• Drucken

Autor Thema: Kapitel 3: Freiburg  (Gelesen 20162 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 383
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #345 am: 25.11.2023, 13:39:59 »
Erfreut über den Erfolg seiner Bemühungen, aber auch über die Gelegenheit, seine brachliegenden gesellschaftlichen Fertigkeiten wieder ein wenig zu üben, begann der Musketier seinen Vertrag mit verschiedenen Bonmots zu würzen. Da Madame Castell endlich aufzutauen schien und von sich aus Andeutungen über ihr Wissen machte, musste er das Interesse gar nicht heucheln, als er einhakte: "Sans blague – das iest ja 'hochinteressant, Madame! Wir wären Eusch 'öchst verbunden, wenn Ihr Euer Wissen über Wirsché mit uns teilen wolltet. Schließliesch 'aben wir mit ihr noch einige 'ühner auseinanderzureißen." Womit er vielsagend auf den Knauf seines Degens klopfte.

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #346 am: 25.11.2023, 19:55:45 »
Drauf und dran die Tür zu öffnen, durch die Katherina verschwunden war, zögerte Allegra. Sie war so neugierig, was die Gruppe vor hatte, aber wer sagte, dass all das inkl. Katherinas Ausflug nicht nur ein Ablenkungsmanöver war. Diener würden zu der Zeit nichts in den Zimmern der Signorina zu tun haben. Alles war getan und um das Feuer zu dimmen oder eine Bettpfanne hochzubringen, war es zu früh. Für gewöhnlich wäre jetzt die Zeit für ein gemeinsames Abendessen in der Gesindeküche. Wer also ist da eben nach oben gegangen?
Allegra lauschte kurz, dann schlich sie ebenfalls die Treppe nach oben, immer darauf bedacht eventuelle Geräusche des Unbekannten zu hören und zu interpretieren[1]
 1. Dazu gibt sie eine Steigerung aus.

Katharina Anna Eisfeld

  • Beiträge: 136
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #347 am: 25.11.2023, 20:08:18 »
Katharina fluchte leise als sie vor der verschlossen Tür stand. Im Normalfall wäre es kein Problem mit ihrer gewohnten Ausrüstung das Schloss zu knacken. Aber in der aktuellen Verkleidung war das ganze doch etwas komplizierter. Etwas verzweifelt schaute sich Katharina um und überlegt wie es ihr wohl möglich wäre die Tür doch noch zu öffnen. Katharina wäre beinahe wieder aus dem Zimmer gegangen als sie sich kopfschüttelnd wieder umwendete als ihr einfiel das der Friseur ja unmengen von Haarnadeln verwendet hatte um ihre Frisur so zu fixieren wie es aktuell aussieht. Dabei dürfte es der Frisur aber bestimmt kein Abbruch tun wenn die ein oder andere Nadel wieder entfernt wird. Katharina hätte beinahe fast laut gelacht als sie daran denken musste was der Friseur oder gar Louis jetzt sagen würden als sie sich ein paar Nadeln aus den Haaren zog um sich dann an dem Schloss zu schaffen zu machen[1]
 1. Steigerung 2 von 4 um dieTür zu öffnen

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #348 am: 26.11.2023, 00:48:16 »
"Rupfen, Mr. de Fromage. Man rupft nur die Federn heraus und reißt sie nicht ganz auseinander." entgegnete die Hausherrin lächelnd. "Hm, was gibt es zu Roswitha zu sagen? Ich selbst hatte nie engen Kontakt zu ihr, doch als ich sie zum ersten Mal getroffen habe, tobte noch der Krieg, und weder ihr Mann noch ihre drei Söhne waren gefallen. Ich selbst war noch eine junge Frau, und darf ohne Übertreibung behaupten, dass ich ein Hingucker war. Damals, mein lieber de Fromage, hätte Euer Süßholzraspeln Euch womöglich den Weg in meine Gemächer gebahnt - doch diese Zeit ist lang vorbei.
Wo war ich? Ach ja, ich war sehr ansehnlich, doch Roswitha Wirsche gegenüber verblasste die Schönheit der meisten Frauen. Und das, obwohl sie drei erwachsene Söhne hatte, die gerade dabei waren, mit ihrem Vater zusammen in den Krieg zu ziehen. Ich vermute, sie war damals bereits an die vierzig.[1]

