• Drucken

Autor Thema: Kapitel 3: Freiburg  (Gelesen 20174 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #165 am: 29.03.2022, 03:37:39 »
Im Gegensatz zu Louis erzählte Friedrich nicht gerne von seinen eigenen Heldentaten. Er schwieg lieber und blieb bescheiden. Doch als der Montaigner den epischen Kampf erwähnte, musste er doch zustimmen und die Worte kommentieren. "Ich habe schon viele Monstrositäten gesehen, aber was aus Baderbaasch geworden ist... das werde ich nie vergessen." Es überraschte den Kreuzritter etwas, dass Werner diese neuen Informationen einfach so hinnahm. Schließlich ging es darum, dass die Anführer zweier Länder sich über Jahre in Schrecken verwandelt hatten und die Baronin nun tot war. Das war eine Sache, die so gut wie noch niemand wusste und weitreichende Folgen haben konnte. Doch als der Mann von weiteren Gerüchten erzählte, hatte der Monsterjäger und Gelehrte das Thema um Baderbaasch fast wieder vergessen.
"Es scheint, als würden in diesem Land so einige Dinge falsch laufen. Wirsche ist womöglich ein Monster, wie Baderbaasch eines war. Bluttrinker terrorisieren die Bevölkerung. Eine ganze Insel abgeschottet und vielleicht im Bündnis mit diesen Monstern. Und dann diese Leibwerkschrecken. Ich habe meine Notizen durchsucht..." Er nahm sein Buch wieder vom Tisch und befestigte es mit einer Kette an seiner Hüfte. "Von Hexen erschaffene Ungeheuer, zusammengeflickt aus den Leichen mehrerer Menschen. Ein halbes Dutzend Arme und Beine, vielleicht mehr. Zwei Köpfe. Unglaublich kampfstark und kaum aufzuhalten. Ja, gegen diese Schrecken wird Hilfe benötigt. Es sieht so aus, als könnten wir uns für den Moment zusammentun, was haltet ihr davon?" Womit er nicht nur Werner ansah, sondern auch zu seinem Freund herüberblickte und seine Meinung einholen wollte.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #166 am: 29.03.2022, 09:22:32 »
Als Werner den Ausführungen Friedrich´s folgte und diese langsam sein Bewusstsein erreichten, erbleichte er sichtlich. "Oh mann, das ist größer als ich dachte - und das erklärt natürlich das Verhalten am Hof."
Werner schaute abermals langsam in die Runde des Schankraums, schien abernichts besonderes zu bemerken und wandte sich wieder an die beiden Herren an seinem Tisch: "Ich sehe es als meine Pflicht an, gemeinsam mit euch gegen diese Aktivitäten vorzugehen. Und ich bin äußerst froh, in euch offenbar tatkräftige und erfahrene  Leute zu finden. Ich bin nach Freiburg gereist, um meinerseits Unterstützung zu finden. Aber ich hätte nie gedacht, dass dies eine so große Sache ist. Wir werden jede weitere Hilfe gebrauchen können. Ich hoffe, Herr Träge  ist uns zugetan...
Aber seid gewarnt: Ich denke, wenn eure Geschichte stimmt, weiß Wirsche von euch und hat Heinrich Dray geschickt, um euch aufzuhalten!"


Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 383
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #167 am: 30.03.2022, 13:26:59 »
"Die Fisch stinkt immer von die Kopf 'er, wie man in meiner 'eimat sagt" bemerkte Louis und brummte mit sichtlichem Abscheu: "Wenn la noblesse siesch niescht angemessen ver'ält, wer will es von la plèbe erwarten..." Die Schilderung der widernatürlichen Schrecken ließ ihn beide Augenbrauen heben. "Incroyable... 'exerei!" Neben seinem Widerwillen war allerdings auch ein gewisses Leuchten in seinen Augen zu bemerken, als die Rede von der Beinahe-Unüberwindlichkeit solcher Kreaturen war. Er streichelte einige Male nachdenklich über den Korb seiner Waffe und schien eine intime Zwiesprache mit der einmaligen Klinge zu halten.

