Thema: [IC] Stillness

[Æringa]

Æringa ist ebenfalls sichtlich unruhig - sie kaut nervös auf der Unterlippe und schaut sich ständig um, als würde sie sich in die Ecke gedrängt fühlen. Ihre Aufgewühltheit lässt sich auch aus ihrem Blick ablesen.

"Und was erwartet uns jetzt? Mal wieder eine Schnitzeljagd oder irgendwelche Psychos? Die Turnierfahrt hat sich ja gelohnt... Wundervoll... Kay haben wir immer noch nicht gefunden..."

[SH-01]

Als das Taxi urplötzlich mit quietschenden Reifen eine Vollbremsung hinlegt werden die Fahrgäste rabiat aus ihren Gedanken gerissen, Nicholas' Kopf macht unsanft Bekanntschaft mit der Kopfstütze des Fahrers.
"Nur sechs Minuten, verdammt...!"
Jetzt ist auch die Ursache für die spontane Aktion des Fahrers zu erkennen: Halb auf der Kühlerhaube des liegend, steht ein abgerissener Obdachloser mit aufgedunsenem Gesicht und roter Schnapsnase vor dem Wagen. Mit beiden Händen schlägt der laut lamentierende Mann immer wieder ein großes, mit einfachen Filzstiftlettern beschriebenes Pappplakat gegen die Windschutzscheibe:
DAS ENDE IST NAH!
Wütend drückt der fluchende Fahrer auf die Hupe.
"Verpiss dich da du verrücktes Arschloch!!"
Aber der Obdachlose scheint ihn garnicht zu hören. Mit von religiösem Eifer und Schnaps verklärtem Blick ruft dieser immer wieder seine wirre Predigt:
"...dem Gläsernen Meer! Das tote Lamm wird das Buch öffnen! Sieg und Krieg, Teurung und Tod! In den Höhlen werden die Menschen sich verkriechen, der Tempel wird ausgemessen! Die Engel träufen den Zorn! Bereuet! Sünde! Das Ende naht..!"

[Mr. Parker]

Als Parker durch die Vollbremsung in den Gurt des Wagens geknallt wird hört man ihn leise stöhnen. Wow! Was ist das denn für ein Irrer!? Als hätten wir nicht genug Probleme... Jetzt auch noch Bibelzitierende Verrückte... Parkers Blick verfinstert sich.

[Nicholas]

Zum Glück war die Kopfstütze des Fahrers leicht gepolstert.
Dennoch dauert es ein wenig, bis Nic realisiert, was sich auf der Motorhaube abspielt.
Im ersten Moment hält er sich noch die Nase, welche zum Glück nicht blutet, als er am Kopf des Fahrers vorbeischaut.

Durch das halb-geöffnete Fenster hört er die Stimme des Verrückten.
"Krasser Typ.", meint Nicholas nur, als er wie gebannt auf die Person blickt, die von der Motorhaube des Fahrzeugs aus wirre Worte spricht.

Dennoch kann er den Blick nicht von ihm abwenden. Die anderen merken, wie Nic sich versucht zu konzentrieren. So, als wolle er sich das merken, was der Obdachlose spricht.

Doch dann, nach dem zweiten Satz scheint der junge Amerikaner sein Vorhaben aufgeben zu wollen. Sich an seine Nase erinnernd, lehnt er sich an seine Kopfstütze zurück und wartet, bis der Fahrer wieder beschleunigt.

[Æringa]

Æringa schreit kurz auf, als sie sich den Kopf beinahe am Armaturenbrett einschlägt. "Was sollte das?!", beginnt sie empört und richtet sich hastig die Haare, doch dann bekommt sie den Grund der gewagten Bremsaktion zu Gesicht. "Na toll, so'n dämlicher Zeuge Jehovas. Verzieh dich von der Fahrbahn, hörst du?! Es hätte 'nen Unfall geben können, du Möchtegern-Moses!", regt sich die Goth auf, und schüttelt dann resigniert den Kopf. "Einfach eklig, diese Alkoholiker..."

[SH-01]

Nocheinmal hupend und drohend den Motor aufheulen lassend drängt der Fahrer den selbsternannten Untergangsprediger beiseite und gibt dann kräftig Gas, den immernoch schreienden Mann ignorierend.
"...Babylon wird fallen! Das Ende naht! Die letzten..."
Der Taxifahrer schüttelt nur murmelnd den Kopf.
"Ja, ja, deine Mutter. Puh, Großstadt..."


23. Oktober 2006 - San Francisco, Hillside Boulevard - 11.20 Uhr

Nach einigen weiteren, verhältnissmäßig ruhigen Fahrtminuten hat das Taxi die Straßen zwischen den hohen Wohnblöcke verlassen und fährt nun durch eine ansehnliche, auf den Hügeln oberhalb der Innenstadt gelegene Vorortstraße.
Links und rechts reihen sich, meist einstöckige, Häuser aneinander, welche allerdings, entgegem dem Klischee, größtenteils aus hellem Stein und hübschen Holz gemacht sind, was wohl dem Wohlstand der hier lebenden Anwohner zuzuschreiben ist.
Dieser drückt sich außerdem durch die großen, ordentlich gemähten, Gärten und Rasenflächen, sowie die hier und da geparkten europäischen Autos aus.
Vor einem dieser Häuser hält das Taxi dann auch, nur dass bei diesem alle Fensterläden fest verschlossen sind...
"Da wären wir. Macht 21,56."

