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Autor Thema: Kapitel 3: Freiburg  (Gelesen 19982 mal)

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Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #210 am: 06.07.2022, 08:59:29 »
Tatsächlich brachte von Stein Katharina dazu das sie für den ersten Moment erst einmal ruhig war. Doch lag das nicht daran das seine Drohung Katharina eingeschüchtert hätte, sondern viel mehr daran das er unbewusst alte Erinnerungen weckte. Das Gefängnis konnte Katharina nicht schrecken, denn was dieser von Stein nicht wusste das es für einige Menschen an einem so schlimmen Ort noch immer besser ist wie wo anders. Katharina selbst hat es am eigenen Laib erfahren das es manchmal besser ist wenigstens trockenes Brot und schales abgestandenes Wasser zu bekommen, wie wenn man gar nichts hat. Auch ist ein Dach über dem Kopf und ein paar Wände um sich herum für manch einen immer noch besser wie völlig ungeschützt zu sein, und wenn man viel Glück hatte dann gab es in der Zelle sogar eine kleine Ecke mit etwas Stroh auf dem man schlafen konnte. Solche Umstände hätte Katharina sich an manchen Tagen in ihrer frühen Kindheit gewünscht. Von daher war die Drohung mit dem Gefängnis nicht wirklich eine Einschüchterung für Katharina, denn sie kannte viel schlimmere Orte wie eine Gefängniszelle.

Da sie in Gedanken verloren war dauerte es einen Moment bis sie die nächsten Worte von diesem adligen Fettwanst richtig eingeordnet hatte. Hatte von Stein eben tatsächlich schon zugegeben das er das Turnier manipuliert hatte? War das seine Art zu gestehen? Oder konnte man ihm noch mehr entlocken? schoß es Katharina durch den Kopf und sie überlegte ob das schon ausreichend war um ihre Freunde mit diesen Informationen zufrieden zu stellen. Aber Katharina wartete erst noch einen Moment ab was ihre neuen Begleiter noch zu sagen hatten, vielleicht konnten Sie ja noch mehr Informationen von diesem von Stein entlocken.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #211 am: 13.07.2022, 16:35:43 »
Es kostete Louis nicht unwesentliche Selbstbeherrschung, angesichts der Worte von Steins ruhig zu bleiben. Diesem Mann mangelte es offenkundig nicht nur am wohlklingenden Titel eines wahren Adeligen – was vor dieses armselige "von" für sich genommen wert, und wonach klang es schon? – sondern auch am zugehörigen Charakter. Es erboste den Musketier und noch mehr den Edelmann in dem Montaigner, jemanden derart verächtlich über Ehrlichkeit reden zu hören. Dieser Kerl poussierte ja geradezu mit dem Betrug..! Ein ehrliches Spiel, eine Wette unter Edelmännern war ohne Frage ein standesgemäßer Zeitvertreib, doch das Spiel zu manipulieren kam Louis so widerwärtig vor wie in einem Misthaufen zu wühlen. "Wo wir gerade von eine faux pas reden, Monsieur, will mir scheinen, dass Ihr in die scheußliesche Gefahr schwebt, selbst eine solsche zu begehen" meinte er kühl.

