Während Xiara und Gilthas ihr Schuhwerk noch einmal neu schnüren, und den Sitz ihrer Schwerter und Dolche kontrollieren, treten die letzten zugelassenen Teilnehmer ein, bis eine Schranke geschlossen wird, das Wachhäusschen das Fenster schließt und zwei stämmige Soldaten den Eingang dicht machen. Die letzten Interessenten ohne Voranmeldung ziehen von dannen und schmieden Pläne wie sie das Gesparte nun anderweitig investieren könnten. Allesamt rechtzeitig am Wachhäusschen waren allerdings die Drängler, die sich nun relativ unauffällig zu siebt zwei der kleinen Bänke teilen. Aus zwei Männern und fünf Frauen besteht die Gruppe. Gekleidet sind sie in ordentliche blauschwarze Kettenhemdgarnituren, geziert von einem Wapppen, dass zwei gekreuzte Stieläxte und eine rote Dornenblüte zeigt. Sofort verharren Gilthas Augen auf dem Wappen, das hatte er letztens erst irgendwo in der Stadt an einem Gebäude gesehen...
Die vielen emsigen Helfer auf dem Exerzierplatz haben die Aufbauten beenden allmählich ihre Aufbauten. Die Lehrlinge musternd verbleibt auf dem Platz der eindrucksvolle Ritter, die Arme hinter dem Rücken verschränkt.
Nachdem sich Boldran verabschiedet hat, geht er - wie versprochen - zurück zu Sturm, seinem Roß. "Frisch gebürstet, werter Herr Boldran, er hat auch schon ordentlich Stroh gefrühstückt. Einen schönen Ausritt wünsche ich Euch." Dem Stallburschen ist die Freude an dem stämmigen und gutmütigen Pferd anzusehen, er überreicht Boldran mit einer Verneigung die Zügel und öffnet das Tor der Stallung. "Darf ich Euch noch daran erinnern, beim Verlassenen der Stadtmauern Euer Gastpergament abstempeln zu lassen - diese Stadtwachen machen beim Kassieren keine Ausnahmen." verlegen lächelt der Stallbursche. Boldran zieht sein sorgfältig gefaltetes Stück Pergament aus der Tasche, er hatte es bisher nicht angeschaut. Er nickt dankbar für den Hinweis und bricht auf, schon wenige Minuten später atmet er die Luft des Landes, wenige Meter hinter den Stadttoren begrüßt ihn kristallklare Wintersluft, strahlende Morgensonne auf sanft rollenden Hügeln und der Anblick einiger Bauern, die dem zähen Boden noch einige Grünkohle und Lauch abringen.
Burth führt sein Weg nach Süden, vorbei am alten Steinbrunnen vor dem eindrucksvollen Haus des Hafenmeisters, welches nicht nur die davor liegende Reihe der einfachen Behausungen der Hafenarbeiter übertrohnt, sondern auch die Hallen der Kontoren, die direkt an den Piers liegen, und dann nach Westen, dem Javan entgegen. Nördlich des Cryllorschen Hafens verkehren nur noch kleinere Fischerboote und Personenschiffe, die einige Wagen und Wanderer über den größten Fluss der Flanaess schippern. In dieser Jahreszeit haben besonders die Fischer Hochkonjunktur, zumal die Handelsschiffe auf Grund der politischen Situation um den südlichen Javan die Hafen Cryllors weniger frequentieren. In der Hafenstrasse säubern Burschen die Wagenspuren und Mädchen schrubben Deckböden und flechten Seile. Unter Burths Blicken verlassen einige Schiffe den Hafen und begeben sich auf die Fahrt an der Insel des Kummers vorbei und nach Süden. Die Ladung einiger pünktlicher Fischerboote wird auch schon gelöscht und in Schubkarren, Fässern und Kisten zu den Kontoten oder direkt zu den Märkten gebracht. Am südlichen Ende des Piers entdeckt der alte Bootsmann hinter Büschen und unter Sträuchern eine Häuserruine. Tragisch, das muss ein wahrhaft stattliches Gebäude gewesen sein.
Kognoskula und Dimble trinken noch genütlich ihren Grüntee aus während sie darüber grübeln, wie sie wohl in die Bibliothek kommen. Zweifelsohne ist sie am heutigen Sonnentag geöffnet, jedoch werden die grundsätzlichen Einlassbedingungen noch immer die selben sein. "Ich würde gerne einmal Mitglied in einer Gelehrtengilde sein, jedoch nehme ich an, dass die Inauguration nicht unmittelbar absolviert werden kann, sondern ein womöglich langwieriger Prozess ist. Nun ich schlage vor, wir gehen erst einmal dorthin, vielleicht lassen die nette Dame am Empfang und die Wachen dort ja doch einmal eine Ausnahme zu. Oder hast Du einen besseren Vorschlag?" denkt Kognoskula laut nach. Währenddessen scheint unverkennbar der Marktschreier zum Frühstück eingetreten zu sein, ein kurzes Raunen geht durch die große Stube und einige Leute setzen sich zufällig an einen anderen Tisch. Elmoff der Schreier, ein ansehnlicher Spätzwanziger mit Pferdeschwanz gerobt in blaue Samtgewänder, setzt sich an einen runden Ecktisch zu einer Frau und zwei Männern, offenbar seinen Freunden. Dem Treiben um ihn herum schenkt er keinerlei Aufmerksamkeit, sondern nickt nur einmal ausdrucksstark Otumwilla zu, die dies sogleich mit einem Winken erwidert.