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Autor Thema: [IC] Kapitel 1: Geraubtes Land  (Gelesen 36646 mal)

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Dungeon Master

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #705 am: 12.03.2023, 22:53:56 »
Der Winzling fauchte Clarabella böse an, als sie ihm etwas zu essen durch die Käfigstangen anreichte.

Nichtsdestotrotz nahm er das Angebot an und riss es ihr förmlich aus der Hand, kauerte sich in eine Ecke und begann daran zu knabbern.

Varis Larenthanil

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #706 am: 16.03.2023, 10:09:09 »
Varis fürchtete auch, dass gute Worte alleine nichts bringen würden.

"Haben wir denn etwas, was wir anbieten können? Ich weiß nicht genau, was mit den Kobolden ausgehandelt wurde. Habt ihr ihnen geholfen gegen die Winzlinge oder bei etwas anderem? Könnten wir die weitere Unterstützung an Bedingungen oder die Territorien der beiden Gruppen trennen und wir überwachen die Grenze?"

Viele Völker waren nicht sehr logisch bei ihren Konflikten und oft reichte es nicht, einen sinnvollen Kompromiss zu finden. Er fand es anstrengend, solche Gespräche zu führen und hoffte auf die Gefährtinnen und Gefährten. Die Gruppe hatte einen guten Kontakt zu den kleinen Wesen und Clarabella konnte viel reden und war selbst nicht so groß - vielleicht half diese Kombination ein wenig.

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #707 am: 21.03.2023, 18:11:06 »
Varis' Rückkehr war eine große Überraschung auch für Milo. Da er den Elfen nicht kannte, blieb seine Begrüßung notwendigerweise bei einem knappen: "Gut, dass Ihr wieder da seid! Wir können jede Hilfe gebrauchen!" Der zweite Satz bezog auch die Begleiterin des Elfen mit ein, der er sich knapp als "Miloslav Illjitsch, Archäologe und Sahir aus Osirion, wenn auch gebürtig in Brevoy. Sarenrae sei mit Euch!" vorstellte.

Danach verfiel er in stilles Grübeln. Auf dem Marsch bildete er die Nachhut, am Lagerfeuer saß er abseits und verzehrte sein Mahl schweigend.

Trübselige Gedanken kreisten durch seinen Kopf. Als wie nutzlos er sich im Winzlingsbau herausgestellt hatte! Und wie hohl – nein, wie lachhaft! – klang im Nachhinein sein Versprechen an Calxu, ihm im Kampf tatkräftig und an vorderster Front zur Seite zu stehen. Was hatte Milo sich bloß dabei gedacht? Auch Victors Worte hallten nach: Wir benötigen keinen Archäologen! Also, was könnt ihr beitragen, abgesehen von bunter Kleidung und großen Worten? Nichts, stellte sich nun heraus. Nichts als große Worte.

Beruf, sagst du? hörte er den Vater noch höhnen, Ja, jemand wie du braucht das wohl. Was kann so ein schmächtiger Kerl ansonsten schon taugen außer zum Advokaten oder Schreiberling.

Ob man ihn jetzt, da Varis wieder da war und dazu auch noch weitere Verstärkung mitbrachte, bitten würde, doch wieder seiner eigenen Wege zu ziehen? Das stand zu befürchten. Was sollte er seinem Vater nur berichten? Ich habe versagt, Vater, auf ganzer Linie versagt. Du musst dir einen anderen suchen, der für dich ein Auge auf die Lage hier unten hält... Die Reaktion darauf wollte Milo sich nicht ausmalen. Nein, er würde dem Vater nicht Bericht erstatten. Besser einfach wieder gen Süden zu reisen, ohne Abschied, ohne Erklärung...

Nun, das musste er ja nicht sofort entscheiden. Gewiss würden seine Begleiter ihn nicht hier so einfach mitten in der Wildnis fortschicken. Man würde damit anstandshalber bis zur Rückkehr zu Olegs Handelsposten warten. So lange hätte Milo also Zeit, zu beweisen, dass er doch etwas beizutragen hatte.

Das Beben des Amulettes, welches unter der Kleidung auf seiner Brust ruhte, ließ ihn zusammenzucken. Im nächsten Moment seufzte er erleichtert auf. Das kam ihm doch tatsächlich gerade wie gerufen! Eine ausgiebige Lehreinheit mit dem Meister würde ihn auf bessere Gedanken bringen und vielleicht lernte er ja etwas Brauchbares, mit dem er seine Begleiter im nächsten Scharmützel beeindrucken konnte...

