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Autor Thema: Kapitel 3: Freiburg  (Gelesen 19414 mal)

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Erich Janina Graustein

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #15 am: 28.04.2021, 15:34:06 »
Erich war froh das die Wache sie nun einlies und vor allem das sie scheinbar nun wirklich unter Brüder waren und er offen reden konnte "Nun man könnte fast sagen das wir nur auf der Durchreise sind" begann Erich das Gespräch "Doch lass uns erst einmal eintreten und uns es etwas gemütlicher machen denn ich Glaube wir haben einiges zu besprechen, und etwas feuchtes um die Kehlen vom Staub zu Befreien wäre auch nicht schlecht" scherze Erich dann während sie rein gingen und sich an einen Tisch setzten "Ich will nicht lange um den heißen Brei drum herum zu reden, wir sind hier auf der Suche nach Informationen und auch nach der Unterstützung im Kampf gegen die Baronin Wirsche. Ich weiß nicht in wie weit du über sie informiert bist, aber da gehen gerade ganz üble Dinge um die absolut gegen all das Wiederstreben für was unser Orden steht." Erich wartete dann einen kurzen Moment um zu sehen wie Siegmund reagierte "Aber sag was hat es mit dieser Einsamen Straße auf sich? Gibt es aktuell Probleme oder Nöte bei denen ich oder wir beide dem Orden helfen können? Du weißt ja, es geht immer frei nach dem Motto eine Hand wäscht die andere, und immer alles im Sinne des Ordens um das böse zu bekämpfen und die Monster nieder zu strecken."

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #16 am: 28.04.2021, 18:37:20 »
Siegmund blickte Erich zunächst verdutzt an und fing dann plötzlich schallend an zu lachen.
"Habt ihr die letzten Wochen unter einem Stein gelebt?" scherzte er. "Die ganze Stadt spricht davon - ich hatte ehrlicherweise erwartet, dass die Kunde auch weit über die Grenzen gelangt ist.

Also, wo fange ich an? Die Einsamen Straßen sind eine Künstlergruppierung, die drüben im Reinhagen beheimatet ist. Ihr wisst schon, beim großen Amphitheater - dem Reinhagen eben. Die richten da jetzt eine Art Gladiatorenkämpfe aus und nennen es Kunst. Naja, ist nicht nach Jedermanns Gusto, einige halten es für geschmacklos. Aber viele sind auch komplett aus dem Häuschen deswegen. Und jeder kann mitmachen; es soll den ganzen morgigen Tag dauern. Ich dachte, ihr wärt vielleicht hergekommen um zuzusehen, oder sogar teilzunehmen. Es hat auf jeden Fall einen Haufen Schaulustige in die Stadt gelockt, aus den gesamten Eisenlanden und sogar darüber hinaus."


Siegmunds Reaktion machte deutlich, dass er sich auf die Festivitäten wohl eher freute - doch dann wurde er nachdenklicher und kam auf den ersten Teil Erichs Frage zu sprechen.
"Roswitha von Wirsche, ja. Es gibt viele Gerüchte, und jeder weiß, dass in Wirsche einige unheimliche Dinge vor sich gehen. Wir sind Kreuzritter, wir haben uns dem Kampf gegen die Schrecken verschrieben - natürlich macht mir das Sorgen. Aber Beweise, dass die Eisenfürstin dahintersteckt, gibt es keine - und sie ist erfolgreich: Ihr Territorium blüht auf, und es vergrößert sich. Das sehen die Nachbarn allerdings weniger gern. Doch sie ist mächtig. Wer sich ihr von den Eisenfürsten entgegenstellt, riskiert eine Menge, schlimmstenfalls den Verlust seines Fürstentums.
Wenn ihr also Unterstützung gegen sie sucht, müsst ihr einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Und wen wollt ihr fragen? Wir Kreuzritter sind zu wenige, und in die Politik mischen wir uns gewöhnlich nicht ein. Das Drachenblut? Vielleicht, aber das könnte zu Verstimmungen mit der Eisengarde führen. Ihr müsstet Niklas Träge persönlich dazu bringen, gegen Wirsche vorzugehen, also Wilma Probst. Und er bräuchte Unterstützung von anderen Eisenfürsten.

Aber ich sollte nicht soviel über solche Dinge sprechen. Wie gesagt, wir sind unpolitisch."

