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Autor Thema: Mal Gani  (Gelesen 29758 mal)

Beschreibung: Der Herr der Vertriebenen

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Abdo al'Mbabi

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Mal Gani
« Antwort #120 am: 15.08.2021, 17:30:00 »
Freydis' Erzählung über die Gepflogenheiten in Bezug auf Eheverträge quittiert Abdo mit einem Nicken. Die Vorgehensweise erscheint ihm logisch und sinnvoll. In seiner Heimat freilich gibt es solche Festlegungen nicht mehr - denn wo es nichts mehr zu erben gibt, muss man sich auch keine Gedanken mehr um die Verteilung machen. Er hat allerdings durchaus gehört, dass es früher ebenfalls komplizierte Abkommen gegeben haben soll, insbesondere, je mächtiger und reicher die zu Vermählenden gewesen waren. Abgesehen davon fragt er sich allerdings bei Freydis Worten, auf was sie denn wohl hinauswill - bis sie etwas über einen Kristall sagt.

Ob es aber dort, wo es einen gegeben hat, noch einen zweiten geben würde? Zumindest Lîf scheint neue Hoffnung gewonnen zu haben, und auch wenn Abdo in der Sache eher skeptisch gestimmt ist, ist er doch froh darüber, dass nun ihr Ziel zumindest klar ist. Was nun bleibt, ist sich auf den Aufbruch vorzubereiten, was in Abdos Fall schnell gehen wird: ein paar Vorräte sind einzupacken, ansonsten reist er mit leichtem Gepäck, auch wenn er nun den Kampfstab trägt.
« Letzte Änderung: 18.08.2021, 11:04:30 von Abdo al'Mbabi »

Aeryn

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Mal Gani
« Antwort #121 am: 15.08.2021, 20:06:03 »
Aeryn ist froh, dass sie die ganzen Geschichten über Dämonen und Eheverträge erstmal hinter sich lassen können. Eheverträge? Wozu braucht man sowas überhaupt? Als wenn das nicht auch ohne funktionieren würde. Aber bei den Menschen musste eben alles immer möglichst kompliziert sein.

Die Waldläuferin freut sich auf den Wald und auf ihre Aufgabe, nicht dass sie sich besonders danach sehnt, die Räuber zur Strecke zu bringen, aber es wird sie von den Geschehnissen der vergangenen Tage und Wochen ablenken, von den schrecklichen Pilzwesen im Kloster und von Merle und ihrer Dämonenbrut. Hier war dadurch soviel Unheil geschehen. Es würde sicherlich eine Weile dauern, das alles wieder aufzubauen.

Die Elbin bekundete auch nocheinmal, dass sie die beiden Neuen in ihren Reihen willkommen hieß und ihre Unterstützung mehr als willkommen sei.

Aufbruchsbereit ist sie schon seit einiger Zeit.

Lîf

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Mal Gani
« Antwort #122 am: 18.08.2021, 10:37:28 »
Nachdem keiner ihrer Gefährten sich ablehnend äußert, sieht die drudkvinde es als beschlossen an, dass man sich zunächst am Ort des letzten Überfalls umsehen und von dort weiter in Richtung Fluss begeben wird - ein weiter und nicht ganz unbeschwerlicher Weg, für den sie sich aber recht gut gerüstet fühlt. Immerhin wird man sich durch den Wald bewegen: ein Meer weiser alter, wenn auch nicht leicht zu verstehender Wesen. Getragen von dem frischen Mut, den ihr die letzten Erfahrungen gegeben haben, schiebt sie ihre nagenden Sorgen um Tristan beiseite und macht sich daran, nach einigen Vorräten und Ausrüstung zu fragen, die nützlich sein könnten. Vor allem haltbare, leichte Nahrung, die man zur Not im Gehen verzehren kann, um beweglich zu bleiben, aber auch ein oder zwei Seile, einige Angelhaken, falls das Essen doch zur Neige gehen sollte, Zunder, eine Plane und ein kleines Beil. Insbesondere interessiert sie sich noch für kleine Fläschchen aus Ton oder ähnliches für die Aufbewahrung ihrer Tinkturen.

Aeryn

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Mal Gani
« Antwort #123 am: 19.08.2021, 14:32:18 »
Aeryn findet den Vorschlag von Lîf gut und genau richtig. Anders wäre sie die Sache auch nicht angegangen. Erstmal dorthin, wo die frischesten Spuren sind, um dann weiterzusehen.

