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Autor Thema: Kapitel 3: Freiburg  (Gelesen 19389 mal)

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Erich Janina Graustein

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #30 am: 21.05.2021, 15:59:29 »
Danke Siegmund, das sind interessante Informationen. Sag, weißt du noch mehr zu dessen Regeln des Turniers? Vielleicht melde ich mich ja wirklich dort an." meinte Erich etwas nachdenklich. Ein gutes Training wäre dieses Turnier bestimmt, und vielleicht könnte man dort wirklich neue Kontakte knüpfen.
"Aber mal noch was ganz anderes, weißt du ob der Orden uns in der Sache mit der Baronin vielleicht doch noch irgendwie weiter helfen kann? Oder hast du noch andere Quellen die wir vielleicht anzapfen könnten? Denn wie du ja selbst gesagt hast ist das ein größeres Unternehmen bei dem wir viele Unterstützer brauchen. vielleicht müssen wir auch etwas ungewöhnliche Wege gehen. Wenn du uns hier weiter helfen könntest, dann würde ich auf jeden Fall in deiner Schuld stehen. Jeder Information oder jede weitere Kontaktperson die vielleicht helfen kann ist hier wichtig. Das ganze ist für uns alleine zu groß, ja selbst für den ganzen Orden ist die Aufgabe vermutlich zu groß, wir brauchen unbedingt weitere Verbündete."

Nach einer kurzen Pause fällt Erich dann noch eine weitere Sache ein die ihm auf dem Herzen lag "Sag, kennst du hier gute Heiler denen du vertraust? Der letzte Kampf steckt einigen meiner Freunde doch noch recht in den Knochen. Und wer weiß wie dieses Turnier ausgeht, vielleicht werde ich dann auch einen Heiler benötigen. Und wie sieht es hier in der Stadt eigentlich aus mit offiziellen Dokumenten und Nachweisen? Ich habe da im Moment ein kleines Problem, es könnte sein das es von Nachteil ist wenn man meinen Namen außerhalb dieses Raumes bzw außerhalb des Ordens erfährt. Wir sind mehr oder weniger in geheimer Sache hier unterwegs. Es ist also alles gerade nicht ganz so einfach"

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #31 am: 22.05.2021, 11:45:11 »
"Comment? Missverständnies..?" Der Montaigner war sichtlich höchst verwundert. "Es wäre doch in 'öchstem Maße läscherliesch, jeden... wie sagt man mediant... Bettler gleischzusetzen mit Menschen edler 'erkunft, n'est-ce pas?" Auf Bitten Jelenas beherrschte sich der Musketier allerdings und begnügte sich damit, den ungalanten Lümmeln böse Blicke zuzuwerfen. Auf und ab marschierend wartete er darauf, dass die Ussurerin ihre Angelegenheit regelte, wobei er gelegentlich in seiner Muttersprache vor sich hin murmelte und fassungslos den Kopf schüttelte. Offenkundig konnte er nicht nachvollziehen, wie sie sich das Funktionieren einer Gesellschaft ohne ordnende Hierarchie vorstellte. Bauern und Barone, auf gleicher Stufe?! "Ridicule... grotesque!!" brummte er ein ums andere Mal. In welch unzivilisierte Gegend hatte sein Drang nach Abenteuern ihn bloß geführt!

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #32 am: 24.05.2021, 09:43:56 »
Jelena dankte Louis leise dafür, ihre Bitte um Rücksicht umzusetzen. Seine verwunderte Frage zum Gleichsetzen beantwortete sie mit einem grübelnden Gesichtsausdruck: "Ich meine...ich weiß nicht, was die richtige Lösung ist, aber Menschen, die ausreichend verzweifelt sind und glauben, sonst keine Chance zu haben, erlittenes Unrecht korrigiert zu bekommen, neigen zu Verzweiflungstaten - Diebstahl, Raub oder Mord. Irgendwo müssen sie ihre Beschwerden loswerden können und Vertrauen haben, Gehör zu finden." Mit kurzem Abstand erklärte sie sich: "Ussura und der sarmatische Bund sind in diesem Punkt diametrale Gegensätze, und während die Sarmaten über die Runden kommen, hat Ussura Reformen nötig."

