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Autor Thema: [IC] Kapitel 1: Geraubtes Land  (Gelesen 37020 mal)

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Victor Yevgenov

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #360 am: 14.07.2021, 16:10:51 »
Victor war völlig überrumpelt, als plötzlich dieser Fremde mitten in ihrem Lager stand. Wir müssen dringend an unseren Sicherheitsvorkehrungen arbeiten, dachte er und malte sich aus, dass der bunt gekleidete Mann ein Kundschafter des Hirschkönigs hätte sein können. Wie Calxu war auch er noch nicht zu hundert Prozent überzeugt vom Gegenteil und begutachtete den Mann erstmal kritisch.

"Ich bin Victor." sagte er schließlich, nahm aber die Hand nur langsam von dem Dolch an seiner Seite. Bei Calxus Worten in Tians Richtung nickte er: Besser Vorsicht walten lassen, bevor man harten Stahl in der Brust spürt. Miloslav sah sich einem relativ schmächtigen Menschen gegenüber, der etwa die gleiche Größe hatte wie er selbst. Die Farbenfreude von Miloslavs Garderobe stand in hartem Kontrast zu der Victors, der ausschließlich in grau- bis schwarztönen gekleidet war. Er war jung, wie die anderen der Gruppe ebenfalls, doch ein Blick in seine Augen offenbarte Erfahrungen, wie sie meist nur weit ältere Männer vorweisen können. Sein Gesicht war halb verborgen hinter einem langen Haarschopf und einem teils noch flaumhaften Bart; es war nicht unbedingt als klassisch attraktiv zu bezeichnen, doch hatte der junge Mann eine gewisse Ausstrahlung, die ihn zumindest interessant erschienen ließ. 
"Du bist extra durch die Wildnis gestreift, um Varis zu suchen? Wie hast du uns überhaupt gefunden?" fuhr er, noch immer misstrauisch, fort.

Als Varis den Brief an sich nahm und mehr oder weniger dessen Echtheit bestätigte, entspannte sich schließlich jedoch auch Victor. Es schien wohl tatsächlich kein Bandit zu sein, sondern ein weiterer Glücksritter, den dieses noch wilde und ungezähmte Land gelockt hatte. Ein Archäologe also - was es nicht alles gab.

"Möglicherweise hast du Glück, Fremder." begann Victor erneut, nun jedoch deutlich freundlicher. "Wir suchen gerade nach einem uralten Erastiltempel; ich vermute, so etwas ist für dich ebenfalls von Interesse. Für einen geringen Obulus kannst du dich uns anschließen und unseren Schutz in Anspruch nehmen."
Victor hatte keine Gewissensbisse, dem Fremden für die Begleitung etwas Gold abzunehmen - schließlich konnten sie nicht für jeden den uneigennützigen Wohltäter spielen. Es hatte ihn schon ein wenig gestört, dass dieser Jhod nun einfach mit ihnen reiste; und schließlich wirkte der Fremde in seiner Kleidung nicht gerade mittellos.
« Letzte Änderung: 15.07.2021, 11:03:05 von Victor Yevgenov »

Katharina

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #361 am: 14.07.2021, 16:50:46 »
Katharina hielt sich ebenfalls erst einmal im Hintergrund und beobachtete diese doch etwas merkwürdige Szene. Ein Bote der noch nicht einmal weiß wie er heißt und sich bei seinem eigenen Namen selbst korrigieren muss, und dann in solch bunten Gewändern, soll angeblich ein Archäologe sein? Aber irgendwie hat eine Ausstrahlung die einen doch fesselt. Für einen gewöhnlichen Banditen sieht er wiederum zu harmlos aus. Irgendwie gibt das alles noch kein wirkliches Bild. Ich sollte ihn wohl im Auge behalten, waren die ersten Gedanken die Katharina durch den Kopf schossen.
Aber scheinbar war sie mit Ihren Gedanken nicht völlig alleine denn auch Viktor und Calxu verhielten sich zuerst einmal zurückhalten. Nur Tian stürmte mal wieder völlig kopflos nach vorne. Katharina befürchtete das Tian sie früher oder später mit seiner Art noch in große Schwierigkeiten stürzen wird.

Nachdem Varis den Brief entgegennahm und sich neben sie setzte konnte sie einen kurzen Blick darauf werfen und war verwundert das dort nur eine einzige elfische Rune vermerkt war. Sie kannte das Zeichen und war daher über die Reaktion von Varis nicht sehr verwundert.

Als Victor zu dem fremden sagte er könne sich der Gruppe gegen einen kleinen Obolus anschließen musste sie doch etwas lächeln und war sehr gespannt wie der fremde reagierte Victor du altes Schlitzohr, du gefällst mir immer besser

Nachdem sich dann nach und nach alle vorgestellt hatten setzte auch Katharina ein freundliches Lächeln auf und sprach den fremden mit einer melodischen und liebreizenden Stimme an "Ich bin Katharina. Und wie meine Freunde schon sagten sind wir gerade selbst im Begriff einige Erkundungen in diesem Land zu betreiben. Aber setzt dich doch erst einmal und dann kannst du uns in aller Ruhe alles erklären". Katharina war eine junge hübsche Frau, wohl Anfang oder Mitte zwanzig mit langen blonden Haaren und wunderschönen blauen Augen. Sie trug im Moment den Umständen angepasste Reisekleidung die zweckmäßig und praktisch war, aber trotzdem Ihre Figur noch ein wenig betonte, neben ihr lag eine Armbrust.

