Xim, dessen Gefühl für Poetik ungefähr dem eines durchnittlichen Vorschlaghammers entspricht, hatte die ihm ziemlich sinnfrei vorkommenden, rhythmischen Äußerungen des Priesters als eine Art Zauberspruch interpretiert und sich gewundert, dass dieser scheinbar keinen Effekt hatte. Er ist zunächst missmutig ob der erfolglosen Suche, aber ein paar Spüche später fühlt er sich jetzt doch deutlich besser motiviert und voller Tatendrang - fast wie nach einem Lied der Bardin.
Als er die Warnung des Priesters hört, stürzt er gleich zum Fenster.
"Tatsächlich, Warforged. Und gleich eine ganze Kampfgruppe, sieht gut organisiert aus. Keine fleischlichen Lebewesen dabei - komisch, das werden doch nicht Leute von diesem verrückten Lord of Blades sein? Sind wir schon so nahe an den Mournlands? Vielleicht auch nur Räuber? Oder Verbündete von Lucan? Einerlei, sie scheinen nicht in friedlicher Absicht hier zu sein." Xim dreht sich um und meint zu den anderen:
"Ja, das sieht nach Ärger aus. Lasst uns ihnen entgegen gehen, falls sie Lucan aus dem hinteren Zugteil abholen wollen!"Sind eure
Herzen aus Eis geschnitten?, richtet Ein eine Gedankenfrage an die anderen, als er sich vom Fenster abwendet und auf den Boden zurückspringt. Zuerst sieht er den Kriegsgeschmiedeten, dann Daal Garden, und bejaht seine eigene Frage.
Aus Eis, oder Schlimmerem.Es ist wieder die Zeit da, die ihm nicht mehr gehört, nur den Söldnern. Gegen das Gefühl des Gleichmuts anzutreten, ist unnötig. Die Söldnerzeit kann es ihm nicht einflößen, da er sich dieses Mal schon vor ihrem Beginn nicht anders gefühlt hat, als sonst mitten darin.
Den Speer kettenklirrend herausnehmend, schiebt er mit dem Fuß die Abteilstür beiseite und stapft hinaus, ohne sich zu verabschieden.
Vielleicht hat er diese Banditen mit seinen Gedanken hinzugerufen. Dass sie ihm Recht kämen, kann er zwar nicht sagen. Allein zu denken, dass sie Unrecht kämen, wäre aber des Betrugs an ihm selbst zuviel.
Sowohl Eins Rezitation, als auch seinem Zeilenmord, hatte Gorislava mit undurchdringlicher Miene beigewohnt, bis sie sich schließlich abgewendet hat. Denn in den kurzen Augenblicken, der Ruhe vor dem Sturm, hat eine tiefe Trauer sich ihrer bemächtigt.
"Warum mag ich seine Strophen nicht hören? Warum will ich beflügelte Träumer hassen? Weil ich an dich denken muss, geliebte Schwester!..."Sie weiß selbst nicht, woher sie den Eifer und das Feuer nimmt, das sie nun durchflutet; wie eine losgelassene Sprungfeder erhebt sie sich, mit dem Eisenarm krallenartig nach dem Bogen fassend, der bisher friedlich an eine Wand gelehnt geruht hat. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt ihr die Warnung des Heilers, selbst wenn sie keinen Grund hat, daran zu zweifeln.
"Sie reiten in ihr Verderben! Sie sollen fallen, für Zarina!" Fast erschrocken über derart überschäumende Mordgelüste, verfolgt Gorislava mit den Augen, wie sich Ein und Xim zum Abteilausgang wenden.
"Ja, Xim, recht habt Ihr," versetzt sie, kaum mehr im Stande, sich ruhig zu halten.
"Was? Wie? Kriegsgeschmiedete?" Nimble blickt erschrocken auf, er war in Gedanken verloren und gar nicht bei der Sache. Doch die Ablenkung kommt ihm gerade Recht, hatte er doch den ganzen letzten Tag mit seiner Forschung verbracht und Notizen von neuen Ideen aufgeschrieben. Etwas Abwechslung, ja, danach fühlt er sich nun. Er will etwas in die Tat umsetzen... und so springt er auf, zieht seine Armbrust aus dem Rucksack und folgt den anderen zum hinteren Wagenabteil.
Vier der neun Kriegsgeschmiedeten scheinen den Zug nicht im hinteren Abteil zu betretten sondern reiten im vollen Galopp am Zug entlang nach Vorne.
Bis in die Passagierwagen vorgestoßen, drängt ein die anderen Fahrgäste beiseite, um den nächsten Waggon zu erreichen. Seit er die ersten Stimmen gehört hat, hat er mit der Suche nach einem Satz begonnen, den er an die Leute richten könnte - eine Warnung, oder auch nur ein Zeichen, das er hier ist - , ist aber schon durch den Wagen, bevor ihm ein geeigneter in den Sinn kommt. Er hält auf der Schwelle des Wagens an, um sich umzudrehen, und eine letzte Möglichkeit zu bekommen. Als er hinter sich Xim anstürmen sieht, verwirft er seine Absicht. Leichter ist es, Worte für den Krieger zu finden.
"
Könnten diese nicht eure Brüder sein, Väter, oder Schwestern?", fragt er, als er sich schon wieder umgedreht hat.
Alles setzt sich in Bewegung - und Gorislava, die Einzelgängerin, ist plötzlich ein Teil von
Allem. Das Stakkato des Herzschlags übertönend, erschallen ihre eiligen Schritte über den metallenen Boden.
