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Autor Thema: Mal Gani  (Gelesen 30003 mal)

Beschreibung: Der Herr der Vertriebenen

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Gaja

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Mal Gani
« Antwort #195 am: 01.06.2022, 11:50:32 »
Es ist der vierte Tag, dass die Gruppe ohne Freydis unterwegs ist, und der erste, an dem die Zauberin so richtig vermisst wird. Ihre Meinung zu der seltsamen Schneise hätte Lîf sich jetzt zu gerne eingeholt – eben falls es keine natürliche Ursache hat, sondern Berührtenmagie oder gar abermals ein Fluch dahinter steckt.

Zunächst noch zögerlich tritt die Gruppe auf die Schneise hinaus und marschiert, mit jedem Schritt entschlossener, in Richtung Morgentor.

Aeryn schreitet voraus, es folgen Rogar und Abdo mit "respektvollem" Abstand, danach gleich Lîf und Arnvidh, während Wulfgar mit seinem Brakus und dem Maultier ausnahmsweise die Nachhut bildet. Man bleibt dicht zusammen und auf der alten akadischen Straße, die schnurstracks auf das Tor zuführt und besser erhalten wirkt, je näher dieses rückt.

Ihre Schritte klingen dumpf, die Stimmen ebenso. Kein Geräusch außer den eigenen ist zu hören. Kein Windhauch kühlt die heißen Gesichter. Die Luft ist gar ein wenig stickig, wie in einer engen Kammer ohne Fenster, welche lange verschlossen war. Arnvidh zudem kommt es so vor – oder bildet er's sich ein? – dass man viel länger für die Strecke braucht, als normal wäre. Doch ob dabei nun die zurückgelegte Strecke länger ist, als sie ihm zuvor erschien, oder das Marschtempo langsamer, als werde es durch eine Art unsichtbaren Widerstand gebremst, vermag der Feenfreund nicht zu sagen. Nach seinem Zeitempfinden müsste es hoher Mittag sein, als sie das Morgentor endlich erreichen, doch der Sonnenstand zeigt ihm, dass maximal eine halbe Stunde vergangen sein kann.

Und dann stehen sie endlich vor dem gewaltigen Tor und blicken geblendet an ihm empor. Bis in den Himmel scheint es zu reichen, von hier aus betrachtet. Weißer Stein in der prallen Morgensonne lässt sie alle blinzeln, selbst nach dem langen Marsch über die offene Schneise. Vier Wagen breit ist die Durchfahrt, von zwei dünnen Säulen unterteilt – die übrigens, wie man nun sehen kann, von einem meisterhaften Steinmetz solchermaßen behauen wurden, dass sie efeuumrankten jungen Bäumen gleichen – während sich links und rechts zwei ungleiche Gebäudeflügel anschließen, welche erst auf etwa ein Viertel Höhe zu einer den Betrachterblick beruhigenden Symmetrie zurückfinden. Zu beiden Seiten des Tores schließen Baum und Buschwerk sich lückenlos an das Mauerwerk.

Ein Tor im eigentlichen Sinne – also verschließbare Torflügel – sucht man vergebens. Die Durchfahrt scheint frei und offen. Kein Wächter zeigt sich, kein Zuruf stoppt die Herannahenden mit der Frage, wer sie seien und was ihr Anliegen wäre. Zur großen Erleichterung von Lîf und Arnvidh hört man allerdings wieder Vogelsang und raschelndes Blattwerk, und auch ein leichter Wind geht hier am Tor.

Das linke Gebäude ist gedrungen, etwa drei Stockwerke hoch, wie man es in einer der großen menschlichen Städte von einer Herberge erwarten würde. Das rechte Gebäude dagegen ist gewaltig. Fast schon vergleichbar mit dem Kloster Ansdag. Das Verhältnis spiegelt sich in den beiden Eingangstüren wieder, welche im Inneren der Durchfahrt einander exakt gegenüber liegen: die rechte ist ohne Zweifel für einen Riesen gedacht, die linke, mit einem guten Drittel der Höhe, für alle normalgroßen Wesen. Die Türen selbst sind aus Holz, nur leicht verwittert, mit Schlössern, die Rogar sofort anerkennend als Zwergenarbeit ausmacht.

Hinter dem Tor mündet die Straße in einem von niedrigen Gebäuden umringten Platz, dahinter erhebt sich dichter, wilder Wald.

Noch immer zeigt sich kein Elb beim Tor. Und auch keiner der verschollenen Gefolgsleute des Fürsten.

