Und so schreitet der Abend weiter voran. Als die beiden Männer in das Lager zurückkehren, ist es nahezu stockdunkel und Yalena womöglich in Sorge. Umso überraschender ist es dann, als sie Kirans Warg erblickt, der den Bhangari nun wieder begleitet. Anisha ist zerrupft und hat offenkundig vieles mitgemacht, ist aber grundsätzlich gesund und bei uneingeschränkter Stärke. Nach ihrer ausgiebigen Begrüßung ließ es sich Kiran nicht nehmen, seine Weggefährtin bestmöglich zu untersuchen. Wie schon beinahe vermutet, hat sie sich bei ihrer Flucht aus der Grube und durch das Holzgitter hindurch eine tiefe Wunde zugezogen, welche inzwischen krustig zugeheilt ist, aber noch nicht überstrapaziert werden sollte. Hier und da hat sie zudem Fell gelassen und einige Stich- und Bissverletzungen abbekommen - allein die Götter wissen, mit welchem Getier sie es im Dschungel hat aufnehmen müssen.
Der Tharagier grinst indes nicht minder über beide Ohren, als sein bhangarischer Kamerad, denn er kehrt mit prall gefüllten Trinkschläuchen zurück. Auf seinem Abstieg durch die Dunkelheit ist er auf den letzten Metern abgerutscht und ins tiefe Wasser gefallen, hat sich aber trotz starker Strömung retten können und es zuletzt wieder hinaufgeschafft. Er kann von einem reißenden Fluss in einem - wie es scheint - gewaltigen unterirdischem Tunnel berichten. Abseits von einigen schwach biolumineszenten Moosen hat er dort unten kaum die Hand vor Augen gesehen, aber allein die Geräuschkulisse war dermaßen mächtig, dass seine lauten Schreie aus den Fluten nicht einmal ansatzweise bis zu Kiran hinaufgedrungen sind, sondern sich stattdessen in den rauschenden Wassermassen verloren, deren Getöse von den Wänden widerhallte. Er hält es für nicht unwahrscheinlich, dass dieser Fluss nach Westen führt und sich schließlich als gigantischer Wasserfall von den Küstenklippen der Insel ins Meer ergießt. Natürlich ist dieser Weg aber nicht gangbar und nur zum Ertrinken gut. Wenn sie noch länger vor Ort bleiben und wieder Wasser benötigen, wissen sie jetzt einen geeigneten Ort, sollten sich das nächste Mal aber besser vorbereiten.
So ereignisreich der Tag auch war, so kurz und knapp fallen all die Berichte darüber aus, denn sowohl Kiran als auch Einar ist deutlich anzusehen, dass sie dringend Schlaf benötigen. Nachdem er sich so richtig sattgegessen (und auch Anisha etwas angeboten) hat, lehnt sich Kiran mit dicken Ringen unter den Augen, aber vermutlich so zufrieden wie lange nicht mehr, an seine Warg-Gefährtin und im wabernden Licht des leise knisternden Feuers sind die beiden rasch eingeschlafen.
[1] Auch Einar haut sich den Magen voll
[2] und legt sich dann zur Ruhe, obgleich mit der Frage, welche schrecklichen Bilder ihm in dieser Nacht durch den Kopf geistern werden. Schließlich übermannt ihn die Erschöpfung und er fällt in einen - wie er am Morgen ebenso überrascht wie dankbar feststellen wird - traumlosen Schlaf.
[3]Yalena hält nach ihrer Mahlzeit die Nachtwache - oder versucht es zumindest.
[4] Nach den ersten paar Stunden fällt sie der Monotonie zum Opfer und schläft unbewusst ein. Sie erwacht als letzte und ihr ist somit sofort klar, dass ihre vernachlässigte Pflicht wohl kaum unbemerkt geblieben ist. So etwas kann sie in der falschen Nacht alle den Kopf kosten. Immerhin... in dieser Nacht ist alles gut gegangen...
[5]