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Autor Thema: [IC] In Rans Händen, in Freyrs Herzen  (Gelesen 32780 mal)

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Meshimir

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[IC] In Rans Händen, in Freyrs Herzen
« Antwort #120 am: 22.08.2006, 01:07:02 »
"Du? Hel selbst verschafft uns die Freude," murren einige der Seefahrer bei Ulfgars Anblick. "Was hast du da überhaupt verloren? Andererseits, wenn wir dich auf der Insel absetzen, geisterst du nicht mehr um unser Dorf herum." Kaum einer zeigt sich erfreut, den geheimnißvollen Wolfsmann an Bord des Bootes zu begrüßen, doch ihn verjagen tut auch niemand, denn auf hoher See zählt jede helfende Hand.

Nachdem er sichergestellt hat, dass er für alles Nötige gesorgt hatte, watet auch Edrik voller vorfreudiger Spannung durch das seichte Wasser auf das kleine Schiff zu. Mit Gunthars und Thorbjörns Hilfe gelangt auch der kurzbeinige Zwerg hinein. Am Ufer verabschieden sich die Segler von ihren Familien, alles andere als Entzückung steht den Ehefrauen, Müttern, Kindern und anderen Verwandten in die Gesichter geschrieben, die ihre Familienoberhäupter in rauhes Wetter und unruhige See verabschieden.

Auch Brandur ist anwesend, er schlichtet Zank und Mißmut sogut er kann und bittet die Asen, die Wanen, und sogar die Thursen, allen zuvor die launische Ran, um Segen und Wohlwollen für die Männer, welche nun ins Meer stechen. "Fahrt wohl, Njørðr wache über euch, auf dass ihr Gröneinkland bald erreicht. Denkt daran, wir alle brauchen den Rat der dortigen Weisen, wenn wir den kommenden Winter und Frühling wohlauf überstehen wollen! Fahrt wohl, Kinder Mjodheims!"

Edrik

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[IC] In Rans Händen, in Freyrs Herzen
« Antwort #121 am: 27.08.2006, 15:48:00 »
"Hab, Dank, Brandur, für die guten Wünsche. Wir werden Erfog haben, und spätestens zum Julfest sind wir zurück! Bratet ein Schwein für uns, und trinkt nicht allen Met!" Mit einem breiten und nur für seine engsten Freunde als gezwungen erkennbaren Grinsen schwingt er sich in das Boot, verstauht seine Waffen und das wenige Gepäck, überprüft schnell ein letztes Mal die Takelage.

Wenige Augenblicke später sitzen alle Mitreisenden in dem so nah am Ufer nur sanft vom Schwell bewegten Boot, das einzelne Rahsegel fällt, wird festgezurrt, getrimmt, füllt sich knatternd mit dem stetig wehenden Wind - und die grosse Fahrt beginnt, Mjodhem versinkt langsam hinter dem Horizont, und die Reisenden finden sich schnell in der monotonen Routine einer Seereise unter dem blassblauen Herbsthimmel wieder.
Spürst Du den Nordwind? Er riecht nach... Heimat.

Meshimir

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[IC] In Rans Händen, in Freyrs Herzen
« Antwort #122 am: 29.08.2006, 23:27:55 »
Vom leise plätschernden Regen und von hungrigen Möwen traurig besungen, gleitet das Boot zunächst langsam, doch dann als der Wind das Segel füllt merklich schneller seinem Ziel entgegen. Dafür sorgen nicht nur die älteren erfahrenen Seeleute wie Gunthar oder Thorbjörn, sondern auch der von Tatendrang erfüllte Edrik. Endlich in seinem Element, weiß er sich trotz des unfreundlichen Wetters stets zurechtzufinden, auch hilft er kräftig mit, das bleischwere Regenwasser aus dem Schiff zu schöpfen.

Was den beschäftigten Männern und dem eher in sich verschlossenen Liedermacher entgeht, bemerken bald Edrik, Thorir und sogar Ulfgar, der seine Umgebung nur halbwegs wahrnimmt, in Gedanken an seinen zurückgelassenen Gefährten versunken - zwischen den Fässern und Säcken schimmert eine verräterische goldene Haarsträne...

Edrik

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[IC] In Rans Händen, in Freyrs Herzen
« Antwort #123 am: 30.08.2006, 13:04:46 »
Edrik, eifrig mit der Handhabung des Bootes beschäftigt, runzelt kurz seine Stirn. "Also ist sie doch dabei - verdammt, was sollen wir mit ihr machen?" Nichtsdestoweniger arbeitet er weiter, um unter den Älteren keinen Verdacht aufkommen zu lassen, und manövriert sich unauffällig in die Nähe Thorirs, um diesen ansprechen zu können. Er murmelt: "Schau mal unauffällig zwischen die Fässer im Bug. Was sollen wir mit ihr machen?"
Spürst Du den Nordwind? Er riecht nach... Heimat.