Als er wieder aufsah, zwirbelte er seinen Bart und musterte Jagemann. "Mhhhh.... warum niescht. Wenn Ihr Eusch uns anschließen wollt, Monsieur, so sollt Ihr uns willkommen sein" urteilte er schließlich und hob sein Glas leicht an. "Es sollte mit die 'ölle zuge'en, wenn wir niescht mit dieser 'exerei und Madame Wirsche fertig werden mitsamt ihre Dray! " Indem er Friedrich und Werner zuprostete, meinte er: "Eine Wein für alle – alle gegen Wirsche!"

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #168 am: 03.04.2022, 10:24:49 »
Ratjoff schien weiterhin skeptisch: "Aber warst du es nicht, die mir gesagt hat, morgen würde mich von Stein holen und ich würde den Tag womöglich nicht überleben? Und jetzt sagst du mir, ich soll dorthin und Beweise holen? Oder habe ich das falsch verstanden?
Aber gut, den Schiedsrichter zu besuchen ist wohl nicht der schlechteste Weg. Da bin ich dabei. Das müssten wir dann aber noch heute machen. Ich frage mich nur, selbst wenn wir Beweise finden sollten: Wo sollen wir mit denen den hingehen?"


Gerade als die beiden sich überlegten, den Schankraum zu verlassen und dem Schiedsrichter einen Besuch abzustatten (vorher musste man allerdings noch herausfinden, wo dieser wohnte), waren von einem der Nachbartische lauter werdende Stimmen zu vernehmen. Erst nach einigen Augenblicken bemerkten die beiden, dass diese offenbar Ratjoff galten.
"Der Feichling had uns umen Kampf gebracht! Ich sag, wir seign ihm, dass wir sows nich mögen in Freibrg."
Das Nuscheln in der Stimme ließ bereits auf einen hohen Alkoholgehalt im Blut des Sprechers schließen, und gleich schlossen sich andere Stimmen vom gleichen Tisch an.

"Jawoll! Denkn, sie könn sich alles rausnehmen, und der kleine Angestellte ist wieder der Arsch!"

"Und dieser andre, der Graustar, einfach abgehauen isser!"

"He, dassindoch seine Kumpels da!"

Ehe sie sich versahen, drohte die Stimmung im Wirtshaus zu kippen; bereits jetzt lag eine Aggression in der Luft, die leicht zu Gewalt ausufern konnte. Etwa vierzig Leute waren im Schankraum, und fast alle hatten inzwischen auf die eine oder andere Weise Partei bezogen, wobei außer Ratjoffs Freunden die meisten sich dem Betrunkenen anzuschließen schienen. Die beiden Tische, an denen Katharina, Werner, Louis und Friedrich saßen, waren plötzlich das Zentrum der Aufmerksamkeit, und die Spannung in der Luft beinahe greifbar.

Katharina Anna Eisfeld

  • Beiträge: 136
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #169 am: 04.04.2022, 09:12:07 »
"Ratjoff du kannst mit helfen wenn wir zusammen diesen Schiedsrichter besuchen. Zu diesem von Stein lasse ich dich garantiert nicht alleine gehen, wenn Möglich versuchen wir das Treffen sogar komplett zu vermeiden. Sobald wir ein paar mehr Beweise haben, kümmere ich mich schon darum das diese dann zu der richtigen Person kommen, das soll dann nicht mehr dein Problem sein"

Als die beiden sich dann gerade erhoben um sich auf den Weg machen wollten, kahm plötzlich diese aggressive Stimmung auf und man merkte wie sich der Pöbel anfing zu positionieren. So ein Mist, das hat mir jetzt gerade noch gefehlt, Schoss es Katharina durch den Kopf. Sie trat einen Stuhl zur Seite um sich etwas Platz zu verschaffen und schnappte sich den leeren Bierkrug von ihrem Tisch "Na dann mal los Ihr Großmäuler, dann zeigt mal was Ihr drauf habt! Mal sehen ob Ihr es überhaupt mit einer so kleinen Frau wie mir aufnehmen könnt!" schrie sie lauthals, so das es noch der letzte in der Kneipe hören konnte. Wild entschlossen und zornig stellte sich Katharina vor Ratjoff und machte sich bereit dem erstbesten der es wagte sich ihr zu nähern den Bierkrug über den Kopf zu ziehen.

Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 383
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #170 am: 04.04.2022, 17:12:34 »
Im Gegensatz zu der aufgeheizten Atmosphäre schien der sonst so reizbare Louis überaus ruhig zu werden. Als sich laute Schimpfworte zu einer bedrohlichen Geräuschkulisse vermengten und alles auf eine bevorstehende Schlägerei hindeutete, leerte der Montaigner gelassen sein Weinglas, stellte es mit einer gemessenen Bewegung zurück auf den Tisch und tupfte sich mit einem anerkennenden "Niescht schlescht für eine Erzeugnis aus diese Gegend..." die Bartspitzen ab. Dann erst sah er auf, mit einer geradezu aufreizenden Langsamkeit, während seine Augenbrauen so hoch wanderten, dass sie unter seinem Hut verschwunden wären, hätte der Musketier nicht barhäuptig am Tisch gesessen. Schließlich schob er seinen Stuhl zurück, stand auf und stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch, wobei er sich mit einer Mischung aus Indignation und Geringschätzung in der Runde umsah wie unter einer Horde meuternder Kakerlaken zu seinen Füßen. "Was iest das für eine Benehmen!" rief er tadelnd.

Indem er sich stolz reckte, fuhr der Adelige fort: "Wenn eine Mann eine Ehren'andel mit uns 'at, so soll er vortreten, und iesch will ihm antworten sur le coup! Nun, wer traut siesch, wer iest Manns genug, siesch niescht feige zu verstecken 'inter eine Rotte von 'alunken?!" Der Schrei der kleinen Frau ließ ihn offenbar für einen Moment nicht weniger überrascht als den Rest der Versammlung, doch gewann er seine Fassung sehr rasch wieder. ""Non, non, Mademoiselle" meinte er mit einer knappen Verbeugung in Katharinas Richtung. "Iesch soll zusehen, wie eine zarte demoiselle belästigt wird von die Pöbel?! Impensable..!" Sein Blick wanderte kühl über die streitlustigen unter den Anwesenden. "Iesch vermute nämliesch, es wäre niescht unter die Würde der 'erren, eine derartige Geschmacklosigkeit zu begehen..." kommentierte er mit beißendem Spott.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #171 am: 05.04.2022, 08:49:18 »
Die Situation schien kurz vor dem Überkochen. Da wollte Werner nicht hinter dem Tisch eingeklemmt überrascht werden. Er erhob sich , langsam, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und positionierte sich strategisch zum nahen Hinterausgang, mit einer Wand im Rücken und etwas Freiraum vor sich. Er hatte seinen Bierhumpen mit vom Tisch genommen. Diesen leerte er nun in einem großen Zug. Dann hielt er den Raum im Blick, wog den Bierkrung in der Rechten und wartete auf den Ersten, der aufmucken würde, um diesen mit einem wohlgezielten Wurf hoffentlich direkt in das Reich der Träume zu befördern. Er bezweifelte aber, dass damit die Situation deeskaliert werden könnte und hielt deshalb den Hinterausgang als mögliche Rückzugsmöglichkeit im Auge.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #172 am: 06.04.2022, 04:11:47 »
Es war also beschlossen, dass sich Werner ihnen zumindest für eine kurze Zeit anschließen würde. Was nach dem Treffen mit Träge passieren würde, mussten sie dann sehen. Bis dahin würden sie mit ihm zusammenarbeiten. Friedrich prostete den beiden Männern am Tisch also ebenfalls zu und nickte zufrieden. "Alle gegen Wirsche!" Doch die Freude über diese Partnerschaft hielt nicht sehr lange an und die konkretere Planung weiterer Schritte musste unterbrochen werden. Der Stimmung im Gasthaus hatte er bisher nicht viel Beachtung geschenkt. Hätte er das getan, wäre ihm vielleicht schon vorher aufgefallen, dass sowohl Alkoholpegel, als auch Aggressivität in gleichem Maße angestiegen waren. Nun hatten sie ein Problem.
Anscheinend kamen sie um eine Kneipenschlägerei nicht ganz herum. Es hatten sich zwei Parteien gebildet und die Anspannung zwischen diesen war fast greifbar. Dass sich dann eine kleine Frau ziemlich aufspielte und auch Louis sich nicht halten konnte, besiegelte das Schicksal dieses Abends. Seufzend nahm sich Friedrich ein dickes Holzbrett vom Tisch und stand auf. Er legte dem Montaigner einen Moment die Hand auf die Schulter. "Du solltest langsam wissen, dass wir Eisenländer ein hartes Volk sind. Sie kann sicher gut auf sich selbst aufpassen.", erwiderte er auf die Worte des Mannes, der die wütende Frau beschützen wollte. Zwar wusste Friedrich nicht, ob sie wirklich so hart war, wie sie vorgab zu sein, aber er nahm es aufgrund ihrer Entschlossenheit und Haltung einfach an. Doch so wie er Louis kannte, würde er sich niemals davon abbringen lassen, eine Frau mit seinem Leben zu verteidigen.
"Wir sollten uns unsere Kräfte wirklich für wichtigere Dinge aufsparen. Betrunkene zusammenzuschlagen steht nicht gerade auf unserer Liste.", merkte der Kreuzritter etwas genervt an. Schade, dass Erich nicht hier war. Er hätte kurzen Prozess mit diesen Leuten gemacht.

