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Autor Thema: Mal Gani  (Gelesen 29771 mal)

Beschreibung: Der Herr der Vertriebenen

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Aeryn

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Mal Gani
« Antwort #75 am: 25.06.2021, 15:32:15 »
"Ja, der Fluch ist gebrochen. Es ist uns endlich gelungen, die Quelle ausfindig zu machen. Hat man hier schon Auswirkungen davon feststellen können? Aber bitte, frag garnicht erst, was genau geschehen ist. Ich... kann Dir darauf keine Antwort geben. Wenn Du mehr wissen willst, kann Uther es Dir vielleicht sagen."

Zordac

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Mal Gani
« Antwort #76 am: 25.06.2021, 15:41:19 »
Wulfgar hat sich bisher zurück gehalten um die Situation erst einmal besser einschätzen zu können. Wulfgar ist mit seinen fast 2 Meter sehr groß gewachsen und bringt auch über 100 Kg auf die Waage. Sein Körperbau ist athletisch, denn neben seiner Muskulatur ist auch zu erkennen das er eine gewisse Wendigkeit und Geschicklichkeit aufweist. Seine Haut ist wettergegerbt und rau. Er hat lange braune Haare und einen braunen Vollbart. Seine Augen sind ebenfalls braun und wenn er lächelt dann entblößt er ein Gebiss das schon fast einem Raubtier ähnelt, denn er hat einen starken Kiefer und auch Eckzähne die schon fast Reißzähnen ähneln. Sein gesamtes Erscheinungsbild hat etwas wildes und urtümliches. An den Oberarmen trägt er rituelle Tätowierungen, und im Gesicht hat er über dem rechten Auge eine Narbe. Er in einfache Reisekleidung zusammen mit schweren Stiefeln und einem Mantel mit Kapuze gehüllt. Man sieht ihm sofort an das er ein Mann der Wildnis und der freien Natur ist. Der Hühne ist auch auf den ersten Blick recht gut bewaffnet, denn neben dem offensichtlichen Speer in seiner Hand, kann man bei etwas genauerem Hinsehen auch noch eine Streitaxt und einen Dolch erkennen, die er am Gürtel trägt. Auf dem Rücken hat er Wurfspeere geschnallt. Wer sich mit elbischen Waffen auskennt kann erkennen das der Speer in Wulfgars Hand eine meisterhafte elbische Arbeit sein muss. An seiner Seite ruht ein großer weißer Wolf der aufmerksam die Umgebung beobachtet und manchmal kurz knurrt, oder an etwas schnüffelt aber stets auf Wulfgar fixiert ist und jedes noch so kleines Kommando von ihm wahrnimmt. Des weiteren steht noch ein angeleintes Maultier hinter Wulfgar, das einige Gepäckstücke geladen hat.

Erst als sich die fremden zu Wort gemeldet haben und es sich herausstellt das diese wohl auch zu der Heilerin wollen und sie sogar kennen entspannt sich Wulfgar etwas um dann auch das Wort zu ergreifen "Wie mein Begleiter schon erwähnt hat, ich bin Wulfgar, und das ist mein treuer Gefährte Brakus. Wir sind hier auf der Durchreise. Gestern sind wir an einem Bauernhof hier in der Nähe vorbei gekommen. Dort wurde ein Mann von merkwürdigen Kreaturen angegriffen die sich wie wild und völlig von Sinnen auf ihn gestürzt hatten. Als wir diese Kreaturen erschlagen hatten verwandelten sie sich plötzlich wieder in Menschen zurück. Wir haben dann von Karla und Gudfast erfahren das es hier wohl schon seit einigen Tagen zu solch merkwürdigen Vorkommnissen gekommen ist. Aber warum diese Kreaturen sich plötzlich wieder in Menschen zurück verwandeln, das konnte uns bisher noch keiner erklären. Karla meinte das du Solveig uns hier vielleicht weiter helfen kannst. Im Gegenzug kann ich dir und auch Euch anderen nur anbieten das ich ebenfalls Helfe wo ich Helfen kann. Ich kann recht gut mit Holz umgehen, und auch die Heilkunst ist mir nicht völlig fremd, auch komme ich in der freien Natur recht gut zurande, und zusammen mit Brakus an meiner Seite konnte ich mich bisher auch immer recht gut meiner Haut erwehren", bei dem letzten Satz lächelt Wulfgar zum ersten mal und entblößt dabei seine Reiszähne, auch der Wolf brummt zustimmend, fast so wie als ob er verstanden hat worum es gerade geht.

Rogar, Apothekarius

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Mal Gani
« Antwort #77 am: 25.06.2021, 17:04:43 »
Rogar hat sich die Bitte des Nun-Fürsten mit Langmut angehört. Im Gegensatz zu seinen Volksgenossen versteift er sich nicht auf Wahrheiten. Daher nickt er Uther zu und bestätigt: "Auch ich kann Merles Beteiligung und das genaue Schicksal eures Vaters den Menschen gegenüber zurückhalten, da es der allgemeine Wunsch ist. Was Herrn Olavsons Situation angeht, war ich eh schon mit dabei." "Os ydych chi'n bodau dynol yn cadw'ch gilydd mor anwybodus, does dim angen i chi synnu at gamddealltwriaeth a'r awydd am ryw fath o esboniad."[1], denkt er zwar, spricht es jedoch nicht aus. Schließlich traut er selbst den Menschen nicht viel zu, dass muss er zugeben.

Den Antworten auf seine Fragen lauscht Rogar sehr aufmerksam und macht sich, sobald sich die Gelegenheit ergibt, auch Notizen, um sein Gedächnis zu entlasten. Er stellt vereinzelt Zwischenfragen und ist froh über eine verhältnismäßig neutrale Darstellung. Entsprechend bedankt er sich für die Übersicht und hört den Reaktionen der anderen zu. Eine eigene Position bezieht er nicht, dazu räumt er sich nicht genug Übersicht ein. Nur dazu, wieviel er offensichtlich nicht über Freydis weiß, lässt er sich nicht aus oder forscht nach. Er verzieht nur missmutig das Gesicht und schnaubt.