In der Zeit nach diesem Treffen hörte ich üble Nachrichten aus Wirsche. In der ersten Schlacht, an der ihre Kinder und der Mann teilgenommen hatten, wurde deren Seite vernichtend geschlagen - alle vier verloren ihr Leben. Von Roswitha hörte man danach nichts mehr. Der Krieg tobte weiter, und ihr Fürstentum versank mehr und mehr im Chaos, offenbar führungs-, verwaltungs- und strukturlos. Andere Fürstentümer nahmen sich ihren Teil des Landes, doch während des Krieges hatte niemand ein Interesse daran, dort nach dem Rechten zu sehen.

Erst nach dem Krieg gab es wieder die ersten Lebenszeichen aus Wirsche. Es gab ein erstes Treffen der Eisenfürsten nach Kriegsende, und ich selbst war zufällig dabei, ein Niemand aus dem Gefolge von Niklas Träge. Natürlich hatte ich in den eigentlichen Beratungen nichts verloren, aber ich erinnere mich noch an die vielen Diskussionen, die in den Lagern der Eisenfürsten herrschten: Kommt jemand aus Wirsche? Wenn ja, wer würde es sein? Viele spekulierten auf den Bruder ihres verstorbenen Gatten Reinhard, doch als schließlich doch noch eine Abordnung Wirsches erschien, war es Roswitha. Ich schwöre, sie war um keinen Tag gealtert, seit ich sie zuletzt gesehen hatte - wenn überhaupt, war sie noch schöner geworden. Und immerhin waren gute fünfzehn Jahre vergangen seitdem.

An die Konferenz selbst kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern; eine von vielen wirkungslosen Gesprächsrunden, die letztlich zu keinen echten Ergebnissen kam. Dennoch war es eine Art Aufbruch, es herrschte eine Stimmung, die Aufräumarbeiten anzupacken und die Eisenlande wieder zum Blühen zu bringen. Ihr wisst selbst, dass sich trotz aller Schwierigkeiten seitdem einiges zum Besseren gewandelt hat. Doch nirgendwo so wie in Wirsche. Wirsche war die Erfolgsgeschichte, an der sich der Rest der Eisenlande ein Beispiel nehmen konnte.

Doch mit der Zeit und dem Aufblühen Wirsches blühten auch die Gerüchte mehr und mehr auf. Natürlich zieht jeder Erfolg Neider an, doch es lässt sich nicht verleugnen, dass sie ein System der Angst in ihrem Land eingeführt hat. Menschen wagen nicht, sich mit Fremden zu unterhalten, und es mehrten sich die Gerüchte über verschwundene Reisende. Gleichzeitig expandiert das Land mit Hilfe ihrer Division der Eisengarde, knappst hier und da eine Baronie von anderen Fürstentümern ab, und bereitet, wie manche vermuten, ihren Anspruch auf den Thron des Imperators vor.

