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Autor Thema: Widder wider Willen  (Gelesen 9772 mal)

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Adrastheia

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Widder wider Willen
« am: 29.06.2020, 20:38:12 »

Erdig wie sonnengewärmte Tontöpfe.
Süß wie am Vortag geschnittenes Gras.
Frisch wie ein junger Wald nach einem Sommerregen.
Würzig. Fremd. Stickig. Verheißungsvoll.

Das erste, das den Abenteurern entgegenschlug war nicht der Lärm der vielen durcheinanderrufenden Händler, Kunden und Besuchern aus allen Ecken des Misteltales. Nicht das Schnauben, Gackern oder Bellen. Auch nicht die kaum vernehmbaren Melodien des Flötenspielers, der am Rande des steinernen Brunnens saß.
Das erste, das die Abenteurer empfing - bereits vor dem Durchqueren der Stadttore - war der Geruch des belebten Marktes. Ein eigener Organismus aus Lauten und Düften und Bewegungen und Wärme. Manche der größeren Stände hatten farbige Markisen gespannt um den Kunden das Verweilen angenehmer zu machen.  Die bunte Menge schob sich langsam, Körper an Körper so erschien es den Neuankömmlingen, durch die überlaufene Marktstraße vorbei an den vielfältigen Ständen und den lauten Straßenverkäufern. Immer wieder blieb jemand stehen, bog in eine Seitengasse ab oder verschwand im Gedränge. Ein befreiender Blick nach oben, über die schattenspendenden Tücher hinaus, zeigte verschiedene Schilder von alteingesessenen Läden, die sich wohl in den kleineren Gassen rechts und links der Hauptstraße befinden mussten. Schmied, Schneider, Bäcker, Taverne, Juwelier. Kaum zu glauben, dass die hölzernen Stände mit all ihren Anhängseln nur einmal im Monat hier aufgebaut waren. Die festen Geschäfte waren es, die den Handel in der Hauptstadt des Misteltales in der Regel kontrollierten.

Kite schob einen heranstolpernden Jüngling freundlich zur Seite. Dieser drehte sich nach dem Tabaxi Krieger um und entschuldigte sich verlegen, bevor er wieder davonstob. Nun der Wirt hatte nicht gelogen: Der Monatsmarkt von Ashabenford war besonders. Wesen und Waren aus allen Ecken der Dales und sogar darüber hinaus tummelten sich hier. Träume und Möglichkeit lagen in der Luft. Hier würden sie bestimmt fündig - einerlei, was sie suchten. Sie mussten die Hauptstraße durchqueren um schneller zur Taverne zu gelangen, wo sie sich umhören und eventuell für die Nacht einmieten wollten.

Während Aelar sich am ein oder anderen Stand interessiert zeigte, achtete Eliza genau auf ihr Umfeld und die Wogen an Besuchern in ihrer Nähe. Wann immer es eine engere Passage gab wurde sie besonders wachsam und bedacht keinen Taschendieb zu übersehen, mochten seine Hände auch noch so flink sein. Von außen allerdings wirkte sie entspannt und neugierig, angetan vom bunten Treiben. Als einer der zahlreichen Straßenkünstler einen türkis leuchtenden Drachen aus dem Nichts erscheinen und diesen dicht über die Köpfe der Anwesenden fliegen ließ, war es das Wechselbalg, das die Bewegung, sowie den Taschenmagier selbst noch vor dem Zauber bemerkt hatte.

Besondere Beachtung seitens der Ashabenforder Marktleute fand aber das letzte Reisemitglied. Immer wieder wurde die kleine Gruppe aufgehalten, weil sich Händler um ihre Aufmerksamkeit bewarben, sie beinahe bedrängten mit ihren Angeboten. Lady Catalina schien dies nicht sonderlich zu stören. Eine gewisse Achtung gebührte ihr und besonders feine Ware ließ sie sich auch gerne zeigen: Stoffe aus dem Oberland, Gewürze von den Inseln oder liebliche Duftwässer aus dem ganzen Land. Es war an ihrer Erscheinung abzulesen, dass sie Qualität zu schätzen und auch zu bezahlen wusste. Den geübten Marktleuten fiel sie sogleich auf. Den Künstlern und den Bettlern auch.