Tian Eld

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #362 am: 14.07.2021, 17:20:04 »
Ein Bandit? Schlimmeres? Tian schoss Farbe in die Wangen. Neuem mit Argwohn zu begegnen war ihm fremd. Doch musste er lernen, wenn er seine Gruppe nicht gefährden wollte.  Wieder einmal kam er sich sehr unerfahren vor.

Das Herzstück?

Verwundert sah Tian Calxu an.

Dann übergab der Fremde Varis den Brief und Victor und Katharina stellten sich vor. Tian verfolgte dies nicht, vergaß auch für den Moment den Tee und blickte in das sorgenvolle Gesicht seines elfischen Freundes. "Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes und du kehrst bald zurück." Tian schnürte Varis ein kleines Päckchen, während dieser sein Hab und Gut zusammensuchte. Er gab dem Wildnisbewandten Beeren und Kräuter mit, eine Salbe und eines der kleinen geschnitzten Tiere, die Tian an den vorangegangenen Abenden gefertigt hatte. Es war ein junger Bär, der aus Tians jüngsten Träumen. Ein Talisman und eine Hoffnung, dass Varis den Weg zu ihnen zurückfinden würde. "Ich wünsche dir Erfolg und Wind im Rücken." Er reichte dem Waldelfen die Hand und zog ihn in eine kurze Umarmung. Er würde Varis vermissen.



Victor Yevgenov

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #363 am: 14.07.2021, 17:46:20 »
Erst als Tian sich herzlich von Varis verabschiedete, wurde Victor wirklich bewusst, dass der Elf sie verlassen würde. Zwar hatte auch er gehört, was Varis gesagt hatte, doch war er in diesem Moment noch zu angespannt gewesen, um wirklich zu realisieren, was vor sich ging.

Einige Bilder schossen ihm durch den Kopf, als er über die kurze Zeit nachdachte, die er mit dem Waldläufer verbracht hatte. Es hatte eine Weile gedauert, bis er mit ihm warm wurde, und immer wieder hatte es Differenzen in der Gruppe gegeben zwischen den "Planern" und den "Kopflosen". Doch sie waren immer respektvoll miteinander umgegangen, und am Ende hatte Victor tatsächlich begonnen, Varis als Freund anzusehen - und es dauerte einige Zeit, bis Victor jemandem vertraute.

Was Victor wohl auf ewig in Erinnerung bleiben würde war der Moment, als Varis sich ohne jegliche Furcht in den Bau der Riesenspinne abseilte, während Victor oben Schweiß und Tränen vor Nervosität vergoss. Spätestens in diesem Moment war ihm klar geworden, was für ein Kerl dieser Varis war.

"Du wirst mir fehlen." sagte er zu Varis und hielt ihm den Arm zum Abschied hin. "Bei allen Unterschieden möchte ich mich gern als deinen Freund sehen - und das ist etwas, das ich nicht leichtfertig sage. Ich hoffe, es ist kein schlimmer Grund, wegen dem deine Familie dich zurückruft. Und auf dass wir uns irgendwann wiedersehen werden!"

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #364 am: 14.07.2021, 19:05:15 »
"Banditen, natürlich habe ich davon gehört", erwiderte Milo. "Bereits in Restow, von den Schwertjunkern, vor allem aber von Oleg und Svetlana, die mir genau schildern konnten, was vor Ort alles vorgefallen ist. Ihr scheint das Problem ja bereits in den Griff bekommen zu haben, Gratulation! Und solltet ihr doch ein paar Räuber übersehen haben... nun, ich wäre kein lohnendes Ziel für sie. Absolut nichts besitze ich, was einen Banditen interessieren könnte. Was wollten sie mir rauben? Meine Pinsel oder Kellen, das Tintenfässchen, meine selbst gezeichneten Karten vom Oberlauf des Sphinx? Und ein Lösegeld würde für mich auch niemand zahlen!"

Als der Priester sich zu Wort meldete, erblickte Milo ihn das erste Mal. Huch, wie hatte er den Mann nur übersehen können? (Aber es war typisch für Milo: er sah nur, wonach er Ausschau hielt, auf das er sich konzentrierte – alles andere verschmolz für ihn zum Hintergrund.)

Mit einem Nicken erwiderte er den Gruß des dritten Menschens, Victor.

"Nein, nicht um Varis zu finden bin ich durch die Wildnis gestreift, sondern um euch zu finden. Wie gesagt – habe ich das schon gesagt? – mir wurde in Restow mitgeteilt, ich sei ein wenig spät dran mit meiner Meldung, dass man bereits einen ersten Erkundungstrupp entsandt hätte und weitere momentan erst einmal nicht plane, weshalb ich also nur versuchen könne, mich dem ersten anzuschließen. Oleg und Svetlana erzählten mir dann, ihr wäret am selben Morgen Richtung Norden aufgebrochen, mit Ziel nordwestliches Grasland. Das war jetzt keine sonderlich genaue Beschreibung, aber freundlicherweise habt ihr ja überall Spuren hinterlassen, um nicht zu sagen kreuz und quer und quer und kreuz! Drei Tage lang habe ich sie verfolgt, was vermutlich nicht allzusehr für meine Fähigkeiten als Fährtenleser spricht. Fast wollte ich schon aufgeben, da erblickte ich gestern Nacht den Schein eures Lagerfeuers. Wie gut, dass ihr am Waldrand gerastet habt und nicht weiter drinnen!"

Als die einzige Dame der Gruppe nähertrat, rückte Milo seinen Schesch zurecht, der ihm bei der langen Rede zum Kinn hin verrutscht war, um seinen Mund wieder ganz zu bedecken. Es gehörte sich einfach nicht, fremden Personen weiblichen Geschlechts gegenüber derart unreserviert aufzutreten.