Das dritte und letzte Mal, als ich Roswitha Wirsche sah, war vor knapp zehn Jahren. Niklas Träge begann gerade, seine Vision von Freiburg in die Tat umzusetzen, es gab dort erste Bauarbeiten, um die vielen Lager und Siedlungen in eine große Stadt zusammenzufügen. Sie musste an diesem Punkt bereits die 65 Jahre überschritten haben, doch ich mit meinen damals knapp über fünfzig dachte, sie hätte eine Tochter von mir sein können. Die meisten jungen Leute heute, die von ihr sprechen, denken, sie sei in ihren Vierzigern und habe sich sehr gut gehalten. Was das über die Rechenkünste der jungen Generation aussagt, darüber mag ich nicht nachdenken.
An diesem Tag wurde mir klar, dass etwas in Wirsche nicht mit rechten Dingen zugeht. Roswitha, die seit Kriegsende keinen Tag gealtert zu sein schien, verschwundene Personen in ihrem Fürstentum, von denen sehr wenige wieder aufgefunden wurden, zumindest nach Kenntnis Auswärtiger - und diese waren merkwürdig blutleer. Ich werde es nicht aussprechen, aber Ihr könnt Euch selbst ausmalen, was die wahrscheinlichste Erklärung für eine solche Kombination sein kann. Und wenn Ihr es nicht könnt, Euer gelehrter Freund hier kann es Euch sicher sagen.

Wenn Ihr also auf der Suche seid nach jemanden, der Roswitha Wirsche für eine Gefahr für die Eisenlande hält, so habt ihr sie gefunden. Doch das ist leider nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite sieht so aus: Wirsche ist mächtig, nicht nur militärisch. Viele in den Eisenlanden wünschen sich eine starke Führungsfigur, die das Land wieder zu alter Pracht führt. Und Stärke zeigt Roswitha zur Genüge, im Gegensatz zu Niklas Träge zum Beispiel, den auch manche für einen guten Imperator halten. Wer sich ihr offen entgegenstellt, sollte auf der Hut sein.

Was also tun? Was ist Euer Vorschlag, und der Eurer Freunde, wie ich mich verhalten soll? Soll ich mich offen gegen Wirsche stellen, und dann noch riskieren, dass meine Stimme nicht gehört wird. Wieso sollte ich es tun? Ich bin alt, meine Linie wohl zum Aussterben verdammt; es kann mir egal sein, wenn die Eisenlande unter Imperatorin Roswitha Wirsches eiserner Hand zu neuer Größe heranwächst.
Wenn man ihr wirklich das Handwerk legen möchte, dann muss man wahrscheinlich der Welt erst beweisen, was sie tatsächlich ist."
 1. "Erwachsen" heißt in dem Sinn natürlich kriegstauglich, also ein 16-jähriger zählte locker dazu.

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #349 am: 26.11.2023, 00:57:52 »
Während dieses Gesprächs im Salon schlich Allegra vorsichtig die Treppe nach oben. Sie zögerte nur kurz, ob sie die Gemächer ihrer Gastgeberin tatsächlich stören sollte, doch die Tatsache, dass eben jene gerade im angeregten Gespräch mit dem fremden Montaigner versunken war, machte ihr die Entscheidung einfacher.

So leise sie konnte, drückte sie die Klinke nach unten und zog langsam die Tür auf. Sobald der Spalt für ihren zierlichen Körper ausreichte, schlüpfte sie leise ins Innere und schloss die Tür erneut. Dann lauschte sie mit angehaltenem Atem.
Ihr Augen brauchten einige Augenblicke, um sich an die fast vollkommene Dunkelheit zu gewöhnen, die nur von einigen wenigen Strahlen Sternenlicht durchbrochen wurde, die es durch die dichten Vorhänge geschafft hatten; dann jedoch erstarrte sie: War das nicht eine Bewegung dort hinten? Ja, sie war fast sicher, und jetzt hörte sie auch leise Geräusche. Irgendjemand war dort in den Zimmern ihrer Gastgeberin zugange, und das fehlende Licht ließen keine andere Erklärung zu, als dass sich jemand unbefugt Zugang verschafft hatte.

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #350 am: 26.11.2023, 01:11:56 »
Katharina indes schaffte es mit Leichtigkeit, das keineswegs anspruchsvolle Schloss zu öffnen, fast ohne dabei ein Geräusch zu verursachen. Sie zögerte noch einen Moment, bevor sie die Tür öffnete - offenbar hatte sie die andere Frau tatsächlich abgeschüttelt.