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #17 am: 29.04.2021, 00:46:51 »
Der Verlauf des Planungsgespräches hatte Jelena irritiert. Sie bekam keine Antwort auf die Frage nach dem Orden Erichs und Friedrichs, nicht mal eine, warum die Information verweigert wurde. Verärgert dachte sie daran, dass sie ihnen Gegenüber, was ihre Magie und den Dievas anging, so offen gewesen war, wie möglich. War das nun die Retourkutsche, jetzt, wo sie sich um den Erhalt des Vertrauens bemüht hatte? Immerhin hatte sie Unterstützung für ihren Ansatz und sogar für ihre private Angelegenheit bekommen.

So nutzte sie den morgendlichen Weg durch den Trubel der Stadt, um ein paar Worte loszuwerden: "Ich danke euch für eure Unterstützung. Bitte lasst uns vorsichtig sein, wenn wir es mit von Fahrenbach zu tun bekommen. Noch ist das alles, was ich sagte, nur eine Geschichte, welche ich erzählt bekommen habe. Ich bin auch dafür, neben meiner Cousine auch anderen seiner Opfer zu helfen, dafür brauchen wir aber Beweise, Zeugen oder zumindest einen Anlass wie einen Angriff auf uns."

In einer stilleren Gasse wandt sie sich an Louis: "Sagt, woher wusstet ihr, dass das Amulett der fürchterlichen Kreatur, die mal eine Baronin war, ihre Kräfte verlieh? Warum habt ihr es eingesteckt?" Sie beobachtete scharf seine Reaktion, um mögliche unnatürliche Einflüsse zu bemerken.

Wieder zurück auf einer größeren Straße sah sich das Halbblut nach Milizionären oder Personen um, die im Namen der Stadt arbeiteten. Den anderen erklärte sie: "Der Herr, den wir suchen, heißt Gotfried Achternbusch. Er hat meine Tante mütterlicherseits geehelicht, nachdem sie einige Jahre bei einem ihrer Onkel in Posen aufgezogen worden war. Galinda war ihr Name. Meine Mutter hat den Kontakt mit ihr gepflegt, konnte mir jedoch nie ganz erklären, was Gotfried eigentlich für die Stadtverwaltung tut - irgendwas mit Feuerwache, Nachtwache, so in der Art." Sobald sie eine Person der Satdtverwaltung gefunden hatte, wollte sie diesen nach Gotfried Achternbusch fragen.
« Letzte Änderung: 02.05.2021, 06:41:58 von Jelena Sejm Petrasowna »

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #18 am: 29.04.2021, 12:08:27 »
Für die kleine Missstimmung zwischen Jelena, Erich und Friedrich schien Louis unempfänglich – jedenfalls hatte der Montaigner weiter seiner Mahlzeit zugesprochen, ohne dass sich seine blendende Laune merklich geändert hätte. Nachdem man schließlich aufgebrochen war, hatte der Musketier dann zunächst vor der nicht geringen Herausforderung gestanden, dass er allein zwei Damen begleitete. Sitte und Anstand hätten von ihm als Edelmann eigentlich gefordert, sowohl Jelena als auch Hannah den Arm als ritterlicher Beschützer zum Geleit zu bieten. Da er jedoch einer solchen Aufgabe nur nachkommen konnte, wenn seine Waffenhand frei war, hatte er sich endlich dazu entschlossen, vor den beiden eine kurze Verbeugung zu machen und sich mit den Worten "Mesdemoiselles, iesch 'offe Verzeihung zu erlangen dafür, dass iesch miesch niescht imstande sehe, einer der reizenden Damen zu geben die Vorzug vor die andere!" an die linke Seite des Trios zu setzen, wo er seinen Degen ungehindert würde ziehen können.