"Mein ehrerbietigster Gruß, Dame Katharina", mischte er die Grußgewohnheiten seiner beiden Heimatländer. "Habt Dank für die freundliche Einladung an Euer Feuer, ich nehme sie mit tiefster Dankbarkeit an."

Dennoch blieb er stehen und wandte sich noch einmal Victor zu.

"Obolus? Das kenne ich bisher aber nur andersherum: man zahlt mich für meine Arbeit. Wobei", stutzte er, "das Brieflein habe ich umsonst ausgetragen. Mir fiel gar nicht ein, nach einem Entgelt zu fragen, da ich ja nun einmal sowieso in diese Richtung wollte. Hm..."

Er schüttelte den Kopf. "Ja also, das mit dem Erastil-Tempel klingt schon so, als ob ein Archäologe zu seiner Erforschung einiges beizutragen hätte. Geschichtliches Wissen, Arkanes, Architektur, das alles könnte nützlich werden. Ein wenig auf Magie verstehe ich mich auch. Und Rätsel. Ich liebe Rätsel. Geheimnisse... Mysterien... alles, was versteckt, verloren oder seit Jahrhunderten verschollen ist..."

Immer begeisterter wurde Milos Rede, von immer lebhafteren Gesten begleitet, bis er zum Schluss auf den Füßen auf- und abwippte.
« Letzte Änderung: 14.07.2021, 21:47:20 von Miloslav Illjitsch »

Varis Larenthanil

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #365 am: 15.07.2021, 09:46:48 »
Varis hatte den Brief lange angeschaut und sich gefragt, was das zu bedeuten hatte. Es war etwas sehr ungewöhnliches. Aber sein Volk neigte nicht dazu, sich lange Gedanken zu machen, wenn so vieles unklar war. Er konnte sich jetzt viele Sorgen machen und schlimme Dinge ausmalen, am Ende half nur eines: zurück in seine Heimat reisen.

Also bedankte er sich bei Miroslav dafür, dass er den Brief überbracht hatte und verabschiedete sich von allen. "Leider war unsere Reise sehr kurz, ich wünsche euch Erfolg hier. Passt auf euch auf. Und wenn das Schicksal es will treffen unsere Wege vielleicht wieder aufeinander."

Von Tian verabschiedete er sich noch einmal extra, ihm fühlte er sich in dieser Gruppe am nächsten. Zuerst bedankte er sich sehr für das Paket und für den Talisman. Eine Weile sagten beide nichts, aber dann wurde es Zeit, zu gehen.
Er nickte Tian zu. "Wenn du mal in der Nähe meiner Heimat bist, dann besuche uns. Wenn du nach meinem Familiennamen fragst, wird man dich in die richtige Region schicken und du wirst mich finden können. Alles Gute und ich hoffe, dass euer tun hier nicht zum Schaden der Natur sein wird."

Dann machte er sich auf den Rückweg zum Handelsposten und von dort aus reiste er zurück in das Königreich der Elfen und neuen Abenteuern entgegen.
« Letzte Änderung: 15.07.2021, 13:00:58 von Varis Larenthanil »

Calxu

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #366 am: 15.07.2021, 12:53:07 »
Der kurze Abschied von Varis ging für Calux zu schnell. Der Weggang des Spähers der Gruppe schwächte diese aus seiner Sicht arg. Doch mit solchen Dingen mussten Sie umgehen lernen. Varis war ja auch nicht aus der Welt und wer wusste es schon ob seine Wege ihn nicht irgendwann doch wieder hier her führen würde.
Tian zeigte beim Abschied von Varis auch wieder deutlich, warum Calxu ihn als Herzstück bezeichnete. Nicht nur durch seine Heilerfähigkeiten war Tian unersätzlich für sie, sondern eben auch durch seine eigene Art. Schließlich war er es der sich um ihre Versorgung kümmerte und für das Wohlergehen aller eintrat.

Ein Lächen huschte Calxu über die schmalen Lippen. Denn mit der Aussage von Miloslav war es das mit Victors Obolus. Anstelle für die Begleitung zahlen zu müssen, arbeitete er für den gleichen zukünftigen Lohn wie sie selbst.
„Wie ihr … du ja siehst, hat sich der Erkundungstrupp gerade verkleinert und herzlichen Glückwunsch zum Finden des selbigen. Die Schwertjunker scheinen offensichtlich mit ihrer Offerte noch mehr Abenteuerlustige angelockt zu haben als gedacht. Die Sache, das du noch kein Pferd hast, regelt sich bestimmt mit der Zeit. Davon abgesehen führt uns unser Weg in den Wald, wo wir eh zu Fuß reisen müssen.“ Sein Blick ging zu Victor „Einen Obolus muss der wohl damit nicht zahlen, richtig Victor? Schließlich ist er ja praktisch unsere Verstärkung und mit seinem Wissen wohl eine passende Ergänzung für die Erkundung. Vielleicht bringt er auch neue Blickwinkel auf das was wir schon erkundet haben. Deine Karte ist da sicher hilfreich.“

Katharina

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #367 am: 16.07.2021, 08:02:27 »
Das war ja mal wieder klar das unser Paladin hier den Spielverderber machen muss ...