Und so verschwand Milo – ohne Nachtgruß, zerstreut wie er war – im Gebüsch und tauchte erst am nächsten Morgen wieder auf.

~~~

Beim Frühstück war er sichtlich besser gelaunt. Er summte vor sich hin, während er seine Brotfladen auf dem heißen Stein im Feuer buk, und suchte dann das Gespräch mit der so unermüdlich fröhlichen Clarabella Grüntee, wobei er ihr den ersten Fladen zum Probieren anbot. "So backen wir Brot in Osirion", fügte er erklärend hinzu, "außer an Festtagen, da gibt's aufwendigeres Gebäck."

Ihren Erzählungen am Vortag hatte er bestenfalls mit halbem Ohr gelauscht, aber das Thema Backen war ihm in Erinnerung geblieben. "Eure Tante Roselinde hat euch sicherlich so manch Backrezept beigebracht – oder liege ich falsch in meiner Hoffnung? Es geht nichts über ein gutes Brot, außer, nun ja, eine schmackhafte Füllung vielleicht..." Reumütig besah er seinen trockenen Fladen. Käse und Trockenobst waren ihm ausgegangen und mit einheimischen Früchten kannte er sich nicht aus, als dass er es gewagt hätte, irgendwelche wilden Beeren zu pflücken.[1] "Frisches Mehl muss ich mir auch dringend besorgen..." murmelte er, mit Blick auf den fast leeren Proviantsack.

Doch zu einem längeren Austausch kam es nicht, denn der Rest der Gruppe drängte auf einen baldigen Aufbruch. Beim Marsch hielt Milo sich wieder hinten, einem Gespräch eher aus dem Weg gehend. Dem besonders aufmerksamen Beobachter mochte auffallen, dass Milo sich bei allem, was er seit Verlassen des Winzlingbaus tat, möglichst weit ab von Calxu hielt...

~~~

Bei den Kobolden angekommen, staunte Milo nicht schlecht (und bewunderte es gar ein wenig, obwohl es ihn gleichzeitig ärgerte), wie energisch und bestimmend die Halblingsdame sich gleich in die Gruppenbelange einmischte und dabei die zuvor ausgearbeiteten Pläne und Beschlüsse über den Haufen warf. (Ach, wenn er selbst nur halb so energisch auftreten könnte!) Dabei schien Clarabella sich einzig von Gefühlen leiten zu lassen. Nicht eine praktische Überlegung schien dabei. Und doch konnte weder Milo noch einer der anderen sich dagegen stemmen.

"Ein ertappter Mörder weint auch in seiner Zelle", warf er wohl mal ein und an anderer Stelle äußerte er Zweifel. "Das Vertrauen beider Seiten? Wir müssten schon Glück haben, um das Vertrauen einer Seite zu erlangen – und würden dies sofort wieder verlieren, wenn wir uns der anderen annäherten. Besser die Freundschaft mit einer Seite schließen, als sich zwischen alle Stühle zu setzen und am Ende nichts zu erreichen."

Und zum Stichwort fiel ihm ein: "Leider verstehen die Winzlinge unsere Sprache nicht und wie nicht die ihre. Kommunikation wäre allenfalls mithilfe der Kobolde möglich, die offenbar die Sprache verstehen. Und überhaupt, bevor wir irgendwen davon überzeugen könnten, dass Frieden die bessere Lösung sei" – die Vorstellung schien ihm insbesondere im Hinblick auf die Winzlinge so absurd, dass seine Stimme wohl recht spöttisch klang – "müssen wir erst einmal in Erfahrung bringen, was denn das Problem zwischen ihnen ist. Nicht jedes Problem ist lösbar."

Und weil sich offenbar niemand getraute, das Offensichtliche auszusprechen, mahnte er abschließend: "Letztlich müssen wir auch unsere eigenen und eigentlichen Ziele im Auge behalten."

Damit eilte er Mikmek hinterher.

"Wie lange seid ihr denn schon im Krieg mit den Winzlingen und wie hat es angefangen?" fragte er den Kobold.
 1. Hab nicht mehr in Erinnerung: Haben wir irgendwo/-wann unseren Proviant aufgefrischt?

Clarabella Grüntee

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #708 am: 21.03.2023, 19:55:55 »
Hocherfreut über einen Gesprächspartner mit einem Sinn für gutes Essen hatte Clarabella bereitwilligst Milos Angebot angenommen, sich mit einigen kandierten Fruchtstücken revanchiert und alsbald über süße und herzhafte Füllungen zu fachsimpeln begonnen, welche die gute Tante ihr zu bereiten beigebracht hatte. Es war offensichtlich, dass ihr seine Fragen mitnichten unwillkommen waren. Sie stellten vielmehr einen wundervollen Zeitvertreib dar, den sie weidlich genutzt hatte.

