Die vier versammelten sich im Haus der Tante um einen kleinen Tisch, der sich in der Küche befand. Sie stellte jedem ein kleines Glas hin und füllte es mit einer klaren Flüssigkeit, wobei Louis sich fragte, was für ein Aufhebens sie um solch eine winzige Menge machte. Er erklärte sich die Größe des Glases damit, dass es sich wohl um Frauenportionen handeln musste, und kippte den Vodka mit einem einzigen Schluck herunter, nur um einen Moment später mit den Tränen zu kämpfen, als seine Kehle in Flammen stand - oder so schien es ihm. Jelena, die wusste was kam, näherte sich dem Getränk deutlich vorsichtiger und nippte zunächst nur, um ihre Tante nicht vor den Kopf zu stoßen.
Dann jedoch kamen die Anliegen Jelenas zur Sprache, und Galinda hörte aufmerksam zu. Auf die erste Frage antwortete sie zunächst mit einem Schulterzucken. "Die große Politik ist nichts für mich, und auch wenn ich schon lange in den Eisenlanden lebe, ist mir der Streit zwischen den Eisenfürsten fremd - ich bin froh, wenn ich meinem Geschäft nachgehen kann, immer genug zu essen habe und ein Dach über dem Kopf. Wer irgendwo wem den Kopf einschlägt, ist dabei für mich zweitrangig.
Allerdings ist es kein Geheimnis, dass in Freiburg nichts gegen den ausdrücklichen Willen von Wilma Probst geschieht. Und auch der Rat hat einiges zu sagen, doch weiß ich nicht viel über die Ratsmitglieder.
Einer von ihnen ist jedoch Thomas von Fahrenbach, und da komme ich auf deine zweite Frage. Was immer du von seiner Gattin Lilija willst, überleg es dir zweimal! Ich kann dich nur vor diesen beiden warnen, es sind keine guten Menschen. Von einer Valerija weiß ich nichts, aber wenn sie in deren Diensten steht, dann ist es womöglich das beste, wenn du sie nicht mehr findest, weil sie nicht mehr unter den Lebenden weilt. Das könnte das leichtere Schicksal sein."
Die Farbe vollends aus ihrem ohnehin schon bleichen Gesicht gewichen, und sie schien ernsthaft um Jelenas Wohl besorgt zu sein. Sie schenkte sich - und jedem, der nicht ablehnte - erneut ein und leerte ihr Glas in einem Zug. Erst dann kehrt wieder etwas Farbe in ihr Gesicht zurück und sie antwortete auf das dritte von Jelenas Anliegen.
"Ich weiß nicht, wen du da beschreibst, aber ein solches Multitalent findet sicherlich überall eine Anstellung. Freiburg ist eine prosperierende Stadt, allenthalben werden hier Männer und Frauen für alle möglichen Anstellungen gesucht. Durch mein eigenes Metier kann ich dir sagen, dass jemand, der in den Heilkünsten bewandt ist, sich an das Krankenhaus der Universität wenden kann - dort werden immer wieder helfende Hände benötigt, und man kann dort außerdem noch einiges lernen."