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Autor Thema: Kapitel 3: Freiburg  (Gelesen 20103 mal)

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Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #255 am: 10.12.2022, 09:24:20 »
Katharina war dann doch sicherlich beeindruckt als sie nun die komplette Wahrheit erfuhr und machte sogar instinktiv einen kleinen Knicks als sie erfuhr das hier gerade ein Baron vor ihr stand bzw lag. Jetzt wo sie wusste das ihre beiden neuen Begleiter auch eine Art Freiheitskämpfer waren stiegen die beiden in den Augen von Katharina doch sehr im Ansehen und bestärkt sie darin die Zusammenarbeit mit ihnen zu vertiefen. Eigentlich hatte sie sich vorgenommenen noch nichts von ihrer Verbindung zu den Los Vagabonds zu erzählen, doch da ihre Gegenüber nun so offen und ehrlich waren, wollte auch Katharina offen und ehrlich sein und somit ihr neues Bündnis direkt auf einem guten Standpunkt beginnen. Also erzählte sie ebenfalls von ihren Plänen und ihren Zielen in Bezug auf Niklas Träge. Als dann also nun wirklich alle Informationen ausgetauscht waren und jetzt jeder den gleichen Wissensstand hatte schaute Katharina in die Runde "Ich würde vorschlagen das wir wenn wir schon mal hier sind als erstes zu diesem Professor gehen. Danach können wir uns ja mal um diesen Fahrenbach kümmern und uns bei den Händlern umhören. Oder wie seht ihr das? Ich für meinen Teil würde euer Vorhaben auf jeden Fall gern weiter unterstützen wollen, denn auch mir liegt das wohl der Eisenlande sehr am Herzen, und diese Wirsche muss auf jeden Fall gestoppt werden. Ich kann es einfach nicht zulassen das die gemeine Bevölkerung von den Eisenlande noch mehr Leid ertragen muss, wie es bereits tut und getan hat "

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #256 am: 10.12.2022, 14:43:29 »
"Monsieur le baron..." Louis neigte beim Eintreten den Kopf und legte die Hand aufs Herz, den Hut in der freien Hand. Er runzelte beim Anblick Tristans besorgt die Brauen, schien sich aber zu beruhigen, nachdem klar geworden war, dass der junge Mann wenn auch geschwächt, doch auf dem Wege der Besserung war. "Sagt dies niescht, votre Altesse!" widersprach der Musketier mit ernster Miene. "Dieser Ausgang war niescht vor'erzusehen. Es war und iest uns ein Ehre, für Eure Sache zu streiten! Und was die demoiselles 'annah und Schelena angeht, so seid versieschert, dass iesch niescht e'er ru'en werde, bis wir für ihr unrühmliesches Ende revanche geübt 'aben! Darauf meine Wort als mousquetaire" versprach er und ließ dabei die Hand schwer auf den Knauf seiner Degens fallen. Sein Blick ging in die Runde, offenkundig nichts anderes als volle Zustimmung erwartend.

Bei dem Angebot, sie von ihren Pflichten zu entbinden, winkte er unwirsch ab. "Kommt niescht in Frage, bei allem Respekt" stellte er kategorisch fest. "Dies ist niescht nur ein Frage der Pfliescht, sondern es wäre infâme in die 'öchste Maß, an dieser Stelle aufzugeben! Wir werden diese Träge Füße machen, seid gewiss!" Die weiteren Ausführungen Tristans sowie Katharinas Erklärungen hörte der sichtlich erregte Montaigner in stetem Dauerlauf an, indem er im Zimmer auf und ab tigerte, die geballte Faust der Linken auf dem Rücken, während er mit der Rechten unablässig seinen Bart zwirbelte. "Bien" meinte er schließlich. "Meine Vorschlag iest die folgende: Ihr besucht le professeur, iesch Monsieur Fahrenbach, denn dies iest eine affaire zwischen diese Mann und mir. Iesch werde ihn, wie sagten votre Altesse doch gleisch? Iesch werde ihn überzeugen oder ihm die 'andwerk stellen, ein für allemal!"

Grimmige Entschlossenheit zeichnete sich auf seinen Zügen ab, ehe er, wieder ruhiger werdend, hinzufügte: "Danach wir können uns kümmern um die guildes." Sich an den Baron wendend versicherte Louis: "Seid getrost, wir werden auch Wirsche die 'andwerk stellen!"