An einer Nische unter freiem Himmel in einigen Metern vor ihnen hatte sich eine Traube Menschen versammelt. Über ihren Köpfen tanzten Flammen in der Luft. Immer wenn sich eine Person bewegte, konnte ein kurzer Blick erhascht werden. Ein Schausteller schwang zwei brennende Ketten gekonnt um den nackten Oberkörper. Die Umstehenden starrten den schönen blonden Mann gebannt an. Eliza sah zwei kleine Kinder unter dem Publikum, die auf ganz andere Dinge achteten. Genaueres konnte sie von ihrem Standort allerdings nicht ausmachen. Zu der einsamen Flöte, die sie bereits hinter sich gelassen hatten, gesellte sich jetzt eine Laute. Eine kleine Gasse neben ihnen führte zu einem kleineren Lokal, sowie zu einem Alchemisten. Ein Stück weiter vorne, sahen sie den oberen Teil eines Wegpfeilers, mit verschiedenen Richtungsmarkern. Ein Schild weiter vorne verwies auf einen Laden der Bücher und Schriften. Würden sie sich jetzt stur einen geraden Weg zum Ende des Marktes bahnen,  so kämen sie unweigerlich zur großen Taverne, die ihnen so herzlich empfohlen worden war und die direkt am Ashabenforder Hauptplatz lag.

Aelar berührte Kites Schulter und sah nach Eliza und Lady Catalina. Er nickte nach rechts und bedeutete ihnen mit ihm zu gehen. Er begab sich an den Rand der Menge. In der Mauer auf Brusthöhe war ein kleiner Schrein Tyrs eingelassen. Die kleine Figur, umgeben von verschieden hohen Kerzen, sollte die Marktleute wohl vor Dieben beschützen. Direkt davor kam der Kleriker zu stehen. Kite, Eliza und Lady Catalina formten gemeinsam mit ihm einen intimeren Kreis, der den Tumult drumherum nicht auszublenden vermochte, aber doch die vier etwas vom Getöse der Menge abzuschotten. Auch wenn die frisch zusammengekommene Gruppe das gleiche Ziel hatte, nämlich die Taverne, in der sie sich Information und gerne auch einen neuen Auftrag erhofften, so hatte doch jeder eigene Interessen. Nun galt es sich zu verständigen, wer denn vor der Einkehr im gehobenen Ashabenforder Ratskeller noch andere Besorgungen zu tun gedachte.
« Letzte Änderung: 29.06.2020, 20:39:20 von Adrastheia »

Aelar Silberschein

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Widder wider Willen
« Antwort #1 am: 30.06.2020, 10:22:37 »
Aelar hatte die Reise genossen, er war gerne draußen unterwegs. Die Weite, die zufälligen Begegnungen und die Möglichkeit, an jeder Gabelung dem Weg eine neue Richtung zu geben, das alles ließ ihn gerne reisen. Nun aber waren sie wieder in einer Stadt. Sie war nicht zu groß, aber auch nicht zu verschlafen. Ein Füllhorn an Möglichkeiten, die entdeckt werden wollten. Daher hatte er auch keinen Plan, was genau er hier tun wollte, oder vielmehr genau das war sein Plan. Dem Pfad des Zufalls folgen und sehen, wohin er ihn führte. Einige seiner Mitreisenden waren viel zielgerichteter, das störte ihn zwar nicht, aber es war manchmal anstrengend, so wie viele seine Art den Tag zu verbringen seltsam fanden. Er hatte heute Morgen seine Stadtkluft, eine einfache aber etwas farbenfrohere Reisekleidung, und den leichten Umhang gewählt. Die dezenten Farben unterstrichen die dezenten Merkmale, die er von seinen elfischen Vorfahren mitbekommen hatte, aber sie waren nicht so auffällig, dass er sofort die Aufmerksamkeit auf sich zog. Darin war Lady Catalina auch unübertroffen und das war in Ordnung so.
Und dann waren sie angekommen. Aelar war mit ihnen zunächst ein Stück entlang des Marktes geschlendert, hatte sich umgeschaut, die Leute und seine Mitreisenden beobachtet und seine Gedanken treiben lassen. Als er dann einen etwas ruhigeren Flecken entdeckt hatte, hatten sie sich versammelt, um sich ein wenig abzusprechen. Er war bereit für die Stadt, er hatte nicht viel Gepäck, also konnte er direkt losziehen.

"So, da sind wir. Möchte sich jemand mit mir vom Strom des Zufalls durch die Stadt tragen lassen?" Er lachte, denn es war für ihn ein Genuss nicht zu wissen, was er in einer halben Stunde tun würde und er war gespannt, ob es in der Runde jemanden gab, der in den letzten Tagen ebenfalls Gefallen daran gefunden hatte.