"Vielen Dank, damit haben Sie mir sehr geholfen. Und ich bitte um Entschuldigung, Ihnen Umstände gemacht zu haben.", teilte die Abenteurerin der Empfangsdame mit für ihre Antworten. Sie gab auch das Holzschild mit der Nummer zurück und wartete kurz, ob es noch etwas gab, bevor sie sich mit ihren beiden Gefährten auf den Weg zur Hauptfeuerwache machte.
« Letzte Änderung: 24.05.2021, 18:37:50 von Jelena Sejm Petrasowna »

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #33 am: 26.05.2021, 12:57:50 »
"Mit den Regeln habe ich mich bisher nicht beschäftigt." gab Siegmund zu. "Es wird aber auf keinen Fall nach Duellregeln ausgetragen und ist frei für jedermann. Und ich glaube, die Wahl der Waffen ist frei, zumindest in einem gewissen Rahmen. Oder werden die Waffen ausgelost?
Entschuldigt, ich habe das Ganze nicht so sehr verfolgt; ich bin mir aber sicher, dass nicht zum Tode gekämpft wird. Das war eine der Voraussetzungen, um überhaupt die Genehmigung zu bekommen.

Was einen Arzt betrifft,"
so fuhr er nach einer kurzen Pause fort, "so würde ich dir empfehlen, dich zur Universität zu begeben. Das dortige Lehrkrankenhaus hat einen hervorragenden Ruf, auch wenn es mit Heimstatt natürlich nicht mithalten kann. Aber wenn ich richtig informiert bin, ist Chaim Ledovid persönlich gerade in der Stadt und hält eine Vorlesung an der Universität. Ich vermute allerdings, dass er zu viel zu tun hat, um sich auch noch um Kranke zu kümmern."[1]

~~~

Jelena verließ mit ihren beiden Gefährten das Hauptquartier und folgte der Beschreibung zur Feuerwache, die bereits von weitem durch einen roten Helm zu erkennen war, der über der Pforte angebracht war. Es handelte sich um ein großes Gebäude mit einer breiten Wagenzufahrt zu einem offenen Innenhof. Dort sahen die Besucher mehrere schwere Transportkarren, die mit großen Fässern beladen waren - offensichtlich Löschwasser, das an die Stelle des Brandes gebracht werden konnte. Nebenan befanden sich Pferdeställe, und gerade war ein großes Treiben zugange, da wohl gerade ein Trupp von einem Einsatz zurückgekehrt war. Überall setzten und legten sich die schweißtriefenden Männer (und einige Frauen, wie Louis überrascht feststellte) mit rußgeschwärzten Gesichtern auf den Boden, um sich von den Strapazen zu erholen, während andere, die offenbar beim Einsatz nicht dabei waren, umherliefen, um den Erschöpften Wasser und eine Stärkung zu bringen, was dankbar angenommen wurde. Wieder andere kümmerten sich um die Pferde, die nicht weniger erschöpft schienen, hatten sie doch mehrere Tonnen schwere Wagen in aller Eile hinter sich herziehen müssen.
 1. Du weißt über Heimstatt und Ledovid, was in der Gazette beschrieben ist.
« Letzte Änderung: 15.07.2021, 13:30:30 von Mondragor »

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #34 am: 26.05.2021, 20:08:55 »
Louis kam aus dem Staunen nicht heraus. Die offenbar institutionalisierte Brandwache veranlasste ihn zu einem verblüfften "Mon dieu, das iest 'öchst bemerkenswert..!", begleitet von einem energischen Zwirbeln seines Schnurrbarts. "Wisst Ihr" wandte er sich an seine Begleiterinnen "iesch bin mir noch niescht siescher, ob dies die Stadt der Wunder iest oder die Stadt der Verrückten. So etwas 'at die Welt noch niescht gesehen, mein Wort darauf!" Indes, überlegte der Montaigner mit gerunzelter Stirn, wäre eine solche Einrichtung womöglich sogar wert, in seine Heimat exportiert zu werden. Welch frappierender Gedanke: Ein Feuer, ein Brand brach inmitten der hölzernen, strohgedeckten und sonstwie zunderartig brennbaren Behausungen einer großen Stadt aus – und man hatte Leute zur Verfügung, die Wasser an Ort und Stelle brachten und anderer Leute Häuser löschten, statt sich damit zu beschäftigen, ohne Rücksicht auf Verluste die eigenen Besitztümer außer Reichweite der Flammen zu bringen und damit jeden Löschversuch zunichte zu machen. Wirklich frappierend und dabei derart simpel... es stellte eine geradezu himmelschreiende, unglaubliche Schande dar, dass dieses Verfahren nicht von einem Montaigner erfunden worden war!

