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Autor Thema: Kapitel 3: Freiburg  (Gelesen 19398 mal)

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Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #105 am: 15.12.2021, 17:42:22 »
Kaum war die Auslosung beendet, startete auch schon das Viertelfinale. Ab jetzt wurde jede Partie einzeln und unter voller Aufmerksamkeit des Publikums ausgetragen, und das Los wollte es, dass Erich den ersten der Kämpfe bestreiten musste.

Diesmal wurde schnell deutlich, dass Erich, mit dem Vorteil des Schwertes, seinem Gegner nicht den Hauch einer Chance lassen würde. Wie deutlich und schnell er den Kampf für sich entscheiden würde, war nur davon abhängig, ob Erich sich absichtlich zurückhalten würde.

Die zweite Partie trug Heinrich Dray gegen Amelia Binz, die letzte weibliche Teilnehmerin des Turniers aus. Und diese startete furios und drängte den Befehlshaber von Wirsches Truppen sofort in die Defensive, konnte dabei einige gute Treffer landen. Dann jedoch schlug Dray zurück und revanchierte sich, woraufhin das Duell hin- und herwogte, ohne dass eine klare Tendenz sichtbar würde. Kurz vor Schluss jedoch, während jeder scheinbar nur auf den Fehler des Gegners lauerte, wagte Binz einen Ausfall und schaffte es, ihren Gegner völlig zu übertölpen, so dass er für einige Momente das Gleichgewicht verlor und mehrere Treffer kassierte. Wild versuchte er, in den letzten Sekunden des Kampfes noch zum Gegenschlag auszuholen, doch es war bereits zu spät. Unter dem ohrenbetäubenden Jubel des Publikums und zur absoluten Überraschung aller war das Turnier für Heinrich Dray beendet und er verließ ohne weiteren Gruß die Arena, während Amelia Binz noch eine ganze Weile den Jubel des Publikums über sich ergehen ließ, bevor schließlich mit einiger Verspätung die nächste Partie begann.[1]

Der Höhepunkt des Viertelfinals war nun sichtlich überschritten, denn das Publikum diskutierte weiter die sensationelle Niederlage Drays, so dass die weiteren Partien eher zur Nebensache wurden. Doch das hieß nicht, dass die Kämpfe weniger spannend oder hochklassig waren. Der Montaigner Le Baton versuchte tapfer, sich seinem Gegner Sägebrecht zu erwehren, doch letztlich gab wohl auch hier die Wahl der Waffe den Ausschlag: Es wurde schnell deutlich, dass der Eisen mit dem Schwert deutlich geschickter umgehen konnte als Le Baton mit dem Dreizack, und so endete der Kampf letztlich mit einer deutlichen Niederlage des Montaigners.

Das letzte Duell fand zwischen Ratjoff und Glockner statt, und auch hier war die Zulosung der Waffe ein deutlicher Vorteil für Erstgenannten, wie sich bald herausstellen würde. Zwar begann Glockner stark und überraschte seinen Gegner mehrmals mit dem Speer, doch je länger der Kampf dauerte, desto sicherer wurde Ratjoff, und mehr und mehr dominierte er den Kampf, so dass es zum Schluss eine klare Niederlage Glockners wurde. Diesmal, so erkannte auch Katharina, war kein Eingreifen des Schiedsrichter notwendig gewesen, um Ratjoff den Sieg zu bringen.

Vier Kämpfer waren nun noch im Turnier verblieben: Erich, der seine letzten Aufgabe lässig erledigt hatte; Amelia Binz, der neue Publikumsliebling; Walter Sägebrecht; und schließlich Fridjof Ratjoff.
 1. Für die Statistik: Die Runden endeten -2, +2, 0, -3, +1 Erfolge aus Sicht von Dray

Erich Janina Graustein

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #106 am: 16.12.2021, 17:02:18 »
Erich ging den Kampf stürmisch und kraftvoll an, da er seinen Gegner stärker eingeschätzt hatte wie dieser schlussendlich dann war. In den ersten Runden konnte sich Erich dadurch deutlich Vorteile erarbeiten, und sich gegen Schluss des Kampfes dann ein wenig schonen und das ohne seinen Sieg zu gefährden.