"Eine hervorragende Idee!" nickte sie Varis zu. "Aus moralischen Gründen allein werden sie wohl leider kaum bereit sein, sich zu ändern. Aber wenn man ihnen klarmachen kann, dass Frieden für sie viel besser wäre, als ihren Kampf fortzusetzen... Die meisten Wesen achten auf ihren Vorteil" meinte sie. Den Winzling hatte sie recht irritiert angeblickt, da er sich ihr gegenüber so offenkundig feindselig gab, zugleich aber ihr Angebot gern anzunehmen schien. "Gern geschehen" murmelte die kleine Dame denn auch etwas pikiert und fügte mit einem leisen Seufzen hinzu: "Wobei wir auch das Problem zu überwinden haben, dass man nicht nur willens sein muss, miteinander zu reden, sondern auch in der Lage. Kann sich jemand mit diesen kleinen Kerlen verständigen?" Hierbei blickte sie auch ihren Kobold-Begleiter hoffnungsvoll an, der doch immerhin halbwegs verständlich sprach.

Angesichts der Auskünfte Milos verzog sie etwas den Mund und schien erst schmollen zu wollen, meinte dann aber mit offenbar unverwüstlichem Optimismus: "Ach, Schnickschnack! Die einzigen Probleme, die man mit Sicherheit nicht lösen kann, sind die, bei denen man es gar nicht erst versucht. Wer weiß, wie sich die Sache darstellt, wenn wir erfahren haben, was sie so wütend aufeinander macht." Dass dem so sein würde, schien sie nicht im geringsten anzuzweifeln. "Ein Versuch schadet bestimmt nicht" strahlte sie.
~ Never say die! ~

Victor Yevgenov

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #709 am: 25.03.2023, 00:47:37 »
"Wir haben schon einmal mit ihnen gehandelt, auch wenn es nur ein kurzes Zusammentreffen war." erinnerte Victor an die Geschichte mit den Mondradieschen. "Das ist das Zuckerbrot; ich bin mir sicher, wir finden etwas, was die Rußschuppen gerne hätten und wir ihnen anbieten können - gegen etwas, das die Rußschuppen sammeln oder herstellen können natürlich. Haben sie erst einen Anreiz, etwas anderes zu tun als Kriege gegen die Winzlinge zu führen, wäre dies ein erster Schritt in die richtige Richtung. Es wäre nicht das erste Volk, das durch Handel befriedet würde.

Die andere Seite ist die Peitsche. Mikmek hat gesehen, was wir mit den Winzlingen gemacht haben, und er wird es sicher weitererzählen. Es schadet nicht, wenn die Kobolde einen gesunden Respekt vor uns haben, um gar nicht erst auf die Idee zu kommen, sich das mit Gewalt zu holen, was sie mit uns tauschen können. Und natürlich sollten wir deutlich machen, dass unser Wohlwollen davon abhängt, dass sie zumindest einen Waffenstillstand einhalten.

Was die Winzlinge betrifft: Das ist noch einmal ein anderes Thema. Der einfachste Weg wäre wohl, die Kobolde unter unseren Schutz zu stellen, so lange sie nicht gegen unsere Bedingungen verstoßen. Dann hätten die kleinen Biester wohl kaum eine andere Wahl als einzulenken. Aber auch ihnen muss man mittelfristig etwas bieten, denn Verbitterung und Verzweiflung kann nur zu weiterem Hass führen; dann ist auch einen gegnerische Übermacht irgendwann kein Garant mehr dafür, zur Gewalt zu greifen.

Doch eins nach dem anderen. Jetzt müssen wir zuerst einmal mit den Kobolden hier klarkommen."


Victor versuchte, ein Stück von Mikmek entfernt zu bleiben, während er seine Gedanken teilte, doch war zuversichtlich, dass die kleine Kreatur nur wenig von dem verstehen würde, was er sagte, auch wenn er es hörte.

Dungeon Master

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #710 am: 30.03.2023, 23:38:22 »
"Seit vielen Monaten," antwortete Mikmek auf Milos Frage danach, wie lange der Konflikt schon anhielt.

