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Autor Thema: Kapitel 3: Freiburg  (Gelesen 20245 mal)

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Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #225 am: 22.08.2022, 23:47:04 »
Kaum hatte Louis diese Frage ausgesprochen, traten zwei Männer von der gegenüberliegenden Seite in den Raum, wo einige Einrichtungsgegenstände offenbar eine Tür verbargen: Der eine war Werner Jagemann, der andere ein beleibter Edelmann, der auf den ersten Blick wie der jüngere Bruder von Steins wirkte, doch dessen Gesichtszüge bei näherem Hinsehen doch keine Ähnlichkeiten zu denen ihres Gastgebers zeigten.

"Achim!" entfuhr es von Stein. "Was machst du denn hier?" - besann sich dann aber angesichts der Zuschauer eines Besseren und fügte an: "Wir wollten die Sache doch unter vier Augen besprechen. Ich bin gleich hier fertig, dann komme ich."
Der andere jedoch ließ sich nicht so einfach abkanzeln.
"Walter Ignazius von Stein! Es reicht jetzt endlich, dieses Versteckspiel muss aufhören! Sieh doch, wie es uns beiden zusetzt - du bist schon ganz abgemagert!" (Die Umstehenden konnten nur mit Mühe ein Grinsen unterdrücken, als sich vor ihrem geistigen Auge das Bild eines von Stein bot, der weniger abgemagert aussah.)
"Ich habe es satt; ganz Freiburg soll meinetwegen erfahren, dass Walter von Stein und Achim zu Castell ein Paar sind. Schließlich haben die Zeiten sich geändert, die Vaticinische Kirche hat hier nichts zu melden und wir könnten ein Vorbild für all die anderen sein, die sich vor der Welt verstecken.
Dieser Mann hier"
- er deutete auf Werner - "möge er auch schlicht sein, hat mir die Augen geöffnet. Das Leben ist zu kurz, um sich zu verstellen. Wo er herkommt, in Wirsche, wird die Bevölkerung von Bluttrinkern und anderen Schrecken terrorisiert. Und wir hier in Freiburg, in Sicherheit und Reichtum, sind zu feige, um die Wahrheit über unsere Beziehungen zu sagen?"

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #226 am: 11.09.2022, 05:23:53 »
Erleichtert nahm Friedrich wahr, dass Von Stein seinen Worten nicht nur lauschte, sondern diese auch noch positiv aufnahm. Allerdings forderte er weitere Informationen, was man ihm nicht verübeln konnte. Das hier war eine harte Verhandlung. Sie wollten nicht zu viele Informationen preisgeben, aber der Adlige wollte sie auch nicht einfach so unterstützen. Friedrich nickte also, als Louis zumindest einige Dinge erzählte. Vermutlich nicht genug für ihren Verhandlungspartner, weshalb er selbst noch einmal mit ein paar Informationen nachrückte. "Sie können sicher verstehen, dass wir an dieser Stelle nicht alles erzählen können.", versuchte er Von Stein etwas zu beruhigen. "Heinrich Dray hat unserer Information nach mit der Sache nichts zu tun." Er wählte seine Worte mit Bedacht, wollte, wie schon zuvor, nicht zu viel erzählen.
"Wir wissen aus sicheren Quellen, dass Wirsche eine Bedrohung für alle Eisenlande ist. Sie ist... ein Monster. Das meine ich nicht im metaphorischen Sinne. Außerdem wird die Bevölkerung einer ganzen Insel von Bluttrinkern terrorisiert und Leibwerkschrecken treiben ihr Unwesen." Vielleicht hatte er zu viel gesagt. Dem Adligen mochten diese Begriffe allerdings sowieso nicht viel sagen, was gut für sie war. Es sollte aber genug Druck erzeugen. "Davon abgesehen sprechen wir für uns." Von ihrer geheimen Mission und ihrem Anführer konnte er wirklich nichts erzählen.
Als dann bemerkt wurde, dass Werner anscheinend ohne ein Wort verschwunden war, fluchte der Kreuzritter. "Verdammt!", murmelte er zu sich selbst. Doch im nächsten Moment gab es eine Überraschung. Geduldig hörte Friedrich dem Mann namens Achim zu. Ein Grinsen unterdrückend, versuchte er die Situation für sich zu nutzen. "Nun, wir haben ihn schon über die Bluttrinker und Leibwerkschrecken aufgeklärt. Doch diese sind nur das geringste Problem. Wirsche selbst ist die größte Bedrohung. Ich wünsche ihnen und ihrer Beziehung alles Gute für die Zukunft, wirklich, aber wir müssen uns hier um die Zukunft des Landes kümmern. Wir brauchen ihre Unterstützung!", womit er Von Stein eindringlich ansah.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #227 am: 11.09.2022, 15:06:55 »
Von Stein wirkte nicht gerade glücklich, als Werner mit seinem Gesprächspartner den Raum betrat und dieser dann auch noch die Bombe platzen ließ. Ein wenig erleichtert war er aber offensichtlich, als Friedrich die ganze Geschichte nur mit einem Nebensatz und einem guten Wunsch abtat. Friedrich meinte durchaus, etwas Dankbarkeit in den Augen des Adligen zu sehen.