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #173 am: 07.04.2022, 20:33:47 »
Doch es sah so aus, als würde sich Friedrichs Wunsch nicht erfüllen: Jetzt schienen sie ihre Kräfte zunächst einmal hier zu benötigen. Die Lage war ob der vollen Belegung des Schankraums unübersichtlich, die Stimmung hitzig. Friedrich meinte, dennoch mehrere Lager ausmachen zu können. Da war zum einen die scheinbare Mehrheit - sie hatte das Turnier besucht, war enttäuscht über den Ausgang, teilweise alkoholisiert und fand nun hier den perfekten Sündenbock vor. Letztlich hatten sie vermutlich nicht einmal etwas gegen Erichs Freunde und Ratjoff; doch der Frust bahnte sich seinen Weg und wollte sich Luft verschaffen.

Die zweite Gruppe bestand mehr oder weniger aus ihnen drei sowie Ratjoff und seiner Begleiterin, die sich nun relativ zentral von der Menge umrundet sah - Werner hatte zwar versucht, die Wand zu erreichen, war jedoch gegen einen Gast gestoßen, der ihn wieder zurück schob.

Außer diesen beiden Gruppen gab es allerdings auch noch einige Gäste, die einfach nur Lust auf eine zünftige Schlägerei zu haben schienen - und genau von dieser ging nun auch der erste Schlag aus, als jemand in der aufgeheizten Atmosphäre einfach einmal seinem Nebenmann die Faust ins Gesicht schlug.

Eine Schlägerei war wohl nicht zu vermeiden, und sie waren mittendrin: Sich einfach zurückzuziehen war keine ernsthafte Option.