Erich Janina Graustein

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #35 am: 30.05.2021, 09:49:58 »
"Nun gut, wenn es sonst nichts gibt was wir für den Orden tun können, dann wird es wohl das beste sein wenn wir uns als nächstes dieses Turnier mal näher ansehen. Oder hast du noch weitere Informationen für uns? Gibt es noch weitere Personen die uns bei unserer Aufgabe vielleicht unterstützen können? Erich war sichtlich etwas geknickt, er hatte sich irgendwie etwas mehr erhofft. Aber es war ihm auch klar das die Mühlen der Politik sehr langsam mahlten, und das es auf dem Parkett der Diplomatie sehr glatt war. Also mussten sie wohl einen Schritt nach dem anderen machen. Und bei dem Turnier war Erich wenigstens in einem Bereich in dem er sich auskannte, einen direkten Gegner vor sich zu haben und es mit einer Waffe aus zu tragen war auf die ein oder andere Art wenigstens eine Ehrliche und direkte Art, da wusste man wenigstens was einen erwartet.

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #36 am: 30.05.2021, 18:24:37 »
Auch Jelena war von der Feuerwache fasziniert. Sie hatte ein kleines Nebengebäude der Stadtwache erwartet, in dem die Feuerwächter koordiniert werden für ihre Rundgänge. Sobald sie etwas bemerkten, würden sie Alarm schlagen und die menschen der Umgebung sich um die Rettung ihrer Hausstatt kümmern - so gut sie eben konnten. das hier war etwas ganz anderes. Die Feuerwache hielt auch Mensch und Material für die Brandbekämpfung bereit. Und davon sollte es zusätzlich noch eine pro Bezirk geben? Wer kam für das Material auf und waren das alles freiwillige oder verpflichtete Kräfte, die das hier noch neben ihrem Lebensunterhalt verrichteten? Sie musste sich sichtlich fassen und innerlich bremsen, um nicht völlig in Nachforschungen über diese Erfindung aufzugehen. Und sie durfte nicht vergessen, wozu Matuschka sie verpflichtet hatte - "Lasse dich nicht von deinen Emotionen beherrschen!" "Ich stimme zu, das ist faszinierend! Vielleicht findet sich die Zeit, mehr darüber zu erfahren.", gab sie gegenüber Louis zu.

Sie passte einen der weniger erschöpften, weniger verdreckten Feuerkämpfer ab, in der Hoffnung, einen Ranghöheren zu erwischen, und begann: "Verzeihen sie, ich sehe so etwas zum ersten Mal. Das ist beeindruckend, dass ihr die Feuer alleine und trotzdem erfolgreich eindämmt! Habt ihr einen Moment Zeit? Ich suche Herrn Georg Achternbusch, meines Wissens ist er bei der Nacht- und Feuerwache?" Dabei hatte sie ein ehrlich beeindrucktes, freundliches Lächeln auf dem Gesicht.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #37 am: 05.06.2021, 22:48:54 »
"Nun, ein wenig weiter kann ich euch vielleicht noch helfen." entgegnete der Kreuzritter Erich. "Ich kann euch zumindest etwas über den Rat sagen. Also den Rat der Stadt Freiburg. Offiziell hat dieser zwar keine Macht und Niklas Träge ist der absolute Herrscher über die Stadt, aber jeder weiß, dass Träge sich aus den Regierungsgeschäften weitgehend heraushält und Wilma Probst das Regieren überlässt. Und zumindest die besser informierten wissen, dass Träge, oder auch Probst, die Stadt niemals gegen die einflussreichen Gruppen regieren kann. Dazu ist die Stadt viel zu fragil. Deshalb gibt es den Rat. Er gibt den wichtigen Gruppierungen Freiburgs eine Stimme - und es ist wohl dem taktischen Genie Wilma Probsts zu verdanken, dass diese Gruppen sich bis heute immer wieder zusammenraufen. Und natürlich dem Umstand, dass die meisten von ihnen mehr zu verlieren hätten, wenn Freiburg scheitert, als wenn man sich manchmal in einen unbefriedigenden Kompromiss fügen muss.

