In diesem Moment erhob sich der Baron, der immer ungeduldiger werdend abwechselnd zur Tür geblickt und einen Kelch Wein nach dem anderen hinuntergeschüttet hatte. Nach einem letzten Blick zur Tür schüttelte er unwillig den Kopf und läutete mit einem kleinen Messingglöckchen.
Sofort eilten die Bediensteten herbei und begannen , die Speiseplatten und das Geschirr vom Tisch zu räumen. Kurz darauf kehrten sie zurück, und stellten vor jeden der Anwesenden eine Schale mit klarem Wasser, neben das sie ein weißes Leinentuch legten. Nachdem sie die Becher der Gäste wieder gefüllt hatten, verließen sie auf einen Wink Joaquins hin wieder den Raum.
Der Baron erhob , schon etwas rotwangig ob des genossenen Weins, seine Stimme.
Liebe Freunde, es ist an der Zeit, Euch mitzuteilen, warum ich Euch hergebeten habe. Doch lasst mich zuerst diese beiden Herren hier neben mir vorstellen. Dieser hier – er zeigte auf den jungen Mann, der ihm so ähnlich sah – ist mein Schwestersohn und Alleinerbe Lysander, und dieser – er nickte dem alten Mann, der daraufhin in seinen Stuhl hineinzukriechen wollen schien, freundlich zu – ist Borden, ein Landarbeiter aus dem nahe gelegenen Dörfchen Distel. Diese beiden sind der Grund, warum ich Euch heute Abend zusammengerufen habe. Doch bevor ich weiterspreche, bitte ich Euch, anzuhören, was der gute Mann uns zu erzählen hat.
Auf einen Wink hin erhob sich der alte Mann und begann mit zunächst zittriger, dann aber immer fester werdenden Stimme zu erzählen:
's ist so, ihr Leute, dass vor drei Wochen unser ganzes Dorf krank g'worden ist. Männer, Frauen, Kinder und auch wir alten Leut' – keiner is' nicht verschont worden. Wir ham tagelang im Bett geleg'n, und 's ist ein Wunder, dass keiner nicht gestorben ist. 's hat paar Tage gedauert, bis die meisten von uns wieder auf die Felder konnten – Ihr wisst b'stimmt, dass bald die Ernte ist, da muss jeder mit anpacken tun.
Das is' aber nicht das Schlimmste nich' gewesen. Die Krankheit ist zwei Tage alt gewesen, als ein Goblin – Belig tat er sich nennen - in unser Dorf gekommen ist. Hat sich auf unsern Dorfplatz gestellt und zu Schrei'n angefang'n. Er hätt' uns die Krankheit gebracht, hat er gesagt.
Dann ist er von Haus zu Haus gelaufen und tat die Leut' verspotten, der Lump. Ein paar hab'n Widerworte gegeben, da hat er sie richtig übel verprügelt. Dann hat er Tribut verlangt, Korn, Bier und Viehzeugs und all sowas, und hat gedroht, er würd' uns noch viel schlimmere Krankheit bringen, wenn wir nicht gehorchen täten. Die Pest hat er uns versprochen, wenn wir nicht gehorchen würden oder ihn reinzulegen versuchen täten.
Ja, so war das, und deswegen bin ich hierhergekommen, um den Baron um Hilfe zu bitten.
Nachdem Borden geendet hatte, setzte er sich schwer atmend wieder auf seinen platz zurück. Der Baron dankte ihm, dann hob er wieder an zu reden:
Ihr ahnt nun sicher schon, um was ich Euch bitten werde. Distel mag zwar nur ein kleines Dorf sein, aber von dort kommt ein Großteil des Getreides, von dem sich die Region hier ernährt. Wir können uns weder leisten, die Ernte auf den Feldern verfaulen zu lassen, noch können wir sie einem dreckigen Goblin überreichen.
Diesem Treiben muss sofort ein Ende gemacht werden. Abgesehen davon muss mein Neffe auf einer wichtigen Mission durch Distel durch gen Norden reisen, und Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass es mir gar nicht gefiele, ihn in eine mögliche Gefahr zu schicken. Da die Bewohner Distels außerdem immer noch zum Teil mit der Krankheit zu kämpfen haben, muss Medizin dorthin geschickt werden.
Ich bitte Euch also um folgendes: Reist nach Distel und übergebt die medizinischen Güter, die ich Euch mitgeben werde, dem dortigen Gutsherren Jern. Und setzt bitte dem Treiben dieses Goblinabschaums ein Ende, sofern Ihr dies vermögt. Ihr seid die einzigen verfügbaren Personen, die die Fähigkeiten und die Kraft haben, auch mit einer grösseren Schar Goblins fertigzuwerden. Denn ich glaube kaum, dass ein einzelner Goblin die Kühnheit besässe, eine solche Erpressung durchzuführen.
Lysander wird solange in Distel bleiben, bis Ihr zurückkehrt, um dann seine Reise fortzusetzen. Ihr aber kehrt zu mir zurück, Eure Anstrengungen sollen nicht unbelohnt bleiben. Nun, was sagt Ihr? Seid Ihr dabei?
Erwartungsvoll schaute Baron Joaquin Aulbes in die Runde.