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Autor Thema: [IC] I: Die Show muss weitergehen!  (Gelesen 17471 mal)

Beschreibung: Abenteuerthread

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Der Professor

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[IC] I: Die Show muss weitergehen!
« am: 25.05.2020, 14:45:05 »

Pathfinder 2E: Extinction Curse
Buch I, Teil 1: Die Show muss weitergehen!

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Sternentag, 16. Desnus, 4720 AR
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Ein Schwall erregten Stimmengewirrs lag über dem großen, rot-weiß-gestreiften Zirkuszelt, das man hier, auf einem freien Wiesenstück außerhalb von Abberton, errichtet hatte. Himmelslichter und an Pfählen befestigte Fackeln, die den Weg von der Straße zum Zelt geleiteten, erhellten die milde, wolkenlose Nacht, die zu dieser Abendstunde bereits Einzug gehalten hatte. Einige bunt konstümierte Gestalten hatten sich zwischen die Besucher gemischt und hießen diese mit Scherzen und kleinen Showeinlagen willkommen, während für Tickets, Getränke und Süßigkeiten angestanden wurde. Hatte man an der Vorderseite des Zelts Mühe, etwas Freiraum zu finden, wirkte die Rückseite fast wie in einen sanften Schlummer gehüllt. Der Wind trug die Geräuschkulisse zwar auch an diesen Ort, wo die Wägen und Schlafzelte nahe eines Bachlaufs aufgebaut worden waren, doch hätte man fast den Eindruck bekommen können, es wäre bereits Nachtruhe eingekehrt. Dennoch gab es wohl kaum einen Lagerbewohner, der zu diesem Zeitpunkt nicht hellwach war. Es war nur kaum jemand noch hier. Die Zirkustruppe hatte derzeit andere Prioritäten als ihre Wagen und Schlafzelte zu bevölkern. Hier und da huschte zwar noch wer durch die Reihen, weil etwas vergessen worden war, oder war ganz absichtlich hier, um nach den Tieren in den aufgestellten Gattern zu sehen; allerdings befanden sich die meisten Zirkusmitglieder bereits im großen Hauptzelt oder waren auf dem eiligen Weg dorthin – darunter auch Durbak, Zonk sowie Kylie und Nadeshja mit Lavenia.

Nicht nur heute Abend, sondern bereits in wenigen Minuten sollte so weit sein: Der Zirkus der Seltenen Wunder würde zum ersten Mal das neue, riesige Zelt vor Publikum einweihen. Hunderte von Leuten passten in die Zuschauerränge – und es war gut, dass dies so war, denn es schien so als hätte sich die gesamte Bevölkerung Abbertons hier eingefunden. Viele der meistbekannten Bürger der Stadt, auch der Bürgermeister, drängelten sich gerade durch die Menge und folgten dem Licht der Fackeln und des Sichelmonds durch den Zelteingang, um einen Sitz in guter Position zu erhaschen. Die neugierigen und aufgeregten Blicke zur Mitte der Manege, wo die drei Ringe schon auf ihre Artisten warteten, verrieten, dass die Bürger Abbertons es kaum erwarten konnten, dass die Vorstellung beginnen würde. Die Helfer dimmten bereits die Scheinwerfer und die Musiker stimmten fröhliche Fanfaren und Tuschs an, die die Ungeduld weiter aufbauten.

Während das Publikum noch nach Sitzplätzen suchte, sammelten sich die Darsteller im rückseitigen Part des Zelts, der durch einen Vorhang von der Manege und den Blicken der Zuschauer abgeschirmt war (Übersichtskarte des Zelts). Eine andere Art von Aufregung als die des Publikums lag über der gesamten Zirkus-Crew, die hier eintrudelte. Der Geruch von Parfüm, Räucherwerk, Zuckerwatte und Popcorn lag in der Luft, aber auch die sich mischenden Eindrücke von Schweiß und Tieren. Jeder ging unterschiedlich mit der Anspannung um, die eine bevorstehende Vorstellung mit sich brachte. Für einige äußerte sie sich in freudiger Erwartung, bei anderen, gerade den Unerfahreneren, war es eher wachsende Nervosität oder eine Mischung aus beidem. Auf den heutigen Abend hatten sie alle gewartet – dafür hatten sie Stunden, Tage und Monate geübt: Für den großen Durchbruch.

Abberton schien für diesen Zweck auf den ersten Blick nicht wirklich attraktiv. Die Stadt lag abgelegen nahe der Nordostküste Errans und war, trotzdem sie durchaus die größte Ansiedlung der Region darstellte, relativ klein. Bewohnt von einfachen Bauern, Viehzüchtern und Handwerkern, unterschied sie sich nicht durch die Art des Publikums von den vorherigen Dörfern oder von den Wegkreuzungen, in oder an denen der Zirkus der Seltenen Wunder seit seiner Gründung Vorstellungen gegeben hatte. Der entscheidende Unterschied (und das sollte man positiv sehen) war die Menge an Zuschauern, die Abberton bot. Es war nicht zu unterschätzen, dass man selbst entfernt von Hauptstädten zu Ruhm gelangen konnte, wenn man nur genügend Leute beeindruckte, die dann per Mundpropaganda die Kunde weitertrugen. Je größer eine Vorstellung, desto besser. Wenn sie nicht hier mit den größeren Veranstaltungen anfingen, wo dann? Die widrigen Umstände seiner Gründung hatte den Zirkus der Seltenen Wunder gezwungen, sich erst einmal aus dem Einzugsgebiet Escadars fernzuhalten, da man Madame Dämmerlicht durchaus zutraute, Rachegedanken ob des Umstands hegen, dass ihr nicht nur viele Artisten, sondern auch materieller Besitz „abhandengekommen“ war, den sie stets als ihren eigenen betrachtet hatte (was allerdings nicht den wahren Gegebenheiten entsprach). Außerhalb von Escadar stellte Abberton die beste Option dar… und die Erlaubnis der Stadt, hier Zelt und Lager aufzuschlagen, war entsprechend die beste Gelegenheit, die sich ein Wanderzirkus in diesem Teil Errans hätte vorstellen können.

In den einzelnen, unübersichtlichen Nischen hinter dem Vorhang, zwischen den Wagen und Stapeln und Regalen und Ständern mit Bühnenaustattung, die dort bereitlagen, um sie bei Bedarf in die Manege zu holen, hatte sich jeder oder jede Künstlertruppe ein eigenes Eckchen gesucht, um sich schonmal warmzumachen, sich zu schminken und andere letzte Vorbereitungen zu treffen. Im Grunde war jeder mit sich selbst beschäftigt, wartete aber auch auf Anweisungen von Myron, die auf sich warten ließen, obwohl die Zeit immer knapper und die Luft gefühlt immer dicker wurde. Die Kinder des Zirkus tobten zwischen den Erwachsenen umher und sorgten für zusätzliche Unruhe und den ein oder anderen ungehaltenen Kommentar, wovon die Zuschauer zum Glück nichts mitbekamen. Die Musik draußen auf der anderen Seite des Vorhangs war selbst laut genug, um einen Aufschrei auf dieser Vorhangseite zu übertönen.

Einen Aufschrei, der aber die Aufmerksamkeit der Artisten auf sich zog – erst nur die einiger, aber schlussendlich die aller, als die ersten fürsorglich aufsprangen und loseilten, um der Sache auf den Grund zu gehen.
   Hod, der junge Assistent von Mordaine, dem man der Stimme nach den Schrei hatte zuordnen können, ließ sich schnell zwischen Stapeln von Ausrüstung nahe des Vorhangs ausfindig machen. Offenbar hatte er nicht seine Zeit damit verbracht, mit den anderen Kindern Fangen zu spielen, sondern war „Der Magierin“ zur Hand gegangen – das verriet die Kiste, die nun bei ihm auf dem Boden lag. Mordaines Schlösser und Ketten lagen auf dem Boden verteilt und auch auf seinen Füßen als hätte er sie fallen gelassen.

Drolf von den Zwergenwerfern war als erster vor Ort und näherte sich, ohne zu zögern.
   „Hast du dir wehgetan?“, erkundigte Drolf sich ehrlich besorgt. Seine sonore, tiefe Stimme, die kein Problem hatte, gegen das gerade erklingende Trompetensolo und das Stimmengewirr des Publikums auf der anderen Seite des Vorhangs anzukommen. Hod, der trotz seiner jungen Jahren den zwergischen Drolf bereits um einen halben Kopf überragte, reagierte allerdings nicht darauf. Wenn auch keine Wunden offensichtlich ins Auge sprangen, sprach das Chaos auf dem Boden für sich: Irgendwas Schlimmes musste passiert sein. Der Junge zitterte am ganzen Leib. Dass er allen Eintreffenden weiterhin den Rücken zuwandte und man vielleicht nicht das ganze Ausmaß des Unfalls erkennen konnte, machte es nicht besser. Drolf griff nach Hods Arm, um ihn sanft, aber bestimmt zwischen den Lagerkisten hervorzuziehen. Der Bursche leistete keinen Widerstand, wirkte aber teilnahmslos; wie erstarrt. Kreidebleich war er und starrte immer noch an die eine Stelle zwischen den Ausrüstungsstapeln, von der er offenbar den Blick nicht abwenden konnte oder wollte.

