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Autor Thema: [IC] Kapitel 1: Geraubtes Land  (Gelesen 36378 mal)

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Dungeon Master

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #435 am: 10.09.2021, 10:50:39 »
"Hi, hi, hi! Ist doch gut!" meinte Perlivash. "Wenn jemand Dich unterschätzt."

Zum Bären konnte Jhod zumindest ein paar Worte beitragen: "Das ist schnell erklärt. Ich hatte eine Vision, die mich in diese Region geführt hat. Beim Handelsposten habe ich mich dann diesen tapferen Abenteurern angeschlossen, von denen man bei Olegs nur Gutes zu berichten wusste. Sie hatten, ich glaube sogar von Dir, Perlivash, von einer alten Ruine in der Nähe erfahren, in der ein gefährlicher Bär haust. Das konnte ja kein Zufall sein. In meiner Vision sah ich einen alten Tempel, der einst meinem Gott Erastil geweiht war, aber schon seit langer Zeit von Grün überwuchert ist. Er muss uralt sein. Und da habe ich auch den Bären gesehen, einen wütenden Koloss, einen Wächter, den es zu besiegen gilt, ehe man den Tempel in Ruhe betreten kann. Es ist meine Aufgabe, zu diesem Tempel zu gehen. Soviel steht fest. Alles weitere wird sich dann ergeben."

"Das muss er sein, das muss er sein!" rief Perlivash munter und flog dabei einen Looping in der Luft. "Mit dem ist wirklich nicht zu spaßen!"

Calxu

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #436 am: 10.09.2021, 13:21:37 »
Calxu der in Gedanken schon bei der weiteren Erkundung war, bekam auch erst Miloslav Offenbarung mit dem Elementargeist mit, als dieser es in verständlicheren Worten erklärte. Wenigstens schien es dem Menschen so wichtig zu sein, dass er es vereinfacht erklären wollte. Irgendwie, und auch die Reaktion auf Hexenmeister, deutete schon darauf hin. Das er in irgend einer Weise gebrandmarkt war.
Seine Wahlheimat, Osirion, schein für den Drachengeborenen interessant zu sein. So unterschiedlich wie es zu diesen Landen schien, wäre es für ihn eine Reise wert um einmal die Wüste und die Einheimischen dort kennen zu lernen. Vor allem, so dachte er, wäre es auch eine lehrreiche Lexikon für das Verständnis und das Hineinversetzen in andere Kulturen und Personen.

Hier verstand er auch durchaus Miloslavs Vorsicht und Sorge, welche er an den Tag gelegt hatte. Als Paladin wusste er natürlich um das Wunder wirken und die anderen Wege, eben als arkaner oder naturverbundener, um Wunder zu wirken. Ein großes Verstehen über die verschiedenen Kraftquellen, die brachte er aber nicht mit. Schließlich war es auch unwichtig für ihn. Am Ende zählten die Taten und nicht welchem Gott oder Elementargeist dafür gehuldigt wurde. Einzig der Quelle Blut und der Nekromantie war er eindeutig negativ positioniert. Dies schien aber nicht auf ihren neuen Wirker-Archäologen zuzutreffen.

Bei den Worten von Jhod stiegt dann auch Calxu ein. Soweit ich es einschätzen kann, passt eben auch das zu Erastil, dem großen Jäger. Ein im Wald verstecktes Heiligtum mit einem tierischen Wächter. Vielleicht mag der Bär mit der Zeit dem Wahn verfallen zu sein. Nun, da sich das Ende ankündigt, ist es doch vielleicht…“ hier blickte er fragend zum Priester von Erastil „… im Sinne Erastils dass der Wächter zum gejagten wird. Das sein Leben durch die heilige Jagt endet. Selbst Iomedae würde so ein Urteil, für das Ende einer langen Dienstzeit, nicht anzweifeln. Schließlich sollen nicht nur seine Verbündeten geehrt werden sondern auch der Gegner, welcher mit einem selbst die Klingen kreuzte. Nur durch des Gegners Kraft kann ein jeder selber wachsen und am Ende auch gegen die Finsternis bestehen.“ Da haben wohl die Worte des Archäologen dafür gesorgt, dass der junge Paladin in seinen philosophisch-, prietserischen Redeschwall übergegangen war. In den Tempeln von Iomedae, für die damit etwas anfangen damit konnten, gab es keinen Unterschied zwischen Klerikern und Paladinen. Beide war Ausrichtungen waren die als Priester von Iomedae angesehen und unterschieden sich allein in den Gaben von Iomedae und der kämpferischen Eignung.

Dungeon Master

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #437 am: 12.09.2021, 10:03:31 »
"Wir werden sehen, wenn wir vor Ort sind," meinte Jhod noch. Dann war es an der Zeit, die Erkundung fortzusetzen. Perlivash und Tyg zeigten ihnen, wie versprochen, die Umgebung um ihr Nest. Das war einerseits hilfreich, aber andererseits hielten die Feen die Abenteurer auch auf, indem sie ihnen ein paar Plätze zeigten, die sie besonders schön fanden. Tyg vor allem drängelte Katharina auch immer wieder einmal dazu, ihnen etwas vorzuspielen. Alles in allem waren es aber angenehme zwei Tage, die sie in diesem Waldstück verbrachten[1].