Εliza

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Widder wider Willen
« Antwort #2 am: 30.06.2020, 11:57:36 »
"So viele Menschen..." stöhnte Eliza leicht auf, als sie ihr Ziel erreicht hatten. Aber gut, auch sie musste zugeben, dass der Markt schon irgendwie interessant aussah. Und da waren durchaus einige sehr ansprechende Gerüche von Gewürzen und Backwaren in der Luft. "Nach der langen Wanderung könnte ich ein gutes Frühstück vertragen."

Ein leichtes Händeklatschen siganilisierte Zustimmung. Irgendwo in der Nähe schwirrte Maeve umher. Die kleine Fee war, wie meist wenn sie nicht unter sich waren, unsichtbar. Wenn man genau darauf achtete, konnte man aber hier und da das Summen ihrer Flügel vernehmen.

Als sie den Feuerkettenakrobat erblickten, flatterte die Vertraute einmal näher heran. Von oben hatte man ohnehin einen viel besseren Blick auf alles und mit etwas Konzentration war auch Eliza in der Lage, diesen Blick zu nutzen. Vor allem interessierte sie, was die beiden Kinder da wohl erspäht haben mochten.

Aelar hatte irgendwann tatsächlich ein ruhiges Fleckchen erspäht, an dem sie sich kurz absprechen konnten. Der Tymora-Kleriker wollte sich einfach treiben lassen. Eliza zuckte mit den Schultern. Warum nicht. "So lange uns Dein Strom des Zufalls irgendwann in die Nähe von einem dieser lecker duftenden Backstände bringt..." Aber das würde schon funktionieren, dachte sie sich. Es gab ja mehr als genug davon.

Kite in the Wind

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Widder wider Willen
« Antwort #3 am: 30.06.2020, 13:14:38 »
Mit dem eindrucksstarken Strom der vielen Menschen mitziehend, fühlte sich der Tabaxi ein wenig - positiv durchaus! - an seine Heimat erinnert. Geschäftiges Treiben, Rufen aus vielen Kehlen, Tiere die zum Ankauf herbei getrieben wurden und eine Vielzahl an Gerüchen die jede Biegung zu einer kleinen Überraschung werden ließen.

Viele der Vorbeieilenden blieben für einen Moment stehen, hielten inne und betrachteten den jungen Kater aus dem Süden verblüfft, denn Katzenmenschen verschlug es selten in die Talländer. Die gold-gelben Augen, mit den schmalen senkrechten Schlitzen mitsamt dem gelb-schwarzen Fell waren in diesen Landstrichen eine außergewöhnliche Besonderheit. Die schlichte braune Lederrüstung wie sie Kite in the Wind trug, mitsamt Langbogen und schlanker Klinge an der Hüfte sah man häufiger. Meist an Leuten die sich der freien Natur verbunden fühlten und viel Zeit in ihr verbrachten. In diesem Falle, aber nicht ganz zutreffend wie die kleine Schar, die den Tabaxi begleitete bereits wusste. Der Südländer fand zwar durchaus den Weg abseits der Straße, aber ein kundiger Waldläufer war er keiner.

Die spitzen Ohren steil aufgestellt, drehten sie sich in diesem Gedränge beinahe mit jedem Herzschlag in eine andere Richung und schienen keine Ruhe zu kennen. Als alle dann bei dem Schrein angekommen waren und sich berieten wer nun was tun wollte, vernahm der Schwarzgestreifte das hektische Schlagen von Flügeln. Augenblicklich blickte er in die Richtung des Geräuschs und sah zwei Tauben die Seite an Seite von einem nahen Balken aufstoben und gemeinsam in Richtung Westen davonflatterten. 'So ist das also.' dachte Kite bei sich.

Die Omen waren eindeutig und das Schicksal hatte gesprochen.