Auch der Hof dahinter liegt verlassen. Keinerlei Gerät oder Wagen steht herum, weder Pferd, Ochse, Hund noch Katze zeigt sich, kein Geräusch deutet auf nahe Handwerksarbeit. Auf den ersten Blick erscheint alles verlassen.

Lîf

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Mal Gani
« Antwort #196 am: 06.06.2022, 10:45:03 »
Nachdem der erste Eindruck des gewaltigen Portals verwunden ist, hat Lîf kurz die Säulen näher betrachtet, sich aber schon bald wieder abgewendet. Wohl scheint der Rotschopf die Kunstfertigkeit anzuerkennen, doch sind ihr offenbar lebendige Bäume lieber, dem Gesichtsausdruck nach. Dafür erregen die flankierenden Gebäude schon eher ihre Neugier. "Die sollten wir uns vornehmen, ehe wir weiter vordringen" meint sie zu den anderen. "Es könnte gut sein, das wir darin Hinweise finden, warum hier niemand ist und nichts sich regt." Womit sie ihre Schritte, so keine Proteste kommen, auch schon zu dem Bau auf der linken Seite wendet, der, offenkundig für menschengroße Wesen gebaut, ihr als lohnender erscheint denn die Riesenkonstruktion auf der gegenüberliegenden Torseite.

Sie lässt die Handflächen über das Holz der Türen gleiten, ehe sie sich an Wulfgar wendet: "Du wärst denke ich mit deinem Tier am besten geeignet, ein Auge auf die Umgebung zu halten und uns zu warnen, wenn sich jemand nähert, während wir da drin sind?" Ein fragender Blick geht auch zu den übrigen Gefährten. Die junge Frau macht den Eindruck, als wolle sie der Sache rasch und zielstrebig auf den Grund gehen. Ihre Hand ruht schon auf dem Türknauf, um zu versuchen, ob sich die Tür öffnen lässt. Sie wirkt angespannt, aufmerksam, aber nicht direkt besorgt oder nervös.

Arnvidh Kjellson

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Mal Gani
« Antwort #197 am: 06.06.2022, 17:55:41 »
Im Schatten des Tores angekommen, fragte sich Arnvidh immer noch was hier los sei. Er blickte ein letztes Mal zurück, wie er es auf dem Weg fast ständig gemacht hatte. Gedanklich mutmaßte er, ob es seine Aufregung war, welche sein Zeitgefühl durcheinander gebracht hatte. Oder es vielleicht doch dieser Schlund von Lichtung, welchen sie passieren mussten. Wenigstens schien hier am Tor die Natur zurückgekehrt zu sein. Das beruhigte ihn soweit, dass er diese meisterliche Handwerkskunst in Gänze betrachten konnte. Mit leicht geöffneten Mund ließ er seinen Blick über die künstlichen Bäume streifen. Die Steinmetzte wussten was sie taten.

Der Platz hinter dem Tor ließ ihn fragen „War dies ein Markt?“ Dann blickte er zu Lif „Bevor du hinein gehst sollten wir uns noch bemerkbar machen.“ Meinte er auch wenn er glaubte, dass wenn jemand hier war, sie sie schon längst bemerkt haben werden.

Mit jeden Schritt auf den Platz zu, war ihm mulmig im Magen. Aeryn, war hierfür wohl besser geeignet aber wer weiß. holte tief Luft und rief „Wir grüßen Euch ihr Herren im Walde. Viele Suchen führten unsere Schritte zum Tor des Morgens.“ nach dem wechselten seine Worte in ein nicht minder alt klingendes elbisch „ Wir ersuchen Euch um Eure Hilfe, Eure Weisheit und Euren Rat. Bitte erweist uns die Ehre und tretet aus den Schatten ins Licht unter der Mutter Himmel.“
« Letzte Änderung: 06.06.2022, 18:01:52 von Gaja »

Aeryn

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Mal Gani
« Antwort #198 am: 07.06.2022, 18:04:14 »
Aeryn nickt Arnvidh zu. Genau das hatte sich die Elbin auch gerade gedacht. Zumindest sollten sie sich bemerkbar machen, falls hier noch irgendeine Seele leben sollte.

"Warten wir ersteinmal ab, ob sich doch noch jemand regt, ehe wir in irgendwelche der Gebäude hineingehen."

Da der Halbelb bereits damit begonnen hat, wartet Aeryn einfach ab, ob sich irgendeine Reaktion zeigt.