Lifs Bitte zu Solveig nimmt der Dain brummelnd entgenen: "Das werde ich tun, ich hatte schon Vergleichbares in meinem Sinne vor. Später auf dem Kloster werde ich auch da nach dem Garten schauen." Mit einem gewissen Stirnrunzeln hört er Abdos Ansage, er schweigen, jedoch bei Befragung nicht lügen. Auf dem Weg nutzt er eine Gelegenheit, ihm ein hoffentlich überzeugendes Argument zu liefern: "Herr al'Mbadi, ich kann eure Ehrenhaftigkeit im Bezug auf Lügen verstehen, das muss es doch aber nicht sein. Schweigen oder Aussage verweigern tun es doch auch. Wir haben nicht alles Wissen und könnten einen falschen Eindruck bekommen haben und, was wohl schwerer wiegt, wollen wir die Fragenden in Versuchung führen? Wenn sie wissen, wie leicht sie mit einem Dämon ins Geschäft kommen können oder das dies im Keller des Fürstenhofes geht, fände sich unter Umständen ein schwacher Geist, der es versuchen würde."

So marschiert er mit den anderen zu Solveig, vor deren Hütte noch immer die Heilerinnen ihre beiden Zelte aufgeschlagen haben.[2] Auf eine weitere Begegnung mit diesen Damen hätte Rogar gerne verzichtet, so hält er sein Temperament im Zaum.
 1. Dain: "Wenn ihr Menschen euch gegenseitig so unwissend haltet, müsst ihr euch über Missverständnisse und den Wunsch nach irgendeiner irgendwie gearteten Erklärung nicht wundern."
 2. Gaja: Korrektur. Die Heilerinnen sind bei Solveig, nicht umgekehrt.
« Letzte Änderung: 26.06.2021, 16:53:20 von Gaja »

Rogar, Apothekarius

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Mal Gani
« Antwort #78 am: 25.06.2021, 17:05:09 »
Die Anwesenheit weiterer Fremder bei Solveig lässt den Dain langsamer werden. Ohne Eile kontrolliert er mit routinierten Handgriffen seine Ausrüstung, vor allem die schnell öffenbaren Schnallen seines Rucksacks als auch den Sitz von Axt und Schild. Der Anblick eines Kolkrim verfinstert seine Miene sichtlich. Er bleibt weit genug weg vom ihm und seinem Wolf stehen, dass er bei einem Angriff die Waffe ziehen könnte. Den Menschen mit elbischem oder feenerbe ignoriert er erst einmal.

So kann man Rogar deutlich erkennnen. Für einen Dain hochgewachsen, füllt er eine gutgepflegte (allerdings relativ runenarme) Rüstung mit einer Menge Muskeln und ein wenig Fett aus. Seine Haut ist schwach gebräunt und seine kleinen Äuglein blitzen unter dem Helm hervor. Für einen Dain ist sein Bart mit Brustlänge nicht auffällig lang, aber gut gepflegt und tiefbraun. Neben einer selbst für seine Gestalt großen Kriegsaxt kann man einen schweren Metallschild, eine Bolzenschleuder und eine Wurfaxt an ihm ausmachen. Trotz seinem zunächst schnell-watschelnden Gang macht er nicht den Eindruck, als wüsste er nicht, wie er mit all dem Kriegswerkzeug umgehen soll. Ein großer und offensichtlich prallgefüllter grauer Rucksack ergänzt das Bild. Erfahrene Abenteurer können vereinzelte Werkzeuge zum Kochen, Schmieden und Heilen an ihm hängen sehen.

Als seine beiden Begleiter es an Zurückhaltung und Verhalten missen lassen, dass andere nicht prompt misstrauisch werden lässt, stöhnt der Dain hörbar auf. Mit einem Knirschen entfaltet er seine Metallhandschuhe und beginnt: "Seid gegrüßt und wir freuen uns, euch wohlbehalten zu sehen.", hebt er die Stimme in Richtung Solveig und Jan. Sie ist tief und rauh, seine Aussprache gepflegt und regelrecht gestelzt. "Mein Name ist Rogar, ich bin Apothekarius.", wendet er sich an die beiden Neulinge. Ohne Wulfgar allzu lange aus seinem Blickfeld zu lassen, antwortet er auf die zuvor gestellten Fragen: "Wir haben Uther erreicht und sind mit ihm zusammen hierher zurückgekehrt. Was die Sache mit dem Fluch angeht, bitte missversteht meine Kameraden nicht, wir wollen nur vermeiden, dass Ganze an die falschen Ohren gelangt. Nur soviel in Kürze: Im Gewölbe unter dem Fürstenhof hatten sich ohne sein Wissen Dämonen eingenistet, die wir bezwungen haben. Der Fluch, der diese Gegend in ihrem Würgegriff hatte, wirkte von dort aus. Wir haben ihn beendet. Es freut uns, dass sich damit augenscheinlich sogar einige Auswirkungen zurückgebildet haben. Und es ist bedauerlich, dass die Hilfe nicht für alle rechtzeitig kam. Wie geht es Herrn Talahan?" Er lässt seinen Zuhörern gerade genug Zeit, um nicht unhöflich zu werden, dann setzt er fort: "Was unsere eigenen Anliegen angeht, wie gesagt, wir wollen, wie ursprünglich geplant, den hiesigen Räubern nachspüren - und würden die kurze Erholungspause gerne nutzen, unseren Handwerken nachzugehen, vielleicht mit eurer Unterstützung?"

Gaja

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Mal Gani
« Antwort #79 am: 26.06.2021, 15:50:10 »
Am Rand des Teiches sitzt Lîf eine geraume Weile und lässt ihre Beine im Wasser baumeln. Ein besonders behagliches Plätzchen hat sie gefunden zwischen gewaltigen, bemoosten Wurzeln, welche zur einen Seite hin regelrechte Bretter bilden, an die man sich zurücklehnen kann wie auf einer Bank, zur anderen Seite hin sich bis ins Wasser schlängeln. Warm und wohlig ist's ihr am ganzen Leib und leicht in der Seele. Alle Sorge scheint vergessen. Ewig möchte sie so hier sitzen! Unbekümmert im Wasser planschen, mit den drei Schwestern einen Reigen tanzen, das samtig kühle Wasser auf der Haut spüren, den Sommerduft einatmen... Erst, als ein paar frühe Blätter wispernd auf ihre Schultern fallen, blickt sie am hohen Stamm hinauf und erkennt, dass sie unter einer Ulme sitzt. Noch inniger schmiegt sie sich darauf in ihr Nest aus Wurzeln[1] und könnte schwören, dass auch deren Umarmung enger, liebkosender wird, dass eine Vielzahl an Stimmen ihr liebe Dinge ins Ohr wispert, dass jedes Zweiglein zittert und jedes Blättlein raschelt, ohne dass ein Hauch von Wind sich rührt, und sie flüstern... alles flüstert... hier bist du sicher... hier bist du unter deinesgleichen... weder Streit noch Zank gibt es hier... noch Krankheit, noch Tränen...