Dann jedoch kam er wieder auf das eigentliche Thema zu sprechen. "Leibwerksschrecken! Bluttrinker! Und Baronin Wirsche ein Monster?" Er zögerte einen Augenblick, sprach dann ruhig weiter. "Es ist nicht so, als gäbe es nicht Gerüchte, die genau in diese Richtung gehen. Die entscheidende Frage ist: Habt Ihr Beweise für diese Anschuldigungen? Oder mit eigenen Augen gesehen, wie Wirsche sich in ein Monster verwandelt? Und wenn Dray mit der Sache nichts zu tun hat: Wieso kommt er genau in diesem Moment nach Freiburg? Das scheint mir ein großer Zufall zu sein.

Aber wenn es so ist, wie ihr sagt, dann bin ich bereit voranzuschreiten und im Rat für Eure Sache zu sprechen. Es braucht nun starke und mutige Anführer, die den Bürgern Freiburgs Halt geben. Dennoch: Alles, was Ihr an Beweisen bringen könnt, kann die anderen Ratsmitglieder überzeugen helfen."


Achim zu Castell, dessen Blicke in den letzten Minuten von einem zum anderen gingen und der etwas Zeit benötigt hatte, um zu verstehen, worum es in dem Gespräch überhaupt ging, schaltete sich nun ebenfalls in das Gespräch ein.
"Wenn das, was Ihr sagt, stimmt, geht von Wirsche eine weitaus größere Bedrohung aus, als wir alle befürchtet hatten. Darüber muss ich mit meiner Mutter sprechen. Am besten jedoch kommt ihr mit mir zu ihr und berichtet selbst darüber, was Ihr herausgefunden habt. Doch ich muss Euch warnen, sie ist auf mich im Moment nicht besonders gut zu sprechen - denn das, was Ihr vorher gehört habt, habe ich ihr gestern erzählt."

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #228 am: 14.09.2022, 16:03:24 »
Türen zu geheimen Kabinetten, verborgene Hebel hinter Wandspiegeln und derlei konnten Louis als Angehörigen des montaignischen Adels nicht verblüffen – wo er herkam, galt es geradezu als Verstoß gegen die aktuelle Mode, nicht über das eine oder andere Spielzeug solcher Art im familieneigenen Château zu verfügen. Sehr viel überraschender für den Musketier kam allerdings allem Anschein nach die Offenbarung Achim zu Castells. Louis' Augenbrauen wanderten so weit in die Höhe, dass sie unter seinen sorgfältig ondulierten Locken verschwanden. Er klappte einige Male den Mund auf und zu, blinzelte, schluckte dann offenkundig herunter, was er auf der Zunge gehabt hatte, und verbeugte sich nach höfischem Brauch vor dem Neuankömmling. "Mademoi... pardon. Monsieur..." stotterte er in ungewohnter sprachlicher Unbeholfenheit, räusperte sich und nahm dann Zuflucht zu einem betont neutralen Gesichtsausdruck, der besagte, dass er wild entschlossen war, der Etikette genüge zu tun und nicht durch die geringste Kleinigkeit den Eindruck zu erwecken, er sei durch irgendetwas auch nur ansatzweise... irritiert.