Auf Jelenas Bedenken nickte er und beruhigte sie: "Aber gewiss doch, Mademoiselle Schelena – wir werden walten lassen, mh, wie sagt man le tact? Die rieschtige Maß von 'öflieschkeit. Es iest gar niescht anders mögliesch, wenn man kommt aus Montaigne!" versicherte er, indem er die Hand aufs Herz legte. Ihre vertrauliche Frage dagegen ließ ihn erstaunt die Augenbrauen hochziehen, ehe er erwiderte: "Ah, rieschtieg, die amulette! Nun, womögliesch ein inspiration, ein... Eingebung..?" Heftig seinen Schnurrbart zwirbelnd murmelte der Musketier: "Als iesch die amulette nahm, es kam mir vor, als ob iesch sähe une femme. Ziemliesch groß, und Schatten rundum... doch gerade als sie siesch umdrehte zu mir – zeste! Sie war weg. Da 'abe iesch gedacht, besser die Ding niescht dort zu lassen." Er wirkte nachdenklich, nachdem er sich wieder an die Vision erinnert hatte. Die Erklärungen Jelenas zu Achternbusch quittierte er nur mit einem kurzen Nicken.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #19 am: 29.04.2021, 12:40:29 »
Es benötigte nur wenige Fragen an Passanten um herauszufinden, dass sämtliche Ämter, die die Ordnung in der Stadt aufrechterhalten sollten, im Insitutionsquartier beheimatet waren. Auf dem Weg dorthin kamen Jelena, Hannah und Louis zum ersten Mal direkt am Wachturm vorbei und gelangten aus dem Staunen kaum mehr heraus. Selbst Louis hatte ein ähnlich imposantes Bauwerk noch nie gesehen und musste zugeben, dass selbst montaignische Baumeister - selbstverständlich die besten ganz Théahs, wenn nicht der ganzen Welt - nicht in der Lage wären, so etwas zu errichten.
Das galt natürlich ebenso für diejenigen der Eisenlande, und so gesellte sich zum Staunen durchaus auch ein ungutes Gefühl, ob der Turm nicht doch jeden Moment zusammenbrechen konnte, wenn die Syrneth-Kristalle womöglich doch einmal aufhören würden zu funktionieren - schließlich konnten selbst die Gelehrten nicht so richtig sagen, auf welche Weise und warum sie das taten.

Schließlich konnten die drei sich jedoch von dem Bauwerk losreißen und betraten das Institutionsquartier. Auch dort gelangten sie im Zentrum des Viertels zu einem atemberaubenden Bauwerk, auch wenn es mit dem Wachturm in keinster Weise zu vergleichen war. Doch die Drachenkathedrale war von Menschenhand gebaut und thronte über dem zentralen Platz des Quartiers, um den herum sich auch die städtischen Ämter befanden, allen voran das Hauptquartier des Stabs des Eisenfürsten, geleitet von Wilma Probst.
Ein Stück weiter in Richtung der Stadtmauer befand sich, wie sie durch Nachfragen herausfanden, die Freiburger Universität. Und auch der Kerker Freiburgs war im Institutionsquartier zu finden.

Am Kathedralenplatz jedoch erregte ein weiteres Haus die Aufmerksamkeit der drei Besucher. Es war eher von unscheinbarer Größe, doch vor dem Haus stand ein junger Bub neben einem Stapel Papier, der beinahe so groß war wie er selbst. Immer wieder näherte sich ihm ein Passant und bekam für ein paar Münzen eines der Papiere. Welche Bedeutung das ganze hatte, erschloss sich den dreien nicht - wurden hier etwa wissenschaftliche Abhandlungen verkauft?
Ein Schild zierte das Haus mit der auch nicht gerade vielsagenden Aufschrift Freiburger Gazette.
« Letzte Änderung: 29.04.2021, 14:43:12 von Mondragor »

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #20 am: 02.05.2021, 07:01:12 »
Louis Auftritt beim Aufbruch quittierte Jelena mit einem Lächeln und winkte ab: "Ich danke für diese Aufmerksamkeit, sie ist nicht notwendig. Ich bin nur die ledige Tochter eines Fuhrmanns, aus einer Familie von ... Umherziehenden." Anschließend bervorzugte sie die Mitte des Trios, gegebenenfalls an engen Stellen sogar die Position vorne.

Für seine Zusage angemessener Zurückhaltung Fahrenbachs gegenüber dankte sie. Die Erklärung bezüglich des Amuletts mit der Eingebung schien ihr einzuleuchten, immerhin hatten er und sie beide die Visionen bei den Ruinen im Wald erfahren. "Eine ... Frau? Groß, und schattenumwoben? Vielleicht sollten wir uns das Amulett in einer ruhigen Stunde und fern von fremden Blicken noch einmal ansehen. Aber es war nicht Wirsche wie beim Tod der Kreatur, oder?", versuchte sie die weiteren Worte aufzugreifen.

Jelena hatte es besonder sschwer, sich von der eindrucksvollen Architektur (vor allem der magisch verstärkten) loszureißen. Was würde sie nur dafür geben, mehr darüber zu erfahren und das Wissen zurück nach Ussura zu bringen! Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen und fragte ihren Dievas, ob er ihr was zu den Syrneth verraten könnte und würde.