So verlockend all dies ist, so gerne Lîf sich dieser Stimmung ganz hingeben will, so stemmt sie sich doch irgendwann dagegen. Bleib bei uns, wispert die Ulme, verlorene Tochter, kehr zu uns zurück! Doch Lîf kann nicht. Tristan... das muss die Ulme doch einsehen... ihn kann Lîf doch nicht so einfach aufgeben... nein, niemals würde sie aufgeben...[2]

Das Flüstern der Ulme ändert den Ton. Nicht länger versucht es Lîf zum Bleiben zu überreden. Recht hast du, rascheln die Blätter stattdessen. Stark und mutig, treu und gut, so eine Tochter wünscht man sich! Gib nur gut acht auf dich, ja? Gib acht. Und wir wollen auch acht auf dich haben... ein Auge auf dich... werden lauschen, wo du wandelst... wenn du Rat brauchst... frag... frag uns, einen jeden von uns... solange du in unserem Schatten wandelst... sag, der Ulme Tochter braucht einen Rat...

Erholt wie aus einem tiefen Schlaf erwacht sie. Wie viel Zeit vergangen ist, weiß Lîf nicht. Sie fühlt sich gestärkt, zuversichtlicher als zuvor. Ihr Ziel klar vor Augen, wendet sie sich an die Nymphenschwestern.

Zu Beginn von Lîfs Rede platschen die drei Schwestern, mit Kjartan in ihrer Mitte, noch fröhlich herum und lauschen allenfalls mit halbem Ohr. Als Lîf jedoch traurig erzählt, dass der Mann, den sie liebt und dessen Kind sie erwartet, in großer Gefahr sei, da lassen die drei von Kjartan ab und schwimmen eilig herbei, umarmen und streicheln und trösten.

"Doch nicht mein lieber Tristan?" ruft Ninae erschrocken, worauf alle drei jammern: "Oh weh, oh weh, was können wir tun?"

Lîf fragt also, was die drei über den Propheten Javrud wissen. Ob es Orte von besonderer Bedeutung gebe, hier oder im Wald oder in den Bergen. Gibt es noch weitere Diener der Göttin hier, womöglich solche, die als weise gelten? Und ob sie sich daran erinnern könnten, als sie damals den Pakt mit Javrud eingegangen waren... ob sie da jemals mitbekommen hätten... dass ein Mensch von einem Dämon besessen wurde, doch Javrud ihn befreite?[3]

Bei mancher Frage leuchten die Gesichter und eifrig folgen Antworten wild durcheinander, doch bei manch anderer stutzen die drei oder schauen verwirrt. Die Geschichte von Javrud und der Quelle bekommt Lîf als erstes erzählt, ausführlicher noch als aus Kjartans Mund. Viele, viele Sommer und Winter ging es so, treu war er ihr, so eifersüchtig sie auch war, denn viele liebe Kinderlein gab, für ihn und auch zwei für sie: so treu war er ihr!

Orte von besonderer Bedeutung? Nun, sie finden es ja hier am schönsten und wollen gar nicht gern lange von hier weg sein. Ein guter Freund von ihnen (mit besonders schönen Hörnern!), der sie zwei- oder dreimal im Jahr besuchen käme (der einzige Mann, der sie drei alle gleich lieb hätte!), der käme im ganzen Wald herum und würde auch gerne viel erzählen, nur so richtig merken täten die drei sich das nicht. Und leider hätte Lîf ihn auch gerade verpasst: vorgestern erst war er zu Besuch gekommen und heute morgen ganz früh dann weitergezogen. Aber wenn Lîf ihn zufällig im Wald träfe, dann sollte sie ihm sagen, sie sei eine liebe Schwester von Ninae und Simoe und Tirael, dann würde er ihr bestimmt wohl gesinnt sein und ein paar seiner Geschichten erzählen.

Weitere Diener der Göttin? Ein alter Mann käme manchmal hierher, aber für die drei Schwestern hatte er keine Zeit. Zu Choron wolle er, deshalb kam er auch immer zur Dämmerung und verschwand bei Sonnenaufgang. Denn...

"Unser Choron ist ganz schrecklich weise!" ruft Ninae aus. "So viele Dinge merkt er sich, dass mir ganz schwindelig wird, wenn ich nur daran denke! Den musst du fragen, was er über Javrud noch weiß, außer dass es ein schöner Mann war, wohl gebaut, dazu treu und tapfer, ehrlich und gut!"

"Kein Mensch war er", merkt Simoe an, "auch kein Elb oder Zwerg, ein Riese schon gar nicht. Auch keiner von den Kleinwüchsigen, die vor langer Zeit verschwunden sind. Von so weit her kam er, dass er der einzige ist von seiner Art, den wir je sahen."

"Außer den Toten", ergänzt Tirael schaudernd. "Tote gab es damals viele, in der Nacht, als der Himmel brannte und Feuer herabregnete... Überall verstreut lagen sie, verbrannt, zerschmettert... Frag' Ishalón! Wenn du wissen willst, wo vergessen ihr Gebein in der Erde modert... wenn's einer weiß, dann er!"

"Nicht, dass er weise wär'", stellt Simoe klar. "Ein Schalk ist er, mal bös', aber meistens gut. Unsereins mag er, besonders die hübschen. Nur eure Männer sollten bei ihm recht vorsichtig sein."

"Aber Choron ist weise", wiederholt Ninae. "Wenn du zu ihm willst, dann folge mir. Lass nur alles liegen, was aus Eisen ist!"

"Und alles, was nicht nass werden soll", rät Kjartan ihr, und zeigt erklärend zum Wasserfall. "Da kommt man nicht 'ran außer durchs Wasser... und drunter hindurch musst du auch..."

Schon schwimmt Ninae darauf zu und winkt Lîf ihr zu folgen.

An Anuks Geschichte muss Lîf da denken, wie Ninae selbst sie im Kerker erzählt hat. Uthers dritte Mutter bat Choron um Hilfe, als sie nicht schwanger wurde und der Gatte ihr drohte, und Choron half ihr, weil sie so besonders gut war, eine so schöne Seele hatte, denn alle anderen weist er ab und ist ihre Not noch so groß! So sei der Nachtbruder nun einmal, er könne nicht anders...

