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Autor Thema: Kapitel 4: Der Geisterwald  (Gelesen 6321 mal)

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Mondragor

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« am: 25.06.2023, 15:09:46 »
Kapitel 4: Der Geisterwald


~~~

Die Karawane verließ das Höhlensystem bei herrlichem Wetter - so ganz anders als der eisige Schneesturm, vor dem sie hineingeflohen waren. Frisch erholt durch die letzten Tage bei den Yetis, gab ihnen das Wetter noch zusätzlichen Auftrieb, und so dauerte es nur knapp mehr als eine Tagesreise, als im Laufe des Vormittags die Stadt Ordu-Aganhei vor ihnen auftauchte. Eine gute Stunde später passierte die Karawane das Nordtor der Stadt - ein massives, dreißig Fuß hohes Eisentor, hinter dem etwa dreißig Stadtwachen die Reisenden empfingen.

Ulf, der die Sprache der Einheimischen am besten beherrschte (auch wenn er begonnen hatte, diese den Mitreisenden der Karawane unterwegs beizubringen[1]), übernahm die Begrüßung und musste bald schlechte Neuigkeiten übermitteln:
"Die Wachen sind sehr misstrauisch, denn in dieser Saison kommt normalerweise niemand aus Kalsgard über den Pfad. Sie wollen alles genau untersuchen und verlangen genaue Auskunft über die Gründe der Reise, weshalb wir zu einer solchen Jahreszeit unterwegs sind, welche Waren wir geladen haben, und so weiter.
Ich glaube, es ist besser, wenn einer von euch die Verhandlungen übernimmt."


Sandru winkte Solitaire, Garridan und Mugin zu sich, während sich Ameiko zurückhielt, und flüsterte ihnen zu, bevor er zu den Wachen trat: "Ich kann ihnen alles über unsere Ladung sagen, aber mir wäre es lieber, wenn jemand von euch sich zu den anderen Fragen äußert. Und Ameiko sollten wir vielleicht nicht erwähnen - wer weiß, wie viele Spione es hier gibt, wenn wir in Kalsgard schon angegriffen wurden."
 1. Ihr dürft euch alle als zusätzliche Sprache Tien eintragen, die Gemeinsprache Tian Xias. Ihr seid bei weitem nicht fließend darin, aber mit Hilfe von eurem Wortschatz und Gebärden könnt ihr euch einigermaßen verständigen.

Solitaire

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #1 am: 26.06.2023, 13:31:28 »
Die magische Kopfbedeckung[1], die Kaschkas gefunden hatte, war tatsächlich vor allem für die Zauberin geeignet. Daher tauschte sie diese gerne gegen ihren eigenen Silberstirnreif[2] aus.

Für die Weiterreise, auch wenn sie sich ein wenig mit der Sprache des fernen Kontinents beschäftigt hatten, sorgte Solitaire dafür, dass sie ihren Verständigungszauber parat hatte, wenn es nötig sein sollte[3], denn die Möglichkeit der Verständigung war oft schon entscheidend gewesen auf ihrer Reise, nicht zuletzt erst bei den Yetis.

Als Sandru sie dann aufsuchte, nachdem sie die Tore von Ordu-Aganhei erreicht hatten, nickte die Varisierin ihm zu. "Das kriegen wir schon hin."

Sie nutzte dann auch gleich ihre Magie, um eine flüssige Kommunikation zu ermöglichen[4], und machte sich dann zu den Wachen auf, um diese ersteinmal freundlich in Desnas Namen zu grüßen. Sicherlich musste Desna auch hierzulande ein Begriff sein, schließlich lag die einst der Göttin des Nordsterns geweihte Uqtaal Nekropole ja garnicht so weit von hier entfernt. Sie erklärte ihnen dann, dass sie nicht direkt aus Kalsgard kamen, auch wenn dies ein offensichtlicher Zwischenstop ihrer Reise war, sondern sogar aus noch weiterer Ferne, aus Varisia, und dass das Reisen und das Meistern von Herausforderungen auf diesen Reisen ihre große Leidenschaft war, die viele in ihrem Volk teilten. Mit großer Freude und strahlenden Augen berichtete sie von der Lebensfreude der Varisier und ihren bunten Festen.

