"Diener?", echauffierte sich Garridan, und auch Mugin warf dem Mann einen bösen Blick zu. "Keiner von uns ist ein Diener; wir folgen unserer Freundin Ameiko aus freien Stücken, um diesen Usurpator vom Thron zu stoßen."
Garridan stockte kurz und schien für einen Moment erschrocken über sich selbst, beruhigte sich aber schnell wieder.
"Nun ja, Ameiko sagte, wir können offen sein. Jetzt weißt du, was wir vorhaben. Am Abend schauen wir uns an, welche Feste dieser Prinz zu unseren Ehren ausrichtet, doch tagsüber sollten wir uns einerseits darum kümmern, unsere Ausrüstung aufzufrischen und vielleicht aufzubessern, andererseits benötigen wir vor allem Informationen. Eine Karte, die den Weg von hier nach Minkai zeigt, wäre wohl zunächst das Wichtigste. Du selbst stammst doch aus Minkai, kannst du uns nicht hinführen?"
Diese Frage jedoch musste Sābanto verneinen. Sicherlich hatte er ein grobes Verständnis dafür, wo sich Minkai befand, aber er selbst war nicht freiwillig und nicht immer auf eigenen Füßen hierher gereist. Was er wusste, war, dass zwischen Minkai und dem Rest Tian Xias der Geisterwald lag, und dass dieser Wald verwunschen war.
Nachdem sich Sābanto und der Rest der Gruppe etwas näher beschnuppert hatten, führte er sie weiter in das Zentrum der Stadt, wo der zentrale Hauptmarkt, der sogenannte Seemarkt, sich befand. Den Namen hatte dieser, nicht unerwartet, von seiner Lage an einem mittelgroßen See, an dessen Ufern sich die Stadt erstreckte.
Das Treiben hier war noch bunter und lauter als in dem Teil der Stadt, den sie bisher zu Gesicht bekommen hatten. Es war schwierig, sich durch die Menschenmengen zu manövrieren, wobei das Eidolon hier einen großen Trumpf darstellte: Sobald die Leute Mugins Begleiter sahen, öffnete sich meist eine kleine Schneise, und so kamen sie den Verhältnissen entsprechend sehr gut voran.
Solitaire hatte auf ihrer Liste vor allem den Kauf und Verkauf von Schätzen und magischen Gegenständen stehen, und Sābanto hatte auch eine Idee, wo solche Geschäfte am besten abzuschließen waren. Zunächst jedoch suchten sie nach einer Karte, und ihr neuer Begleiter führte sie zielstrebig zu einem Marktstand, in dessen Inneren sie etliche Pergament- und Lederrollen erblickten, sowie einige ausgestellte Landkarten.
Solitaire und die anderen ließen sich alles an Karten zeigen, was die Strecke nach Minkai beinhaltete, doch sie mussten schnell feststellen, dass das Angebot eher dürftig war. Entweder die Karte war offensichtlich so grob und ungenau, dass sie ohnehin nicht viel mehr als die grobe Himmelsrichtung darauf ablesen konnten, in die sie Reisen mussten; oder es handelte sich um detailreichere Karten, die aber jeweils nur kleine und vermutlich für die Reise nicht einmal relevante Ausschnitte zeigten. Der Geisterwald selbst schien ein Buch mit sieben Siegeln zu bleiben.
Während sie sich mit dem Besitzer des Standes unterhielten, bemerkten sie nicht, dass sie bereits eine Weile von einer fein gekleideten Elfin beobachtet wurden, die sich ebenfalls einige Karten am gleichen Stand angesehen hatte. Die Frau hatte - wie die meisten Elfen - ebenmäßige Gesichtszüge, die umrahmt waren von langen, silbernen Haaren, und ihre in Grüntönen gehaltene Garderobe deutete darauf hin, dass sie nicht unbedingt einer körperlichen Arbeit nachging.