Der Osirier bohrte noch ein wenig nach und konnte Mikmek auch noch die eine oder andere Information dazu entlocken. Neben dem Häuptling gab es bei den Rußschuppen auch noch einen Schamanen, Tartuk. Dieser war vor etwa einem Jahr zum Stamm hinzugestoßen, der bereits seit Langem hier lebte. Wie lange "Lange" war, konnte Mikmek nicht genauer erläutern. Lange eben.

Der Alte Scharfzahn - die Statue eines teuflischen Wesens, die die Abenteurer bei den Winzlingen erbeutet hatten - war offenbar einer der Hauptgründe für den andauernden Konflikt. Er verlangte von den Kobolden, dass sie die Winzlinge zerstörten, andernfalls würde er sie verfluchen. Vor diesem Fluch hatte Mikmek auf jeden Fall einen gehörigen Respekt, soviel war leicht zu erkennen.



So ging es dann schließlich weiter in die Höhlen hinein, wo die Kobolde sich eingenistet hatten.

Vom Eingang aus, ging es zunächst durch einen Bereich[1], wo Mikmek die Großen anwies, sich sehr nah an der Felswand zu bewegen. Hier hatten die Kobolde offensichtlich einige Fallen errichtet. Dann wurden die Wege etwas schmaler und zu den Seiten gab es Alkoven[2], wo sich Wachposten aufgestellt hatten. Da sie in Begleitung von Mikmek waren, ließen die Kobolde die Gruppe aber unbehelligt passieren. Natürlich wurde rasch das eine oder andere Wort zwischen Mikmek und den Wachen gewechselt, um ihre Anwesenheit zu erklären.

Im Anschluss ging es tiefer in den Hügel hinein. Mikmek führte die Abenteurer in eine Höhle[3], wo sie an den Wänden in Kohle und Blut geschmierte Ebenbilder des reptilienartigen Teufels ausmachen konnten, den auch die Statue darstellte. Hier befanden sich zwei Steintische, auf denen ebenfalls Spuren von Blut zu erkennen waren. Mikmek fühlte sich hier sichtlich unwohl und drängte die Gruppe rasch weiter.

Schließlich kamen sie in eine große Höhle[4], in der es warm und auch ein wenig stickig war. Ein Geruch von Rauch und verbranntem Fleisch lag in der Luft. Zahlreiche Lagerstätten aus Fellen waren hier entlang der Wände verteilt und dazu einige noch glühende Feuerstellen. Im südlichen Bereich der Höhle gab es eine größere Lagerstätte mit prächtigeren Fellen, eingerahmt von spitzen Stöcken, auf denen allerlei Tierschädel, vor allem von Vögeln und kleineren Tieren, aufgesteckt waren. Diese waren allesamt mit Asche beschmiert.

Der Häuptling der Rußschuppen befand sich hier zusammen mit sechs weiteren Kobolden. Mikmek proklamierte voller Stolz, dass er mit den Großlingen zurückgekehrt war, und dass sie den Alten Scharfzahn zurückerobern konnten.
 1. Y1
 2. Y2
 3. Y3
 4. Y4

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #711 am: 18.04.2023, 12:07:31 »
Schon wieder Höhlen! Aber wenigstens schienen diese etwas besser ausgebaut zu sein, etwas weniger einsturzgefährdet. An den meisten Stellen konnte man sogar problemlos aufrecht gehen. (Alle außer Calxu.) Als sie an den ersten Wachen vorbeikamen, denen Mikmek offenbar so einiges zu erklären hatte, kam Milo eine Idee: Es wäre doch interessant, jetzt und bei den folgenden Gesprächen zu verstehen, was die Kobolde womöglich untereinander so anmerkten, und ob das im Einklang war mit dem, was sie laut und in Gemeinsprache verlauten ließen. Er zog sich so gut wie möglich in den Hintergrund zurück und rief, so leise und unauffällig wie möglich, seinen Mentor um die entsprechende Unterstützung an.[1] Solchermaßen gerüstet schloss er wieder zu den anderen auf.

In der großen Höhle wurde Milo ziemlich unwohl. Der Anblick der Opfertische (nicht einen Moment zweifelte Milo daran, dass hier Winzlinge geopfert wurden), die in Blut und Ruß geschmierten Teufelsbilder, nicht zuletzt das sichtliche Unbehagen ihres kleinen Begleiters Mikmek, dazu dessen Erklärung, der Krieg gegen die Winzlinge sei im Auftrag des "Alten Scharfzahns", unter Androhung eines schrecklichen Fluches, überhaupt erst begonnen worden – das alles deutete daraufhin, dass der Koboldstamm in den Händen einer dunklen Macht gefangen war. Dies schien eine jüngere Entwicklung zu sein, dafür sprach Mikmeks Unbehagen. Hauptverdächtiger war daher Schamane Tartuk, der sich vor einem Jahr nicht nur erfolgreich hier eingeschlichen hatte, sondern gleich auch bedeutende Machtposition erhielt. Hatte er den Alten Scharfzahn mitgebracht? War die Götze selbst magisch oder die Sache mit Fluch und Krieg und dem ganzen Spuk nur Tartuks Werk?

