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Autor Thema: Kapitel 3: Freiburg  (Gelesen 19396 mal)

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #195 am: 03.06.2022, 02:58:57 »
Gern war Friedrich zur Stelle, um die weiteren Fragen Katharinas zu beantworten. Es war selbst für ihn noch immer etwas schwierig, alles in wenig Worten zusammenzufassen, aber er redete langsam und so schaffte er es, die wichtigsten Informationen zu bündeln.
"Doch, der Brand in dem Gasthaus und der Anschlag auf Naumburg haben miteinander zu tun. Es würde mich nicht wundern, wenn der Brand nur zur Ablenkung gelegt wurde. Leider ist nicht nur Naumburg verletzt, sondern auch Freunde von uns bei diesem Anschlag umgekommen." Betroffen senkte der Kreuzritter den Kopf und schwieg einen Moment aus Respekt.
"Naumburg ist schwer verletzt, hat aber überlebt. Vielleicht könnt ihr ihn bald selbst treffen, wenn es ihm besser geht und dann kann er euch ein bisschen mehr erzählen. Lasst nur so viel gesagt sein: Er ist wichtiger, als wir alle zusammen in dieser Sache." Friedrich blieb dabei, den wahren Grund ihrer Reise nicht zu verraten. Es war ein Geheimnis, welches er auf Ewigkeiten für sich behalten würde. Wenn jemand mehr darüber sagen sollte, dann Tristan selbst. Schließlich war er es gewesen, der sie eingeweiht hatte. "Wir haben über Umwege erfahren, dass Wirsche eine große Gefahr, nicht nur für ihr eigenes Land, sondern auch alle anderen Eisenländer ist. Wir müssen sie aufhalten und da wir das nicht alleine schaffen, möchten wir Freiburg um Hilfe bitten. Das wird uns aber nur gelingen, wenn wir den Stadtrat auf unsere Seite ziehen, um im Endeffekt Niklas Träge zu überzeugen."
Auch über Dray erzählte Friedrich im Detail. Da der Wein in rauen Mengen floss und die Nacht lang war, erzählte er auch über ihr Abenteuer mit der Baronin Baderbaasch und was das für Wirsche bedeutete. Was das für die Sicherheit aller Lande bedeutete und wie wichtig ihre Mission wirklich war. Natürlich ließ er Louis die Möglichkeit, ein paar Worte oder epische Kampfszenen zu ergänzen und auch Werner konnte über seine Entdeckungen und Aufgaben erzählen.

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #196 am: 03.06.2022, 13:58:31 »
Katharina lauschte den Ausführungen von Friedrich sehr aufmerksam und versuchte sich vor ihrem inneren Auge so allmählich ein Bild von der ganzen Situation zu bauen um das alles zu verstehen.
Als Friedrich dann von dem Verlust von zwei Freunden erzählte bekundete sie kurz ihr Mitleid und betonte noch einmal das sie hoffte das dieser Naumburg bald wieder gesund wird.
Die ganze Situation erschien für Katharina doch sehr verwirrend und wesentlich größer und komplexer wie vermutet. von daher hatte sie Verständnis dafür das ihr Gegenüber offensichtlich nicht alles erzählt hatte und es doch noch die en oder andere offene Frage gab. Katharina beschloss für sich, das sie es für den Moment aber jetzt erst einmal auf sich beruhen lassen wollte.
"Nun gut, das waren ja jede Menge Informationen die stellenweise ein recht grausames Bild ergeben, und vermuten lassen das hier wohl wirklich große Gefahr droht. Doch was mir noch immer noch nicht so ganz klar ist … Was genau wollt Ihr denn nun als nächstes unternehmen? Wie genau können wir Euch dabei helfen?"
Katharina war dem Abend über sichtlich nicht abgeneigt ein Bier nach dem anderen zu trinken, es war nur erstaunlich wie viel diese kleine zierliche Person vertragen konnte, denn das Bier zeigte bei ihr kaum merkbare Wirkungen, außer das sie gelegentlich kurz auf Toilette verschwand um ihrer Blase etwas Erleichterung zu verschaffen.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #197 am: 03.06.2022, 15:23:22 »
Natürlich hatte es sich Louis nicht nehmen lassen, einige sehr farbenfrohe und - abgesehen von kleineren Ausschmückungen - wahrheitsgetreue Schilderungen ihrer gemeinsamen Abenteuer beizusteuern. Obwohl der Montaigner sich den Wein dabei so weit schmecken ließ, wie es die hiesigen Rebsorten und Winzerkünste einem Mann mit so erlesenem Geschmack wie dem seinen ermöglichten, trank er doch mäßiger als die anderen und schien darauf bedacht, einen klaren Kopf zu bewahren. So beantwortete er denn auch Katharinas Frage trotz der vorgerückten Stunde mit einer kurzen Zusammenfassung der bisherigen Bemühungen um den Aufbau von Kontakten an der Universität sowie durch die Turnierteilnahme und schloss: "Alles in allem sind wir noch niescht sehr weit gekommen, aber wir 'aben auch noch niescht alle Möglieschkeiten genutzt: da iest zum Beispiel noch die Adel, die Kaufmannschaft... und wie man 'ier so schön sagt, es iest niescht an allen Abenden Nacht geworden!"

