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Autor Thema: Kapitel 1 - Naokos Reise  (Gelesen 15519 mal)

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Wormys_Queue

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« am: 02.06.2006, 22:15:37 »
Die Nacht zwischen Mittsommer und Schildtreff, im Jahre der wilden Magie 1372 DR

Uzima „Mondschatten“ blickte voller Sorge auf den jungen Schamanen, der völlig aufgelöst vor ihr saß. Mitten in der Nacht war sie wach geworden und hatte kaum Zeit gehabt, dem Hauch nachzuspüren, den die Anwesenheit der Geister in ihrem Zelt verursacht hatte, als Naoko in ihr Zelt gestürmt war und mit schreckgeweiteten Augen vor ihr zu Boden gesunken war. Kaum hatte er sich Zeit für die übliche Ehrerweisung gelassen, dann war es aus ihm herausgesprudelt. Seine Worte verstärkte die Kälte, die die alte Uzima in ihren Knochen spürte, und die ihr immer zuverlässig Unheil vorhergesagt hatten. Mühselig brachte sie die in ihr aufkeimende Panik unter Kontrolle und versenkte sich in eine kurze Meditation, um über Naokos Vision nachzudenken.

Nach mehreren Minuten öffnete sie die Augen. Ihre Stimme klang selbst für ihre Ohren fremd.

Ich weiß nicht jede Einzelheit deiner Vision zu deuten. Aber ich weiß, das eine ungeheure Gefahr ihr Haupt erhoben und sich nach Norden aufgemacht hat. Und ich weiß, dass diese Gefahr auch unseren Untergang bedeuten kann.

Sie schwieg kurz, dann blickte sie den jungen Geisterschamanen forschend an.

Das Du diesen Traum hattest, kann nur eines bedeuten. Du musst auf die Suche gehen, dein Schicksal und das deines Volkes sind untrennbar mit den Ereignissen verbunden, die bald im Norden stattfinden werden. Finde die Frau, sie kann dir den Weg weisen, und auch sie bedarf deiner Hilfe.

Verschmitzt grinste sie Naoko an.

Einen kleinen Rat aber kann ich dir geben. Geh nach Nimpeth. Folge der Strasse des Weins. Dort wirst du das Haus finden, dass du gesehen hast, und dort wird man dir den weiteren Weg weisen.

Dann wurde sie wieder ernst.

Geh, und erweise dich deines Erbes als würdig. Kehrst du erfolgreich zurück, werden sich in dir die Macht der Geister und das Blut der Häuptlinge vermischen. Versage, und unser Volk wird den Weg ins Vergessen antreten.

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #1 am: 03.06.2006, 01:07:05 »
Naoko hatte Tränen in den Augen. Die Angst war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

Nur langsam drangen Uzimas Worte in sein Bewusstsein. Er stellte sich vor wie es wohl wäre, dem Stamm den Rücken zu kehren und sich auf eine lange ungewisse Reise zu begeben - vielleicht eine Reise ohne Wiederkehr. Ihm wurde fast schwindelig.

Schließlich ergriff er zitternd die Hände der alte Schamanin. Er schloss die Augen und versuchte, ruhig zu atmen, doch sein Geist war immer noch in Aufruhr. Die Bilder der blutenden Frau und der Schlange vermochte Naoko nicht so leicht zu verdrängen.

Als er wieder aufsah, sprach er lautlos zu Uzima: "Ich werde meinem Schicksal mutig entgegentreten, Meisterin. Doch ich habe große Angst. Ein drohender Schatten liegt auf dem Herz des Nachtfuchses. Die Geister stellen mich vor eine schwere Prüfung und ich bin nicht sicher, ob ich dieser Prüfung schon gewachsen bin. Den Stamm verlassen ... das ist als würde man einen Baum entwurzeln." Naoko schüttelte leicht mit dem Kopf. "Was wird mich erwarten in den Ländern jenseits des Waldes? Hat sie je einer unseres Volkes zu Gesicht bekommen?"
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #2 am: 03.06.2006, 15:03:43 »
Uzima grinste ihn offen an.

Nun, ich war schon in einigen dieser Länder. Was glaubst du, woher ich weiss, wohin du dich wenden musst?  Ich sage dir, überall, wo denkende Wesen in Gemeinschaft zusammenleben, gelten die selben grundlegenden Gesetze. Andere Länder mögen sich zivilisiert und uns barbarisch oder primitiv nennen. Und doch haben sie viel aufgeben müssen, um ihre Reichtümer zu erwerben, Wissen Weisheit, und manchmal auch Ehre.

Sie kramte aus einer ihrer Taschen eine längliche, buntbemalte Adlerfeder hervor.