Doch diese Fragen mussten warten, bis man Mikmek hoffentlich mal wieder allein sprechen konnte.

Jedenfalls wurde Milo noch etwas anderes klar: mit diesem Stamm wären keine ehrlichen Verhandlungen, kein Bündnis möglich. Damit ein dauerhaft friedliches oder gar für beide Seite einkömmliches Zusammenleben zwischen Rußschuppen und Siedlern auch nur in den Bereich des Möglichen rückte, müsste es zuvor gelingen, die Russschupen von diesem schädlichen Einfluss zu befreien.

Hatte nicht der kleine Drache Perlivash sich zu den Kobolden und Winzlingen geäußert? Irgendwas mit: aber mit denen wollten er und Tyg nichts zu tun haben, die verstünden keinen Spaß? Möglicherweise könnte man ja doch noch etwas genauer aus dem kleinen Drachen herausbringen, warum vor allem die Kobolde "keinen Spaß" verstünden, ob das schon immer so war oder vielleicht erst seit einem Jahr so schlimm...

Doch auch diese Frage musste warten. Nun stand man erst einmal vor dem Häuptling der Rußschuppen. Milo sah sich zu den Kameraden um, insbesondere Victor, Calxu oder auch Varis. Einer von ihnen, sicherlich, würde jeden Augenblick das Wort ergreifen? Stattdessen traf er auf Blicke, die ebenso suchend waren wie der eigene. Offenbar traute sich hier niemand, als Sprecher der Gruppe aufzutreten.

Räuspernd trat Milo einen halben Schritt vor und wandte sich an den Häuptling.

"Ehrwürdiger und großmächtiger Häuptling der Rußschuppen", sprach er ihn mit leichter Verbeugung an, "seid vielmals gegrüßt. Miloslav ist mein Name, dies sind meine Begleiter Victor, Varis, Calxu und die Damen Katharina und Clarabella. Wir freuen uns sehr, euch euer wertvolles Idol und auch eins eurer tapfersten Stammesmitglieder wohlbehalten zurückbringen zu können. Desweiteren erfreut sind wir über die Gelegenheit, mit Euch persönlich zu sprechen. Wir kommen im Auftrag unserer eigenen Häuptlinge, oder Schwertjunker, wie sie bei uns heißen, und hoffen darauf, diplomatische – also freundschaftliche – Beziehungen zu dem bis in unsere Lande berühmten Stamm der Rußschuppen aufzubauen."

Er schloss seine Rede mit einer weiteren halben Verbeugung.
 1. Milo zaubert comprehend languages, Wirkungsdauer 1 h.
« Letzte Änderung: 20.04.2023, 16:40:07 von Miloslav Illjitsch »

Clarabella Grüntee

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #712 am: 20.04.2023, 11:17:24 »
Mit einem leisen "Nur keine Sorge, wir werden das Kind schon schaukeln" in Richtung des Winzlings schloss sich Clarabella den anderen an. Obwohl sie wieder so zuversichtlich, ja unbesorgt erschien, dass ihr für so etwas wie Angst wahrscheinlich der rechte Begriff fehlte, machte sie doch den Eindruck, dass sie sich im Inneren des Hügels nicht so wohl fühlte wie in der hellen Sonne. Kritisch betrachtete sie sich ihre Umgebung, insbesondere die Koboldwachposten. "Die scheinen ja nichts anderes als ihren Kleinkrieg zu kennen" murmelte sie bedrückt. "Wahrscheinlich rechnen sie andauernd mit Überfällen. Schrecklich! So etwas steht einer vernünftigen Mahlzeit absolut im Weg und ist gar nicht gut für eine gesunde Verdauung, das weiß doch jeder." Besonders groß wurde ihre Abneigung offenkundig, als man auf die Götzenbilder stieß und sie die Blutspuren bemerkte. Zwar presste die kleine Frau mit einiger Anstrengung ihre Lippen fest aufeinander und kommentierte das Bild nicht weiter, doch ihre Hand fuhr einige Male zu dem Amulett um ihren Hals, und Clarabellas Blick sprach Bände.