"Eure Art von Spiel..." er spuckte das Wort wie eine Obszönität aus, "lebt von die Vertrauen aller anderen daran, dass es eine ehrliesche Spiel iest, n'est-ce pas?" Indem er seinen Schnurrbart langsam zwirbelte, musterte er von Stein eingehend. "Iesch bien mir niescht siescher, ob all diese 'offnungsvolle Spieler Verständnis 'ätten für die... ah, die andere Ebene, auf der gewisse Leute spielen..." Mit sichtlichem Ärger brummte der Musketier: "Wenn iesch auch überzeugt bien, dass Eusch Ehre nieschts wert iest, Monsieur, so nehme iesch doch an, dass Euer Ruf als Ehrenmann eine wieschtige Grundlage für Eure... mh... Geschäfte iest – en bref, wir 'aben Eure manipulation bemerkt, und iesch vermute, dass andere siesch unserer Ansiescht anschließen würden, wenn wir sie auf die Verlauf von die tournoi aufmerksam machen. Vor allem auf einige rencontres miet eine sehr überraschende Ausgang." Womit er vielsagend eine Braue hob, in der Hoffnung, der Mann würde wenigstens den Anstand besitzen, nicht darauf zu bestehen, dass man die unappetitlichen Details seiner Manipulationen diskutierte.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #212 am: 15.07.2022, 04:53:11 »
Männer wie Von Stein waren Friedrich zuwider und zeigten deutlich, wieso er mit Adligen nicht mehr viel zu tun haben wollte. Diese Überheblichkeit und Arroganz erzürnten ihn. Jemanden nur aufgrund seines angeborenen Standes so zu behandeln, war typisch für diese Leute. Das hieß aber auch, dass man Von Stein mit seinen eigenen Waffen schlagen konnte. Denn sowohl Louis war adlig, als auch er selbst. Wenn sie Katharinas Worte und Anschuldigen unterstützten, konnte der Dicke nicht mehr viel in diese Richtung argumentieren.
Interessant war auch, dass er die Manipulation ganz offen zugab, auch wenn er es ein Spiel nannte. Für Friedrich spielte es keine Rolle, welche Worte man wählte. Was er getan hatte, war falsch und illegal gewesen und Louis wies bereits gut darauf hin und lenkte das Gespräch in die richtige Richtung. "Sie sollten sich im Klaren darüber sein, was hier auf dem Spiel für sie steht.", mischte sich jetzt auch Friedrich ein. "Ihre Freunde werden sicherlich Spaß an ihrem... Spiel... haben und sie unterstützen. Sie sind aber ein intelligenter Mann und wissen, dass das nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung so ist."
Bei Menschen wie Von Stein kam man gut weiter, wenn man ihnen ein bisschen Honig ums Maul spielte. Wer so arrogant war, ließ sich gerne schmeicheln. "Und ja, sie und ihre Freunde haben Einfluss und Macht. Doch das hilft ihnen nicht weiter, wenn die breite Bevölkerung und noch mächtigere Personen von ihren Spielen erfährt. Sie werden also verstehen, in welcher Situation sie sich jetzt befinden?" Noch wollte er nichts von dem Adligen fordern. Erst sollte er wirklich verstehen, was für ihn auf dem Spiel stand. Wenn diese Grundlage gesetzt war, konnte man weitersehen. Hoffentlich stellte sich Von Stein nicht quer.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #213 am: 20.07.2022, 22:43:17 »
Ihr Gastgeber musterte die vier Besucher einen Moment, zuckte dann aber mit den Schultern.
"Für Männer von Adel seid Ihr erstaunlich naiv." antwortete er schließlich in herablassendem Tonfall. "Wisst Ihr eigentlich, dass dieses Turnier von einer Künstlergruppe veranstaltet wurde? Nicht von der Stadtwache, nicht von irgendjemandem, der auch nur ein Iota Wert auf Waffenfertigkeiten legen würde. Es war von Anfang an als eine Aufführung geplant, von Laiendarstellern gespielt, die nicht nur nicht wussten, dass sie nur bloßgestellt werden würden, sondern die für ihre Teilnahme sogar noch zahlten!
Wer stellt diese Künstler zur Rede? Niemand. Und was habe ich getan? Ich habe der Aufführung eine neue Richtung gegeben, einen Spin, wie die Avalonier zu sagen pflegen. Macht mich das zu einem schlechten Menschen? Zu einem schlechteren als alle anderen? Haben die Leute nicht sogar ihren Spaß gehabt? Hätte einfach der beste gewonnen, hätten die Menschen das Turnier nach ein paar Tagen wieder vergessen. So werden sie noch in Monaten von dem Moment sprechen, als das Finale ausfiel.

Das einzige, was ich bereue, ist der Umstand, dass nicht ich es war, der dies zustande gebracht hat. Es war schon ein Coup, Heinrich Dray dazu zu bringen, an dem Wettbewerb teilzunehmen - ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, daran nur zu denken. Und wer auch immer es hinbekommen hat, euren Freund vor dem Finale aus der Arena zu locken - ich würde ihm meinen tiefsten Respekt zollen.

Ihr seht also, ich bin bei weitem nicht die einzige Person, die in dieser Stadt Menschen manipuliert. Wenn ihr mich bloßstellen möchtet: Nur zu. Doch ich sage euch bereits jetzt: Niemanden wird es wirklich interessieren. Denkt ihr denn, irgendjemand würde von einem Adligen wie mir etwas anderes erwarten? Oder wollt ihr mich an einem Strick durch die Stadt ziehen? Das wiederum traue ich euch nicht zu, dazu seid ihr zu ehrbar - oder denkt zumindest, ihr wäret es."