Auf der anderen Seite der Tür befand sich eine Art Schreibzimmer oder ein Büro. Ein schwerer Schreibtisch dominierte das Zimmer, auf dessen Oberfläche sich ein Federkiel mit Tintenfässchen befand, sowie mehrere lose Blätter. Ansonsten war das Zimmer penibel aufgeräumt. Außerdem Schreibtisch, in dem sich noch zwei Schubladen befanden, gab es noch einen geschlossenen Schrank, wie man ihn in Schreibstuben für Akten verwendete (so riet Katharina zumindest).
Ein zögerlicher Blick auf die beiden losen Zettel brachte nicht viel Erhellendes zum Vorschein, es ging um irgendwelche trockenen geschäftlichen Unterlagen. Wollte Katharina tatsächlich etwas Handfesteres finden, musste sie wohl die Schubladen oder den Schrank durchsuchen. Und was genau hoffte sie eigentlich zu finden?[1]

Auf der anderen Seite war spätestens jetzt der Zeitpunkt gekommen, um sich zu entscheiden, ob sie die Gastfreundschaft ihrer Gastgeberin tatsächlich derart auf die Probe stellen wollte. Falls die Frau ihnen tatsächlich helfen wollte und davon erfuhr, dass Katharina hier eingedrungen war, konnte sie das möglicherweise ihre Unterstützung kosten. Sollte Katharina also mit dem Gedanken spielen, war es vermutlich eine gute Idee, so vorsichtig wie möglich vorzugehen, um keine Spuren zu hinterlassen.[2]
 1. Du hast die Möglichkeit, für eine weitere Steigerung möglicherweise etwas 'Interessantes' zu finden. Auf was du da hoffst oder nach was konkret du suchst, kannst du ooc oder ingame schreiben.
 2. Falls du hier rumstöbern möchtest, bekommst du ein Risiko, dass dein Endringen im Nachhinein bemerkt wird. Das kannst du gegen eine weitere Steigerung ausschalten. Solltest du dich dazu entscheiden, dich nicht weiter umzusehen, besteht auch dieses Risiko nicht.

Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 383
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #351 am: 26.11.2023, 11:51:32 »
"...de Fromage Puant, Madame" korrigierte Louis nachsichtig und erklärte mit der gebotenen Bescheidenheit: "Meine Mutter war eine geborene de Fromage Râpé, müsst Ihr wissen." Ob ihrer nächsten Worte zwirbelte er geschmeichelt seinen Schnurrbart. "Und kein Edelmann 'ätte gezögert, für Eure Gunst eine ganze plantation de réglisse zu raspeln, mon cher Madame!" Offenkundig sah der Montaigner keinerlei Grund, sein Faible für gutaussehende Damen zu leugnen. Mit einem leichten Lächeln glitt sein Blick hinüber, wo er die zwei höchst ansprechend gekleideten jungen Damen-- nicht mehr sah, was ihn zweimal kurz blinzeln ließ. Er beherrschte sich indes und wahrte seine Contenance. Obgleich sich ihm die Frage stellte, wohin Mademoiselle Catherine und die andere junge Dame Demoiselle entschwunden sein mochte und vor allem, ob sie etwas anstellten, das Madames im Moment so günstige Stimmung umschlagen lassen könnte... Louis beschloss das Seine zu tun, um etwas derartiges zu vermeiden, und wandte sich wieder mit voller Aufmerksamkeit Gitta zu, um ihrer Erzählung zu lauschen.