Das verschaffte ihm etwas Zeit und die Gelegenheit selbst Augenzeuge des Kampfes von Heinrich Dray und Amelia Binz zu werden. Der Ausgang überraschte Erich sichtlich. Es wunderte ihn dann doch schon das Dray sich geschlagen geben musste. Diese Amelia Binz war wirklich eine beeindruckende Kämpferin, aber Dray war zu mindestens nach seinem Ruf her dann doch noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Also hatte Binz entweder Glück oder der Ruf von Dray war besser wie sein wirkliches Können. Falls Erich dann auf Binz treffen sollte würde er dieses Rätsel bestimmt lösen können. Nur vom Zuschauen ist es manchmal nicht ganz so einfach einen Kampf richtig ein zu schätzen; doch wenn man den Gegner dann selbst vor der Klinge hat, dann hat man ein viel besseres Gefühl für die Stärken und Schwächen des Gegner.

Nun musste Erich sich aber wieder erst einmal auf sich selbst konzentrieren und sich regenerieren und fit machen für den nächsten Kampf. Erneut setzte er sich zu seinen Freunden um sich mit diesen aus zu tauschen.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #107 am: 26.12.2021, 16:37:43 »
Der Höhepunkt des Turniers lag nun nicht mehr weit entfernt, denn die nächste Runde war bereits das Halbfinale, und Erich war immer noch im Rennen. Sein Ziel, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hatte er ohne Zweifel bereits erreicht, doch sein Ehrgeiz war natürlich noch nicht gestillt. Auf Heinrich Dray würde er nun nicht mehr treffen, und es war nicht ganz klar, ob er sich darüber freuen oder doch enttäuscht sein sollte. Aus seiner Sicht war Dray immer noch der stärkste Teilnehmer des Turniers gewesen, und ohne die Leistung Amelia Binz' schmälern zu wollen, hatte er doch das Gefühl gehabt, dass Dray nicht alle seine Kampfkünste gezeigt hatte. Welchen Grund er allerdings gehabt haben sollte, sich zurückzuhalten, dafür hatten weder Erich noch seine beiden Freunde eine Erklärung.

Viel Zeit, um darüber nachzudenken, blieb ihm nicht, denn die Auslosung der nächsten Runde stand direkt bevor. Amelia Binz, Walter Sägebrecht und Fridjof Ratjoff kamen als Gegner für ihn in Frage, und bereits das erste Los bescherte ihm die Bezwingerin Drays als Gegnerin - mit der Unterstützung des Publikums konnte er wohl kaum rechnen, und auch das Los der Waffe erwies sich als unglücklich, da er mit dem Speer gegen seine schwerttragende Gegnerin antreten musste.
Auch in der zweiten Partie kämpfte Ratjoff wieder mit dem Schwert, während sein Gegner den Dreizack zugelost bekommen hatte.

Nun war es also soweit: Der Kampf gegen Binz wirkte wie das vorweggenommene Finale; und mit dem für ihn ungewohnten Speer würde dieses Duell mit Sicherheit kein Selbstläufer werden wie das Viertelfinale.

Erich Janina Graustein

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #108 am: 13.01.2022, 13:07:25 »
Erich war sich bewusst das der nächste Kampf schon eigentlich so gut wie verloren war, denn gegen Binz hatte er eine sehr schwere Aufgabe. Sie war schließlich der Liebling des Publikum. Da konnte man sich eigentlich fast nur unbeliebt machen, oder eben verlieren.

Aber vielleicht war es genau diese fast unmögliche Herausforderung die Erich nun motivierte den Kampf auf zu nehmen. Er packte den Speer fest in der Hand und betrat entschlossen den Kampfplatz. Dort verharrte er einen Moment und schaute Binz tief und lange in die Augen. Dieser Blickkontakt schien fast eine Ewigkeit zu dauern bis sich dann Binz doch zuerst rührte und einen Angriff gegen Erich startete. Sofort war das Publikum auf Ihrer Seite und feuerte Sie an. Im ersten Angriffshagel von Binz konnte sich Erich nur mit Mühe und Not halten. Doch dann erinnerte er sich an die nützlichen Tipps von Louis und lockerte seine steife angespannte Haltung um den Kampf etwas lockerer und geschmeidiger an zu gehen. Die Änderung der Taktik schien Binz auch ein wenig aus dem Konzept zu bringen. So gelang es Erich Stück für Stück die Oberhand zu gewinnen. Doch der Kampf blieb spannend bis zum Ende. Erst kurz vor Ende der letzten Runde konnte Erich den entscheidenden Siegtreffer landen. Er schaffte es geschickt mit dem Speer eine Finte zu schlagen und Binz zu Fall zu bringen.