Als sie in Zentrum des institutionsquartiers den eigenartigen Verkauf von Schriftstücken entdeckten, ging Jelena direkt zu dem Buben und fragte: "Hallo Kleiner, was verkaufst du denn da?" Gleichzieitg versuchte sie einen Blick auf die Seiten oder das Deckblatt zu werfen, um die Antwort zu verifizieren.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #21 am: 04.05.2021, 00:09:44 »
"Na die Gazette!" antwortete der Junge, als würde das irgendetwas beantworten. Als er die verständnislosen Blicke Jelenas und der anderen bemerkte, fügte er langsam und laut hinzu: "Die ZEITUNG! Das Neueste vom Tage. Nur 10 Kreuzer."

Jelena, nun neugierig geworden, drückte dem Jungen die Münzen in die Hand und nahm sich eins der Exemplare. Direkt sprangen ihr die Worte:
"Das Turnier! Kunst oder Obszönität?"
in überdimensionalen Lettern ins Auge, untertitelt in kleineren Buchstaben mit:
"Handel und Gastronomie freuen sich über das Geld der Reisenden, doch es gibt auch kritische Stimmen: Zieht ein solches Waffenspektakel die Opfer des Krieges in den Schmutz?"

Offenbar enthielt das Blatt Bekanntmachungen aktueller Ereignisse - so etwas kannte die eine oder der andere in Form von Flugblättern. Dies hier schien jedoch etwas anderes zu sein: Eine Mischung aus Bekanntmachung und Kommentar. Außerdem enthielt das Blatt noch deutlich mehr Artikel als nur diesen einen, es füllte einige Seiten.
Plötzlich jedoch fiel Jelenas Blick auf etwas, was ihr unglaublich erschien:
"Träger Träge: Warum die Zeit reif ist für einen neuen Eisenfürsten."
Unter dieser Überschrift folgte ein langer Kommentar, in dem der Autor ausführlich darlegte, weshalb Niklas Träge einen miserablen Job bei der Administration Freiburgs machte und warum jeder Tag, an dem Träge im Amt verblieb, das Scheitern Freiburgs wahrscheinlicher machte. Sofort blickte Jelena sich um und erwartete, dass jeden Moment eine Einheit der Stadtwache das Gebäude umstellen würde, doch nichts dergleichen deutete sich an. Viele Bürger lasen hie und da in der Zeitung, doch niemand wirkte, als hätte er ein Problem mit einem solch verräterischen Pamphlet. Und dort: Da standen zwei Gardisten; einer der beiden deutete grinsend auf die Zeitung!

In fast jeder anderen Stadt Théahs, da war Jelena sich sicher, würde ein solches Machwerk mit Hochverrat gleichgesetzt und längst hätte die Armee das Gebäude besetzt und jeden, der dort arbeitete, in den Kerker geworfen. Wusste der Eisenfürst etwa überhaupt nichts davon?

Nachdem sie den Schock einigermaßen überwunden hatte, überflog Jelena kurz die anderen Überschriften. Vieles davon waren kurze Abschnitte, die ein bestimmtes Produkt oder einen Laden über alle Maßen lobten. Auch das erschien Jelena merkwürdig, doch sie vermutete, dass jemand dafür bezahlte, dass ein solcher Artikel erschien. Andere waren eher von lokalem Interesse und berichteten beispielsweise von einem entlaufenen Hund, der glücklicherweise und durch die "heldenhafte" Mithilfe eines Mitbürgers wieder seinen Weg nach Hause gefunden hatte, oder vom sechzigsten Geburtstag, den ein respektiertes Mitglied der Gesellschaft feierte.

Ein paar der Artikel fielen der Ussurerin ins Auge: Im Wirtschaftsteil war von heftigen Kontroversen die Rede, da die atabische Handelskompanie Sklaven in die Stadt importieren wollte. Im Wissenschaftsteil wurde von Drohungen gegen die Universität gesprochen, die in den Wahrheitspapieren einen allzu häretischen Artikel veröffentlicht haben solle. Und der Kulturteil berichtete außer über das Turnier auch über das neue Stück Jean Lemaires, das im Sylvester Schauspielhaus seine Premiere hatte.
« Letzte Änderung: 07.05.2021, 00:06:58 von Mondragor »

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #22 am: 06.05.2021, 13:52:40 »
"Ah, das zu sagen – absolument unmögliesch! Iesch sah sie nur von 'inten und von die Seite" bedauerte der Montaigner mit einem Schulterzucken, nickte dann aber: "Bien sûr! Iesch versteh niescht viel von derlei 'exerei, vielleischt seht Ihr mehr." Auf dem weiteren Weg achtete er darauf, den beiden Frauen mögliche Zudringlichkeiten etwa in Form von Bettlern, Hausierern und anderen unverschämten Zeitgenossen energisch vom Hals zu halten. Dieweil wanderten seine Blicke auch zur Genüge über die Sehenswürdigkeiten der Stadt, die ihm das eine oder andere wohlgefällige Nicken entlockten, wiewohl diese – naturellement – nicht mit den höchsten Errungenschaft Montaignes mithalten konnten.