Zu seiner nicht unbeträchtlichen Erleichterung bot sich kurz darauf die Gelegenheit, sich wieder auf das Gespräch und damit auf ernste, aber unverfängliche Themen zu konzentrieren. "Monsieur de Dent kann diese Dinge savamment schieldern, Messieurs. Iesch bin eine Mann mit wenig Bildung, was Leib'euschrecken und dergleischen angeht" räumte er ein. "Doch iesch kann Euch versieschern, dass wir mehr als einer Bestie bereits in die Auge geblinzelt 'aben." Wobei er auf den Knauf der Danseuse klopfte, als könne die edle Klinge seine Worte bestätigen. "Die Rolle, welsche diese Monsieur Dray spielt, iest mir allerdings auch noch ziemliesch... wie sagt man mystérieux? Schleier'aft?" In Richtung von Castells verbeugte er sich nochmals höflich, sah dem Mann allerdings standhaft auf die Schulter, als er sagte: "Es wird uns unzweifel'aft ein große Ehre sein, von Madame empfangen zu werden."

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #229 am: 18.09.2022, 15:02:33 »
Katharina war von der aktuellen Situation etwas überrascht. Sie war sich nicht sicher wie sie jetzt reagieren soll. Sie wusste schon immer das die adligen oft merkwürdig aggierten und komische Sitten pflegten, aber solch abartiges Verhalten hatte sie dann doch nicht erwartet. Aber da die anderen das Thema nicht Ansprachen und schnell das Thema wechselten hielt Katharina sich auch zurück und wollte die Situation jetzt nicht gefährden. "na dann sollten wir unser Glück wohl mal bei der Werten Mama versuchen" war das einzige was Katharina für den Moment von sich gab.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #230 am: 11.10.2022, 17:23:04 »
Castell blickte vor allem Katharina mit einem Stirnrunzeln an. "Es wird einige Zeit dauern, bis ich einen Termin für ein Gespräch erhalte." sagte er, um nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, als würde man von hier direkt zu seiner Mutter gehen. "Vielleicht schaffe ich es, in den nächsten Tagen etwas zu arrangieren. Bis dahin müsste ich wissen, wo ich mit euch Kontakt aufnehmen kann."
Nach einem etwas kritischeren Blick fügte er hinzu: "Es wäre vielleicht besser, wenn einige von euch vorher einen Schneider aufsuchen würden. Frau von Castell ist von altem Schlag, sie legt großen Wert auf die äußere Erscheinung." sagte er wenig diplomatisch.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #231 am: 14.10.2022, 09:42:07 »
"Es spriescht sehr für Madame" meinte Louis mit einem würdigen Neigen des Hauptes. "In meine 'eimat wir sagen: Du biest, was du an'ast. Eine tadellose extérieur iest unverzieschtbar, wenn man gelten wiel als civilisé." Nach einem kurzen Blick zu Katharina, der kaum minder kritisch ausfiel als der von Castells, fügte er hinzu: "Es wird uns eine plaisir sein, Madame unsere Aufwartung zu machen." Indem er seinen Hut schwenkte, ohne ihn indes gleich wieder aufzusetzen wie ein Barbar, erkundigte sich der Musketier bei dem Gastgeber: "Würdet Ihr wohl die Güte 'aben, uns eine gute Schneider zu nennen? Leider sind wir noch niescht gut bekannt in die Stadt. Und iesch möchte meine Zeit niescht mit eine personne incapable verschwenden – es gibt da noch eine gewisse Monsieur Fahrenbach, mit die iesch 'abe die eine oder andere 'ühnschen zu zerreißen..."
« Letzte Änderung: 14.10.2022, 09:42:25 von Louis de Fromage Puant »

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #232 am: 16.10.2022, 15:37:40 »
Sowohl von Stein als auch sein Gefährte nickten wohlwollend, als Louis zeigte, dass zumindest einer ihrer Gäste über ein ähnliches Stilbewusstsein verfügte wie die beiden. Von Stein wollte gerade etwas auf Louis' Frage nach einem Schneider entgegnen, als dessen Erwähnung Fahrenbachs ihn wieder zum Schweigen brachte. Er zögerte einen Augenblick und suchte den Blick Achims, bevor er etwas sagte.

