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Autor Thema: [IC] Kapitel 1: Geraubtes Land  (Gelesen 37054 mal)

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Clarabella Grüntee

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #750 am: 14.09.2023, 09:02:47 »
Kurz von Varis' Einwurf und dem eiligen "Stop" Schumms unterbrochen, ließ sich Clarabella recht unzeremoniell auf ihr Hinterteil plumpsen und nickte mehrmals. "Oh ja, das ist ganz richtig – bitte erzähl uns mehr!" bat sie mit strahlendem Lächeln. Den Handschlag Schumms hatte sie herzlich erwidert, mit erstaunlich viel Kraft für eine so kleine Frau. Offenkundig war sie körperlich robuster, als man ihr ansah. Da sie nun einmal saß und wundersamerweise auch für eine Weile still war, musterte sie den Neuankömmling noch eingehender, wenn auch sehr freundlich. Dass er sie seinerseits genau betrachtet hatte, war ihr aufgefallen, doch war Fräulein Grüntee weder ein Kind von Traurigkeit, noch legte sie sehr großen Wert auf ein besonders würdevolles Auftreten. Sie hatte lediglich den Kopf mit fragendem Blick schräg gelegt und zu dem Riesen hinauf gespäht, als wartete sie nur darauf, ihm seine Fragen zu beantworten. Theoretisch, wenn er denn einmal das Wort zu ergreifen schaffte...

Die Halblingdame kicherte fröhlich. "Tja, ich glaube, das muss ich mit ja beantworten. Ich kann nichts dafür – die Worte kommen mir einfach so auf die Zunge, und dann muss ich sie eben loswerden." erklärte sie augenzwinkernd. "Göttin sei Dank erfordert meine Berufung ohnehin, dass man gut reden kann. Um den Ängstlichen Mut zu machen und die Traurigen zu trösten." Wie es schien, war sie aber auch in der Lage, ihrer Redseligkeit Einhalt zu gebieten, wo es um ernste Themen ging, denn sie hörte Schumms Erklärung mit gerunzelter Stirn zu, blickte dann Varis fragend an und erkundigte sich, für ihre Verhältnisse sehr knapp: "Das hört sich aber gar nicht gut an. Kannst du damit etwas anfangen? Ich helfe gern, aber mit Wäldern kenne ich mich leider nicht sonderlich gut aus." Nachdenklich wanderte ihr Blick wieder zu ihrem neuen Bekannten. Sie hatte ja erst gedacht, er sei einer von jenen, die nicht viel redeten. Aber offenbar sprach er sogar mit Tieren – hui, welche Möglichkeiten sich da vor ihrem inneren Auge entfalteten! Was ein Eichhörnchen oder eine Amsel wohl so zu erzählen hätten…?
~ Never say die! ~

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #751 am: 04.10.2023, 16:47:39 »
Noch auf der gesamten Rückreise zum Handelsposten beschäftigte Milo die Frage, was mit den Kobolden wohl geschehen würde, falls oder vielmehr wenn die Gegend hier tatsächlich von Brevoy aus besiedelt würde. Drohte Ausbeutung, Vertreibung oder gar der Tod? Besiegelte die Silbermine oder einfach nur das Land, auf dem sie lebten, ihr trauriges Schicksal? Und wenn man schon bei diesen Überlegungen war: wie sah es aus mit Perlivash und seiner Freundin? Drohte auch ihnen Vertreibung? Oder wäre es möglich, mit einander auszukommen... Ha, ja, wann hat das schon mal irgendwo geklappt? Und blieb noch ganz allgemein die Frage offen, wie es denn nun stand um die Befugnisse der Abenteurer. Würde die Schwertjunker oder nachfolgenden Siedler sich auch nur im Mindesten scheren um die Bündnisse und Verträge, die Freundschaften und Versprechen, welche die Gruppe hier schloss und zusammentrug?

Mehrmals versuchte er des abends, ein entsprechendes Schreiben zu formulieren, das er an die Schwertjunker senden wollte mit der Bitte um die Klärung ihrer Befugnisse... mit dem Versuch ihnen zu erläutern, dass man hier bereits mehr tat als bloß Räuber jagen, dass man allgemein die Gegend befrieden und für zivilisierte Verhältnisse sorgen wollte, was aber nur Erfolg versprach, wenn diese hinterher dann auch beachtet würden...

Nebenbei begann er tatsächlich, ein Grundbuch der Gegend anzulegen, welches er so offiziell wirkend wie nur möglich gestaltete.

Erschwert wurden ihm beiderlei Tätigkeiten dadurch, dass Nubnefer ihn jeden Abend zu sich bestellte zwecks weiterer Lektionen... Zwei neue Zauber galt es zu meistern, einen zur Abwehr, welcher ihm schon recht gut gelang, aber noch nicht zuverlässig genug, dass er sich im Kampf darauf verlassen wollte, der zweite dagegen eine äußerst knifflige Illusion... Außerdem solle Milo doch bitteschön noch ein wenig an seinen Umgangsformen arbeiten, insbesondere das Schmeicheln und Komplimentieren üben, und das gerne mit besonderem Blick, aber nicht ausschließlich, auf die Damen... (Dazu steuerte Nubnefer sogar Testobjekte herbei, wobei Milo nach nicht allzu langer Zeit erkannte, dass es sich bei jeder dieser Damen letztlich um Nubnefer selbst handelte, von einer Illusion umhüllt...)