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #198 am: 04.06.2022, 13:24:21 »
Nachdem die Gruppe nun die wichtigsten Informationen ausgetauscht hatte, dachte man noch einmal genauer darüber nach, was die Ziele jedes einzelnen waren und welche Optionen gerade eigentlich blieben.

Katharinas Ziel war es, die Verschwörung um das Turnier aufzuklären, um damit Punkte bei ihren Auftraggebern zu sammeln. Das führte sie unweigerlich zu Walter von Stein, der ein Ratsmitglied war und damit auch interessant für Louis und Friedrich. Wie man allerdings die beiden Ziele verbinden konnte, war noch unklar: Versuchte man, von Stein zu erpressen, um sich seine Stimme im Rat zu sichern? Versuchte man, ihn bloßzustellen, so dass er womöglich seinen Ratssitz verlören konnte? Aber wer würde ihm nachfolgen? Fridjoff schließlich wollte nur sicher vor einer möglichen Rache von Steins sein, auch das sollte bedacht werden.

Werner wiederum wollte Gehör finden bei Niklas Träge, um ihm von seltsamen Machenschaften in Wirsche zu berichten. Der Weg zu Wirsche führte über Wilma Probst, und womöglich würde die ja auch ein offenes Ohr für Friedrichs und Louis' Anliegen haben, wenn sie den Bericht Werners hörte. Auch der Umstand, dass Dray offenbar für Attentate in ihrer Statt verantwortlich zeichnete, sollte die rechte Hand des Fürsten nicht kalt lassen.

Was den Rat betraf, waren sie bisher in der Tat noch nicht allzu weit gekommen. Immerhin hatten sie Peter von Weierstraß auf ihre Seite gebracht, doch für die Ratsmehrheit brauchten sie mindestens fünf weitere Stimmen und die von Probst, sollte sie Werners Erzählungen glauben. Da war zum einen von Stein, der charakterlich schwach erschien, aber ein mögliches Ziel darstellte. Über Thomas von Fahrenbach hatten sie ebenfalls unanständige Dinge gehört, wobei mit dem Tod Jelenas die direkte Spur zu ihm etwas erkaltet war. Zu Franziska von Schönborn und Gitta von und zu Castell hatten sie noch nichts weiter in Erfahrung gebracht.

Von Jean Lemaire wussten sie, dass er ein neues Stück im Schauspielhaus aufführte und außerdem Montaigner war - vielleicht gab das dem kunstsinnigen Louis einen Aufhänger, um eine Freundschaft anzubandeln. Jürgen von Geldern und Seline von Hoff wiederum waren Soldaten, doch war auch bekannt, dass das Drachenblut und die Eisengarde eine innige Rivalität verband. Erichs Auftreten beim Turnier könnte vielleicht die Aufmerksamkeit des einen oder der anderen geweckt haben. Die restlichen Ratsmitglieder waren Angehörige der Handelshäuser - Gerrit van Ruttvegen und Liane Schröder - oder der Gilden, nämlich Hildegard Schmidt und Werner Weber. Bei ihnen konnte man zumindest davon ausgehen, dass sie Argumenten gegenüber aufgeschlossen waren, wenn sie sich einen Vorteil versprachen. Und dann war da noch die Sache mit der atabischen Handelskompanie, von der sie in der Zeitung gelesen hatten.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #199 am: 14.06.2022, 22:16:21 »
Schließlich war die Gruppe sich einig, dass man bis zum nächsten Morgen warten und dann zunächst von Stein einen Besuch abstatten würde. Die meisten hatten ohnehin ein Zimmer im Wirtshaus, und Fridjoff entschied sich, ebenfalls dort zu bleiben, da er nicht zu Hause von den Schergen des Adligen aufgefunden werden wollte.