Katharina Anna Eisfeld

  • Beiträge: 136
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #174 am: 22.04.2022, 09:50:24 »
Katharina schaute sich um und wartete bis der erste besoffene es wagte sie an zu greifen. Sie musste nicht lange warten bis der erste auf die kleine Frau los stürmte. So schnell wie er auf Katharina zu stürmte, so schnell lag er auch schon schmerzgeplagt am Boden, denn Katharina verpasste ihm einen heftigen Tritt in die Weichteile. Noch bevor der zweite realisierte was mit seinem Kumpel passiert war, schickte Katharina ihn ins Land der Träume indem sie ihm den leeren Bierkrug auf den Kopf schmertte. Jetzt war Katharina mittendrin im Tumult, von rechts und links näherten sich gleichzeitig zwei kräftige Gegner. Beide unterschätzen wohl eindeutig die Schnelligkeit von Katharina, denn sie duckte sich unter den Schlägen der beiden muskelprotze hindurch so das sich die beiden gegenseitig niederschlugen. Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte Katharina das sich einer auf Ratjoff stürzen wollte. Katharina war jedoch schneller indem sie die Abkürzung über den Tisch nahm und so dem Angreifer mit voller Wucht in den Rücken springen konnte. Das führte dazu das dieser arme Kerl sehr unsanft die Wand küsste und dort liegen blieb. Als sich dann der sechste Gegner mit erhobenem Stuhl auf Katharina stürzen wollte, schlitterte diese auf ihn zu und rutschte unter seinen Beinen hindurch um ihn dann mit einem Tritt in die kniekehle sehr unsanft zu Boden zu befördern so das dieser so hart mit dem Kopf aufprallte das er sich nicht mehr rührte. Kaum das Katharina wieder aufstand wollte ihr schon der nächste einen Stuhl überziehen. Katharina konnte sich gerade noch so wegdrehen und der Stuhl verfehlte nur knapp ihren Kopf und zerschellte dann am Kopf eines anderen. Der Angreifer schaute kurz verwirrt als er sah wie sein Kumpel gewusstlos zu Boden ging. Noch bevor er begriffen hatte was los war hatte ihm Katharina ein zerbrochenes Stuhlbein über den Schädel gezogen und ihn so ins Land der Träume geschickt. Der letzte der es wagte sich Ratjoff zu nähern sprang Katharina von hinten an und schlang ihre Arme um dessen Hals und drückte so lange und fest zu bis dieser bewusstlos zu Boden sank. Schwer atmend schaute sich Katharina dann um, um sich einen Überblick zu verschaffen wer denn jetzt noch stand und vor allem wer jetzt überhaupt noch den Mut hatte sich ihr zu nähern.

Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 383
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #175 am: 22.04.2022, 12:47:08 »
Als der Tanz losging, zückte Louis mit einer Hand seinen Degen, während er mit der anderen eine Gänsekeule ergriff, die noch auf einem der Teller lag. Indem er aufsprang und seinen Stuhl zurückwarf, verschaffte sich der Montaigner Raum. Seine Bewegungsfreiheit wiederum nutzte er dazu, mit einem kühnen Sprung auf den Tisch zu gelangen. Aus dieser erhöhten Position heraus begann er einen jeden, der ihm nahe kommen wollte, mit Tritten seiner hohen Stulpenstiefel postwendend gen Boden zu befördern. Wo ein Gegner allzu kühn wurde, ließ er die Klinge der Danseuse über die Köpfe zischen. Einem Mann zerschlitzte er zielgenau den Gürtel, um dem mit seinen rutschenden Hosen Kämpfenden ein empörtes "Sans goût! Es siend Damen zugegen, Monsieur!" zuzurufen.

Die Länge der Tafel für rasche Positionswechsel ausnutzend nagte er immer wieder mit sichtlichem Genuss an der saftigen Gänsekeule. Wann immer er den Mund nicht mit einem Bissen des zarten Fleischs voll hatte, beleidigte er seine Gegenüber mit der gewandten Eloquenz eines Edelmanns. Dem wilden Angriff eines angetrunkenen Gegners, eines wuchtigen Klotzes mit riesigen Muskeln, wich Louis mit einem kurzen Sprung aus und verwirrte den Mann sodann, indem er ihm den abgenagten Knochen mit einer Verbeugung reichte. Noch während der Trunkenbold den Knochen mit offenem Mund anstarrte, erhielt er den Degenknauf des Montaigners auf den Schädel, dass es dumpf krachte. Der Wankende wurde mit einem kräftigen Tritt in das dickste Knäuel der Kämpfenden befördert "Wenn iesch so erbärmliesch kämpfte wie Ihr, würde iesch miesch bewerben als 'ofnarr..!" schrie Louis ihm nach, als der Riese mehrere Männer mit sich zu Boden riss.