Die Elbin beschafft sich auch noch eine Hängematte, um nötigenfalls nicht auf dem nassen Waldboden schlafen zu müssen. Eine Schlafrolle und eine warme Decke hat sie bereits in ihrem Gepäck. Das sollte genügen. Ein Zelt wäre ideal, aber dafür reichen ihre wenigen Münzen wahrscheinlich nicht aus. Nahrung für knapp zwei Wochen nimmt sie auch noch mit, vor allem haltbare Sachen. Frisches und Früchte kann man auch unterwegs finden oder jagen.

Gaja

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Mal Gani
« Antwort #124 am: 24.08.2021, 14:11:27 »
Lîfs Vorschlag wird mit wortlosem Nicken angenommen und auch der Rest des Frühmahls nahezu schweigend. Bald erhebt sich die Gefährten und suchen sich, ein jeder für sich, ein paar Vorräte für die Reise zusammen. Die beiden Kräftigsten, Abdo und Rogar, schultern sich jeweils zwölf Pfund Lebensmittel auf, Lîf schafft sieben, während die Elbin alle übertrumpft mit vierzehn.[1] Wulfgar und Arnvidh fühlen sich im Haus des Fürsten weniger zuhause, oder verlassen sich grundsätzlich lieber auf ihre Sammel- und Jagdkünste, als dass sie fremden Speisekammern trauen.

Auf Lîfs Vorschlag hin packt man noch zwei Seile auf Wulfgars Maultier sowie ein großes Tuch und ein Wachstöpfchen, woraus sie bei der nächsten Gelegenheit eine halbwegs wasserdichte Plane herstellen will. Auch ein kleines Beil findet sie irgendwo unter dem angesammelten Krimskram des alten Fürsten. Zunderbox und einige Fischhaken verschwinden in den Weiten ihrer Schürze. Ein letzter Gang führt in Merles Werkecke, wo Lîf eine Handvoll leerer Tonfläschchen einsammelt – mit den beiden leeren Fläschen von Kjartans Heilwassern, die sie schnell ausspült, hat sie bald sieben beisammen.

Auch Aeryn packt sich noch ein großes, kräftiges Tuch ein und zwei weitere Seile, um sich daraus bei Bedarf eine Hängematte basteln zu können.[2]

Dann geht es endlich los. Vor dem Haus läuft man als erstes Halfdan über den Weg, den Rogar sofort zum Mitkommen überreden will. Doch der gute Kamerad aus den schrecklichen Kloster-Tagen lehnt bedauernd ab.

"Fürst Uther hat mich bereits angeheuert", erklärt er mit einem Nicken in Richtung der bereits wieder eifrig mit Stöcken aufeinander einschlagenden Bauernburschen. "Aus denen soll ich Kämpfer machen, ha! Aber die Bezahlung ist gut."

Ihr Weg führt die Gefährten zunächst ein Stück weit Richtung Ansdag, weshalb Uther und Freydis sie ein Stück weit begleiten. Wenn Jan recht behält, so müssten die Gotteskrieger inzwischen im Ort eingetroffen sein. Fürst Uther hält es für wichtig, sie ohne Umschweife sie begrüßen, bevor sie das Ruder komplett an sich reißen können. Seine vorgestern erst geerbte fürstliche Autorität will er sich nicht untergraben lassen, ehe er auch nur eine Chance bekommen hat, diese zu konsolidieren. Freydis wirkt gar nicht glücklich über die Aussicht, einem ganzen Trupp Gotteskrieger und Mönchlein entgegenzutreten, aber wenn sie weiterhin Zugang zur Klosterbibliothek haben möchte, führt kein Weg daran vorbei.

An der ersten Weggabelung trennt man sich bereits. Links geht es zur Brücke, rechts zum Ort. Einen Moment sieht es so aus, als würde Freydis sich kurzentschlossen umentscheiden und doch lieber mit den Gefährten in den Wald ziehen, doch dann umarmt sie Lîf und nickt den anderen zu und verabschiedet sich mit einem nur leicht ironischen: "Harald sei mit Euch!" Immerhin ist Harald der Schutzherr aller Suchenden.

Zu siebt setzt man seinen Weg fort. Am Brücklein über den Bach halten, auf der Waldseite, zwei Krieger Wache – das Reifkreuz auf ihrem Wappenrock lässt keinerlei Zweifel ob ihrer Identität aufkommen – doch die Gefährten passieren ungehindert. Weiter gehts gen Süden. Die Straße ist gut instand gehalten, man kommt gut voran. Etwa zur Mittagszeit ist der Wald erreicht. Die Straße führt hier ein kleines Stück durch ihn hindurch. (Auf der alten Karte verläuft die Waldgrenze überall in gehörigem Abstand zur Straße, aber mit derlei Ungenauigkeiten ist zu rechnen.) Laut Jan fand der Überfall an einer Stelle statt, kurz bevor die Straße wieder ins die offene Landschaft führt.