Dabei zupfte er immer wieder an seinem Kinnbart und runzelte die Stirn. "Iesch sehe, Ihr 'egt denselben Verdacht wie wir, Madame" brummte er mit einem grimmigen Zug um seine Mundwinkel. "Und es iest zu verstehen, dass Ihr zögert, etwas zu unternehmen, angesieschts der Gefahr und der großen Macht des Gegners. Indes", ließ er seine Hand nochmals schwer auf den Knauf seines Degens fallen, "sind auch wir uns bewusst, dass wir wenig gegen Wirsché ausrieschten können – solange wir allein stehen! Das iest auch der Grund, warum wir um Eure Unterstützung bitten: 'elft uns, weitere Ratsmitglieder zu überzeugen! Je mehr siesch unserer Sache anschließen, desto geringer wird der Vorteil von Madame de Wirsché." Er erkühnte sich, die Hand Madames zu ergreifen, als er sie ernst bat: "Madame, nochmals erkenne iesch Euren Scharfsinn an – um sie zu besiegen, müssen wir mehr Verbündete gewinnen. Und um dies zu erreischen, müssen wir sie... wie sagt man auf eisenländiesch démasquer... demolieren?" Jawohl, vollständig demolieren! Und auch 'ierbei wäre Eure liebreizende und kluge Unterstützung mehr als willkommen, Madame!"

Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #352 am: 26.11.2023, 17:13:11 »
Allegra griff nach dem Dolch unter ihrem Kleid, atme leise durch und schlich in Richtung des Unbekannten. Dabei versuchte sie, möglichst viele Details zu erkennen, wo war der Unbekannte und was machte er, was schaute er sich an, was könnte sie von seiner Körpersprache ableiten, kannte er sich gut aus? Suchte er etwas, wollte er etwas stehlen oder eher platzieren? Die junge Vodacce versuchte mehr als Größe und Umrisse zu erkennen. War es ein Mann oder eine Frau? War ihr Gegenüber bewaffnet? Sogar auf den Geruch achtet sie. Solange sie unbemerkt bliebt, versuchte sie Antworten auf diese Fragen zu finden. Sollte sie aber bemerkt werden, so war sie bereit, dem Eindringling entgegen zu treten.

Valdas Jankauskas

  • Beiträge: 46
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #353 am: 26.11.2023, 19:42:52 »
Leicht irritiert folgte Valdas der sehr offenen Beschreibung seiner Vorlieben und der damit verbundenen Schwierigkeiten mit seiner Mutter. Er konnte Madame de Castell verstehen, dass sie die Lebensweise ihres Sohnes nicht gut hieß, und die Aussicht, dass ihre Linie mit ihrem Sohn enden sollte, war sicherlich nicht das, was sie sich vorstellte.
Trotzdem sah er einen Punkt, an dem sie vielleicht anknüpfen konnten. Ein Erbe für Madame, das sollte doch zu arrangieren sein.
"Ich bin zwar nicht unbedingt der Meinung, dass die Montaigne durch die Vertreibung der Kirche ein besserer Ort geworden ist und ich bezweifle sogar sehr, dass jemand mit euren Neigungen" - er ließ an der Stelle durchblicken, dass er Achims Lebenswandel zumindest nicht gut hieß - "dort nicht die gleichen Probleme hätte wie hier in den Eisenlanden, es sei denn er gehört zu den Reichen und Mächtigen. Und selbst dann wäre es wahrscheinlich kein öffentliches Leben, das ihr führen könntet, aber eventuell ein eher geduldetes. Wie dem auch sei, mir scheint der Fakt, dass eure Frau Mutter um den Fortbestand ihrer Linie fürchtet, der Ansatzpunkt zu sein, um ihre Stimmung Euch und eventuell auch uns gegenüber positiver zu stimmen, sollte denn eine Lösung für das Problem gefunden werden. Nun kenne ich mich nicht gut in den Gesetzen der Eisenlande aus, so dass ich hier ad-hoc eine Lösung hätte, aber ich bin mir sicher, dass Friedrich hier eine Idee haben könnte."
Valdas hatte zwar nicht das ganze Gespräch von Louis mit Madame de Castell mitverfolgt, die letzten Wort aber wohl und auf Grund ihres Verhaltens dem Montaigner gegenüber ging er davon aus, dass sich ihre Karten im Bezug auf die Gunst der Dame schon deutlich gebessert hatten. Mit einer einladenden Geste bewog er Achim, ihm zu den beiden zu folgen und wandte sich dort angekommen an Madame de Castell. "Vielleicht ist es ja gar nicht notwendig, einer Eisenfürstin gleich den Krieg zu erklären. Es wäre zum Anfang ja schon ausreichend, ihre Verbündeten und ihre Motive zu kennen. Und dann können wir immer noch entscheiden, welche Vorgehensweise die Vorteilhafteste wäre. Was meint ihr dazu, Madame?"
« Letzte Änderung: 28.11.2023, 18:07:45 von Valdas Jankauskas »