Katharina war sichtlich beeindruckt von den guten Manieren des Fremden. Sie lächelt ihm aufmerksam zu und meint dann "Naja man wird nur für Arbeiten bezahlt für die man bestellt wird, und schon gar nicht im Voraus. Aber eine Leibgarde die einem das Leben rettet sollte man immer gut bezahlen, und vor allem auch im Voraus, denn nur so motiviert man sie um im Ernstfall auch wirklich sicher zu sein das sie auch da sind. Einen Archäologen bezahlt man im besten Fall wenn er Ergebnisse geliefert hat. Und ob ihr uns von Nutzen sein könnt das wird sich noch zeigen, denn unterschätze niemals die Person die dir gegenüber steht. Wer sagt Euch denn das wir nicht selbst dazu fähig wären und auch das nötige Wissen haben um alte Ruinen zu erkunden?"

Katharina genoss es den Fremden erst einmal noch etwas zappeln zu lassen und auf die Probe zu stellen um zu sehen wie er reagieren würde. Einen gewissen Charme hat er ja, aber ist er auch wirklich so allwissend wie er tut? Lässt er sich leicht provozieren? Oder ist er doch schlagfertig und kann sich verbal zur wehr setzten? Körperlich dürfte er vermutlich keine große Gefahr sein, aber wer weiß welche Geheimnisse er sonst noch so unter seinen Gewändern versteckt. Man sollte den Fremden auf jeden Fall noch im Auge behalten.

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #368 am: 16.07.2021, 18:38:15 »
Erkundungstrupp verkleinert? Erst bei diesen Worten Calxus bemerkte Miloslav, was der Brief angerichtet hatte und dass dessen Empfänger offenbar unverzüglich in seine Heimat aufbrechen wollte.

"Oh, sehe ich das richtig", wandte er sich an Varis, "dass Ihr aus Kyonin stammt und dorthin zurückreisen wollt? Wenn ja, dürfte ich Euch dann bitten, von mir eine Nachricht zu übermitteln? Also nur, wenn es keine Mühe macht, ich weiß ja nicht, wie groß das Gebiet ist und wie eng die Kontakte... also, falls Ihr zufällig oder beim Nachgehen Eurer eigenen Geschäfte einer gewissen Nelisa'arihane, kurz Nené, Familienname Ulanbaris über den Weg lauft... könntet Ihr ihr dann bitte ausrichten, dass es ihrem Sohn Milo gutgeht und er seit kurzem in Brevoy unterwegs ist? Also, ich weiß nicht, ob sie sich sonderlich für diese Nachricht interessieren wird, deshalb sagte ich ja, nur falls es sich nebenbei so ergibt...

Familie, nicht wahr? Das höchste Gut!"
endete er in Richtung des Predigers. "Was tun wir nicht alles für sie!" Und er wünschte Varis noch eine gute Reise.

"Abenteuerlust, ja", ging er auf Calxus Bemerkung ein. "Oder sagen wir besser Entdeckerlust. Mir lag von Kind an die praktische Seite der Archäologie mehr als die theoretische. Den ganzen Tag über Büchern hocken kann ich noch, wenn die alten Knochen irgendwann nicht mehr wollen!"

Die abermalige Erwähnung einer Bezahlung überhörte er geflissentlich. Statt dessen lachte er auf, als Katharina etwas von "Leibgarde" erzählte.

"Ach woher, wer bin ich denn, Großwesir Aruhman? Was soll ein einfacher Mann wie ich mit einer Leibgarde anfangen?" Doch so sehr ihm an guten Manieren gelegen war, Katharinas nächste Bemerkung verschnupfte ihn doch. "Aha! Ihr habt also öfters mit Archäologen zu tun, Ihr wisst da also ganz genau Bescheid!" Doch dann kam ihm ein ernüchternder Gedanke. "Und habt vielleicht schon einen dabei? Da hätte man mich aber in Restow vorwarnen können. Dann wäre es doch klüger gewesen, den nächsten Aufruf abzuwarten."

Er blickte in die Runde und versuchte abzuschätzen, wer hier wohl am ehesten ein Archäologe sein könnte, und entschied sich schließlich für den Mann, den er zuvor für einen Priester gehalten hatte, weil er so fromm dahersprach.

"Also ich an Eurer Stelle würde mich für meine Arbeit ja doch vom ersten Tag an bezahlen lassen und nicht erst, wenn wertvolle Artefakte gefunden werden. Ach, aber das ist schon ärgerlich, dass ihr bereits einen Archäologen dabei habt! Auf den Schreck muss ich jetzt erst einmal eine Stärkung zu mir nehmen, ich brach heute morgen nüchtern auf, um euch nicht zu verpassen."

Er blickte zur Seite, bemerkte verdutzt, dass sein Proviantsack nicht neben ihm lag, sorgte sich kurz, ihn am eigenen Nachtlager vergessen zu haben, und seufzte vor Erleichterung, als er sich erinnerte: um sich besser anschleichen zu können, hatte er ihn vorhin zurückgelassen, nicht weiter als ein paar Dutzend Schritt entfernt.

"Ha!" rief er und eilte davon, nur um kurz darauf mit einem recht gut gefüllten Sack zurückzukommen. Daraus kramte er einen brotähnlichen Fladen hervor, vekrümmelte eine weißen Käse darauf und gehackte Trockenfrüchte, beträufelte das ganze mit etwas Honig, streute darüber eine Mischung aus getrockneten Kräutern und zweierlei Saat (eine hell, die andere dunkel), woraufhin er den Fladen aufrollte und herzhaft (nachdem er den Schesch vom Mund gezogen hatte) hineinbiss.

Dann erst bemerkte er den Zettel, der herausgefallen war, als er nach den Zutaten kramte. Er hob ihn vom Boden auf. "Huch, was macht der denn im Proviantsack! Das ist das Schreiben der Schwertjunker! Darauf sollte ich doch etwas besser aufpassen!"