[Nicholas]

Wortlos steigt Nicholas aus dem Wagen, überlässt wieder einmal dem letzten Aussteigenden das Zahlen.

Stattdessen wendet er sich sofort dem Haus zu.
"Da scheint uns jemand zu erwarten ... oder auch nicht.", meint der junge Amerikaner, während die anderen beiden aussteigen.

"Wie man's nimmt. Wir hätten nicht vorher anrufen sollen..."

Dennoch geht Nic zielstrebig auf den Eingang zu, nachdem er sich nochmals umgesehen hat.

[Mr. Parker]

Parker steigt aus und zückt die Börse. Dann öffnet er der Goth die Beifahrertür, lässt sie aussteigen und zahlt stillschweigend. Nur ein leises knurren lässt sich vernehmen, was der Fahrer wohl als Stimmt so. verstanden haben muss.

[SH-01]

Von Nicholas angeführt nähern sich die Drei über den gepflasterten Weg, welcher sich durch den sorgsam gemähten Rasen erstreckt, der Haustür.
Das Haus wirkt sehr ruhig, die Fenster sind verschlossen, nirgendwo scheint Licht hindurch, und von innen sind keinerlei Geräusche zu hören.
Es wirkt beinahe so als wäre der Doktor nicht zuhaus...

[Nicholas]

...dennoch drückt Nic nach kurzem Suchen auf die kleine Klingel mit dem metallenen Namensschild "McFinley"  rechts von der Tür.

Dann tritt der junge Mechaniker einen Schritt zurück von der Tür und wartet darauf, dass diese geöffnet wird.

Die ganze Zeit jedoch ist er darauf bedacht, zu hören, ob etwas hinter der Tür vorgeht.

[SH-01]

Aber weder nach dem ersten, noch nach dem zweiten oder dritten Klingeln tut sich etwas, das Haus liegt wie ausgestorben vor den Besuchern...

[Æringa]

Æringa beschleicht ein grausiger Verdacht, einem Dejá-Vu nicht unähnlich. Sie zittert sichtlich und hält sich am Türrahmen fest, und schaut dann unsicher zu Richard und Nic.
"Die Szene kommt mir doch bekannt vor, euch etwa nicht?", fragt sie leise.

[Nicholas]

"Ja." ist das einzige, was Nic antwortet, bevor er sich nochmals umblickt.
Dann wendet er sich der Tür zu.
"Und da's dir schon bekannt vor kommt..." zischt Nic Æringa leise zu, als er die Tür leise aufschiebt, als gerade niemand zu den Dreien blickt.

Dann, sehr vorsichtig, tritt er in das fremde Haus.

[SH-01]

Der Anblick der sich den dreien bietet macht sie erst einmal sprachlos.
Die Wohnung ist schwarz.
Komplett und Ausnahmslos.
Nicht nur Boden, Wände und Decke sind schwarz, auch sämtliche Möbelstücke, Bilder, Spiegel, sogar Fensterscheiben und Lampen sind mit einer dicken Schicht schwarzer Farbe überzogen. Nicht ein bunter Flecken existiert noch in den Räumlichkeiten, welche nur spärlich  vom Licht, dass durch die Tür hereinfällt, erleuchtet werden, es ist als täte sich ein düsterer Abgrund hinter der Türschwelle auf der alles Licht und alle Farben verschluckt hat.
Nur ein einziger Kontrast hebt sich aus dem Meer von Dunkelheit ab: Eine aus feinen, weißen Mustern bestehende Linie ist sorgfältig, wie ein Narbengeflecht, auf den Boden gepinselt worden. Ihre dünnen, eckigen Strichen beginnen direkt vor Nics Füßen und verschwinden schlängelnd irgendwo im Dunkel. Trotz ihrer Filigranität brennt sich das schlichte Weiß hier geradezu in die Augen, die Linie scheint das gleiche Muster immer und immer wieder zu wiederholen...



Aus der grotesk umgestalteten Wohnung dringt ein eigenartiger Geruch, wie aus dem unendlich tiefen Maul eines Monstrums, mit einer schwer einzuordnenden Mischung von faulen Eiern und exotischem Parfüm am ehesten zu beschreiben...

[Nicholas]

Nic bleibt sofort stehen, als die scheinbar undurchdringliche Schwärze in dem Haus ihn berührt.
"Das sieht nicht gut aus. Und das riecht auch nicht gut." meint der junge Mechaniker sarkastisch.

Dann nimmt er seine Handykamera aus der Tasche und fotografiert so gut es geht die Schriftzeichen.

"Lasst uns die Krankenakte suchen und dann von hier verschwinden."