Dass jetzt nicht der ideale Zeitpunkt für eine Reise über die Krone der Welt gewesen sei, hatte man ihnen in Karlsgard auch mitgeteilt, aber sie wollten auch nicht noch Monate dort verbringen, daher hatten sie sich dazu entschlossen, dieses Wagnis einzugehen. Schließlich waren sie auch erfahrene Reisende und nahezu jedem Hindernis gewachsen. Ihrer Anwesenheit hier dürfte dies ja ebenfalls unterstreichen. Und darüber hinaus konnten die Varisier mit ihren Karten die Zukunft deuten, und auch dies hatte keinen Grund aufgezeigt, mit der Reise zu warten.

Solitaire erzählte auch gerne davon, dass sie Iqaliat gegen eine große Gefahr beistehen konnten und wie ihr eigener Schamane einen ausgewachsenen Drachen gegen die Stadt aufgehetzt hatte. Sie erwähnt auch die wilden Stürme, die im hohen Eis gewütet hatten. Von Dämonen jeglicher Art erzählt sie allerdings bewusst nichts[5].
 1. s. hier
 2. Headband of Alluring Charisma +2 wandert in die Gruppenkasse
 3. Tongues als Spell Tattoo und im Ring of Spell Knowledge eingeprägt
 4. Tongues vom Spell Tattoo
 5. Diplomacy 32 (Take 10)

Mondragor

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #2 am: 29.06.2023, 14:20:32 »
Das Gespräch zog sich eine gefühlte Ewigkeit hin. Auch im Angesicht des exzellenten Verhandlungsgeschicks Solitaires absolvierten die Wachen gnadenlos ihre Routine: Zunächst wurden die Dokumentationen Sandrus zu seinem Warenbestand genauestens unter die Lupe genommen, während zahllose Wachen hin- und herliefen. Vielleicht waren sie es leid, seit Monaten beinahe arbeitslos hier am Nordtor zu stehen und nutzten die Gelegenheit umso eifriger, da nun endlich eine Karawane zu kontrollieren war; vielleicht waren Solitaire und die anderen auch einfach verdächtig, da sie aus dem tiefen Winter hier aufgekreuzt waren.

Eine der Wachen saß an einem kleinen Schreibpult und rief jeden Mitreisenden der Karawane zu sich, um die Einreise zu dokumentieren, und fragte dabei Namen, Alter, Beruf sowie den Grund der Einreise ab. Ulf, dem einige der Reisenden fragende Blicke zuwarfen, antwortete mit einem Achselzucken.
"Die sind schon immer sehr genau hier; Bürokratie wird hier hoch angesehen. Am besten sagt ihr ihnen, was sie wissen wollen, dann geht es am schnellsten."

Garridan

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #3 am: 04.07.2023, 09:17:37 »
Als sie nach ihrer langen Reise endlich wieder in der Zivilisation angekommen waren, sahen sie sich zunächst erneut mit einer Herausforderung konfrontiert. "Stadtwachen und Bürokraten sind doch überall gleich" dachte Garridan, als Solitaire versuchte, sie möglichst ohne weitere Probleme in die Stadt zu bekommen.

Eigentlich hätte er schon längst bei einem warmen Essen und einem Krug von dem, was auch immer man hier trank, sitzen können, aber er stand vor einem Schreibpult. Dennoch half es nicht, sich zu sehr darüber zu ärgern. In vielen Fällen konnte ein zielsicher geführtes Schwert helfen, hier aber nicht. Geduld und ein freundliches Lächeln waren hier die besseren Werkzeuge. Also wartete er, bis er an der Reihe war, versuchte aber dennoch nach Solitaire dran zu kommen, damit sie die schwierigen Fragen schon beantworten konnte und er nur wiederholen und nicken musste.
« Letzte Änderung: 04.07.2023, 09:17:58 von Garridan »

Mugin Sanderbarrel

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #4 am: 04.07.2023, 19:38:10 »
Mugin war glücklich endlich nach Monaten aus dieser Kälte heraus zu sein. Und auch die sehr genauen Wachen konnten seine gute Laune nicht trüben. Er versuchte Solitaire bei den Erzählungen zur Seite zu stehen, aber meistens suchte er zu lange nach dem richtigen Wort um nützliche Kommentare abzugeben. Sprachen zu erlernen war nicht sein Fall.