Thorir

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[IC] In Rans Händen, in Freyrs Herzen
« Antwort #124 am: 09.09.2006, 18:30:47 »
Thorir versucht ruhig zu bleiben und zwingt sich, der Unauffälligkeit halber, nicht sofort hinzusehen. Als er doch kurz hinüberblinzelt und die Haarsträhne entdeckt spürt er wie er gegen seinen Willen rot wird. Er unterdrückt nur mit Mühe den Drang zu Solveig zu gehen und wendet sich wieder Edrik zu.
"Sobald wir zu weit weg vom Land sind um umzukehren kann sie aus ihrem Versteck kommen. Bis dahin sollten wir aber dafür sorgen dass sie keiner sieht!" raunt er.
Der Schmächtige stößt sich von der Reling ab und geht hinüber zu den Fässern mit Süßwasser und Wegzehrung. Von beidem nimmt er etwas mit und begibt sich unauffällig in Richtung Versteck.
Dort angekommen stellt er die Sachen wie beiläufig auf das Fass hinter welchem er Solveig weiß. Als Thorir ihre goldene Haarsträhne sieht kann er nicht wiederstehen und streicht sie zärtlich beiseite. Mit dem Rücken zu Solveig stehend wandert seine Hand hinter den Kisten über den Kopf, die Stirn, die Wangen und die Lippen der jungen Frau.
Er schließt die Augen, reißt sich dann jedoch unter größten Qualen wieder zusammen, drückt kurz noch Solveigs Hand und entfernt sich dann wieder vom Versteck. Vorsichtig, seine Aufregung zu überspielen versuchend, blickt er sich um und hofft dass niemand etwas bemerkt hat.
Fürs Erste musste sie noch ein Geheimniss bleiben...
"Kannst du mir das Messer reichen...?"

Meshimir

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[IC] In Rans Händen, in Freyrs Herzen
« Antwort #125 am: 11.09.2006, 22:17:40 »
Der Schmale muss sich gehörig zusammenreißen, um bei dem plötzlichen feurigen Kuss, den Solveig auf seine Hand drückt, ruhig zu bleiben. "Wo sind wir, Thorir? Wie weit?", vernimmt er geflüsterte Worte, die vom Lärm des Wassers und des Windes beinahe verschluckt werden.

Edrik hingegen stellt fest, dass die Stelle, an welcher man laut Egil den Kurs tunlichst ändern sollte, nicht mehr weit entfernt liegt - sein hervorragendes Zeitgefühl, das er scheinbar von seinem Vater geerbt hat, hat dem jungen Seemann schon mehrmals in seinem Leben geholfen.

Thorir

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[IC] In Rans Händen, in Freyrs Herzen
« Antwort #126 am: 12.09.2006, 19:52:21 »
Kurz blickt sich Thorir fahrig um und erkennt die kleinen Felseninseln vorraus während die Männer das Wendemanöver vorbereiten.
"Etwa bei 'Sædis' Klauen'." raunt der Schmächtige zurück.
"Hab noch etwas Geduld, bald dürften wir weit genug weg sein..."
Der junge Mann zwingt sich seine Hand behutsam wegzuziehen, er hat Angst dass einer der Seemänner misstrauisch werden könnte.
Bevor er sich wieder in Richtung Bug begibt beugt er sich nocheinmal, scheinbar etwas suchend, in Richtung der Fässer.
"Ich liebe dich." flüstert er tonlos und wendet sich zum gehen.
"Kannst du mir das Messer reichen...?"

Edrik

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« Antwort #127 am: 15.09.2006, 21:35:54 »
Edrik mustert den Horizont aufmerksam, wirft einen schnellen Blick auf Thorir, der leicht entrückt am Bug des Bootes steht, und sagt dann laut: "Ich denke, wir sollten bald wenden. Wir nähern uns de Stelle, die Egil mir genannt hat."
Er vergewissert sich, dass alle euinen festen Halt haben, dann signalisiert er dem Rudergänger, dass er auf den neuen Kurs gehen soll, und hantiert mit den verschiedenen Leinen, um das Segel richtig zu trimmen und das Boot nach Möglichkeit zu beschleunigen.
Spürst Du den Nordwind? Er riecht nach... Heimat.

Meshimir

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« Antwort #128 am: 17.09.2006, 20:48:44 »
Dank des Könnens der Seeleute wird das Wendemanöver rasch und sicher ausgeführt, und sollte Egil die Wahrheit gesagt haben, auf dem Ostweg liege ein unbekanntes Übel, so können sich die Männer gewiß sein, es weit zu umfahren.