Als der Kampf mit diesem letzten Manöver dann zu seinen Gunsten ausgegangen war reichte Er Binz sofort die Hand und half ihr wieder auf die Beine zu kommen "Verdammt gut gekämpft" sagte er dann zu Ihr "Das Land braucht mehr so starke Frauen wie dich"

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #109 am: 16.01.2022, 10:55:45 »
Es war ein harter, aber fairer Kampf gewesen, der Erich ins Finale gebracht hatte; und das Publikum hatte zwar auf Binz' Seite gestanden, am Ende jedoch stehende Ovationen für beide Kämpfer gegeben. Als die Vorbereitungen für das zweite Halbfinale liefen, wurde Katharina auf den Rängen angespannter: Die Paarung lautete Sägebrecht gegen Ratjoff - würden sich Hinweise für eine erneute Manipulation finden?

Der Verdacht schien sich bereits zu bestätigen, als der Kampfrichter der Partie plötzlich auf den Boden kniete, sich vornüber beugte und sich erbrach - noch bevor die Partie überhaupt gestartet war. Ein Raunen ging durch das Publikum und Katharina war wohl die einzige in der Arena, deren Augen nicht auf den Kampfplatz gerichtet waren. Stattdessen glitten sie über das Publikum: Sie konnte sich nicht sicher sein, aber war dort nicht ein fetter Adliger, der zufrieden zu lächeln schien? Sie brachte sich in eine bessere Position, von der sie den Mann besser beobachten konnte, gleichzeitig einen guten Blick auf das Geschehen unten hatte.

Für Katharina wenig überraschend war es der Richter, der schon zuvor einige zweifelhafte Entscheidungen zugunsten von Ratjoff getroffen hatte, der nun den Kampf leitete. Dieser startete auch bereits und es wurde schnell deutlich, dass Ratjoff nur mit größter Mühe die Attacken seines Gegners parieren konnte. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis dieser die Defensive durchbrechen würde, und so kam es dann auch.
Ein greller Pfiff! - wieder war dem Schiedsrichter eine vermeintliche Regelwidrigkeit Sägebrechts aufgefallen (in einem Turnier, das eigentlich fast ohne Regeln bestritten werden sollte). Ein Murren lief durch die Zuschauerränge, doch der Kampf ging zunächst weiter; bald jedoch setzte Sägebrecht einen weiteren Treffer, und wieder brach der Schiedsrichter den Angriff ab.

Nun jedoch geschah etwas Seltsames. Fridjof Ratjoff selbst war es, der die Waffen zu Boden warf und begann, wütend auf den Schiedsrichter einzureden - auch wenn davon kaum etwas zu verstehen war, denn das Publikum schrie und gestikulierte nun wild. Ratjoff schien deutlich unzufrieden zu sein und nach einem Wortgefecht ging er schließlich zu seinem Gegner und reichte ihm die Hand - er gab auf!

Ein verwundertes Gemurmel erhob sich überall in der Arena, als die Zuschauer versuchten, das gerade geschehene einzuordnen, doch Katharinas Augen waren auf den fetten Adligen fixiert. Dieser schien aus allen Wolken zu fallen und schimpfte und gestikulierte wie ein Wahnsinniger. Offenbar war er überhaupt nicht einverstanden mit dem, was gerade passiert war.