Aeryn, Wulfgar und auch Lîf atmen sichtlich auf, sobald sich die wispernden Wipfel der Bäume über ihnen schließen und auch die restlichen Gefährten sind froh über den kühlen Schatten, der sie der Mittagshitze entkommen lässt.

Doch ab jetzt heißt es: Augen aufhalten! Der Ort des Überfalls kann nicht mehr weit sein.

"Jan sagte,  er habe Spuren von Kolkar gefunden", erinnert Aeryn die Gefährten. "Nicht am Ort selbst, aber ziemlich in der Nähe. Außerdem hat Uther daraufhin zehn Gefolgsleute ausgeschickt, die werden hier sicherlich auch herumgetrampelt sein."

In Richtung der beiden neuen Gefährten merkt sie an: "Das war vor über einem Monat. Die zehn Kämpfer sind seither nicht wieder aufgetaucht und Jan befürchtet, die sind alle hinüber."
 1. Aeryn hat explizit 14 Tagesrationen eingepackt, für alle, die "einige" oder "ein paar" einpacken wollten, habe ich hier gewürfelt
 2. +3 Pfund

Arnvidh Kjellson

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Mal Gani
« Antwort #125 am: 26.08.2021, 12:17:38 »
Der sich, solange der junge Fürst anwesend ist, zurückhaltende Arnvidh wird währen der Wanderung zum Wald langsam lockerer. Sein Blick schweift spätestens ab dem Waldrand umher und Lippen liegt ein gesummtes Lied. Offensichtlich ist er in dem Moment auch nicht gerade bei der Sache. Er lässt sich vom Schattenspiel am Boden und dem Gefühl, welches er hier im Wald hat, sichtlich ablenken. So sehr sogar, dass er Aeryn erst verwirrt anblickt, blinzelt und erst dann ihre Worte richtig wahrnimmt.

„Em ja, das ist naheliegend. Spurenlesen, dies war noch nie mein Steckenpferd. Schon gar nicht wenn die Spur so alt war. Aber einen besseren Anhaltspunkt haben wir ja nicht und aller Anfang ist schwer.“ Sein Blick schwenkt kurz zu Wulfgar. „Ich vertraue hier aber auf die Fähigkeiten meiner Kameraden.“

Lîf

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Mal Gani
« Antwort #126 am: 26.08.2021, 16:35:45 »
Auch auf Lîf hat der Wechsel in den Bereich des Waldes offenkundig Wirkung. Im Gegensatz zu Arnvidh scheinen ihre Sinne aber eher wacher und fokussierter auf ihre Umwelt zu werden. Hin und wieder berührt sie die knorrige Borke eines Baums oder lässt ihre Hände im Vorübergehen durch ein Gebüsch streichen. Sie atmet hörbar tief durch, wirkt hier sehr vital und tatendurstig. "Es sollte möglich sein, sowohl die Spur dieser Kolkar als auch die der vermissten Männer aufzunehmen" meint sie in einem Ton, der wenig Zweifel erkennen lässt. "Die Bäume haben viel zu erzählen. Sie sind geduldig und horchen auf die Schritte Fremder im Wald... " Der Blick der drudkvinde wandert gemächlich über die Stämme rundum. Dann geht sie, auf ihren Stab gestützt, vorsichtig auf ein Knie und streicht mit der flachen Hand über Gras und Moos, wobei sie die Augen schließt und selbst zu lauschen scheint.

Zordac

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Mal Gani
« Antwort #127 am: 26.08.2021, 19:18:41 »
Wulfgar ist froh endlich wieder in der Wildnis unterwegs zu sein und sich im Wald aufhalten zu können, er wirkt deutlich entspannter und lockerer als noch zuvor auf dem Anwesen des adligen.
Auch Brakus ist froh endlich wieder durch den Wald Streifen zu können, er springt durch das Unterholz und schnuffelt an verschiedenen Bäumen und Büschen.