Während er sich hütete, mit seiner Waffe im Ernst zuzustechen, erhielten einige weitere Angreifer den flexiblen Stahl der Danseuse dafür sehr schmerzhaft über die Finger gezogen, die sie sich jaulend hielten. In einer kurzen Kampfpause bewegte er sich mit mehreren großen Schritten und einem weiteren Sprung auf den Nachbartisch, von dem aus er sich zu Katharina hinab beugte, um sich höflich gegen die Hutkrempe zu tippen. "Iesch 'offe, es iest Eusch niemand zu na'e getreten, Mademoiselle – iesch wäre untröstliesch!" Die Klinge seines Degens zischte währenddessen spielerisch von links nach rechts und wieder zurück, woraufhin zwei weitere Raufbolde es vorzogen, sich andere Gegner zu suchen. Der Anblick rasiermesserscharfen Stahls direkt vor der eigenen Nasenwurzel schien sie sogar durch den Alkoholnebel zum Nachdenken gebracht zu haben.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #176 am: 25.04.2022, 03:52:04 »
Dass sich Louis so eine kleine Schlägerei nicht ausreden lassen würde, war Friedrich schon klar gewesen. Doch er hatte gehofft, zumindest ein oder zwei Personen mit seinen Worten dazu bewegen zu können, gar nicht erst anzufangen. Niemand hörte auf ihn und diese Tavernenschlacht begann ungehindert und war innerhalb weniger Sekunden im Gange. Der Kreuzritter hielt sich zurück. Er hatte bereits gesagt, dass er so einen Kampf für keine gute Idee hielt. Also blieb er auf Abstand und beobachtete zumindest Anfangs nur. Wie er sich das schon gedacht hatte, konnte die kleine Eisenländerin tatsächlich sehr gut auf sich aufpassen. Auch wenn sie nicht so aussah, wehrte sie sich gegen diese Betrunkenen bestens. So gut, dass sie nicht nur einfach ein bisschen geübt hatte. Sie war sehr erfahren und es war offensichtlich, dass viele sie wegen ihrer Statur unterschätzten.
Louis ließ sich nicht aufhalten, hielt sich allerdings auch zurück und verletzte niemanden zu stark. Hier schlug er mit dem Knauf seines Degens zu und dort zerschnitt er einfach die Kleidung. So konnte man seine Gegner auch besiegen, ohne zu großen Schaden anzurichten. Friedrich war recht zufrieden, auch wenn er es lieber gehabt hätte, sie wären einfach gegangen. Leider konnte er sich selbst nicht allzulange heraushalten. Die Schlägerei war in vollem Gange und auch ihn hatte man als Ziel auserkoren. Einer der Besoffenen rannte direkt auf ihn zu. Er seufzte, trank noch schnell einen Schluck Bier und warf dann den halbleeren Krug zielgenau auf die Stirn des Angreifers. Es war kein starker Wurf gewesen, aber so besoffen wie der Typ gewesen war, hatte die Erschütterung wohl irgendetwas in seinem Gehirn außer Betrieb gebracht und so ging er direkt zu Boden und blieb reglos liegen.
Friedrich schritt zurück an die Theke und nahm sich einen weiteren Krug. In all dem Chaos konnte man schnell jemanden übersehen, sodass er aufpasste, dass seine Freunde und Mitstreiter nicht von hinten oder anderweitig versteckt angegriffen wurden. Ein junger Mann schlich sich tatsächlich an den Montaigner heran. Keine Ahnung, ob Louis den Mann noch rechtzeitig bemerkt hätte, aber mit einem weiteren gezielten Wurf eines Bierkrugs, wurde auch der Typ von seinem Plan abgebracht. Das dadurch verschüttete Bier brachte ihn dann auch noch dazu auszurutschen und sich den Kopf an einem Tisch zu stoßen. Auch er war ausgeschaltet. Anscheinend hatte Friedrich seine eigene Verteidigung außer Acht gelassen, denn ein weiterer Schläger war schon ziemlich nahe. Der Gelehrte sprang hinter den Thresen, nahm sich eine der Weinflaschen und haute sie dem Typen direkt auf den Kopf. Für den Moment war Friedrich sicher. Er beobachtete weiter und hielt sowohl einen Krug, als auch eine Flasche wurfbereit.
« Letzte Änderung: 25.04.2022, 03:52:57 von Friedrich Alfred von Dent »