Um den Prozess so gut es ging hinter sich zu bringen, schritt er an das Schreibpult und gab alle Informationen an: "Mugin Sanderbarrel, 48 Jahre, Alchemist, ich begleite meine Freunde hier und würde auch gerne neue Rezepte und Reagenzien kennenlernen."

Mondragor

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #5 am: 06.07.2023, 15:11:16 »
Nacheinander gingen die Mitglieder der Karawane zu dem kleinen Tisch (oder wurden in Cliffs Fall getragen) und beantworteten die Fragen so wahrheitsgetreu wie möglich, ohne die Mission, in der sie tatsächlich unterwegs waren, zu erwähnen. Parallel dazu führte Sandru einen der Offiziellen durch die Liste der Waren, die die Karawane mit sich führte (und die sicherlich verzollt werden würden). Währenddessen sprach Solitaire mit dem Anführer des Wachtrupps, der sie hinter dem Tor erwartet hatte, und versuchte ihr Bestes, ihn freundlich zu stimmen.

Nachdem sich das gesamte Prozedere bereits eine gute Stunde hingezogen hatte und Solitaire bereits fürchtete, dass sie niemals aus dieser Bürokratiehölle entfliehen würden, machte sich plötzlich ein kleiner, fein gekleideter Herr bemerkbar, der bereits seit einer ganzen Weile in der Nähe gestanden und sich das Schauspiel angesehen hatte. Er passierte diejenigen Wachen, die gerade nicht beschäftigt waren, schob den Anführer zur Seite, um sich dann vor Solitaire auf den staubigen Boden niederzuwerfen und zu einer Rede anzusetzen:

"Verehrte und hochangesehene Gäste! Willkommen, willkommen und dreimal mehr willkommen! Ich bitte Euch, ignoriert diese unwürdigen Würmer vor Euren Füßen - ich versichere Euch, dass sie für ihre Anmaßung angemessen bestraft werden.
Prinz Batsaikhar, der goldene Quell des Sonnenlichts am schwarzen Tor zur Barbarei, heißt euch in Ordu-Aganhei willkommen, der Stadt am Rande der Welt! Mein höchst generöser Herr lädt seine ehrwürdigen Gäste (Euch, falls das nicht klar geworden sein sollte) in seinen bescheidenen Palast um zu ruhen, zu speisen, sich in höflicher Konversation zu üben, und womöglich dem ein oder anderen Vergnügen zu frönen.
Der Goldene sagt, er ist voller Hoffnung, dass Ihr Ihn mit Gesprächen in Eurer klugen Sprache beehrt, einer Sprache, die er von allen Menschen in Hongal gemeistert hat.
Er ist begierig darauf, von Eurer Reise über die Krone der Welt in dieser schwierigsten aller Zeiten zu Reisen zu hören."


Nachdem er diese Rede auf knien, aber aufrecht, gehalten hatte, ging der Mann erneut in eine tief gebückte Haltung, beinahe den Boden küssend, und schien auf eine Antwort zu warten.

Solitaire

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #6 am: 07.07.2023, 07:52:25 »
Solitaire war schon ein wenig irritiert ob des Verhaltens des Boten oder Dieners, was der Mann sicherlich war.

"Bitte, bitte, steht doch auf. Das ist wirklich nicht nötig."

Freundlich lächelnd sagte sie noch, nachdem ihr klar wurde, dass er ihre Worte sicherlich falsch verstehen konnte:

"Sehr gerne nehmen wir die Einladung eures Herren, des Goldenen an."

Garridan

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #7 am: 09.07.2023, 10:01:36 »
Garridan war eigentlich recht geduldig, wenn es sein musste. Also suchte er sich einen einigermaßen gemütlichen Platz und wartete, bis er dran war und die anderen die Frage beantworten konnte. Zwischendurch fielen ihm die Augen zu, so dass er den gut gekleideten Mann nicht bemerkt hatte, bis er schließlich seinen auftritt hatte.

Sofort war er hellwach und beobachtete die Situation mit Verwunderung. Keine Ahnung was er hier erwartet hatte, aber nicht das. Immerhin sorgte der Mann dafür, dass die Kontrolle nun vermutlich ein Ende hatte und es bestand sogar die Aussicht auf ein ordentliches Essen. Seine Augen leuchteten bei dem Gedanken daran und so rappelte er sich auf, klopfte sich den Staub von der Kleidung und nickte, wie zur Bestätigung von Solitaires Antwort, was offensichtlich aber unnötig war. Als er sah, dass er weiterhin ziemlich staubig war, fügte er hinzu.