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #257 am: 27.12.2022, 16:37:34 »
Es dauerte eine Weile, bis sie sich zu Chaim Ledovid durchgefragt hatten, der außerhalb seiner Vorlesungen ein kleines Arbeitszimmer in einem Flügel des Krankenhauses zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Mehrere Studenten, die vor der Tür warteten, ließen keinen Zweifel daran zu, in welchem der Zimmer der Professor sich aufhielt. Friedrich wollte sich in die Schlange der Wartenden einreihen, doch Louis schob ihn zur Seite und machte den Wartenden mit dem ihm gegebenen Selbstbewusstsein deutlich, dass ihre Sache (und sie selbst) deutlich wichtiger waren als ein Haufen Studenten, und so drängten sie sich wenig später in dem kleinen Büro und standen Ledovid gegenüber, der sie hinter seinem Schreibtisch neugierig beäugte.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #258 am: 31.12.2022, 15:10:42 »
Als es daran ging, sich vorerst von Tristan zu verabschieden, trat Louis noch einmal an das Krankenlager des Barons, den Hut in Habachtstellung gegen die Brust gedrückt, schlug die Hacken forsch zusammen und versicherte: "Monsieur le baron, Ihr könnt wirkliesch getrost sein – Ihr 'abt meine Wort als mousquetaire, dass iesch miesch Eurer Sache verschrieben 'abe mit die 'aut und die 'aar!" Damit verbeugte er sich knapp, um erhobenen Hauptes aus dem Raum zu marschieren, die personifizerte Zuversicht und Entschlossenheit.

Ebenjene bekamen auch diejenigen zu spüren, die in der Schlange vor Ledovids kleiner Studierstube standen. Ohne grob zu werden, ließ der Montaigner keinen Zweifel daran, wessen Anliegen hier von weltbewegender Bedeutung waren. Er komplimentierte Katharina mit vollendeter Galanterie durch die Tür und folgte selbst mit einem kurzen Nicken in Friedrichs Richtung hinterdrein. Um seine Worte gegenüber dem Studentenvolk nochmals zu unterstreichen, nahm er sich auch gleich die Freiheit, die Tür hinter ihnen zu schließen.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #259 am: 11.01.2023, 22:50:27 »
Dem Gespräch zwischen Friedrich und Ledovid konnten die anderen beiden nur mit Mühe folgen - beide schienen hocherfreut, endlich einmal ihr komplettes Fremdwörterarsenal ausprobieren zu können. Immerhin konnten sie soviel verstehen, dass Friedrich Hilfe dabei suchte, das Buch, das er von Perchta erhalten hatte, genauer zu verstehen. Ledovid, der hochinteressiert an Perchta und ihrem Aufenthalt dort war, konnte jedoch letztlich nicht viel zur Entschlüsselung des Buches beitragen.
"In Heimstatt allerdings habe ich einige Bücher in meiner Privatbibliothek, die hilfreich sein könnten. Meine Arbeit hier erlaubt es mir zur Zeit nicht, selbst dorthin zu reisen und sie zu inspizieren, doch wenn Ihr mir die Mühe abnehmen mögt und einen der Bände für mich holt, kann ich Euch vielleicht helfen. Es handelt sich um 'Sagen Avalons' von William Grim. Sprecht mit meinem Assistenten Jesse Herzog und zeigt ihm dies. Er wird Euch weiterhelfen."
Bei seinen letzten Worten überreichte er Friedrich eine kleine Brosche in der Form eines Sterns, in die die Initialen CL geprägt waren. Friedrich nahm die Brosche mit einer kurzen Verbeugung an sich und gelobte, so bald nach Heimstatt zu reisen, wie es seine Zeit erlaubte, wobei dies durchaus noch etwas dauern könne, da sie in Freiburg noch wichtige Aufgaben zu erledigen hatten.

Nachdem dieser kurze Abstecher erledigt war, war es an der Zeit, von Fahrenbach einen Besuch abzustatten. Hier gab es nun mehrere Möglichkeiten, die sie in den letzten Tagen bereits in Erfahrung gebracht hatten: Sie konnten versuchen, ihn in seinem Anwesen zu erreichen, sie konnten in das Etablissement gehen, das er sein Eigen nannte und wo er regelmäßig nach den Geschäften sah, oder sie konnten versuchen, Einlass zu dem Herrensalon zu erlangen, in dem er Mitglied war - was jedoch Nicht-Mitglieder nicht ohne Weiteres möglich war.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #260 am: 14.01.2023, 13:56:35 »
Obwohl er nicht im Detail nachvollziehen konnte, worüber sich die Gelehrten austauschten, wahrte Louis die Contenance, die er seinem Stand und seiner Würde schuldig zu sein glaubte. Mit höflichem Interesse lauschte der Montaigner dem Gespräch, spielte dabei aber an der Zierfeder seines Huts. Der Name Perchtas immerhin ließ ihn vermuten, dass es sich um wichtige Fragen handelte – er hatte noch nicht vergessen, wie er an die Danseuse gelangt war. "Ah..." meinte er schließlich und schaltete sich ein, als ein Name fiel. "Iesch nehme an, bei diesen auteurs es 'andelt siesch um les frères furieuses, oui? 'ochberühmte Leute, wie iesch 'öre."

