerhin dürfte ein erster Blick keine Auffälligkeiten zeigen.

Den Abend verbringen sie damit, den Tieren das Fell abzuziehen und sie über einem kleinen, abgeschirmten Feuer zuzubereiten. Ihre Wasserschläuche sind am Ende der Mahlzeit geleert und ihre Bäuche halbwegs gefüllt, obgleich keine verzehrbaren Reste verblieben sind. Wie üblich bestimmen sie eine Wachroutine und legen sich dann relativ früh zur Ruhe, um bestmöglich Kraft zu schöpfen. Die Nacht vergeht ohne Vorkommnisse und irgendwann graut der nächste Morgen...[3]
 1. Keine Probe auf Lebensblut-Heilung, da das Zeitfenster hierfür lange überschritten ist.
 2. In Zukunft solltet ihr sowas selbst posten. Andernfalls gehe ich davon aus, dass ihr das Zeug einfach liegen lasst...
 3. Entscheidet von hier an, wie ihr weiter vorgehen wollt. Ihr heilt nun pro Tag gemäß Heilungsrate, sofern ihr nichts anderes tut, als nach Trinkwasser und Nahrung zu suchen. Alternativ könnt ihr jederzeit den Rückweg durch den Dschungel antreten, aber hier mache ich Proben, ob ihr genug Vorräte findet und einigermaßen effektiv voran kommt - mit Mali, so lange ihr verletzt und geschwächt seid. Das Kapitel endet, wenn ihr den Dschungel angeht...
« Letzte Änderung: 10.02.2020, 09:05:02 von Cerebro »

Kiran Arun

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Das Land des Silbernen Lotus
« Antwort #535 am: 10.02.2020, 08:53:44 »
Als der Morgen graut, liegt Kiran noch immer in einem unruhigen alptraumhaften Schlaf. Die Schweißperlen zieren seine gesamte Stirn und sind kurz davon, in einem Rinnsal an seiner Wange hinab zu laufen. Die Hände hat er zu Fäusten geballt und unter seinen geschlossenen Augenlidern kann man erkennen, dass seine Augen wie wild herumwandern und nicht eine Sekunde still stehen.
Die Schemen, die durch seinen Kopf wandern, könnten schlimmer nicht sein. In einem Moment rennt er noch mit Einar und Yalena ums Leben, während ein unendliches Meer an schwarzen Blutegeln sie zu überrollen droht. Die Götterschnecken, denen mittlerweile Flügel gewachsen sind, kreisen weit über Ihren Köpfen und spucken immer wieder Fontänen der ätzenden Säure auf sie hinab. Aus der anderen Richtung kommt eine kleine Armee der Sumpfdjaka, die von einer größeren Armee an Pavianen begleitet werden. Alle bis auf die Zähne bewaffnet. Selbst die Affen. Dann verschwimmt der Traum und er befindet sich wieder in dem unterirdischen Gefängnis des anderen Djakastamms. Dieses Mal jedoch gemeinsam mit Anisha, seiner Frau und seinen Kindern, die allesamt an große Holzstämme gefesselt sind. Dann plötzlich taucht Einar auf. Nackt, wie die Göttern Ihn schufen und mit dem verzierten Dolch der Mumie in der Hand. Seine Augen sind rot gerändert und der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigt unverholenen Hass. Mit festen Schritten und einem unmenschlichen Lachen, geht er auf Mira zu und rammt ihr schließlich immer und immer wieder den Dolch in die Brust. Ein gurgelndes Geräusch erklingt, als seine Frau den Mund öffnet und ein unnatürlicher Schwall aus Blut daraus hervorquillt. So viel Blut, dass schließlich der gesamte Boden der Höhle damit bedeckt wird und sie plötzlich allesamt knietief in dem roten Lebenssaft stehen. Erneut verschwimmt das Bild und aus dem Blut wird plötzlich trüber, matschiger Schlamm. Yalena, Einar und er selbst befinden sich wieder in dem Sumpf, knietief im Morast. Überzogen von unzähligen Wunden, verkrustet und verdreckt. Ein Nebel überzieht die komplette Gegend und lässt sie nur wenige Meter weit sehen. Plötzlich erscheint vor Ihnen Batutu mit drei weiteren Djaka im Schlepptau. Jeder von Ihnen trägt einen der heiligen Steine in den Händen und Batutus Gesicht ziert ein breites Grinsen. Langsam hebt er seine flache Hand und formt diese zu einer Faust, während er seiner Tat Worte folgen lässt. "Ihr habt Aufgabe erfüllt. Nun Zeit zu sterben ist gekommen!" Mit diesen Worten fliegen plötzlich hunderte Pfeile aus dem Nebel heraus und der Schmerz steigt ins Unermessliche.