Deutlich weniger begeistert zeigte er sich von den Zeilen, die sie in der spontan erworbenen Zeitung zu lesen bekamen. "Mon dieu... wie despektierliesch! Wäre iesch diese Monsieur Träge, iesch würde mir derlei niescht bieten lassen!" Sichtlich schockiert murmelte er in seiner Muttersprache vor sich hin. Einzelne Worte wie "parbleu" oder "incarcérer" ließen allerdings auf seine Empörung schließen. Endlich fielen seine Augen auf einen weiteren Artikel, und er zwirbelte seinen Schnurrbart, wobei sich seine Miene aufhellte. "Was sehe iesch da? Eine Stück in die théâtre? Ah, la culture, enfin!" Indem er die Zeilen überflog, runzelte der Musketier die Stirn. "Alors... Jean Lemaire. Nach dem, was man über ihn 'ört, die Aufführung dürfte siescherliesch... provocant sein."
« Letzte Änderung: 08.05.2021, 13:54:23 von Louis de Fromage Puant »

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #23 am: 12.05.2021, 19:05:15 »
Da nun sichergestellt war, dass sie unter sich waren, konnten sie frei heraus sprechen. Friedrich setzte sich an den Tisch und hörte dem kurzen Austausch zwischen Erich und Sigmund zu. Es wurden direkt Nägel mit Köpfen gemacht. Erich verlor keine Zeit, erklärte ohne große Umschweife warum sie in der Stadt waren und bot seine, oder besser, ihre Hilfe an. Ja, eine Hand wäscht die andere. Natürlich waren sie bereit hier auszuhelfen, denn ihre Forderung und Bitte war auch nicht ganz ohne. Sigmund fand es ziemlich lustig, dass sie nicht genau wussten, wie weit die Kunde um Roswitha herumgekommen war. Mit seiner Frage war er ja gar nicht so falsch. Wie viele Tage waren sie eigentlich außerhalb jeglicher größeren Städte gewesen? Friedrich wusste es nicht genau aber hielt es auch für unwichtig, das herauszufinden. Viel wichtiger war es, was sein Ordensbruder da erzählte.
"Es geht hier um mehr als Politik.", antwortete Friedrich nach dem kurzen Monolog seines Gegenübers. "Roswitha von Wirsche ist kein normaler Mensch mehr. Schon lange nicht mehr. Als Kreuzritter haben wir geschworen, das Böse und jegliche Monster zu vernichten. Es gibt vermutlich wenig auf das dieses Wort mehr passt als auf Roswitha von Wirsche." Friedrich überlegte kurz, wie viel er erzählen sollte. Er entschloss, die Wahrheit zu sagen. Sie waren schließlich im Orden und wenn sie Hilfe wollten, durften sie nicht mit Lügen anfangen. "Du scheinst gut informiert. Sicherlich hast du schon viele Gerüchte und Geschichten über die Baronie Baderbaasch gehört. Sie sind alle wahr. Baronin Baderbaasch war kein Mensch mehr, als wir sie vernichtet haben. Schwarze Magie hat sie in etwas viel Schlimmeres verwandelt. Sie hat Menschen geopfert und ihre Lebenskraft ausgesaugt, um am Leben zu bleiben." Friedrich schüttelte den Kopf und erzählte die Geschichte. Er ließ nichts von der Konfrontation mit der Baronin aus. "Wichtig ist vor allem, dass Roswitha von Wirsche für all das verantwortlich war. Wir müssen sie aufhalten und brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können. Dies ist kein politisches Problem mehr. Sie ist eine Gefahr für die gesamten Eisenlande."
Er seufzte. Es war ein großes Unterfangen und sie hatten gerade einmal angefangen. "Vielleicht sind diese Gladiatorenkämpfe das richtige, um etwas Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen." Womit er vor allem in Richtung Erich sah. "Wenn du einen hohen Platz belegst, vielleicht sogar gewinnst, dann wird man dir sicherlich viel Respekt zollen und dich anhören." Er selbst war nicht der richtige für so etwas. Doch Erich war wie geschaffen für ein solches Turnier. "Wenn du erst einmal die Aufmerksamkeit des Drachenbluts, vielleicht sogar von Niklas Träge auf diesem Weg erlangt hast, haben wir einen schweren Teil bereits hinter uns." Er wandte sich noch einmal an Sigmund. "Wir verlangen viel aber du verstehst nun sicherlich, wie wichtig unsere Mission ist. Wenn du uns irgendwie helfen kannst, nehmen wir diese Hilfe gerne an. Natürlich würden wir uns revanchieren, wie Erich bereits anbot."