Der Räucher- und Fleischgeruch dagegen ließ sie würgen, und nun konnte sie sich eines leisen, aber bissigen Kommentars nicht mehr enthalten: "Uff... wenn sie so kämpfen, wie sie kochen, kann man die Winzlinge nur beglückwünschen." Dem Häuptling gegenübertretend hielt sich die Halblingdame ein wenig im Hintergrund, wo man sie hinter ihren größer gewachsenen Gefährten nicht so deutlich sah. Dafür spitzte sie ihre Ohren und versuchte den Worten Mikmeks zu folgen. Hier entging ihr aus ihrem niedrigeren Blickwinkel ganz das Zögern der anderen, als es darum ging, das Wort für die Gruppe zu ergreifen. Sie ging von einem Einverständnis ihrer neuen Gefährten aus, dass Milo diese Rolle zufiel. Erst bei der Nennung ihres Namens trat sie denn auch einen halben Schritt aus dem Schatten der Großen und verbeugte sich artig. "Clarabella Grüntee, zu Euren Diensten." Damit nickte sie so freundlich, wie es ihr nach dem soeben Gesehenen möglich war. Die Rede ihres Reisegefährten fand ihren Beifall, was die Ausdrucksweise anging, auch wenn er für ihren Geschmack ein wenig zu wortkarg geblieben war, um den Kobolden den rechten Eindruck von ihrer kleinen Gruppe zu vermitteln. Der erste Eindruck zählte schließlich.
~ Never say die! ~

Victor Yevgenov

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #713 am: 20.04.2023, 23:58:20 »
In dem Moment, in dem Mikmek ihnen von dem Alten Scharfzahn und dessen Einfluss auf die Kobolde erzählt hatte, begann langsam, ein Plan in Victors Verstand zu reifen. Leider war es nicht möglich, in der Anwesenheit ihres Begleiters einige ruhige Worte mit den anderen zu sprechen, so dass er das weitere Vorgehen leider nicht genauer ausarbeiten konnte. Er würde wohl improvisieren müssen und hoffen, dass die anderen mitspielten und sie ein wenig Glück hatten - ohne Risiko war das Ganze nicht.

Als sie schließlich beim Häuptling angekommen waren, ließ Victor zunächst Milo den Vortritt, die Gruppe vorzustellen, während er sich mental in die Rolle seines Alter Egos Zintaro von Severims versetzte, auch wenn er nicht in der Lage war, seine Verkleidung anzulegen - doch die Ausstrahlung und innere Haltung des Älteren konnte er gut für das gebrauchen, was er vorhatte.

"Ehrwürdiger Häuptling," begann Victor, "was Euer Untertan Mikmek sagt, ist die Wahrheit: Wir haben den Alten Scharfzahn von den boshaften Winzlingen erobert. Doch nicht, um ihn zu Euch zurückzubringen und Euch erneut dem schändlichen Einfluss dieses Götzen auszusetzen, sondern um Euer stolzes Volk ein für alle Mal von ihm zu befreien! Denn der Alte Scharfzahn es ist ein falscher Gott, der nur darauf aus ist, Unglück über das Volk der Rußschuppen zu bringen. Hört auf Euer Herz und es wird Euch sagen, dass ich die Wahrheit spreche. Doch WIR sind gekommen, um den Götzen zu vertreiben und seine Macht über euch zu brechen! Wir werden euch von seinem üblen Einfluss beschützen, sobald ihr ihm abschwört, und werden für euer Volk eine neue Ära des Friedens und des Wohlstands anbrechen lassen.

Denn dieser Alte Scharfzahn kann es mit unserer Macht und Stärke, die Mikmek mit eigenen Augen gesehen hat, nicht aufnehmen. Lasst mich die Statue zerstören, damit ihr mit eigenen Augen seht, dass der Falsche Scharfzahn es nicht wagen wird, mir ein Leid zuzufügen!"

Dungeon Master

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #714 am: 21.04.2023, 07:43:16 »
Der Blick des Häuptlings der Rußschuppen wanderte zwischen den Abenteurern hin und her, als sie nach und nach das Wort ergriffen. Zunächst konnte man doch ein wenig Argwohn und Misstrauen erkennen, doch dies wandelte sich immer mehr zu Wohlwollen und er nickte zu den Worten, die er offensichtlich verstand.

Erst als Victor ihm anbot, die Statue zu zerstören, wurde sein Blick wieder ernster.

"Nein!" rief er dem Menschen entgegen und streckte seine Hand in einer fordernden Geste aus.