"...Was bei Rans Festhalle war das denn? Schaut doch mal her!" - einige Zeit nach der Kursänderung ertönt Thorbjörns überraschter Ausruf. Der wuchtige Kerl steht an der Backbordreling und deutet auf das von Nieselregen zerfurchte Wasser. "Ach, gib Ruhe, du hast doch nur einen Fisch gesehen," winken die mürrischeren, älteren Seeleute ab, "dabei bist du ja schon lange kein Kind mehr." Mit zusammengekniffenen Augenbrauen gibt der Angesprochene schroff zur Antwort: "Wohl wahr, ich bin kein Kind und bin schon oft genug zur See gefahren! Ich sage euch, es ist kein Fisch!"

Thorir

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« Antwort #129 am: 17.09.2006, 20:57:39 »
Alarmiert dreht sich Thorir um und blick ebenfalls mit zusammengekniffenen Brauen ins Wasser.
"Wo denn? Was hast du gesehen, sag schon!"
Der Schmächtige hatte schon Geschichten über so manches Seeungeheuer gehört und hier, zwischen Rans manstollen Wellentöchtern kann man garnicht genug auf der Hut sein...
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Meshimir

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[IC] In Rans Händen, in Freyrs Herzen
« Antwort #130 am: 17.09.2006, 21:28:01 »
So sehr Thorir auch Thorbjörns Augen und Verstand vertraut, er kann beim besten Willen nichts im zitternden Wasser entdecken, nicht einmal einen wirklichen Fisch.
"Ich weiß nicht so recht, eine Schlange vielleicht, es ist da vorbeigeglitten, zwei Dutzend Armlängen weit vielleicht," beginnt der "Augenzeuge" gestikulierend zu erzählen, "wie lang es war, kann ich dir nicht sagen, aber so breit bestimmt," dabei hält er die Hände in einem Abstand von ungefähr zwei Körperbreiten auseinander, "und ich sag's dir, ich habe es wirklich gesehen!"

Edrik

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[IC] In Rans Händen, in Freyrs Herzen
« Antwort #131 am: 18.09.2006, 21:21:30 »
Edrik stellt sich zwar nicht zu den beiden anderen, um das Gleichgewicht nicht zu gefährden, aber er starrt auch ins Wasser, während sich seine Hände vergewissern, dass seine Waffen in Greifweite sitzen... "Das hat uns noch gefehlt, dass wir uns mit einer Seeschlange herumschlagen müssen," meint er leicht grimmig.
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Meshimir

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« Antwort #132 am: 19.09.2006, 00:26:36 »
Nur ein paar bebende Kreise gestörter Ruhe auf der ohnehin vom Wetter zerfurchten Wasseroberfläche sind das einzige mehr oder minder Verdächtige, das Edrik auffällt, aber sie liegen viele Längen weiter vom Boot entfernt. Wenn sich etwas dem Schiff genähert haben sollte, so lässt es jenes nun in Ruhe. "Ich hab's aber wirklich gesehen," murrt Thorbjörn. "Pass' lieber auf, dass das Boot nicht überläuft," lautet ein nicht sehr freundlich klingender Ratschlag in seine Richtung. Überhaupt scheint sich niemand über die merkwürdige Entdeckung zu scheren.

In der Tat, Stunde um Stunde vergehen, lediglich gestört von langsam immer stärker werdendem Regen, immer kälter werdendem Wind und irgendwann auch vom unaufhaltsamen Einbruch der Dunkelheit. Es verspricht eine nicht sehr angenehme Nacht für die Seefahrer zu werden - auch wenn viele von ihnen, Edrik mit eingeschlossen, an so etwas gewöhnt sind.

Edrik

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« Antwort #133 am: 19.09.2006, 21:30:32 »
Nachdem sich die Aufregung um die Schlange wieder gelegt hat und Routine eingekehrt ist übernimmt Edrik, in einen warmen Pelz gehüllt, das Ruder für seine Wache. "Zieht Euch warm an, und sammelt so viel Schlaf, wie ihr könnt!" ist sein gut gemeinter, wenn auch ein wenig barscher Rat an die weniger seeerfahrenen Freunde.
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Meshimir

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« Antwort #134 am: 24.09.2006, 23:46:37 »
Langsam aber sicher gleitet das Boot der einbrechenden Dunkelheit entgegen. Einige Männer gönnen sich, in wärmende Pelze eingehüllt, etwas Ruhe auf den Bänken, andere stärken sich mit einer kargen und spärlichen Mahlzeit. Zu Thorirs Erleichterung scheint noch niemand Notiz von Solveigs Anwesenheit genommen zu haben, auch wenn mehr als einer der Seefahrer sich an der Proviantladung bedient hat.

Der Regen lässt kein Stück nach, und die herbstliche Kälte steigert sich mit jedem Wellenplätschern - gemütlich wird diese Übernachtung wohl niemand nennen können.

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