Als die Gruppe dann dem vermeintlich Punkt des letzten größeren Überfall näher kommen fängt Wulfgar an sich die Umgebung genauer und aufmerksam anzuschauen[1]. Kurz darauf geht er dann auf die Knie und betrachtet sich den Boden genauer um dort vielleicht doch noch ein paar brauchbare Spuren zu finden[2].
 1. Wahrnehmungen 15
 2. Spuren suchen 26

Abdo al'Mbabi

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Mal Gani
« Antwort #128 am: 26.08.2021, 23:26:31 »
Auch Abdo begrüßt den kühlenden Schatten der Bäume, auch wenn er sich nicht in ihnen zuhause fühlt. Eine solche Ansammlung dieser grünen Kolosse beeindruckt ihn immer noch, denn in seiner Heimat sind sie deutlich spärlicher gesät - mal eine Handvoll hier, auch mal einige mehr in einer Oase - und sie spenden auch nicht so viel Schatten wie die hiesigen Exemplare mit ihren dichten Blätterkronen.
Ansonsten tritt der Ya'Keheter der Hitze wieder mit leichter, luftiger Kleidung entgegen, was ihn gegenüber seinen gerüsteten Gefährten deutlich weniger schwitzen lässt; und auch seine Herkunft hat ihn an große Hitze gewöhnt, so dass er selbst in der prallen Sonne noch gut zurechtkommt, wenn auch Schatten ihm selbstverständlich hochwillkommen ist.

Als Wulfgar beginnt, sich nach Spuren der Kolkar oder anderer umzusehen, schließt sich Abdo ihm an; vier Augen würden womöglich mehr sehen als zwei.[1]
 1. Wahrnehmung 22: Anzeichen eines Kampfes finden. Überleben 20: Spuren der Kolkar (oder der 10 Männer) suchen und folgen.

Gaja

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Mal Gani
« Antwort #129 am: 04.09.2021, 11:36:05 »
Wulfgar sucht vor allem den Boden nach Spuren ab. Dazu begibt er sich beidseits der Straße jeweils ein gutes Stück in den Wald hinein. Keine Reh- oder Wildschweinspur entgeht ihm dabei, noch die von Eichhörnchen, Fuchs, Dachs, Marder oder Igel und auch kein Mäusebau. Endlich trifft er auch auf Zweibeiner-Spuren. Ein Fußabdruck hier, eine mit der Klinge gehauene Schneise durchs Unterholz, seither wieder zugewachsen, und schließlich – so weit von der Straße entfernt, dass man vielleicht gerade noch einen Ruf von dort vernähme – ein kleiner, versteckter Unterschlupf, in welchem Wulfgar und Brakus so gerade eben Platz fänden, oder vielleicht drei normalgroße Menschen. Darüberhinaus fand er noch etliche andere Spuren, die sich jemand zu verwischen bemüht hatte, sodass sich daraus nichts rechtes mehr schließen ließ.

Der Fußabdruck ist deutlich kleiner als Wulfgars eigener und weniger tief, und zeugt von leichtem Schuhwerk mit weicher Sohle. Bei der Person muss es entweder sich entweder um einen schmächtigen Mann oder eine kräftige Frau gehandelt haben. Allzu alt kann der Abdruck nicht sein, denn der große Sturm vor zehn Tagen hätte ihn fortgeschwemmt. Anders sieht es mit der Schneise im Unterholz aus; diese muss im Frühjahr geschlagen worden sein, denn sie ist nur noch daran zu erkennen, dass unterhalb der abgeschlagenen Zweigspitzen eine Unzahl frischer Seitentriebe regelrechte Besen bilden, wodurch das Dickicht nun noch dichter ist als zuvor.

Der Unterschlupf – Äste an die Stämme einiger dicht beisammen wachsenden Birken gelehnt, die quergeflochtene Zweiglein halten noch immer einiges an Laub zusammen – wurde, so schätztWulfgar, vor zwei bis drei Monaten aufgegeben. Seine Bewohner hatten hier zuvor wohl etwa zwei bis drei Wochen verbracht, wie er aus den Überresten (Knochen, Asche, festgetretene Erde rundum den Platz...) schließt. Die Pflanzenstengel, die er im Inneren findet, stammen etwa von einem Beerenstrauch, dessen Früchte Anfang Brachmond reifen – das wäre ja genau die Zeit des Überfalls auf den Kaufmannszug, von dem Arnvidh sprach. Von der Bauart her können es wohl Kolkar gewesen sein – oder aber jeder beliebige Waldmann.