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #214 am: 28.07.2022, 18:13:49 »
Während Louis wieder die Führung des Gespräches übernahm, hielten die anderen sich zunächst etwas zurück und versuchten, durch genauere Beobachtungen von Steins eine bessere Einschätzung der Lage zu bekommen. Louis hingegen schaltete nun auf Attacke um, und schien damit auch langsam einen gewissen Eindruck beim Freiburger zu hinterlassen, dessen selbstsichere Fassade die ersten Risse zu bekommen schien.

Werner schenkte dem Gespräch nur wenig Aufmerksamkeit, sondern blickte sich währenddessen im Raum um. Die üppige Ausstattung stand im starken Kontrast zu dem, was der Jäger aus seinem schlichten Zuhause gewohnt war, und auch wenn er sicher war, dass das alles unendlich viel Geld gekostet haben musste, stieß ihn der zur Schau gestellte Protz und Luxus doch eher ab - wer brauchte schon an allem Möglichen Goldbrokat und ähnlichen Firlefanz? Ganz abgesehen davon, dass es einfach nur grauenvoll verkitscht aussah.
Als Werner die Säulenverzierungen am anderen Ende des Saales begutachtete, entdeckte er dort eine Tür, die von der anderen Seite aus hinter verschiedenen Statuen und Möbeln versteckt gewesen war. Nicht nur dass, von der anderen Seite der Tür drangen gedämpfte Stimmen zu ihm, die sich nach einem Streit anhörten.

Neugierig ließ Werner sämtliche Vorsicht fahren und öffnete schnell die Tür, um hindurch zu schlüpfen. Dahinter trat er in einen weiteren, noch größeren Raum, der eine Art Privatsalon zu sein schien, an dessen einer Seite sich eine wirklich bequem aussehende Sitzgruppe befand, auf der anderen Seite ein Flügel, und dessen Wände mehrere Regale mit für Werner unfassbar vielen Büchern zierten.
Die Stimmen kamen nicht aus dem Salon selbst, der menschenleer war, sondern drangen von einer halbgeöffneten weiteren Tür hier hinein. Sie waren nun etwas besser zu verstehen, auch wenn Werner dem Inhalt des Gespräches nicht folgen konnte. Dennoch handelte es sich recht eindeutig um einen mittelschweren Tobsuchtsanfall einer Person, die scheinbar von mehreren Bediensteten zu beruhigen versucht wurde.

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #215 am: 29.07.2022, 13:14:49 »
Eine steile Falte war bei von Steins Replik auf Louis' Stirn erschienen. "Iesch kann nur annehmen, dass Ihr scherzt, Monsieur" dehnte er sehr betont. "In meine 'eimat 'aben wir eine Sprieschwort, die besagt... un instant, s'il vous plaît... ah ja: Adel verschuldet! Das 'eißt wer von eine gewisse Adel iest, 'at die Schuldiegkeit, siesch zu ver'alten corrélativement. Gewisse Beschäftigungen" – dieses Wort verstand er derart auszusprechen, dass es nach einer widerwärtigen, ansteckenden Krankheit klang – "sind vollständieg inacceptable für eine Mann von Stand. Ihr seid doch eine Mann von Stand, n'est-ce pas?"

"Abgeschaut 'iervon und unter der Annahme – quel absurde! – Euch wäre eine solsche Überlegung gleischgültieg: Niemand verliert gern eine Wette, und schon gar niescht, wenn die Ergebnis schon von vorn'erein feststand. Wie iesch schon sagte, wäre Eure Ansehen und damit Eure Einfluss sehr bald perdue, wenn diese unschöne Angelegen'eit allgemein bekannt würde."

Noch ehe sein Gegenüber zu einer weiteren Antwort ansetzen konnte, hob der Montaigner eine Hand. "Oh, iesch bin siescher, Euresgleischen in diese Stadt würden dies mehr'eitliesch wie Ihr beurteilen – en privé. Allerdiengs, glaubt Ihr auch, sie würden dies öffentliesch äußern? Oder würden sie womögliesch vielmehr sofort ein'ellieg erklären, sie wären empört über Eure Entgleisung..?" Der Blick des Musketiers lag nun irgendwo zwischen dem eines wohlmeinenden Richters, der ehrlich bedauert, einen Deliquenten zum Strang verurteilen zu müssen, und dem eine Beichtvaters, der um der Rettung der armen Seele vor ewiger Verdammnis willen auf Einsicht hofft.