Nun, da er beiseite gezogen wurde, konnten auch die Vorderen der kleine Menge, die sich bereits versammelt hatte, erkennen, was hier eigentlich vorging. Einige schnappten erschrocken nach Luft und wurden ähnlich bleich wie Hod… andere, weiter hinten, reckten die Hälse, um herauszufinden, warum hier sich hier plötzlich verängstigtes Tuscheln und Raunen breit machte. Selbst Drolf, der nun Hod losließ und schon wieder zu vergessen zu haben schien, hatte es die Sprache verschlagen.
Es war die Elfe Valana, die sich durch den Bulk an Artisten nach vorn drängte und mit der Schneise, die sie dadurch schlug, schließlich dafür sorgte, dass auch wirklich jeder der Anwesenden einen Blick nach vorn erhaschen konnte. Doch direkt vorn verließ auch sie der Mut.
   „M-Myron?“, fragte sie zögerlich und Tränen schossen ihr in die Augen. Es war für jeden offensichtlich, dass Myron nicht in der Lage war, zu antworten. Nie wieder würde er das sein. Zusammengekrümmt und verkrampft, mit dem Ausdruck unsäglichen Schmerzes im Gesicht, lag er im staubigen Sand zwischen verstreuten Schlössern, Ketten und gestapelten anderen Requisiten. Mit seinen aufgerissenen, leeren Augen hatte er den Vorhang fixiert – den Vorhang, hinter dem ein Publikum wartete, unterhalten zu werden. Vom Zirkus der Seltenen Wunder… vom „Donner“, der die Zuschauer stets anzuheizen und die Artisten zu motivieren wusste.
   Doch Myron war offensichtlich tot. Und über den Rest der Zirkusleute hatte sich mit einem Mal ein dicker Dunst des Schocks, der Angst und der Trauer gelegt. Was war hier nur vorgefallen? Und wie würde es weitergehen?
« Letzte Änderung: 03.11.2020, 11:30:30 von Der Professor »

Kylie

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[IC] I.1: Die Show muss weitergehen!
« Antwort #1 am: 25.05.2020, 15:45:00 »
Auch Kylie hatte sich schnell am Ort des Geschehens eingefunden. Die hübsche Elfin war eigentlich immer sehr hilfsbereit und auch wenn sie noch nicht so lange bei dem Zirkus gewesen war, so hatte sie hier doch schnell viele Freunde gefunden. Sie hatte nur einige Monate bevor es zu der Abspaltung kam bei Madame Dämmerlicht angeheuert, doch falsche Versprechungen und ihre anhaltende Grausamkeit waren Kylie schon recht bald zuviel geworden. Das Verhalten, welches die Katzenvolkdame den Zirkustieren gegenüber zeigte, war für die tierliebe Zauberin ohnehin absolut unvertretbar. Vor allem Myron war es gewesen, der ihnen einen Ausweg geboten hatte, zusammen mit dem Professor. Sie waren die Leitfiguren ihres Aufstands, ihres Neubeginns gewesen. Und jetzt lag einer von den beiden tot am Boden. Und allem Anschein nach, musste es ein schrecklicher Tod gewesen sein.

Zwar war sie in der Heilkunst bewandert, doch brauchte es nicht viel Wissen, um zu erkennen, dass hier bereits jede Hilfe zu spät kam. Myron „Donner“ Stendhal war tot, daran bestand kein Zweifel. Doch was war hier geschehen? Wer hatte den liebenswerten Schausteller ermordet? Und warum? Steckte Madame Dämmerlicht dahinter? War es ein Akt der Rache?

Es war nicht leicht, einen klaren Kopf zu bewahren, und dann war da ja auch noch die Vorstellung? Was sollten sie denn jetzt nur tun? Wie könnten sie denn das Publikum unterhalten, wenn hier hinter dem Vorhang so etwas Schreckliches geschehen war? Ein vertrautes Gefühl an ihren Beinen holte die Elfin wieder in die Realität zurück. Schneeflocke stubste sie an. Der große Hund hatte ein gutes Gespür und wusste natürlich auch, dass hier etwas nicht stimmte, auch wenn er das Ausmaß dessen, was hier vor sich ging, wohl nicht vollständig erfassen konnte. Kylie sank auf ein Knie und legte einen Arm um ihren tierischen Begleiter. Er gab ihr die nötige Kraft.

Dann stand sie wieder auf und auch wenn ihre Stimme noch etwas zittrig wirkte, so war doch vor allem Entschlossenheit darin zu vernehmen.

"Wir müssen herausfinden, was hier geschehen ist!"

Beim zweiten Satz merkte man deutlich, wie sie gegen die Tränen ankämpfen musste.

"Und wir müssen weitermachen! Das hätte er ganz bestimmt so gewollt."

Nadeshja Akopyan

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[IC] I.1: Die Show muss weitergehen!
« Antwort #2 am: 25.05.2020, 19:22:53 »
Heute war der große Tag! Mit jeder Stunde, die verging, näherte sich das Unvermeidliche. Die Jadwiga war immer wieder nervös hin und her getigert, hatte die Hilfsmittel und die Seifenbestände für ihre Nummer kontrolliert. Falls sie denn heute drankäme. Der Donner kannte sie inzwischen gut genug. Wenn es sein musste, konnte sie sich schon irgendwie überwinden. Aber das...Davor war jedes Mal eine Zerreißprobe für ihre Nerven. Und das war mit ihren eigenen Leuten als Zuschauer! Dieses Mal würden es Fremde sein. Kinder, die mit großen Augen ein Wunder erwarteten, Bürgermeister und andere wichtige Leute, die jede Unsicherheit skeptisch unter die Lupe nehmen würden. Und all die normalen Personen, die lange auf eine sehenswerte Vorstellung gewartet hatten. Während sie innerlich aufgewühlt war, strahlte die muntere Fee an ihrer Seite über beide Wangen. Lavenia war in einem schillernden Glitzerkostüm gekleidet und ließ sich kaum bremsen. Am Liebsten würde sie gleich vor die Leute getreten und hätte die Stimmung weiter angeheizt. Aber die Weißhaarige brauchte den seelischen Beistand. Erst als sich die Wahrsagerin um ihre Schminke kümmerte, wurde sie ein wenig ruhiger und atmete tief durch. Mit einem zaghaften Nicken lächelte sie ihr zu und faltete die Hände zusammen, während sie unruhig abwartete. Sie bis auf die letzte Sekunde warten zu lassen musste Myrons Masche sein. Um sie zu prüfen? Das war nicht gut für ihr Herz...

...!

Tief in ihren flatterhaften Gedanken versunken zuckte sie erschrocken zusammen. Verdattert flog die Fee heran und folgte dem Ursprung des Schreis. Hod, die Kammerzofe der schwierigen Mordaine, hatte etwas gefunden. Durch ihre bezaubernden Flügel schwebte sie über die Köpfe der anderen Zirkusleute hinweg. Ihr Elan schmolz mit einem Mal augenblicklich dahin. Ihrer hellen, sonst so melodischen Stimme entkam nur ein ungläubiges Keuchen.

"W-Wie..." Murmelte sie leise und bemerkte nicht einmal, wie die hochgewachsene Magierin ihr mühsam auf normalem Wege folgte, um etwas erkennen zu können. Nadeshja fasste sich an den Kragen ihres blauen Kostüms, der dem Kleid am Hofe der Jadwiga nachempfunden wurde. Sie konnte zunächst keinen genauen Blick erhaschen, aber dafür konnte sie spüren was die Fee empfand. Wie ein eiskalter Sturm in pechschwarzer Nacht. Das war...

Und dann sah sie es selbst. Kein einziges Wort entkam ihrer Kehle. Stattdessen stand die Adelige nur da, während ihr stumme Tränen die frische Schminke ein weiteres Mal ruinierten. Das konnte nicht sein. Nicht er, nicht jetzt. War das ein schlechter Scherz? Ein Traum...? Erst als Kylie die Sache in die Hand nahm, presste Nadeshja ihre Lippen zusammen und zwang sich nach vorne zu gehen. Dort allerdings war ihr Kopf wie leergefegt. Was sollte sie tun? War Myron wirklich tot? Hatte Dämmerlicht sich an sie gerächt? Der Zeitpunkt...schien zu perfekt, zu hinterhältig um bloßer Zufall zu sein.

"W-wo...Ist der Professor? V-vielleicht...uh...Ein...Ein Teil von uns sollte trotzdem auftreten, nicht wahr? Sonst war alles umsonst..."


Mit zähen Schritten bewegte sie sich auf Kylie zu und überlegte fieberhaft, was sie tun könnte. Sie hatte vor Jahren die eine oder andere Kriminalgeschichte gelesen, aber das half jetzt auch nicht sonderlich weiter.

"...Kannst du...Etwas feststellen? " Fragte sie die Elfe heiser und war gespenstisch bleich geworden. Fiebriger Schweiß lag auf ihrer Stirn. Sie war mit ihren Nerven ohnehin schon am Ende. Wie sollten sie damit nur umgehen...