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #24 am: 16.05.2021, 16:08:28 »
Bei der Erwähnung Baderbaaschs und dem darauffolgenden war Siegmund deutlich interessierter.
"Du meinst die Baronie Düster." berichtigte er Friedrich. "Die Baronin war eine geborene Baderbaasch. Und ja, ich kenne die Geschichten, das Land befindet sich schließlich nicht weit entfernt von hier.

Und ihr habt sie vernichtet?"
fügte er mit einer Mischung aus Staunen und Anerkennen hinzu. "Bitte, ihr müsst mir mehr darüber erzählen, was für eine Art von Kreatur aus ihr geworden ist. Ich werde einen Bericht dazu verfassen und ihn von unseren Eisensängern im ganzen Land verteilen lassen. Jeder Erfolg gegen die Schrecken gibt den Leuten neuen Mut."

Etwas leiser fügte er hinzu: "Es war an der Zeit, dass jemand etwas gegen Düster unternimmt, doch niemand wollte sich in IHRE Belange einmischen." Das Wort IHRE betonte der Kreuzritter mit deutlicher Ehrfurcht. "Ich hoffe für euch, dass SIE es euch nicht übel nimmt, dass ihr euch in die Belange des Waldes eingemischt habt."

Sachlicher fuhr er fort: "Woher wisst ihr, dass Roswitha von Wirsche hinter all dem steckt? Habt ihr Beweise dafür? Dann kann ich womöglich ein paar Hebel in Bewegung setzen und euch mit wichtigen Persönlichkeiten in Verbindung bringen."

Zu den Kämpfen stimmte er Friedrich bedingt zu. "Sollte einer von euch bei den Kämpfen siegen, kann euch das sicher einige Türen öffnen. Aber eher nicht beim Drachenblut, denn nach allem, was man so hört, halten sie nicht allzu viel von dem Turnier. Doch solltet ihr gewinnen, habt ihr sicherlich das Ohr der Adligen und einiger Künstler, die letztendlich für sie arbeiten. Das könnte am Ende wertvoller sein als das Drachenblut - aber glaubt nicht, dass es einfach wird, dort zu siegen; es haben sich einige Kämpfer mit Ruf angemeldet."

Erich Janina Graustein

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #25 am: 17.05.2021, 10:11:28 »
Erich lauschte den Erzählungen von Friedrich und nickte immer wieder zustimmend wenn er von dem letzten Kampf berichtete. Als dann Siegmund wieder das Wort ergriff und die beiden mit weiteren Fragen löcherte war es diesmal Erich der die Antworten gab "Nun Siegfried, was genau da aus der Baronin geworden ist kann ich dir auch nicht sagen, vielleicht kann Friedrich das etwas näher bezeichnen. Ich kann dir nur erzählen das sie ein grausames Monster geworden ist das in dunklen ritualen die Lebensenergie anderer Abgesaugt hat und sich mit Toten und Geistern umgeben hat. Sie selbst war wohl vermutlich selbst so etwas wie eine Untote oder was auch immer geworden. Das Roswitha mit darin steckt haben wir mit eigenen Augen gesehen als Ihr Geist aus den sterben Überrest der Baronin entwich. Roswitha zeigte uns kurzfristig ihre hässliche Fratze und löste sich dann in Luft auf. Mehr an Beweisen können wir noch nicht nachweisen, der Rest ist alles nur Gerüchte und Vermutungen."

Erich musste sich kurz schütteln als er das ganze noch einmal vor seinem inneren Auge so vor sich sah und sich an diese dunkle kalte Magie erinnerte die er selbst zu spüren bekommen hatte.

"Laß uns lieber mal wieder zu eher weltlichen und vor allem greifbaren Dingen kommen. Was genau müsste man tun um sich bei diesem Schauspiel an zu melden? Meinst du wirklich das es im sinne des Orden wäre wenn ich daran teilnehmen würde? Kennst du die genauen Regeln des Kampfes? Wird dort mit echten Waffen gekämpft und wird dort echtes Blut vergossen? Oder ist das alles nur ein großes Theater mit viel Kunstblut und großer Dramatik? Es wäre zumindest ein Ansatz den wir verfolgen könnten, vielleicht schaffe ich es ja wirklich dort ein wenig Aufmerksamkeit zu erlangen und somit die Türen zu gewissen Personen zu öffnen. Ich hasse zwar das ganze Getue mit den Diplomaten und den Hoheiten der Politik, aber in diesem Fall zählt das große Ziel was dahinter steckt. Und wenn das die einzige Möglichkeit ist das wir gehört werden, dann soll es halt so sein."