Abermals winkt Ninae sie heran.
 1. Wer will, kann guhgeln: Brettwurzeln Flatterulme Bilder.
 2. Willenswurf vs. 12 geschafft
 3. s. Lîfs vorigen Post, unterster Absatz.

Gaja

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Mal Gani
« Antwort #80 am: 26.06.2021, 16:14:49 »
"Wie, was hat die Quelle damit zu tun?" fragt Jan erschrocken. "Ist sie verletzt, geht es ihr gut? Ach halt, redest du von der Ursache, also des Fluches? Dann sag das doch. Weißt du, ich glaub', ich frag' wirklich besser Uther. Der soll mir das in Ruhe, von vorne bis hinten erzählen, nicht völlig durcheinander!"

Sein Blick fällt auf Aeryns neuen Bogen und seine Augen werden ganz groß. "Wo hast du den denn her? Darf ich mal? Ja, der Schmied schläft noch tief und fest, aber wenn das stimmt, dass jetzt alles vorbei ist und sogar bereits Verwandelte sich in Menschen zurückwandeln... halt, nein..."

Er wendet sich an Wulfgar. "Nur die Erschlagenen, sagtest du? Aber selbst das war beim alten Barnas und der dicken Dana nicht so..."

Zurück zu Aeryn: "Ja, also, Pfeilspitzen werden wir dann sicherlich besorgen können, ob der Schmied aufwacht oder nicht. Und ein paar Tricks und Tips zum Schnitzen austauschen sicherlich auch. Und darf ich mal den Bogen halten? Spannen? Schießen? Wieso ist er so seltsam gebogen?" So versucht Jan Aeryn wohl ein wenig von den anderen wegzulocken, dass man möglichst ungestört ihren neuen Bogen ausprobieren könne.

"Hast du auch eine Sehne? Sonst lass uns da erst einmal eine machen. Und wenn du immer noch auf Räuberjagd gehen willst, so hast du recht, dass ihr möglichst schnell aufbrechen solltet. Wenn die Gotteskrieger erst hier eintreffen, wer weiß, wie lange die euch aufhalten mit dummen Fragen. Allzu weit sind die nämlich nicht mehr entfernt, kam mir zu Ohren. Möglich, dass sie heute abend schon eintreffen, wenn stramm marschiert wird, sonst morgen früh. Also kümmern wir uns rasch um deinen Bogen! Übrigens, jetzt wo ich weiß, dass Du Dich für Pfeilspitzen interessierst..."