In der Zwischenzeit geht sie ein wenig in der näheren Umgebung herum und blickt sich aufmerksam um[1].
 1. Wahrnehmung 20; +2 im Wald; +2 gegen Menschen

Gaja

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Mal Gani
« Antwort #199 am: 16.06.2022, 10:29:30 »
Die einzigen Anzeichen von Leben, welche Aeryn findet, sind einige Vogelnester auf einem Sims Richtung Wald, aus denen lautes Zwitschern und Flattern tönt. Immerhin sagt ihr der kurze Blick in den Hof, den sie gewagt hat, dass hier alles bereit liegt, als würden jeden Augenblick die Handwerker und Arbeiter herbeiströmen und ihren Arbeitstag beginnen. Einige der Türen und Toren stehen offen und etliche der Gebäude haben Werkbänke oder Schmiedeöfen auf dem Hof. Bestimmt fünf oder sechs Schmieden scheint es hier zu geben, zwei Bogner, einen Wagenbauer, und diverse kleinere Werkstätten. Vor einem Gebäude steht ein halbfertiger Wagen, ein Stapel Weidenruten liegt vor einem anderen, vor einem dritten harrt eine Schubkarre auf ihre Entladung, darin hoch gehäuft gegerbte Häute, bereit zur Verarbeitung.

Aber mehr als ein paar Schritt traut Aeryn sich nicht allein auf den Hof hinaus. Obwohl sie nirgendwo auch nur die leiseste Bewegung entdeckt oder das winzigste Geräusch vernimmt (außer den Vögel und dem Rascheln der Blätter am Waldrand), fühlt sie sich exponiert... beobachtet. Womöglich ist es aber auch nur diese seltsame Verlassenheit des Hofes – als seien die Arbeiter nur allesamt gerade zum Mittagessen verschwunden – welche ihr dieses Gefühl gibt. Brakus jedenfalls, der ihr neugierig gefolgt ist, wirkt nicht nervöser als sonst. Trotzdem ist Aeryn erleichtert, als sie wieder bei den Kameraden im Tordurchgang steht.

Dort hat sich auf Arnvidhs Aufruf niemand gemeldet. Ein wenig sinkt sein Herz wohl bei dieser Stille. Allzu freudig hat geschlagen, als er vom Rand der Schneise erkannte, dass dies ein Tor zum Elbenwald sein müsse, doch anstatt der Antworten, die er sich erhoffte, scheint der Ort erst einmal nur mehr Fragen für ihn bereitzuhalten.

Lîf hat derweil wenig Glück mit der Tür. Drei Knaufe in verschiedenen Höhen, aber nur ein Schloss hat die Tür, welch letzteres offenbar verschlossen ist, denn so sehr sie auch an den drei Griffen rütteln, es rührt sich nichts. Abdo, der schützend an ihrer Seite steht, versucht sich als nächster, doch auch seiner rohen Kraft hält die Tür unbeeindruckt stand.

"Lasst mich mal!" drängelt sich, leicht ungeduldig, der Zwerg vor. "Ich will mir das Schloss mal genauer anschauen..."

Doch dazu kommt er nicht mehr. Kaum hat er den Knauf berührt (den mittleren, auf Zwergenhöhe), springt die Tür einen Spalt weit auf. Und bevor noch irgendjemand zur Vorsicht raten kann, hat Rogar sie zur Gänze aufgestoßen und ist hindurchmarschiert.

Ein paar scheppernd-hallende Schritte später hört man ihn ausrufen: "Ha! Seht euch das an! Genau wie in Kortuval! Nur besser erhalten! Runen ringsum! Freydis wird begeistert sein. Wo hab' ich mein Notizheft..."

Gaja

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Mal Gani
« Antwort #200 am: 16.06.2022, 16:33:50 »
Die Augen der Nachdrängenden müssen sich zunächst an das Halbdunkel im Inneren gewöhnen. Licht fällt durch ein Dutzend schlitzartige Fenster, welche sich rundum in etwas über Kopfhöhe befinden und ein Verwirrspiel aus Licht und Schatten erzeugen, das den Blick hierhin und dorthin lockt und nirgendwo lange genug verweilen lässt, als dass man das Gesehene gedanklich erfassen könnte. Von allen Seiten des offenbar kreisrunden Raumes blitzt und blinkt es: von Spiegeln an den Wänden, kristallbehangenen Leuchtern an der Decke, und allerlei silbernem Zierat, ob Lampenständer oder Büste. Die Wände dazu sind leuchtend weiß, der Boden aber ein labyrinthenes Mosaik aus schwarzen und weißen Fliesen.