Mondtag, 29. Pharast im Jahre 4710 AK

Am dritten Tag machten sie sich dann auf, den Beschreibungen der Feen folgend, um den alten Tempel zu suchen.

Das gestaltete sich, trotz der Ausmaße des gewaltigen Waldgebiets, als relativ einfach. Eine etwa 100 Fuß hohe und bestimmt 300 Fuß breite Felsformation erhob sich vor ihnen, davor eine größere Lichtung, die von einem Ring aus uralten Steinsäulen eingefasst war. Die Natur hatte diesen bereits ordentlich zugesetzt und sie waren verwittert und mit Rissen überzogen. Einige waren auch bereits komplett geborsten und lagen in Teilen am Boden zerstreut. Der Boden der Lichtung war mit großen Steinplatten ausgelegt, die ähnlich wie die Säulen rissig und zum Teil gebrochen waren. Die Bäume des Waldes hatten sich zwar nicht auf die Lichtung selbst ausgebreitet, doch das Dickicht aus Grün war neben und zwischen den Säulen, wodurch diese mitunter kaum noch zu sehen waren.

Besonders auffällig war ein gewaltiger Elchkopf, der aus dem moosbewachsenen Felsen herausgearbeitet worden war. Sein mächtiges Geweih war ebenso wie das Gesicht verwittert, bot aber nachwievor einen majestätischen Anblick, zumindest mit ein wenig Vorstellungskraft. Der steinerne Kopf trohnte über einer Treppe aus Stein, die zu einem sehr breiten Höhleneingang im Felsen hinaufführte. Beide wirkten sehr alt und waren mit Moos übersät. Die Treppenstufen waren zum Teil zerschlagen und ebenfalls von langen Rissen durchzogen. Im Zentrum der Lichtung schließlich befand sich noch ein etwa 50 Fuß langes, ovales Steinbecken, das grünliche Wasser war dicht mit Algen durchsetzt. Auch an diesem waren die Jahrzehnte nicht spurlos vorbeigegangen.

Zu allem Überfluss konnte man zudem ein lautes Brummen aus der Höhle vernehmen. Der Bär hatte wohl bereits die Anwesenheit der Abenteurer gewittert.

 1. Ihr erhaltet alle Inspiration (ändert aktuell aber nur für Milo etwas; Inspiration könnt ihr einmalig bei einem Würfelwurf einsetzen, um diesen mit Vorteil (Advantage) auszuführen)

Katharina

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #438 am: 12.09.2021, 11:11:02 »
Noch auf dem Weg zum Tempel suchte Katharina die Nähe von Tian um ihm eine Frage zu stellen die ihr schon etwas länger beschäftigt hatte "Sag Tian, ich habe in Sagen und Legende davon gehört das Druiden mit Tieren reden können und diese beeinflussen können. Bist du denn auch dazu in der Lage? Meinst du wir könnten das vielleicht zu unserem Vorteil gegen den Bären nutzen? Ich kann es nicht genau sagen warum, aber irgendwie wiederstrebt es mir diesen Bären einfach so nieder zu strecken. Alle anderen scheinen sich ja schon auf einen Kampf oder wie sie es nennen auf die Jagd vor zu bereiten. Meinst du nicht das es vielleicht auch eine andere Lösung gibt wie den Bären zu töten? ", Katharina zeigte offen und ehrlich Bedenken dabei dieses Tier einfach so zu töten.

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #439 am: 12.09.2021, 14:48:13 »
Zwei weitere Tage im dichten Wald drohten Milo aufs Gemüt zu drücken. Was gäbe er für einen freien Blick in die Ferne, das Gefühl von Weite ringsum, für mehr Luft zum Atmen! Hier im Dickicht war alles so feucht und modrig und stickig, peitschten einem ständig Äste und Zweige ins Gesicht, brachten im Laub versteckte Wurzeln einen ins Stolpern, wähnte der wachsame Geist überall darin versteckt Schlangen auf der Lauer! Und das erste Mal, das Milo mit der Nase voraus in ein großes Spinnennetz marschierte – nun, am höflichsten wäre es, über dieses Vorkommnis den Mantel des Schweigens auszubreiten. So viel sei nur angedeutet: auf panisches Handgewedel folgten Hilferufe, als die dicke, fette Bewohnerin des Netzes auf seiner Brust landete und in Richtung Kragen krabbelte...

Trotz der Enge, der schwülen Düsternis und Schreckensmomenten wie dem beschriebenen gab es aber auch viel Heiterkeit und Schönheit. Die beiden Feen erwiesen sich als angenehme Begleiter, und ihre Lieblingsorte waren wirklich sehr lieblich und erholsam. Milo war voll des Lobes. Sein Herz floss über vor Dankbarkeit über die Vielgestalt der Welt. Heimweh, das war die Kehrseite, ja, aber ach:

"Wie gut ist es doch, dass jedes Land anders ausschaut, sich anders anfühlt, andere Sitten hat! Dass es nicht überall auf der Welt haargenau so ist wie daheim! Wäre das nicht sogar ein grauslicher Gedanke?"