Ein Versuch, den Zettel mit einer Hand zu falten – die andere hielt ja den gerollten Brotfladen – missglückte, also konzentrierte Milo sich erst einmal auf sein Mahl.

"Wann brechen wir auf?" fragte er mit vollem Mund.


« Letzte Änderung: 16.07.2021, 19:02:27 von Miloslav Illjitsch »

Victor Yevgenov

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #369 am: 18.07.2021, 23:58:34 »
Victor wusste nicht, ob er lachen oder sich ärgern sollte, und entschied sich schließlich für beides. Das Lachen kam spontan und galt weniger dem, was der Fremde sagte, sondern der Tatsache, dass sie, wenn er sich ihnen tatsächlich anschließen sollte, dann wohl drei Hochstapler in ihren Reihen hätten; denn dass sowohl Katharina als auch dieser Miloslav mehr Schein als Sein darstellten, war für ihn schnell klar - und für ihn selbst galt das ohnehin.
Ob das gut gehen würde?

Der Ärger jedoch rührte von der doch sehr plumpen Unverfrorenheit des Neuankömmlings. Sicher, der Mann hatte eine flinke Zunge, und viele würden sich durch seine Wortgewandtheit wohl beeindrucken lassen; doch man musste in diesem Gewerbe stets aufpassen, den Bogen nicht zu überspannen - und genau dies hatte er in Victors Augen gerade getan. Auch wenn Calxu und vermutlich auch Tian den Neuen bereits in ihren Reihen Willkommen geheißen hatten, tat es Victors Meinung nach (und er wähnte Katharina auf seiner Seite) doch Not, Miloslav aufzuzeigen, wo seine Grenzen lagen.

Was Gulyre dachte, wusste wohl tatsächlich nur er selbst.

"Ganz ruhig, werter Herr, wir tun hier einen Schritt nach dem anderen. Wenn Ihr Euch uns anschließen wollt, solltet Ihr das beherzigen." Er dachte kurz an Tian und lächelte innerlich. Es war vielleicht nicht ganz das, was die Gruppe auszeichnete, aber das musste man dem Kerl ja nicht auf die Nase binden. "Zunächst einmal unterliegt Ihr womöglich der irrigen Auffassung, wir hätten nur auf Euch gewartet. Tatsächlich haben wir noch nie von Euch gehört, und es war bisher nicht unsere Art, Wanderer, die wir unterwegs getroffen haben, einzuladen, sich unserer Sache anzuschließen.
Wenn Ihr aber glaubt, einen Anspruch auf ebendies zu haben, so habt Ihr sicher offizielle Dokumente, die dies belegen und die wir prüfen können. Ihr spracht von einem Schreiben der Schwertjunker, vielleicht könnte das ein Anfang sein.

Zweitens haben wir keinen Archäologen in unseren Reihen, zumindest nicht, dass mir das bewusst wäre. Wir benötigen allerdings auch keinen, denn es ist nicht unsere Aufgabe oder unser Ziel, hier wissenschaftliche Studien durchzuführen - wir haben den Auftrag, dieses Land für eine spätere Besiedlung zu kartografieren und zu erkunden. Mein Angebot war ein reines Gebot der Höflichkeit, dachte ich mir doch, dass eine alte Ruine für Euren Berufsstand von großem Interesse sein könnte. Ebenso wie sie es für Jhod hier ist, den wir dorthin begleiten.
Ein Missverständnis Eurerseits liegt aber darin, dass wir ein ureigenes Interesse an einer genaueren Erforschung der Ruinen hätten und jemanden dafür bezahlen würden, dies für uns zu erledigen. Tatsächlich führt uns unser Weg zufällig in die gleiche Richtung, uns so haben wir Jhod angeboten, dass wir zusammen reisen könnten - was ihm eine teure Eskorte erspart.

Drittens, und das ist der Grund dafür, hier möglichst nicht alleine zu reisen, ist dieser Landstrich nicht ungefährlich. Es gibt Räuber in diesen Wäldern, auch wenn deren Aktivitäten durch unser Zutun gerade stark zurückgegangen sein dürften, wilde Tiere, und gerade hier wurden wir vor aggressiven Fallenstellern gewarnt; eine Warnung, die ich nur an Euch weitergeben kann, wenn Ihr Euren Weg alleine weitergehen solltet.
Ihr scheint sehr von Euch überzeugt zu sein, doch es ist ein kurzer Weg von Selbstbewusstsein zu Hochmut. Und der kommt bekanntlich vor dem Fall. Daher: Womöglich ist es in unser aller Interesse, dass wir unseren Weg gemeinsam fortsetzen. Doch üblicherweise trägt dabei jeder etwas zum Erfolg der Unternehmung bei, oder aber er bezahlt für den Schutz, den ihm die anderen bieten.
Also, was ist es, was Ihr beitragen könntet, abgesehen von bunter Kleidung und großen Worten?"

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #370 am: 19.07.2021, 11:23:28 »
Milo verfolgte Victors Rede mit immer größerer Verwirrung, sein Brot vergessen in der Hand. So versessen war er in den vergangenen drei Tagen gewesen, den Entdeckertrupp zu finden, so zunehmend verzweifelt, dass er sich gar keine Gedanken darüber gemacht hat, wie er sie davon überzeugen könnte, dass er sich ihnen anschließen dürfe. Er hatte ein Schreiben der Schwertjunker, war das nicht genug? Verstand er da etwas falsch, hatten die hier nicht das Sagen? Und hatte die Dame der Gruppe ihn nicht bereits an das gemeinsame Feuer geladen und Tee angeboten, hieß das hierzulande gar nichts?