Aus Sicht der restlichen Gruppenmitglieder verschwand Milo also jeden Abend kurz nach dem Mahl und ein wenig Geschreibsel unauffällig (oder so hätte er es wohl gerne) in den Büschen und verschwand für den Rest der Nacht, nur um morgens reichlich müde und wenig gesprächsbereit wieder aufzutauchen.

~~~

Dem seltsamen Fremden, den Varis vor dem Handelsposten ansprach, beäugte Milo etwas misstrauischer als Varis und Clarabella. Diese Spezies war ihm noch nie begegnet. In Osirion gab es sie, wenn Milo sich nicht gänzlich täuschte, jedenfalls nicht. Hatte er auf seiner Reise in den Norden schon einmal von ihnen gehört und wenn ja, was waren das für Gesellen?[1]

Als der Rest der Gruppe (oder jedenfalls Clarabella) quasi sofort nach Süden losstürmen wollte, um den blutenden Wald zu erkunden, von dem der Fremde sprach, räusperte Milo sich.

"Ähem. Wie weit im Süden soll das denn sein?" Er holte seine Karte heraus. "Bis hierher haben wir schon gekundschaftet. Ist es weiter südlich? Dann sollten wir uns lieber langsam und systematisch dorthin vorarbeiten. Mir wäre nicht wohl dabei, einfach loszuziehen, an möglichen Gefahrensgebieten vorbei, die uns dann einen etwaigen Rückzug verstellten und am Ende gar das Leben kosten."

Verspätet wandte er sich an Schumm. "Milo mein Name, Archäologe aus dem sonnig-heißen Osirion. Das liegt sehr, sehr, sehr weit im Süden."

Und tatsächlich sah man es ihm an, dass er nicht aus der Gegend (oder aus den näheren Nachbarnländern) stammte – zumindest an seiner Kleidung. Das bärtige Gesicht wirkte durchaus nordisch und nur ein wenig gebräunter als hierzulande üblich, doch gänzlich unüblich war das leuchtend blaue Tuch, das seinen Kopf und Hals dick umwickelte, die Stirn bis fast zu den Augenbrauen verdeckte, Ohren und Schläfen verschwinden ließ.

(Seit einiger Zeit zog Milo immerhin seinen Schesch nicht mehr bis zur Nase hoch – was die Leute hier immer ein wenig irritiert hatte. Zudem blies einem hier auch nicht ständig Sand ins Gesicht, sodass einer der beiden Hauptgründe für die Sitte wegfiel. Wie hieß der Spruch so schön: Wenn in Osirion, wie die Osirer. Das galt dann wohl auch umgekehrt.)

Auch der Rest seines Körpers schien in zu viel Stoff regelrecht zu ertrinken. Ein schlankes, alles andere als kräfitg wirkendes Kerlchen war er, doch die Beine seiner sandfarbene Hose täten einem Orkkrieger passen, ohne den Stoff zu spannen, die schwarze Tunika darüber schlotterte ihm ebenso lose am Leib und reichte hinunter bis über die Knie – eine Länge, die hierzulande fast schon schicklich genug für die Damen wäre. Darüber trug er noch, offen, eine braune Jacke, die wenigstens so halbwegs für seine Größe gemacht zu sein schien. Sein Gang und seine Bewegungen waren, trotz der Kleidermasse, erstaunlich agil.

"Insbesondere möchte ich auch nicht", griff er seinen vorherigen Faden nahtlos wieder auf, "den Hirschkönig plötzlich irgendwo im Rücken haben."
 1. Was weiß Milo über Firbolge? Intelligence = 19
« Letzte Änderung: 04.10.2023, 19:11:56 von Miloslav Illjitsch »

Victor Yevgenov

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #752 am: 04.10.2023, 17:40:10 »
Victor hatte den Wortschwall Clarabellas mit gequälter Miene überlebt, indem er sich ein Stück vom Rest der Gruppe entfernt und erst einmal tief durchgeatmet hatte. Noch hatten sie nicht wirklich Zeit gehabt zu verschnaufen, etwas zur Ruhe zu kommen, da kam schon wieder das nächste potenzielle Problem auf ihre Expedition zu. Doch er gönnte sich einen Moment, in dem er einfach einmal seine Gedanken baumeln lassen konnte, bevor er sich mit den neuen Informationen beschäftigen würde, die ihnen dieser Schumm geliefert hatte. Außerdem schienen die anderen sich bereits um das Thema zu kümmern - Victor würde sicherlich noch ausführlich unterrichtet werden, was als nächstes zu tun war.

Stattdessen wanderte er, nun ohnehin schon außerhalb des direkten Gesprächsradius', noch ein wenig weiter, ohne ein konkretes Ziel zu verfolgen. Gedankenverloren lief er durch den Handelsposten und dachte daran, wie wenig Zeit eigentlich vergangen war, seit er hier angekommen war - es hätten auch zweieinhalb Jahre sein können, so viel hatte er in den letzten Wochen hier erlebt. Fast hatte er daher bei ihrer Rückkehr erwartet, Olegs Posten hätte sich inzwischen in eine ausgewachsene Stadt verwandelt, so wie er sie sich vor seinem geistigen Auge immer einmal wieder vorstellte. In Wahrheit war der Handelsposten zwar befestigt, aber für mehr als Oleg und seine Frau und ein paar Gäste war hier immer noch kein Platz.