Mit der Zeit ein wenig lästig wurde der restlichen Gruppe vielleicht, dass Miloslav an jedem Bach, Teich oder größeren Pfütze anhielt, auf dem Boden niederkniete, und ein Dankesgebet an Sarenrae, die Morgenblüte, sprach. (Auf Osirisch, daher verstanden die Gefährten nur den Namen der Göttin, weshalb ihnen die Sache nur noch umso länger vorkam.)

Den Feen zuliebe trug Milo, solange man mit ihnen unterwegs war, seinen guten Tekatkat (also den bunten!) Da Perlivash offenbar ein besonderes Verhältnis zu Farben besaß und ihnen jeweils eine besondere Bedeutung zumaß, wollte er den kleinen Drachen nicht durch einen Farbwechsel unnötig verwirren. Erst, nachdem man sich getrennt hatte, wechselte er in seine normale Reisekleidung - sandfarbene Hose, schwarze Tunika, braune Jacke – und tauschte auch den leuchtend blauen Schesch gegen den schwarzen ein.

~~~

Der Tempel erwies sich auf den ersten Blick hin als Enttäuschung. Wie, eine Handvoll Säulen, ein paar zerbrochene Steinplatten, und ein einfaches Höhlenloch? Das konnte man einen Schrein nennen, nicht aber einen Tempel! Unter dem Begriff hatte er sich etwas ganz anderes erhofft und ausgemalt! Womöglich stammten die Ruinen auch gar nicht aus der Zeit des taldanischen Imperiums? Dieser Erastil schien ja eine ausgesprochene Naturgottheit zu sein, Wald und Jagd und einsame Jäger und so weiter, das passte nicht so recht zum Imperium.

Das Gegrummel des Bären riss ihn zurück in die Gegenwart. Höchste Zeit, sich gegen einen Angriff zu wappnen. Dazu legte Milo als erstes seinen Proviantsack und auch seinen Rucksack auf dem Boden ab. Mit der Linken zog er sein buntes Amulett unter Schesch und Obergewändern hervor und hielt es fest umklammert.

Dann rief er seinen Mentor an. Nubnefers Name klang deutlich aus dem osirischen Gebrabbel heraus, von genuscheltem Beiwerk umgeben, das an Katzengeschnurre erinnerte (um Schmeicheleien und untertänigstes Bitten handelte es sich dabei, wie anwesende Zauberkundige womöglich erahnten) und einem abschließenden, besonders sorgfältig artikuliertem: "Dir'alzil!"

Worauf er mit dem Fuß feste auf den Boden aufstampfte, was einer Explosion gleich den Staub um ihn herum aufwirbelte. Mit der rechten Hand zog er den Staubwirbel seinen Körper hinauf bis über den Kopf, worauf er kurzzeitig wie von einer Windhose umgeben dastand, welche sich abrupt auflöste, als er den Arm wieder fallen ließ.

Danach war Milo gar nicht mehr bunt. Selbst seine unbunte Reisekleidung (mit schwarzem Schesch) erschien nun grauer als zuvor. Am deutlichsten sah man den Unterschied an seinen Augen: strahlend grün müssten sie sein, statt dessen waren sie grau. Alle Farbe schien aus ihm ausgewaschen worden zu sein. Als stünde Milo nicht mehr im prallen Sonnenlicht, sondern im tiefsten Schatten oder der Abenddämmerung oder im Mondlicht.[1]

Nun endlich wagte er es, den Blick über die Ruine schweifen zu lassen, um deren Alter einzuschätzen[2]. Um wie viele Jahrhunderte musste er seine vormalige Vermutung anpassen? Wenn nicht über zweitausend Jahre, wie alt war die Anlage dann? Und wie lange bereits verlassen[3]? So lange stand der Bär dann hier schon vergeblich Wache, gebunden durch den Befehl eines Herrn, dessen Fleisch längst die Würmer genährt hatte und dessen Gebein wohl auch bereits zu Staub zerfiel. Wer würde sich da nicht nach dem ewigen Schlaf sehnen, nach so langer Zeit? Wer nicht den Verstand verlieren, ob der Sinnlosigkeit seiner (unnatürlich verlängerten) Existenz?

Dies schien Jhod ja sogar für seine Aufgabe zu halten: den Bären zu erlösen, ihn endlich aus seinem Dienst zu entlassen. Milo kam es gar nicht in den Sinn anzuzweifeln, dass Erastil seinem Diener Jhod in einer Vision erschienen war, um diesem eine Anweisung zu erteilen. Warum auch? So machte es Nubnefer mit ihm selbst ja auch. Der Shaitan erschien gerne in Milos Träumen, so etwa einmal pro Woche oder jede zweite. Gut, eine große Aufgabe hatte der Lehrmeister ihm auf diese Weise bis dato nicht erteilt, meist wollte er nur ein wenig plaudern oder das Gelernte abfragen oder ihm fremde, wunderliche Orte zeigen. Oder aber, wenn Nubnefer sich in besonders heiterer Stimmung befand – Milo hegte den starken Verdacht, dass Alkohol oder ähnlich stimulierende Substanzen im Spiel waren – dann plagte er den jüngsten seiner Lehrlinge mit kindischen Streichen und Schabernack, den die restlichen acht Lehrlinge bereits kannten und durchschauten, sodass Milo allein hier noch die Möglichkeit zu kurzweiligem Vergnügen bot.

(Das hat Milo sehr aus der Bahn geworfen, die ersten Male. Nicht einmal so sehr die Streiche waren das Problem, allein schon die Anwesenheit! Wo, wenn nicht im Traum sollte der Mensch allein sein, welch privateren Ort als diesen konnte es geben? Dass er hier auf einmal vor Eindringlingen nicht mehr sicher war, daran gewöhnte Milo sich nur sehr langsam.)

Ein erneutes Grollen lenkte Milos Blick zur Bärenhöhle.
 1. Milo wirkt eine eldritch invocation, eine Armor of Shadows (a.k.a. mage armor).