Durbak Bhazdum

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[IC] I.1: Die Show muss weitergehen!
« Antwort #3 am: 26.05.2020, 06:35:44 »
Entspannt saß Durbak Bhazdum vor seinem kleinen Labor und bereitete einige Dinge für die Show und den Zirkus vor. Das musste er nicht tun, da er das Feuerwerk für seinen Auftritt heute Abend schon vor vielen Stunden hergestellt hatte aber die Arbeit beruhigte ihn. Denn auch wenn er Erfahrung hatte und das lange nicht sein erster Auftritt als Zwergenwerfer war, so war die heutige Show extrem wichtig. Nicht nur war es die schiere Menge an Besuchern, sondern auch deren Status, der diesen Abend so bedeutend machte. Sie alle mussten ihr Bestes geben. Wenn es heute gut lief, dann würde die Zukunft des Zirkus der Seltenen Wunder von Erfolg gekrönt sein. Durbak ließ sich von dieser Tatsache allerdings nicht aus der Ruhe bringen. Man musste in einer solchen Situation einen kühlen Kopf bewahren. Wenn man aufgeregt war und panisch wurde, hatte man schon verloren. Er schloss seine Vorbereitungen ab und machte sich schließlich auf den Weg. Es wurde Zeit.

Auf dem Weg in das Zelt zündete sich der Zwerg eine Pfeife an und sah sich um. Es war erstaunlich ruhig hier draußen. Der Großteil musste sich schon eingefunden haben. Kaum hatte er das Zelt betreten und einige Freunde gegrüßt, drang ein Schrei an seine Ohren. Seine kurzen Beine trugen ihn so schnell es ging zu dessen Ursprung, wo sich bereits eine Traube bekannter Gesichter gebildet hatte. Drolf hatte sich schnell um Hod gekümmert, der noch immer wie erstarrt in Richtung der Lagerkisten blickte und wohl derjenige war, der geschrien hatte. Den Reaktionen und Gesichtsausdrücken der anderen Zirkusmitglieder zu urteilen, war etwas sehr Ernstes passiert. Durbak bahnte sich einen Weg nach vorne, wo er einige Personen entdeckte, die um Myron standen oder knieten. Der Mann, sein Freund und das Gesicht des Zirkus war tot. Jeder ging mit dieser Tatsache anders um. Manche weinten, andere waren geschockt und ungläubig. Durbak war alles aufeinmal. Doch nur ein leises "Oh nein..." verließ mit etwas Pfeifenrauch seinen Mund.

Was war nur geschehen? Durbak bückte sich und sah sich Myron etwas genauer an. Keine offensichtlichen Verletzungen. Vielleicht Magie? Gift? Es gab nicht viele Möglichkeiten, wie man einen Mann töten konnte, ohne eine Spur zu hinterlassen. Dass es sich um Mord handeln musste, war für den Zwerg klar. Myron war gesund gewesen und es gab keinen Hinweis auf einen Unfall oder ähnliches. Durbak sah sich die Gegend etwas genauer an aber konnte nichts entdecken, was ihm mehr über diesen Vorfall verriet.[1] Er seufzte. Der Tod Myrons traf ihn schwer aber es würde später genügend Zeit zu trauern geben. Nun mussten sie sich vor allem um zwei Dinge kümmern, wie Kylie und Nadeshja bereits sagten. Sie mussten herausfinden, was passiert war und weitermachen. Deshalb nickte er.
"Ja, Myron hätte es nicht gewollt, wenn wir jetzt aufhören." Er wandte sich dem Publikum zu, welches hinter dem Vorhang wartete. "Unsere Gäste können noch ein paar Minuten warten. Erst müssen wir herausfinden, was passiert ist." Es war nicht ausgeschlossen, dass auch ihnen Gefahr drohte. Vielleicht war das das Werk von Madame Dämmerlicht. Es gab viele Personen auf ihrer Liste. "Hat denn niemand etwas bemerkt? Wer hat Myron das letzte Mal gesehen? Hat er sich auffällig verhalten? Ist irgendetwas Außergewöhnliches heute Abend passiert?" Er wandte sich mit den Worten an alle Umstehenden. Das Zelt war ja voller Leute gewesen. Jemand musste etwas mitbekommen haben.
 1. Survival 7

Zonk "Die Katze"

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« Antwort #4 am: 26.05.2020, 08:02:52 »
Zonk war schon den ganzen Tag vor freudiger Anspannung am umherspringen. Im Normalzustand war der Goblin schon schlimm und kaum zu halten, aber heute war es unmöglich Zonk dazu zu bringen mal ruhig zu sitzen. Er freute sich einfach viel zu sehr auf die Show, endlich wollte er wieder richtige Zirkusluft schnuppern, die vielen aufgeregten Menschen sehen, und einfach nur Spaß in der Manege haben. So wuselte er also den ganzen Tag im Zirkus hin und her und war kaum zu stoppen, so groß war die Freude auf den heutigen Abend.

Als es dann bald los gehen sollte versammelte Zonk sich mit den anderen hinter dem Vorhang und traf die letzten Vorbereitungen, bis zu dem Moment in dem plötzlich ein Schrei die Szene störte. Zonk war sich ziemlich sicher das diese Einlage nicht zur Show gehörte und das es auch noch nicht angefangen hatte, daher musste wohl etwas anderes vorgehen. Der kleine Goblin hatte seine Mühe sich durch die Menschenmenge durch zu quetschen, daher dauerte es einen Moment bis er auch endlich das zu sehen bekam was viele andere vor ihm bereits gesehen hatten …

Für einen Moment schien die Welt stehen zu bleiben, der kleine Goblin stand mit weit aufgerissenen Augen, und offenen Mund da und konnte nicht begreifen was er da zu sehen bekam. Es konnte einfach nicht wahr sein das Myron dort tot vor seinen Füßen lag. Erst als die ihm sehr vertraute Stimme von Durbak durch die Menge drang wachte auch Zonk wieder aus seiner Trance auf "Duuurbak, … was wir machen sollen jetzt? rief der Goblin aufgeregt zu seinem Freund hinüber. Dann sprang er aufgeregt hin und her und schaute jeden entsetzt an "Los, los, los … holen den Professor! Er müssen machen das die Show gehen weiter. Die Leute dürfen nicht gehen weg", scheuchte der Goblin die umstehenden hin und her, war dabei aber selbst völlig kopflos und wusste eigentlich gar nicht genau was er denn selbst gerade machen sollte. Doch dann beruhigte sich der Goblin wieder etwas und er besann sich auf seine eigenen Instinkte, irgend etwas war hier nicht richtig. Er hielt einen Moment inne und schaute sich die Umgebung etwas näher an[1], er beobachtete jeden umstehenden nochmal etwas genauer, achtete auf alles was hier rum lag und im Weg stand, irgend etwas musste doch hier sein was hier nicht hin gehörte. Für ihn als Dieb war es nicht ungewöhnlich das nicht immer alles so ist wie es auf den ersten Blick zu sein scheint, also musste er sich einfach nur konzentrieren und noch einmal genauer hin sehen. Er zwang sich also zur Ruhe und konzentrierte sich auf alle seine Sinne um auch wirklich jedes kleinste Detail wahr zu nehmen was ihm hier vielleicht weiterhelfen könnte.
 1. Perception 25

Kylie

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« Antwort #5 am: 26.05.2020, 09:07:06 »
Kylie nickte, als Nad sie ansprach. Sie sah nicht gut aus. Das alles hier hatte die Halbelfe besonders mitgenommen. Aber auch die Elfin kämpfte die ganze Zeit schon gegen den Tumult in ihrem Inneren an. Es war leicht, sich jetzt in Emotionen zu verlieren, aber das würde hier niemandem helfen. Und auch, wenn sie Myron nicht wieder zum Leben erwecken konnten, so konnten sie vielleicht herausfinden, was hier geschehen war. Sie mussten es herausfinden. Denn vielleicht waren sie alle in Gefahr!

Sie untersuchte den Toten daher für einen Moment, um vielleicht mehr über die Ursache seines Todes herauszufinden[1]. Und da es naheliegend war, dass hier vielleicht Magie im Spiel gewesen sein mochte, suchte sie auch danach[2]. Sollte sie etwas finden, so würde sie es Nadeshja genau beschreiben. Kylie wusste, dass die zurückhaltende Frau sich sehr gut mit dem Arkanen auskannte, und zudem würde es ihr sicher helfen, wenn sie sich jetzt auf etwas fokussieren konnte.
 1. Medicine 18
 2. Detect Magic

Der Professor

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« Antwort #6 am: 26.05.2020, 16:54:23 »
Die übrigen Zirkusartisten ließen Nadeshja, Kylie, Zonk und Durbak bereitwillig den Vortritt und machten ihnen ein bisschen Platz. Terror und Verzweiflung hatten ihre Herzen gepackt. Die Versammelten blieben dort, im Halbkreis um Myrons Leichnam, die meisten wirkten fast wie betäubt und unfähig, sich zu rühren. Es war naheliegend, dass einige ein wenig länger brauchten, um Myrons Tod wirklich zu realisieren. Andere waren bereits völlig aufgelöst, schluchzten und weinten.