Zufrieden darüber, derart einfach den richtigen Weg angezeigt bekommen zu haben, gähnte der Tabaxi gut gelaunt und bot so einen hervorragenden Blick auf seine scharfen Zähne feil, wobei er sich dabei noch genüßlich reckte und streckte. "Ich bleibe bei euch." verkündete er beiläufig und blickte sich wieder ein wenig um. Kaufen musste er nichts, Hunger hatte er auch keinen, aber all die Düfte boten vielerlei Interessantes. Und außerdem hatte der Taubenflug keinen Zweifel daran gelassen was nun zu tun war.
« Letzte Änderung: 04.07.2020, 11:58:46 von Kite in the Wind »

Catalina Crommor

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Widder wider Willen
« Antwort #4 am: 02.07.2020, 14:06:51 »
Nach all dem Regen zu Beginn ihrer Reise war der bunte Markt eine willkommene Abwechslung für die junge Paladin. Natürlich konnte er nicht ganz mit den prächtigen Ständen in ihrer Heimat mithalten, aber dieser Ort besaß seinen ganz eigenen Charme. Etwas  Neues zu sehen war für sie immer ein Anreiz. Catalina ließ das geschäftige Treiben einen Moment auf sich wirken. Es sprühte hier vor Leben und so bewegte sie sich ohne sonderliche Eile durch die vollen Straßen. So wie den Trubel war sie ebenso die Aufmerksamkeit gewohnt. Die Adelige war nicht nur an ihren prächtigen Goldlocken, sondern auch an ihrer Kleidung und ihrem Ring unschwer zu erkennen. War es als junges Mädchen oftmals noch überwältigend von so vielen Angeboten umringt zu werden, trat sie nun selbstbewusst genug auf um buhlende Händler mit einer höflichen Geste abzuweisen. Hin und wieder ließ sie sich aber auch etwas zeigen, an dem sie interessiert sein mochte. Noch bevor sie mit ihrer kleinen Gruppe Halt machte und sich absprach, hatte sie bereits einen feinen Duft erworben. Er war frisch, unaufdringlich und erinnerte sie an einen sonnigen Frühlingstag nachdem sich die dunklen Regenwolken verzogen haben.   

"Ich habe es nicht eilig. Den hiesigen Juwelier will ich mir noch ansehen. Danach wäre mir auch etwas Gutes zu essen genehm. Vorzugsweise etwas, das ich noch nicht kenne."
Schließt sich die Paladin in ihre spontane Planung ein und überlässt dem Kleriker vorerst gern das Ruder. Trennen müssen sie sich dafür nicht unbedingt.

Adrastheia

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Widder wider Willen
« Antwort #5 am: 02.07.2020, 19:15:40 »
Eliza griff nach einem der duftenden Brötchen von einem der Bäckerstände und verharrte in der Bewegung. Sie konzentrierte sich. Ein neues Geräusch durchbrach den Tumult des Marktes. Es klang hektisch, passte nicht.

Klock. Klock.

Kite wendete eines der empfindlichen Ohren in dieselbe Richtung, ohne die Backwaren aus den Augen zu lassen. Einen Augenblick später drehten sich Lady Catalina und Aelar um und suchten mit den Augen die Szenerie hinter der hungrigen Abenteurergruppe ab.

Klock.
Klock.Klock.Klock.

Hufe auf Pflasterstein.
Schnelles Klappern. Zu hell für ein größeres Tier.

Das Wechselbalg hob skeptisch die Braue. Kites zweites Ohr zuckte, er witterte.
Der schneeweiße Widder mit dem tiefschwarzen Gesicht und der weißen Schnauze durchbrach die Menge und steuerte schnurstracks den duftenden Stand an. Ein entkommenes Stück Vieh? Nein - etwas war da in seinem Maul. Eine Schriftrolle? Der weiche, wollige Gesell stoppte abrupt, blickte zwischen Eliza und Aelar hin und her und wählte den zauberkundigen Halbelfen als nächstes Ziel. Das Tier hielt dem Kleriker die Rolle entgegen und bedrängte ihn mit der Nase, als dieser nicht sofort danach griff.

Eliza bemerkte irgendwo hinten am Anfang des Marktes eine weitere Veränderung. Eine andere Energie steuerte da in ihre Richtung. Ihre Intuition warnte sie davor, auch wenn es noch etwas dauern würde, bis die Quelle der Störung erkennbar werden würde.

Εliza

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Widder wider Willen
« Antwort #6 am: 03.07.2020, 16:00:35 »
Eliza blickte auch ein wenig verdutzt, als der Widder auf sie zukam und eine Schriftrolle dabei hatte.

Dann stubste sie den Halbelfen auch einmal mit dem Ellebogen an. "Nun sieh schon nach, was das ist," drängte sie Aelar, der im ersten Moment wohl auch nicht so recht wusste, was er mit der Situation anfangen sollte.