"Ihr scheint das Bedürfnis zu haben, in jedes Wespennest zu greifen, das Ihr finden könnt. Mutig, ja - ob es klug ist, steht auf einem anderen Blatt. Ich kann Euch nur raten, seid vorsichtig, wenn Ihr euch mit Thomas von Fahrenbach anlegt. Ich vermute, Ihr wisst, in welchem Gewerbe er tätig ist; doch sein eigentlich Gewerbe ist, sagen wir, das einer Reinigungskraft. Er sammelt Schmutz jeder Art, doch entsorgt er diesen nicht, wie es eine normale Reinigungskraft tut - er bewahrt ihn auf. Und es mag sein, dass Monate oder sogar Jahre später, derjenige, dessen Schmutz es ursprünglich einmal war, einen Besuch von Thomas von Fahrenbach erhält mit dem Vorschlag, doch diese oder jene Entscheidung im Rat zu blockieren, oder sich aus diesem oder jenem Geschäft herauszuhalten - sonst könnte es vorkommen, dass der Schmutz wieder unter dem Teppich hervorgekehrt wird.
Doch eines versteht Fahrenbach nicht: Spaß, wenn jemand seinen Vorschlägen nicht nachkommt. Er hat auf diese Weise ein beträchtliches Vermögen und viel Einfluss gesammelt, und er ist nicht erpischt darauf, etwas davon wieder abzugeben. Und bei diesem Spiel von Fahrenbach geht es um höhere Einsätze - für ihn gibt es nur Sieger und Opfer.

Doch ich habe Euch schon zuviel erzählt - dank meiner Veranlagung konnte Fahrenbach bisher nicht wirklich Schmutz über mich sammeln; und ich habe nicht vor, dass sich daran etwas ändert."


Nach einer kurzen Pause hellte sich seine Miene jedoch wieder auf.
"Einen Schneider sucht Ihr! Nun, im Greifenviertel gibt es natürlich einige gute, fragt dort einfach auf dem Markt. Doch wenn Ihr einen wirklich edlen Stoff wollt, dann geht zu Monsieur Charles le Camp-Champ, der im Reinhagen seinen Salon hat. Ich kann ein gutes Wort für Euch einlegen, dann empfängt er Euch. Aber ich bitte Euch: Macht mir keine Schande! Es wäre ein Drama, wenn Charles mir in Zukunft seine Dienste verwehren würde. Er ist teuer, aber er ist jeden Gulden, Groschen oder Centime wert."

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #233 am: 19.10.2022, 14:20:13 »
"Viel von die Feind – viel von die Ehre, wie es 'eißt so schön in meine 'eimat, Monsieur de Stein" gab der Montaigner mit einem selbstbewussten Zwirbeln seiner Bartspitzen zurück. "Iesch 'abe bereits davon ge'ört, was er treibt, meine 'erren, und iesch fürschte, iesch kann eine derartige Ver'alten niescht dulden." Sein Grinsen wurde grimmig. "Also wir werden sehen, ob Monsieur noch Ehre in seine Leib 'at oder niescht. Alors, iesch werde bald wissen, woran iesch bien mit Monsieur..." Bei der Anspielung auf von Steins 'Veranlagung' räusperte er sich unbehaglich, nickte jedoch, wobei er energisch mit dem Unterarm die Krempe seines Federhuts polierte.

"Alors..." begann er gedehnt, machte aber sogleich auch wieder eine erfreutere Miene, da man sich unverfänglichen – und einem Montaigner sozusagen ureigenen – Themen widmete. "Monsieur le Camp-Champ... doch niescht etwa die berühmte ewige Konkurrent von Rodolphe Marteau de Mousse?!" erkundigte er sich begeistert. "Iesch werde Eusch 'öchst dankbar sein für Eure recommandation. Seid versieschert, dass eine gentilhomme de Montaigne weiß, wer Charles le Camp-Champ iest und was seine Arbeit wert iest!"
« Letzte Änderung: 19.10.2022, 14:20:38 von Louis de Fromage Puant »