Zwölf Köpfe zählt der Rat, plus Wilma Probst, die zwar offiziell kein Teil des Rates ist, aber an seinen Sitzungen teilnimmt. Aus den militärischen Gruppierungen sind Selene von Hoff, die Anführerin der Eisengarde, und Jürgen Geldern, ein ranghohes Mitglied des Drachenbluts, im Rat. Der Handel wird durch Gerrit van Ruttvegen von der Vendelschen Liga und Liane Schröder, Vertreterin eines der größten Handelshäuser der Stadt, vertreten. Hildegard Schmidt, die Vorsitzende der Waffenschmiedegilde, und Werner Weber, der Präsident der Tuchmachergilde, halten die Fahne des Handwerks im Rat hoch.
Dazu gibt es selbstverständlich Vertreter der Adelshäuser, nämlich Gitta von und zu Castell, Walter von Stein, Franziska von Schönborn und Thomas von Fahrenbach. Und zu guter Letzt haben der Leiter des Sylvester Schauspielhauses, Jean Lemaire, sowie der Präsident der Universität, Peter von Weierstraß, noch jeweils einen Sitz im Rat.

Es ist sicherlich nicht einfach, aber wenn ihr es schafft, diese Leute zu überzeugen, dass Roswitha von Wirsche eine so große Gefahr darstellt, dass Freiburg dagegen vorgehen sollte, dann wird sich Wilma Probst dem nicht verweigern."


« Letzte Änderung: 05.06.2021, 22:52:01 von Mondragor »

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #38 am: 08.06.2021, 23:21:55 »
Die erste Versorgung der Einsatzkräfte schien erfolgt zu sein, und so blickte der Mann Jelena interessiert an. Er war noch recht jung, maximal Mitte zwanzig, schien jedoch kein ganz einfacher Wachmann zu sein. Beim Anblick der beiden Damen und des offensichtlich gut situierten Herren nickte er freundlich. Stolz schwang in seiner Stimme, als er antwortete:
"Ihr habt Recht, die Feuerwache Freiburgs ist in ihrer Art einzigartig, soviel ich weiß. Der Fürst gründete sie auch wegen der Erfahrungen mit der Siedlung Güldentor, dem Vorläufer Freiburgs. Die Stadt damals ist im Krieg vor die Hunde gekommen, und es waren nicht zuletzt die zahlreichen Feuer, die dafür gesorgt haben. Natürlich gibt es den Fluss, aber im Ernstfall dauert es einfach zu lange, bis die Menschen genügend Wasser herbeischaffen können, um einen Brand zu löschen. Und Freiburg ist wie Güldentor dicht bebaut, so ein Feuer greift schnell um sich, wenn die Witterung es will.
Also hat Träge, oder vielmehr Wilma Probst, den Rat überzeugt, eine Feuerwache zu finanzieren. Wie sie das angestellt hat, weiß ich nicht. Wir haben jederzeit Löschwasser hier, und die Gelehrten der Universität haben beeindruckende Pumpen entwickelt, mit denen man das Wasser direkt aus den Fässern auf das Feuer spritzen kann. Die meisten Kräfte sind Freiwillige, die bei Bedarf ausrücken; es gibt aber auch ein paar feste Mitglieder der Feuerwache, die sich um Organisation, Verwaltung, Ausbildung und solche Dinge kümmern. Ich selbst bin einer der Ausbilder."


Der junge Mann dachte einige Momente nach, nachdem er diese Erklärung gegeben hatte.
"Einen Georg Achternbusch kenne ich allerdings nicht. Vielleicht geht ihr rein und fragt Klaus Dressler. Er ist der Kommandant und bereits seit vielen Jahren dabei; schon vor der Gründung Freiburgs hat er die Bekämpfung der Feuer so gut es ging koordiniert."