Die ersten näheren Blicke und Untersuchungen offenbarten Kylie, dass keine Spur von Magie an Myron haftete, aber seine selbst im Tod verkrampfte Körperhaltung, das verzerrte Gesicht und die weit aufgerissenen Augen zeugten von einem sehr unangenehmen Kampf gegen den eigenen Körper. Hätte er die Gelegenheit gehabt zu schreien, hätte ihn mit Sicherheit jemand auf dem Zirkusgelände gehört. Gut möglich, dass er überrascht worden war, gut möglich, dass es sehr schnell gegangen war… vermutlich hatten der Schmerz oder die steifen, krampfenden Muskeln ihm den Atem geraubt. Myron hatte keine Chance gehabt, nach Hilfe zu rufen. Schließlich, nach einigem Herumgetaste, fiel Kylie auf, dass Myrons Hosenbeine mit dunklen, kleinen Flecken übersät waren, die auf dem purpurnen Stoff nicht erst bei näherer Betrachtung ins Auge stachen. Tatsächlich spannte die Hose, gerade im Bereich der Unterschenkel, so sehr, dass sie wirkte, als könnte sie jeden Moment aus allen Nähten platzen. Kylie stellte fest, dass man sich diesen Umstand wohl nur genauer ansehen könnte, wenn man die Hose aufschlitzen würde. Sie bewegte sich keinen Millimeter, so geschwollen schienen Myrons Unterschenkel zu sein. Währenddessen entdeckte Zonk eine weitere Seltsamkeit: Im staubigen Boden um den Leichnam herum gab es abgesehen von den Fußspuren, die Hod und sie selbst gerade hinterlassen hatten, unzählige weitere Abdrücke – nur waren die nicht menschlich. Hunderte und aberhunderte von winzigen Pfotenabdrücken bedeckten und überlagerten hier alles – selbst Myrons Fußabdrücke waren darunter nicht mehr erkennbar. Zonk erkannte sofort, dass hier eine ganze Rotte von Ratten aufgehalten haben musste (denn Rattenspuren kannte er von seiner Unterkunft in Madame Dämmerlichts Zirkus nur zu gut). Die Verursacher waren zwar verschwunden, doch es mussten wirklich viele gewesen sein. Es war einfach unnatürlich – und auffällig praktisch, dass dadurch mögliche andere Spuren verwischt worden waren.

Noch während und bevor Kylie und Zonk zu ihre Erkenntnisse kamen, Geschweige denn, dass sie sie teilen konnten, brach um sie herum Unruhe aus. Durbaks Fragen nach Zeugen, die er in die Runde richtete, rüttelte einige Reaktionen los. Neben unsicherem, ängstlichem Schulterzucken und Kopfschütteln, war aus dem Gemurmel, das nun losbrach einige unterschiedliche Stimmen zu hören, die sich erhoben:
   „Er hat Bolbil und Tahala beim Anzünden der Fackeln geholfen.“„Also ich hab ihn eben gesehen, als er seinen Wagen verlassen hat. Kann keine halbe Stunde her sein. Da sah er noch gesund und quietschfidel aus.“„Möglich, dass er hier im Zelt nach dem Rechten gesehen hat, so wie er es immer tut, bevor es losgeht.“„Hätte wohl jeder ihn irgendwie allein erwischen können. Vielleicht war er hier hinten, um in Ruhe seine Kleidung zu richten… oder den Begrüßungstext durchzugehen.“

Noab Kanbali schälte sich aus den Umstehenden vor und baute sich mit finsterer Miene und einem wütenden Glitzern in seinen fast nachtschwarzen Augen vor Mordaine auf.
   „Hast du dich nicht vorhin mit ihm gestritten, oh Allmächtige?“ Das letzte Wort kam knurrend und mit Spott getränkt über seine Lippen. „Dein Gekeife hat man durchs ganze Lager gehört.“
   Dass Noab und Mordaine sicher häufiger wegen Kleinigkeiten in den Haaren lagen, hatte jeder Anwesende sicherlich schon zur Genüge miterlebt – nun jedoch ging es nicht um eine Kleinigkeit. Sich über die Wichtigkeit verschiedener Tricks in der Vorstellung oder über die Art und Weise, wie man am besten Kanincheneintopf zubereitete, zu streiten, war eine Sache; den anderen eines Mords zu bezichtigen, eine andere. Doch ganz abwegig war Noabs Gedankengang nicht, er erntete von anderen zustimmendes Gemurmel. Mordaine hatte sich in der Tat heftig mit Myron gestritten, nicht lang bevor die ersten Zuschauer eingetroffen waren. Worum die Sache gegangen war, hatte vermutlich niemand wirklich heraushören können, denn das „Gespräch“ war von Myrons geschlossener Wagentür gedämpft worden, aber dass Mordaine (einmal wieder) laut geworden war, war im Lager bestimmt den Wenigsten entgangen.

Mordaine schnappte theatralisch nach Luft und schnaubte dann, von plötzlicher Empörung gepackt, wie ein aggressiver Stier, der kurz davor war, den Träger des roten Tuchs über den Haufen zu rennen.
   „Natürlich… War ja klar, dass du mir wieder die Schuld in die Schuhe schieben willst, du zurückgebliebenes Seiläffchen!“
   Mordaines sicherlich bewusst rassistisch angehauchte Beleidigung brachte Noab dazu, wütend die Fäuste zu ballen und mit den Zähnen zu knirschen. Noch bevor er aber explodierte, deutete Mordaine, von sich ablenkend, auf den Burschen namens Furio, der natürlich auch der Aufregung gefolgt war.
   „Was ist mit ihm?“, zischte Mordaine. „Niemand weiß, wo der eigentlich herkommt. Plötzlich ist er aufgetaucht, ist Myron auf Schritt und Tritt hinterhergedackelt, und nun… Tja, Zufall ist das sicher nicht! Ich habe Myron vor ihm gewarnt – und wenn er mich ernstgenommen hätte, wäre das hier nie passiert!“

Furio wurde ganz klein und klammerte sich an die weiße Taube, die er in den Händen hielt. Vor Schreck und Unbehagen stieg ihm die Röte ins Gesicht, denn es war offensichtlich, dass ein Teil der Anwesenden ihn sofort kritisch zu mustern begann.
   Andere setzten zum Protest gegen Mordaines Anschuldigung an, doch es war die schwache, kaum zu vernehmende Stimme des Professors im angespannten Moment des Schweigens kurz vor dem Sturm, die schlussendlich das drohende Chaos im Keim erstickte.

„Hört auf mit diesem Unsinn!“, verlangte der Professor bestimmt und sorgte, trotzdem seine Lautstärke dabei nicht über die eines Flüsterns hinausging, für sofortige Stille. Dass er ungehalten über das Verhalten der Anwesenden war, war kaum zu überhören.
   „Macht euch nicht lächerlich: niemand hier wäre zu etwas fähig... Und macht mir Platz! Bei den Sternen…“
   Offenbar erst zu der Situation hinzugestoßen, aber bereits informiert, nahm der Professor den Weg durch die Menge, den man ihn respektvoll bereitstellte. Als er nach vorn trat, war seine Mimik bereits frei von Ärger, den er gerade noch empfunden haben mochte. Tiefe Sorge und Trauer hatten jetzt die Oberhand – und als seine Aufmerksamkeit auf Myrons schmerzverzerrte Gestalt fiel, hielt er es nicht lange aus, sondern musste schnell den Blick senken, der unter Tränen verschwamm, die ihm in die Augen stiegen.
   „Es ist also wahr“, hörte man ihn wispern. „Myron, was hat man dir nur angetan?“ – Eine Frage, die er einen kurzen Moment im Raum stehen ließ. Dann fing er an, seine Tränen fortzublinzeln und blickte auf; blickte sich nach den Gesichtern der Zirkusfamilie um, die sich hier versammelt hatte.
   „Nun, warum steht ihr alle hier immer noch herum?“ Auch wenn, wie immer, ein Kratzen in seiner Kehle lag, schmälerte das nicht die Kraft der Entschlossenheit in seinen Worten. „Habt ihr die Menge da draußen gesehen? Noch nie hatten wir so viel Publikum. Hier gibt es eine Vorstellung, die organisiert werden muss, und wir müssen einen Weg finden, das zustandezubringen. Richtet eure Schminke und schlüpft in die Kostüme. Nur, was auch passiert: Lauft nirgends allein durch die Gegend. Kontrolliert eure Ausrüstung ganz genau. Wir wissen nicht, ob sich hier ein Saboteur und Mörder herumtreibt. Bewegung!“
   Der Professor klatschte untermalend zweimal in die Hände und scheuchte damit den Großteil der Versammlung aus der Starre. Während sich die meisten schon angefangen hatten, den Worten des Professors zu folgen, hielt der Professor selbst unter ihnen nach bestimmten Gesichtern Ausschau.
   „Wo sind die Gaukler?“, rief er halblaut über den sich anbahnenden Tumult, auch wenn ihn das Erheben der Stimme Anstrengung abverlangte. Dem ersten Gaukler, den er dabei entdeckte, gab er eine weitere Anweisung: „Los, raus in die Manege mit euch, das verschafft uns ein wenig Zeit!“
   Die Zirkustruppe wuselte wieder aufgescheucht umher, auch wenn manche dabei deutlich mehr bei der Sache waren als diejenigen, die noch stark unter Schock standen. Die Gaukler beeilten sich, sich zu sammeln und dann gemeinsam durch den Vorhang zu treten, wo eine musikalische Einlage und ein applaudierendes Publikum sie willkommen hießen.