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #177 am: 25.04.2022, 14:51:18 »
Werner dachte sich auf alles vorbereitet - und jetzt ging es hier auf ein Mal drunter und drüber. Seine neuen Freunde schienen aber ganz gut zurecht zu kommen.
Werner duckte sich unter einem von hinten komenden Schwinger weg, drehte sich hinter den Angreifer und beförderte diesen mit einem gezielten Schubs in die Mitte des Getümmels. Einem zweiten Mann drosch er seinen Humpen über die Rübe und hatte damit seine Position an der Hintertür gesichert und damit wieder die ursprünglich vorgesehene Rückzugsmöglichkeit für den Fall, dass die Situation zu sehr eskalierte.
Im weiteren Verlauf beschränkte sich Werner darauf, diese günstige Position zu halten, in dem er eingehende Attacken geschickt an sich vorbei in Richtung anderer Personen lenkte. Außerdem behielt er aus dieser strategisch günstigen Lage den Überblick über die Gesamtsituation in der Schänke.

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #178 am: 26.04.2022, 15:48:42 »
Auch Ratjoff ließ sich nicht lumpen und stieg in die Kneipenschlägerei mit ein (ohne zu tödlicher Gewalt zu greifen, wohlgemerkt), und so bildete sich nach und nach ein Kreis von am Boden liegenden Kneipenbesuchern um die kleine Gruppe herum. Mit Ausnahme von Friedrich, der sich betont unbeteiligt an die Bar lehnte, und nur dann und wann den Kopf zur Seite nahm, wenn ein Gegenstand in seine Richtung geflogen kam, oder einem zu Nahe kommenden Raufbold den Bierkrug über den Schädel zog, hatten Ratjoff, Katharina, Louis und Werner instinktiv eine Art Kreis gebildet, so dass niemand sich dem Quartett aus dem Hinterhalt nähern konnte.

Doch die Welle derjenigen, die es den Vieren aus dem einen oder anderen Grunde "zeigen" wollten, ebbte schnell ab und wand sich am Boden. Schließlich wurde es für einen Moment ruhig im Schankraum, als auch die letzten Raufbolde merkten, dass die Schlägerei nun wohl zu Ende war und voneinaner abließen.

Plötzlich rief jemand in der Menge: "Na, wenn DAS kein Ersatz für den ausgefallenen Kampf war, dann ..." - und mit einem Mal löste sich die Anspannung in einem grölenden Jubel, der den ganzen Schankraum erfüllte. Alle - auch die nun langsam wieder torkelnd auf die Beine kommenden - stimmten darin ein, und nun waren es Schulterklopfer und Bierduschen, die auf die (sofern sie nicht ortskundig waren) verdutzten fünf zufällig Verbündeten einprasselten.

Katharina Anna Eisfeld

  • Beiträge: 136
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #179 am: 30.04.2022, 09:51:53 »
Im ersten Moment war Katharina zwar auch etwas überrascht, doch dann musste sie ebenfalls lachen und sie nahm eine deutlich enspanntere Haltung an. Indem sie dem letzen Typ die Hand reichte den sie kurz zuvor noch zu Boden geschickt hatte meinte sie dann "Ja Ihr habt euch nicht schlecht geschlagen, und ja das tat gut sich mal wieder etwas aus zu toben"

Nachdem sich die Lage dann wieder beruhigt hatte und sich alle wieder mehr oder weniger beruhigt hatten und sich wieder an die Tische verzogen hatten wendete sich Katharina an die anderen die jetzt noch etwas ratlos mitten im Raum standen "Ihr seid also die Freunde von diesem Graustein? Ich bin Katharina" mit einem frechen Grinsen auf den Lippen meinte sie dann noch zu Louis "Ich Glaube nicht das einer der Trunkenbolde mir hätte jemals zu nahe kommen können, aber schön das du dir Sorgen um mich gemacht hast. Hast dich ja auch gut geschlagen. Sieht so aus wie als ob du nicht nur eine scharfe Zunge hast, sondern auch noch eine scharfe Klinge. Aber so wie du sprichst und so wie du aussiehst, bist du wohl nicht wirklich von hier"
Dann wandte sie sich wieder an alle "Was meint Ihr? Wollen wir uns nicht erst einmal setzten und noch was Trinken und vielleicht noch eine Kleinigkeit Essen? So eine Kneipenschlägerei macht hungrig und durstig. Und vor allem habe ich das Gefühl das wir auf jeden Fall noch etwas zu bereden haben."

  • Drucken