Jan greift in einen der Beutel an seinem Gürtel und zieht eine schmale Pfeilspitze aus seltsam glatten und hellen Metall heraus. "Hab' ich gefunden im Wald. Da gibt es eine Stelle an einem Zufluss des Iló, wo besonders viel seltsames Zeug ans Ufer geschwemmt wird. Hab' eine kleine Sammlung daheim. Da, die schenk' ich dir." Und er drückt Aeryn die Pfeilspitze in die Hand. Warm fühlt sie sich an, und beinah noch glatter als erwartet. "Heb' sie dir auf für einen besonders heftigen Kampf."

~~~

Derweil lauscht Solveig Rogars knapper Erklärung, nach welcher sie zwar immer noch recht verwirrt ausschaut, aber weitere Fragen erst einmal zurückstellt. "Talahan geht es gut", antwortet sie stattdessen auf Rogars. "Die Heilerinnen haben ja alle in Schlaf versetzt. Wir hatten eine ruhige Nacht, weder Todesfälle noch Verwandlungen und auch keine neuen Patienten. Aber wenn der Fluch tatsächlich gebrochen ist, dann lasst uns Schwester Hildegerd benachrichtigen. Sicherlich wird sie Talahan und euren zweiten Kameraden aufwecken lassen, wenn Ihr sie überzeugen könnt."

Dann wendet sie sich an Arnvidh. "Wie ihr seht, wissen meine Gäste mehr zum Geschehen als ich. Ein Fluch hauste hier, der das Wasser verdarb und die Menschen zunächst sehr krank machte, dann in Monster verwandelte, welche sogar über die eigene Sippe herfielen. Aber wenn es stimmt, dass der Fluch nun gebrochen ist, dann können diese hier euch mehr darüber erzählen als ich."

Wulfgar, der so eifrig seine Hilfe anbietet, schenkt sie ein leises Lächeln. "Karla und Gudfast kenne ich gut. Es erleichtert mich sehr zu hören, dass es ihnen gut geht. Vor anderthalb Monaten erst ist Karlas Bruder verschwunden. Manchmal scheint mir das ganze Jahr verwunschen: ein Unheil jagt das nächste! Es ist, als hätten sich alle Vergessenen Hels gegen uns verschworen!"

Und zu Rogar sagt sie: "Wartet hier auf mich. Ich will sehen, ob die Schwester Zeit hat. Wenn ja, werde ich Euch sofort holen. Vielleicht könnt ihr mir und der Schwester dann auch in Ruhe erzählen, was genau seit gestern morgen geschehen ist." Damit eilt sie in Richtung des großen Zeltes davon.

Aeryn, Rogar und Abdo bleiben mit Jan und den beiden Fremden zurück. (Und Brakus, dem Wolf.)

Abdo al'Mbabi

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Mal Gani
« Antwort #81 am: 26.06.2021, 17:01:34 »
Die Worte fliegen in einem Tempo hin und her, bei dem Abdo Mühe hat, dem Gespräch zu folgen. Doch liegt es wohl eher daran, dass ein Thema das andere jagt, jedes nur kurz angesprochen wird, anstatt ordentlich darüber zu sprechen. Im Falle des Fluchs ist es für ihn allerdings von Vorteil, denn so oberflächlich, wie selbst Rogar das Geschehene beschreibt, kommt er nicht näherungsweise in die Lage, selbst etwas zu dem Thema beitragen zu müssen.

Die entscheidende Frage, ob denn nun alle, die von dem Fluch befallen waren, wieder normal geworden sind, ist allerdings noch nicht geklärt. Fast wäre er daher Solveig hinterhergelaufen, die er nicht einmal anständig begrüßt hat, doch dann erinnert er sich an Lîfs Wunsch und folgt stattdessen Jan und Aeryn. Allerdings hat er keine Idee, wie er Jan nun auf dieses Thema ansprechen soll. Der scheint völlig in Gesprächen über Pfeilspitzen aufzugehen und Abdo ist skeptisch, was Jan über Dämonen und von ihnen Besessene wissen könnte. Und solange die beiden Fremden dabei sind, will er das Thema ohnehin nicht ansprechen.

Stattdessen wendet er sich den beiden zu. "Die Kreaturen, wie und wann haben sie sich zurückverwandelt? Im Moment ihres Todes? Oder alle zur gleichen Zeit? Zur wievielten Stunde ist das etwa passiert? Vergebt mir die Fragen, aber es könnte wichtig sein, um zu verstehen, ob das Lösen des Fluchs die Verwandlung rückgängig macht oder erst der Tod."

Zordac

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Mal Gani
« Antwort #82 am: 26.06.2021, 20:03:01 »
Wulfgar kann im Moment die ganzen Informationen gar nicht verarbeiten so schnell prasselt gerade alles auf ihn ein. Daher wendet er sich nur noch an Abdo denn der war der letzte der ihn angesprochen hat "Ich muss gestehen das ich während dem Kampf andere Probleme hatte und nicht genau darauf geachtet habe, aber es war schon dunkel und spät am Abend. Die ersten die wir erschlagen haben hatten sich nicht gleich zurück verwandelt. Die nächste die wir im Haus stellen konnten sind plötzlich während dem Kampf zusammen gebrochen und haben sich zurück verwandelt. Die haben wir aber noch nicht erschlagen gehabt. Passt das in etwa zu dem was du und deine Freunde erlebt haben? Kannst du mir etwas mehr erzählen was bei dir vorgefallen ist und was es mit dem Fluch auf sich hat? "

Lîf

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Mal Gani
« Antwort #83 am: 27.06.2021, 09:54:32 »
Als die drudkvinde aufgestanden ist und einige Male tief die kühle, würzige Luft eingeatmet hat, bückt sie sich noch einmal vorsichtig und nimmt mit der Hand etwas Erde auf, die sie kurz an die Lippen führt. "Gütige Mutter, Dank sei Dir..!" murmelt sie inbrünstig, fühlt sie sich doch nicht nur erfrischt und von neuem Tatendrang erfüllt, sondern auch mit neuer Hoffnung gesegnet. Auch die Ulme vergisst sie nicht: Wie an einen Geliebten schmiegt sie sich eng an den Stamm, umfasst diesen, soweit ihre Arme reichen, und legt die Wange an die Borke, um auch jenen zu danken, deren Tochter sie genannt wird. Darauf wendet sie sich an die Nymphen und dankt auch ihnen für den Trost, den sie spendeten, indem sie ihre Umarmungen herzlich erwidert und ihnen jeder einen schwesterlichen Kuss auf die Wange gibt. Denn so stark ihr Wille ist, der Zauber der Feenwesen lässt sie nicht gänzlich unbeeindruckt.

Mit einem Ruck wirft sie ihre etwas in Unordnung geratene rötliche Mähne zurück, die von Lîfs Kopftuch befreit in ihrer Fülle fast der eines Löwen gleicht, und nickt den dreien zu. "Habt Dank, liebe Schwestern, ich will eurem Rat folgen und Choron befragen." Und ebenso Ishalón, sollte ich seiner ansichtig werden und er mir gewogen sein fügt sie in Gedanken hinzu. Nach kurzem Zögern lässt sie alles im Schatten der Ulme zurück, was sie bei sich trägt – Schuhe, Gepäck, Tristans Sax, sogar die Schürze mit den kostbaren Kräutern, die sie sonst nur zum Schlafen ablegt – abgesehen von ihrem Kleid und dem Wanderstab. Derart unbeschwert geht sie so nahe an den Wasserfall, wie sie am Rande des Teiches kann. Kurz wirft sie Kjartan und den beiden anderen Nymphen noch einen Blick zu, ein zuversichtliches Lächeln, ehe sie vorsichtig ins Wasser steigt. Mit einer Hand und dem Wanderstab sich am Grund des Wassers stützend, die andere zum Schutz der Augen vor dem nassen Vorhang vor das Gesicht gelegt, folgt sie Ninae.