Hier, das hier gehörte deinem Vater. Er starb, bevor ich es ihm zurückgeben konnte, und so habe ich es für den heutigen Tag aufbewahrt. Puste die Feder von deiner offenen Handfläche und sprich "Nachtschwinge". Dann denke den Namen der Person, der du eine Nachricht übermitteln willst und denke auch die Nachricht, die die Feder überbringen soll. Die Feder wird zuverlässiger sein als jeder Vogel. Und wenn der Empfänger weiss, wie die Feder zu benutzen ist, kann er dir auf dieselbe Art und Weise eine Antwort geben

Uzima beugte sich nach vorne und flüsterte ihm ein Wort ins Ohr.

Mit diesem Wort kannst du die Feder wieder zu dir zurückrufen. Doch verrate es niemandem, denn sonst würde der Besitz der Feder auf diejenige Person übergehen, der du das Wort genannt hast. So wie es jetzt von mir auf dich übergegangen ist.

Wieder beugte die alte Schamanin sich nach vorne, nahm Naokos Kopf in ihre Hände und gab ihm den rituellen Segenskuss.

Reise morgen, und reise schnell, ich weiss nicht, wieviel Zeit dir bleibt, denn für die Geister bedeutet Zeit nichts. Wenn du Rat brauchst, weisst du wie du mich erreichen kannst.

Dann schloss sie wieder die Augen, zum Zeichen, dass das Gespräch beendet war.[/b]

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #3 am: 04.06.2006, 01:21:23 »
Noch eine ganze Weile blieb Naoko vor seiner alten Lehrmeisterin sitzen. Gedenkenverloren drehte er die schöne Feder in seinen Händen. So viele Fragen!

Doch schließlich stand er auf, warf einen letzten nachdenkllichen Blick auf die meditierende Uzima und ging nach draußen.  

Die kühle Nachtluft empfing ihn. Seine Muskeln zitterten. Ob vor Kälte, Müdigkeit oder Nervosität vermochte er nicht zu sagen. Vermutlich war es von allem ein bisschen.

Naoko schlug die Plane seines Zeltes zurück und schlüpte hinein. Mit ein paar Holzscheiten entfachte er die schwindende Glut seiner kleinen Feuerstelle zu neuem Leben. "Schenke mir noch ein bisschen Wärme, großer Geist des Feuers, und gib mir Kraft für die Aufgaben, die vor mir liegen. Der Nachtfuchs bittet um deinen Beistand."

Bald darauf hatte sich das Muskelzittern gelegt und war einer wohligen Wärme gewichen. Naoko danke dem Feuergeist und ging zu einer alten Holztruhe hinüber. Er öffnete sie und begann, seine wenigen Habseligkeiten zusammenzupacken. Die Adlerfeder wickelte er vorsichtig in ein Blatt Pergament und verstaute dieses anschließend sicher in einer der Seitentaschen seines Rucksacks.

Als alles fertig gepackt war, stellte Naoko den Rucksack neben seine Schlafstelle, zog sich seinen roten Umhang  über und huschte nochmal nach draußen. Die Morgendämmerung  war nun nicht mehr fern. Trotz der herrschenden Dunkelheit fand der junge Hin mit traumwandlerischer Sicherheit den Weg durch das Lager zu der großen Eiche, in der sich gegen den blauen Nachthimmel ein Baumhaus abzeichnete. Naoko stiegt die am Stamm befestigte Leiter hinauf und gelangte auf eine kleine Aussichtsplattform. Dort saß zusammengesunken ein mit einem Bogen bewaffneter laut schnarchender Halbling. Es war Hotaru, Naokos bester Freund. Naoko rüttelte ihn sanft an der Schulter, woraufhin Hotaru erschrocken zusammenzuckte und verschlafen blinzelte.

"Keine Angst. Ich bin es bloß. Naoko", hörte er eine telepatische Stimme sagen.

"Du bist scheinbar eingeschlafen." Der junge Geisterschamane warf seinem Freund einen tadelnden Blick zu, grinste aber im nächsten Moment und knuffte ihn überraschend in die Seite. Dann wurde sein Blick wieder ernster. "Wir müssen vorsichtig sein, Hotaru. Uzima sagt, der Stamm sei in großer Gefahr. Mir selbst haben die Geister heute Nacht ein böses Omen geschickt." Hotaru sah ihn nur verständnislos an und blickte misstrauisch hinaus in die Dunkelheit zwischen den Bäumen. "Du hast sicher nur schlecht geträumt, Naoko." Doch Naoko schüttelte traurig den Kopf. "Leider nein. Ich wünschte es wäre so. Doch es ist wahr. Ich werde das Dorf heute in aller Früh verlassen müssen. Nur so kann ich der Gefahr begegnen und unseren Stamm retten. Und ich werde alleine gehen müssen. Aber ich kann nicht gehen, ohne allen Lebewohl gesagt zu haben. Sei deshalb so gut und gib den anderen Bescheid sobald sie wach sind. Sag ihnen, sie mögen sich auf dem großen Platz einfinden. Wirst du das für mich tun?" Der völlig überrumpelte Hotaru wusste nichts zu entgegnen und nickte nur erstaunt.