"Kannst Du uns verstehen?" fragte sie dann direkt in Richtung des Widders, der ja ganz offensichtlich kein gewöhnliches Tier war. "Ja? Nein? Nicken? Kopfschütteln?"

Maeve war derweil noch immer unsichtbar in der Luft und Eliza spürte, dass da noch mehr vor sich ging. Sie reckte und streckte sich und richtete den Kopf auf, aber konnte noch nichts Genaues erkennen.

"Da geht noch mehr vor sich. Irgendeine Energie kommt auf uns zu."

"Maeve, bleib weit genug entfernt und schau mal, was Du von dort ausmachen kannst."
« Letzte Änderung: 03.07.2020, 16:02:15 von Εliza »

Aelar Silberschein

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Widder wider Willen
« Antwort #7 am: 03.07.2020, 17:16:55 »
Aelar bestaunte die Situation mit großer Freude, aber auch Verblüffung. Er hatte mit vielem gerechnet, einem besonderen Geräusch oder Geruch, das ihn in eine bestimmte Ecke des Marktes führen oder einem aufdringlichen Wirt, der sie vertrieben und in eine kleine Taverne in einer Seitenstraße gehen ließe - aber damit hatte er natürlich nicht gerechnet. Ein Schaf, oder war es eine Ziege? Und dann auch noch ein Briefschaf - oder eben eine Briefziege. Verblüfft und auhc ein bisschen dümmlich schaute er das Tier an und es bedurfte Elizas Hilfe, um ihn aus den Fesseln der Unmöglichkeit zu befreien.

"Oh ja, natürlich. Danke." Er nahm den Tier die Schriftrolle aus dem Maul. "Kannst du sprechen? Naja, wohl eher nicht, sonst würdest du weniger schubsen. Nicht wahr?" Dann hörte er Elizas Warnung und blickte sich um.

"Was, noch mehr Schafe?" Aber da waren keine Schafe, also folgte er Elizas Blick, um die Richtung herauszubekommen, in der er suchen musste.[1]
 1. Perception 11
« Letzte Änderung: 03.07.2020, 17:18:22 von Aelar Silberschein »

Kite in the Wind

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Widder wider Willen
« Antwort #8 am: 04.07.2020, 11:58:14 »
Dem Klock. Klock. Klock. zuerst mit einem Ohr dann mit beiden folgend, staunte Kite nicht schwach, als er den Widder mit der Schriftrolle erblickte, der so zielstrebig auf ihre kleine Gruppe zusteuerte. Außergewöhnlich! - befand der Tabaxi sofort und seine Augen wurden schmal vor Neugierde und fokussiertem Interesse. An irgendetwas erinnerte ihn diese Situation.

'Schafe zur Rechten - gibts was zu Fechten.' hallte die Stimme von Kites lange verstorbenen Großvater in dessen Erinnerung wider. Und als Antwort sprach die Großmutter: 'Schafe zur Linken wirds Glück dir winken.' Dieses Schaf war weder von Links noch von Rechts gekommen, sondern von hinten. Was das wohl zu bedeuten hatte? Und war es genau von hinten gekommen? Nein, oder? Links hinten. Wohl in der glücklichen Ecke, aber nicht ganz. Nachdenklich stellten sich die Schnurrhaare auf und fütterten den Krieger mit Eindrücken jenseits von Geruch und Augenlicht.[1] Schien alles ruhig zu sein. Einstweilen...

Sich an den lustigen Priester der frohen Göttin wendend, schnarrte der Kater aufgrund seiner Neugierde ungeduldig: "Jetzt mach doch auf und lies vor, was er dir geschrieben hat." Diesem zerstreuten Halbohr musste man wirklich mit der Schnauze darauf stoßen was zu tun war, sonst war sein Kleinvogelhirn gleich wieder abgelenkt und wollte zur nächsten interessanten Sache los flattern.
 1. Perception DC: 5
« Letzte Änderung: 04.07.2020, 21:57:19 von Kite in the Wind »

Aelar Silberschein

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Widder wider Willen
« Antwort #9 am: 04.07.2020, 14:07:48 »
Aelar, erneut geweckt, diesmal von Kite, seufzte. "Miau!" Er schüttelte den Kopf. "Ist ja schon gut."

Dann öffnete er die Schriftrolle, auch ein wenig neugierig, ob er dort Hufabdrücke finden würde.