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #234 am: 19.10.2022, 16:57:13 »
Katharina hielt sich bei dem ganzen Thema Mode dezent im Hintergrund. Ihrer Meinung nach musste Kleidung vor allem praktikabel sein, von den ganzen Rüschen, Federn und anderem Schmuck hielt sie nicht viel. Vor allem fragte sie sich aber auch wer vor allem das bezahlen sollte, und ob sie da auch überhaupt mit hin sollte zu dieser Dame, denn Katharina hatte garantiert keine passende Kleidung für einen solchen Auftritt, ganz zu schweigen davon das sie überhaupt kein Geld hatte um sich so etwas zu leisten.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #235 am: 20.10.2022, 15:27:26 »
"Ein Connaisseur der Modewelt!" jauchzte von Stein begeistert. "Und aus der Montaigne noch dazu. Wir müssen uns unbedingt über die neuesten Trends des Modesalons von Charouse unterhalten. So sehr ich eisenländischer Patriot bin, auf diesem Gebiet muss ich neidvoll eingestehen, dass wir Eurer Nation gnadenlos hinterherhinken."

Er besann sich jedoch und schlug dann vor, dieses Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt zu führen. Für ihr aktuelles Anliegen würde er einen Boten zum Geschäft des Schneiders - oder vielmehr Modezaren - senden, der ihr Kommen ankündigen würde.

"Wo kann ich Euch kontaktieren, sobald ich einen Termin bei meiner Mutter ergattern konnte?" fragte von Steins Partner noch, bevor sie schließlich das Haus des Adligen verließen und sich die nächsten Schritte überlegten.

"Ich danke Euch vielmals für Eure Unterstützung in dieser Sache." begann Ratjof. "Doch wenn Ihr mir verzeihen mögt, mit Euren weiteren Untersuchungen habe ich nicht wirklich etwas zu tun. Ich hoffe, Ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich mich von Euch verabschiede. Es scheint ja, als hätte von Stein es nicht, oder zumindest nicht mehr, auf mich abgesehen."

Und auch Werner Jagemann ging vorerst seiner eigenen Wege. "Solche Gespräche sind nichts für mich. Und auch für einen Besuch bei der alten Dame bin ich nicht gemacht. Ich denke, ich versuche zunächst einmal, mich in der Stadt hier zurechtzufinden; vielleicht kann ich ja auf anderem Wege noch etwas in Erfahrung bringen. Aber wenn Ihr etwas Konkretes gegen die Übel unternehmen werdet, das meine Heimat im Griff hält, meldet Euch gerne wieder bei mir."

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #236 am: 21.10.2022, 13:58:49 »
Geschmeichelt senkte der Montaigner den Kopf und räusperte sich. "Ah, Monsieur sind zu gütig – iesch bien nur eine einfache Bewunderer..." meinte er, strich sich dabei aber mit breitem Lächeln über den Bart, das von großer Zufriedenheit zeugte. "Natürliesch bien iesch gern bereit, meine bescheidene Wissen in eine conversation aufzufrischen." Dass von Stein völlig recht hatte, was die eisenländische Rückständigkeit in Sachen Mode anging, war für ihn als Patrioten ausgemachte Sache, doch verbot die Höflichkeit, die Worte des Gastgebers zu bestätigen. Daher nahm er mit einer angedeuteten Verbeugung die Einladung an, dieses hochinteressante Thema zu einem geeigneteren Zeitpunkt zu vertiefen.

Nachdem man die Adresse des Gasthofs für weitere Kontakte hinterlassen hatte, wandte er sich draußen sichtlich bester Laune an Katharina. "Iesch konnte niescht um'in, in Eure Miene eine gewisse Sorge zu lesen, Mademoiselle. Sollte Eusch dies erleischtern, erdreiste iesch miesch, Eusch einzuladen. Iesch bien siescher, Eure Anblick in eine création von le Camp-Champ wird eine Freude sein, die wert ist jede... ah, wie sagt man, Aufwendung..? " Er begleitete die Erwähnung der finanziellen Seite mit einem nachlässigen Handwedeln, das zu besagen schien, wie wenig ihm die Kosten selbst eine Damenkleids aus der Hand des berühmten maitre zu bedeuten schienen.