Auf den Beweis für die Anwesenheit von Kolkar stößt Wulfgar erst, als er fast wieder zurück an der Straße ist, auf einer kleinen Lichtung, unter einem Weißdornbusch, welcher über und über mit roten Früchten hängt: eine Grabstelle, zweieinhalb auf vier Schritt groß, als flacher Hügel aufgeschichtet, mit Dornenzweigen bedeckt, welche ihrerseits mit Steinen beschwert wurden. Zwischen den dornigen Zweigen aber stecken allerlei Dinge, die den Toten gehört haben mussten, fest eingeklemmt und teils schon eingewachsen: ein Ledergürtel, eine Schwertscheide, ein leerer Köcher, eine zerbrochene Klinge. Den Kolkar gilt der Weißdorn als Ort der guten Geister und damit Schutz vor den bösen, als Hüter des Schlafes und Wächter über die Toten. Dies ist eindeutig eine von Kolkar errichtete Grabstätte, wenn die Gegenstände auch eher auf menschliche Handwerkskunst deuten.

Wenn Wulfgar seine Funde nun alle zusammenfügt, so ergibt sich für ihn hier folgendes Bild: ein bis drei Kolkar haben hier für zwei bis drei Wochen gehaust aus Gründen, die ihre eigenen waren. Dann ereignete sich auf der nahen Straße der Überfall auf den Kaufmannszug. Haben die Kolkar aus dem Unterschlupf mitgemischt oder nicht? Das lässt sich mit den Spuren, die er bisher gefunden hat, nicht beantworten. Jedenfalls haben die Kolkar hinterher die Toten begraben, und zwar mit Würde. Danach sind sie dann wohl schleunigst aus der Gegend verschwunden.

Abdo folgt zunächst Wulfgar, da der Waldmann zu wissen scheint, was er tut, aber nach einiger Zeit verliert er doch die Geduld und überlässt ihn seinem Tun – zutiefst beruhigt, immerhin, dass die Gefährten niemals würden hungern müssen, solange Wulfgar mit ihnen unterwegs war, sofern dieser das Wild nur halbsogut erjagen kann, wie er dessen Spuren im Erdreich ausmacht.

Der Ya'Keheter selbst hält sich von da an näher an die Straße, denn er ist auf der Suche vor allem nach Kampfspuren, welche er schließlich auch findet. Ja, das hier war eindeutig ein Hinterhalt und zwar, soweit er das beurteilen kann, ein gut geplanter. Eine bessere Stelle hätte man kaum finden können, um dem Handelszug aufzulauern... die Wegbiegung... Deckung für die Angreifer, aber keine in Reichweite der Verteidiger... besser hätte man die Männer nicht plazieren können... Maximal fünf bis sechs waren es, wenn er das richtig sieht, Verteidiger zehn bis zwölf... Das spricht für gut ausgebildete, überlegene Kämpfer.

Viel mehr lässt sich hier leider nicht erkennen. Auch mit den geschätzten Zahlen ist Abdo sich nicht so ganz sicher. Der gesamte Ort ist wurde später ziemlich zertrampelt, zweifellos durch die zehn von Uther ausgesandten Gefolgsmänner. Auf deren Spuren konzentriert Abdo sich also als nächstes. Hier lässt sich unschwer erkennen, in welche Richtung sie schlussendlich weiterzogen: weiter in den Wald hinein, Richtung Nordwesten. Er folgt ihnen ein kurzes Stück, doch kehrt er bald zur Gruppe zurück.

Ein zweites Mal sucht der den Ort des Hinterhalts ab. Überreste findet er nahezu keine. Ein paar verirrte Pfeile, ein verlorenes Gepäckstück, ein paar Tuchfetzen an einem Dornenbusch. Spuren von Kolkar findet er keine. Wie Jan sagte: weder spricht etwas dafür noch dagegen... außer vielleicht die Präzision des Angriffs? Wie diszipliniert sind die Kolkar, wie taktisch versiert? Er hat sie bislang immer nur als "primitiv" beschrieben gehört.