Bei den ganzen Vorwürfen, die Victor ihm machte, kam Milo nicht so recht mit. Offenbar störte der Mann sich an seiner Kleidung. Und an seinen Manieren. Nun, höflich war der werte Herr jetzt nun auch gerade nicht. Und Geld war offenbar das einzige, was ihn interessierte. Nun, davon hatte Milo keins. Da konnte man wohl nichts machen. Aber einen Hoffnungsschimmer gab es.

Er wandte sich an Jhod. "Aha, dann seid Ihr also derjenige, der die Ruine untersuchen will? Verzeiht meine voreiligen Schlüsse. Wenn ich das jetzt also richtig verstehe, begleiten diese Leute Euch zur Ruine und ziehen dann weiter? Und Ihr bleibt allein zurück? Erlaubt mir die bescheidene Frage, ob ich mich Euch anschließen dürfte. Zu zweit wären wir immerhin ein wenig wehrhafter. Hier, das Schreiben beweist Euch, dass ich von den Schwertjunkern komme."

Er reichte Jhod das Schriftstück.

"Geld habe ich keins, aber verlange auch keins. Überhaupt weiß ich nicht, warum wir hier die ganze Zeit darüber reden. Das ist hierzulande so üblich, muss ich annehmen? In meiner Heimat gilt das ja als schrecklich unhöflich, was nur zeigt, dass ich über die hiesigen Gebräuche noch viel zu lernen habe! Und gar erst die Politik! Was ich offenbar völlig überschätzt habe ist die Autorität der Schwertjunker, unwissend ging ich davon aus, dass ihr Wort gilt. Die Archäologie dagegen betreibe ich bereits seit 27 Jahren, bin auf Grabungsstätten groß geworden und dabei kreuz und quer durch Osirion und bis ins benachbarte Thuvia gezogen. Da ist es kein Hochmut zu sagen, ich verstehe mich darauf. Und ich habe auch das ganze Werkzeug dabei, das man für Grabungen braucht. Karten zeichnen kann ich auch, Grundrisse und so weiter, auch Rekonstruktionen. Ich weiß ja nicht, wie gut oder wenig erhalten der Tempel ist, aber Ruinen muss man lesen können, damit man an den richtigen Stellen gräbt. Da, wo der Laie nur einen Haufen Mauerreste vor sich sieht, kann der Archäologe nach einigen Berechnungen recht zuverlässig sagen: Hier, dies muss der Tempel gewesen sein und dies der Palast des Sultans... dies darin seine privaten Gemächer... Wenn ihr also in dem Tempel etwas bestimmtes sucht, kann ich Euch helfen, ebenso wie wenn es euch um eine gründliche Erkundung geht. Auch die Bedeutung von Artefakten, ihren Wert, Echtheit und etwaiges Alter, kann ich bestimmen. Ach, und wie gesagt, ein wenig Magie zu unserer Verteidigung beherrsche ich auch."

Ein Nachtrag fiel ihm noch ein.

"Ich habe auch einen schwarzen Schesch dabei, falls der blaue Euch zu bunt ist."
« Letzte Änderung: 19.07.2021, 12:42:00 von Miloslav Illjitsch »

Victor Yevgenov

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #371 am: 19.07.2021, 15:28:10 »
Victor wusste gerade wirklich nicht, ob dieser Fremde ein mit allen Wassern gewaschener Wortverdreher war, oder ob das alles vielleicht gar keine Schau war: Konnte es sein, dass der Mann einfach nur etwas arg trottelig war und gar nicht verstand, wie seine Worte wirkten?
Victor, seit frühester Jugend darauf getrimmt, immer das Schlechteste in den Menschen zu vermuten und auch zu erkennen, musste sich eingestehen, dass er auf die Idee, dieser Miloslav könnte all das, was er da von sich gab, ernst und womöglich unschuldig meinen, niemals gekommen wäre - allerdings hatte die Vergangenheit ihn auch gelehrt, dass er in der überwiegenden Zahl der Fälle gut daran tat, auf ebensolche Ideen nicht zu kommen.

"Zeigt Euer Schriftstück doch einmal her!" erwiderte er daher ein Stück freundlicher und ließ es sich von Jhod überreichen, nachdem dieser es gelesen hatte. Es handelte sich tatsächlich um das gleiche Dokument, das auch er von den Schwertjunkern erhalten hatte. Diese hatten allerdings nicht erwähnt, dass sie ihnen womöglich weitere Abenteurer hinterherschicken würden. Insgesamt waren die Junker ja sehr sparsam mit Erklärungen darüber gewesen, was sie hier wofür vorbereiten sollten (und wie später die Entlohnung aussehen würde - dafür schienen sie selbst zuständig sein zu müssen).

"Wieder einmal seid Ihr voreilig in Euren Schlüssen. Die Autorität der Schwertjunker gilt durchaus, und genau deshalb bat ich Euch um dieses Schreiben. Die Frage ist: Was haben sie Euch versprochen, und warum sollte ihr Wort nicht gelten? Ihre Instruktionen uns gegenüber waren recht unspezifisch: Wir sollen die Gegend erkunden und später die Besiedlung unter unserer Führung weitertreiben. Alles weitere haben sie bislang uns überlassen.
Wenn Euer Ziel das gleiche ist, dann schlage ich vor, Ihr kommt mit uns mit. Und nehmt mir nicht übel, wenn ich versucht habe, ein kleines Geschäft zu machen. Da die Schwertjunker uns nicht bezahlen, müssen wir sehen, wie wir unseren Lebensunterhalt finanzieren. Und auch wenn es in Eurer Heimat unhöflich sein mag, über Geld zu sprechen, so wird es doch welches geben, und auch Handel getrieben werden? Wie verhandelt ihr denn über die Preise Eurer Waren, wenn Ihr nicht über Geld sprecht?