Jelena bedankte sich bei ihrem Gegenüber und betrat dann mit ihren beiden Begleitern das Gebäude der Feuerwache. Sie fanden schnell den gesuchten Kommandanten, der an einem Schreibtisch saß und über irgendwelchen Papieren brütete. Bei der Frage nach Georg Achternbusch[1] war eine Erinnerung sichtbar.
"Georg sucht Ihr? Da habe ich leider schlechte Nachrichten für euch, denn er ist vor drei Jahren umgekommen. Tragischer Fall war das. Er war Brandinspektor, hat Gebäude darauf inspiziert, wie gut sie gegen das Übergreifen von Feuer gewappnet sind, und Vorgaben der Stadt überprüft, vor allem bei öffentlichen Gebäuden wie Gasthäusern und solcherart. Eines Tages hatte er einen tödlichen Unfall, der nie wirklich aufgeklärt werden konnte. Viele denken immer noch, dass es kein wirklicher Unfall war, sondern er den falschen Leuten im Weg stand. Die Stadt bezahlt seiner Witwe sogar eine Rente, weil der Tod als 'im Dienst verstorben' gewertet wird. Aber wie gesagt, aufgeklärt wurde das Ganze nie. Und Georg könnt ihr nur noch auf dem Friedhof besuchen."
 1. Ich bleibe bei dem Namen, in deiner PN hieß er noch Gotfried.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #39 am: 09.06.2021, 11:35:02 »
Louis hielt sich bei dem Gespräch gegen seine sonstige Gewohnheit etwas im Hintergrund, war es doch Jelenas Anliegen, um das es sich handelte. Der Montaigner blieb daher zwar in Hörweite, spazierte aber dabei ein wenig auf und ab, um sich Wagen, Fässer und Zugtiere zu betrachten. Noch hatte er nicht ganz die Verblüffung über diese seltsame, auf den ersten Blick wahnwitzige, aber irgendwie doch bei näherer Betrachtung gut scheinende Einrichtung überwunden. Erst als man sich zum Kommandanten der Wache begab, schloss er sich wieder seinen Begleiterinnen an. Die Auskunft indes war in der Tat nicht die erwünschte, weswegen der Musketier an Jelena gewandt meinte: "Las! Es scheint, 'ier iest niescht mehr viel auszurieschten, mademoiselle..." Nachdenklich zwirbelte er seinen Schnurrbart. "...immer'ien... wir könnten seiner Witwe unsere Aufwartung machen, oui? Das wäre siescherliesch ein Gelegen'eit, ihr Euer Beileid 'inauszuspreschen und, alors... ein Unter'altung zu führen."

Jelena Sejm Petrasowna

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #40 am: 16.06.2021, 17:35:57 »
"Das ist in der Tat eindrucksvoll!", bestätigte Jelena die Beschreibung des Feuerbekämpfungs-Ausbilders, "Könnte man vielleicht einen Blick auf diese besonderen Spritzen werfen?" Nach einem kurzen Wortwechsel folgte sie dann jedoch seinem Rat und suchte den Kommandanten auf, um ihm höflich und freundlich die Frage nach ihrem angeheirateten Onkel zu stellen. Die sehr informative Antwort ließ sie sofort ins Grübeln verfallen. So kam ihr Louis zuvor und sie musste sich wieder auf die Situation konzentrieren. "Das ist zwar bedauerlich zu hören, Herr Kommandant, aber trotzdem vielen Dank für die Auskunft. Sollte man mehr über die Umstände von Georgs Verscheiden erfahren wollen, wohin wende ich mich am besten? Und wo kann ich seine Witwe finden?"

Nach den Antworten verabschiedete sie sich freundlich und erst dann antwortete sie ihrem Kameraden: "Seht mir nach, dass ich nicht sofort reagiert habe, ich wolte nicht alles vor Ort ausbreiten." Unauffällig achtete sie darauf, ob niemand auf die kleine Gruppe achtete. Dann setzte sie fort: "Georgs Witwe sollte Galinda sein, meine Tante mütterlicherseits. Ich hatte zuletzt vor Jahren mit meiner Mutter über die beiden gesprochen. Sie hatte mit Galinda Kontakt gehalten und sich Sorgen gemacht, da sie sich mit dem - wie drücke ich es aus - unsteten Mann Georg verbunden hat? Immerhin wird sie wohl noch seinen Namen tragen, wenn sie Rente erhält." Die Halbussurin sah zur Seite: "Ich hoffe, Mutters Beschreibungen von mir in ihren Briefen an Galinda werden das Treffen nicht erschweren." Dann kam ihr der Gedanke, dass sie eigentlich eine ähnliche Lebensgeschichte mit leichtem Bruch mit der Familie mit sich brachte. Darüber konnte man vielleicht eine Gemeinsamkeit finden. So machte sich die kleine Gesellschaft auf den Weg, Galinda Achternbusch aufzusuchen.