Naoko umarmte ihn kurz aber herzlich und begann sogleich wieder, die Leiter hinabzusteigen. "Ich danke dir, alter Freund. Mach dir keine Sorgen. Die Geister werden uns auch diesmal beistehen - so wie sie es immer getan haben. Ich werde nun versuchen, noch ein bisschen zu schlafen." Schnellen Schrittes ging Naoko zurück zu seinem Zelt, hing seinen Umhang an den Haken zurück und kroch unter die Felldecke auf seiner Schlafstelle. Das letzte was er sah, ehe der seelige Schlaf ihn umfing, waren die  Lichtstrahlen der Feuerstelle, die sich in seinen Tränen brachen und verschwommene Bilder vor seinen Augen zauberten.
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #4 am: 06.06.2006, 21:08:10 »
Als Naoko am nächsten Morgen sein Zelt verließ, hatte sich eine schweigende Menge in einem Halbkreis um sein Zelt aufgestellt. Alle waren gekommen, um ihn zu verabschieden, vom kleinsten Kind bis zum ältesten Greis. Nur die alte Uzima war nirgends zu sehen, wie ein schneller Blick dem jungen Halbling verriet.

Der kleine Setsuko trat vor, der ihm immer einen Löffel Suppe geklaut hatte, sobald Naoko für einen Moment so getan hatte, als würde er nicht hinsehen. Tränen rannen in Bächen seine Wangen hinab, doch so tapfer lächelte er den grösseren Freund an, dass diesem noch schwerer ums Herz wurde. Er beugte sich hinab und umfasste fest die Schultern Setsukos, dann gab er ihm den Bruderkuss. Wenn ich zurückkomme, wirst du ein tapferer Krieger sein, flüsterte Naoko ihm ins Ohr und Das verspreche ich! antwortete der kleine Junge.

Als nächste war die alte Seita an der Reihe, die ihm seine erste Schleuder geschenkt hatte, wofür sie sich sicher zehntausendmal verflucht hatte, da er es sich nie hatte verkneifen können, ihre Kochtöpfe als Ziel für seine Schussversuche auszuwählen. Grimmig blickte sie ihn an und – wie er befürchtet hatte – packte ihn am Ohr. Du schuldest mir immer noch zehn Töpfe! brummelte sie ihn mürrisch an.  Ich bring dir welche mit aus feinstem Porzellan, grinste Naoko unerschrocken zurück, was ihm auf der Stelle eine Kopfnuss einbrachte. Erst als die alte Frau sich abwandte, machte ein verstecktes feuchtes Funkeln in ihren Augen dem jungen Schamanen klar, dass ihr Grimm nur gespielt war. Befreit atmete Naoko auf, denn jetzt wusste er, dass sie ihm seine Jugendstreiche endgültig verziehen hatte.

Es dauerte lange, bis sich alle von ihm verabschiedet hatten, und es war fast mittag, als mit Yuri auch der letzte ihm den Abschiedskuss gegeben hatte. Und in diesem Moment geschah es: ein greller Schrei durchschnitt die Stille und der dumpfe Schlag der Trommel liess Naoko seinen Blick nach oben wenden. In einer Baumkrone saß Uzima und trommelte den Tanz der Geister. Den Adler bat sie, aus der Luft über den Fuchs zu wachen. Den Bär flehte sie an, die Feinde des Waldes von Naoko fernzuhalten. Und den Wolf rief sie an, dem jungen Schamanen vorauszueilen und seinen Brüdern im Norden die Ankunft Naokos anzukündigen, damit er auch in der Fremde treue Freunde finde.

Nach dem letzten Trommelschlag richtete Uzima sich hoch auf und wandte ihren stahlharten Blick Naoko zu. Geh aufrecht, steh wie der Baum und stirb stolz, Schamane! rief sie ihm den Wahlspruch der Mamid zu.

Dann machte sie ihm die selbe Ehrbezeigung, die bisher nur ihr hatte zuteil werden dürfen. Unwillkürlich schloss Naoko beschämt die Augen. Als er sie wieder öffnete, war Uzima verschwunden.