Dann grinste er siegessicher. "Das ist meine Aufgabe. Gebt mir die Statue!"

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #715 am: 21.04.2023, 09:45:44 »
"Jetzt bin ich verwirrt!" gab Milo zu. "Ihr mögt das grässliche Teil selber nicht? Warum hat Mikmek dann so getan, als sei es ganz furchtbar wichtig und wertvoll und müsse unbedingt von den Winzlingen zurückerobert werden?"

Mit einem Nicken in Richtung Mikmek, führte er aus. "Also, Mikmek hatte mir ja erlaubt, die Statue kurz zu untersuchen. Sie selbst besitzt, soweit ich das beurteilen kann, keinerlei magische Kräfte. Viel wert ist sie im übrigen auch nicht. Höchstens zwanzig Jahre alt, aus den Flusskönigreichen stammend, weist sie zwar einiges an Materialwert und Kunstfertigkeit auf, ihr Verkaufswert allerdings wird dann doch arg gemindert durch die Hässlichkeit der Darstellung. Wo kein Käufer, da kein Geld..."

Erwartungsvoll sah er zu Mikmek, ob dieser seinem Häuptling die Statue überreichen würde. Doch Mikmek rührte sich nicht. Vielmehr sah der kleine Kobold erwartungsvoll zu Milo. Schon folgten die ersten der Umstehenden, der Häuptling vorneweg, seinem Beispiel, sodass Milo vor lauter fordernden Blicken nicht wusste, wie ihm geschah. Was sollte das? Er hatte die Statue nach der Reinigung doch feierlich an Mikmek überreicht? Oder etwa nicht?

Hm. Er hatte sie ihm zumindest hingehalten. Hatte Mikmek sie genommen? Wenn nicht, was hätte er selbst dann damit gemacht? Vor allem hatte er den Winzlingbau so schnell wie möglich verlassen wollen. Und draußen war man dann gleich von Varis und Clarabella überrascht worden. Milo erinnerte sich, dass er sich erschöpft ein Stück abseits hingesetzt hatte, während Clarabella sich wortreich vorstellte. Einen Schluck getrunken hatte er. Ein paar Nüsse gegessen. Dann hatte er sich an seinem Rucksack zu schaffen gemacht, hatte einen Teil seiner Habe in den Proviantsack geräumt, um Platz zu schaffen für...

Oh.

Errötend ließ Milo den Rucksack zu Boden gleiten. "Hab sie nur für Mikmek getragen, weil... das Teil ist ja recht schwer... und er war verletzt... und der Weg ziemlich weit..."

Tatsächlich, da lag die Statue, noch immer eingeschlagen in ein Tuch. Rasch wickelte Milo sie aus und überreichte sie dem Häuptling mit einer kleinen Verbeugung.


« Letzte Änderung: 30.06.2023, 10:22:35 von Miloslav Illjitsch »

Dungeon Master

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« Antwort #716 am: 27.04.2023, 12:08:17 »
Der Häuptling trat einen Schritt an Milo heran, um die Statue entgegenzunehmen. In den kleinen Händen des Kobolds, wirkte sie wesentlich eindrucksvoller was aber sicher vor allem mit der relativen Größe zusammenhing.

Mit einem triumphierenden Lächeln hob er sie empor in die Luft.

"Nein, Mensch. Ich mag sie überhaupt nicht. Wir, die Rußschuppen, wurden vom Alten Scharfzahn verflucht. Tartuk hat dies zu verantworten. Er hat sich bei uns eingenistet. Hat uns mit seinen Drohungen in den Krieg gehetzt. Und wahrscheinlich steckt er sogar selbst hinter diesem Fluch. Doch damit ist nun Schluss! Der Fluch muss gebrochen werden!"

Alle Augen folgten seinen Bewegungen. Gespannt blickten die versammelten Kobolde auf ihren Häuptling, ebenso wie Mikmek.

Dann schmetterte er mit aller Wucht die Statue zu Boden, wo sie auf dem felsigen Untergrund sofort in kleine Scherben zersprang.

"Endlich sind wir frei! Das haben wir euch zu verdanken," sagte er zu den Abenteurern. "Und das werden wir auch nicht vergessen. Aber jetzt gibt es ersteinmal noch etwas Wichtiges zu erledigen. Tod dem Usurpator!"

Milos Blick suchte die Höhle nach einem Kobold ab, der vielleicht der Schamane sein konnte, doch er konnte niemanden entdecken.