Als man daran ging, das Vorgehen in Sachen Fahrenbach zu planen, schürzte der Musketier die Lippen. "Iesch würde es vorziehen, niescht die... établissment von Monsieur zu besuchen" brummte er. "Das ist keine Ort, um wieschtige Dinge zu bereden." Abgesehen davon, dass ihm schon bei der Vorstellung graute, den Mann mit offenem Visier zu stellen, ihn auf Ehre anzugehen, an seine edle Abkunft zu appellieren, ja vielleicht sogar zum Duell zu fordern, wie er es vorhatte – und das am Ende unter den Augen irgendwelcher halbnackter... Frauenspersonen zu tun. Ein Unding! Eine Begebenheit, unter der die unbefleckte Ehre eines montaignischen Adeligen leiden würde, und damit für Louis absolut inacceptable.

Er hatte gewiss nichts gegen eine kleine Tändelei mit einer courtisane von Niveau hier und da einzuwenden, aber Ehrenhändel waren strikt von solcherlei Dingen zu trennen. "Es wird besser sein," fuhr er daher schaudernd fort, "wir suchen Monsieur entweder auf in seine résidence oder in die Salon. Wobei iesch niescht weiß, ob man Eusch vorlassen wird, je suis désolé, mademoiselle..." Eine kleine Verbeugung gen Katharina und dann auch in Friedrichs Richtung folgte.

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #261 am: 14.01.2023, 14:29:31 »
Katharina versucht am Anfang noch dem Gespräch der beiden Gelehrten zu folgen, doch recht schnell ist zu erkennen das sie absolut kein Wort versteht von dem was die beiden da von sich geben.

Als Louis dann seine Pläne zum besten gibt überlegt Katharina kurz "in dem Bordel hätten wir vermutlich die größten Chancen an ihn ran zu kommen und dort hinein zu gelangen. Aber wenn ihr dagegen seit dann sollten wir es wohl am ehesten mal bei seinem Anwesen probieren, vielleicht haben wir dort ja Glück. Ich glaube kaum dass wir in diesen Club hinein kommen. Aber auf der anderen Seite können wir uns ja auch zuerst im Händlerviertel um höheren ob dort jemand weiß wo er gerade ist. Denn wenn ich es richtig verstanden habe ist er dort ja auch des öfteren unterwegs."

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #262 am: 19.01.2023, 14:09:12 »
"Bon," nickte der Montaigner, "dann lasst uns sogleisch aufbreschen! Iesch 'abe eine 'ühnschen mit Monsieur zu zerreißen und will niescht mehr länger warten. Sonst fängt die Fischkopf an zu stinken, n'est-ce pas?" lächelte er grimmig und sonnte sich dabei in seinen Kenntnissen einheimischer Redewendungen. Und da der Musketier als Edelmann gewohnt war, stets voranzumarschieren, führte er die Gefährten auch gleich mit dem ihm eigenen Selbstbewusstsein ans Ziel. Dass man im Begriff war, mit einem wohlhabenden und einflussreichen Mann zu sprechen, konnte Louis' Contenance nicht im mindesten erschüttern: Kaum waren sie beim Anwesen von Fahrenbachs angelangt, straffte er sich, prüfte penibel den Sitz seiner Kleidung und seines Huts, zwirbelte ein letztes Mal seinen gepflegten Schnurrbart und griff dann zu Klopfer oder Klingelzug, um beherzt seine Ankunft (und die seiner Begleiter) kundzutun.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #263 am: 20.01.2023, 23:07:59 »
Es war immer noch Vormittag, als die Dreiergruppe das Anwesen von Fahrenbachs erreichte - sie konnten es auch kaum verfehlen: Im Hochquartier, ohnehin schon Heimat der Adligen und der Reichen, gab es wohl kaum ein anderes Haus, das größer und prächtiger gewesen wäre als das seinige. Die Gerüchte, die sie bisher über die Macht und den Einfluss von Fahrenbachs gehört hatten, waren wohl nicht übertrieben gewesen, denn hier lebte nicht nur jemand, der offensichtlich reich war, sondern auch jemand, der sich nicht zu schade war, dies auch zu zeigen, ungeachtet der sonst in der eisenländischen Oberschicht eher verbreiteten zumindest nach außen aufgetragenen Bescheidenheit.