Was war eigentlich ihre Aufgabe hier? Immer wieder stellte er sich diese Frage. Wenn freiwillig niemand in diese gottverlassene Gegend kam - wieso wollten die Schwertjunker das dann überhaupt erzwingen? Was mit den aktuellen Bewohnern des Landes passierte, schien ihnen dabei wohl herzlich egal zu sein. Er hatte sich selbst gegenüber die Rechtfertigung gegeben, dass er zumindest dafür sorgen könnte, die Besiedlung, wenn sie denn ohnehin kommen würde, so gerecht wie möglich zu gestalten.
Auf der anderen Seite: Den Banditen sollte doch tatsächlich das Handwerk gelegt werden, oder nicht? Wie lange würden wohl die anderen Bewohner des Landes in Frieden leben, wenn sich hier erst menschliche Gesetzlose ausbreiteten. Und überhaupt: Frieden? Davon hatte man in der Sache mit den Kobolden und Winzlingen nicht viel bemerkt?
Victor schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Zweck, er endete immer wieder im Kreis mit seinen Gedanken.

Als er aufsah, bemerkte er, dass er vor der Tür von Olegs Laden angekommen war, und beschloss hineinzugehen. Vielleicht half es ja, wenn er seine Gedanken zumindest einmal jemandem mitteilte, auch wenn Oleg vermutlich auch nicht die Lösung parat hatte.
Als er Oleg tatsächlich vorfand, kam er daher schnell zur Sache: "Oleg, was weißt du eigentlich über die Schwertjunker? Was genau wollen sie aus diesem Land hier machen?"

Dungeon Master

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #753 am: 10.10.2023, 21:27:17 »
Oleg zuckte mit den Schultern.

"Ich weiß nur, dass an verschiedenen Orten hier in den Raublanden versucht wird, das Land zu besiedeln. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Erstmal muss das Land erkundet werden und einigermaßen sicher sein. Vorher trauen sich bestimmt keine Siedler hier her. Was genau das Ziel der Schwertjunker dabei ist, kann ich auch nicht sagen. Aber für Brevoy wäre es sicherlich nicht von Nachteil, wohlgesonnene Nachbarn zu haben. Oder welche, die man zumindest gut einschätzen kann. Das ist sicherlich nicht bei allen, die hier in den Flusskönigreiche Gebiete beherrschen der Fall."

Währenddessen brüteten einige der anderen, allen voran Milo, über ihrer Karte der Gegend. Schumm war sich nicht ganz sicher, aber so einigermaßen konnte er die Gegend auf der Karte festmachen[1], einige der Kommentare der Abenteurer, was sie wo im Wald bisher angetroffen hatten, half dabei auch ein wenig.

Und wo sie sich das alles nocheinmal genauer ansahen, traten Milos Worte von zuvor wieder in den Vordergrund. Vermutlich war es wirklich nicht verkehrt, sich etwas genauer zu überlegen, wie man dorthingelangen wollte. Denn es gab noch einiges an unerforschtem Waldgebiet auf dem Weg[2].
 1. siehe hier (T auf der Karte)
 2. Hier wäre es sinnvoll, zu wissen, wie ihr zu der Stelle vorddringen wollt. Es gibt dazu, aus meiner Sicht, drei Möglichkeiten (unter der Voraussetzung, dass ihr recht bald zu "T" gelangen wollt):
1) Den Wald komplett nördlich umrunden und erst nahe bei "T" das Waldgebiet betreten.
2) Durch das euch bekannte Gebiet vordringen, zwischen "N" und "O" hindurch.
3) Erstmal in Richtung der Wildschweinspuren "P" aufbrechen, dazu gibt es ja auch noch einen Aushang am Schwarzen Brett, und dann langsam durch das unbekannte Gebiet in Richtung "T" vortasten.

Victor Yevgenov

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #754 am: 10.10.2023, 23:11:38 »
Nachdem er mit Oleg gesprochen hatte, kehrte auch Victor wieder zu den anderen zurück und besah sich eine Zeit lang die Karte, die Milo gezeichnet hatte.
"Eine hervorragende Arbeit!" lobte er den schrägen Vogel schließlich. Tatsächlich hatte auch Victor vor einiger Zeit begonnen, eine Art Karte zu zeichnen, doch sie war deutlich weniger detailliert als das, was Milo angefertigt hatte, und schien auch die Entfernungen besser abzubilden als Victors Karte - er hatte es bisher einfach nicht in den Griff bekommen, die relativen Lagen der verschiedenen Orte zueinander passend abzubilden. Auf der anderen Seite erlaubte ihm seine eigene Arbeit jedoch, Milos Karte sofort zu begreifen und die abgebildeten Orte zuordnen zu können - was auch notwendig war, denn die Beschriftungen waren in einem für ihn unleserlichen Kauderwelsch verfasst.

"Ich stimmt Milo zu." fuhr er fort, nachdem er die Argumente gehört hatte, die die anderen austauschten. "Bevor wir uns einer unbekannten Gefahr tief in unbekanntem Gebiet zuwenden, sollten wir das Gebiet bis dorthin zu bekanntem machen. Sonst stolpern wir womöglich von einer Gefahr direkt in die nächste.
Bis hierhin"
(er zeigte grob auf die Gegend, in der sie den toten Fallensteller, den Elchtempel und das Dornenfurtlager gefunden hatten) "haben wir das Terrain meiner Meinung nach sorgfältig erforscht. Dahinter jedoch gibt es noch einiges, was wir uns genauer anschauen sollten, bevor wir weiter in den Wald vordringen wollen. Nicht zu vergessen wissen wir noch fast nichts darüber, was dort auf der anderen Seite des Waldes liegt.