Erich, Friedrich und Louis wiederum hatten das Ganze von ihrem Platz am Rande der Arena aus beobachtet. Dass Sägebrecht der Gegner Erichs im Finale sein würde, hatten die drei bereits nach den ersten Schlägen erwartet. Wie sich der Kampf dann entwickelte, war allerdings voll und ganz überraschend gewesen. Dennoch waren die drei zu fokussiert auf dem Finale, um sich größere Gedanken dazu zu machen. Sie wussten nun endgültig, wer Erichs Gegner sein würde, und hatten nun erst einmal eine Stunde Zeit zur Vorbereitung, denn bis zum großen Finale würde es eine Pause geben.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #110 am: 16.01.2022, 11:17:13 »
Es war Mittag gewesen, als Werner Jagemann nach wochenlanger Reise endlich die Mauern Freiburgs vor sich erblickte - und es war ein beeindruckender Anblick, gerade für einen Mann, der um Städte sonst eher einen Bogen machte. Er war in den vergangenen Wochen durch Hainzl und Sieger gereist, doch diese Städte waren nichts gegenüber der kreisrunden Metropole, die dort vor ihm lag. Er war gespannt, was ihn dort erwartete und ob seine Sorgen dort mehr Gehör finden würden als in seiner Heimat Wirsche. Überrascht hatte er zwei Tage zuvor einen größeren Trupp Soldaten, angeführt von Heinrich Dray, an sich vorbeireiten sehen. Sie waren offenbar in die gleiche Richtung unterwegs wie er, allerdings in einem deutlich höheren Tempo unterwegs, als er es an den Tag legte. Schließlich war das für ihn auch eine Gelegenheit, andere Länder kennenzulernen, und er hatte immer wieder den Kontakt zu den lokalen Jägern gesucht, um sich auszutauschen.

Verwundert war er vor allem deshalb gewesen, weil die Merkwürdigkeiten, die er gemeldet hatte, am Hofe von Wirsche niemanden interessiert zu haben schienen - sollte Dray nun doch aus dem gleichen Grunde nach Freiburg reisen?

Schließlich, es war inzwischen später Nachmittag, durchschritt Werner die Tore der Stadt Freiburg und versuchte, nicht allzu überwältigt zu sein von den urbanen Eindrücken. Auf den Straßen war weniger los, als er erwartet und befürchtet hatte, doch er erkannte schnell, woran das lag. Direkt auf seinem Weg lag ein riesiges Amphitheater, aus dessen Innern er den Lärm tausender, wenn nicht abertausender Menschen zu hören meinte. Wenn alle in dieser Arena waren, war es wenig verwunderlich, dass hier draußen wenig los war.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #111 am: 16.01.2022, 11:19:38 »
Höchst erfreut hatte Louis Erich auf die Schulter geklopft. "Na, was 'abe iesch gesagt?" schmunzelte er zufrieden. "Ein wenig mehr Beinarbeit, eine Finte 'ier und eine da, schon 'abt Ihr die Sieg in die Beutel, mon ami!" Da sie in die Endrunde gelangt waren – und damit weiter, als er insgeheim gedacht hatte – ließ es sich der für die Klingenkunst begeisterte Montaigner nicht nehmen, das zweite Halbfinale mit anzuschauen. Was er deutlich entspannter tat, als er es bei Erichs letztem Kampf gewesen war. Der Verlauf allerdings schmeckte ihm sichtlich nicht. "Diese Kretin dort weiß niescht, wie man eine Waffe führt, mon Dieu!" schimpfte er verärgert.

Er war nicht sonderlich überrascht, dass Sägebrecht schließlich den Sieg einfuhr. Zu seinem Leidwesen hatte der Musketier nur wenige Attacken gesehen, doch er zwirbelte seinen Schnurrbart heftig, als er zu Erich meinte: "Die Finale wird eine überaus schwere Gefescht. Ah, einmal die Klingen kreuzen mit eine solsche maitre..!" seufzte er sehnsüchtig. "La Danseuse wäre siescherliesch 'öchst entzückt." Was ihn auf einen Einfall zu bringen schien. "Ah! Eriesch, wir müssen Eusch vorbereiten auf die Gemetzel. 'abt Ihr schön von die massage à la cognac ge'ört? Ein uralte tradition aus Montaigne. Es wärmt auf und lockert les muscles."