Ratjoffs und Werners Abschiede quittierte Louis mit ernstem Blick. "Man kann niescht verlangen, dass Ihr uns weiter'in begleitet, Monsieur" sagte er zu dem ersteren, ehe er ihm zum Abschied alles Gute wünschte. Werner dagegen musterte er eine Weile, ehe er versprach: "Wir werden es Eusch wissen lassen. Bis da'in ge'abt Eusch wohl, Monsieur."

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #237 am: 22.10.2022, 09:59:15 »
Katharina hat in ihrem Leben gelernt das man nichts geschenkt bekommt und das alles früher oder später seinen Preis fordert, von daher weiß sie im ersten Moment nicht so richtig wie sie auf das Angebot von Louis reagieren soll. Man kann ihr Ansehen das diese Situation gerade etwas unangenehm für sie ist und sie lange am überlegen ist wie sie darauf reagieren soll "Nichts wird einem im Leben geschenkt, also sag mir lieber gleich und direkt was du dafür als Gegenleistung von mir haben willst"

Um ihre vielleicht doch etwas zu schroffe Antwort etwas ab zu mildern versucht sie direkt das Thema zu wechseln "Ich hätte noch ein paar Dinge zu erledigen bevor wir uns um das Thema Kleidung zu kümmern. Ich weiß nicht was die Herren jetzt noch so vor haben, aber ich würde nun gerne noch ein paar Kleinigkeiten mit jemandem besprechen wollen. Jedoch muss ich erstmal schauen wann und wo ich ihn genau treffen kann "

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #238 am: 28.10.2022, 15:43:14 »
Ein wenig indigniert ob der – leider! – hierzulande allzu bäurischen Sprache hob der Musketier auf Katharinas Einwand die Augenbrauen. Dennoch war er selbst fest entschlossen, sich, noch zudem einem weiblichen Wesen gegenüber, als vollendeter Kavalier zu erweisen. Daher ging er über das irritierende Du hinweg, das in dieser Gegend offenbar bis auf ein paar kultivierte Menschen ein jeder gebrauchte. "Mademoiselle Catherine," meinte der Montaigner lediglich in tadelndem Ton, "iesch will niescht 'offen, dass Ihr miesch für eine Krämer 'altet, die Münzen zählt?! Das wäre niescht würdig für eine Mann von edlem Blut - wenn Ihr wäret keine Frau, iesch müsste in die Tat meine Degen zücken sur le coup!"

Eine großartige Geste unterstrich nochmals, wie unwichtig ihm pekuniäre Seite der Angelegenheit war. "Ihr könnt also vollständig ru'ig sein, iesch 'abe keinerlei Absiescht, außer zu sorgen, dass Ihr gekleidet seid ayant du chic, wenn wir besuchen Madame. Das sind wir unsere Ruf schuldig." Sein Blick ging an der jungen Frau auf und nieder. "Denn wenn Ihr mir erlaubt, Mademoiselle... Eure garde-robe iest... nun, niescht sortable. Niescht angemessen für eine demoiselle bei eine Empfang."

Er zwirbelte seinen Bart, dachte nach und nickte schließlich. "Mh... bon. Dann wir treffen uns bei die maitre direkt, damit er sein magie bei Eusch wirken kann? Wie lange benötigt Ihr für Eure Vor'aben?"

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #239 am: 30.10.2022, 15:46:51 »
"Nicht lange." war die knappe Antwort Katharinas, bevor sie sich verabschiedete und sich auf den Weg zu ihrem Kontaktmann machte. Ohne Umwege gelangte sie zum geheimen Quartier der Vagabunden und auf das vereinbarte Zeichen von ihr wurde ihr aufgetan.

Nachdem sie ausführlich geschildert hatte, was sie während des Turniers beobachtet und hinterher herausgefunden hatte, nickte ihr namenloser Gastgeber anerkennend.
"Ich bin beeindruckt." begann er, "Du hast Scharfsinn bewiesen, Mut und die Bereitschaft, mit anderen zusammenzuarbeite, die zumindest zeitweise ein ähnliches Ziel verfolgen. Frauen wie du sind gefragt, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen. Willkommen bei Los Vagabundos!"