Aber vergessen wir das Ganze mit dem Geld. Schließlich sieht es so aus, als wärt Ihr jetzt Teil unserer Zweckgemeinschaft. Und als solches würde ich es begrüßen, wenn wir uns einander etwas weniger förmlich anreden. Du kannst mich Victor nennen."


Er streckte Miloslav die Hand entgegen und hoffte, dass das in der Heimat des Mannes nicht ebenfalls ein Zeichen von Unhöflichkeit sein mochte.

Tian Eld

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« Antwort #372 am: 19.07.2021, 17:03:54 »
Tian suchte Calxus Blick. Dann zuckte er mit den Schultern und verschnürte das nächste Bündel sorgfältig. Sie verloren wohl einen Wildniserfahrenen Schützen und gewannen einen Gelehrten, der sich ebenso gerne selbst reden hörte, wie bereits zwei andere der Abenteurergruppe. Nach Ansicht des Druiden würde der Reisende sich erst in der nächsten Zeit beweisen können, ganz gleich wie das Verhör über Fähigkeiten und Ansprüche ausging. Sie würden schon sehen, was der Fremde zu bieten hatte und er würde seinerseits merken, wie die Gruppe arbeitete und ob ihm ihr Kreis überhaupt lag.

Nach der Rüge des Paladins hielt sich Tian während des leidigen Hin und Hers allerdings zurück und machte sich lieber nützlich. Tatsächlich schien ihm die Betonung des Geldes und der zu erwartenden Belohnungen angesichts der Umstände durch seine Gefährten kleinlich. Er sorgte sich viel mehr um seinen elfischen Freund und dessen nahe Zukunft in seiner Heimat. Der Druide fing einfach nicht so viel an mit diesen Ideen von Schätzen und monetärem Verdienst. Die Natur würde sie erhalten und es galt Neues zu entdecken und Abenteuer zu bestreiten. Für den jungen Burschen schien dies mehr als genug Lohn. Sehr gastfreundlich verhielten sich Victor und Katharina auch nicht, was seinem einfachen Gemüt doch etwas aufstieß. Das Bild seiner Mutter tauchte für einen Moment vor seinem inneren Auge auf. Er malte sich aus, wie sehr sie die Anwesenden wegen solch eines Verhaltens schelten würde. Sie würde sie bestimmt an ihre Manieren erinnern. Tian grinste in sich hinein.

Der Rotschopf vergewisserte sich, dass das Feuer gelöscht war, die gemeinsamen Habseligkeiten verstaut und die Reittiere so versorgt, dass sie es für eine Weile hier aushalten könnten, während die Gruppe zu Fuß in den Wald ging. Er stieß zu den anderen. Victor streckte seine Hand gerade nach dem Mann aus. Dann konnte es wohl bald weitergehen. Tian erinnerte sich an Calxus Angebot und kratzte sich verlegen den Hinterkopf. "Verzeih, aber der Tee ist alle. Ich mache erst am Abend neuen. Wenn du magst, erzähl mir dann doch etwas von deiner Heimat. Über Osirion weiß ich nicht viel." Der junge Mann schenkte Milo ein offenes Lächeln und sagte dann zu niemandem Bestimmten: "Wir können aufbrechen, die Pferde sind versorgt." Tian sah in die Richtung in der sie nicht nur eine gefährliche Anzahl an Fallen erwarten würde, sondern mit etwas Glück auch ein Feenhort. Wie aufregend! Er schulterte schwungvoll seine gut gefüllte Tasche.

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #373 am: 19.07.2021, 20:41:15 »
Verdutzt starrte Milo auf die dargebotene Hand. Das ging ihm alles zu wild hin und her. Doch er ergriff die Hand und sagte zerstreut: "Schön, ja, also Victor dann. Mich kannst du Milia.. äh, Miloslav nennen."

Er sammelte sein Schreiben wieder ein und kümmerte sich, so schnell er konnte, um sein Brot, von dem bereits der Honig troff und ihm am Handgelenk herunterlief.

"Handel", sagte er zwischen zwei Bissen. "Natürlich. Auf dem Basar. Da wird gehandelt und gefeilscht und die eigene Ware in höchsten Tönen gelobt, egal wie durchschnittlich sie tatsächlich ist. Es ist wohl eine Frage des: alles zur seiner Zeit an seinem Ort. Auch auf die richtige Abfolge der Dinge kommt es an. Beispielsweise geht jemand, der bereits ans Lagerfeuer und zum Tee gebeten wurde, davon aus, willkommen zu sein. Hierzulande dagegen scheint man diese Einladung auch Leuten zu erteilen, in Hinblick auf welche man noch gar nicht entschieden hat, ob man ihnen über den Weg traut...? Bei derart unterschiedlichen Gebräuchen kann es ja nur zu Missverständnissen kommen. Aber ich werde weiterhin beobachten und dazulernen."

Er schleckte sich den restlichen Honig von den Fingern und klopfte die Krümel von seiner Kleidung ab. Dann endlich verstaute er das gefaltete Schreiben in dem großen Beutel an seinem Gürtel.