Ein richtiger Plan stand zwar noch nicht fest, aber gemeinsam gingen die fünf nun zu Walter von Steins Anwesen, das einige Zeit später vor ihnen aufragte. Es handelte sich um ein dreistöckiges Stadthaus im Hochquartier, wo die meisten Aristokraten und einflussreichen Bürger der Stadt lebten. Einen Garten sahen sie nicht, doch es war durchaus möglich, dass sich hinter dem Haus noch ein größeres Gelände befand. Dem Viertel selbst sah man an, welche Art von Leuten hier lebte. Es fand sich so gut wie kein Müll auf den Straßen, die regelmäßig von bewaffneten Wachen patrouilliert wurden - auf ihrem Weg begegnete die kleine Schar dreier solcher Gruppen von Soldaten, die sie aufmerksam, wenn auch nicht unfreundlich, musterten; immerhin  waren auch die Fünf ordentlich gekleidet und fielen nicht allzu sehr aus dem Rahmen in dieser Gegend.
« Letzte Änderung: 14.06.2022, 22:23:11 von Mondragor »

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #200 am: 15.06.2022, 11:35:42 »
Louis zeigte trotz eines gewissen Mangels an exakter Vorplanung das typische Selbstbewusstsein des montaignischen Adeligen. Er hatte bei den Bediensteten in Auftrag gegeben, dass sein bester Anzug bis zum kommenden Morgen in tadellosen Zustand zu bringen sei, dafür auch ein großzügiges Trinkgeld springen lassen, sich allerdings auch mit einer militärischen Pedanterie von der Ausführung überzeugt, wie sie jeden Rekruten zum Schwitzen gebracht haben würde. Da seine hohen Stulpenstiefel allerdings mit dem Messing der Leuchter um die Wette funkelten, Hemd und Umhang frisch erstrahlten und die etwas zerdrückte Feder an seinem Hut dank etwas Wasserdampf wieder in ihre Form zurückgefunden hatte, zeigte sich der Musketier zufrieden und war dementsprechend gnädig gelaunt.

Einzig die Pflege seiner Waffe hatte er keinen fremden Händen überlassen, sondern Griff, Korb und Klinge der Danseuse höchstpersönlich gewienert. Stolz marschierte er voran, die Hände in die Hüften gestützt, die Handschuhe im Gürtel an seiner Seite, die Spitzen des – selbstverständlich frisch gestutzten – Schnurrbarts wiesen gen Himmel. Erst als man sich von Steins Anwesen schon näherte, erkundigte er sich aufgeräumt: "Alors, wie sollen wir vorge'en? Iesch kann mir vorstellen, dass es ein Vorteil wäre, siesch an die Beute anzupirschen, doch weiß iesch niescht, ob iesch in die Lage bin, in die Angesiescht von Schurkerei meine contenance zu wahren. Vielleischt es wäre favorable, zu kämpfen miet eine offene Visier?"

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #201 am: 17.06.2022, 04:57:15 »
Es gab vieles zu tun und Friedrich fand in dieser Nacht nicht viel Ruhe. Zu viel hatte sich in zu kurzer Zeit geändert, als dass er damit ohne Problem fertig wurde. Immer wieder wälzte er sich im Bett hin und her, wartete darauf, dass die Sonne wieder aufging. Als das geschah, war er froh, dass die Nacht vorbei war und er sich endlich an die Arbeit machen konnte. Motiviert ging er an die Sache ran und zusammen mit den anderen entschieden sie, dass Von Stein ihr nächstes Ziel sein sollte.
Es führte sie also zu dem Anwesen des Mannes, welches im Hochquartier stand. Eine edle Gegend. Alles wirkte hier nur zu vertraut für Friedrich, auch wenn er selbst schon lange nicht mehr in einem solchen Adelsviertel gelebt hatte. Doch er konnte sich noch gut daran erinnern. Sie hatten nicht wirklich besprochen, wie sie vorgehen wollten. Es gab eine gute Anzahl von möglichen Ansätzen, doch welchen wollten sie wählen?
In einiger Distanz vom eigentlichen Haus blieben sie stehen und diskutierten diesen Punkt. Louis schlug vor, mit offenen Karten zu spielen. Eine Vorgehensweise, mit der sich auch der alternde Kreuzritter anfreunden konnte. "Ja, das ist ein guter Vorschlag." Er nickte. "Wir haben auch nicht alle Zeit der Welt. Es gibt viel, um das wir uns kümmern müssen. Bei Von Stein kommen wir vermutlich schnell weiter, wenn wir nicht um die ganze Sache herumtanzen."