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #216 am: 30.07.2022, 08:15:23 »
Da Louis sich scheinbar gerade erst warm geredet hatte und jetzt so richtig in Fahrt kahm beschränkte Katharina sich eher auf das zuhören und beobachtete von Stein etwas genauer um heraus zu finden was wirklich hinter dessen Fassade vorging.

Als Louis dann eine kurze Pause einlege um selbst wieder Luft zu holen wurf Katharina eine kurze Frage mit ein sagt, ihr habt doch garantiert nicht alleine gewettet. Mit wem zusammen habt ihr denn noch gewettet, und was war denn eigentlich der Einsatz, wenn es nicht um Geld ging? . Katharina war nun sehr gespannt was von Stein auf die Vorwürfe von Louis erwiederte und ob er auch auf ihre Frage reagiert.

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #217 am: 31.07.2022, 16:51:21 »
Werner schlich näher an die offene Tür, doch an den Geräuschen merkte er, dass die Diskussion wohl beendet war. Vorsichtig lugte er in den Raum und sah dort nur noch eine Person: einen gut gekleideten, beleibten Mann, wenn auch nicht von der Körperfülle von Steins und auch etwas jünger als dieser. Werners erste Vermutung war, dass es sich um den Sohn ihres Gastgebers handelte, doch dazu schien er eigentlich etwas zu alt zu sein.
Wer er auch war, er wirkte niedergeschlagen und saß etwas bedröppelt in einem Sessel, ohne der Tür und damit Werner Aufmerksamkeit zu schenken.

Louis drehte in der Zwischenzeit auf und setzte von Stein weiter unter Druck, der irgendwann beruhigend - oder schützend? - die Hände vor sich hielt.
"Doucement, doucement! Gemach, gemach!" entgegnete er dem Montaigner in dessen Heimatsprache. "Nehmen wir einmal an, ich würde Eurer Argumentation folgen. Was erwartet Ihr nun von mir? Soll ich öffentlich Reue bekunden? Das würde den Mob, den Ihr impliziert, ja erst recht auf den Plan rufen. Oder soll ich Euch hier und jetzt schwören, dass ich diesen Spielen in Zukunft den Rücken zuwende? Das würde aber nicht dazu führen, dass sie aufhören, soviel sollte Euch bewusst sein. Denn die Welt zu ändern, das ist weder mir noch Euch noch einer anderen Person möglich."

"Ihr könntet wenigstens Eure Schläger von mir fernhalten!" kam es plötzlich von Ratjoff, der bisher sehr zurückhaltend und ängstlich gewirkt hatte, und dessen Stimme auch jetzt alles andere als fest wirkte. Als er merkte, wie die Blicke der anderen sich auf ihn richteten, stieg ihm die Röte ins Gesicht.
"Was schaut ihr so? Ihr verlasst Freiburg bald wieder, aber ich will hier leben, und keine Angst um mein Leben haben müssen."

Von Stein blickte den Halbfinalisten des gestrigen Turniers entgeistert an, und schien nicht zu verstehen, was der von ihm wollte. Dann hellte sich seine Miene auf und schien sogar ein wenig amüsiert zu sein:
"Meine Schläger? Warum sollte ich Euch etwas antun wollen, Herr Ratjoff? Natürlich wäre es mir lieber gewesen, Ihr hättet das Geschenk angenommen, dass ich Euch beschert habe. Aber wir hatten keine Absprache, daher habt Ihr auch keine gebrochen. Weshalb sollte ich Euch also böse sein?
Was ich von Euch wissen wollte, war nur, welcher meiner Konkurrenten Euch überreden konnte. Und woher er wusste, an wen er sich wenden musste. Hat der Kampfrichter geredet?
War es Bibra? Friesen? Fahrenbach?"


Nun war es an Ratjoff, verwundert zu sein. "Konkurrent? Nein, niemand hat mich bestochen, falls Ihr das annehmt. Als ich merkte, dass die Richter wiederholt klare Fehlentscheidungen zu meinen Gunsten fällten, war mir klar, dass etwas nicht stimmte. Ich gewinne gerne, doch ich bin auch ein Ehrenmann, und wenn ich nicht fair gewinnen kann, dann akzeptiere ich meine Niederlage."