Adrastheia

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Widder wider Willen
« Antwort #10 am: 05.07.2020, 14:36:47 »
Die kleine Maeve konnte ausmachen, dass eine der kleinen Kinderhände gerade einen glitzernden Gegenstand aus der reich verzierten Tasche eines Zusehers zog, als der Widder zu den Abenteurern stieß. Also doch! Tyr zum Trotz machten sich die winzigen Diebe die Aufführung des Feuerspuckers zu Nutze...das Erscheinen des Huftieres fiel keinem aus dem unmittelbaren Publikum auf. Immerhin passierte die Feuershow einige Meter weit entfernt und im dichten Gedränge ringsumher ging das Klappern der Hufe leicht unter.

Eliza und Kite flankierten Aelar unterdessen und linsten auf die Schriftrolle. Der Kleriker brach das kunstvolle Wachssiegel, das die Zeichen für Tiere und Sprache[1] darstellte. Der ungeduldige Widder blökte zustimmend. Mit angenehmer Stimme las Aelar die wenigen Worte, die auf dem Blatt geschrieben standen. Er konnte die Magie der Schriftrolle in den Fingerspitzen fühlen, sie reizte seine Nerven auf unerklärliche Weise, nicht unangenehm - aber drängend. "Mund zu Maul zu Ohr, geteiltes Wort, geteilte Welt - anto a'hlas estatina quent estatina eä" Die Pupillen des jungen Mannes leuchteten grün auf, er sah zuerst Eliza, dann Kite und zuletzt Lady Catalina an. Der Schein erlosch und an die Stelle des angenehmen Prickelns trat ein stechender Kopfschmerz. Schnell fasste Aelar sich mit der Linken an die Schläfe und rieb leise fluchend.

Während der Kleriker die Worte sprach, begann der Widder wieder zu blöken. Immer aufgeregter und - wie es schien auch tiefer: "Bäääähh. Bääh. Bäääh. Bäh! Bääh!" Lady Catalina staunte nicht schlecht, als sich die Laute veränderten und sie, als Aelar zum Ende gekommen war, meinte zu verstehen, was das Tier sprach. Der Widder hüpfte aufgeregt in die Luft und fuhr fort: "...olde Abäääänteurer, hääälft mir! Schnääääll! Sonst ist es um mich geschäääähn! Verstääääht ihr?" Kite öffnete erstaunt den Mund, Maeve wandte sich aus der Luft dem seltsamen Geschehen zu. "Finethir ist mein Name. Ich bin ein ... Zaubää...bääh" Energisch schüttelte das Tier den Kopf. So ganz schien die Rolle nicht funktioniert zu haben. "Zaubääärer! Größter Zaubääärer in Mistääältal! Verzaubääärt von....bäääh...." Es schien die Aufregung erschwerte dem Widder das Verständigen. Freundlich kniete sich Kite hinunter zu dem nervösen Tier und lächelte ihn ermutigend an. "Hääälft mir. Der Verräääter Noke hat mich bäääraubt, bääästohlen, bääh...verwandelt. Hääälft - große Belohnung!" Einige Ohrenpaare wurden gespitzt und nun neigte sich auch Lady Catalina näher heran. Eliza im Gegenzug machte sich groß und blickte in die Richtung des Stadttores. Ihr war als könnte sie ein Schimpfen ausmachen, ein Zischen, ein Winseln. Was war da los? War da vorne jemand auf die Seite gesprungen? "Schnäääl! Ich erzääähle euch alles! Beschützt...bääh" Der Widder reckte die Schnauze in die Luft, zitterte merklich und sprang zwischen Aelars Beinen hindurch direkt unter den Stand.

Vor einem Moment war der Bäcker noch mit verschränkten Armen hinter seinen Waren gestanden und hatte die Szene skeptisch beobachtet. Für ihn war keines der Widderworte verständlich gewesen. Die seltsamen Reisenden lauschten dem durchgedrehten Wollschaf. Nun, schneller als man es ihm zugetraut hätte, schoss er nach vorne und hob das Tischtuch: "Hey! Raus da, Mistvieh! Na warte!" In Sorge um seinen Stand und zweifelsohne auch um seine duftende Ware versuchte der beleibte Mann den Widder mit Hand und Stiefel zu verscheuchen.