Während alles wieder in die Gänge kam, wirkte der Professor einen kurzen Moment sehr verloren. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit jedoch wieder Myron und denjenigen zu, die bereits begonnen hatten, den Leichnam zu untersuchen.
   „Ich fürchte, Myrons Schicksal aufzuklären, wird im Zweifelsfall ein wenig warten müssen“, sagte er und wechselte Blicke mit Durbak und Zonk, danach auch mit Kylie und Nadeshja. Dem Professor fiel es nicht leicht, das zu formulieren, aber dennoch wirkte er davon überzeugt.
   „Wie es aussieht, seid ihr so ziemlich die einzigen, die gerade nicht vollkommen die Nerven verlieren. Und viel Zeit bleibt nicht. Wir können uns nicht leisten, die Vorstellung abzusagen. Das hätte Myron nicht gewollt und schlussendlich könnte es uns in den Ruin treiben, wenn wir Abbertons Bürger enttäuschen. Wir müssen ihnen eine Show liefern, die sie niemals vergessen – und das in positivem Sinne. Bitte, wir alle brauchen eure Hilfe.“
   Er seufzte kummervoll. „Die meisten wissen wohl, was zu tun ist, wenn sie an der Reihe sind, aber Myron fehlt nun schmerzlich, um die ganze Sache zu dirigieren. Er hatte wahrscheinlich schon entschieden, wer nun in welcher Reihenfolge auftreten soll, aber nicht mehr die Gelegenheit, diese mit uns zu teilen.“
   Myrons Ansprache vor der Vorstellung hätte genau jetzt stattfinden sollen.
   „Die Gemüter sind aufgewühlt und ich bin mir nicht klar, wer überhaupt noch in der Lage ist, unter diesen Umständen in die Manege zu treten. Helft mir, das herauszufinden. Wenn ihr euch selbst bereit fühlt, umso besser. Aber das wird nicht reichen. Hört euch um und entscheidet, wer wie auftreten wird. Ihr wisst ja, worauf es ankommt.[1] Ich versuche derweil, die allgemeine Stimmung ein wenig zu entschärfen. Es fehlt uns gerade noch, dass wir uns gegenseitig an die Gurgel gehen. Wir dürfen uns von der Trauer nicht übermannen lassen. Für Trauer ist nach der Vorstellung Zeit.“
   Er zögerte kurz, bevor er an der Schnalle seines feuerroten Seidenumhangs fasste, sie löste und den Umhang der Gruppe anbietend entgegenhielt. Dabei vermied er es, Myron anzusehen.
   „Deckt ihn bitte zu, er sollte so da nicht liegen bleiben.“
 1. 
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« Letzte Änderung: 26.05.2020, 17:47:39 von Der Professor »

Nadeshja Akopyan

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« Antwort #7 am: 26.05.2020, 18:27:17 »
Nadesja hielt den Blick gesenkt. So gern sie auch Klarheit haben wollte, es fiel ihr unheimlich schwer den Donner genauer anzusehen. Aufgelöst verkrampften sich ihre Hände an dem Saum ihres Kleides. Lavenia nahm auf ihrer rechten Schulter Platz. Als die Anderen anfingen aufeinander loszugehen, hielt die Fee sich die Ohren zu. Das konnte sie nun ganz und gar nicht gebrauchen! Auch ihr ging es offensichtlich elend. Sie fand nicht die richtigen Augenblick, um die Adelige irgendwie aufzumuntern. Wie auch, wenn es einfach zum Heulen war. Zum Glück tauchte bald der Professor auf und lenkte das Chaos wieder in geordnetere Bahnen. Die Gaukler bespaßen die Menge für das Erste. Nur war sich die Fee nicht sicher, ob die Artisten rechtzeitig aus ihrer Schockstarre aufwachten. Die Jadwiga wirkte wie ein Zombie und nickte nur schwach, als der Professor um ihre Hilfe bat. Es passierte der Magerin viel zu leicht, sich in deprimierenden Abgründen zu verlieren. Unkontrolliert kullerten ihr weitere Tränen über die bleiche Wangen, während sie hin und wieder leise schniefte. Als ihnen jedoch sein Umhang gereichnet wurde, trat sie mechanisch näher und nahm ihn wortlos entgegen um Myron zu bedecken. Richtig, so viel waren sie den beiden Männern schuldig. Dieser Abend durfte nicht im Disaster enden. Steif richtete sie sich auf und wandte sich an Kylie, Zonk und Durbak. Dabei sah sie allerdings niemand Bestimmtes an und spielte nervös mit ihren Händen.

"...I-ich weiß nicht, ob ich heute auftreten kann...Vielleicht sollte Mordaine den Hauptakt bekommen? Bis dahin...hat sich vielleicht auch Hod beruhigt. Uh...Aber ich will sie nicht fragen...Ich frage Elbus...W-wir brauchen schnell jemanden..."
Nuschelte sie stockend und hielt Ausschau nach dem Bärtigen Mann. Bevor sie ihn ansprechen konnte, flog ihm allerdings schon die emsige Fee entgegen und hielt vor seiner Nase, um ausladend zu gestikulieren.

"Heey, Graubart! Wie geht es dir? Wir brauchen Leute in der Manege! Bereit für den ersten Akt des Abends?"
Überfiel sie den alten Geschichtenerzähler in der Gemeinsprache und stemmte die Hände in die Hüften während sie auf der Stelle schwebte. 

   
« Letzte Änderung: 26.05.2020, 18:27:54 von Nadeshja Akopyan »

Zonk "Die Katze"

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« Antwort #8 am: 26.05.2020, 21:17:24 »
Zonk war heilfroh das der Professor die Lage schnell wieder in den Griff brachte, und sich alle etwas beruhigen konnte. So hatten sie wenigstens die Chance das die Show vielleicht doch noch ein Erfolg werden könnte. Während Nadeshja noch wie ein Häufchen Elend vor sich hin schluchzte und die Idee äußerte man soll den bärtigen Mann im ersten Akt einsetzten überlegte Zonk kurz wie es dann vielleicht weiter gehen könnte. Sein Blick viel dabei auf Kylie "Hey Kylie, du doch können machen 2. Akt zusammen mit Elizia" quietschte der Goblin aufgeregt. "Du gehen zu Elizia und fragen sie ob sie ist bereit für 2.Akt. Ich gehen zu Mordaine und fragen sie, ob sie wollen machen den Hauptakt. Und großes Final dann sollen machen die Zwerge zusammen mit den Ferderfall-Fünf und den Elfenschwestern. Das sein guter Plan. Jetzt wir müssen nur schnell alles organisieren und alles kontrollieren." meint Zonk und hüpft auch schon davon um zu Modaine zu eilen.

Kaum das er bei ihr angekommen ist plappert er sofort los "Modaine du machen heute Hauptakt. Du müssen dich vorbereiten ganz gut. Hod soll kontrollieren ganz genau deine Ausrüstung! Alles mus gut sein. Die Show muss ein Erfolg werden. Und wenn Hod hat kontrolliert deine Ausrüstung, er soll sie kontrollieren noch einmal"
« Letzte Änderung: 26.05.2020, 21:18:39 von Zonk "Die Katze" »

Kylie

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« Antwort #9 am: 26.05.2020, 21:34:35 »
Kylie wollte gerade antworten, da war Zonk auch schon auf und davon, sein Enthusiasmus kaum zu bremsen. Das war auch gut so. Genau so etwas konnten sie jetzt gebrauchen.

"Dann gehe ich mal nachsehen, wo Elizia steckt."

Einen Moment verharrte die Elfin jedoch und richtete noch ein paar Worte an die übrigen Anwesenden.

"Jemand sollte auch hierbleiben und über ihn wachen. Wer könnte das wohl tun?"

Dann zog sie schließlich los, um die Schlangenbändigerin zu finden. Schneeflocke folgte ihr auf dem Fuße.