 2. Edit: Bezug zu Katharinas Frage gelöscht, da sie die Frage vor der Ankunft beim Tempel gestellt hat.
 3. Wurf auf History oder Investigation = 15
« Letzte Änderung: 13.09.2021, 21:15:28 von Miloslav Illjitsch »

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #440 am: 13.09.2021, 09:58:46 »
Milos Rundblick ließ ihn zu einem vorläufigen Ergebnis[1] gelangen, welches ihm erwähnenswert erschien.

"Meine Vermutung bezüglich der Erbauer dieses Tempels scheint sich doch zu bestätigen. Die Ruine ist definitiv taldanischen Ursprungs. Und damit sehr alt. Vielleicht sogar aus dem goldenen Zeitalter Taldors."

Er holte kurz aus, für die historisch nicht versierten unter den Gefährten.

"Brevoy und die Flusskönigreiche wurden vor genau 2700 Jahren von der fünften Entdeckerkampagne der taldanischen Armee annektiert. Die Ära der zweiten bis fünften Kampagne nennt man "das goldene Zeitalter Taldors" – und je länger ich mich umschaue, desto mehr festigt sich mein Eindruck, dass diese Anlage aus genau jener Ära stammt.

Die Frage, wie lange sie schon verlassen dasteht, ist schwieriger zu beantworten. Bereits wenige Jahrhunderte nach der fünften Kampagne begann der langsame Zerfall des Imperiums, und mit langsam meine ich: das zog sich über Jahrtausende hin. Auch nach dem goldenen Zeitalter gab es noch etliche, teils sogar große militärische Erfolge, sie wurden allerdings immer relativiert durch Verluste anderswo. Das Reich war zu groß geworden, die Grenzen nicht mehr zu halten. Hier in der Gegend dürfte der Einfluss vor rund zwei Jahrtausenden geendet sein. Gab es einzelne Enklaven, die sich hartnäckig länger hielten? Gehörte dieser Tempel dazu? Das weiß ich nicht.

Im Extremfall also wacht der Bär seit zwei Jahrtausenden über den Zerfall eines leeren Tempels. Im mindesten aber sind es etliche Jahrhunderte. Wie lange lebt ein normaler Bär? Wie viele Jahrhunderte kann der Verstand eines sterblichen Wesens, dessen Lebensspanne unnatürlich verlängert wurde, überstehen, ohne dem Wahn zu verfallen?"

 1. Ergebnis des obigen Wissenswurfs
« Letzte Änderung: 13.09.2021, 10:24:18 von Miloslav Illjitsch »

Katharina

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #441 am: 13.09.2021, 11:03:46 »
Katharina war zwar beeindruckt was Milo so alles über die Geschichte wusste aber seiner letzten Schlussfolgerung musste sie dann doch widersprechen "Wer sagt denn das es sich hier um einen normalen Bären handelt? Hat jemand von Euch vielleicht mal daran gedacht das es ein direkter Sendbote Erastils sein könnte? Oder wir es hier vielleicht mit einem Avatar oder einem anderen göttlichen Funken zu tun haben könnten? Und was sind denn schon ein paar Jahrhunderte für ein göttliches Wesen? Das ist nicht mehr wie ein Wimpernschlag. Es muß also nicht zwangsläufig sein das dieser Bär hier dem Wahn verfallen ist. Und vor allem wer sagt denn das dieser eine Bär hier schon so lange lebt? Vielleicht kommt hier aufgrund einer göttlichen Führung alle paar Jahrzehnte immer ein neuer Bär hin. Ich bezweifle im Moment noch das wir es hier mit einem gewöhnlichen Bären zu tun haben. Wir sollten uns da eher in Acht nehmen und uns auch auf was größeres einstellen. Ich bin mir noch nicht einmal sicher ob wir den Bären denn überhaupt wirklich töten müssen. Vielleicht sollten wir uns lieber ein Stück zurück ziehen und Deckung suchen um erst einmal zu beobachten?" bei den letzten Worten von Katharina machte sie automatisch ein paar Schritte zur Seite und stellte sich auch hinter einen größeren Felsbrocken, spannte aber zugleich ihre Armbrust, denn sie wollte dann doch nicht völlig unvorbereitet sein falls der Bär dann doch auf sie losstürmte.

Tian Eld

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #442 am: 13.09.2021, 21:23:18 »
Auf Katharinas Frage reagierte Tian mit einem verlegenen Grinsen. Ohne es zu bemerken, kratzte er sich in einer mittlerweile bekannten Geste über den Hinterkopf und meinte entschuldigend: "Es stimmt, dass erfahrene Druiden in Kontakt treten können mit den Tieren in ihrer Umgebung. Ob mir das so gut gelingt, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber ich lass es gerne auf einen Versuch ankommen." Auch der Rotschopf wollte nicht mit dem klaren Vorsatz an die Sache herangehen den Bären zu töten. Zuerst einmal sollten sie sich die Lage ansehen und beurteilen.

Tian ging inmitten der Gefährten weiter durch den Wald, war jedoch abgelenkt von seinem Nachsinnen über das Sprechen mit den Tieren und der Verbindung, die alles Lebende miteinander verknüpfte. Ungewohnt still zog er mit, versuchte sich an die wirren Träume der letzten Nächte zu erinnern - Bär, Falke, Einhorn - Bär...Bären hatten seinen Weg bereits einige Male gekreuzt und meist hatte das für den jungen Mann eine Veränderung bedeutet.

~*~*~*~