Von Stein nickte nachdenklich. "Offenbar habe ich Euch unterschätzt. Nun gut, dann war es so. Wie gesagt, Ihr müsst Euch keine Sorgen machen. Ich bin vielleicht nicht unfehlbar, doch ich bin kein Unmensch."
Er wandte sich noch einmal Katharina zu. "Was Eure Frage betrifft: Ihr mögt es nicht nachvollziehen können, doch Geld bedeutet mir nicht viel. Das ist sicherlich der Luxus eines Mannes, der mehr davon hat, als er ausgeben kann, und dazu keine Erben. Doch es geht vor allem um den Nervenkitzel, um das Spiel selbst. Die Einsätze sind zweitrangig, doch natürlich geht es immer auch um Einfluss. Und letztendlich geht es um die Bande, die geschaffen werden. Alle, die an einem solchen Spiel beteiligt sind, hüten ein gemeinsames Geheimnis. Das verbindet, und stärkt Bande, die bereits vorhanden sind."
« Letzte Änderung: 31.07.2022, 17:32:27 von Mondragor »

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #218 am: 04.08.2022, 13:23:12 »
Ein wenig ruhiger, nachdem er seiner Empörung etwas Luft gemacht hatte – vielleicht auch angenehm angetan von einem Mann, der immerhin kultiviert genug schien, sich im Montaignischen auszudrücken – zwirbelte Louis seinen Bart. "Pas du tout" meinte er. "Die erstere wäre niescht von Nutzen, und bei die zweite, je suis désolé, würde iesch gewisse Zweifel 'egen, Monsieur. Dass mir Eure Zeitvertreib niescht konveniert, bedeutet mitnieschten, dass iesch an eine monde intact glaube."

Nach Ratjoffs Einwurf und der Entgegnung von Steins brummte er leise vor sich hin: "Noch eine intrigue..? Sacrebleu! Diese Stadt iest ja die reinste lieu de débauche..." Laut fuhr er fort: "Wir 'aben vielmehr eine Vorschlag. Wir werden uns niescht mehr um Eure kleine affaire kümmern und auch niescht weiter nachfragen, wer die 'erren Bibra und Friesen siend – die Name Fahrenbach iest uns bereits eine Begriff. Dafür seid Ihr unsere Fürsprescher in die Rat für eine andere kleine affaire, welsche die Euren niescht betrifft. Iest dies acceptable?"

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #219 am: 05.08.2022, 15:40:14 »
"Eine kleine Sache?" fragte von Stein zweifelnd. "Das würde wohl darauf ankommen, wie klein sie ist und um was es sich handelt. Auch wenn der gegenteilige Anschein entstehen könnte: Auch ich habe meine Überzeugungen, gegen die ich nicht handle. Wenn Eure Sache also mit meinen Überzeugungen vereinbar ist, haben wir kein Problem."

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #220 am: 08.08.2022, 23:35:26 »
Friedrich hatte sich das Gespräch bisher scheinbar teilnahmslos angehört, doch in ihm rotierten die Rädchen seines Verstandes in Windeseile. Als Eisenländer und Mann von Adel waren ihm zwar vielleicht die lokalen Gepflogenheiten nicht geläufig, doch natürlich kannte sich der eisenländische Adel untereinander und auf seinen Reisen hatte der Kreuzritter immer wieder einmal dieses oder jenes Gerücht aufgeschnappt - nun war er beschäftigt, dieses Wissen aus den Tiefen seines Gedächtnisses hervorzukramen, in denen es vergraben war.

Obwohl - oder vielleicht gerade deswegen - die Gründung der Stadt erst vor wenigen Jahren erfolgt war, war ihm bewusst, dass der Adel hier in Freiburg, anders als im Rest des Landes, im Grunde keine Macht hatte. Das stimmte natürlich so nicht wirklich, doch offiziell war der Adel nur eine von vielen Interessensgruppen, die die Geschäfte der Stadt gemeinsam führten. Während überall sonst in den Eisenlanden die Fürsten, Barone, Grafen und was es nicht sonst noch alles gab, in einer strengen Hierarchie über das Land und die Städte herrschten, Steuern eintrieben, Entscheidungen trafen, aber auch die Verantwortung für die Sicherheit ihrer Untertanen hatten, funktionierte Freiburg anders: Eisenfürst Niklas Träge hatte vielleicht auf dem Papier die Macht, doch er hatte sie komplett an einen Rat abgegeben, dem zwar auch adlige Vertreter angehörten, doch auch Händler, Handwerker, Gelehrte, Künstler und Offiziere angehörten - im Grunde alle gesellschaftlich relevanten Gruppen mit Ausnahme der vaticcinischen Kirche.