Aeryn

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Mal Gani
« Antwort #84 am: 28.06.2021, 09:25:36 »
"Naja, die Quelle des Fluchs eben, wodurch er genährt wurde. Freydis kann das besser erklären als ich."

Aeryn hat kein Problem damit, Jan ihren Bogen anzuvertrauen.

"Ich war auch überrascht, was Uthers Familie so alles in ihrem Keller gehortet hat. Er hat uns für unsere Hilfe großzügig belohnt. Die Krümmung dient dazu, die Kraft des Schützen zu verstärken, dadurch hat der Bogen noch mehr Durchschlagskraft. In meiner Heimat ist es üblich, Bögen in der Art herzustellen. Ich weiß nicht, wo dieser Bogen genau herstammt, aber ja, er ist eindeutig elbischer Machart. Sehnen habe ich natürlich ein paar dabei."

Die Pfeilspitze nimmt die Elbin gerne an und verstaut sie sicher. "Danke, ich werde sie für ein besonderes Ziel aufheben. Hast Du eine Idee, warum das Metall warm ist?"

* * * * *

Dann wandert ihr Blick zu den anderen und sie sagt zu Jan: "Warte kurz, ich sollte mich da wohl auch einmal kurz vorstellen."

Sie geht zu Abdo, Rogar und den beiden Fremden mit dem großen Wolf herüber.

"Seid gegrüßt, ich bin Aeryn. Ein schönes Tier habt ihr da! In meiner Heimat hatten wir auch ein paar Wölfe, die uns begleitet haben. Vielleicht finde ich auch einmal eine so treue Seele. Ich habe nur mit einem Ohr zugehört, aber ihr hattet wohl auch ein paar Probleme. Das ist hier wirklich eine seltsame Gegend."

Arnvidh Kjellson

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Mal Gani
« Antwort #85 am: 30.06.2021, 09:33:30 »
Im Kopf von Arnvidh schwirren die gesprochen Worte umher. Auch er kommt mit diesem Durcheinander nicht mit und scheint das Ganze erst einmal sortieren zu müssen. Dies versucht er, indem er den Blick zu Boden richtet und nicht den ganzen verschwindenden Leuten hinterher schaut. Dadurch scheint der junge Mann mit der leicht Wetter gegerbten Haut gegenüber von Wulfgar noch einmal etwas kleiner zu sein. Auch wenn er in Wahrheit wohl nur etwa drei Köpfe kleiner ist als dieses. Junger Mann trifft es vielleicht auch nicht richtig, wenn die spitzen Ohren bedacht werden. Aber er zumindest sieht er aus wie ein schmächtiger Mann in den Zwanzigern.

Als er den Blick wieder hebt, lässt er den gut gefüllten Rucksack zu Boden gleiten. Ohne ein Lastentier ist das wohl die einzige Habe die er hat. Die Bettrolle, das Kochgeschirr und das Heilerwerkzeug am Rucksack deuten darauf hin, dass er viel unterwegs ist. Sein Blick geht zu Aeryn „Seltsam definitiv. Ich heiße Arnvidh und entschuldigt, aber die Gerüchte habe ich schon gehört über dunkles und Dämonen nördlich der Mauer aber das sie Wahr sind, das ist traurig und übel zugleich.“ Dannach sieht er wie Wulfgar zu Abdo „Meinem Reisegefährten kann ich nur beipflichten. Nachdem sie wie gesagt im Kampf zusammen gebrochen waren, waren die Wunden die wir ihnen geschlagen haben nicht sehr tief. Die Haut der Hungerkreaturen scheint mir ziemlich dick gewesen zu sein. Einzig die die wir niedergerungen haben hatten schwerere Verletzungen. Das mit dem Fluch interessiert mich auch sehr. Schließlich ist es schon seltsam das es Dämonen über die Mauer geschafft haben.“

Gaja

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Mal Gani
« Antwort #86 am: 01.07.2021, 10:26:00 »
Am Ufer entlang kommt Lîf nicht sehr weit: zu dicht wird das Unterholz, zu morastig der Boden. Also steigt sie vorsichtig ins kühle Wasser, welches ihr knapp bis zur Hüfte geht, und watet Ninae hinterher. Die Kiesel unter ihren Füße sind glatt, teilweise glitschig. Je weiter sie sich dem Fall nähern, desto aufgewühlter wird das Wasser (und lauter das Tosen), desto dichter aber auch die Vegetation. Zweige und Ranken von beiden Seiten schließen sich zu einem Dach über Lîf zusammen, unter dem sie sich bisweilen hinwegducken muss. Gischt hüllt sie ein wie Nebel, dass sie Ninae, ganze drei Schritt vor ihr, kaum noch erkennt. Endlich erreichen sie gemeinsam den Rand des Falls. Die größte Wucht geht rechterhand nieder und auch ein Großteil des Wassers fließt dort ab und nicht direkt durch den Nymphenteich. Ninae führt Lîf zu einer Stelle, an welcher der Fall, von Felsvorsprüngen gemäßigt, ein wenig sanfter fällt, und taucht hindurch.

Die Höhle hinter dem Fall ist recht klein und zur Hälfe mit Wasser gefüllt. Der Grund ist hier felsiger. Lîf muss aufpassen, wohin sie die Füße setzt. Mühsam erklimmt sie trockenen Boden und folgt Ninae durch den einzigen Ausgang in die Nachbarhöhle. Diese ist nahezu komplett mit Wasser gefüllt. Ein stiller See liegt vor ihr, sein Wasser so klar, dass sie jeden Stein und Fels darinnen erkennt. Ein großer Felsbrocken ragt aus seiner Mitte. Wo noch Tageslicht hindringt, ist das Wasser grünlich, doch weiter hinten verliert es sich in Schwärze. Erst, als Lîf ihren Kamm bezaubert, damit er ihr leuchte, erkennt sie den Ausgang am anderen Ende. Der direkte Weg allerdings erscheint zu gefährlich, da hier der Grund besonders zerklüftet ist, also marschiert Lîf zunächst auf den Felsbrocken in der Mitte zu. Dahinter allerdings fällt der Höhlenboden steil ab, sodass ihr das (mit jedem Schritt kälter werdende) Wasser bald bis über die Brust geht, ohne dass die tiefste Stelle erreicht wäre. Obwohl Lîf zwei Jahre lang am Meer gelebt hat, hat sie nie das Schwimmen erlernt. Auch fängt sie allmählich an, vor Kälte zu zittern.

Ninae ist bereits am Ausgang, gut fünf Schwimmlängen vor ihr, und winkt sie ungeduldig heran.


Lîf

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Mal Gani
« Antwort #87 am: 02.07.2021, 11:06:08 »