Sie stießen auf Lichtung und Ruine, als Milo kurz darauf laut aufstampfte und einen Zauber sprach, was Tian augenblicklich in die Gegenwart zurückholte. Der Gelehrte aus der Wüste ließ seiner Kampfesgebärde einen kurzen Vortrag folgen, der das Herz des jungen Mannes antrieb. In seiner Vorstellung war der Wächter des Tempels ein mächtiger Riese, wild und zielgerichtet. Vielleicht ein antiker Naturgeist. Im Gegensatz zum Historiker gefiel Tian das Zusammenwachsen des Gebäudes mit der Natur, die Verbundenheit von Wurzel, Moos und Stein. Hier herrschte Harmonie. Hier waren sie die Eindringlinge, die die ewige Ruhe des Kraftortes störten.

Tian nickte Katharina zu. "Nun gut. Ich will es versuchen." Unter Calxus wachsamem Blick schritten Tian und Gulyre, der an seiner Seite blieb[1] voran, bis Tian sein Spiegelbild im Wasser des Beckens zwar nicht klar sehen, aber doch erahnen konnte. Es roch nach Erde, Harz und Holz, nach Moos und Moder. Ein anderer Geruch mischte sich dazu, den Tian im Moment nicht zuordnen konnte. Er versuchte seine Sinne zu strecken, zuerst in alle Richtungen, dann konzentrierter in Richtung der Treppe, der Höhle, des Bären.

"Shardik, großer Herr[2]!"[/b] Obwohl er nicht viel lauter sprach als zuvor zu Katharina, trug der Wald seine Stimme weit voraus. "Wir kommen deinen Schrein zu ehren und den Tempel, über den du wachst!" Ein fremdes Licht funkelte in Tians Augen. Er zweifelte nicht mehr, sondern sprach mit einer Ruhe und Selbstverständlichkeit in das Dunkel vor ihnen. "Ich bin Tian Eld und komme aus dem Norden. Zeig dich, Bruder Bär." Er streckte die Arme seitlich ab und die Handflächen offen nach vorne. Gulyre glich einem alle Zeiten überdauernden Felsen. Beide versuchten die Form des Wächters in der Dunkelheit zu erkennen.
 1. hoff, das ist ok so
 2. speech of the woods
« Letzte Änderung: 13.09.2021, 21:26:03 von Tian Eld »

Calxu

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #443 am: 15.09.2021, 09:27:05 »
Durch die lange Erkundung im Wald, ergaben sich durchaus weitere Gelegenheiten wo Miloslav mit der Gruppe reden konnte. So die Feen nicht in der nähe des bunten Menschen waren, und ja Calux taute nicht wirklich mit den Feen auf und behandelte sie maximal mit gebührenden Respekt, suchte Calxu das Gespräch mit Ihm. Besonders nachdem der Paladin bemerkte welcher Gottheit Miloslav folgte.
So ließ sich der abendlich nur in dunklen robusten Stoffen gekleidete Paladin beim putzen seiner Rüstung erklären warum Miloslav praktisch bei jedem Wasserloch der Dämmerblume huldigte. Da er aus einem Land kam in dem es regelmäßig regnete und Wasser praktisch im Überfluss vorhanden war, brauchte es einige Anläufe, ihm zu erklären, dass es in einem Wüstenland kaum an Wasser gab. Kaum war das geklärt fragte er auch unverblümt und ehrlich nach Erkenntnis suchend, warum gerade die Göttin der Sonne so angesehen war, wo es doch ihr Feuer ist, welches die Dürren verursacht.
Als Gegenleistung erzählte er Miloslav etwas über die Göttin Iomedae, welche einst als sterbliche im Kreuzzug des Lichts kämpfte und später, mit dem göttlichen Funken, die Heroldin von Aroden wurde. Als Aroden die Welt verließ, und Calxu hütete sich offensichtlich zu sagen dass der Gott starb, nahm Iomedae dessen Platz im Kampf gegen das Übel der Weltenwunde ein und kümmert sich seit dem um dessen ehrwürdig alternde Anhänger und Tempel. Im Gespräch mit Calxu erfuhr Miloslav, dass die Leitmotive des Glaubens die Gerechtigkeit und die Ehre waren. Schwieriger wurde es beim Thema der Laster und der Maximalstrafe. Da ein wichtiger Teil des Glaubens das Nacheifern von Iomedaes Taten und die Vorbildfunktion für Andere war, waren besser gesagt sind Personen nicht hoch angesehen, welche eine Gesellschaft zerstören wollen und nur Chaos und Anarchie bringen. Bei den Beispielen wie Teufel, Dämonen oder auch anderen chaotisch Bösen Kreaturen war Calxu definitiv nicht gut zu sprechen. Ein schneller Tot durch das Langschwert, welches die heilige Waffe Iomedaes war, war die einzige Gnade welche der Paladin für diese Wesen sah.

So vergingen die Abende und als sie den Tempel erreichten, war Calxu durchaus positiv überrascht. Der Tempel strahlte führ ihn noch die Wildheit und Schönheit der Natur aus und fühlte sich wie der Perfekte Ort für den Gott der Jagt an. Das Geräusch des Bären ließ ihn noch wachsamer werden als sonst. Er nahm Schwer und Schild in die Hände und positionierte sich ein paar Schritte vor der sich versteckenden Katharina und so auch vor Miloslav sowie Victor. Besonders Miloslav Magie würdigte er mit einem respektierenden Nicken. Es war sehr interessant die Magie zu sehen, ähnlich wie bei Katharina und Tian wobei Miloslavs Magie deutlich einen exotischen Anklang hatte.
Innerlich grumelnt, sagte er nichts zu Tians und Katharinas Versuch den Bären zu beruhigen. Es war schließlich den Versuch wert. Das sie so gegen die offene Einschätzung eines Priesters Erastils handelten, zeugte für ihn schon von einer zu Respektierenden Skepsis gegenüber den Worten von Oberen. Eine Eigenschafft die ihm durchaus gefiel und schließlich hatte Jhod nur gemeint, dass der Bär wohl kaum einfach zu besänftigen sei. Ja, eigentlich war das eine Herausforderung. Nur weil etwas schwer war, hieß es nicht, dass der Weg nicht der lohnendere sein mochte. So verflog das innerliche grummeln und er wartete ab was passierte. Bereit Tian und Gulyre zu Hilfe zu eilen, so der Bär sich nicht beruhigen ließ.