Es ist durchaus möglich, dass es dort nähere Hinweise auf das gibt, von dem Schumm berichtet hat. Schließlich müssten die Nachbarn von irgendeiner Verderbtheit ja schon einmal gehört haben, oder nicht?"
« Letzte Änderung: 06.11.2023, 22:25:45 von Victor Yevgenov »

Lugeiros Veydria

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #755 am: 11.10.2023, 20:43:28 »
Schumm hatte gerade wieder auf die Kleinere antworten wollen als die beiden Menschen die Gruppe seiner Aufmerksamkeit entzogen. Der Eine stellte 10000 Frage und der andere flog an ihnen vorbei ins Innere des Gebäudes.

Als dann die Karte auf den Tisch kommt und er gefragt wird, wohin es gehen soll, zuckt er mit den Schultern. Er kennt nur die Richtung, mit Geographie hat er wenig Erfahrung.

„Nach Süden,…“ sagt er mit piepsiger Stimme und deutet grob auf einen noch nicht näher eingetragenen Bereich.

Mit Ankunft von Viktor zieht sich der Große in den Hintergrund zurück. Er gehört ja nicht zur Gruppe und will denen natürlich nicht zur Last fallen. Nur wenn es eben passt geht er mit. Er wartet also ab und beobachtet die einzelnen Reaktionen auf die verschiedenen Ideen.

Clarabella Grüntee

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #756 am: 12.10.2023, 15:28:33 »
Es kostete Clarabella einige Mühe, beim gemeinsamen Kartenlesen auch einen Blick auf die Zeichnung zu erhaschen. Leider, leider tendierten all die großen Leute dazu, einen mitunter zu vergessen, wenn man so klein war. Aber in ihrer selbstbewussten, sorglosen Art verstand es die Halblingklerikerin, sich zwischen den Beinen ihrer Gefährten hindurch nach vorn zu drängen, so dass auch sie einen ausführlichen Blick auf alles werfen konnte. "Oh, das ist wirklich schön, ein richtiges kleines Kunstwerk" stimmte sie Victor zu und klatschte begeistert in die Hände.

Dann legte sie den Kopf schräg, runzelte die Stirn und meinte: "Es klingt weise, nicht direkt auf das Ziel loszumarschieren, ohne sich vorher über das Rundherum kundig zu machen. Wer weiß, vielleicht begegnen wir ja auch wohlgesonnenen Leuten, die uns nicht nur mit Auskünften helfen." Ein optimistisches Lächeln glitt über ihre Züge. "Was die Wahl des genauen Weges angeht: Ich bin keine Fährtensucherin und vertraue darauf, dass Ihr schon den richtigen findet." Sie stemmte die Händen in ihre breiten Hüften, wobei ihre Augen unternehmungslustig funkelten.

In einem ruhigen Moment ging sie zu Milo, zupfte ihn leise am Hemd und erkundigte sich fröhlich: "Was hat es denn mit diesem Hirschkönig auf sich? Bei dem Titel muss ich gleich an einen mächtigen Zauberer der Natur denken! Kommen wir vielleicht gar auf unserem Weg bei ihm vorbei?" Die Vorstellung schien die kleine Frau zu begeistern. Sie witterte offenkundig ein großes Abenteuer.
~ Never say die! ~

Varis Larenthanil

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #757 am: 19.10.2023, 14:30:43 »
Varis war ebenfalls froh, dass sie diese Karte hatten. Er war nicht lange genug hier gewesen um eine genaue Vorstellung von der Region zu haben. Als er den Wald sah, war für ihn klar, welchen Weg er bevorzugen würde.
Als die Diskussionen weiter gingen und jemand kurz die Wildschweinespuren erwähnte, ging er zu Oleg und fragte danach. Dieser verwies ihn an den Aushang. Er fand es beeindruckend, dass es immer wieder Wesen gab, die sich nicht der Logik der Menschen unterwarfen und einfach nur Beute waren. Aber meist endeten diese Wesen am Ende trotzdem als Trophäe, weil Menschen eben nichts mehr reizte, als Widerstand. Wieder überlegte er, ob es wirklich eine gute Idee war, den Weg dafür zu bereiten, dass die Menschen weiter in das bisher wilde Land vordringen würden. Aber vielleicht entkam der Eber ja auch ihrer Jagd.

Als sie schließlich überlegten, welcher der beste Weg sein mochte, meldet er sich zu Wort. "Ich schlage vor, dass wir uns durch den Wald bewegen. Vielleicht finden wir Hinweise oder freundliche Wesen, die uns helfen können. Wenn der Wald blutet betrifft das ja die Waldbewohner weit stärker als uns und auch wenn es oft nicht so erscheint, sie wissen mehr als viele denken. Schade dass Tian nicht mehr hier ist, sein Verständnis für die Natur war weit größer als meines. Aber ich werde tun, was ich kann, damit wir uns nicht verlaufen oder in eine Falle treten."

Vielleicht trafen sie ja auf Feenwesen, sie waren zwar nicht immer die einfachsten Gesellen, aber sie wussten oft viel mehr, als die Gruppe alleine herausbekommen konnte. Dann setzte er sich zum Schumm, der sich etwas zurückgezogen hatte.