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #112 am: 23.01.2022, 10:55:21 »
Katharina beobachtete das Spektakel in der Arena genau. Als der Kampf dann doch sehr offensichtlich erneut manipuliert wurde schaute sie sich neugierig um. Es musste doch jemanden geben der an der ganzen Sache profitierte. Hier ging eindeutig etwas nicht mit rechten Dingen zu. Als Ratjoff dann jedoch plötzlich den Kampf beendete und aufgab, war Katharina für einen Moment völlig verwirrt. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Aber endlich zeigte sich in der Menge eine Gestalt die vermutlich hinter dem ganzen steckte. Dieser fette Typ dort drüben regte sich ja wirklich sehr auf, und es war wohl auch der einzige der hier so lautstark protestierte.
Da Katharina den Typ nicht kannte wollte sie sich ihm nähern und schauen was sich noch so ergibt. Es sollte sich bestimmt lohnen mit dem Typen Kontakt auf zu nehmen oder zumindest an ihm dran zu bleiben. Aber vorher musste sie etwas mehr über diesen Herren in Erfahrung bringen. Auf dem Weg zu dem Typ fragte sie immer wieder eher zufällig andere Zuschauer "Sag, weißt du wer der Typ dort drüben ist?" oder auch mal "Hey was ist das denn da für einer, der ist ja wohl der einzige Idiot der sich über diese unmögliche Show von Ratjoff aufregt. Es ist doch nur rechtens das dieser unfähige Ratjoff endlich aufgegeben hat" bei anderen versuchte sie es auch mal mit dem Spruch "Oh da drüben scheint wohl jemand auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. Kennst du diesen Dummkopf?" mit solchen oder ähnlichen Fragen versuchte Katharina sich Stück für Stück durch das Publikum zu fragen so lange bis sie fast direkt neben dem fetten adligen einen Platz einnehmen konnte.

Erich Janina Graustein

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #113 am: 23.01.2022, 11:04:25 »
Erich war sehr zufrieden wie sich das ganze bisher entwickelte. Wenn er es bis jetzt nicht geschafft hatte eine gewisse Aufmerksamkeit zu erreichen dann wüsste er auch nicht mehr was er nun noch tun sollte. Er stand im Finale, also waren nun alle Augen auf ihn gerichtet. Egal wie der Kampf ausging, er hatte sein Ziel erreicht und gewonnen. Er war nun in aller Munde, und jeder in der Arena würde ihn nun kennen. Das sollte doch hoffentlich dazu führen das ihm demnächst die ein oder andere Tür geöffnet wird die vorher noch verschlossen geblieben wäre.

Über diesen seltsamen Kampf zwischen Ratjoff und Sägebrecht konnte Erich sich nicht wirklich Gedanken machen. Er musste sich auf den nächsten Kampf konzentrieren. Da war es ihm ganz Recht das Louis an seiner Seite war und ihn versuchte wieder zu fokussieren und fit zu machen. "Danke Louis, deine Tipps waren wirklich sehr hilfreich. Wer weiß ob ich den Kampf gewonnen hätte wenn ich nicht auf deine Ratschläge gehört hätte" bedankte sich Erich offen und ehrlich bei Louis "Was für eine Massage? Äh, ... nein von einer solchen Massage habe ich noch nicht gehört. Aber wenn du meinst das es hilft, dann können wir es gerne probieren. Meine Muskeln sind nach diesem vielen harten Kämpfen dann doch schon etwas verhärtet"

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #114 am: 23.01.2022, 15:14:21 »
Katharina musste nicht lange warten, bis sie Antworten auf ihre Fragen erhielt. "Der da? Das ist Walter von Stein. Der hat sicher mal wieder auf das falsche Pferd gesetzt; aber er wird es verschmerzen, er ist reich, wirklich sehr reich. Hier sagt man inzwischen sogar 'stein'reich deswegen."