Lîf beteiligt sich nicht an der Suche, sie lauscht lieber in den Wald hinein. Es sind recht junge Bäume, die sie hier umgeben, und entsprechend kindlich-unverständiges Zeug plappern sie daher in entzückender Sorglosigkeit. Auf sich selbst zentrierte Wesen, die sich – kindgleich –  kaum einer Sache gewahr sind außer der eigenen Existenz, dem eigen Befinden, den eigenen unmittelbaren Bedürfnissen. Sie versucht erst gar nicht, näher hinzuhören, denn es wäre wohl in etwa so verständlich wie Säuglingsgurgeln.[1]

Auch Arnvidh kann nicht umhin zu bemerken, wie jung der Wald hier ist. Zu seiner Zeit lag die Straße in der freien Landschaft, lag die Waldgrenze noch ein gutes Stück im Westen, ziemlich genau da, wo die alte Karte ihn anzeigte...
 1. Du beschreibst, dass Lîf lauscht... sie merkt an, dass die Bäume viel zu erzählen haben... Wenn Du aber wirklich hinhören willst, dann schreibe bitte in einer Fußnote, dass Du Dein Mit Pflanzen sprechen anwendest – auch wenn Du die Pflanzen nur belauschen willst.

Zordac

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Mal Gani
« Antwort #130 am: 06.09.2021, 11:37:00 »
Es dauert eine ganze Weile bis Wulfgar und Brakus wieder aus dem dichten Wald auf die Kreuzung treten. Dem Gesichtsausdruck nach ist Wulfgar wohl noch immer etwas nachdenklich als er auf die anderen zukommt die bereits auf ihn warten. Wulfgar berichtet von dem was er gefunden hat und fasst dann seine Gedanken noch einmal zusammen "Also ich würde sagen das hier zwar Kolkar anwesend waren. Aber ich Glaube mit dem Überfall hatten sie nichts zu tun. Ich vermute das sie einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort waren. Immerhin haben sie wohl mindestens eine Leiche dort hinten ordentlich begraben. Ich würde aber mal behaupten das es vermutlich keiner der ihren gewesen war. Der Überfall hat sie wohl aufgeschreckt und nach dem Kampf haben sie das Gebiet hier verlassen. Ob sie hier nur zufällig waren oder ob sie wirklich an dem Kampf beteiligt waren kann ich nicht sicher sagen. Habt ihr vielleicht Spuren gefunden die was anderes Aussagen oder eine klarere Sprache sprechen?" dabei schaut er fragend in die Runde und hofft das die anderen noch mehr dazu beitragen können um dieses Rätsel zu lösen und die Spuren eindeutiger auslegen zu können.

Lîf

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Mal Gani
« Antwort #131 am: 06.09.2021, 19:33:18 »
Es scheint eine Weile zu dauern, ehe Lîf sich von den Wahrnehmungen lösen kann, die sie bewegen mögen. So kommt es, dass sie sich gerade wieder aufrichtet, als mit Wulfgar der erste der Fährtenleser zu einem Ergebnis kommt. "Mit dem Überfall nichts zu tun?" fragt sie und lässt nachdenklich eine Strähne ihres langen Haars durch die Hand gleiten. "Das klingt überraschend, aber wer weiß... Dennoch könnte es sinnvoll sein, auch sie zu suchen. Wenn sie auch selbst nicht an der Sache beteiligt gewesen sein mögen, so sprechen die Spuren doch anscheinend dafür, dass sie immerhin Zeugen waren. Also könnten sie uns mehr sagen. Und wenn sie sogar einen Toten begruben, der keiner der Ihren war, kann man vielleicht auch halbwegs friedlich mit ihnen reden. Sofern sie sich überhaupt noch aufspüren lassen natürlich." Fragend blickt sie Abdo an, der sich an anderen Stellen umgesehen hat als Wulgar.

Aeryn

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Mal Gani
« Antwort #132 am: 10.09.2021, 15:54:42 »
"Es spricht viel dafür, dass die Kolkar nicht an dem Kampf hier beteiligt waren, insbesondere, wenn es keine Spuren von dem Unterschlupf zum Kampfgeschehen gibt und zurück. Wir sollten versuchen, sie zu finden, denn sie können uns sicherlich Informationen aus erster Hand geben. Wahrscheinlich wurden sie ja selbst von den Banditen angegriffen."

Aeryn denkt für einen Moment nach. Sie selbst hatte mit den Kolkar nie viel zu tun gehabt, aber die Geschichten aus der Vergangenheit waren natürlich da. Ihre Völker waren nicht gerade die besten Freunde, erst recht nicht, nachdem sich einige Kolkarstämme mit dem Emporkömmling verbündet hatten, der seit einiger Zeit bereits über einen großen Teil der Menschenreiche herrscht.

Was der Elbin zu denken gibt, warum hielten die Kolkar sich hier im Wald versteckt? Natürlich sind dies nicht gerade Gebiete, in denen ihre Stämme stark vertreten sind, was ein Grund sein kann, aber warum sind sie dann überhaupt hier?