Und wem es endlich gelingt, seinen Blick selbst zu lenken und längere Zeit auf eine Stelle oder Ding zu konzentrieren, erkennt in der Mitte des Raumes tatsächlich einen bekannten Anblick. Ein zwölfeckiges Podest aus schwarz glänzendem Stein steht hier, einer Kompassrose gleich, von vier Säulen umringt, während sich n der Mitte eine leuchtendweiße Statue erhebt, größer als die im Keller des Villagschen Gutes und zudem unversehrt, mit Kopf und allem, was dazugehört. Feingeschliffene statt verwitterter Züge, Kleidung und Waffen ausgearbeitet bis ins letzte Detail, eine Krone aus Blumenranken auf dem Haupt: eine stolze Elbenkönigin hat hier Porträt gestanden.

Rogar ist bereits eifrig dabei, die Runen auf Podest, dem Schwert der Statue und den vier Säulen zu untersuchen; Teile seines Gepäcks liegen verstreut davor. Auf unzufriedenes Grummeln (über die Lichtverhältnisse) folgt ein triumphierender Ausruf: "Moment! Halt, aber natürlich... Was hatte Uther nochmal gerufen? Hile essar! Nicht wahr?" Tatsächlich entzündeten sich auf den vier Säulen sofort bläuliche Flammen, wie zuvor in Uthers Keller.

Das blaue Licht durchflutet den Raum bis in den letzten Winkel und vertreibt dadurch das vorige Verwirrspiel von Licht und Schatten. Endlich kann man sich normal umsehen.

"Seht ihr!" ruft Rogar seinen Kameraden begeistert zu. "Genau wie in Kortuval!"

Mit selbstzufriedenem Grinsen lehnt der Zwerg sich gegen die Beine der steinernen Elbenkönigin zurück. Ihm bleibt gerade noch Zeit genug, vor Überraschung den Mund aufzureißen, da purzelt er auch schon hintenüber und ist verschwunden. Blaue Blitze züngeln noch einen kurzen Moment kreuz und quer, wo der Zwerg gerade noch stand, dann verlöschen sie, wie auch dem flammenden Licht der vier Säulen.

Aeryn

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Mal Gani
« Antwort #201 am: 20.06.2022, 10:30:58 »
Aeryn blickt sich in der wundersamen Halle um, das Lichtgeflacker scheint sie dabei weniger zu stören[1], aber auch sie bevorzugt natürlich das stetige Licht, nachdem Rogar die Befehlsworte ausspricht, die er bei Uther aufgeschnappt hat. Anerkennend nickt sie ihm zu.

Viel Zeit bleibt ihnen allerdings nicht, die hervorragend erhaltenen Kunstwerke hier zu bewundern, allen voran die geradezu ehrfurchtgebietende Statue der Elbenkönigin, da ist der Zwerg auch schon verschwunden.

"Ist das eine Art Portal? Wir sollten es nocheinmal öffnen und sehen, ob Rogar wieder herauskommt. Ansonsten müssen wir ihm wohl folgen."

Ihrem eigenen Rat folgend spricht die Elbin dann auch gleich die Worte aus: "Hile essar!"

Gespannt wartet sie ab, was sich nun tut. Wenn das blaue Licht wieder erscheint, nimmt Aeryn einen kleinen Gegenstand zur Hand, eine Münze etwa, und wirft diesen in den Bereich, wo sie das Portal vermutet, wo Rogar verschwunden ist. Vielleicht kann sie so seine Aufmerksamkeit darauf lenken. Wo auch immer er nun sein mag.
 1. Lightbringer

Zordac

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Mal Gani
« Antwort #202 am: 20.06.2022, 13:10:51 »
Wulfgar und Brakus weichen erschrocken erst einmal einen Schritt zurück als plötzlich das grelle Licht erscheint und kurz drauf der Zwerg dann verschwindet.

"Was war das denn? Und was hat er gemeint mit es sei wie in Kortuval?". Danach sieht er verwirrt zu Aeryn und beobachtet das Geschehen sehr misstrauisch.

Aeryn

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Mal Gani
« Antwort #203 am: 20.06.2022, 14:57:41 »
"Ich glaube, das ist die dain'sche Bezeichnung des Ortes von dem wir losgereist sind. Dort hatten wir einen ähnlichen Fund gemacht, wie diesen hier, aber längst nicht so gut erhalten."