« Letzte Änderung: 17.06.2021, 08:53:31 von Jelena Sejm Petrasowna »

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #41 am: 18.06.2021, 05:15:10 »
Es wurde schnell klar, dass der Orden sich nicht einmischen würde. Das war eine Angelegenheit, um die sich Freiburg als Ganzes kümmern musste und dabei würde oder konnte der Orden nicht helfen. Sie mussten also einige der machttragenden Personen überzeugen und das würde keine einfache Aufgabe werden. Zumindest schien Erich einen Weg für sich gefunden zu haben, um Eindruck zu schinden und Kontakt aufzunehmen. Friedrich hörte bei dem Gespräch nur am Rande zu. Er würde ohnehin an dem Turnier nicht teilnehmen. Das war eine Sache, für die Erich sehr viel besser geeignet war als er selbst, auch wenn er sich durchaus wehren konnte. Wenigstens hatte ihnen Siegmund mit einigen Informationen weiterhelfen können und das würde das weitere Vorgehen etwas leichter machen. Gerade die Aufzählung und die nähere Erklärung des Rates waren wichtige und hilfreiche Informationen für sie. Da es sich um einen Rat handelte, mussten sie sicherlich nicht alle Zwölf Menschen überzeugen. Es reichte vermutlich, eine Mehrheit auf ihre Seite zu ziehen. Trotzdem würde es bei dem, was sie verlangten, nicht einfach werden.
"Danke Siegmund, du hast uns sehr weitergeholfen. Wenn es sich der Orden noch einmal überlegen sollte, oder du mehr Informationen für uns hast, kannst du uns gerne benachrichtigen. Wir verweilen momentan im Adlerhorst." Für Friedrich war die Sache damit erst einmal erledigt. Sein Ordensbruder Siegmund hatte ihnen geholfen so gut er konnte. Nun war es Zeit, irgendwie mit den Ratsmitgliedern Kontakt aufzunehmen. Erich hatte ja bereits einen Weg dazu gefunden. "Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir weiterziehen. Sehen wir uns dieses Turnier an, vielleicht gibt es da ja schon eine Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen." Friedrich würde seinen Freund zumindest bis zu diesem Punkt begleiten. Er spürte allerdings, dass er mehr Erfolg beim Adel oder dem Präsidenten der Universität haben würde. Vielleicht sollten sie sich aufteilen.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #42 am: 21.06.2021, 14:51:37 »
Der Feuerwächter schien durchaus angetan von dem Interesse an seiner Arbeit und zeigte Jelena gerne die Spritzen, auch wenn er durchaus amüsiert davon schien, dass eine Frau etwas über Technik wissen wollte. Allzu viele Details über die Funktionsweise konnte er ihr jedoch auch nicht nennen, da sein Wissen dazu nicht allzu weit reichte - die Ironie dieser Tatsache blieb ihm wohl selbst verborgen.

Nachdem sie die Informationen erhalten hatte, die sie suchte, machte sie sich auf den Weg, ihre Tante aufzusuchen, wobei Louis und Hannah sie weiterhin begleiteten. Die Beschreibung, die der Kommandant ihr gegeben hatte, führte sie in einen Abschnitt des Viertels in der Nähe der Stadtmauer, der deutlich älter wirkte als der Teil, aus dem sie gerade gekommen waren. Die Gebäude hier waren kleinere, bescheidene Häuser, die sich in engen Gassen dicht aneinander schmiegten und selten ein zweites Stockwerk hatten. Dennoch sah man hier keine Anzeichen von Verfall - die Häuser waren bescheiden, aber gut instandgehalten, und manche hatten offenbar erst in den letzten Jahren einen neuen Anstrich erhalten. Doch selbst hier besaßen die Gassen Namen, so dass sie die Adresse, die ihnen der Kommandant genannt hatte, schnell fanden.