Den Namen hatte Katharina natürlich bereits gehört; immerhin war von Stein Mitglied im Rat der Stadt und hatte seine Finger in so manchen Geschäften. Gesehen hatte sie ihn bislang jedoch noch nicht; wahrscheinlich schaffte er es mit seiner Körperfülle nur selten aus dem Haus. Katharina bedauerte die Sänftenträger, die das Gewicht wahrscheinlich zur Kutsche bewegen mussten - es war kaum anzunehmen, dass der Kerl mehr als zwei Schritte am Stück zu Fuß ging.

~~~

Werner überlegte eine Weile, wo er sich zunächst hinwenden sollte, kannte sich aber ohnehin zu wenig in Freiburg aus, als dass er sich orientieren konnte. Er würde sich durchfragen müssen, und so konnte er sich auch zuerst einmal die Arena und das Spektakel dort ansehen.
Auch der Platz vor dem Amphitheater war ordentlich gefüllt, da es dort zahlreiche Buden und Stände gab, wo Essen und Getränke feilgeboten wurden. Innen schien gerade nicht viel zu passieren, so dass etliche Zuschauer die Gelegenheit nutzten, sich dort einzudecken. Aus den Gesprächen der Umstehenden hatte Werner schnell ein Bild davon erhalten, wie der Wettbewerb bisher verlaufen war - offenbar stand nun nur noch das Finale an, zwischen zwei Kämpfern namens Walter Sägebrecht und Erich Graustein.

Da es ohnehin etwas Zeit totzuschlagen galt, besorgte sich auch der Jäger etwas Stärkung; schließlich war er lange auf der Straße unterwegs gewesen und hatte durchaus Hunger und Durst. Nebenbei konnte er die Zeit vielleicht nutzen, um ein paar erste Informationen über die Stadt herauszufinden.

Doch dazu kam es erst gar nicht, denn gerade als er die ersten Bissen verzehrt hatte, lief ein junger Bursche auf den Platz, völlig außer Atem, und rief dann, nach zweimaligem Nach-Luft-Schnappen: "Ein Massaker! Der Adlerhorst! Angegriffen! Die Leichen stapeln sich!"

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #115 am: 24.01.2022, 05:55:57 »
Die Turnierkämpfe hatte Friedrich aufmerksam verfolgt. Zwar hatte er nie an Erichs Können und Stärke gezweifelt, aber dennoch war es offensichtlich gewesen, dass seine Gegner ebenfalls sehr talentiert gewesen waren. Vielleicht hatte Erich einfach ein bisschen Glück gehabt oder die Tipps und Tricks von Louis hatten die Waagschale noch einmal positiv beeinflussen können. Vielleicht war auch beides der Fall gewesen. Fakt war, dass der Eisen gewonnen hatte und nun im Finale stand. Selbst wenn er dort verlieren sollte - was Friedrich nicht hoffte und glaubte - würde sein Auftritt auf jeden Fall seinen Zweck erfüllt und ihm sicherlich die gewünschte Aufmerksamkeit beschert haben. Diese ganze Aktion war also jetzt schon ein Erfolg gewesen und dafür war er sehr dankbar.
Trotz dieser Dankbarkeit - oder vielleicht gerade deshalb - verließ er für einen Moment die Arena. Erich musste für seinen nächsten Kampf in Topform sein und da Friedrich seinem Freund leider keine besonders guten Tipps liefern konnte, so würde er anders helfen können. Wenige Minuten später kehrte er zu Erich und Louis zurück, die sich wohl gerade über irgendeine Massage austauschten. Muskeln lockern, das half bestimmt. Was auch helfen konnte, war eine Erfrischung. "Ich weiß nicht, ob du vor dem Kampf noch etwas essen willst, aber ich habe dir eine Stärkung mitgebracht." Er hielt dem Kämpfer einen kleinen Snack in Form einer Wurst samt Brötchen hin. "Und etwas zu trinken. Wir wollen ja, dass du in Topform bist. Sägebrecht ist ein harter Gegner und die bisherigen Kämpfe haben wir viel abverlangt." Womit er Erich auch lächelnd einen Becher reichte.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #116 am: 24.01.2022, 10:25:43 »
Gerade noch entspannt das Treiben beobachtend, ändert sich die Situation für Werner mit einem Mal vollständig. Das Turnier ist vergessen und auch wenn er keine Ahnung hat, was oder wo der "Adlerhorst" ist, schließt sich Werner als Mann der Tat dem Teil der Menge an, der nun offenbar in diese Richtung eilt.
Er versucht von seinen Nachbern weitere Informationen zu erhalten: "Der Adlerhorst? Was genau ist das? Und liegen wir im Krieg mit irgendjemandem?"
« Letzte Änderung: 24.01.2022, 12:00:51 von Werner Gabriele Jagemann »

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #117 am: 24.01.2022, 11:58:49 »