"Sicherlich erlaubt euer Herr uns einen Moment, um unsere Kleidung zu richten, nach der langen Reise."
Die feinen Worte waren nicht seine Sache, aber er hoffte, dass klar wurde, was er meinte.
« Letzte Änderung: 18.07.2023, 18:13:27 von Garridan »

Mondragor

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #8 am: 10.07.2023, 11:46:48 »
Erst nachdem Solitaire die Einladung angenommen hatte, erhob sich der Mann langsam aus seiner unterwürfigen Position auf dem Boden. Mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht holte er nun aus irgendeiner Falte seines Rocks eine schwarze Rose und hielt sie Solitaire entgegen.
"Kein Feuer ist wie das Feuer in den Seelen von Frauen aus fernen Ländern. Schönheit ist die Weisheit der Frauen, und Weisheit ist die Schönheit der Männer."

Im Anschluss wiederholte er diese Geste sowie das Präsent bei allen Frauen in der Karawane, auch wenn er bei Ameiko kurz, aber fast unmerklich, stockte.

Erst danach wandte er sich Garridan zu und antwortete auf dessen Frage:
"Aber selbstverständlich. Ihr werdet ausgiebig Gelegenheit bekommen, die Bäder des Palastes zu nutzen, und saubere Kleidung wird Euch ebenfalls zur Verfügung gestellt werden, auf dass der Staub der Straße nicht die Augen unseres gnädigen Herrschers beschmutzen möge.

Vergebt meine Nachlässigkeit, denn ich habe mich den allerverehrtesten Fremden noch nicht vorgestellt. Der Name dieses Unwürdigen ist Chua. Wenn Ihr mir bitte folgen mögt, ehrwürdigste Besucher unserer bescheidenen Stadt."
sagte er in Richtung der Reisenden in der Karawane, und gleich darauf, in weit harscherem Tonfall an die Wachen gewandt: "Los, los, beendet diese Farce, oder wollt ihr Euch den ewigen Zorn des Goldenen zuziehen?"

~~~

Es dauerte dennoch eine Weile, bis alle abgeladenen Güter wieder verstaut, alle Wagen wieder bereit gemacht und alle Reisenden wieder auf ihrem Platz waren, und die Karawane dem Diener folgen konnte. Der wiederum lief vorweg und sorgte dafür, dass die Karawane die Straßen überhaupt passieren konnte, indem er Passanten, Gaukler, Straßenhändler und alle anderen, die die Straßen blockierten, barsch anwies, zur Seite zu gehen - was diese, sobald sie ihn erkannten, auch umgehend taten.

Ohne diese Hilfe hätte die Strecke bis zum Palast wohl die fünf- oder zehnfache Zeit gekostet, wenn denn die Wagen nicht einfach in dem Getümmel auf den Straßen für immer steckengeblieben wären. Die Straßen waren gepackt mit Menschen und anderen Völkern, und die Besucher wurden überwältigt von einer Melange aus fremdartigen Gerüchen, einem vielstimmigen Chor von Gesprächen, Ausrufern, Händlern, die ihre Waren anpriesen, tierischen Geräuschen und anderem Lärm, aus dem sie (abgesehen von Solitaire) nur manchmal einzelne Sprachfetzen erkennen konnten, und von den visuellen Eindrücken einer fremdartig wirkenden Kultur.

Zunächst einmal schien hier alles bunter und farbiger zu sein als in ihrer Heimat, und der Kontrast zu dem ewigen Einheitsweiß der letzten Monate konnte größer kaum sein. Auch die Kleidung der Menschen mit oft weit  ausladenden Gewändern aus bunten Stoffen war ungewohnt, einen Stil, den auch Chua, ihr Führer, pflegte. Von den Seiten wurde die Karawane bestürmt mit Angeboten: Lebende und auch tote Hühner wurden ihnen entgegengestreckt, aber auch Stoffe oder Waren aller Art - selbst einige Damen, die offensichtlich dem ältesten Gewerbe der Welt nachgingen, zwinkerten den männlichen Reisenden auffordernd zu.