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #354 am: 10.12.2023, 01:55:54 »
Allegra näherte sich langsam dem Schemen und schaffte es dabei, unbemerkt zu bleiben. Es schien sich um einen Mann zu handeln, und da er in diesem Moment etwas in seine Tasche steckte, vermutete Allegra, dass es sich um einen Dieb handelte. Mehr konnte sie allerdings in der Dunkelheit nicht erkennen, ohne sich so weit zu nähern, dass die Wahrscheinlichkeit hoch war, dabei entdeckt zu werden.

~~~

In der Stube hatte sich derweil auch Valdas dem Gespräch mit der Gastgeberin angeschlossen, nachdem diese doch recht interessante Dinge über Roswitha von Wirsches Vergangenheit preisgegeben hatte. Es kristallisierte sich also tatsächlich heraus, dass die Eisenfürstin in Wahrheit ein Monster sein könnte, und auch Friedrich wurde noch aufmerksamer, als er es vorher gewesen war.

"Um sie zu demaskieren, wie man hier korrekt sagt, braucht es mehr als nur Gerüchte und Hörensagen, werter Louis. Und für den Beweis müsste man sie wohl an den Haaren aus ihrer Burg schleifen und den anderen Eisenfürsten vorführen, dass sie tatsächlich eine Bluttrinkerin ist. Wie das zu bewerkstelligen wäre, weiß hoffentlich Herr von Dent - also das Vorführen, nicht das Rausschleifen."
Sie warf einen fragenden Blick auf den Gelehrten, der nachdenklich nickte: "Das müsste zu bewerkstelligen sein, ja. Wenn sie denn wirklich eine ist."

Die Gräfin fuhr fort: "Also müsst ihr nur nach Wirsche reisen, in ihren Palast eindringen, sie vor all ihren Armeen und Untertanen besiegen, sie unschädlich machen und unbehelligt mit eurer Beute wieder aus Wirsche entkommen. Ein Kinderspiel, vermute ich? Nun, ich denke, es hat einen Grund, weshalb dies noch niemand getan hat. Ihr könnt entweder mit einer Armee dort einmarschieren und einen weiteren großen Krieg in den Eisenlanden riskieren, oder euch allein in Feindesland begeben und es mit ihrer Armee aufnehmen. Doch vergesst nicht: Sie ist nicht unbeliebt in Wirsche. Sie hat das Land zu einer gewissen Blüte gebracht, und Macht ist etwas, was die Menschen anzieht. Wenn Wirsche etwas ausstrahlt, ist es Macht, und momentan hat sie keinen wirklichen Gegenpol in den Eisenlanden."

Sie blickte nun Valdas an: "Was wäre denn Ihrer Meinung nach der vorteilhafteste Weg, Herr Jankauskas?"

Katharina Anna Eisfeld

  • Beiträge: 136
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #355 am: 10.12.2023, 13:02:29 »
Der dicke Achim und seine arrogante Mutter verkörpern eigentlich alles was Katharina hasst und es könnte ihr egal sein ob die beiden sich irgendwann gegenseitig in ihrem Streit gegenseitig vernichten. Aber irgendwie tat ihr Achim auch etwas Leid, schließlich waren sie Familie. Der Gräfin würde es bestimmt auch irgendwann Leid tun das sie ihren eigenen Sohn so verstoßen hat. Die zwei sollten also eigentlich froh sein das sie sich gegenseitig noch haben. Kein Gold der Welt kann eine Familie ersetzen. Es muss doch irgend etwas geben das die beiden wieder vereinigt. Jede dieser arroganten adligen Familien hat immer irgendwo ein dunkles Geheimnis vergraben, man muss nur tief genug graben. Wenn Katharina mit ihrem Plan erfolgreich sein wollte musste sie aber auf jeden Fall dafür sorgen dass es niemals zu ihr zurück verfolgt werden kann.