Die Mitglieder des Adels stellten zwar ein Drittel des Rates, doch damit waren sie immer noch in der Unterzahl - was ihnen eine gewisse Freiheit verschaffte, die es so im Rest des Reiches nicht gab. Durch ihren Reichtum besaßen die meisten Adligen selbstverständlich immer noch Einfluss, doch waren sie einem reichen Händler dadurch nicht automatisch höhergestellt. Doch was tat ein solcher Mensch mit seinem Reichtum, wenn er im Grunde genommen nichts zu tun und keine echte Verantwortung hatte? Hier konnte Friedrich nur spekulieren, doch überraschte es ihn kaum, dass manche auf die Art von Zeitvertreib kamen, die von Stein ihnen geschildert hatte. Womöglich, aber hier lehnte er sich aus dem Fenster, waren es sogar Gefühle der Minderwertigkeit, nicht mehr benötigt zu werden, die von Steins wenig ehrbares Verhalten begünstigt hatten.
Wollte Friedrich von Stein dazu bringen, ihnen zu helfen, konnte es womöglich helfen, ihm das Gefühl zu geben, gebraucht zu werden.

Katharina Anna Eisfeld

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #221 am: 09.08.2022, 16:18:50 »
Katharina konnte bisher mit dem Verlauf des Gespräch sehr zufrieden sein. Sie hatten bisher mehr erreicht wie sie sich erhofft hatten. Das Schicksal meinte es mit Katharina im Moment sehr gut, denn erst trifft sie diese neuen Männer die scheinbar ehrenhafte Herrschaften sind, und dann hat sich von Stein doch schneller wie gedacht überführen lassen, und jetzt auch noch die Namen dieser anderen Herren. Mit diesem Ergebnis wird sie sich bestimmt sehen lassen können um ihre Aufgabe erfolgreich beenden zu können.

Da Louis die Verhandlungen gerade sehr geschickt führte, hielt Katharina sich weiterhin etwas bedeckt, denn sie hatte das Gefühl das hier noch mehr geschehen könnte und ein zu gewagter Vorstoß von Ihr hier vielleicht alles zunichte machen könnte. Und da sie eh keine Adlige war ist es wohl sowieso im Moment besser ruhig zu sein.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #222 am: 20.08.2022, 04:51:15 »
Es war nicht einfach für Friedrich, sich nicht an dem Gespräch zu beteiligen. Das Gefühl, sich mitteilen zu müssen und der Wunsch, Von Stein einfach mal die Meinung sagen zu können, waren stark. Doch der Adlige und Kreuzritter schwieg eine lange Zeit. Mit einem Ohr hörte er zu, wie Louis den Mann zurecht stutzte und das andere Ohr hatte er auf Durchzug gestellt. Er dachte nach. Angestrengt kramte er in seinen Gedanken nach nützlichen Informationen. Zu irgendwas musste sein Wissen über den eisenländischen Adel doch gut sein. Tatsächlich fiel ihm dann etwas ein, dass hier als Hebel benutzt werden konnte. Er musste sich nur in Von Stein einfühlen. Der Mann war von Adel und gehörte dem Rat an. Doch viel Macht hatte er damit tatsächlich nicht. Dafür hatte Niklas Träge gesorgt, indem er andere Gruppen in den Rat aufgenommen hatte. Von Stein war also jemand, der im Rat keinen sehr großen Einfluss hatte. Oder zumindest nicht so viel Einfluss, wie er sich wünschte. Auch sein vieles Geld konnte ihm nur bedingt weiterhelfen. Vielleicht war das der Grund, warum er die Einsätze bei seinen Spielen als zweitrangig bezeichnete. Langsam bildete sich ein Plan in Friedrichs Kopf.
Er wartete auf den geeigneten Punkt. Eine Pause in der doch teilweise recht hitzigen Diskussion zwischen Louis und Von Stein. Als dieser Zeitpunkt gekommen war, räusperte er sich und brachte sich schließlich ein. Er versuchte seine Worte mit Bedacht zu wählen. "Nun, wir könnten ihre Hilfe gebrauchen.", begann Friedrich ernsthaft. Das war noch nicht einmal eine Lüge, sollte aber sofort für Aufmerksamkeit sorgen. "Wie mein Freund schon ansprach, sind wir in eigener Sache in der Stadt unterwegs. Ein Mann mit ihrem Ansehen und ihrer Macht im Rat könnte für uns sehr hilfreich sein. Deshalb können wir uns sicherlich einigen." Von Stein würde ohnehin früher oder später von ihrer Mission erfahren. Spätestens dann, wenn sie alles dem Rat vortrugen. Deshalb würde es wohl kein Problem sein, ihn jetzt schon einzuweihen. "Es ist ein sehr kompliziertes Thema, deshalb fasse ich mich kurz. Es geht unter anderem, aber nicht nur, um Roswitha von Wirsche, die eine Gefahr für die gesamten Eisenlande ist. Wir möchten Freiburg um Unterstützung gegen sie bitten und dafür müssen wir Niklas Träge überzeugen." Er gab Von Stein einen Moment, die Information zu verarbeiten. "Um Niklas Träge zu überzeugen, brauchen wir die Hilfe des Rats. Ihre Hilfe. Wenn sie bereit sind, uns in diesem Anliegen zu unterstützen, können wir über ihre Spiele und Intrigen hinwegsehen."