Lîf

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Mal Gani
« Antwort #204 am: 22.06.2022, 11:20:33 »
"Na wenn Ihr meint..." erwidert Lîf dem Zwerg und tritt einen Schritt beiseite, um es ihn auch mit der Tür versuchen zu lassen. Während sie wartet, sieht sie sich um und runzelt die Stirn. Die eigenartige Stimmung dieses Ortes irritiert den Rotschopf: als halte das Leben hier nur kurz die Luft an, um im nächsten Moment wieder mit voller Kraft weiter zu pulsieren – aber der Moment kommt einfach nicht. Wohin sind alle die verschwunden, deren Spuren man hier sieht, ja deren lebendige Wärme man noch zu spüren glaubt? Sie fühlt sich sichtlich unbehaglich und schaut misstrauisch drein. Die wenigen Vögel zeigen zwar immerhin, dass hier nicht buchstäblich alles ausgestorben ist, doch zufrieden wirkt die drudkvinde ganz und gar nicht. Überrascht dreht sie sich um, als Rogar so mir nichts dir nichts die Tür offen hat. Verwundert flüstert sie Abdo zu: "Es scheint, hier wirkt ein Zauber, der ältere von jüngeren Völkern[1] scheidet..."

"Runen? Wo?" macht sie sich nichtsdestotrotz daran, dem kurzgewachsenen Gelehrten zu folgen, da der Durchgang nun schon einmal frei ist. Den Eindruck, welchen das Interieur hier auf sie macht, kann sie als Bauerntochter aus einfachen Verhältnissen zwar nicht leugnen, doch hat sie sich nach einigen langen Blicken fürs erste an der Pracht sattgesehen, der das Schönste überhaupt fehlt, das sie kennt, nämlich die Gabe aus dem Schoß der Großen Mutter: das Leben. Eine Andeutung desselben, wenn auch nur nachgebildet, entdeckt sie erst an dem Standbild der Elbenkönigin, das sie mit offenem Mund mustert (wobei sich ihre Kleidung, ohne dass sie es bemerkt, zu einem genauen Ebenbild von Kleid und Waffen der starren Elbin wandelt). "Kortuval..." murmelt sie, hebt dann lauter zu sprechen an, stößt aber nur verblüfft die Luft aus, da Rogar so plötzlich in einer blauen Lichterscheinung verschwindet.

"Ein... Tor, ein Portal!" ruft Lîf. "Aber wohin? Oder... meint ihr, es ist gar kein Portal, sondern er..?" Sie schluckt ein wenig beklommen, indem sie in einigem Abstand um das Podest herumgeht. Gespannt sieht sie Aeryn zu. Den anderen bedeutet sie mit einem Wink, sich lieber auch von dem Ort fernzuhalten, an dem sich ihr Gefährte so plötzlich in Luft aufgelöst hat. "Wenn er nicht wieder auftaucht, müssen wir jedenfalls sehr gut überlegen, was wir tun sollten" stellt sie fest.
 1. Gaja: kleine Korrektur
« Letzte Änderung: 22.06.2022, 17:00:54 von Gaja »

Arnvidh Kjellson

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Mal Gani
« Antwort #205 am: 22.06.2022, 14:44:44 »
Mehr als es versuchen, war nicht möglich. Dass überhaupt keine Reaktion folgte, betrübte den Halbelben. Zu aufgeregt, zu neugierig, eine zu große Erwarungshaltung an einen Ort der schon längst verloren sein könnte. Obgleich er doch so unwirklich greifbar Lebendig wirkte. Ihm beschlich das Gefühl beobachtet zu werden. Nicht von der großen Mutter oder den Feen, sondern von den Bewohnern dieses Ortes. Anders kann er sich das Bild was sich zeigte, nicht fassen.

Trotzdem folgte er neugierig den Anderen in das Torgebäude. Verblüffend dieses Kunsthandwerk welches zu den Märchen und Legenden über die anderen Völker zu passen schein. Als das Licht sich änderte, fing die Elbenstatur seine Aufmerksamkeit ein. Die Worte von Rogar und das Hile essar bekam er nur Beiläufig mit.

Kurz darauf war er wie Wulfgar und Barkus in wenigen Sätzen gewichen. „Was …“ sprach er aus, bevor der Rest sich anhörte wie das zetern einer Amsel, obgleich er sehr wahrscheinlich genau wie Wulfgar sein erstaunen kund tat. Beim Zwitschern ging sein Blick von der Stelle wo gerade noch Rogar stand zu Aeryn, Wulfgar und dann Lîf. Neben dem verschwundenen Gefährten fragte er sich warum sich Lîfs Kleid so verändert hatte. Sein Herz pochte ihm bis zum Hals. Die Gesten der Anderen, auch wenn er nicht verstand was sie gerade taten. Ließen ihn inne halten und beobachten.

