Nathan war froh, dass er wieder Zeit nur für sich hatte.
Die Tage mit der gerechten Faust waren ihm schwer gefallen. So absolut unsinnig erschien ihm doch die Vorgehensweise der Gruppe. Selbstlos, hilfsbereit, immer nach Idealen strebend, die er schon bei Lassal nie nachvollziehen konnte.
Warum hatte er sich darauf eingelassen? Diese Frage stellte sich Nathan immer und immer wieder. Sicherlich, er war es Lassal schuldig und nicht zuletzt hatte sich ihm eine Welt der Abenteuer offenbart - auch wenn er sich diese ein wenig anders vorgestellt hatte.
Nathan mußte wieder unter "normale" Leute. Zu diesem Zweck trat auch er die Resie nach Greyhawk an und tauchte ein in das bunte, laute, niemals zur Ruhe kommende Treiben der Großstadt.
Er besuchte alte "Bekannte" und ließ es sich gut gehen. Ein Zimmer in der besten Taverne, Wein, Weib und Gaunerein.
So ging es Tag ein - Tag aus!
Doch nach drei Monaten des Feierns und des süßen Lebens fühlte sich Nathan ausgebrannt. Der Wein schmeckte fahd, die Frauen widerten Ihn an und seine "Bekannten" konnte er nicht länger ertragen.
Ohne ein Wort des Abschieds zu irgendwem verschwand Nathan bei Nacht und Nebel aus Greyhawk.
Ziellos irrte er in der kommenden Zeit durch die Orte. Hier und dort blieb er für ein paar Tage, doch wie von geisterhand gezogen, führte ihn sein Weg nach Brindenfurth. Unterwegs nahm sein wachsames Auge Notiz von einem Raban, der ihn nun seit einer Woche immer wieder zu folgen schien. Nathan störte sich daran wenig. Ihm war klar, dass es etwas seltsames mit diesem Vogel auf sich hatte, aber es tangierte ihn wenig. Schließlich war der Vogel ein stiller Begleiter, den einzigen, den er momentan ertragen konnte.
In Brindenfurth angekommen, schlich sich Nathan zum Schrein des Heironeous. Im stillen Gebet stellte er Lassal viele Fragen. Nathan hoffte auf ein Zeichen seines Bruders, irgendwas, dass ihm eine Richtung weisen könne. Doch es blieb still.
Nathan nahm sich ein Zimmer in einer Taverne und verbrachte die nächsten Tage mit Spaziergängen in und um Brindenfurth, dabei achtete er darauf niemanden zu begegnen, der ihn kennen konnte - was ihm auch problemlos gelang. Ab und an sah er wieder den Raben hoch über ihm kreisen. Dieser verschwand aber so schnell, wie er gekommen war.
Nathan faßte einen Entschluss. Er wollte mehr über das Leben seines Bruders wissen. Dazu begab er sich wieder zum Schrein des Heironeous und suchte Thorea auf. Die junge Frau, der der Schmerz über den Verlust Ihrer großen Liebe immer noch ins Gesicht geschrieben stand, empfing Nathan warmherzig.
Die beiden führten ein sehr intensives und langes Gespräch. Thorea gegenüber sprach Nathan zum ersten Mal seit Langem offen und ehrlich seine Ängste aus.
In den nächsten Tagen trafe´n sich die beiden öfter und Thorea erzählte Nathan viel über seinen verstorbenen Bruder und dessen Ideale. Etwas ruckte durch den jungen Mann. r schien langsam zu begreifen, warum Lassal das Leben geführt hatte, was ihn nachher umgebracht hatte.
Zwischen Thorea und Nathan entwickelte sich langsam eine echte Freundschaft. Es schien beiden gut zu tun, offen reden zu können. So vergingen weitere Monate.
Nathan ertappte sich, wie er ab und an Kindern und Bedürftigen eine Münze zuwarf und ihn die Dankbarkeit in den Augen mehr entlohnte, als es das Gold gekonnt hätte. Dieses Gefühl ließ ihn erschauern. So fremd und doch schön...
So verging die Zeit, bis Nathan plötzlich eine Stimme in seinem Kopf vernahm. Er hatte die Stimme fast nicht erkannt, doch dann sah er den Sprecher wieder vor sich: Brottor, der rüstige Zwerg.
Nathan wurde gebraucht. Brottor hatte neue Informationen und die gerechte Faust sammelte sich in Steinheim...plötzlich klang der Name "die gerechte Faust" gar nicht mehr so seltsam...
Nathan packte seine sieben Sachen rasch zusammen, verabschiedete sich von Thorea und machte sich auf den Weg. Wohin dieser ihn auch immer führen würde...