Der Professor

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« Antwort #10 am: 30.05.2020, 19:16:17 »
Nadeshja und Lavenia fanden Gidarron an einem der hinteren Zelteingänge, die zum Lager führten. Der bärtige Hüne schien die dunklen Ecken zwischen Zelten, Wägen und Tiergattern aus dieser entfernten Position prüfend im Auge zu behalten. Dass Lavenia plötzlich in sein Blickfeld huschte und ihn ansprach, erschreckte ihn tatsächlich so sehr, dass er unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Es war ihm anzumerken, dass erhebliche Anspannung auf ihm lag, auch wenn man von ihm eigentlich das Gegenteil gewohnt war. Auch als er die kleine Fee vor sich bewusst erkannte, änderte sich nicht viel daran. Seine Mimik war zwar unter der üppigen Gesichtsbehaarung nicht einfach zu erkennen, doch freute er sich offenbar nicht über den zwar harmlosen, aber dennoch für ihn unerwarteten Überfall. Sobald der Schreck verflogen war, zog er irritiert die Stirn kraus.
   „Bereit für den ersten Akt? Ist das dein Ernst?“, erkundigte er sich verwundert als hätte er sich verhört. Seine Worte klangen dieses Mal nicht wie von einem fremdländischen Akzent eingefärbt; seine Stimme war tief und ruhig – gut möglich, dass dies sein „wahres Ich“ war, das konnten weder Lavenia noch Nadeshja einschätzen. Passend wäre die Stimmlage für einen Mann mit Gidarrons Statur allemal. Ihm war aber wohl klar, dass dies nicht der Zeitpunkt für Scherze war.
   „Ich weiß nicht so recht, ob ich die beste Wahl dafür wäre“, gab er die Bedenken preis, die er bezüglich dieser Idee hegte. „Ich bin noch nie vor so großem Publikum aufgetreten – nicht einmal annähernd. Außerdem sind die Leute hier, um durch beeindruckende Akrobatik oder so etwas unterhalten zu lassen… nicht um einen alten Narren beim Witzeln zuzusehen. Das ist…“
   Er unterbrach seinen Satz, mit sich selbst ringend, und seufzte dann nach wenigen Sekunden. „Ich müsste improvisieren. Darauf bin ich nicht vorbereitet.“ Überzeugt war er nicht, aber es war auch kein „Nein“.

Noch bevor Lavenia darauf reagieren konnte, rückte sich jemand, der das Gespräch belauscht zu haben schien, in den Fokus der Aufmerksamkeit. Furio trat fast ehrfürchtig, aber doch mit einer Gewitztheit, die davon zeugte, dass es ihm trotzdem nicht an Selbstbewusstsein mangelte, in den Kreis der Unterhaltung.
   „Dann nehmt doch mich, ich bin vorbereitet!“, warf der Junge hoffnungsvoll ein und musste seinen Kopf ein wenig in den Nacken legen, um zu Gidarron und Lavenia aufzublicken. Allerdings blickte er dann auch hilfesuchend Nadeshjas Richtung und rückte seinen Zylinder ein wenig zurecht, der ihm bei der Kopfbewegung ein wenig verrutscht war. Aus der Nähe konnte man gut erkennen, dass er eigentlich noch ein Kind war, auch wenn sein falscher Schnurrbart, den er sich für die bevorstehende Vorstellung mit schwarzer Schminke ins Gesicht gemalt hatte, ihn auf Entfernung sicherlich um einige Jahre älter wirken ließ.
   Gidarrons verblüffte Skepsis konnte Furio nicht irritieren. „Ich habe genau dafür geübt. Die da draußen werden meine Tauben und mich lieben!“, bestand der Junge darauf, bereit zu sein. „Bitte, bitte, biiiitte!“



Währenddessen fiel es Zonk deutlich einfacher, Mordaine von seinem Vorschlag, sie den Hauptakt machen lassen, zu überzeugen. Der Goblin erkannte sofort, dass er dabei einen gewissen Nerv traf, noch bevor er seine Worte zuendeformuliert hatte, denn es schlich sich schnell ein zufriedenes Schmunzeln in ihre Mimik – und so etwas bei ihr auszulösen, war eine solche Außergewöhnlichkeit, dass es einem wundersamen Ereignis gleichkam.
   „Sie lassen dich nun solche Dinge entscheiden?“, hauchte Mordaine Zonk mit einer Spur Amüsement entgegen und spielte an einer Strähne ihres glänzend-blonden Haares herum. Dabei betrachtete sie den Goblin mit einer Aufmerksamkeit, die sie ihm all die Jahre, die sie sich kannten, zusammen gerechnet nicht hatte zukommen lassen. Trotzdem sie unverhohlen geschmeichelt war, konnte sie ihre Arroganz nicht ganz ablegen – vielmehr schien sie sich bestätigt zu fühlen. Der aufbrausende Ärger, mit dem sie gerade noch Noab und Furio bedacht hatte, war wie weggeblasen – allerdings konnte man wohl so nie wirklich sagen, wie lang Mordaines positve Stimmungen hielten und wann sie wieder durch negative Ausbrüche ersetzt wurden.
   Zonk nun sehr genau musternd, tauschte Mordaine ihr belustigtes Schmunzeln durch ein wohlwollendes Lächeln, das man ihr sogar abkaufen konnte.
   „Meine Güte, ich habe dich wohl unterschätzt“, gestand sie sich ein. Dann wandte sie sich wieder dem Schminkspiegel zu, an den sie sich zurückgezogen hatte, nachdem der Professor ihren Streit mit Noab jäh beendet hatte. Ohne Zonk weiter anzusehen, sondern sich selbst nun im Spiegel begutachtend, griff sie nach ihrer Bürste und begann sich die Haare (vermutlich erneut) zu richten.
   „Eine kluge Wahl“, sprach sie dennoch lobend aus. „Wirklich. Es ist erniedrigend, dass mich hier nicht alle so zu würdigen wissen, das kann ich dir sagen. Wenn jemand dieses Desaster heute noch retten kann, dann ich.“ Sie pausierte kurz und Zonk konnte im Spiegel erkennen, dass sich Mordaines engelsgleiches Gesicht tatsächlich durch Sorgenfältchen kräuselte.
   „Nicht, dass auch nur irgendetwas das wiedergutmachen könnte“, fuhr sie dann fort. „Glaub diesem garundischen Schwätzer ja nicht, ich hätte Myron etwas angetan. Ich verdanke ihm genauso viel wie Noab… oder wie du.“
   Damit war für sie das Gespräch wohl beendet. Sie fokussierte das Spiegelbild ihres Assistenten, der sich gerade irgendwo hinter ihr aufhielt und wenig mit sich anzufangen wusste. Der Junge wirkte immer noch wie benommen, es hauchte ihm aber wieder etwas Leben ein, dass Mordaine ihm Anweisungen zufauchte:
    „Hod, du hast ihn gehört! Steh nicht dumm herum, sondern mach deine Arbeit! Wir brauchen heute den Tank. Aber sorg ja dafür, dass das Wasser nicht so kalt ist wie beim letzten Mal! Wo hast du eigentlich meine Ketten gelassen, die du holen solltest?“



Kylie musste ein wenig nach Elizia suchen. Sie fand die Schlangenbändigerin schlussendlich außerhalb des Zelts, allerdings hatte diese die Warnung des Professors wohl nicht außer Acht gelassen und sich nur aus dem engsten Trubel zurückgezogen, statt sich weit zu entfernen und zurück ins Lager zu gehen. Elizia hockte auf den Knien am Boden neben ihrer Anconda Herr Tickles, die sich dort zusammengerollt hatte und fast so wirkte wie ein ungeordneter Haufen eines übermäßig dicken Taus. Während Herr Tickles nur träge vor sich hin züngelte, musste er es über sich ergehen lassen, dass Elizia alles andere als gelassen an ihm herumtastete. Sie wirkte sogar recht verzweifelt, als sie Kylie und Schneeflocke bemerkte. Elizia wandte kurz ihren Blick ab, um sich mit dem Ärmel Tränen aus dem Gesicht zu wischen, bevor sie wieder zu Kylie aufsah.
   „Irgendwas stimmt mit Herr Tickles nicht“, schluchzte sie aufgelöst. Dann atmete sie aber nach kurzem Zögern durch, wischte sich nochmal die Tränen fort und beschloss sichtlich, sich zusammenzureißen. Besorgt wandte sie sich wieder ihrer Schlange zu und streichelte sanft Herr Tickles Kopf.
   „Er ist ganz lethargisch. Und sieh nur, seine Haut ist ganz stumpf.“ Tatsächlich war vom sonstigen Glanz der grünen Flecken-Musterung nichts mehr zu sehen. „An der Bauchseite hat er sogar eine Art Ausschlag. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Eben war er noch putzmunter. Ich war nur kurz im Zelt, während er hier schlief. Ich…“
   Die Tränen kamen erneut zurück. „Du hast dir doch…“, sie musste sich überwinden, um fortzufahren, „… hast dir doch M-Myron angesehen, oder? Ist er… Hat er auch so einen Ausschlag? Muss mein Tickles nun sterben?“

Kylie

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« Antwort #11 am: 30.05.2020, 20:18:22 »
Ohje, das klang ja garnicht gut. Kylie musste sich zusammenreißen und Zuversicht ausstrahlen, damit Elizia etwas Rückhalt geben, und das tat sie auch, so gut es eben ging ohne selbst wirklich zu wissen, was hier vor sich ging. Ob Herr Tickles wohl eine von den Ratten gefressen haben mag, die Myron angegriffen haben mussten?

"Nein, auf garkeinen Fall! Das kriegen wir schon hin! Lass mich mal sehen. Na, komm, Tickles. Zeig mal her, was fehlt Dir denn?"