Trotz der Lage mitten in der Stadt war dies hier nicht nur ein wenn auch luxuriöses Stadthaus, sondern eine ganze Anlage inmitten eines akkurat angelegten und gepflegten Gartens, ja eigentlich Parks. Der Klingelzug, den Louis betätigte, befand sich neben einem massiven Eisentor, das den Eintritt in diesen Park versperrte, und erst nach einem kurzen, aber von Louis überzeugend geführten Wortgefecht konnten die drei die Anlage betreten.

Während Katharina, Friedrich und Louis von einem Lakaien durch den Park in Richtung des Haupthauses geführt wurden, erkannte der Montaigner (mit unfreiwilliger Anerkennung), dass die Anlage mit ihren Grünflächen, Wegen und Wasserspielen stark an montaignische Schlossparks angelehnt war. Überall waren Angestellte unterwegs, schnitten hier eine Hecke oder bepflanzten dort eine Lücke in einem Beet - von Fahrenbach musste ein Vermögen allein für den Erhalt dieser Parkanlage ausgeben. Außer dem Haupthaus gab es im Garten noch mehrere weitere Gebäude, von denen eins als Kapelle zu erkennen war, andere mochten Gästehäuser sein, oder womöglich (Louis schoss der Gedanke durch den Kopf, den er sogleich zu verdrängen suchte) traf sich der Hausherr dort mit manchen seiner weiblichen Angestellten?

Am Haus angekommen, führte der Livrierte die Gäste direkt in einen Empfangssalon, wo sie einige Zeit hatten, sich die Einrichtung anzusehen, die Louis ebenfalls an montaignische Schlösser erinnerte - während Louis und vor allem Katharina zwischen Abscheu ob des zur Schau gestellten Reichtums und Belustigung schwankten. Katharina widmete einige Zeit der Inspektion der Marmorstatue eines Nackedeis und musste sich fragen, ob der Hausherr hiermit wohl etwas kompensieren wollte, während Friedrich verzweifelt versuchte, Anzeichen eines Bücherregals oder irgendetwas anderem zu finden, was auf Bildung hindeutete, doch neben Gemälden, Statuen, Sitzmobiliar und anderem, wenn auch prächtigen Tinnef, gab er schließlich enttäuscht auf und nahm auf einem der Canapes Platz.

Schließlich, nach einer Zeit, die genau berechnet war, um den Gästen zu vermitteln, dass ihr unerhörtes Eindringen als Frechheit aufgefasst wurde, während sie dennoch gerade noch den Höflichkeitsrahmen einem Adligen gegenüber einhielt, trat der Hausherr ein, gefolgt von zwei weiteren livrierten Dienern, die jedoch eher den Eindruck erweckten, als wären sie nicht wegen ihrer makellosen Manieren angestellt, sondern vielmehr um unangenehme und gegebenenfalls auch nicht ganz astreine Dinge zu erledigen, die vor allem Muskeln und einen üblen Charakter verlangten.

Von Fahrenbach grüßte seine Gäste mit einem knappen Kopfnicken, wobei er Katharina ausführlich musterte, was einem Ehrenmann mit Sicherheit nicht würdig war.
"Guten Tag." begann er mit einem Lächeln, das sich nicht auf die Augen erstreckte. "Meinen Namen kennen Sie ja bereits, da Sie mich aufsuchen. Ich die Ihrigen nicht. Ich muss gestehen, ich war versucht, Sie hier hochkant wieder herauswerfen zu lassen, doch die Neugier, was einen montaignischen Adligen in ungewöhnlicher Begleitung zu mir führt, hat mich dann doch nicht losgelassen. Also dann: Zeit ist Geld, wie die Vesten sagen, oder besser Tijd is Geld. Was führt Sie her? Doch hoffentlich keine Bittstellerei?"