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #202 am: 20.06.2022, 15:07:09 »
Katharina zog sich ebenfalls frische Klamotten an, damit von Stein vielleicht nicht sofort erkannte das die beiden sich schon einmal begegnet waren. Vom Stil her waren es aber trotz allem eher einfache und praktische Kleidung, also bei weitem nicht so prunkvoll wie die Gewänder von Louis.

Als die ganze Truppe dann vor dem Anwesen stand und sich noch einmal kurz beriet hielt Katharina ebenfalls inne "Ich wäre zwar lieber erst noch einmal zu dem bestochenen Schiedsrichter gegangen, aber wenn wir jetzt schon mal hier sind, dann sollten wir die Gelegenheit beim Schopfe packen und mal direkt anklopfen. Mal sehen wie von Stein auf die Vorwürfe reagiert. Selbst ein so hohes Tier wie ein von Stein wird die Anschuldigung des Betruges und der Manipulation nicht so einfach auf sich sitzen lassen können. Allerdings muss ich jedoch auch gestehen das ich mich in adeligen Kreis nicht wirklich auskenne, könnte also auch sein das ich die Situation gerade völlig falsch einschätze." Bei dem letzten Satz ruhte ihr Blick vor allem auf Louis, da dieser am ehesten den Eindruck eines Adeligen machte.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #203 am: 22.06.2022, 00:00:51 »
Der direkte Weg wurde also beschlossen und auch gleich beschritten - schnurstracks ging die Gruppe auf das große Eingangstor des Hauses zu und betätigte den Türklopfer, und nur wenige Augenblicke später wurde ihnen von einem livrierten Diener, nach montaignischer Mode Perücke tragend, geöffnet, der sie mit leicht zugekniffenen Augen etwas indigniert musterte.
"Darf ich fragen, wer Ihr seid und in welcher Angelegenheit Ihr hier seid? Mir ist nicht bekannt, dass mein Herr Besuch erwartet."

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #204 am: 22.06.2022, 11:33:48 »
Mit mindestens ebenso montaignisch anmutender Herablassung besah sich Louis den Diener, stellte sich in Positur, zwirbelte seinen Schnurrbart und ließ dabei die Linke auf dem Knauf seines Degens ruhen. "Iesch bin Louis de Fromage Puant, mousquetaire et gentilhomme" verkündete er selbstbewusst. Dann stellte er seine Begleiter mit weit ausholenden Bewegungen vor: "Meine 'öchst bezaubernde compagne Mademoiselle Eisfeld, Monsieur de Dent, savant extraordinaire, und Messieurs Jagemand et Ratjoff, hommes de bien und über jeden Zweifel er'aben." Darauf wandte er sich wieder an den Bediensteten: "Wir wünschen Monsieur de Stein in eine persönliesche Angelegen'eit zu spreschen, die äußerst wieschtig für uns wie für ihn iest. Meldet uns, vite, vite!"
« Letzte Änderung: 25.06.2022, 13:10:07 von Louis de Fromage Puant »

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #205 am: 25.06.2022, 22:45:13 »
Die linke Augenbraue des Lakaien hob sich beinahe unmerklich, als Louis die Liste der Namen herunterrasselte. Mehr ließ der Mann sich jedoch nicht anmerken, sondern entgegnete nur: „Ich werde meinem Herrn von eurem Anliegen berichten. Bitte tretet doch ein und nehmt solange im Salon Platz.“
Die Besucher wurden also hereingebeten und in einen luxuriös ausgestatteten Raum geführt, dem allerdings anzusehen war, dass es sich wohl nicht um den eigentlichen Salon des Hauses, sondern eher einen kleineren Warteraum handelte. Arm war von Stein definitiv nicht, soviel war hier bereits zu erkennen, doch soviel hatten sie auch vorher bereits gewusst.