Gaja

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Mal Gani
« Antwort #206 am: 23.06.2022, 18:35:25 »
Kaum hat Aeryn das Befehlswort ausgerufen, entspringen auf den vier Säulen wieder die bläulichen Flammen und erhellen den Raum abermals bis in den letzten, noch unerforschten Winkel.

Ihre Münze allerdings prallt am Stein der Statue ab und kullert über den Boden. Kurz darauf zucken wohl ein paar Blitze über die Stelle, an der Rogar kurz zuvor noch stand, doch ebenso schnell sind sie wieder verschwunden.

Zordac

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Mal Gani
« Antwort #207 am: 28.06.2022, 15:33:10 »
Wulfgar und Brakus schauen sich das ganze sehr misstrauisch an. Als die Blitze verschwinden und die Münze über den Boden rollt, fällt Wulfgar auf das dort auch noch ein Teil von der Ausrüstung von Rogar auf dem Boden liegt. "Also was auch immer das hier für ein komischer Zauber ist. Scheinbar funktioniert es nur mit Lebewesen. Totes Material wie die Münze und die Ausrüstung von Rogar die dort drüben noch auf dem Boden liegt wird wohl nicht beeinflusst. Falls ihr also recht habt und es ist so etwas wie ein Portal, dann sollte wohl jeder seine Ausrüstung gut festhalten, wenn er nicht riskieren will das diese verloren geht. Wollen wir nur hoffen das Rogar jetzt nicht nackt auf der anderen Seite ankommt und ihm wenigstens das bleibt was er am Leibe trägt und in den Händen hält."

Am Rest des Raumes ist Wulfgar nicht besonders interessiert, und auch Brakus machte keine großen Anstalten sich näher um zu sehen. Beide fühlen sich in Gebäuden nicht besonders wohl und können auch mit solch reichlichen Verzierungen oder Runen nicht wirklich viel anfangen, sie fühlen sich einfach am wohlsten wenn sie den freien Himmel über ihrem Kopf sehen können.

Aeryn

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Mal Gani
« Antwort #208 am: 30.06.2022, 10:25:24 »
Aeryn stimmt Wulfgar zu. "Ja, es sieht so aus, als ob hier nur Lebewesen mit dem, was sie am Leibe tragen, transportiert werden."

Die Elbin hebt ihre Münze wieder auf und verstaut sie, dann macht sie sich daran, Rogars verstreute Ausrüstung aufzusammeln.

"Da Rogar bisher noch nicht zurückgekehrt ist, müssen wir davon ausgehen, dass es keine einfache Möglichkeit gibt, wieder hierher zurückzugelangen. Wollen wir ihm dennoch folgen?"

Lîf

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Mal Gani
« Antwort #209 am: 30.06.2022, 13:57:48 »
Lîf umrundet das vermutliche Portal wie einen Feind, wobei die drudkvinde an ein witterndes Tier erinnert. Als ein etwas rundlicheres Ebenbild der Elbenfürstin, mit einer flammend roten Mähne allerdings, bleibt sie schließlich wieder Aug in Aug mit der Statue stehen, stemmt die Hände in die Hüften und meint: "Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, ihm zu folgen – jedenfalls nicht ehe wir uns hier genau umgesehen und mehr über diese Zauberei herausgefunden haben. Wenn dieses Portal in den Tod führen sollte, helfen wir Rogar nicht, indem wir uns unüberlegt hinter ihm her stürzen."

Sie nickt Aeryn zu. "Richtig. Könnte er einfach so zurückkehren, hätte er das bestimmt schon getan. Selbst wenn also das Durchschreiten nicht das Ende bedeuten sollte, wären wir sehr wahrscheinlich von hier abgeschnitten. Lasst uns daher lieber erst einmal alles gründlich untersuchen. Auch wenn wir nun keinen unserer Bücherwürmer mehr bei uns haben" seufzt sie. Denn die Aussicht, aus irgendwelchen Runeninschriften oder uralter Ornamentik schlau zu werden, behagt ihr als einfacher Bauerntochter nicht sonderlich. Die Große Mutter möge alle Erfinder der Schrift über Ihr göttliches Knie legen als ungebärdige Kinder, die sich erdreistet haben, die alten Wege der Natur mit ihrer Zeichenmalerei verbessern zu wollen..!

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