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Autor Thema: Widder wider Willen  (Gelesen 9784 mal)

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Aelar Silberschein

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Widder wider Willen
« Antwort #150 am: 14.03.2021, 18:32:49 »
Aelar sinnierte über diesen Tag. Das Leben und das Schicksal war seltsam - viele, besonders viele unter den Menschen, glaubten, sie hätten die Kontrolle. Besonders jene mit großen Muskeln oder Schwertern, weil sie meist als Sieger vom Platz gingen. Und auch besonders jene, die Meister der arkanen Magie waren, ermöglichten ihnen ihre magischen Fähigkeiten doch weite Blicke auf alles mögliche. Er war überzeugt, dass sie alle irrten. Zu viele Mächte konnten mit einem Wimpernschlag oder einen Würfelwurf das Leben Vieler ändern - von jetzt auf gleich. Aus einer Laune oder einem langfristigen Plan heraus. Nur das Glück, das beherrschten sie nicht. Auch seine Herrin nicht, obwohl es oft anders auf den Straßen zu hören war. Das Glück hatte keine Herrin. Er hatte gelernt, dass Pläne bis zur Nasenspitze gute Pläne waren, aber Pläne ins nächste Jahr meist nicht. Also war er auch ohne große Pläne in das Dorf gekommen und nun saß er wieder hier, nach einem sehr seltsamen Tag und überlegte, ob er einen Plan für morgen machen sollte.

Was hatte er heute gelernt? Zu viel und zu wenig. Wirklich klüger war er kaum geworden. Aber vielleicht irgendwann. Dieser Tag war ein Puzzleteil, aber den richtigen Platz im großen Bild musste er dafür noch finden.

Sie waren wahrlich eine seltsame Truppe. Der Elf hatte sich schließlich doch recht schnell in seinen Turm verzogen, wer konnte es ihm verdenken. Ob er etwas daraus lernen würde, was ihm widerfahren war? Aelar hielt es für höchst unwahrscheinlich. Elf und begabter Magier, das waren zwei Merkmale, die vor oft vor Weisheit schützten. Auch wenn gerade die Elfen etwas anderes behaupteten. Ihn würden sie entgegnen, dass das Blut der Menschen daran schuld sei, dass er so wenig verstand von der Welt. Aelar hielt dieses Blut aber für ein Geschenk, für einen Blick über den Tellerrand, der Elfen meist nicht gelang.

Er hatte in seinem Studium der Lehren der Herrin des Glücks mehr als ein als den Satz mit dem Apfel von seinem Abt gehört. Wenn dir auf deinem Weg ein reifer Apfel vor der Nase baumelt, dann pflücke ihn und nimm ihn mit, auch wenn du gerade gut gegessen hast. Denn wenn du hungrig bist, ist meist weit und breit kein Apfel da. Irgendwann hatte er daraus für sich folgendes gemacht: Wenn dir etwas geschenkt wird, dann halte es in Ehre, auch wenn es gerade keinen Wert für dich hat. Denn oft zeigt sich der Wert erst viel später. Er hatte keine Ahnung, ob der Abt das gemeint hatte, aber das war Aelar egal.

Und diese Karte war der Apfel. Auch wenn sie nicht zu Dingen von Wert führen würde - er war davon überzeugt dass Finethir ihnen die Karte nicht gegeben hätte, wenn dort wirklich ein wertvoller Hort lagern würde - würde es sie irgendwo hin führen. Und der Weg dorthin alleine war die Reise meist schon wert.

Einen Plan bis zur Nasenspitze. "Ich war da noch nie, wo die Karte uns hinführen wird. Das alleine ist schon ein guter Grund, mitzugehen." Er zwinkerte dem Tabaxi zu. "Außerdem könnte sich der Wolf dort herum treiben und wenn er uns sieht, wird er sich jaulend verziehen, ohne dass wir eine Klinge ziehen müssen. Tiere sind klug. Ob Finethir wohl so klug sein wird, sich seine Schüler demnächst besser auszusuchen oder sie besser auszubilden?" Auch davon war Aelar nicht überzeugt.

Er leerte den Krug mit einen tiefen Zug und winkte der Schankmaid, um die leeren Krüge am Tisch wieder füllen zu lassen.

Catalina Crommor

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Widder wider Willen
« Antwort #151 am: 19.03.2021, 12:40:07 »
Was die örtliche Bevölkerung von ihnen hielt konnte die Adelige nur schwer einschätzen. Letztendlich kümmerte es sie nicht sonderlich, was diese einfachen Leute dachten. Sie wusste, was sie getan hatten. Unterm Strich war es das Richtige gewesen, auch wenn es unnötige Opfer gegeben hatte. Eine Teilschuld mochte bei ihrer Gruppe liegen, aber Meister und Lehrling hatten diese lästige Sache überhaupt erst ins Rollen gebracht. Wie Eliza schon sagte, war es gut dass der Stab dabei zu Bruch gegangen war. Von Magiern und ihren Spielzeugen hatte sie einstweilen genug. Es war nicht die Art von ruhmreichen Abenteuer, das sie bevorzugte. Nokes Ende wäre beinahe amüsant gewesen, wenn er nicht bloß ein verzogener Bengel gewesen wäre der sich seine eigene Welt zurecht gemalt hatte. Ob sie ihre Lehren aus diesen Erlebnissen gezogen hatte...Wahrscheinlich nicht. Nicht viel hatte sich für sie verändert. Das Zauberschaf war ein undankbarer alter Knochen und sie war froh, ihn endlich losgeworden zu sein. Seine Tierform hatte ihr irgendwie besser gefallen. Seiner Karte traute sie auch nicht so ganz über den Weg. Es würde zu dieser beleidigten Leberwurst passen, wenn er sie in eine Sackgasse führte - oder in eine Falle, um sich im Nachheinein zu rächen.

"Das war kein Abenteuer, das ich auf dem nächsten exklusiven Fest zum Besten geben kann...Vielleicht ist diese Karte vielversprechender. Von Finethir erwarte ich nicht viel, nur Hinterlist und Sturrsinn. "
Sagte die Blondine mit einer wegwerfenden Geste und warf der Schankmaid einen argwöhnischen Blick zu, als wäre sie für die bescheidene Auswahl ihrer Speisekarte verantwortlich. Sie verkehrte nicht gerne in diesen rustikalen Verhältnissen. Vielleicht führten die nächsten Abenteuer zu mehr Ruhm und Reichtum. Anstatt eines stieseligen alten Elfen konnten sie eine schöne Prinzessin retten oder einem weisen König in der Stunde der Not beistehen.  Als die neuen Krüge eintrudelten, nahm sie sich ihren und hob ihn mit einem säuerlichen Lächeln an.

"Nun denn...auf dass wir beim nächsten Mal Ruhm und Ehre erlangen!"
« Letzte Änderung: 19.03.2021, 12:55:53 von Catalina Crommor »

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