"Und mehr als ihr habe ich von den Schwertjunker auch nicht erfahren, was aber daran liegen könnte, dass ich die Sache so angegangen bin wie Expeditionen in meiner Heimat, wo man also bei entsprechender Stelle um Erlaubnis bittet, hier oder dort Ausgrabungen zu starten. Überrascht hat mich allerdings ihre Antwort, dass ich meine Funde allesamt behalten dürfe, das ist in Osirion anders, da muss man alles zur Begutachtung an der Universität von Sothis abgeben. Von daher erschien mir das schon als ein sehr großzügiges Angebot und ich habe nicht weiter, äh, verhandelt. Das ist auch überhaupt nicht meine Stärke: verhandeln." Er lachte zerknirscht. "Mein Ziel? Nun, da scheine ich fast so ziellos zu sein wie ihr. Ein Entdecker, dem egal ist, was er entdecken will – ja, das klingt ein wenig traurig. Wohl hatte ich einst größere Ziele, aber aus privaten Gründen müssen jetzt erst einmal kleinere genügen. Abenteuerlust und Neugier jedenfalls besitze ich für zwei! Geld dagegen fällt mir nur in seiner Wichtigkeit auf, wenn es mir daran mangelt..."

Er schulterte, so gut es trotz prallen Rucksack ging, seinen Proviantbeutel und blickte zweifelnd auf die Pferde. "Dass ich ein Reittier benötigen würde, hat mir auch niemand gesagt. Ich hoffe, ich kann mit euch mithalten..."

Von Tian auf seine Heimat angesprochen, schritt er neben diesem her und gab bereitwillig eine bildgewaltige Schilderung von einem heißen, trockenen Land fast eine halbe Jahresreise südlich von hier, im Nordosten des garundischen Kontinents, noch südlich von Absalom. Nichts als Stein und Sand und Wüste so weit das Auge reicht, außer an der Küste und den großen Flüssen und in drei Dutzend Oasen. Er erzählte von Schlangen und Skorpionen, Eidechsen und Sandfischen, von Wüstenfüchsen und Schakalen, Dromedaren und Wildeseln, Antilopen und Springmäusen... Und er erzählte von der Seele des Landes, welche erst seit einem Jahrhundert wieder frei war, aber noch nicht geheilt von den dreitausend (!) Jahre währenden kelshitischen Fremdherschaft, während der die Kelshiten mit brutaler Gewalt und zynischer Sorgfalt alles zerschlagen und vernichtet hätten, was an das Erbe der Pharaonen erinnerte. Eine ganze Stadt gar sei darüber im Sand verloren gegangen und bis heute nicht wiederentdeckt, das legendäre Samarkesh!

"Deshalb ist die Archäologie eine der geachtetsten Berufe in Osirion. Man versucht, aus den wenigen verbliebenen Spuren die eigene Vergangenheit und Kultur zu erfahren, zu rekonstruieren, das kostbare Erbe zu retten, die Seele des Landes wiederauferstehen zu lassen...!"

Calxu

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #374 am: 20.07.2021, 07:16:20 »
Während der Zettel herumgereicht wurde, versuchte der Drachengeborene einen Blick darauf zu erhaschen. Spätestens mit dem Schreiben hatte sich die Sachlage für ihn geklärt. Schließlich waren die Schwertjunker ihre Herren und selbst wenn diese einen alten Tatergreis zur Verstärkung geschickt hätten, oder noch schicken würden, war es nicht an der Gruppe dessen Entscheidung in Frage zu stellen. Zum Glück lenkte Victor irgendwann im Gespräch, welches er sichtbar verärgert verfolgte. Hier fühlte er genauso wie Tian.

So war er auch erleichtert, als dieser verkündete, dass sie aufbrechen könnten. Missmutig legte er seine Rüstung an, was schon noch etwas Zeit in Anspruch nahm. Genug Zeit um für sich den Ärger zu Durchleuten und zu den Akten zu legen. Der Wortwechsel der drei war ein zu deutlicher Spiegel für die noch zu geringe Vertrautheit in der Gruppe. Vielleicht kam der Neuling da gerade Recht. Er brachte eine neue Option mit und mit Varis Heimreise ohne Ersatz wären sie weit mehr geschwächt worden. Vielleicht bräuchten sie wieder einen gemeinsamer Kampf, ein gemeinsamer Erfolg würde hier vielleicht helfen. Vielleicht würde hier der verlorene Tempel ihnen allen also Heilung auf eine Art und Weise bringen, wie es eben nur der Jagdgott tun kann.

Beim restlichen Weg in den Randbereich des Waldes verhielt sich Calxu ruhig. Varis war in dern Tagen der gemeinsamen Reise eine feste Größe geworden, welch nun zwangsweise unbesetzt werden musste. Immer wieder hin sein Blick bei den Gedanken daran zu Gulyre. "Gut, na dann wie erwarten hier Fallen." Begann er als sie kurz stoppten. "Da Varis uns nicht mehr als Späher zur Seite steht, wer übernimmt das und her nun vor um die anderen vor  den vermuteten Fällen zu warnen. Ich kenne mich mit Fallen nicht aus, also Freiwillige vor." Während sein Blick von einem zur anderen ging, endete er beim Priester. "Wetter Herr Jhod, ihr seit von der Aufforderung bitte ausgeschlossen. Ich traue euch als Erastilpriester natürliche zu mit, sich mit der Natur und Jagdfallen auszukennen. Ohne Frage wäre das hilfreich. Doch seid ihr nur jetzt bei uns und wenn wir alle überleben wollen, müssen wir das ohne euer Wissen schaffen. Ich wäre euch aber sehr Dankbar wenn ihr uns vor unnötigen Lexionen bewährt, wie die all zu nahe Bekanntschaft mit einer Wildschweingrube machen zu müssen. Auf die Sperre darin habe ich natürlich keine Lust."

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