Vorsicht macht Katharina sich an dem Tresor zu schaffen und hofft dort nicht nur die Familien Juwelen zu finden. Und wenn sie schon nichts findet was Mutter und Sohn wieder vereinigt, dann hofft sie zumindest noch weitere nützliche Informationen über andere Ratsmitglieder im Tresor zu finden. In Adelskreisen war es schließlich üblich das man sich gegenseitig mit irgend etwas erpresst oder untereinander geheime Verträge knüpft. Für Katharina war es klar das egal was sie hofft zu finden wohl am ehesten fest in diesem Tresor verschlossen ist damit es niemals in falsche Hände geraten würde.
Katharina musste etwas lächeln, tja mit meinen Händen hat wohl niemand gerechnet, denn es ist der Dame des Hauses wohl nie in den Sinn gekommen das ein einfaches Mädchen von der Straße jemals diesen Raum betreten würde. Mit ruhigen Fingern und gespitzen Ohren macht sich Katharina nun mit aller Sorgfalt am Zahlenrad des Tresor zu schaffen, immer darauf bedacht keine Spuren zu hinterlassen[1]
 1. 2 Steigerungen um an Informationen zu gelangen ohne Spuren zu hinterlassen

Louis de Fromage Puant

  • Beiträge: 383
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #356 am: 11.12.2023, 09:24:27 »
Etwas finsterer dreinblickend sah sich Louis zu dem grummelnden Zugeständnis genötigt: "Iesch gebe zu, es wird niescht einfach. Madame de Wirsché wird siesch kaum von Fragen der Ehre auf'alten lassen." Womit der Musketier eine ihm angemessene Umschreibung dafür gegeben hatte, dass der Gegner gewiss skrupellos lügen und täuschen würde. Missmutig presste er die Lippen zusammen. Nach Ansicht des Montaginers sollte es verboten werden, dass sich ein Feind nicht offen und ehrlich zu dem bekannte, was er tat! Wo blieben bei solch unhaltbaren Zuständen Ritterlichkeit und Fairness?! Er warf Friedrich einen raschen Blick zu. "Wenn Ihr das Vorführen übernehmt, mon ami, will iesch die Dame 'öchstpersönliesch 'erbeischleifen, und wenn iesch dafür meine guten Manieren vergessen muss!" versicherte er grimmig, und sein entschlossener Blick ließ ahnen, dass er sich von solchen Nebensächlichkeiten wie Armeen und Untertanen nicht entmutigen lassen würde.

Valdas Jankauskas

  • Beiträge: 46
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #357 am: 14.12.2023, 20:28:49 »
"Vielleicht ist es gar nicht notwendig, Roswitha von Wirsche an den Haaren nach Freiburg zu zerren. Wenn ich euch " - sein Blick schwenkte zu Louis hinüber - "richtig verstanden habe, ist dieser Dray so etwas wie die rechte Hand von Wirsche. Da stellt sich doch die Frage, wie wichtig er für sie ist und ob sie nicht einschreiten würde, wenn ihm in Freiburg ein Verbrechen zur Last gelegt werden würde. Und offensichtlich gäbe es dafür ausreichend Anlässe. Wir müssten also nur dafür sorgen, dass Dray in Gewahrsam kommt und die zu erwartende Strafe ausreichend hoch ist - und dann abwarten. Das könnte zumindest dazu führen, dass sie ihre gewohnte Umgebung verlassen muss. Das Problem, sie in der Öffentlichkeit bloß zu stellen, wäre allerdings immer noch gegeben. Was meint ihr?