Nachdem ein paar wenige Formalitäten erledigt worden waren,[1], fuhr ihr Kontakt fort.
"Wie du weißt, ist es nicht unsere Aufgabe Wettbetrug aufzudecken. Das war offensichtlich nur ein Test deiner Fähigkeiten. Unser Ziel ist nichts geringeres als sicherzustellen, dass die Nationen Théas gut regiert werden. Aber das weißt du natürlich, sonst hättest du dich nicht angestrengt, uns beizutreten. Lange genug haben wir zugesehen, wie die Eisenlande sich als ein zerstrittener Haufen Fürstentümer gerieren, die stärker damit beschäftigt sind, sich untereinander zu zanken, als das Wohl der eigenen Bevölkerung zu mehren. Das muss endlich ein Ende haben - und wir sind bereit, in eine aktivere Phase einzutreten, um an diesem Ende mitzuwirken.

Kurz gesagt: Die Eisenlande benötigen wieder einen Anführer - oder eine Anführerin. Es muss eine würdige Person sein, die die Streitigkeiten beendet und das Wohl der Menschen wieder in den Vordergrund stellt. Es gibt mehrere Kandidaten, die Los Vagabundos unterstützen könnte - doch wir müssen sicherstellen, dass diese unserer Hilfe auch würdig sind.
Einer der Kandidaten ist Niklas Träge, und du, liebe Katharina, wirst uns helfen, ihn besser einzuschätzen. Sorge dafür, dass du uns mehr über ihn erzählen kannst: Kümmern ihn die Probleme der Menschen, die er regiert? Wie verhält er sich in unterschiedlichen Situationen? Und denke daran: Wir spielen auf lange Sicht. Sei sorgfältig, es geht nicht um vorschnelle Urteile!"


Nachdem Katharina noch Fragen zu Details ihrer Mission klären konnte, begab sie sich auch schon wieder auf den Weg zu dem Schneider, den ihr vorheriger Gastgeber ihnen genannt hatte. Dort traf sie auf Louis und Friedrich, die sich bereits mit dem Herrn des Hauses bekannt gemacht und ihm die Empfehlung von Steins überbracht hatten.
Camp-Champ war ein missmutig und griesgrämig dreinblickender, schlanker Mann, den sie sofort wiedererkennen würde: Seine Augen wurden von einem Paar merkwürdig dunkel gefärbter Augengläser so sehr versteckt, dass es Katharina beinahe unangenehm war; schließlich war dadurch das Fenster zu seiner Seele, die Augen, komplett für sie geschlossen. Dazu trug er sein fast schlohweißes Haar in einem akkurat gebundenen Zopf nach hinten, was ihm zusammen mit seinem schwarzen Anzug ein beinahe karikaturartiges Aussehen verlieh. Die drei Besucher kamen jedoch nicht umhin, die Eleganz, die sich in dieser doch so einfachen Garderobe zeigte, zu bewundern.

Als Camp-Champ zu sprechen begann, überschlugen sich seine Worte beinahe vor Ungeduld - er wirkte wie ein Gehetzter.
"Soso, von Stein schickt Euch also - und was hat er mit Euch vor? Soll ich Euch einkleiden? Als wäre meine Zeit nichts wert, und ich könnte unentwegt neue erschaffen. Jean Lemaire muss die neuen Kostüme zur Uraufführung seines Stücks fertig haben, die neue Kollektion wird erwartet."
Der Modeschöpfer sprach in einem starken montaignischen Akzent, den Louis jedoch überhaupt nicht zuordnen konnte. Er kam dem Montaigner stark übertrieben vor, als ob der Mann absichtlich zeigen wollte, woher er stammte.

Jetzt erst erblickte Camp-Champ Katharina, die inzwischen zu den anderen gestoßen war, und erblasste. "Mon dieu!" entfuhr es ihm. "Sagt nicht, dass ich sie in etwas Vorzeigbares verwandeln soll! Auch ein Camp-Champ kann keine Wunder wirken!"
 1. Du kannst dir gerne selbst überlegen, ob es ein Erkennungsmerkmal gibt, eine geheime Grußformel, ein Anhänger, etc.
« Letzte Änderung: 30.10.2022, 15:47:38 von Mondragor »

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