Aus der Richtung des Tores kamen nun deutlich hörbar einige überraschte Schreie und ungehaltene Rufe ans Ohr. Eliza konnte recht undeutlich zwei herannahende Gestalten ausmachen, vor denen sich die Menge zu teilen schien. Maeve stieß auf die Figuren zu und teilte, was sie sah: Einen großen, grünhäutigen Gesell und eine breite Gestalt, deren übergroße Kapuze das gesamte Gesicht verdeckte. Gute hundert Meter entfernt bewegten sie sich durch die Leute, die ihnen aus unerkennbaren Gründen eilig Platz machten.






 1. "Mit Tieren sprechen" (modifiziert)

Εliza

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Widder wider Willen
« Antwort #11 am: 05.07.2020, 15:13:49 »
"Maeve! Tapfere, kleine Maeve. Schau doch mal, was Du über sie herausfinden kannst."

Maeve flatterte daraufhin näher an die beiden heran in ihren Rücken, um sie mit ihrer unsichtbaren Hand zu berühren[1], angefangen mit dem Kapuzenträger.

Derweil drehte sich Eliza zu dem Bäcker um. "Guter Mann, das Tier hat einfach nur Angst. Lasst es am besten in Ruhe, dann wird es sich schon beruhigen. Die Fressen ohnehin lieber Grashalme als Brötchen."[2]
 1. Heart Sight: The sprite touches a creature and magically knows the creature's current emotional state. If the target fails a DC 10 Charisma saving throw, the sprite also knows the creature's Alignment. Celestials, Fiends, and Undead automatically fail the saving throw.
 2. Persuasion 23

Adrastheia

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Widder wider Willen
« Antwort #12 am: 05.07.2020, 21:11:01 »
Der gute Bäcker hielt inne und lächelte das Wechselbalg verlegen an. "Da habt ihr wohl Recht, meine junge Dame. Mal sehen, wo es hin will." Er spähte unter den Stand, wo Finethir sich in eine Ecke zurückgezogen hatte und seinerseits unter dem Tuch in Richtung der Menge hervorlugte. Sein kurzes Schwänzchen zuckte ab und an. Leise stieß der Widder hervor: "Hääälft mir. Ich habe Gold, ich habe Zauber, ich bääääschwöre euch! Lasst sie mich nicht mitnehmen..."

Maeve schloss unterdessen die Distanz zu den Neuankömmlingen und erkannte von oben schnell den Grund für das Geraune der Einkaufenden und der Händler. Die beiden Gestalten führten drei große Wölfe mit sich, die nach jenen schnappten, die nicht schnell genug auswichen. So kamen der große Grüne und der Verhüllte in zufriedenstellendem Tempo voran, ohne sich groß irgendwo durchzwängen zu müssen. Der zweite allerdings hatte einen etwas langsameren, seltsam pendelnden Gang, der mehr Platz beanspruchte.

Unsichtbar flatterte die mutige Fee erst einmal von oben heran und suchte einen guten Winkel um die zweite Figur berühren zu können. Sie beschloss sich von schräg vorne zu nähern um einen Blick auf das Lebewesen zu erhaschen. Allerdings ging der Plan nicht auf, denn die Kapuze ließ nicht genug frei um mehr als einen dichten hellbraunen Bart erkennen zu können. Maeve streckte im Anflug die winzigen Finger nach dem Manne aus und berührte ihn. Die kleine Hand kam an die Kapuze und stieß nicht gleich auf Widerstand, sondern sank zuerst ein wenig ein. Die Fee fühlte den suchenden, unruhigen Geist des Wesens. Der Mann war weder wütend, noch traurig, nicht ängstlich und auch nicht über die Maßen glücklich. Er war konzentriert und doch recht gleichmütig. Ein bisschen ...vorfreudig vielleicht?

Da nieste es plötzlich heftig unter der Kapuze und das Ende des überlangen Ärmels wedelte vorm verhüllten Gesicht. Die spontane Bewegung überraschte Maeve und sie hätte beinahe einen Schlag abbekommen. Der Bärtige hatte sie nicht gesehen - unmöglich - aber doch gespürt oder mit anderen Sinnen wahrgenommen. Nun fuhr sich der Verhüllte mehrmals mit dem Ärmel über den Bereich am Kopf, an der seine Nase sitzen musste. Ob er sie gerochen hatte? Einen halben Meter über dem Begleiter des Grünen versuchte nun auch die kleine Fee ihre Nase anzustrengen. Tatsächlich verströmte der Mann einen angenehmen, waldigen Geruch mit einer minzigen Note darunter.