Kiran schreckt mit einem Husten auf und blickt sich panisch um. Dann erst wird Ihm bewusst, dass dies alles nur ein schlimmer Traum war. Doch war es wirklich nur ein Traum?
« Letzte Änderung: 10.02.2020, 08:55:18 von Kiran Arun »

Yalena

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Das Land des Silbernen Lotus
« Antwort #536 am: 10.02.2020, 11:26:50 »
Ein Glück, dass sie Wasser in dem Tempel gefunden haben. Es hält nicht lange vor, aber es kommt der Khoranerin so vor als liegen die Dinge wieder bei ihnen. Mit etwas zu Essen und einer Schlafstätte sieht die Welt schon wieder anders aus. Für sie wenigstens...Yalena rechnet nicht damit, dass sich Einars Zustand bessern wird. Eher im Gegenteil. Umso dringlicher müssen sie daher das Küstendorf erreichen. In der Nacht träumt sie ein Wirrwarr aus verschiedenen kürzlichen Erlebnissen.

Sie steht wieder in der Grube. Über ihnen johlende Männer, die sie anfeuern oder ihren halbnackten Zustand kommentieren. Ohne eine Waffe in der Hand steht sie da, die Knie weich, die Glieder schwer. Wer ist für diesen Abend ihr Gegner? Aus dem Dunkel der gegenüberliegenden Ecke schält sich nach einem blechernen Gongschlag schließlich etwas vor. Eine Götterschnecke, dieses Mal nur so groß wie Anisha. Während die Kreatur langsam auf sie zukriecht, bleibt der Körper der Rothaarigen angespannt. Wie zum Henker soll sie dieses Biest erledigen?! Doch soweit kommt es nicht. Der gummiartige Leib zuckt krampfhaft auf und hält schließlich inne, ehe er förmlich explodiert. Aus ihm bricht ein Strom von Egeln hervor, die zielstrebig auf sie zuhalten. Während sich die angetrunkenen Gäste über das Schauspiel amüsieren, zerstampft sie die Wesen unter sich mit ihren bloßen Füßen. Widerwärtig, aber...nicht unmöglich! War das etwa schon alles? Dann ändert sich ihr Blickpunkt, als würde sie eine weitere Geistervision erleben. Der eingefallene Schädel einer grinsenden Mumie streckt seinen verrotteten Arm aus und deutet auf einen steinernen Altar. Eine abgerissene junge Frau mit schmutzigen blonden Haaren und den gleichen smaragdgrünen Augen wie sie. Panisch zerrt sie an ihren Fesseln, während von allen Seiten ein schier unendliches Meer aus Egeln auf sie zusteuert. Das hämische Lachen der Männer und das Keckern das Mumie verschwimmt miteinander und verzerrt sich zu dumpf Lauten. Und sie...Sie bleibt fassungslos in der Grube zurück, unfähig etwas zu tun.

Yalena öffnet ihre Augen und schlägt mit der Faust in den Sand neben sich. Verdammt...Soetwas kann sie jetzt nicht gebrauchen. Missmutig hält sie sich die Stirn und wartet einen Moment, bis sie die scheußlichen Bilder aus ihrem Kopf vertrieben hat. Warum bleiben unangenehme Träume so viel lebhafter im Gedächtnis...?

"Lebt ihr noch? Heute geht es weiter. Stopfen wir Tiku seine bunten Steine in den Hals. Und danach...sehen wir zu, wie wir von der Insel kommen." Begrüßt sie ihre geschundenen Gefährten bissig und erhebt sich, um sich ein wenig die Beine zu vertreten.