Nimpeth, am zwölften Eleint im Jahre der wilden Magie 1372 DR

Schon drei Tage hielt Naoko sich in dieser fremden und angst einflößenden Stadt auf. Bisher vergeblich hatte er versucht, die Strasse des Weines zu finden, von der Uzima ihm erzählt hatte und noch keiner der Einwohner, die er bisher gefragt hatte, hatte diese Strasse gekannt... wenn man ihm überhaupt geantwortet hatte. Hinfort, Sklave! , war der häufigste Satz gewesen, den er zu hören bekommen hatte, denn so robust und gut genäht seine Kleider auch waren, gegen die feinen Gewänder der Städter wirkten sie so armselig, dass niemand sich vorstellen konnte, es mit einem freien Mann zu tun zu haben, wenn er seine Fragen stellte.
 Naoko sass am Rande eines Brunnens im Schatten einer Palme, die die Mittagshitze von ihm fernhielt. Der Brunnen schien ein beliebter Treffpunkt zu sein, denn er war bei weitem nicht der einzige, der hier sass, und eine ganze Menge Leute flanierte ihm Schutz kleiner Schirme auf dem großen Platz um den Brunnen herum.
Plötzlich wurde der Halbling hellhörig, als Gesprächsfetzen an sein Ohr drangen, die er zwei Männern zuordnete, die in einiger Entfernung im Schatten einer Hausmauer standen und sich angeregt unterhielten. ...endlich Monopol... Tod der Aulbes ... Karawanenstrasse gehört uns ... sollten umbenennen ... Strasse des Lords?... zu unbescheiden... Strasse des Weines!... Gute Idee, Freund!
Naoko begann breit zu grinsen, denn endlich wusste er, was Uzima gemeint hatte.

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #5 am: 07.06.2006, 00:17:28 »
Wie groß hier alles war! Naoko fühlte sich ganz und gar verloren zwischen all den riesigen Häusern aus Stein und den hoch gewachsenen Menschen in ihren teuren Kleidern. Den meisten reichte er gerade bis zur Hüfte und musste so manches mal aufpassen, dass sie nicht über ihn stolperten.

Doch das merkwürdigste waren nicht die fremden Leute oder die erdrückende Architektur. Das merkwürdigste waren die Tiere, die es hier gab. Naoko hatte erwartet, zumindest in ihrer Gegenwart noch jene natürliche Verbundenheit mit der Geisterwelt zu spüren, die den Menschen hier längst abhanden gekommen zu sein schien.
Betrübt musste er jedoch feststellen, dass viele Hunde, Pferde, Katzen, Ratten und Schweine - ja selbst so mancher Vogel - wohl schon zu viel Zeit auf diesem seelenlosen Flecken Erde und in der Nähe der Menschen verbracht hatte.

Naoko konnte es kaum erwarten, dieser hektischen, lauten und staubigen Stadt den Rücken zuzukehren. Zwar war das alles auch irgendwie sehr aufregend aber als Naoko am dritten Tag noch immer nichts über die Straße des Weines herausgefunden hatte, machte sich langsam ein Gefühl der Resignation breit. Konnte sich die alte Uzima womöglich geirrt haben?

Als er so da saß und grübelte, vernahm er in Gesprächsfetzen zweier Menschen endlich jene Worte, die seinen Mut wieder entfachten: Straße des Weines.

Sogleich hüpfte Naoko vom Rande des Brunnens und ging zu den zwei Männern hinüber.

"Ich wünsche einen guten Tag, edle Herren. Verzeiht bitte meine Unwissenheit aber ich hörte soeben das Wort Karawanenstraße. Könntet Ihr mir freundlicherweise sagen, wo ich jene Straße finde? Und vielleicht kennt ihr auch ein Geschäft, wo ich jenen Wein erwerben könnte, der hier in aller Munde zu sein scheint."

Gespannt wartete der junge Halbling auf eine Antwort und versuchte dabei ein möglichst freundliches Gesicht zu machen.
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #6 am: 07.06.2006, 10:58:00 »
Hinfort, Skl... hob der ältere der beiden Männer, der ihn verachtungsvoll betrachtete, zu sprechen an, wurde aber von dem jüngeren unterbrochen, der sanft seine Hand auf den Arm des anderen legte. Lasst mich das erledigen , Herr, das ist unter Eurer Würde.

Steif wandte er sich dann dem Halbling zu.