« Letzte Änderung: 15.09.2021, 09:27:17 von Calxu »

Dungeon Master

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« Antwort #444 am: 15.09.2021, 10:12:16 »
Angelockt von Tians Worten, oder auch von der Anwesenheit der Abenteurer in seinem Revier, kam der alte Bär nun auch zum Vorschein. Ein Koloss eines Grizzlybären, dessen gewaltiger Körper selbst den von Calxu oder Gulyre in den Schatten stellte. Zahlreiche Narben durchzogen sein gräulich-braunes Fell[1]. Diesem Bären sah man durchaus an, dass er schon alt war, vielleicht ja sogar wirklich schon viele Jahrhunderte, auch wenn das kaum auf natürlichem Wege möglich war.

Leider stellte sich schnell heraus, dass er nicht auf Tians Sprache reagierte, jedenfalls nicht in der Form, die sich der junge Druide erhofft hatte. Stattdessen wurde der Bär immer wütender, je mehr er angesprochen wurde. Drohend erhob er sich vor dem Höhleneingang und ein markerschütterndes Brüllen schallte ihnen entgegen. Mit diesem Bären war wirklich nicht zu Spaßen.
 1. Ihr könnt einmal Wahrnehmung würfeln

Calxu

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« Antwort #445 am: 15.09.2021, 11:28:44 »
Als der Grizzlybär aus der Höhle kam, musterte Calxu ihn. Doch die Größe und das wütende Brüllen lenkten ihn zu sehr ab.[1] Der Grizzly war schon ein Gegner den er nicht alleine gegenüber stehen wollte. Da Tian oder auch Gylore noch keine Zeichen gaben, dass der Versuch des Besänftigen nun wahrlich gescheitert war, spannte Calxu seine Muskeln an und ließ den Schwanz langsam über den Boden scharren. Solche Drohungen verstand schließlich auch er. Wenn der Grizzly es ernst meinte, war ein Rückzug auch kaum eine Option. Besonders wenn es um mehr ging als ein Revier zu verteidigen.
 1. Wahrnehmung 9

Miloslav Illjitsch

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« Antwort #446 am: 15.09.2021, 13:50:52 »
Auf das Gespräch mit dem Drachengeborenen ließ Milo sich mit sichtlicher Dankbarkeit ein. Zunächst schränkte er ein, dass er sich in religiösen Dingen leider nicht halb so gut auskenne wie in historischen oder arkanen, dann aber bestätigte er wortreich und mit einiger Kenntnis, dass in Osirion tatsächlich Sarenrae die höchste Verehrung in breiten Gesellschaftsschichten erfahre, gefolgt – in großem Abstand – von vier weiteren Gottheiten.

"Eine stattliche Anhängerschaft – wenn auch in keinster Weise vergleichbar mit dem Einfluss Sarenraes – besitzen nämlich Abadar, die goldene Faust, der doppelköpfige Adler, Vater allen Reichtums, sowie Pharasma, Mutter der Seelen, Herrin der Gräber und des letzten Mysteriums. Dann wären da noch Irori, der Perfekte, der Meister aller Meister, welcher vor allem in den kleinen, aber recht einflussreichen Gemeinden vudranischer Einwanderer verehrt wird. Als letztes aber sei Nethys, das Allsehende Auge erwähnt, welcher in der osirischen Frühgeschichte eine große Rolle spielte, aber seither... nun, es erfordert eine enorme geistige Stärke, oder ebenso große Verwirrtheit, einem Gott zu dienen, der nicht weiß, was er lieber tun möchte: die Welt zu zerstören oder sie zu retten. Davon fühlen sich nur die wenigsten angesprochen. Ich selbst beispielsweise, obwohl an Magie interessiert, wage es nicht, in diese Richtung auch nur zu recherchieren. Im Vergleich dazu wird mir regelrecht wohl bei dem Gedanken, einem Lehrmeister der Shaitani verpflichtet zu sein, welcher gänzlich bei rechten Sinnen ist und treulich seinen Gesetzen folgt, sowohl denen seiner Art als auch den kosmischen. So ist Magie mir am liebsten! Gesetzmäßig. Zuverlässig. Kontrollierbar."

Das Thema Laster und Strafe handelte er so knapp wie möglich ab, durch einfaches Beipflichten.

"Ja, auch Sarenrae schwankte so manches Mal in ihrer langen Geschichte zwischen Vergeltung und Vergebung, doch setzt sie sich heutzutage hauptsächlich für letzteres ein, zumindest für jene, die wahre Reue zeigen... Ansonsten halten es ihre Anhänger offenbar genau wie die Gefolgschaft Iomedaes – nur erfolgt hier der schnelle Tod nicht durch das Langschwert, sondern den Säbel."

Calxus Frage, warum in einem Land der Wüste ausgerechnet die Göttin der Sonne am höchsten verehrt wurde und nicht der Gott des Regens – "Gibt es so einen?" – lässt Milo eine geraume Weile nachdenken. Doch dann vermeldet einer der vorausspähenden Gefährten, dass man sich dem Tempel nähere, so bleibt für eine ausführliche Antwort keine Zeit.

"Die kürzeste Erklärung wäre wohl, dass wir Sterblichen durch Anbetung nun gerade zu besänftigen versuchen, was die Macht hat, uns den meisten Schaden zuzufügen. Die längere Erklärung, dazu müssten wir ein paar Jahrtausende weit in die Geschichte meiner Heimat zurückblicken. Wenn es dich tatsächlich interessiert, sprich mich später noch einmal darauf an, dann holen wir das nach."