« Letzte Änderung: 19.10.2023, 14:31:14 von Varis Larenthanil »

Katharina

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #758 am: 22.10.2023, 14:40:54 »
Katharina hörte sich alle Vorschläge und Geschichten genau an. Danach warf sie lange einen Blick auf die Karte und versuchte die unterschiedlichen Vorschläge zu sortieren und die Wege auf der Karte nach zu vollziehen.  Es dauerte ziemlich lange bis Katharina sich zu Wort meldet "Ich möchte Varis zustimmen, wir sollten vermutlich wirklich am besten durch den Wald gehen. Aber auf jeden Fall sollten wir
zuerst die Gegend erkunden und nichts unbekanntes hinter uns lassen, damit wir wissen was in unserem Rücken ist. Aber egal was wir nun schlussendlich machen, zuerst möchte ich eine Nacht in einem richtigen Bett schlafen und ein ordentliches Bad nehmen. "

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #759 am: 25.10.2023, 16:57:26 »
Milo war überrascht, doch auch sehr erfreut über das Lob für seine Karte. (Mehr überrascht über Victors Lob als Clarabellas, da letztere ja für alles und jeden gute Worte fand.) Vielmehr hätte er mit Kritik gerechnet für die "unleserliche" (sprich: osirische) Beschriftung.

Obwohl niemand derlei Kritik äußerte, verfiel Milo errötend in Erklärungen: "Es war reine Vorsicht, Ihr versteht, das mit der osirischen Beschriftung. Falls die Karte in falsche Hände gerät, sagen wir etwa, wir erliegen den Räubern oder anderem Gesindel, dann kann wenigstens niemand sie lesen und allzu viel Vorteil daraus erlangen..."

Er runzelte die Stirn. Das Grundbuch, was er zu schreiben begonnen hatte, war nun allerdings in der Landessprache verfasst – oder vielmehr sowohl in Varisisch als auch in Taldane, wie man es in Brevoy mit Urkunden und dergleichen allgemein hielt. Zur Sicherheit sollte Milo das "Grundbuch" vielleicht besser im Amulett aufbewahren. Hier musste er ja nicht so oft etwas eintragen wie in der Karte, es wäre nicht allzu umständlich... zumal Nubnefer ihn zurzeit ja jeden Abend zu sich rief...

An Viktor gewandt, bot er noch an: "Wir können ja mal deine Karte daneben halten und vergleichen, ob wir alles ähnlich eingetragen haben oder irgendwo voneinander abweichen..."[1]

Mit seiner Frage an den Fremden hatte Milo dagegen kein Glück. Viel mehr als "nach Süden" war aus diesem zunächst nicht herauszubringen. Allgemein Nachhaken und etliche Versuche der Anwesenden, die Gegend möglich bildhaft zu beschreiben, brachten schließlich doch eine ungefähr Gegend heraus, in der laut Schumm der Wald "bluten" sollte. Milo war da eher skeptisch. Es erschien ihm immer noch reichlich vage, dieses "ja, ja, genau! Süd-westlich der Ruinen, oder vom westlichen Waldrand aus gesehen noch anderthalb Tage..."

Offenbar konnte Schumm nichts mit Karten anfangen (konnte er überhaupt lesen?) oder hatte keinerlei Verständnis für Entfernungen in tatsächlichen Meilen (statt in Marschzeit gerechnet, was natürlich gänzlich unpräzise war. Wessen Marschzeit?) Milo wusste so gut wie nichts über seine Spezies, außer dass Firbolgs mit den Feenwesen verwandt sind, und die Feenwesen, welche Milo bisher kennengelernt hatte, Perlivash nebst Freundin Tyg-Titter-Tut, hatten zum Beispiel keinerlei Bezug zu menschlichen (oder auch nur elfischen) Zeitbegriffen.

"Da fragst du den falschen", antwortete Milo auf Clarabellas Frage. "Ich kann nur wiedergeben, was die anderen mir erzählt haben. Und die haben es bloß von irgendwelchen Räuberburschen gehört. So richtig fest steht eigentlich nur, dass er der Hauptmann der hiesigen Räuberbande ist und dass seine eigenen Leute sich vor ihm fürchten. Er soll ein rechtes Monster sein, übermenschliche Kraft haben, gefährlich gut mit dem Bogen umgehen können, aufbrausend bis zur Raserei. Und in letzter Zeit, so die Aussage der gefangenen Räuber, soll er so langsam komplett den Verstand verlieren – was immer das heißen mag – und dabei ständig betrunken sein. Offenbar säuft er den gesamten Vorrat an Gebranntem und Gebrautem ganz allein. Ach ja, und den Namen trägt er nicht wegen seiner Naturliebe, sondern weil er einen Helm mit Hirschgeweih trägt, den er niemals abnimmt und der offenbar auch sein Gesicht komplett verbirgt.

Aber wie gesagt, das ist alles nur vom Hörensagen. Was wir wissen und ich mit eigenen Augen gesehen habe: es handelt sich nicht[2] nur um eine normale Räuberbande. Zum einen ist sie enorm gut mit allem ausgestattet. Dann leben sie in einer großen Festung, am Nordufer des großen Sees hier"
– er zeigte die Stelle auf der Karte an – "und zum dritten wird diese Feste gut bewacht... von Untoten. Des Nachts graben sie sich aus dem Boden um die Feste herum und greifen jeglichen Eindringling – oder vielleicht jeden, der sich nicht sicher in der Feste befindet – an. Und das haben wir selbst gesehen, das heißt Tian hat dies gesehen, als wir dort waren, um die Feste ein wenig auszuspionieren, und er sich in Tiergestalt etwas näher schlich. Danach blieb uns nichts als der Rückzug, denn wir hatten nichts, mit dem man diesen Kreaturen den Garaus machen könnte. Ein Frontalangriff stand außer Frage, ein Einschleichen war aber auch unmöglich. Und doch werden wir einen Weg finden müssen, diesem Räuberhauptmann beizukommen. Vorher wird diese Gegend nicht sicher. Von den Räubern selbst, möchte ich behaupten, könnte vielleicht der ein oder andere zur Abkehr oder gar Kollaboration bewegt werden, wenn man ihm Straffreiheit verspräche und ein Leben frei vom Hirschkönig in Aussicht stellte. Der eigene Hauptmann ist ihnen, wie gesagt, unheimlich.