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #264 am: 26.01.2023, 16:48:31 »
Die von Louis zunächst mit leichtem Anerkennen zur Kenntnis genommene, offenkundige pekuniäre Potenz von Fahrenbachs wich rasch einer herben Ernüchterung, als der Montaigner feststellte, dass es mit dem offen zur Schau gestellten Prunk allem Anschein nach auch bereits getan war. Gewiss, man war sichtlich bemüht gewesen, so etwas wie Kultur zu kopieren, doch über das geistlose Plagiat nicht hinausgekommen – noch zudem von mancherlei kostspieligen, aber geschmacklosen Einsprengseln getrübt, bei deren Anblick sich dem Edelmann in ihm geradezu die sorgfältig ondulierten Locken aufstellten. Dennoch bewahrte er auch hier die stets wichtige Contenance und ließ sich seine Abneigung gegen die Umgebung so wenig wie möglich anmerken.

Die Demonstration vermeintlicher Überlegenheit, die der Besitzer dieser stilistischen Monstrosität sich erlaubte, ließ indes die Stimmung des Musketiers einem ganz und gar nicht beabsichtigten Siedepunkt entgegenstreben. Was Louis von einem Angehörigen des Herrscherhauses oder des hohen Adels hingenommen hätte, ärgerte ihn hier ganz gewaltig. "Mon Dieu, bin iesch eine Dienstbote oder eine Krämer..?!" brummelte er unzufrieden vor sich hin, während sich die Wartezeit langsam dahinzog. Als der Hausherr dann doch noch zu erscheinen geruhte, streifte sein Blick mit Abscheu, aber ohne sonderliche Sorge die grobschlächtigen Diener.

Seine Verbeugung fiel äußerst knapp aus, war seine Geduld doch bereits jetzt arg strapaziert, zumal er bei von Fahrenbachs lüstern-berechnendem Mustern Katharinas in mühsam unterdrücktem Ärger die Stirn runzelte. "Bonjour, Monsieur" erwiderte er und gab das kühle Lächeln seines Gegenübers in ähnlicher Form zurück. "Wir sind in eine äußerst wieschtige affaire 'ier, weswegen iesch die Beleidigungen niescht ge'ört 'abe, die in Monsieurs Worten lagen – siescherliesch sans faire exprès..." Die Erwähnung von Geld ließ ihn kurz die Nase rümpfen, doch fuhr er fort: "Monsieur, eine sehr gute Freundin, die leider niescht mehr in der Lage iest, ihre Aufwartung zu machen, war auf die Suche nach einer... engen Verwandten."

Sein Blick wurde durchdringend, als er fortfuhr: "Man sagte uns, dass Ihr mehr über ihren Verbleib wisst, und darüber 'inaus über sehr viele weitere Demoiselles. Bel et bien, was wir ge'ört 'aben, iest 'öchst irritierend, denn es wäre für eine Mann von Ehre tout à fait inenvisageable! Kurz gesagt, wir sind 'ier, um von Monsieur zweierlei zu fordern: Ein Auskunft über besagte Demoiselle und ein prise de position, was jene unge'euerlieschen Vorgänge um die... anderen Demoiselles angeht." Die Hand des Musketiers ruhte auf dem Knauf seines Degens - keine Drohung im direkten Sinn, doch offenkundig ein Zeichen seiner absoluten Entschlossenheit. Angst schien er nicht zu verspüren.

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #265 am: 01.02.2023, 10:43:41 »
Katharina ist sicherlich beeindruckt von dem Anwesen. Sie schreitet mit ihren Begleiter durch den Park und schaut sich immer wieder interessiert um.

Als sie dann auf den Eigentümer warten hält sich Katharina im Hintergrund und lässt zuerst Louis reden. Die Blicke von diesem Fahrenbach entgehen Katharina keineswegs, sie ignoriert diese jedoch für den Augenblick.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #266 am: 01.02.2023, 23:33:46 »
Während Fahrenbach zu Beginn von Louis' Erwiderung noch überlegen lächelte, gefror ihm dieses Lächeln immer mehr im Gesicht, während der Montaigner seine Anschuldigungen aufzählte. Es war nicht schwer zu erahnen, dass er nicht allzu oft auf eine solch direkte Art und Weise konfrontiert wurde. Dennoch behielt der Adlige weitgehend seine Fassung, auch wenn ein leichtes Beben in seiner Stimme seine Wut verriet, als er antwortete.