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #26 am: 19.05.2021, 16:12:43 »
Nachdem sie die Zeitung ausgiebig gemustert hatten, setzten Jelena, Hannah und Louis ihre Erkundung fort. Mangels besserer Ideen starteten sie ihre Suche im Hauptquartier des Stabs, denn diesem sollten die anderen Ämter wohl unterstellt sein. Zumindest eine Auskunft, wo sich das Hauptquartier der Feuer- und der Nachtwache befand, sollte man hier bekommen können.

Das Gebäude, ebenfalls am Kathedralenplatz befindlich, war für Besucher und Antragsteller an diesem Tag geöffnet, und so traten sie in den Eingangsraum. Erschrocken stellten sie fest, dass sie offenbar nicht die einzigen waren, die mit einem Anliegen erschienen waren. An der Seite des großen Raumes saßen fast zwei Dutzend Frauen und Männer auf einfachen Holzbänken, und schnell wurde klar, dass sie wohl darauf warteten, an die Reihe zu kommen.

Jelena, die vorangeschritten war, wurde von einer mürrisch dreiblickenden Dame, die hinter einem kleinen Holztisch saß, in einem gelangweilten Tonfall angesprochen: "Wenn Sie ein Anliegen haben, nehmen sie das und setzen sich, bis Sie aufgerufen werden." Gleichzeitig gab sie der Halbussurerin eine kleine hölzerne Scheibe, auf der die Zahl '57' eingeschnitzt war.