Gaukler und Akrobaten waren allgegenwärtig, und je gefährlicher die Kunststücke, desto größer die Menschenmenge, die dort versammelt war: Eine Frau, die Pfeilschüssen ihres Partners auswich, ein junges Kind, das über ein Seil lief - und unter dem Seil war ein Fass voller Skorpione platziert, oder ein Kämpfer, der Ziegelsteine mit bloßen Händen durchhieb. Gerne hätten einige der Karawanenreisenden an der einen oder anderen Stelle pausiert und sich das Treiben näher angesehen, doch ihr Führer leitete sie ohne Rücksicht darauf weiter.

~~~

Schließlich lichtete sich das Gewirr aus engen kurvigen Gassen, durch das die Karawane von Chua geführt worden war, und vor ihnen erstreckte sich ein weitläufiger Park mitten in der Stadt, der um einen zentralen See herum angelegt worden war. Direkt neben dem Garten lag der Palast des Prinzen, auf den sie nun direkt zuhielten. Hohe Mauern und eine stattliche Anzahl an Wachen ließen nicht vermuten, dass das Volk hier ein- und ausging, doch Chua mit der Karawane im Schlepptau wurde ohne Fragen eingelassen. Es gab Ställe, zu denen die Tiere und Wagen der Karawane geführt wurden, und um die sich (in Sandrus Beisein, der sich nicht abwimmeln ließ) zahlreiche Bedienstete zu kümmern begannen; die übrigen Mitglieder der Karawane jedoch wurden in den weitläufigen Gästetrakt geführt, in dem ein eigenes Badehaus für die Besucher des Herrschers zur Verfügung stand.

Hier sollten die Reisenden sich erholen, waschen und neu kleiden, bevor sie später am Tag von Prinz Batsaikhar empfangen werden würden.
"Wenn Ihr irgendeinen Wunsch habt, nennt ihm einer der Dienerinnen, und sie wird ihn sogleich zu erfüllen suchen. Ich lasse Euch nun in Ruhe Euren Angelegenheiten nachgehen. Sobald Ihr fertig seid, sagt eine Dienerin Bescheid - sie wird mich informieren, und ich werde Euch dann mit den Regeln am Hofe vertraut machen."

Solitaire

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #9 am: 17.07.2023, 08:36:36 »
Als sie wieder unter sich waren, bemerkte Solitaire: "So, wie das hier abläuft, ist dieser Prinz wahrscheinlich ein ziemlicher Tyrann, der sich von seinen Untertanen nimmt, was er haben möchte. Von uns erhofft er sich dann vielleicht etwas Unterhaltung. Obwohl es hier ja daran nicht unbedingt zu mangeln scheint. Aber Fremde von so weit her kommen dann ja doch nicht oft bis hierhin. So, wie er die Wachen am Tor zurechtgestutzt hat, obwohl die nur ihrer Arbeit nachgegangen sind. Oder wie die Leute bei seinem Anblick sofort zur Seite gesprungen sind. Aber zumindest wirkte das Treiben in der Stadt ja insgesamt einigermaßen freundlich. Das lässt hoffen."

Ein ausgiebiges Bad ließ sich die Varisierin natürlich nicht nehmen, und danke ihrer Zauberkraft, konnte sie auch schnell den Schmutz und Staub der Reise von ihrer Kleidung und der restlichen Ausrüstung entfernen. Die bunten Farben ihrer varisischen Kleidung fügten sich garnicht so schlecht in das Stadtbild ein.

Mugin Sanderbarrel

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #10 am: 17.07.2023, 16:08:24 »
Ein warmes Bad nach monaten in Eis, Schnee und Schlamm. Mugin kam es wie im Himmel vor. Da ließ er sich seine Stimmung auch nicht von den Gedanken des Eidolons vermiesen, welche ihn zur Vorsicht ermahnte.

"Nun man muss ja nicht immer gleich das schlechteste Denken. Vielleicht ehren und lieben seine Untertanen ihn auch einfach so sehr," erwiederte Mugin auf Solitaires Einschätzung. "Wir sollten uns ein Bild von ihm erst machen, nachdem wir den Mann getroffen haben."

Garridan

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #11 am: 18.07.2023, 16:47:45 »
Garridan fand es jetzt nicht so schlimm, dass ihr Weg durch die Stadt zügig vonstatten gegangen war.

"Hier hat ein Herrscher seine Stadt wenigstens im Griff" murmelte er etwas leiser, da er wenig Lust auf Diskussionen hatte. Als er dann Mugins beschwichtigende Worte hörte, nickte er still.