Ach ja, und im Keller des Forts soll er einen seltsamen, alten Mann gefangen halten. Wobei dieser fast noch furchteinflößender als der Hauptmann sein soll und nicht so ganz sicher ist, ob er nun tatsächlich ein Gefangener ist oder nicht vielmehr der wahre Herrscher, der den Hirschkönig steuert wie ein Puppenspieler seine Marionette."
[3]

Bezüglich ihrer Marschroute Richtung Süden war Milo im Grunde jeder Weg recht – ein sorgfältig-systematisches Vorgehen vorausgesetzt – dennoch hatte er ebenfalls einen Vorschlag: "Oder wir halten uns erst einmal am östlichen Waldrand, da kommen wir schnell voran bis hier zum Fluss, schlagen uns dann hier in den Wald und schauen, was es mit dem Wildschwein namens Schlitzzahn auf sich hat[4]. Danach schlagen wir uns weiter westlich bis zum Fluss und dann... schauen wir, ob wir diesen blutenden Wald finden."
 1. Victor zeichnet doch auch eine Karte, schon lange vor Milo, auf Varis' Vorschlag hin, s. hier. Das hatte ich bei der Charaktererschaffung nur nicht gesehen und deshalb cartography genommen - weil's aber auch so gut zum Archäologen passt. Außerdem: zwei Paar Augen sehen mehr als eines.
 2. ein fehlendes "nicht" ergänzt
 3. Bis auf die Erkundung des Forts war alles noch vor Milos Zeit, aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass er informiert wurde. So sind die Neuen jetzt auch informiert. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen oder falsch dargestellt.
 4. Vorschlag zur Marschroute, Option 3 nur zunächst außen herum: G und L durchqueren (je 4 h), Q erkunden (1 Tag), P erkunden (2 Tage), O erkunden (2 Tage), Waldfeld zwischen O und T erkunden (2 Tage) => 8 Tage Reisezeit und vier neue Felder erkundet.
« Letzte Änderung: 27.10.2023, 14:31:49 von Miloslav Illjitsch »

Dungeon Master

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #760 am: 29.10.2023, 18:31:48 »
Mondtag, 26. Gozran im Jahre 4710 AK

Am nächsten Morgen ging es dann gemeinsam auf die Reise, mit alten und neuen Gefährten, die zusammen eine bunt zusammengewürfelte Truppe ergaben. Dennoch konnte man sich nach einiger Diskussion auf eine Route einigen, und der erste Tag wurde vor allem für ein schnelles Vorankommen im nahegelegenen Grasland genutzt. Hier in der Nähe des Handelspostens war nicht mehr mit großen Gefahren zu rechnen. Die Banditen hatten sich nach dem Fall ihres Lagers an der Dornenfurt nicht mehr in der direkten Umgebung blicken lassen. Durch die am Handelsposten stationierten Wachen aus Restow gab es hier auch nicht mehr viel für sie zu holen.

Mühtag, 27. Gozran im Jahre 4710 AK

Einen Tag später hatte man die alte Brücke erreicht, deren Anblick nachwievor wenig Vertrauen erweckte. Einzeln konnten die Abenteurer diese aber überqueren, auch wenn vor allem Schumm sehr skeptisch war, ob das morsche Holz wirklich halten würde. Der Tag wurde dann auch noch genutzt, um die restliche Umgebung - bei ihrem ersten Besuch hier, war die Gruppe ja nur durchgereist - noch ausgiebig zu erkunden. Allzu spannend war dies zwar nicht, aber es konnten noch einige Flecken auf der Karte ergänzt werden.

Wohltag, 28. Gozran im Jahre 4710 AK

Dann ging es nach einer weiteren Nachtruhe wieder in den dichten Wald. Der Firbolg fühlte sich hier merklich wohler, die Bäume gaben ihm ein Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit. Irgendwo hier in der Gegend hatten die Abenteurer bei ihrer vorherigen Erkundungstour Wildschweinspuren entdeckt. Es dauerte nur wenige Stunden, bis sie wieder ähnliche Spuren hier im Wald vorfanden. Die Größe der Spuren und die ungefähre Lage deuteten stark darauf hin, dass hier der alte Schlitzzahn sein Revier haben musste.

Jetzt stellte sich nur noch die Frage, wie man hier nun weiter vorgehen wollte.

Ging man auf die Jagd nach dem übelgelaunten Keiler oder ging man ihm eher aus dem Weg?

Miloslav Illjitsch

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #761 am: 30.10.2023, 11:02:32 »
Recht vergnügt war Milo am Handelsposten mit der (immer größer werdenden) Gruppe losgezogen. Sein Proviantsack war wieder gut gefüllt mit Mehl, Hirse, Käse und getrockneten Früchten, dazu mehrere Säckchen prall gefüllt mit hiesigen Kräutern und Gewürzen, die durchaus wohlriechend waren und die er gerne einmal ausprobieren wollte.