Der Häuptling richtete sich nun nocheinmal an seine Stammesmitglieder - gerade einmal ein halbes Dutzend Kobolde, die hier versammelt waren - und sprach in der Sprache ihres Volkes, aber Milo (dank seines Zaubers), sowie Calxu und Katharina konnten die Worte verstehen. Er erklärte, dass der Fluch gebrochen sei und das Tartuk nun sterben müsse für das, was er ihrem Stamm angetan hatte, für all das Leid, was er den Rußschuppen gebracht hatte. Er deutete auf den nördlichen Teil der Höhle und sagte zu den vier Kobolden dort, sie sollen den zweiten Ausgang bewachen. Die anderen beiden, sowie Mikmek, sollen ihm folgen.

Dann sprach er wieder in der Gemeinsprache: "Kommt mit und helft uns! Tartuk darf nicht entkommen!"

Damit machte er sich dann auch auf in südliche Richtung.

Clarabella Grüntee

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« Antwort #717 am: 28.04.2023, 09:14:43 »
Clarabellas Gesichtsausdruck wechselte in schnellem Takt von neugierig zu verwirrt, ungeduldig, nachdenklich und wieder zurück. Dem Verlauf der Gespräche, zum Teil in der Sprache der Kobolde und damit unverständlich für sie, konnte sie nur halb folgen, weshalb sie sich irgendwann die Stirn rieb und zu ihren Gefährten hinauf sah. "Sagt mal", meinte sie leise und zupfte Miloslav als den bislang angenehmsten Gesprächspartner am Gewand, "wenn ich es richtig verstehe, dann war der kleine Götze da dieser Scharfzahn, und der andere, wie hieß er gleich noch, der Tartuffe, der ist ein Schurke? Und der Rest der Kobolde ist eigentlich ganz nett, ja?" Wobei letzteres weniger eine Frage als eine Feststellung zu sein schien. Aus ihrem runden Gesicht strahlte der unerschütterliche Optimismus eines "Ich hab's ja gleich gewusst!" Für die kleine Klerikerin schien die Welt damit wieder in Ordnung zu sein – ein Schurke, das war ja etwas ganz anderes als ein ganzer Stamm von Bösewichtern. Dementsprechend begeistert sprang sie auch auf, als der Häuptling zur Suche nach dem Urheber des Übels aufrief. "Jawohl", rief sie begeistert und griff nach einem kleinen, aber gut gearbeiteten Streitkolben, den sie unternehmungslustig schwang, "lasst uns den Halunken aufspüren und ihm gehörig die Levitation lesen!"
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Varis Larenthanil

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« Antwort #718 am: 03.05.2023, 07:46:34 »
Varis verfolgte das Geschehen schweigend. Er war lange fort gewesen, hatte mit den Wesen bisher keinen Kontakt gehabt und daher lag es nicht bei ihm, die richtigen Worte zu finden.

Er folgte also den anderen, betrachtete den Häuptling neugierig und wartete ab. Dann wurde er aber von den Ereignissen doch ein wenig überrascht, er hatte anderes erwartet. Er überlegte kurz, was der Häuptling wohl mit diesem Tartuk vorhatte, vermutlich würde er ihm eher das Fell über die Ohren ziehen.
Daher flüsterte er Clarabella zu: "Wohl kaum, eher den Kopf abschneiden."

Was würden sie dann tun? Konnten sie es dem Häuptling verübeln? In der Natur wurde vieles so geregelt, der Stärkere sorgte für Ordnung. Aber vielleicht würde der Häuptling ihn noch einmal überraschen.

Victor Yevgenov

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« Antwort #719 am: 04.05.2023, 20:58:36 »
Victor ließ sich nicht lange bitten: Sofort folgte er dem Häuptling auf den Sohlen und zog sein Rapier und seinen Dolch, bereit sie dem Schamanen in die Gedärme zu stoßen. An der Schuld dieses Tartuks hegte er keinen Zweifel, denn der Häuptling hatte bisher einen vertrauenswürdigen Eindruck hinterlassen. An Tartuks Gefährlichkeit zweifelte Victor jedoch genauso wenig, denn "Schamane" klang ihm zu sehr nach einer üblen Sorte von Magie. Auch wenn ihm das wegen seiner Größe unter den Kobolden wohl eher schwerfallen würde, versuchte er dennoch, sich dabei möglichst unauffällig zu verhalten - vielleicht hatte er ja Glück und der Schamane würde auf den Häuptling fixiert sein, so dass Victor ihn aus dem Hinterhalt angreifen konnte - falls es notwendig werden würde.

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