"Meine Anwesenheit könnte dabei für Probleme sorgen, aber dank Uther kann ich ja dafür sorgen, dass das nicht so sein muss," sagte sie und mit einem Mal sieht sie wie eine Menschenfrau und nicht mehr wie eine Elbin aus. Wenn man Aeryn kenn, kann man sie nachwievor in der Illusion erkennen, sie ist immer noch eine Waldläuferin oder Jägerin und auch als solche gekleidet und führt ihre Waffen mit sich, auch wenn der Bogen deutlich weniger elbisch aussieht. "Ja, das ist doch garnicht mal so schlecht, was meint ihr?"

"Jedenfalls... mich wundert vor allem, was die Kolkar hier überhaupt gemacht haben. Es wirkt ja geradezu so, als hätten sie sich hier versteckt, zurückgezogen im Wald gelebt. Vielleicht sind sie von ihrem Stamm verstoßen oder aus anderem Grund von ihm getrennt. Wie dem auch sei, wenn wir sie finden sollten, können wir sicherlich so einige Fragen beantworten, so sie denn bereit sind, mit uns zu reden."

Abdo al'Mbabi

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Mal Gani
« Antwort #133 am: 15.09.2021, 16:04:08 »
Abdo ist noch mit eigenen Gedanken beschäftigt, während Wulfgar seine Erkenntnisse teilt, stimmt dann allerdings zu.
"Ich kenne diese Kolkar noch nicht," beginnt er und blickt in die Runde, ob sich Anzeichen dafür finden lassen, dass einer der anderen mehr Erfahrung mit ihnen hat, "aber nach allem, was ich bisher gehört habe, sollen sie eher Wilde sein. Diejenigen, die diesen Hinterhalt gelegt haben, waren, nach allem, was ich entdecken konnte, gut ausgebildet und taktisch versiert. Außerdem habe ich keine Kampfspuren von Kolkar entdecken können. Ich würde auch sagen, dass die Kolkar mit diesem Hinterhalt wahrscheinlich nichts zu tun haben.

Die Männer, die Uther geschickt hat, haben leider viele der Kampfspuren zertreten, und die Spuren derjenigen, meiner Meinung nach fünf bis sechs Angreifer, die den Hinterhalt gelegt hatten, konnte ich nicht mehr finden. Stattdessen aber diejenigen von Uthers Männern, denen wir folgen könnten."

Gaja

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Mal Gani
« Antwort #134 am: 17.09.2021, 19:46:33 »
Rogar, der seit dem Aufbruch schweigend und offenbar missgelaunt neben Abdo an der Spitze des kleinen Trupps marschiert ist (niemand wagte ihn über den Grund seiner Misslaunigkeit zu befragen), bricht bei Aeryns Worten (und Kostümprobe) unerwartet in lautes Gelächter aus. Es dauert eine ganze Weile, bis er wieder sprechen kann.

"Mach dir...", er schnappt nach Luft, "... da mal..." Japs. Schnauf. "... keine Sorge! Die Kolkar hassen alle Völker! Da seid ihr Elben ausnahmsweise nichts besonderes! Vielmehr, wollte man eine Rangliste aufstellen, wen die Kolkar am leidenschaftlichsten hassen, so nehmen wir Dain gewiss die Position der Sieger ein!"

Rogar, ganz in seinem Element, holt zu einer historischen Erklärung aus. Im alten Reich der Dain, noch vor dem Kataklysmus, der das Volk der Hakadi auslöschte und die Gestalt der Welt komplett veränderte, im alten Imperium also, als rund um den Nebelsee bis hin in die Berge Jongots und weit, weit hinaus nach Westen, wo damals Land war, kein Meer, das Volk der Dain lebte... Als Dalaran noch ein Kontinent war, sechsmal so groß wie das heutige, und Albion nebst Rûngard keine Inseln, sondern Berge in dem sonst eher flachen Land, das die Hakadi bevölkerten... Als die Elben in dichten, endlosen Wäldern lebten...

Nun, zu der Zeit war es so, dass man nur die Elben, die Riesen und die Hakadi als gleichrangige, zivilisierte Völker anerkannte, alle anderen galten als primitive. Auch deren gab es vier: Oger, Trolle, Kolkar und Menschen. Die Menschen ließen sich von den Zwergen am leichtesten domestizieren. Sie allein schienen halbwegs gelehrig zu sein, ließen sich die verschiedensten Aufgaben antrainieren. So stiegen sie mit der Zeit zum Hilfsvolk der Dain auf und erledigten recht willig all jene Arbeiten, um die sich Mägde und Knechte heutzutage noch kümmern.