Viel Zeit, um sich in dem Zimmer genauer umzusehen, hatten die Frau und die vier Männer jedoch nicht, denn schon nach kurzer Zeit erschien die korpulente Gestalt des Adligen in der Tür.
„Herr Ratjoff!“, begann er ohne Begrüßung. „Die Namen Ihrer Freunde sagen mir nichts, doch dass Sie hier auftauchen, macht mich neugierig. Ich wollte ohnehin mit Ihnen reden, daher trifft sich dieser Zufall doch perfekt. Also sprechen Sie, was wollen Sie von mir?“

Ratjoff jedoch wirkte etwas ratlos und eingeschüchtert und sah nicht so aus, als ob er ein Wort hervorbringen würde.
« Letzte Änderung: 01.07.2022, 23:48:39 von Mondragor »

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #206 am: 30.06.2022, 08:56:20 »
Katharina musste etwas schmunzeln wie sie sah wie Louis den Diener zusammenstauchte und sich so eintritt verschaffte. Als sie dann kurz in dem Wartezimmer saßen musste Katharina sich selbst zugestehen das sie doch schon beeindruckt war. Solchen Luxus hatte sie noch nicht wirklich gesehen. Aber zugleich ergriff sie auch eine innere Wut wie ungerecht die Welt doch war, auf der einen Seite gab es so viele Menschen die nicht wussten wie sie das täglich Brot verdienen sollten, und dann gab es wieder solche Menschen die nicht wussten was sie mit ihrem ganzen Geld anstellen sollten.

Als von Stein dann so plötzlich den Raum betrat war Katharina noch etwas in Ihren Gedanken gefangen, so das es einen Moment dauerte bis sie sich wieder sortiert hatte und antworten konnte "Sehr geehrter Herr von Stein. Wir wollen direkt zum Punkt kommen. Wir sind hier um die Geschehnisse Rund um das Turnier zu untersuchen. Wir sind Spuren gefolgt die darauf hinweisen das es zu gewissen Unregelmäßigkeiten bei den Kämpfen gekommen ist. Es verhärtet sich der Verdacht das hier bei den Wetten manipuliert wurde. Auch gibt es Zeugen die gesehen haben das Sie Herr von Stein sich wohl ebenfalls sehr aufgeregt haben über den Ausgang des Wettkampfes. Daher wollten wir auch Sie befragen was Sie uns eventuell zu den Vorfällen berichten können und was Ihnen aufgefallen ist. Vielleicht können sie ja zur Lösung des Rätsels beitragen." Katharina war bemüht ruhig zu bleiben und nicht sofort mit der Tür ins Haus zu fallen, in der Hoffnung das sich von Stein selbst belastet und verrät.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #207 am: 03.07.2022, 05:10:39 »
Ein Lachen musste sich Friedrich wirklich verkneifen, als Louis in seiner bekannten Manier mit dem Hausdiener sprach und sie alle vorstellte. Eigentlich hatte er ja gedacht, dass er als Adliger - wenn auch eingerosteter - nun handeln musste, aber der Montaigner machte es gut und ließ sich nicht abwimmeln. Natürlich hatte der Diener keine andere Wahl, als Herrn von Stein Bescheid zu geben. In der Zwischenzeit durften sie es sich in dem durchaus komfortabel ausgestatteten Warteraum gemütlich machen.
Eines musste man Von Stein lassen. Er hatte Geld und wusste es auch zu nutzen. Friedrich musste aber zugeben, auch wenn er diesen Luxus irgendwie genoss, war ihm ein richtiges Gasthaus lieber. Es gab schon Gründe dafür, wieso er sich seinem alten Leben komplett abgewandt hatte. Der Hausherr ließ sie nicht lange warten und kam direkt zum Punkt, wie es für einen Eisen auch normal war. Katharina übernahm die Initiative und warf dem Mann direkt den Grund ihres Besuches an den Kopf. Gut. Wenigstens ging es direkt zur Sache. Für den Moment enthielt sich Friedrich und wartete darauf, wie Von Stein auf die Anschuldigungen reagierte.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #208 am: 04.07.2022, 19:21:33 »
Louis vergab sich kein Jota seiner Würde, konnte als Edelmann jedoch nicht umhin, dem Hausherrn die gebührende Höflichkeit zu zeigen. Daher entschied sich der Montaigner für ein schwungvolles Ziehen und Schwenken seines Huts, begleitet von einer angedeuteten Verbeugung, die eher an ein knappes Nicken erinnerte – zumal von Stein die Impertinenz besaß, seinen Namen nicht zu kennen und das auch noch offen zu bekennen! Die Miene des Musketiers war eine unbewegte Maske. Als er sah, dass Ratjoff offenbar durch den Reichtum von Steins derart befangen war, wie er es von rechts wegen allenfalls gegenüber einem Mann von edler Abkunft hätte sein sollen, räusperte er sich vernehmlich und setzte zu einer Antwort an – schloss aber den Mund wieder und blinzelte indigniert in Katharinas Richtung, die recht forsch das Wort ergriff und auch gleich geradenwegs auf das Ziel zuhielt.