Recht zügig drängt sie die Anderen allerdings zum Aufbruch und achtet mit darauf, dass sie keine Spuren hinterlassen. Inzwischen hat sie das Gefühl, sich das eine oder andere von Kiran abgeschaut zu haben. Natürlich längst nicht genug...Sogesehen ist es durchaus erfreulich, dass der Bestienhüter noch vergleichsweise bei Kräften scheint. Einar müssen sie eben mit sich schleifen...Hoffentlich kippt er ihnen unterwegs nicht um.
« Letzte Änderung: 10.02.2020, 12:57:55 von Cerebro »

Kiran Arun

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« Antwort #537 am: 10.02.2020, 15:00:54 »
Ächzend erhebt sich nun auch Kiran und versucht dabei die letzten Gedanken an den Alptraum abzuschütteln, indem er sich ausgiebig streckt und den Kopf dabei so weit überdehnt, bis er seine Wirbelsäule knacken hört. Dabei ruht sein Blick mit ziemlich angefressener Miene auf dem Hünen, der vor wenigen Minuten gerade noch auf bestialische Weise seine Frau getötet hat.
Doch auch wenn Ihm sein Verstand sagt, dass es sich dabei nur um einen Traum handelte, so ist er zum jetzigen Zeitpunkt dennoch sauer auf Einar, obwohl dieser derzeit ganz andere Probleme hat als einen wütenden Bhangari.
Die Erinnerungen müssen weichen und der Wirklichkeit Platz machen. Also verpasst sich Kiran urplötzlich selbst eine Backpfeife und wendet sich von den beiden für einen Moment ab um sich ausgiebig die Haare nach hinten zu streichen und dabei tief durchzuatmen.

Als er sich wieder umdreht versucht er Einar nicht direkt anzublicken und lässt seinen Blick eher auf Yalena ruhen.
"Wenn ihr euch dazu in der Lage fühlt, sollten wir wirklich so schnell wie möglich weiter. Die Djaka schwärmen bestimmt bereits aus um unsere Fährte aufzunehmen und je schneller wir in den Süden der Insel kommen, desto sicherer sind wir vermutlich."
 

Einar

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Das Land des Silbernen Lotus
« Antwort #538 am: 10.02.2020, 16:22:48 »
Als Einar für die letzte Wache geweckt wird, entgeht er gerade noch den dürren Hände der Mumie, die mit unnatürlicher Kraft nach seiner Kehle greifen wollen, um auch noch den letzten Funken des Lebens aus ihm zu würgen. Er hat zwar geschlafen, doch an seinem Zustand ändert dies nur wenig. Entsprechend ist er nicht sehr erfreut über den Vorschlag der anderen sogleich aufzubrechen und die Rückreise anzutreten. Aber leider haben sie schon recht: die Djaka des Sumpfstammes werden sie suchen. Erst recht, da sie ihre Boote geklaut und die Djaka auf der Insel der Götter das Fehlen der Steine unmöglich nicht bemerkt haben können.

Wäre da bloss nicht dieses Gefühl, dass er langsam eher zur Last als zur Hilfe wird. Ist es nur er selbst, der sich solche Gedanken macht, oder kann er es aus dem Verhalten seiner Gefährten lesen? Diese kritischen, zweifelnden  Blicke... Vielleicht ist es gar nicht so verkehrt wenn er die Steine hütet, bevor man ihn zurücklässt.

Anstatt seinen wachsenden Unmut an den anderen auszulassen, nickt er jedoch bloss und macht alles für die Abreise bereit. Entweder wird er als nutzloser Krieger sterben oder zu alter Stärke zurückfinden. Und wenn er stirbt, dann im Kampf mit irgendeiner Kreatur im Dschungel, die Axt in der Hand und den Kampfgeist von Vater Wolf im Herzen.

Cerebro

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Das Land des Silbernen Lotus
« Antwort #539 am: 10.02.2020, 17:01:31 »
Und so ist es entschieden. Ohne weiteren Verzug treten die drei bereits am zweiten Tag nach ihrer Ankunft am Strand den beschwerlichen Rückweg zum Küstendorf an. Neben ihren angeschlagenen Kräften sind Nahrung und Flüssigkeit das größte Problem; besonders letzteres wird auf täglicher Basis benötigt, doch hier ist ihnen das Glück dieses Mal hold. Gegen Vormittag setzt ein starker Gewitterschauer ein, der auch nach Abklingen noch vielerlei Pfützen sowie in konkav geformten Blättern aufgefangene Reste des Regens hinterlässt. Patschnass, unbequem, ausgezehrt aber immerhin ohne Wassernot schleppen sie sich durch die grüne Hölle...

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