Er war neugierig und daher beobachtete er die Bediensteten und die Leute auf den Gängen und versuchte sich einen Reim auf ihr Verhalten zu machen[1].

Auch er nahm ein Bad und wollte gerade nach einem Humpen Bier fragen, als er es sich anders überlegte. Es kam sicher nicht sehr gut an wenn er nicht bis zum offiziellen Teil des Abends wartete.
Danach versuchte er seine Kleidung so gut wie möglich zu säubern. Nun ärgerte er sich, dass er seine Stadtkleidung nicht mitgenommen hatte. Als er merkte, dass er nicht sehr erfolgreich war und sah, dass Solitaire ihre Magie dafür nutzen konnte, ging er zu ihr.

"Sag mal, hast du vielleicht auch ein bisschen von deiner Magie für meine Klamotten übrig? Ich bin überhaupt nicht für so einen festlichen Anlass ausgestattet. Ich würde dich ja dafür heute Abend zu einem Bier einladen, aber vermutlich hat der Herr des Hauses besseres zu bieten. Aber vielleicht in der nächsten Stadt."
Er versuchte etwas hilfsbedürftig auszusehen, aber Solitaire war sicher zu schlau, um darauf hereinzufallen. Aber vermutlich würde sie ihre Magie heute nicht für andere, wichtigere Dinge benötigen würde und daher hoffte er auf ihr Hilfe.
 1. Motiv erkennen 29
« Letzte Änderung: 18.07.2023, 16:57:11 von Garridan »

Solitaire

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #12 am: 18.07.2023, 17:09:56 »
"Er hatte doch auch angeboten, dass es hier frische Kleidung gibt. Da findet sich doch bestimmt etwas Passendes. Aber natürlich kann ich auch Deine Reisekleidung etwas auffrischen," antwortete Solitaire und machte sich auch gleich daran, Garridans Kleidung ebenfalls mittels ihrer Zauberkraft zu reinigen. Schließlich war ein gutes Auftreten etwas, was man nicht vernachlässigen sollte. Wer konnte schon wissen, was dieser Herrscher wirklich für einer war, aber offensichtlich legte er Wert auf derlei Etikette.

Garridan

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #13 am: 18.07.2023, 18:12:43 »
"Ja, aber wer weiß, in was sie uns da stecken wollen. Ich möchte jedenfalls auch in den eigenen Klamotten auf die Straße gehen können, oder als Strauchdieb verprügelt zu werden. Danke!"

Garridan war wirklich gespannt, wie es weiter gehen würde - und was sie sich überziehen sollten.
« Letzte Änderung: 18.07.2023, 18:13:11 von Garridan »

Mondragor

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Kapitel 4: Der Geisterwald
« Antwort #14 am: 30.07.2023, 12:42:29 »
Just in diesem Moment erschien Chua wieder im Gästetrakt und zeigte dabei sein breitestes Lächeln. „Ich habe euch Kleidung für den Empfang mitgebracht.“ deutete er auf mehrere Stapel mit Stoffen, die sich wie von Geisterhand zu bewegen schienen - bei genauerem Hinsehen jedoch wurden sie von Dienerinnen und Dienern getragen, die darunter kaum zu erkennen waren.
Es handelte sich um weite, farbenfrohe Gewänder, wie sie auf den Straßen allenthalben zu sehen waren, jedoch aus deutlich kostbareren Stoffen, was selbst für Laien leicht erkennbar war.
„Ich und auch die Dienerinnen helfen euch gerne bei der Auswahl und zeigen euch, wie die Kleidung anzulegen ist.“ verkündete Chua fröhlich. „Bevor ihr auf seine Großzügigkeit trefft, möchte ich euch allerdings noch einige Verhaltensregeln mitgeben: Wenn ihr den Thronsaal betretet, dürft ihr seine Herrlichkeit nicht ansehen, bevor er es euch erlaubt. Nähert euch dem Herrscher in tief gebückter Haltung, bis er euch erlaubt, euch zu erheben. Auch das Wort erheben dürft ihr erst, nachdem der Herr euch eine Frage gestellt hat.
Ihr seht, die Regeln sind einfach und sinnvoll, denn seine Herrlichkeit, Prinz Batsaikhar, hat sie höchstpersönlich aufgestellt.“

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