~~~

Als der gewaltige Bär aus seiner Höhle kam und sich durch Tians Worte nicht beruhigen ließ, sondern vielmehr nur noch gereizter wurde, da machte auch Milo sich auf alles gefasst. Anders als zuvor bei der dicken Spinne allerdings schrie er nicht um Hilfe und zeigte sich äußerlich überraschend gefasst.

(Wie konnte jemand vor einer kleinen Spinne mehr Angst zeigen als vor einem derart fürchterlichen Bären? Aber so war es tatsächlich. Gut, Spinnen waren in Osirion häufig giftig, das mag eine halbwegs einleuchtende Entschuldigung für die vormalige Panik gewesen sein, doch war die Vorstellung, von einem Bär zerfleischt zu werden nicht schrecklicher als die eines kleinen Spinnenbisses? Gut, das will man sich auch nicht genauer ausmalen, die langsam voranschreitende Lähmung erst der Glieder, dann des Atems...)

Von dem Auftritt des Bären jedenfalls lässt Milo sich weniger beeindrucken als von dem Spinnchen, auch wenn er einen Schritt halb hinter die nächste Säule macht, bereit, einen heranstürmenden Bären aus der Ferne zu attackieren. Nicht einen Moment lässt Milo das Tier aus den Augen.[1]
 1. Wahrnehmung = 16
« Letzte Änderung: 15.09.2021, 14:37:22 von Miloslav Illjitsch »

Katharina

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« Antwort #447 am: 15.09.2021, 20:52:43 »
Katharina ist dann doch sichtlich beeindruckt von der schieren Größe und Wildheit des Bären. Schnell wird ihr klar das mit diesem Bären wohl nicht zu spaßen ist und das sich dieser Bär wohl nicht mit ein paar gut gemeinten Worten beruhigen lässt. Katharina ist sich nicht sicher ob sie froh sein soll das calxu ihr etwas die Sicht versperrt[1] oder ob sie froh sein soll dass sie nicht jedes Detail zu sehen bekommt.
Sie packt aber auf jeden Fall die Armbrust fester und legt nun an um den Bären ins Visier zu nehmen. Schießt aber noch nicht da sie den Bären nicht noch mehr reizen will und dadurch Tian und Gulyre in Gefahr bringen, da die beiden gerade noch mitten auf dem prasentierteller stehen.
 1. Wahrnehmung 9