"Die Zweiundvierzig!" rief in diesem Moment ein junger Mann und hielt zur Verdeutlichung die beiden Ziffern in die Höhe. Eine junge Mutter mit einem vielleicht fünfjährigen Kind kniff die Augen zusammen, um die Schilder besser erkennen zu können, blickte auf ihre eigene Holzscheibe und sprang dann wie von der Tarantel gestochen auf.
"Ich, hier!" rief sie aufgeregt, worauf der junge Mann sie skeptisch anblickte.
"Ganz ruhig, die Dame. Schalter drei ist frei. Bitte gehen Sie dorthin!" wies er die Frau in die richtige Richtung und half mit einem kurzen Fingerzeig nach.

~~~

Siegmund nickte verständig, doch sein Blick war kritisch. "Ich zweifle nicht an dem, was ihr gesehen habt, und auch nicht daran, dass Roswitha Wirsche zu so etwas fähig sein könnte; doch das wird nicht ausreichen, um Niklas Träge davon zu überzeugen, ihr den Krieg zu erklären. Doch es gibt viele Gruppierungen, die in Freiburg etwas mitzureden haben, und wenn ihr genug von ihnen von eurer Sache überzeugen könnt, dann wird sich Träge dem kaum entgegenstellen.
Das Turnier ist dafür womöglich wirklich eine gute Opportunität. Und der Orden wird kaum etwas dagegen haben, wenn du teilnimmst. Gekämpft wird mit stumpfer oder belederter Klinge, es soll dabei keine Toten geben. Allerdings bleibt es natürlich bei einem Restrisiko, und blaue Flecken wird man sich auf jeden Fall einfangen. Es wird auch kein Kunstblut vergossen, aber es gibt Regeln, die den Sieger bestimmen.

Wenn ihr euch anmelden wollt, müsst ihr direkt zum Amphitheater im Reinhagen gehen. Dort kann sich jeder Kandidat registrieren."
« Letzte Änderung: 21.05.2021, 13:42:53 von Mondragor »

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #27 am: 20.05.2021, 16:33:04 »
Louis Augen wurden immer größer, je länger sie sich in dem Hauptquartier aufhielten. Er hatte seinen Begleiterinnen ungeachtet aller Beteuerungen, dass es unnötig sei, die Türen aufgehalten. Der Musketier nahm seine Aufgabe des Ehrengeleits offenkundig äußerst ernst und war in Sachen Galanterie wohl auch auf vertrautem Gelände. Was er hier zu sehen bekam, mutete ihm aber 'öchst ungewöhnliesch an, gelinde gesagt. Insbesondere das Verfahren mit den nummerierten Märkchen ließ ihn ungläubig den Kopf schütteln. Nachdem er irgendeinen Bauern oder einfachen Bürger barsch genötigt hatte, sich seiner guten Kinderstube zu entsinnen und für die beiden Damen beiseite zu rücken, damit sie bequem sitzen könnten, murmelte er Jelena zu: "Mon dieu, 'ier wird über'aupt niescht darauf geschaut, wer wieschtieg iest und wer niescht – es geht einfach der Rei'e nach, als sei eine gentilhomme zu vergleischen mit jedem da'ergelaufenen crétin – da iest einfach barbare!". Sichtlich indigniert zwirbelte der Montaigner seinen prächtigen Schnurrbart.

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #28 am: 21.05.2021, 12:27:24 »
Nachdem der Dievas still geblieben war im Bezug auf ihre Frage nach Syrneth gab sie diesen Gedankengang fürs Erste auf. Stattdessen widmete sie sich dem Studium der sogenannten "Zeitung". Sie war beeindruckt von der Fülle an Informationen, die man für das geringe Geld bekam. Auch wenn sie nicht alles interessierte, beneidete sie Freiburg schon jetzt um so eine Institution. Nicht mal im sarmatischen Bund hat es eine vergleichbare Freiheit gegeben. Ein wenig mulmig war ihr schon dabei, solch krasse Worte gegen die Obrigkeit mit sich herumzutragen, aber sie tat es, schließlich war sie darauf eingeschworen worden, sich nicht von Angst leiten zu lassen. Auf die Geschichte mit dem entlaufenen und wiedergefundenen Hund reagierte sie mit einem Lächeln, Louis Kommentar zu dem Theater ließ sie fragen: "Hättet ihr Interesse, das Stück zu sehen?" Mit etwas Grübeln ging sie noch einmal alle Texte durch, auch die, die für Produkte warben, um Ansatzpunkte für Möglichkeiten zu entdecken, Einfluss in dieser Stadt zu bekommen. "Das Turnier zieht wahrscheinlich zu viel Aufmerksamkeit auf sich für uns. Das respektierte Gesellschaftsmitglied mit 60 Jahren sollten wir uns merken, vielleicht können wir ihn für uns einnehmen." Und so weiter und so weiter kommentierte sie die Texte.

Den Weg zum Hauptquartier verbrachte Jelena in grübelnder Stille. So wurde sie von dem Nummernschild und Louis Auftritt überrumpelt. Im Gegensatz zum Montaigner war sie nicht gekränkt, immerhin hatte sie im sarmatischen Bund solche Gleichbehandlung (im Gegensatz zu Ussura) bereits kennengelernt. Vorsichtig versuchte sie einzuwenden: "Auch wenn ich glaube, dass hier ein Missverständnis vorliegt: Würde die Tatsache, dass manche Leute aufgrund ihrer Geburt bevorzugt behandelt werden, nicht Groll von den anderen provozieren? Warum sollte der ehrliche Handwerker sich nicht beschweren können, falls ein verdorbenes Ratsmitglied ihn um seinen Lohn für die Arbeit betrogen hat?" Entsprechend bat sie den Gentleman, die Bürger in Ruhe zu lassen, sie würde sowieso versuchen, das "Anliegen" direkt zu klären.

Und so wandt sie sich der gelangweilten Dame erneut zu und versuchte, ihr Abwechslung zu verschaffen (sobald das Kärtchenverteilen dies zuließ): "Verzeiht, wir sind nicht von hier und mit dem Prozedere nicht vertraut. Wir wollten wissen, wo die Nacht- oder Feuerwache zu finden ist. Wir wollten mit Herrn Gotfried Achternbusch sprechen. Ist dies ein Anliegen, welches es wert ist, einen dieser wertvollen Plätze zu blockieren?" Sie setzte ein entschuldigendes Lächeln auf und versuchte, entweder an die Großherzigkeit der Dame oder zumindest an ihr Bedürfnis heranzukommen, möglichst in Ruhe gelassen zu werden.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #29 am: 21.05.2021, 13:41:17 »
Die Frau blickte erneut auf: "Der Name sagt mir nichts. Die Hauptfeuerwache ist nur zwei Straßen von hier entfernt, es gibt aber eine Wache in jedem der Viertel - sonst wäre der Weg im Ernstfall zu weit. Mit der Stadtwache ist es ähnlich; das Hauptquartier ist im Stein, aber es gibt Wachtstationen in jedem der Sektoren. Wenn ihr eine bestimmte Person sucht, die dort Dienst tut, fragt ihr am besten in der jeweiligen Zentrale; die haben dort die Stabslisten."

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