"De rien, mon ami" schmunzelt der Montaigner, zwirbelte allerdings angesichts von Erichs Dankesworten dennoch hochzufrieden seinen Schnurrbart. Zu der Massage meinte er: "Eine 'öchst weise Wahl. Iesch muss nur etwas Cognac besorgen. In der 'offnung, sie 'aben 'ier etwas in der Art..." murmelte er nachdenklich, entschied jedoch gleich darauf: "Nun, wenn niescht, werden wir auf eine 'iesige Weinbrand ausweischen. Das wird es 'offentliesch auch tun." Womit der Musketier sich auf die Suche nach einem Stand oder einer Schenke machen würde, wo er etwas entsprechendes erwerben konnte. Ganz nebenbei hatte er vor, sich auf dem Weg ein wenig umzuhören, was die Leute über das bevorstehende Finale erzählten, und seine Blicke etwas schweifen zu lassen. Immerhin war dies wie eine Art Festtag, und da er kein Kostverächter war, bereitete es ihm Vergnügen, die hiesigen Damen und ihre festlichen Trachten mit denen in seiner Heimat zu vergleichen.

Erich Janina Graustein

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #118 am: 24.01.2022, 13:11:58 »
Erst als Friedrich mit der leckeren Wurst und dem Brötchen ankam merkte Erich wie groß sein Hunger doch mittlerweile war, und sein Magen fing auch direkt an zu knurren "Das ist wirklich genau das richtige, was du mir da gerade bringst, alter Freund" meinte Erich mit einem breiten Grinsen und nah sofort freudig die Wurst und das Getränk entgegen.

Dann wandte er sich noch an seine beiden Freunde "Ich Glaube wir haben unser Ziel hier bisher recht gut erreicht. Egal wie der Kampf im Finale ausgeht. Jetzt sollte uns so ziemlich jeder in der Stadt kennen. Also zumindest diejenigen die in der Arena waren. Von daher können wir dem Final wohl recht entspannt entgegen sehen. Wir haben jetzt wohl schon alles erreicht was wir erreichen wollten"

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #119 am: 24.01.2022, 17:21:04 »
Werner zuckte mit keiner Wimper, sondern setzte sich sofort in Bewegung, um zu helfen, wo Hilfe möglicherweise gebraucht wurde. Zwar wusste er nicht, in welche Richtung er musste, doch es gab noch einige andere aus der Menge, die sich sofort in Bewegung setzten. Der Mann, der neben ihm lief und dem er seine Frage stellte, musterte ihn kurz und antwortete dann: "Der Adlerhorst ist ein Gasthaus. Im Krieg lagen wir gestern noch nicht, aber was der Junge gerufen hat, klang übel. Ich denke, wir werden sehen, was los ist."

Seine Beine, noch schwer von der Reise, trugen ihn weit durch die Stadt - die Schmerzen spürte er durch das Adrenalin kaum. Bis zu einem anderen Viertel lief die Gruppe, und Werner hatte kaum ein Auge für die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Schließlich umrundeten sie eine Kurve und das "Schlachtfeld" offenbarte sich Werner. Einige Helfer schienen bereits angekommen zu sein, und die akute Gefahr war offenbar vorüber. Erstaunlich wenige Schaulustige versperrten den Blick auf die Lage, was wahrscheinlich daran lag, dass viele Einwohner am Amphitheater waren. Doch was Werner sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Mindestens ein Dutzend leblose Körper lagen verstreut vor dem Gasthaus, aus dem einzelne Flammen loderten - offenbar war dort ein Feuer ausgebrochen. Ob noch weitere Körper im Gebäude waren, womöglich sogar Bewusstlose, die noch zu retten waren, konnte Werner nicht erkennen, doch es war wahrscheinlich, wenn er sich das Bild vor ihm ansah.
Von der gegenüberliegenden Seite sah er einen Pferdekarren sich nähern, der ein großes Fass geladen hatte. Erst nach einigen Momenten erkannte er, dass es sich dabei offenbar um so etwas wie eine Brandwehr handelte - sicherlich würden sie Hilfe benötigen, um Eimerketten und dergleichen zu bilden.

~~~

Louis kam gerade auf der Suche nach dem Cognac (oder einem anderen Weinbrand) auf den Vorplatz der Arena, als er bemerkte, dass dort große Aufregung zu herrschen schien. Nur einen Augenblick später sah er einen Burschen auf sich zurennen, den er wiedererkannte: Es war ein Stallbursche aus dem Gasthaus, in dem sie abgestiegen waren.
"Herr, Herr!" rief der Junge aufgeregt und wirkte beinahe den Tränen nahe. "Ein Angriff! Eure Begleiter! Mindestens zwei Dutzend Männer!" stammelte er aufgeregt und schnaufte mehrfach. "Herr, eure Freunde wurden angegriffen. Ein riesiger Haufen Angreifer, fast eine Armee. Sie haben wie besessen gekämpft, die zwei Frauen und der junge Herr. Aber bei einer solchen Übermacht... ich bin gekommen, so schnell ich konnte, habe überall um Hilfe gerufen. Aber auf den Straßen war fast niemand, erst hier."

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