Die Oger und Trolle dagegen waren nur für die allergröbsten Aufgaben zu gebrauchen, wo nichts außer roher Kraft benötigt wurde, vergleichbar mit dem Ochsen auf dem Feld, der den Pflug zieht. Ein "Zivilisieren" war hier undenkbar. Auch die Kolkar ließen sich nicht "hausfein" trainieren. Sie waren zu wild, zu aggressiv, zu dumm und ungelehrig, zu wenig einsichtig, zu unkooperativ. Hier half nur ein strenges Joch. Sie waren die Sklaven des Imperiums. Zu nichts außer dem Kampf taugten sie. Als Fußtruppen hatten sie einen nicht geringen Anteil daran, dass die imperiale Armee in allen zwölf Himmelsrichtungen gefürchtet war. Doch nach dem Kataklysmus, als alle Reiche auf dem Boden lagen, da gelang den Kolkar innerhalb weniger Jahrzehnte der Aufstand, der sie aus der Knechtschaft befreite.

"Und ist dies auch so an die drei Jahrtausende her, so hassen sie die Dain bis auf den heutigen Tag und versuchen uns zu schaden, wann immer sie können. Ich selbst habe schon gegen Kolkar gekämpft, vor allem aber den Geschichten der Veteranen gelauscht. Kein Jahr vergeht, ohne dass sie einen Überfall auf uns wagen, auf unsere Bingen oder Dörfer, Handelsrouten, Patrouillen oder Außenposten. Immer wieder entführen sie brave Handwerksmänner – Waffenschmiede sind am gefragtesten – und lassen sie für sich arbeiten. Aber auch für niedere Arbeiten, etwa der Feldarbeit, setzen sie gerne Sklaven ein, die sie sich unter den Elben, Dain und – heutzutage hauptsächlich –  den Menschen suchen.

Deshalb muss ich hier anmerken, dass die Kolkar schlauer sind, als ihr ihnen offenbar zutrauen wollt. Etwa sind sie äußerst geschickt darin, ihr eigenes Tun zu vertuschen – oder es gar anderen anzuhängen. Das gilt für ihre Raubzüge insbesondere. Als Sklaven schnappen sich mit Vorliebe Personen, die niemand vermissen wird, oder auf eine Weise, dass kein Verdacht auf sie fällt. Wulfgar schaut zweifelnd? Nun, Ihr kommt aus dem Norden, nicht wahr? Die nördlichen Stämme sind von der Kälte und den Riesen beeinflusst. Körperkraft, Konstitution – und bloß das eigene Blut nicht mit fremdem mischen. Die südlichen Stämme sind anders. Wer im Kampf gegen die Dämonen überleben will, dem nützt nicht allein die rohe Kraft, der benötigt Willensstärke und Schläue. Deshalb findet man in ihren Reihen viele Mischlinge, denn dass die Menschen schlauer sind als sie, ist ihnen wohl aufgefallen. Es gibt Stämme, da hält sich jeder Krieger von einigem Rang ein menschliches Zuchtweib. Und diese Mischlinge sind tatsächlich cleverer als der reinblütige Kolkrim. Sie sind die Denker, die Berater und Ideenfinder, sie schmieden die Pläne..."


In einem Punkt pflichtet er Aeryn aber bei.

"Ja, mich würde auch interessieren, was sie hier in der Gegend überhaupt gemacht haben – so nahe an einer menschlichen Siedlung. Und der nächstgelegene Hof ist fast in Rufweite! Warum sollten sie hier längere Zeit herumgelungert haben, wenn nicht zu Zwecken des Ausspähens oder um einem Handelszug aufzulauern?" Eine Weile blickt er nachdenklich, dann zuckt er plötzlich vor Schreck regelrecht zusammen. "Vielleicht waren sie hinter mir und meinen Gefährten her! Baldur... mein Schwiegervater... er ist ein mächtiger Runenmeister. Was für ein Fang wäre das für sie!"

Von den drei Gefährten, die schon einmal mit Kolkar zu tun hatten, ist also einer der Meinung, dass sie nichts mit dem Überfall auf die Karawane zu tun haben, der zweite sieht sie das anders. Zumindest können sie nichts gutes im Schilde geführt haben! Der dritte, Arnvidh, welcher seinerzeit Seite an Seite auch mit kolkarischen Kriegern gegen die Dämonen gekämpft hatte, hat sich noch nicht dazu geäußert.

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