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #358 am: 15.12.2023, 13:25:10 »
Im Schrank fand Katharina zahlreiche Gebinde mit Akten vor; glücklicherweise war alles, zum Charakter der Hausherrin passend, sauber beschriftet. Bei den meisten Akten handelte es sich um Berichte, Vertragsunterlagen und ähnliche Papiere zu den offenbar weitverzweigten geschäftlichen Aktivitäten des Hauses Castell. Sicherlich konnten diese Unterlagen für den Experten bares Gold wert sein, doch einerseits kannte sie niemanden, dem sie solche Papiere abnehmen würde, andererseits war sie für etwas anderes hierher gekommen.

Katharina lauschte kurz, doch noch waren von draußen keine Anzeichen zu hören, dass jemand nach ihr suchen würde. Also überflog sie weiter die Beschriftungen der einzelnen Dokumentmappen, um bei einer hängenzubleiben, die schlicht mit "Diverses" gekennzeichnet war. Das hörte sich doch schon interessanter an.
Neugierig geworden, entfernte sie die Kordel, die das Paket zusammenhielt, und durchblätterte die Schriftstücke. Die meisten davon waren ebenfalls (aus ihrer Sicht) uninteressant, doch an einem blieb sie etwas länger hängen.

Es war ein auf den ersten Blick trockener und langweiliger Vertrag zwischen Gitta zu Castell und Gerritt van Ruttwegen, dem Katharina inzwischen wusste, dass er ebenfalls im Rat der Stadt saß. Der Inhalt jedoch war, wenn sie alles richtig verstand, delikat. Denn darin ging es um Handel mit der atabischen Kompanie, und auch wenn sie alles andere als eine Fachfrau in wirtschaftlichen Belangen war, so konnte sie doch erkennen, dass es in dem Schriftstück um Waren mindestens zwielichtiger Art, womöglich sogar um Sklaven, ging.[1] Dass ihre Gastgeberin, wenn sie selbst in solche Geschäfte verwickelt war, ihnen diese Information nicht freiwillig geben würde, um ihnen einen Hebel zur Überzeugung ihres Ratskollegen an die Hand zu geben, war zu erwarten.

Um keine Spuren zu hinterlassen, prägte sie sich den Inhalt des Vertrages so gut es ging ein, legte und wickelte dann alle Papiere wieder so zusammen, wie sie sie vorgefunden hatte, und verließ schließlich das Zimmer in der Überzeugung, dass niemand bemerken würde, dass sie hiergewesen war.
So unauffällig wie möglich schlüpfte sie in den Salon zurück und stellte fest, dass ihre Gastgeberin sowie deren Sohn sich immer noch im angeregten Gespräch mit den drei Männern aus ihrer Gruppe befanden. Von der anderen jungen Frau war jedoch nichts zu sehen.
 1. Siehe hier

Mondragor

  • Moderator
  • Beiträge: 3262
    • Profil anzeigen
Kapitel 3: Freiburg
« Antwort #359 am: 15.12.2023, 13:54:05 »
Die Gräfin lachte bei Valdas' Worten kurz auf. "Nur dafür sorgen, dass Dray in Gewahrsam kommt? Wie stellen Sie sich das vor? Womöglich verhaftet man im Sarmatischen Bund die obersten Repräsentanten fremder Mächte, hier bei uns müssen dafür schon sehr gute Gründe vorliegen. Welches sollen denn diese Anlässe sein, und wie könnt ihr sie beweisen? Und noch dazu: Wer soll diese dann umsetzen? Aber wenn Sie tatsächlich mit dem Gedanken spielen, dann gehen Sie zu Seline von Hoff und stellen eine Anzeige gegen Heinrich Dray. Doch auch sie wird Beweise verlangen, und die sollten Sie liefern können."

  • Drucken