"Mon Dieu!" begann er theatralisch. "Ich dachte, ich hätte es mit einem montaignischen Edelmann zu tun und nicht mit einem Bauerntrampel, dessen Manieren aus dem Schweinestall zu kommen scheinen. Ich rate Euch: Mäßigt Euren Ton, denn wer die Mistgabel allzu wild kreisen lässt, riskiert womöglich, sich selbst damit aufzuspießen.
Aber bitte: Nennt die Dinge beim Namen. Welche unge'euerlichen Vorgänge sollen sich in meinen durch und durch seriösen Etablissements bitte zutragen? Glaubt Ihr der Schauergeschichte eines hergelaufenen Weibes eher als einem angesehen Mitglied des Rates der Stadt Freiburg? Sprecht!
Und wie heißt die Dame, über deren Verbleib ich mehr wissen soll als ihre eigene enge Verwandte? Wer weiß - vielleicht kenne ich die Frau sogar?"


Die Augen von Fahrenbachs hatten sich nun zu zwei fast geschlossenen Schlitzen verengt. "Oder wollt ihr mich nur mit Schmutz bewerfen in der Hoffnung, dass schon etwas hängenbleibt? Glaubt mir: Mit Nestbeschmutzern wird hier kurzer Prozess gemacht, mögen sie von innen oder von außen kommen."
Bei den letzten Worten des Mannes bauten sich seine beiden Schränke noch höher auf als sie ohnehin bereits waren, blieben jedoch weiterhin passiv im Hintergrund.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #267 am: 02.02.2023, 15:09:09 »
Louis' Zorn war weniger an seiner Stimme als an der blassen Farbe seiner Züge zu erkennen. Außerdem knirschte der Montaigner hörbar mit den Zähnen. "Iesch muss davor warnen, miesch zu beleidigen, Monsieur, denn sonst wäre iesch gezwungen, Satisfaktion zu fordern!" brachte er schließlich hervor, nachdem er die Wut hinuntergewürgt hatte, so gut es ihm möglich war. "Wie Ihr vielleischt bemerkt 'abt, sprach iesch von Vorgängen, welche uns genannt wurden und die für eine Mann von Ehre undenkbar wären! Ihr dagegen belegt miesch mit Schimfpworten, die iesch zu wieder'olen niescht über meine Lippen bringe. Was nun die geschwungenen Miestgabeln betrifft," fuhr er langsam ruhiger werdend fort und streifte die beiden Leibwächter mit einem Blick, der seine folgenden Worte illustrierte, "so seid Ihr mir 'ier zumindest zwei zu eins voraus, wie mir scheinen will..."

Seine Augen sprühten Funken, der Mund wirkte verkniffen, doch beherrschte sich der Musketier einstweilen und sagte nach einer kurzen Kunstpause: "Da iesch die Ehre 'abe, besagte Zeugin sehr gut zu kennen, steht ihr Wort für miesch über jedem Zweifel. Iesch dulde niescht, dass man andeutet, sie sei niescht vertrauenswürdig oder gar... da'ergelaufen! Wer dies bezweifelt, den zu überzeugen stehe iesch bereit, mit meine Wort und meine Degen..." Tief atmete Louis durch und zwang sich offensichtlich weiter zur Ruhe. "Indem iesch abermals – und letztmalig, wie iesch versieschern darf! – niescht auf Eure ehrabschneidenden Be'auptungen eingehe, komme iesch Eurer Aufforderung nach und nenne den Namen der gesuchten demoiselle: Es 'andelt siesch um Mademoiselle Valerija, die Eure compagne kennen sollte, und also auch ihr, Monsieur de Fahrenbach. Nun fordere iesch Euch auf: Gebt uns offen und ehrliesch Auskunft über die Schicksal der demoiselle, wie es siesch für eine Edelmann geziemt!"

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #268 am: 12.02.2023, 14:16:02 »
Katharina behält die zwei Muskelpackete im Auge. Als Louis seine Ansprache hält und die zwei sich unbewusst anspannen tritt Katharina an die Seite von Louis und flüstert ihm leise ins Ohr "wenn was schief läuft kümmere ich mich um die beiden"

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #269 am: 12.02.2023, 17:12:24 »
Kaum merklich nickte der Montaigner und fixierte erneut Fahrenbach und seine beiden Männer. "Nun, wie steht es mit Eure Antwort, Monsieur? Nur frisch 'eraus mit Eure Erklärung, bevor die Worte schal werden!"
[1]
 1. [Wurf auf Entschlossenheit + Überzeugen hier sollte nach meiner Rechnung 6 Erfolge ergeben haben, Heldenpunkt für Joie de vivre müsste im Dokument schon korrekt abgezogen sein.]
« Letzte Änderung: 23.02.2023, 11:14:58 von Mondragor »

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