So vergnügt war er, dass er sogar mehrmals das Gespräch mit Clarabella suchte, lustig mit ihr Kochrezepte austauschte oder Geschichten über seine eigenen schrulligen Tanten und Onkel ausgrub und zum Besten gab – ein ungeahntes komisches Talent in sich entdeckend – und abends am Lagerfeuer dem geneigten Zuhörer die Geschichte von Sultan Saladin und der versunkenen Stadt Samarkesh erzählte, welch letztere man (bevor sie über Nacht spurlos verschwand) "die Goldene" nannte. Drei mächtige Dschinn kamen ebenfalls darin vor, oder genauer ein Dschinn, ein Shaitan und ein Ifrit, was man auf Taldanisch übersetzen könnte mit: drei Elementargeister, nämlich der Luft, der Erde und des Feuers.

Am Morgen des Wohltages allerdings (nachdem er in der vorigen Nacht wieder unauffindbar war) musste Milo offenbar mit dem falschen Bein aufgestanden sein. Übelgelaunter als er könnte der Keiler Schlitzzahn auch nicht sein! In drei verschiedenen Sprachen grummelte er vor sich hin, seine Worte mit energischen Gesten unterstreichend, als befände er sich im Streitgespräch mit sich selbst.

"Du bist doch ein cleveres Kerlchen", mokierte er sich auf Elfisch, "dann sei auch clever! Grobe Schläger habe ich genug, dafür brauche ich dich nicht!"

Auf Osirisch zischte er dann: "Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr gefällt mir der Gedanke, mal etwas anderes auszuprobieren! Du hast ganz andere Qualitäten als sonst unter meinen Lehrlingen üblich, mit denen will ich gerne ein wenig experimentieren! Ausprobieren, ha! Experimentieren!" An dieser Stelle spie er aus.

"Dein Vater hatte recht!" schimpfte er halblaut auf Taldanisch. "Jemand wie du gehört nicht in die erste Reihe! Die zweite ist immer noch gefährlich genug! Sieh das doch endlich ein! Lange genug habe ich mir das nun schon mitangesehen, auch meine Geduld ist endlich!"

Worauf er zeternd wieder ins Elfische wechselte. "Denk doch auch mal an mich! Bei all der Arbeit, die ich gerade in dich investiere, darf ich es wohl erwarten, dass du ein wenig auf dein Leben achtest. Das ist aus meiner Sicht schon kurz genug, ohne dass du dich ach-so-tapfer geradewegs in Feindesklinge stürzt, nur weil du dich ein Schwerttänzer aus einer deiner verstaubten Sagen wähnst!"

Grob hatte Milo seine Habe wieder zu Reisebündeln zusammengepackt und stand am Ende – vor Wut schäumend, den Säbel in der Hand – da und fragte in die Runde: "So, was ist nun? Gehen wir auf Wildschweinjagd?"

Ein Blutdurst, wie man ihn noch nie zuvor bei Milo erlebt hatte, schwang in seinen Worten mit.

« Letzte Änderung: 30.10.2023, 19:57:46 von Miloslav Illjitsch »

Clarabella Grüntee

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #762 am: 30.10.2023, 16:57:18 »
Hocherfreut hatte sich Clarabella an Milo gehalten, nachdem erst einmal die Entdeckung gemacht war, dass der Große nicht gar so maulfaul schien wie viele ihrer anderen Gefährten. Nicht nur hatte sie ihn in die Tücken und Tricks des Filetierens von Fisch, des Backens mit Blaubeeren ("...sie müssen ein wenig dunkel sein, nur ein winzig kleines bisschen, versteht Ihr? Ein Farbton wie, wie... ach, das seht Ihr dann schon. Aber nicht mehr, sonst verbrennen sie Euch und schmecken ganz fürchterlich!") und mancher anderer Spezialitäten eingeweiht, nein: Auch für seine Verwandtschaft zeigte die kleine Klerikerin großes Interesse, erkundigte sich nach Onkeln, Tanten, Neffen und Nichten und bewies dabei eine erstaunliche Ausdauer. Tatsächlich hatte sie ihre fröhliche Art über weite Teile der Reise in einer ansteckenden Art gezeigt, gesungen, für jedermann ein freundliches Wort parat gehabt und sich von Strapazen und Risiken nicht schrecken lassen – im festen Vertrauen auf den Schutz ihrer Göttin, die jenen beisteht, welche gar keine Hilfe brauchen, weil sie einfach zu optimistisch sind, um in Probleme zu geraten. So oder so ähnlich jedenfalls hatte sie ihre eher hemdsärmelige Theologie erläutert. Alles in allem schien sie als Dienerin der Göttin ihre unleugbaren Stärken im praktischen Bereich zu haben. Den Gelehrten unter ihren Begleitern würde jedoch der eine oder andere kleinere Schnitzer aufgefallen sein, was den theoretischen Unterbau betraf.

Einzig bei der Wahl des Weges war die begeisterungsfähige Halblingdame überhaupt keine Hilfe, denn gleich von welchem Missstand oder Mysterium man ihr berichtete, sie war stets sofort Feuer und Flamme. Diesem Halunken von Hirschkönig musste man ja wohl kräftig auf die Finger hauen, gar keine Frage für Clarabella, und den armen Leuten beistehen, die er terrorisierte! Und dann: Untote gar?! Ein Unding! Die hatten sich gefälligst in ihre Gräber zu legen und tot zu sein, wie es sich gehörte! Auch hier war sie drauf und dran, direkt in die angegebene Richtung loszumarschieren, um die Dinge ins Lot zu bringen. Dasselbe war es aber bei dem gefährlichen Keiler und allen übrigen Zielen, die man sich setzen konnte: Die kleine Frau war schlicht von allem und jedem zu überzeugen, solange es Land und Leuten in irgendeiner Weise das Leben zu erleichtern versprach. Was den Mut anging, schien es jedenfalls bei Clarabella nicht zu mangeln. So war sie auch beherzt über die alte Brücke gelaufen (was allerdings bei ihrem trotz rundlicher Formen recht geringen Gewicht auch kein gar zu großes Wagnis darstellte) und hatte sich gern bereiterklärt, ihren Teil zur Erkundung der unbekannten Flecken auf den Karten zu leisten – mit mäßigen Ergebnissen, denn auch die Wildnis zählte nicht zu ihren ureigensten Gebieten.