Als fersländische Bauerntochter ist Lîf unzweifelhaft mehr dem Boden verhaftet, der festen Scholle, als Gewässern oder gar dem Meer. Dennoch zögert sie zunächst nicht, Ninae zu folgen – schließlich gibt es keinen Grund, der Nymphe nicht zu vertrauen. Und nachdem der Vorhang des eigentlichen Falls überwunden ist, sie ihre klitschnasse Mähne notdürftig ausgewrungen und sich das Wasser aus den Augen gewischt hat, übt die Höhle sogar eine magische Anziehungskraft auf sie aus. Fasziniert sieht sie sich um in diesem Refugium, das gewiss nicht viele lebende Menschen jemals erblickt haben. Nachdem sie das kurze Gebet gesprochen hat, das ihren Kamm aufleuchten lässt, steckt sie ihn sich kurzerhand wieder ins Haar, um beide Hände frei zu haben angesichts der Schwierigkeiten mit dem Vorankommen[1].

Vorsichtig nähert sie sich dem großen Felsbrocken, und auf den ersten Schritten des Weges schmälert auch das nicht die Faszination der Umgebung. Das Wasser, kalt und klar, gleicht eher einer willkommenen Erfrischung. Als es allerdings höher und höher steigt, ihr endlich sogar bis zur Brust und dann bis zum Hals geht, wird sie langsamer und stoppt schließlich. "Ninae – Schwester..! Bitte warte, ich kann nicht so schnell!" Ihr Zähneklappern wird fast ebenso deutlich von den Wänden zurückgeworfen wie ihre Worte. Der Rotschopf umschlingt den Leib mit beiden Armen. "Das Wasser ist so kalt, es wird immer tiefer, und ich... ich kann... nicht schwimmen" gesteht sie zögerlich. Sie kommt sich beim Anblick des sich so mühelos bewegenden Naturwesens irgendwie schwerfällig vor. "Kann ich denn weiter hinten wieder stehen, oder ist das Wasser dort noch tiefer?" erkundigt sich die jungen Frau besorgt.
 1. ...und hat damit wohl die Bergmannslampe unabhängig von möglichen Konstruktionen der Zwerge erfunden :D
« Letzte Änderung: 02.07.2021, 11:07:07 von Lîf »

Gaja

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Mal Gani
« Antwort #88 am: 03.07.2021, 16:22:18 »
"Nicht schwimmen?" stutzt Ninae. "Ach was, natürlich kannst du schwimmen, du bist ja schließlich kein Stein! Nur Steine gehen unter, alles andere schwimmt!" Doch als dieses Argument nicht überzeugt, kommt sie zurückgeschwommen. "In der nächsten Höhle kann man wieder stehen", versichert sie Lîf. "Melusine lebt nämlich im Wasser und mag gar nicht gerne herauskommen, aber Choron ist auch viel an Land." Und dann zeigt sie Lîf, wie man sich einfach bloß ausgestreckt auf den Rücken legen kann, am besten auch noch die Arme ausbreitet, und schön täte man schwimmen wie ein Blatt oder ein Zweiglein. Kaum hat Lîf dies geschafft, schiebt Ninae sie auch schon mit kleinen Stubsern vor sich her zum Ausgang, einen kurzen, ebenso niedrigen Gang entlang, in eine weitere Höhle hinein. Auf Ninaes Hinweis, dass man nun wieder im Wasser stehen könne, richtet Lîf sich dankbar auf und dreht sich um.




Der Anblick verschlägt ihr die Sprache. Wasser in allen Schattierungen von grün, blau und weiß, worüber sich leuchtend gelb, fast weiß die Höhlendecke wölbt, von welcher, oder so erscheint es auf den ersten Blick, überall Eiszapfen hängen, wobei ein zweiter Blick Lîf verwundert denken lässt: ist dort flüssiger Stein von der Decke getropft, bevor er wieder erhärtet ist? An einigen Stellen reicht das tropfende Gestein gar bis zum Boden und bildet so dünne Säulen. Die Wände glänzen feucht. Hier und dort rinnt Wasser daran herab. Tiefer und tiefer in den Berg windet sich der unterirdische Fluss, das Wasser aber wird mit jedem Schritt flacher, bis es schließlich nur noch ihre Fesseln umspielt.

Lîf und Ninae umrunden eine letzte Biegung und finden zwei Gestalten, die sich im flachen Wasser räkeln: eine rothaarige Frau, die Ninaes Schwester sein könnte, außer dass ihr weißes, fließendes Gewand aus einem festen Stoff besteht, der tatsächlich verhüllt; daneben ein Mann von wesentlich fremdartigerem Aussehen. Grau die Haut und dichtbehaart der Körper, schlank und doch muskulös, der Kopf einem Ziegenbock ähnlich: spitzer Bart, spitze Ohren, dazu wuchtige und leicht geschwungene Hörner. Die Frau nimmt die beiden Besucher nicht im geringsten zur Kenntnis, doch der Mann wendet sich zu ihnen um. Der Blick seiner Augen ist klug, aber misstrauisch. Zu Lîfs Erleichterung trägt er einen Lendenschurz aus Fell.

Nachdem Ninae Lîf vorgestellt hat, mit Namen wie auch mit ihren Taten und der Sorge um 'unseren süßen Tristan', und dass Choron nun der lieben Schwester doch bitte helfen solle, wie sie ihnen geholfen habe, wiederholt Lîf ihre Fragen: Ob Choron ihr bitte erzählen könne, was er über Javrud wisse, vor allem, ob dieser einmal jemanden befreit habe, der von einem Dämon besessen war, und wenn ja, wie. Oder gibt es noch irgendwelche Spuren von ihm hier in der Gegend? Überhaupt, wie sieht es mit besonderen Orten hier in der Gegend aus? Und wenn er keine Antwort auf diese Fragen habe: wer könnte es wissen?

Einen Augenblick befürchtet Lîf, dass Choron nicht antworten würde: so lange lässt er seinen prüfenden Blick an ihr auf- und abgleiten, ohne jegliche Regung zu zeigen. Doch endlich erhebt er sich und tritt auf sie zu. Während er spricht, ist sein Blick an ihnen vorbei in die Ferne gerichtet, die Stimme klingt kühl und lehrmeisterlich.

"Von drei Orten weiß ich, an denen Javrud seine Toten begraben hat, nach seiner Ankunft. Diese Orte müssen für ihn besonders gewesen sein, denn jedesmal, wenn er hier in der Gegend war, hat er sie besucht. Nur von einem weiß ich indes, wo er liegt, wie ich überhaupt dies alles nur vom Hörensagen weiß. Ishalón hat dazu ein Gedicht verfasst. Ihn musst du fragen, denn ihm entgeht nichts, was in seinem Wald geschieht."

"Ja, das habe ich ihr ja auch schon gesagt", erklärt Ninae, "aber wie soll sie Ishalón finden, um ihn zu fragen? Außerdem bist du viel klüger als er!"