Die Elfin kniete sich neben der riesigen Schlange auf den Boden und untersuchte sie eingehend, um festzustellen, was das für ein Ausschlag sein mochte und was sie dagegen unternehmen konnte. Im Anschluss suchte sie in ihrer Heilerausrüstung die nötigen Salben und Hilfsmittelchen zusammen, um Tickles Zustand zu verbessern[1].
 1. Medicine 21
« Letzte Änderung: 30.05.2020, 20:18:53 von Kylie »

Nadeshja Akopyan

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« Antwort #12 am: 30.05.2020, 22:17:56 »
Sogar der alte Bartmann war heute ungewohnt schreckhaft. Lavenia hob erstaunt eine Braue, als er seine Geschichten plötzlich so klein redete. Sie hatte gedacht, dass jemand mit so vielen Gesichtern wie er auch in dieser furchtbaren Situation flexibel sein würde. Das machte ihn zwar irgendwie menschlicher, war aber auch nicht sonderlich hilfreich. Improvisieren lag ihm also nicht? Und das aus seinem Mund. Zu dumm, was machten sie jetzt?

Noch während sie abwog, ob sie es gut sein ließ oder ihn bei der Künstlerehre packen sollte schaltete sich ausgerechnet Furio ein. Der Junge, der sich ganz ohne ihr Zutun einen lustigen Bart anmalte. Lavenia legte leicht den Kopf schief und musterte ihn prüfend. Nadeshja hielt sich derweil kleinlaut im Hintergrund und haderte mit sich. Sie hatte gesehen, wie intensiv er geübt hatte. Aber er war gerade einmal seit einer Woche hier. Der erste Eindruck war entscheidend, so hieß es immer. Was, wenn am Ende alle zu verunsichert waren um aufzutreten? Würde sie etwa einspringen müssen – direkt als Erstes? Die Jadwiga fühlte sich auf einmal unangenehm warm. Ihr Gesicht verzog sich zu einer düsteren Grimasse, mit der sie Furio angestrengt ansah. Myron und der Professor hatten Potenzial in ihm gesehen, so viel stand fest. Ansonsten hätten sie ihn nicht so lange zappeln lassen. Aber vielleicht war es trotzdem zu früh? Wie sollte sie das nur entscheiden? Schließlich seufzte die Halbelfin leise aus.   
„Uh…Also…Myron hat dir vertraut. Glaube ich. Ich meine…Das könnte dein Debüt werden…W-wenn du es dir zutraust, dann…“
Eine Entscheidung musste her. Ja oder nein? Ein Vielleicht gab es hier nicht. Eigentlich dürfte sie sich vor ihrem ersten großen Auftritt auch nicht drücken. Das hatte sie bei Dämmerlicht schon zur Genüge getan und dafür die Konsequenzen getragen. Und jetzt stand sie schlimmer da als zuvor. Unschlüssig spielte sie mit den Händen und sah zu Boden.
„Nnh…“
Plötzlich schwebte Lavenia vor ihr und kniff mit ausgetreckten Armen in beide Wangen.
„Was immer du sagen willst, raus damit! So viel Feuer ist doch das, was wir gerade brauchen!“ Stellte die Fee ernsthaft fest und Nadhesja schaute von der Seite wieder zu Furio. Jemanden selbst auszusuchen war eine größere Verantwortung als sie dachte. Aber es stimmte. Sie alle waren von dem Vorfall sichtlich erschüttert. Womöglich konnte sein Eifer nicht nur das Publikum mitreißen. Schließlich winkelte sie beide Arme an und reckte die Fäuste hervor. Beinahe, als wäre sie zuversichtlich.

„…Hm! Z-Zeig es ihnen!  “

Die Fee flog heran und rückte dem Taubenfreund seinen Hut zurecht.
„Wenn dich die Menge da draußen verunsichern sollte, stell sie dir einfach in Unterhosen vor. Denke an deine Übungen und vertraue auf deine Tiere. Wenn du zuversichtlich bleibst, sind sie es auch!“ Nadeshja nickte ihm zu und lächelte zustimmend. Wahrscheinlich war das nicht ihr Tag. Nein, danach fühlte es sich ganz und gar nicht an. Aber seine Energie war schon ein wenig ansteckend. Wenn sie irgendwann einmal an die Reihe kommen sollte, würde sie das auch schon schaffen. Bestimmt. Wahrscheinlich. Vielleicht. 

« Letzte Änderung: 30.05.2020, 22:19:15 von Nadeshja Akopyan »

Zonk "Die Katze"

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« Antwort #13 am: 31.05.2020, 13:09:01 »
Zonk hörte Mordaine gar nicht wirklich zu. Er war mit seinen Gedanken schon wieder ganz wo anders und wollte auch schon gleich wieder davon laufen, kaum das er vernommen hatte das Mordaine für Ihre Show startklar war. Doch dann viel ihm das zuletzt von Mordaine gesagte ein und er schnappte sich Hod "Los kommen du mit, zeigen mit genau die Fesseln und den Wassertank. Zonk will selbst sehen ob damit alles in Ordnung sein." Zonk ließ den armen Hod erst gar nicht zu Wort kommen, und zerrte ihn einfach hinter sich her "Los zeigen mir wo sein die ganze Ausrüstung, dann wir kontrollieren zusammen alles noch einmal!"

Immer wen Zonk auf dem Weg zur Ausrüstung von Mordaine jemanden starr rumstehen sah, stupste er diesen an und forderte ihn auf seiner Arbeit nach zu gehen, sie müssten sich ja alle beeilen denn die Show ist schon am laufen, also sollte jeder seiner Arbeit nachgehen. Der Goblin war dabei so aufgeregt und hüpfte vom einem zum anderen das diese ihn vermutlich stellenweise gar nicht wirklich verstanden während er schon zum Nächsten eilte.

Kaum das er mit Hod dann bei der Ausrüstung angekommen war forderte er Hod auf "Los zeigen mir alles, und schauen ganz genau hin ob alles richtig ist. Ist alles so wie immer?" Dabei achtete Zonk peinlichst genau auf alles um zu überprüfen ob hier vielleicht jemand etwas manipuliert hatte[1]
 1. Perception 24
« Letzte Änderung: 31.05.2020, 13:09:33 von Zonk "Die Katze" »

Der Professor

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« Antwort #14 am: 02.06.2020, 14:42:21 »
Elizia versuchte, wieder etwas Fassung zu gewinnen, als Kylie sich bereiterklärte, Herr Tickles zu untersuchen. Die ganze Situation überforderte die Schlangenbeschwörerin sichtlich. Erst fand man ihren engen Freund Myron tot und, darüber hinaus, höchstwahrscheinlich ermordet auf und wenige Minuten später musste sie auch noch das Schlimmste für ihren tierischen Gefährten fürchten. Doch Kylies Hilfsbereitschaft und Widerspruch bezüglich der Frage, ob Herr Tickles nun sterben müsse, gaben Elizia Hoffnung. Nicht von der Seite der Schlange weichend, machte Elizia jedoch Platz, damit Kylie sich ein genaues Bild von der Lage machen konnte.

Herr Tickles hob noch nicht einmal den Kopf an, als Kylie sich genauer mit ihm befasste. Normalerweise war er ein neugieriger Kerl, der Aufmerksamkeit mit interessiertem Bezüngeln quittierte. Er wirkte tatsächlich sehr lethargisch, so wie Elizia es schon erwähnt hatte, und das war allemal ein Anzeichen dafür, dass er sich wirklich nicht wohl fühlen musste. Ein Blick in Herr Tickles Maul offenbarte, dass sein Schlund gerötet und angeschwollen wirkte, aber irgendeinen Hinweis darauf, dass er vor Kurzem etwas verschluckt haben mochte, wie etwa eine verdächtige Ausbeulung an einer Körperstelle, konnte Kylie darüber hinaus nicht erkennen. Seine braungrüne Schuppenhaut an der Rückenseite fühlte sich, auch wenn es ihr am gesunden Glanz mangelte, normal glatt und seidig an. Am Bauch, jedoch, hatten sich besorgniserregende, mit Eiter gefüllte Quaddeln ausgebreitet, die sicherlich schmerzten und furchtbar jucken mussten. Dieser Ausschlag erinnerte Kylie an eine schlimme allergische Reaktion. Doch worauf könnte Herr Tickles so furchtbar reagiert haben?
   Selbst wenn er tatsächlich eine Ratte gefressen haben mochte, unterschied sich Tickles Krankheitsbild davon, was Myron zugestoßen war; denn auch wenn Kylie Myron nicht ganz genau hatte untersuchen können, wäre es wohl an den nicht von der Kleidung verdeckten Körperstellen (etwa dem Gesicht) erkennbar gewesen, wäre Myron an einem allergischen Schock gestorben. Selbst wenn man in Betracht zog, dass jeder Körper unterschiedlich auf Allergene reagierte, konnte Kylie eine allergische Reaktion in Myrons Fall ausschließen. Sollte jemand versucht haben, nach Myron nun auch Tickles zu schaden (und der Verdacht lag nahe, immerhin handelte es sich hier um den zweiten Zwischenfall in kürzester Zeit), so entdeckte Kylie keinen Hinweis in Tickles Nähe… nicht einmal Rattenspuren oder so etwas wie Giftefeu.