Mondragor

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #223 am: 21.08.2022, 13:47:40 »
Friedrichs Worte schienen durchaus das Interesse des Adligen zu wecken, zum ersten Mal war so etwas wie ein Leuchten in seinen Augen zu sehen.
"Jetzt habt ihr meine Neugier geweckt. Welche Gefahr geht denn von der alten Wirsche aus? Und von welcher Art von Unterstützung sprecht ihr? Wollt ihr in den Krieg ziehen gegen sie? Und ist das der Grund, weshalb Heinrich Dray plötzlich aufgetaucht ist? Dann war es also gar keiner meiner Rivalen ...

Aber vor allem, für wen sprecht ihr? Ihr sehr nicht aus wie die Anführer einer Streitmacht, die sich mit Freiburg verbünden will. Seit ihr Agenten Heilgrunds? Pösens? Oder sogar der Montaigne oder einer anderen ausländischen Macht?

Die Einsätze in diesem Spiel sind deutlich größer geworden mit dem, was ihr sagt. Ein paar mehr Informationen sollten es dann schon sein, bevor ich für fünf völlig Fremde einen Krieg vom Zaun breche.
Da fällt mir auf: Wo ist denn dieser schweigsame fünfte Mann, der bei euch war?"

Louis de Fromage Puant

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Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #224 am: 22.08.2022, 13:49:50 »
Friedrichs Ansatz war merklich hemdsärmeliger als der des Montaigners, was Louis zunächst besorgt an seinem Schnurrbart zerren ließ. Die Reaktion von Steins hingegen war überraschend positiv, was den Musketier zu dem Schluss kommen ließ, dass man sich den hiesigen Sitten offenbar anpassen musste, wollte man Erfolg haben. Was in heimatlichen Kreisen von jedem Adeligen als Unbotmäßigkeit aufgefasst worden wäre, weil es von einer geradezu dreisten Direktheit war, schien hier durchaus erfolgreich unter dem Oberbegriff "Diplomatie" firmieren zu können... Da ihr Anliegen dringend war, hielt er sich denn auch nicht lange damit auf, sich über die bäurischen Gepflogenheiten der Eisen zu wundern, sondern nickte stattdessen gewichtig zu den Worten des Gelehrten. "Bel et bien wir 'aben eine Interesse daran, Monsieur Träge zu überzeugen" meinte er mit Nachdruck.

Allerdings konnte er nicht recht aus seiner Haut und fuhr eingedenk seiner guten montaignischen Kinderstube vorsichtig fort: "Es gibt Anzeischen für eine Anzahl von 'öchst bedenklieschen und unnatürlieschen Begeben'eiten, für die Madame de Wirsché oder ihre disciples verantwortliesch sind." Ein wenig indigniert gab er zu Protokoll: "Und was miesch angeht, iesch bin keine représentant von irgendjemand! Iesch bin eine mousquetaire – was Eusch, entre parenthèses, klarmachen sollte, was meine Wort wert iest – und 'abe miesch angeschlossen, weil dies eine Gefahr für alle iest, niescht zuletzt für Eure Stadt." Auf Werner angesprochen hielt er kurz inne, sah sich um und meinte stirnrunzelnd: "Parbleu! Wo iest eigentliesch Monsieur Jagemand..?!"

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