Dann lasst uns gehen. Ich möchte in ein Gasthaus in dem wir vor lauschenden Ohren sicher sind. In fünf Minuten sind wir da.
Tiberius geht vor euch aus der Gasse und wendet sich nach links aus dem Hafenviertel heraus. Er biegt noch dreimal ab und schon seit ihr in einer Gegend die Euch bekannt vorkommt. Irgendwo hier muss auch „Das Schwarze Schaf“ sein. Ihr wundert euch, denn um in das Hafenviertel zu kommen seid ihr auf anderen Wegen einige Zeit unterwegs gewesen. Hinter der nächsten Ecke erkennt ihr auch schon das Schild des Wirtshauses.
Als Tiberius am Wirtshaus vorbeigeht, erkennt Aerendil durch das Fenster, dass Leander bereits wieder zurück ist. Auch Leander erkennt seine Gefährten und wundert sich erst, dass sie nicht in das Wirtshaus kommen. Er eilt auf die Strasse und erkennt, dass sie jemandem folgen. Er eilt ihnen nach und erreicht sie, als sie gerade ein anderes Wirtshaus betreten wollen. Man stellt Tiberius und Leander vor und tauscht kurz die Geschichte mit den Schlägern aus. Dann setzt ihr Euch in eine ruhig geschützte Ecke und bestellt etwas zu Trinken.
Tiberius beginnt zu erzählen:Ich komme direkt zur Sache. Einer meiner Brüder ist verschwunden. Lucio kam vor sieben Tagen von einem Gang in die Stadt nicht mehr in den Tempel zurück. Ich habe schon alle Orte an denen er regelmäßig war aufgesucht und nach ihm gefragt, doch keiner hat ihn gesehen. Er scheint spurlos verschwunden zu sein. Ich habe meinen Vorgesetzten erzählt, dass er krank in seinem Haus liegen würde, was natürlich nicht stimmt, aber wenn sie erfahren, dass er einfach so nicht zu den Gebeten und zu seiner Arbeit kommt werden sie ihn sicherlich aus dem Tempel verweisen.
Er denkt kurz nach. Dann fährt er fort.
Hierfür hätten sie auch allen Grund, denn ihr kennt Lucios Vorgeschichte nicht. Vor etwa 5 Jahren, wir hatten gerade unsere Ausbildung im Tempel abgeschlossen, begann sich Lucio auf einmal seltsam zu verhalten. Er stellte ganz merkwürdige Fragen nach Dingen, die er eigentlich aus seiner Ausbildung wissen hätte müssen oder nach ganz profanen Dingen des täglichen Lebens, so als ob er z.B. ein Segelschiff zum ersten Mal sehen würde. Dabei ist er doch hier groß geworden. Nach einiger Zeit begann er heimlich in Büchern zu lesen, deren Wissen uns aufgrund unseres geringen Grades eigentlich verschlossen waren. Ich habe ihn einmal dabei beobachtet. Und offenbar nicht nur ich. Schließlich wurde er dabei ertappt, dass er in eine der verschlossenen Kammern eindringen wollte. Er wurde sofort des Tempels verwiesen. Mit wüstem Geschimpfe verließ er damals den Tempel und verschwand. Vor 10 Monaten tauchte er wie aus dem nichts wieder auf. Scheinbar geläutert und zutiefst beschämt über sein damaliges Verhalten. Nach langen Gesprächen mit dem Tempelvorsteher wurde ihm wieder Zugang zum Tempel gewährt und er wieder in unsere Reihen aufgenommen. Er durfte jedoch nicht im Tempel nächtigen, sondern musste sich ein kleines Häuschen nehmen. Über die Zeit in der er verschwunden war berichtet er auch mir als seinem besten Freund nichts. Er sagte lediglich, dass er viel gereist sei.
Und vor 7 Tagen ist er nun wieder spurlos verschwunden. Vor seinem Verschwinden berichtete er mir von dunklen Träumen die er gehabt hat. Über Träume von grauen Ebenen die von heftigen, angsteinflößenden Stürmen heimgesucht werden, von Schlangenmenschen die grausame Akte der Folterung vornehmen und von Büchern deren grausame Geschichten und Bilder zum Leben erweckt werden.. Ich mache mir Sorgen um ihn. Wollt ihr mir helfen?