Sie flog noch etwas höher und sah, dass die mit den drei Wölfen umzingelte Gruppe kaum mehr sechzig Meter von ihrer Eliza entfernt war. Sie bewegten sich zielstrebig und flott auf die Abenteurer zu.

Kite in the Wind

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Widder wider Willen
« Antwort #13 am: 06.07.2020, 16:22:28 »
Einen irritierten Blick zu Aelar werfend - was war mit seiner Mutter? - überlauerte Kite, dass es wohl mehr ein Witzchen des Tymorapriesters war als ein ernsthafter Versuch etwas in verbalhornten Tabaxi mitzuteilen. Glatthäute! Hielten sich für die Krone der Schöpfung. Die armen Vanara, was die sich wohl erst von ihren Verwandten anhören durften!

Auf das Geblöcke des Schafs zuerst nicht viel gebend, vernahm der Krieger dann doch verständliche Worte und staunte nicht schlecht als das Schaf eine ausführliche, wie absonderliche Geschichte zum Besten gab. Finethir? Ein Zauberer aus Misteltal? Verzaubert? Von Noke? Beschützen? Beschützen vor was? Oder wem? Erneut den Blick schweifen lassend, bemerkte der weitgereiste Südländer, dass dort - am anderen Ende des Markts - etwas vor sich ging. Und es schien sich zu nähern.

Ob dies ein Streich war? Eine Fae die sich Spaß mit ihnen erlaubte? Ob das Schaf ehrlich war? Tatsächlich ein Zauberer? Kurz die langgezogene Schnauze musternd, gestand sich der junge Kater aber sofort ein, dass er zu wenig von Schafen verstand um hier eine Täuschung tatsächlich aufdecken zu können.

Aber dort hinten. Dort hinten bewegten "sie" sich auf die Gruppe und den Widder zu. Nun die beste Abwehr war nun einmal Abwesenheit. Kurz entschlossen warf sich Kite die Kapuze seines praktischen Mantels über und verschwand im Marktgedränge.[1] Nicht weit von den anderen, aber eben doch aus dem direkten Blickfeld. Eine Hand vorsichtig nach seinem treuen Bogen tasten lassend, überließ er es Eliza, Aelar und Catalania mit den Neuankömmlingen zu sprechen. Er würde in die Verhandlungsführung einsteigen wenn etwas mehr Nachdruck gefordert war, als ihn reine Worte aufbringen konnten.
 1. Stealth DC: 22

Catalina Crommor

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Widder wider Willen
« Antwort #14 am: 06.07.2020, 22:41:45 »
Die Adelige hatte zuerst angenommen, das Tiere wäre einem der Marktstände entlaufen. Die Schriftrolle erinnerte sie an Brieftauben. Wie eigenwillig! Womöglich war sein schrulliger Besitzer zu scheu, um direkten Kontakt mit ihnen aufzunehmen? Verdattert stellte sie fest, dass das wollige Wesen über die Schriftrolle in einem verständlichen Geblöcke zu sprechen vermochte. Was es erzählte klang wie eine Märchengeschichte für Kinder. Soetwas war ihr noch nie untergekommen! Zunächst ein wenig überfordert mit dem Bittgesuch des gehörten Gesells wusste sie ausnahmsweise einmal kaum was sie sagen sollte. War das vielleicht ein Scherz? Zumindest seine Angst scheint echt zu sein. Die Paldin wirft ihren Gefährten einen fragenden Blick zu. Dann tauchte das Tier unter einem der Tücher ab und Catalina drehte sich nach der zunehmenden Unruhe um. Was immer diese Gestalten mit einem verängsten, verzauberten Schaf wollen...Sie hatte das ungute Gefühl, dass ihr Marktbummel ein abruptes Ende fand.

Demonstrativ baute sie sich mit etwas Abstand vor dem Bäckerstand auf. Vorerst war ihr unverhoffter Schützling unter dem Tuch gut aufgehoben. Kite schien untertauchen zu wollen und Eliza blieb in der Nähe von Finethir oder wie auch immer der verhexte Zauberer hieß. Ganz gleich worum es ging - eine bedrohlich scheinende Gruppe gegen einen wehrlosen Unglücklichen schien ihr ein klarer Fall zu sein. Wenn sie Glück hatten, konnten immer noch Worte ihren Weg finden. Wenn nicht - nun, sie konnte durchaus stur werden.

« Letzte Änderung: 13.07.2020, 23:00:05 von Catalina Crommor »

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