Victor Yevgenov

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #448 am: 16.09.2021, 23:31:49 »
Das ausführliche Gespräch über Götter, das Miloslav mit Calxu führt, verfolgt Victor einigermaßen interessiert, ohne sich jedoch daran zu beteiligen. Seine eigene Meinung, so spürt er, würde wohl einiges an Kontroversen hervorrufen. Den Göttern im Allgemeinen steht er, und damit ist er in seiner Heimat nicht allein, höchst misstrauisch gegenüber. Zu viele Kriege und Auseinandersetzungen in der Vergangenheit (und Gegenwart) Ustalavs wurden im Namen dieses oder jenes Gottes ausgefochten, zu viel Folter und Misshandlung mit dem Willen der Götter begründet. Natürlich gab es unter den Göttern auch diejenigen, die sich vordergründig noblen Idealen verschrieben hatte, aber sah man näher hin, war es oft schnell geschehen um die edle Fassade. Victors Credo - und damit war er in der Vergangenheit nicht schlecht gefahren - lautete deshalb: Halte dich von den Göttern fern, dann halten sie sich hoffentlich auch von dir fern.

Einen (in seinen Augen) Beweis für seine These erhielt er bei der Diskussion um den Bären. Ihm selbst war herzlich egal, von welchem Gott dieser geschickt worden sein konnte. Es war ihm nicht gerade ein Vergnügen, ein uraltes und wohl übernatürliches Wesen zu töten - so es denn sein musste - aber zumindest versuchte er sich nicht dadurch zu rechtfertigen, dass es der Wille der Götter sei, den Bären zu erlegen. Aber wahrscheinlich war dies einfach Calxus Methode, mit sich im Reinen zu bleiben. Nun, jeder musste seinen Weg finden; er selbst hatte wohl vor Jahren bereits sein Gewissen dem Meistbietenden verkauft.

Als Miloslav seine Magie wirkte, sah Victor genauer hin: Offenbar hatte er nicht gelogen, als er von seinen Fähigkeiten gesprochen hatte. Gut, dachte er, einen weiteren Hochstapler hätten sie nun nicht unbedingt gebrauchen können.

Kurz darauf jedoch waren auch bei Victor alle Gedanken verflogen, die sich nicht um den Bären drehten, als dieser aus der Höhle trat. Es war ein enormes Tier, und offenbar hatten Tians Worte nicht die Wirkung erzielt, die er erhofft hatte. Angespannt war Victor, doch Angst verspürte er komischerweise nicht. Calxu und auch Gulyre standen zwischen ihm und dem Monstrum, und die Kämpfe, die sie gemeinsam bisher durchstehen mussten, machten ihn zuversichtlich, dass sie auch diesmal als Sieger hervorgehen würden. Langsam und ohne abrupte Bewegungen zu machen machte er seinen Bogen bereit, zückte einen Pfeil und legte ihn auf die Sehne, während er versuchte, ein wenig Deckung zu finden. Noch herrschte eine trügerische Stille, und er selbst hatte nicht vor, den Kampf zu beginnen - doch bald würde sich die Spannung sich in Gewalt lösen, darin war er sich sicher.

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #449 am: 17.09.2021, 10:15:04 »
"An dem Pelz scheinen sich schon viele Klingen versucht zu haben – vergeblich", observierte Milo[1]. "Wäre dies ein Pharaonengrab oder alt-osirischer Tempelbau, wüsste ich gewiss, dass die Erbauer stets einen Weg offen gelassen haben, auf den Eingeweihte, im mindesten der Hohepriester, an den Wächtern oder Fallen vorbei kämen. Manchmal finden sich Tafeln mit Rätselversen, manchmal nicht... Aber immer gibt es einen Mechanismus, den es auszuschalten oder zu umgehen gilt: ein Kontrollwort... ein Ritual... ein geheimer Hebel oder eine geheime Tür... oder man darf nur auf bestimmte Steinplatten treten..."

Milo blickte sich noch einmal um, doch kannte er sich weder mit Naturgöttern noch den hiesigen Bauten aus. Nach was sollte er da Ausschau halten? Gab es Schriftzeichen? Am Wasserbecken? Am Kopf Erastils? An der Säule, hinter welcher er halb in Deckung stand?

"Hat Erastil in der Vision keine Hinweise gegeben?" fragte er Jhod. "Gab es in seinen Worten nichts, das wie ein Rätsel oder Anleitung klang?"

Diese Fragen hätte Milo besser eher gestellt. Nun könnte es für eine Antwort bereits zu spät sein. Jeden Moment würde der Bär vorpreschen...
 1. Hoffentlich ist Tian noch ein wenig mehr aufgefallen...

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