Chorons Miene bleibt unbewegt, doch seine Stimme wird weniger frostig. "Ja, Ishalón zu finden, das wird nicht leicht. Der ganze Wald ist sein Revier, darin streift er rastlos hin und her sowie kreuz und quer. Das einzige, was gewiss ist: wenn du ihn findest, dann in den Armen einer schönen Frau. Ob Nymphe oder Najade, Dornweberin oder Dryade, Wäscherin oder Alseide, gerne auch zur Abwechslung mal eine hübsche Menschen- oder Elbenmaid – dort wirst du ihn finden. Nicht umsonst heißt man seine Art unersättlich. Eine feste Reihenfolge der Besuche gibt es da nicht, auch keine Lieblingsdame, die er häufiger als andere besucht, und Namen würde ich dir so oder so nicht nennen, denn es steht mir nicht zu, delikate Geheimnisse auszuplaudern. Vielleicht findet er ja dich zuerst? Denn wie ich schon sagte: ihm entgeht nichts in seinem Reich. Jeder Baum, jeder Strauch flüstert ihm zu, er sieht, was sie sehen, hört, was sie hören, und spürt den Wind, der sie streichelt. Und jede hübsche Maid, die er sieht, die will er umgarnen."

"Ja, aber du wolltest doch erzählen, wo der eine Ort ist, von dem du weißt!" erinnert Ninae ihn ungeduldig. "Und Ishalóns Gedicht kennst du doch bestimmt auch?"

"Pfft!" macht Choron. "Da hätte ich viel zu tun, mir all seine Reime zu merken. Zudem ändern sie sich mit jedem Mal, dass er sie vorträgt!"

Ein paarmal muss Ninae ihn noch bitten, bis er nachgibt.

"An Ilós Daumen, auf halber Höhe", beschreibt er den Ort, wobei er die linke Hand hebt und mit dem Zeigefinger der Rechten auf die innere Seite des mittleren Knöchels seines Daumens klopft. "Da liegt der Ort. Aber von Ishálons Gedicht fallen mir nur vier Zeilen ein.

Unter der Insel im grünen Meer
Sitzen drei Krieger ohne Ehr'.
Was der eine nicht sieht und der andere nicht hört,
Daran der Dritte sich auch nicht stört.


So ist die Qualität von Ishalóns Dichtkunst. Versprich dir also nicht zuviel davon, selbst wenn du ihn findest. Falls darin noch Wahrheit liegt, so ist sie versteckt in der Tiefe. Dabei ist es nicht so, als wolle er lügen. Er will schon echte Geschichten erzählen. Aber sieh, es muss sich reimen. Denn Ishalón reimt für sein Leben gern. Und an jedem Vers feilt er so lange herum, bis der Reim ihm gefällt. Und wenn er später einen findet, der noch besser passt, dann ändert er ihn. Und so passiert es, dass er beim wahren Ereignis beginnt, aber je länger er an seinen Versen herumfeilt, desto weiter entfernen sie sich von der Wahrheit. Beispiel: eine Fassung vorher hießen die Zeilen: Unter der Insel im grünen Meer sitzen drei Krieger von sehr weit her. Aber ohne Ehr' klingt natürlich viel dramatischer, lässt das Publikum wohlig erschauern und dichter an ihn herandrängen und ihn bestürmen: 'Sag, wodurch haben sie denn ihre Ehr' verloren?' Und dann erfindet er einen spannenden Grund dafür und wenn er ursprünglich damit auch vielleicht nur sagen wollte, dass die üblichen Beigaben fehlen, die hierzulande des Kriegers Ehre bezeugen, dass ihnen also weder Schwert noch Schild noch Helm mit ins Grab gelegt wurden. Und nach einer Weile dann, da hat er selbst das wahre Ereignis vergessen und kennt nur noch die Geschichte, die er selbst zusammenreimte.

Von welchen besonderen Orten weiß ich noch? Nun, ein altes Schlachtfeld gibt es da noch, nicht weit von der großen Mauer, etwa dort, wo der Iló ihr am nächsten ist. Und dann gibt es noch solche, vor denen muss ich dich warnen! Zunächst vor dem großen Sumpf zwischen den Fingers des Flusses."
Abermals hält er seine linke Hand hoch und legt den Zeigenfinger der Rechten zwischen Ringfinger und Mittelfinger. "Dort lebt eine, die gehörte mal zu uns, aber wurde verdorben. Überhaupt muss ich dich warnen, Ulmenkind, vor dem großen Fluss. Die von uns, die im Iló oder an seinen Ufern leben, sind wilder als wir hier an unserem Bach. Bedenke, wie lange wir schon in der Nähe der Menschen leben. Gewöhnt haben wir uns an sie und sie sich an uns. Du wirst finden, dass die Feen im Wald, und besonders jene am Fluss oder darin, nun... gefährlich sein können. Nenne uns so friedlich wie den Wachhund am Tor, dann sind sie der reißende Wolf im Wald. Ihr Territorium verteidigen sie mit allen Mitteln... und das Territorium verteidigt sie... Also pass auf, dass du sie nicht erzürnst, sonst fürchte ich, wird dein Schicksal kein gutes Ende nehmen."

Ninae verdreht die Augen und wispert an Lîfs Ohr: "Das sagt er zu jedem. Wenn es nach ihm ginge, dann nähme nichts und keiner ein gutes Ende! Auch zu mir und Kjartan hat er's gesagt. Lass dich nicht mit einem Mönchlein ein, das nimmt kein gutes Ende!" Und sie planscht kichernd im flachen Wasser herum.

"Mehr weiß ich nicht zu deinen Fragen", schließt Choron seine Rede. "Hast du noch weitere?"

Hinter ihm gähnt Melusine, seufzt und räkelt sich.
« Letzte Änderung: 03.07.2021, 18:31:40 von Gaja »

Rogar, Apothekarius

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Mal Gani
« Antwort #89 am: 03.07.2021, 18:22:00 »
Jans Reaktion auf Aeryns und seine Beschreibung lässt Rogar verärgert verstummen. Er hat doch die wesentlichen Grundzüge der Geschehnisse verraten, und seiner Meinung nicht "völlig durcheinander". Solveigs Plan mit Talahan, Halfdan und den Heilerinnen war ihm Recht und er stimmt zu, allerdings bittet er vor ihrem Aufbruch: "Wir hätten auch noch weiteren Gesprächsbedarf und eine Bitte an euch, falls ihr auch danach noch Zeit nehmen könntet?" Da er den anderen Gesprächen folgt, bietet er Aeryn an: "Vielleicht kann ich euch etwas zu den Pfeilspitzen verraten, wenn ich sie untersuchen würde."

Eine besondere Reaktion hat der Dain zu seiner Vorstellung nicht bekommen, aber Unhöflichkeit ist er von anderen Völkern gewohnt. Da bisher von Wulfgar und seinem Wolf keine Bedrohung auszugehen scheint, entspannt sich Rogar ein wenig. Er wendet sich an die beiden neuen Gesichter: "Habt Dank für eure Vorstellung. Mögt ihr verraten, woher ihr kommt und was euer Ziel ist?" Auch wenn er sich gewählt ausdrückt, ist deutlich, das ihm die Antwort wichtig ist.
Wenige Augenblicke später kommt allerdings seine Berufung durch: "Habt ihr im Kampf mit den Hungerkreaturen Verletzungen davongetragen, und gab es seitdem Symptome wie Fieber? Es gibt verschiedene Zeichen, sich angesteckt zu haben, falls der Fluch noch Nachwirkungen haben sollte."
Um die anderen Gesprächsfäden aufzunehmen, überlegt er laut: "Wir konnten nur begrenzt nachvollziehen, wie die Dämonen in das Gewölbe beim Fürsten gelangt sind. Aber sie sind nicht das einzige Auftauchen nördlich des Walls. im Territorium meiner Stammfestung traten sie in den letzten Jahren ebenfalls auf."

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