Während Kylie darüber nachdachte, was es noch so alles geben konnte, das relativ zuverlässig für Nesselsucht sorgte und deswegen gezielt für hinterhältige Angriffe verwendet werden könnte, kamen ihr mit einem Mal Szenen aus ihrer Kindheit und Jugend in Varisia in den Sinn. Sie wusste sehr genau, wie Tickles sich fühlen musste, denn sie war selbst nicht nur einmal mit giftigen Pflanzen in Kontakt gekommen, während sie die den Sanoswald erkundet hatte. Was jedoch den schlimmsten Ausschlag ausgelöst hatte, den sie jemals gehabt hatte, war ihr einige Jahre später, während ihrer Rundreise durch Varisia zugestoßen: die Begegnung mit einigen wildlebenden Goblins, die dort die reinste Landplage waren.
    Anders als Zonk, der vielleicht sogar der zivilisierteste Goblin überhaupt war, lebten die Stämme Varisias in Chaos und einem abstoßenden Niveau von mangelnder Hygiene. Nicht zuletzt war das auch auf ihre Reit- und Wachbiester, die Nicht-Goblins „Goblinhunde“ nannten, zurückzuführen. Selbst die verhätscheltsten dieser Kreaturen waren mit juckender Räude besetzt, die dazu führte, dass sie sich ständig kratzten und ihre Hautschuppen überall verteilten – Hautschuppen, die bei allen, die damit in Berührung kamen (außer bei Goblins, die scheinbar immun dagegen waren), einen furchtbaren, von Unwohlsein begleiteten Ausschlag auslösten, der allgemeinhin als „Goblinpocken“ bekannt war. Tickles Quaddeln und seine Lethargie erinnerten Kylie stark an ihre eigene unliebsame Erfahrung damit – so stark, dass sie sich recht sicher war, sein Leiden identifiziert zu haben.
    Die gute Nachricht war, dass Goblinpocken relativ harmlos waren. Sie bewirkten „nur“, dass man sich (neben dem hässlichen, schmerzend-juckenden Ausschlag) unwohl fühlte.[1] Die Symptome würden nicht darüber hinaus gehen und nach maximal einigen Tagen von selbst verschwinden. Bis es so weit war, konnten sie mit Hilfsmitteln gelindert werden. Wie sie die Symptomatik behandeln könnte, wusste Kylie ganz genau, denn eine Salbe aus verschiedenen Kräutern würde kühlend wirken und Schmerz und Juckreiz unterdrücken, wenn sie regelmäßig aufgetragen werden würde. Außerdem könnte Kylie versuchen, Tickles eine Tinktur gegen Übelkeit einzuflößen, auch wenn sie ahnte, dass dies kein einfaches Unterfangen werden dürfte.[2]

Auch wenn es gut war, zu wissen, was Herr Tickles fehlte, und dass es ihm bald besser gehen würde, war es gleichermaßen beunruhigend und rätselhaft. Bedeutete dass Herr Tickles Goblinpocken hattte, dass wilde Goblins und ihre Biester sich im Zirkuslager aufhielten?... Relativ unwahrscheinlich. Wenn Kylie noch eine Erfahrung über Goblins aus Varisia mitgenommen hatte, dann dass sie zwar hinterhältig vorgingen, aber wenn sie sich erstmal herangeschlichen hatten, so viel Radau machten und Feuer legten, dass man sie gar nicht übersehen konnte. Außerdem wären sowohl Elizia als auch Kylie selbst (wenn nicht sogar die halbe Zirkustruppe) schon von Quaddeln übersäht, wenn an Tickles oder in seiner Umgebung Goblinhund-Hautschuppen verteilt gewesen wären. Einer üblen Ahnung folgend, konzentrierte sich Kylie auf ihr magisches Gespür, so wie sie es schon bei Myron versucht hatte,[3] und nahm mit einem Mal wirklich die Präsenz von Magie in ihrer unmittelbaren Umgebung wahr. Hatte also irgendjemand Tickles die Goblinpocken an den Hals gehext? Es war ein naheliegender Schluss daraus, dass es nur ihn getroffen hatte und Magie spürbar war. Nachdem sie sich eine Weile darauf konzentriert hatte, konnte Kylie sogar mit Sicherheit identifizieren, dass ein entsprechender Zauber auf Herr Tickles lag.[4]



Furio wippte auf den Füßen vor und zurück, während er das entscheidende Urteil abwartete und dabei vor Aufgeregtheit und Ungeduld nicht stillhalten konnte. Dass Nadeshja eine Weile mit sich rang und Gidarron nur ein einzelnes, nicht überzeugtes Brummen von sich gab, machte das nicht besser.
   Schlussendlich fiel Furios Anfrage aber doch zu seinem Gunsten aus. Gidarron widersprach Nadeshja und Lavenia nicht, sondern seufzte nur leise, was allerdings in einem lautstarken Ausbruch von Gejubel unterging, den Furio nicht zurückhalten konnte. Erst als der Junge bemerkte, dass er dafür von anderen Artisten in der Nähe, die sichtlich von der Trauer um Myron angeschlagen waren, strafende Blicke erntete, verschwand sein Grinsen und wich einem schüchternen Lächeln.
   „Verzeiht“, murmelte er verlegen, „das war wohl ein wenig unangebracht. Aber, äh… danke.“
   Ihm war anzumerken, dass ihn Myrons Schicksal ebenfalls erschütterte. Dennoch war er überaus glücklich, dass er endlich die Erlaubnis für einen Auftritt hatte – denn darauf hatte er gefühlt jede Sekunde der vergangenen Woche, in der Myron ihn hatte zappeln lassen, gewartet.
„Vielen Dank! Ihr glaubt ja nicht, wie sehr ich mich freue! Ich bin fast so weit, ja? Ich muss nur noch meine Tauben holen.“
Aufgeregt wuselte Furio zwischen den Lagerkisten und Artisten davon.



Hod stolperte die ersten Schritte überrumpelt hinter dem flinken Zonk her, folgte dann aber selbstständig – bis sie in die Nähe von Myron kamen. Hier hatte Hod die Kiste, die er für Mordaine bereits hatte holen wollen, fallen- und in der Aufregung auch liegengelassen. Allerdings konnten Zonk und Hod feststellen, dass irgendwer die am Boden verteilten Schlösser und Ketten eingesammelt, in die Kiste zurückgelegt, und in etwas Abstand zu Myron auf einer Seilrolle abgestellt hatte. Hod, der erleichtert ob des Umstands wirkte, sich Myrons Leichnam deswegen nicht erneut nähern zu müssen, griff sich die Ausrüstungskiste und begleitete Zonk zu Mordaines Wassertank.

Hod war schweigsam, während Zonk ihm half, alles zu kontrollieren – aber schweigsam war der Junge meist, wodurch es schwer abzuschätzen war, ob er immer noch wegen dem erschreckenden Fund, den er machen musste, nicht sagte, oder ob es wieder sein normales Verhalten widerspiegelte. Jedoch wirkte Hod sehr konzentriert, während er nach und nach jedes Kettenglied prüfte und danach die Funktionalität der Vorhängeschlösser zu testen begann. Schnell stellte der Junge dabei fest, dass irgendetwas dabei nicht zu passen schien, und runzelte die Stirn.
   „Die Schlüssel passen nicht“, informierte er Zonk kurz und knapp. „Jemand muss sie vertauscht haben… oder die Schlösser. Der hier hat eine Kreuzmarkierung.“
Hod zeigte Zonk das eingeritzte, kaum sichtbare Kreuz am Schlüsselbart. „Der sollte das Schloss mit dem Kreuz öffnen. Die anderen passen auch nicht. Wenn Mordaine damit gefesselt würde, käme sie da nicht wieder raus.“

Aber auch Zonk wurde, als er Tank überprüfte, fündig. Im Großen und Ganzen schien er intakt zu sein, aber eine frisch wirkende Schweißnaht, die sich farblich vom Rest der Metalleinfassung abhob, erregte seine Aufmerksamkeit – und das war zum Glück der Fall! Zonk brauchte einen Moment, um sich einen Reim daraus zu machen, warum ein zusätzlicher Metallsporn genau an der besagten Stelle angebracht worden war, aber als er den Deckel des Tanks aufsetzte, war die Funktion offenbar: war der Deckel erstmal auf dem Tank, rastete er in den Sporn ein und klemmte! So sehr Zonk versuchte, den Deckel wieder zu lösen, reichte seine Kraft nicht aus.[5] Wie schwer müsste dann das erst sein, wenn man sich im Tank befinden würde?
   Zusätzlich mit der Unmöglichkeit, die Fesseln zu lösen, hätte Mordaine in diesem manipulierten Tank ertrinken können – selbst mit Hilfe von Außen.
 1. Sickened 1
 2. Wenn man „sickened“ ist, kann man nicht willentlich Dinge herunterschlucken, darunter auch Elixiere und Tränke. Das suggeriert aber, dass man durchaus durch Einflößen erzwingen kann. Inwieweit Herr Tickles bei so etwas mitspielt und friedlich bleibt, halte ich trotz seines sanften Wesens für fragwürdig. Eine solche Aktion würde einen Handle Animal Check mit DC 20 erfordern.
 3. Detect Magic
 4. Nature 23 (vs DC 15) für Identify Magic: Goblin Pox
 5. Athletics 14 vs DC 15

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