Nun war es an Louis' Augenbraue, in die Höhe zu wandern. Die Leute hierzulande mussten, seinem Hüsteln nach zu urteilen, ihren Namen von einem zu großen Anteil Eisen in ihrem Gemüt haben, der sie auf jede wohlgedrechselte Rede verzichten ließ, um stattdessen wie der Kaltblüter eines Bauern über die fein verschlungenen Pfade der Etikette hinwegzuwalzen... Da die diplomatische Milch aber nun schon einmal vergossen war, behielt er den Gastgeber scharf im Auge, um zu erkennen, ob der sich womöglich durch irgendeine Form von Reaktion verriet. Er beschränkte sich auf ein kurzes "C'est comme ça."

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #209 am: 05.07.2022, 23:20:59 »
Auch von Stein schien von Katharinas Direktheit überrascht zu sein, fing sich aber recht schnell wieder. Es war für die Umstehenden nicht auszumachen, ob die Miene des Adligen Ärger über die Angriffslust der jungen Bürgerlichen verriet, oder doch Anzeichen von Hochachtung für ihren Mut zu erkennen waren. Zumindest wartete er geduldig ab, bis Katharina ihre Anschuldigungen vorgebracht hatte, ließ dann noch einmal den Blick schweifen, und als offenbar sonst niemand etwas hinzufügen wollte, setzte er zu einer Antwort an.

"Zunächst einmal, Frau Eisfeld" - er betonte ihren Namen in einer Art und Weise, die deutlich machte, dass er es nicht gewohnt war, dass eine Bürgerliche so mit ihm sprach - "möchte ich Ihnen einen wohlgemeinten Ratschlag geben: Denken Sie, bevor Sie mit jemandem sprechen, darüber nach, was Sie sagen möchten, und vor allem, mit wem Sie dabei sprechen. Bedenken Sie Ihren Stand, sonst kann es sehr schnell geschehen, dass Sie in einem Verließ landen und nie wieder jemand von Ihnen hört. Die Stimme des Dicken nahm einen drohenden Unterton an, doch mit einem Mal begann er zu lächeln und fuhr jovial fort:
"Doch Sie haben Glück, dass Ihnen dieser Faux-Pas bei mir und nicht bei jemand weniger Wohlmeinendem passiert ist. Sehen Sie, ich bin ein fortschrittlich denkender Mann, habe heute Morgen gute Laune, und vor allem wurde ich von Ihrem Auftritt gut unterhalten. Also will ich Ihnen gerne Ihre Fragen beantworten, doch zunächst müssen Sie sie stellen! Was genau wollen Sie wissen? Welche Vorfälle meinen Sie? Sie müssen schon ein wenig konkreter werden. Und von welchen Wetten sprechen Sie?
Sie müssen wissen, ein solches Turnier hat mehrere Ebenen. Die eine, langweilige, für das Volk, ist die Offensichtliche: Menschen schlagen mit Waffen aufeinander ein - öde, stumpfsinnig. Doch es gibt eine andere Ebene, vielleicht sogar mehrere. Ein Spiel, oder nennt es ein Turnier, mit anderen Teilnehmern, anderen Einsätzen. Wer kann die Geschicke am besten in die eine oder andere Richtung lenken? Nennt es Manipulation, ich nenne es ein Spiel, um ein Vielfaches interessanter. Es erfordert, sich in die Menschen versetzen zu können, feine Anreize hier zu setzen, gröbere dort. Seinen Gegner auszumanövrieren, wie auf dem Kampfplatz, doch mit filigraneren Waffen. Es ist eine höhere Kunst, und es um so viel spannender, als dem Treiben von Kriegern zuzuschauen, die sich rein anhand ihrer Kampfesfertigkeit messen.

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