Ein wenig erstaunt zeigte sie sich, als ihr liebster Gesprächspartner Milo mit einem Mal so aggressive Tendenzen offenbarte. "Also was mich angeht, werde ich Euch gewiss nicht im Stich lassen, lieber Freund" erklärte sie, indem sie betont langsam an dem wutbebenden Mann mit dem Säbel in seiner Hand auf und ab sah. "Aber Ihr solltet das etwas besonnener angehen, glaube ich. Meine Großmutter väterlicherseits – angeheiratet – pflegte immer zu sagen: Mut mit heißem Blut tut selten gut! Sehr leicht zu merken." Wobei sie ihm furchtlos die Hand zur Besänftigung tätschelte, als sähe sie den Säbel und die stieren Augen Milos gar nicht.
~ Never say die! ~

Katharina

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #763 am: 01.11.2023, 20:58:48 »
Nachdem Katharina ein Bad genommen hatte und eine Nacht in einem ordentlichen Bett geschlafen hatte, war ihre Laune am nächsten Tag deutlich besser.

Die nächsten paar Tage der Reise vergehen recht schnell und Katharina beteiligt sich gelegentlich an den Gesprächen, viel mehr war sie jedoch am zuhören interessiert.

Als die Gruppe dann auf die Spuren des Wildschwein gestoßen waren schaute Katharina sich fragend um und blieb mit ihrem Blick schlussendlich unbewusst bei Varis hängen "was wollen wir jetzt machen? Sollten wir nicht vielleicht erstmal das Wildschwein beobachten und sehen womit wir es genau zu tun haben?  Oder ihm vielleicht eine falle stellen? "

Lugeiros Veydria

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[IC] Kapitel 1: Geraubtes Land
« Antwort #764 am: 02.11.2023, 13:47:55 »
Lugerios war die meiste Zeit nur mitgelaufen. Wurde er was gefragt gab er höflich Antwort. Die Gruppe stellte aber schnell fest, dass er mit herkömmlichen Zeit- und Längenangaben nichts anfangen konnte. Auch schien er etwas Respekt oder Angst vor den menschlichen Begleitern zu haben. Diese Milo hatte ihn ja ziemlich gelöchert mit dem wohin und was da wäre, aber das wußte er doch selber nicht. Darum wollte er doch da hin.
Er hielt sich vor allem an Varis und an die keine Clara. Aber diese Frohnatur war überall und nirgends und ihm etwas zu …. laut.

Er half der Gruppe also bei allem, was man so von ihm erwartete. Holz holen. Wache halten und all die Dinge, die anfielen und erledigt werden musste.

An den Rastplätzen oder Mittagspausen, wenn er denn mal alleine war, holte er eine Flöte hervor und spielte die eine oder andere Weise. Es kam sogar vor, dass sich ein Vogel zu ihm gesellte und er sich dann zwitschern mit diesem unterhielt und mit ein paar Körnern oder Beeren fütterte. Falls sich andere der Gruppe schnell näherten würde die Besucher wieder wegfliegen. Rücksichtsvollere oder aufmerksamere Begleiter bedeutete er sich still zu verhalten. Dann dauerte das Zwiegespräch etwas länger und Schumm war anschließend immer gut gelaunt.

Als es am dritten Tag dann darum ging, Schlitzahn zu jagen und zu töten, zumindest hatte er das so verstanden, schien dies ein Thema zu sein, das ihn emotional bewegte und zum ersten Mal erhob er seine Stimme. Es hörte sich etwas an wie wütendes Piepsen einer Maus, aber die knapp über 2 Meter waren doch hoffentlich beeindruckend genug, damit er Gehör fand.

„Warum redet ihr vom Jagen und Töten? Was hat Schlitzzahn denn gemacht? Hat man ihn mal gefragt warum er so ist? Vielleicht mag er nur keine Fremden in seinem Wald. Oder jemand hat seiner Familie weh getan. Vielleicht ist dieser Jäger in seinem Stolz verletzt, dass er es nicht selbst geschafft hat und such jetzt andere Möder und will diese bezahlen. Ich will das nicht. Ihr? Ich bin dafür erst einmal mit dem alten Keiler zu reden! Erst dann sollten wir entscheiden, was wir tun sollen. Vielleicht müssen hier mal andere zurücktreten und den Tieren ihren Raum lassen!“

Er hatte sich vor die Gruppe gestellt und die Hände in die Hüften gestemmt. Ja, er war der Neue. Aber so ohne weiteres ein anderes Geschöpf zu töten, das ginge zu weit. Das war im schon bei Oleg aufgestossen, als er den Steckbrief gelesen hatte, aber dass ausgerechnet die Gruppe der er sich angeschlossen hatte jetzt diese Jagd durchführen wollte, das verstand er nicht.

Auch er blickte von Clara zu Varis mit einem hilfesuchenden Blick.

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