Die Tür des Waggons, welcher den Abenteurern zugeteilt wurde, klappt auf und wieder zu, daraufhin auch die Tür des Nächsten - und als die Karrn den Gang betritt, den ihre zeitweiligen Gefährten bereits entlang laufen, weilt auch der Schatten ihrer Furcht und ihres Zorns neben ihr, stumm und treu.
Xim wendet sich im Laufen dem Priester zu. Endlich eine Frage die versteht, und unter der Wirkung des erhebenden Zaubers fühlt er sich selbstbewusst genug, eine womöglich kontroverse Anwort zu geben. Wie gut dass er nicht außer Atem kommen kann.
"Irrelevant. Ich definiere meine Familie durch Handlung, nicht durch Herkunft. Meine Kameraden sind meine Familie - was macht es schon, dass viele meiner Art in der selben Schmiede gemacht wurden? Man hat sie an unterschiedliche Armeen verkauft, und ich habe viele von ihnen zerstört. Ich habe nie verstanden, dass ihr Leibgeborenen immer so ein viel Aufhebens um eure Herkunft macht." sagt Xim, während er weiter durch den Korridor stampft.
Nimble geht lieber auf Nummer sicher. Zwar fühlt er sich äußerst zuversichtlich und motiviert, doch gegen so viele Warforged, da klingeln bei ihm alle Alarmglocken. Er hat gesehn, was sie in der Lage sind anzurichten und dass sie schnell
abgeschaltet werden müssen.
Die Kriegsgeschmiedeten welche auf den Pferden verblieben sind eilen im Streckgallop den Zug entlang.
Im Innern arbeiten sich die restlichen Kriegsgeschmiedeten durch die Abteile nach vorne. Bisher scheinen sie jedoch niemanden zu bedrohen.
Ein kann den Anführer durch die Fenster der Wagentüren ausmachen.
Er scheint den Passagieren einen Zettel zu zeigen, woraufhin diese nur den Kopf schuetteln. Einer zeigt jedoch nach vorne in Eins Richtung.
Der Kriesgsgeschmiedete nickt und gibt seinen Leuten ein Zeichen, woraufhin sich alle in Bewegung setzen.
Ein, durch den Kriegsgeschmiedeten an die eigene Heimatlosigkeit erinnert, brummt nur zustimmend, bevor er seine Hatz fortsetzt. Auf erschreckende Weise mögen ihm die Metallmänner ähnlicher sein als viele der Menschen, oder zumindest nicht so verschieden, wie er angenommen hat.
Fast will er innehalten, als er sieht, wie der Anführende der Feindkrieger statt eines Gemetzels nur ein Frage beginnt, die er nicht verstehen kann. Er kann nur erkennen, wie der Soldat durch den Wagen gewiesen wird.
Ob sie den Untoten auch verfolgen? Und wäre das schlechter oder besser?Mit einigen Schritten ist er am Wagenende und verstellt den Ankömmlingen das weitere Vordringen, nicht im Mindesten beruhigt. Er fasst den Speer stoßbereit, als er dem gepanzerten Kriegsgeschmiedetenführer entgegenruft: "
Wessen Kopf wollt Ihr? Den des Klingenräubers?"
Im Innern fürchtet er, dass die Antwort eine Beliebige sein könnte, und dass sie nicht verhindern wird, dass das bewaffnete Monster auf ihn stürmen wird.
Xim hetzt dem Priester hinterher, der in seiner leichten Rüstung schneller zu Fuß ist. Mit etwas Sorge blickt er links und rechts aus dem Fenster - noch sind keine Reiter zu sehen, sie schienen also nicht viel schneller als der Zug voranzukommen. Gut, dieses Problems kann er sich später annehmen.
Gekonnt wirkt der Tüftler eine Infusion auf seine Rüstung, die kurzzeitig zu schimmern beginnt, fast flüssig erscheint, und dann aber wieder ihre feste Form annimmt. Dann begibt Nimble sich weiter nach hinten in den Zug.
Wie um ihren eigenen Atem und Herzrhythmus zu überholen, stürzt Gorislava voran, durchquert binnen weniger Augenblicke den Gang und findet sich auch schon im nächsten Waggon wieder, wo sie das Tempo kein Stück senkt und, begleitet vom durchscheinenden Schattentier, immer weiter rennt.
Die Tür des Abteils öffnet sich und die Kriegsgeschmiedeten stuermen in das Abteil.
"Was soll denn das?" blefft der Anfuehrer Ein und Xim an.
"Steht hier doch nicht im Weg rum! Los mach Platz du Fleischsack!" beendet der Metallmann seine Ausführugnen an Ein gewandt.
Xim ignoriert die Beleidigung seines Kameraden und kommt dem feindselig dreinblickenden Priester mit einer Antwort zuvor.
"Ihr habt eine ungewöhnliche Art, einen Zug zu betreten, aber bestimmt keine Fahrkarten, oder? Bleibt friedlich und sagt uns was ihr wollt, sonst sehen wir uns gezwungen den Schaffner zu rufen!" meint er in einem plötzlichen, durch die seltsame Situation hervorgerufenem Anflug von Sarkasmus.
Keuchend rennt der kleine Gnom den andern hinterher, kann aber nicht mit ihnen mithalten und verliert sie irgendwann aus den Augen.
"Oh oh. Wartet doch auf mich...", ruft Nimble ihnen verzweifelt nach und bedauert, so gerne gut und viel zu essen...