Nachdem sie durch Herumfragen in der Nachbarschaft das Haus, in dem Galinda Achternbusch leben sollte, ausmachen konnten, hämmerte Jelena mit der Faust gegen die hölzerne Eingangstür; doch auch nach einer Weile kam keine Reaktion von innen, so dass die drei schon enttäuscht kehrtmachen wollten. In diesem Moment jedoch schreckte sie eine weibliche Stimme auf: "Wen oder was sucht ihr denn hier?"

Die Stimme stammte von einer stämmigen Frau, die sicherlich die vierzig Lenze bereits überschritten hatte, und die die schmale Gasse gerade erst betreten hatte. Ihre Haare, die von grauen Strähnen durchzogen waren, hatte sie zu einem Dutt zusammengesteckt; ihr Gesicht ließ außer ihrem Alter auch Züge erkennen, die eher in Ussura zuhause waren. Die Frau trug recht schmucklose Kleidung in Erdtönen, doch ein Kennerblick würde eine gute Qualität zeigen. Besonders die schweren Stiefel würden sie bei guter Pflege wohl ihr ganzes Leben lang begleiten können.

Sie blickte die drei mit gerunzelter Stirn an: "Ihr seht nicht so aus, als würde es sich für euch lohnen, bei einer alten Frau in diesem Viertel einzubrechen. Also: Was wollt ihr hier?"

Erich Janina Graustein

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #43 am: 22.06.2021, 10:26:06 »
Nachdem sie nun einiges an Informationen erhalten hatten wandte Erich sich an Friedrich "Was meinst du alter Haudegen, wollen wir mal wieder weiter ziehen? Oder brennt dir noch etwas auf der Zunge das du gerne los werden willst? Wo sollten wir am bestens als nächstes hin gehen? Gibt es einen Ort den du noch aufsuchen willst? Ich werde vermutlich mal zusehen ob ich mich an diesem Turnier anmelden kann, aber das hat keine Eile."

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #44 am: 22.06.2021, 19:53:43 »
Die technischen Details, soweit der Feuerwächter sie überhaupt zu schildern vermochte, langweilten Louis, weshalb sich der Musketier auch nur sehr nachlässig an der Besichtigung der Spritzen beteiligte. Sehr viel eifriger und mit typisch montaignischer Galanterie begleitete er Jelena und Hannah auf dem Weg zur Tante der ersteren. Aufmerksam sah er sich um und schien recht angetan von dem aufgeräumt wirkenden Viertel, das sie nun durchquerten. Vor dem Hause Achternbusch angelangt überließ er es wiederum der Ussurerin, den Kontakt mit ihrer Verwandten zu suchen. Allerdings schien niemand öffnen zu wollen, was er mit einem ungeduldigen Füßescharren quittierte. Die langen Stulpenhandhschuhe hatte er ausgezogen und hielt sie locker in der Rechten, um sie als weiteres Zeichen seiner Ungeduld auf die linke Handfläche klatschen zu lassen.

Umso überraschter fuhr der Edelmann herum, als die kleine Gruppe so unvermittelt angesprochen wurde. Ein argwöhnischer Blick unterwarf die Sprecherin einer raschen Musterung von Kopf bis Fuß. Da er sie aufgrund ihrer Kleidung als dem respektablen Bürgertum zugehörig einstufte, deutete der Montaigner eine leichte Verbeugung an – doch als er sich vorstellen wollte, blieb ihm für einen Moment das Wort im Halse stecken, ehe er die Augenbrauen hob. "Iesch muss doch sehr bitten, madame..! Ihr sprescht mit eine Edelmann und zwei demoiselles von eine untadelige Schrei! Iesch bin Louis de Fromage Puant, mousquetaire et gentilhomme, und muss miesch sehr gegen die Verdacht verwahren, eine bandit zu sein!" Mit einer Verbeugung gegen seine Begleiterinnen fügte er hinzu: "Natürliesch muss iesch auch les demoiselles 'iergegen in Schutz nehmen. In der Tat, wäret Ihr eine Mann, iesch müsste satisfaction fordern."

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