Wie jeder halbwegs gebildete Bürger dieser Stadt weiß, begann er mit näselnder Stimme, nimmt die Karawanenstrasse genau an diesem Platz ihren Anfang. Folgt Ihr nach Norden bis zur Villa Woren, wenn Ihr guten Wein erstehen wollt. Auch wenn Ihr ihn Euch kaum werdet leisten können, wie ich vermute. Ein verachtungsvolles Lächeln traf Naoko.

Billigen Pansch bekommt ihr natürlich in jeder Taverne, vielleicht wollt Ihr es ja erstmal damit versuchen.

Was gar nicht zu den harschen Worten des Mannes passte, war der freundschaftliche Blick , mit dem er Naoko bedachte. Während er redete, wurdete der Blick drängender, als habe er ihm etwas mitzuteilen, wovon sein Herr nichts wissen sollte. Und als der Mann seine Hand hob, wie um sich den Schweiß abzuwischen, zeigte er dabei wie zufällig auf seine Stirn. Überrascht erkannt Naoko, dass der Mann wusste, mit wem er es zu tun hatte und öffnete seinen  Geist. Eine Welle der Dankbarkeit schlug dem Halbling entgegen, auf der ihm die Gedanken des Mannes zuglitten.

Verzeiht, meine Worte, ich wollte Euch nicht beleidigen, aber vor meinem Herrn offen zu reden, könnte gefährlich für mich und für Euch sein. Er würde Euch für exotisch genug halten, um Euch seiner Sammlung zuzufügen.
  Geht keinesfalls zu Haus Woren, dort wird man Euch kaum Einlass gewähren. Aber wenn Ihr ein Stück weiter nach Norden geht, werdet Ihr zur Villa der Aulbes gelangen, in der heute ein Ausverkauf stattfindet. Die Familie war ja ebenfalls im Weinhandel tätig, dort werdet Ihr also sicherlich ein gutes Tröpfchen billig erstehen können.


Naoko spürte ein kurzes Zögern.

Und sollte Ihr jemals den Clan der Barad besuchen, dann sprecht mit Telomar "Graufell" und richtet ihm aus, dass Diero Quara seine Taten nie vergessen wird. Er wird wissen, was damit gemeint ist

Und wieder spürte Naoko dieses starke Gefühl der Dankbarkeit, dass von Diero ausging.

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #7 am: 07.06.2006, 11:47:59 »
Damit hatte Naoko nicht gerechnet. Ein Mensch, der die lautlose Sprache beherrschte!

Er blickte wie demütig zu Boden und deutete eine Verbeugung an. "Habt Dank, edle Herren. Ich werde nun wieder meiner Wege gehen und Euch nicht weiter belästigen."

"Ich werde Eure Worte beherzigen, mein Freund. Naoko Nachfuchs dankt Euch von ganzem Herzen", hörte der jüngere Mann die Stimme des Halblings in seinem Kopf sagen.

Damit wandte sich Naoko besagter Weinstraße zu und beschleunigte sogleich seine Schritte.
Uzima hatte gesagt, er solle das Haus aus seiner Vision suchen. Ob es diese Aulbes Villa sein könnte? Nun, er würde es bald herausfinden.

Naokos Herz klopfte vor Aufregung. Es hatte begonnen - soviel war sicher. Zu gerne hätte er gewusst, was ES denn nun eigentlich war...
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #8 am: 08.06.2006, 20:08:06 »
Wie Diero Quara ihm geraten hatte, wandte Naoko sich der Karawanenstraße entlang nach Norden. An einer besonders prächtigen Villa blieb er kurz stehen, von den den Torwächtern misstrauisch beäugt. Das musste Haus Woren sein, jedenfalls strahlte es dieselbe Arroganz aus, die Naoko schon bei dem Herrn Dieros festgestellt hatte.

Er ging weiter nach Norden. Er hatte wohl das Viertel der Reichen verlassen,denn obwohl auch die Häuser hier einen gewissen Wohlstand ausstrahlten, waren sie nicht mehr von dem Protz geprägt, den die Villen im Stadtzentrum ausgestrahlt hatten.

Naokos Aufmerksamkeit wurde von einem dünnen Menschenstrom geweckt, der sich zielstrebig auf ein von einer hohen Mauer umzäuntes Haus zubewegte. Er erinnerte sich an den Ausverkauf und reihte sich in die Schlange ein. Als er das die Mauer durchbrechende Tor erreicht hatte blieb er kurz stehen...

Die schöne, weißverputzte Villa leuchtete im Sonnenschein, die Fenster und Türen weit geöffnet. Im Hof stand ein Wagen voller Weinfässer, von denen ein betörender Duft ausging. Die Menschenschlange reichte bis zu diesem Wagen. Geldmünzen wechselten ihren Besitzer, im Gegenzug würden Krüge gefüllt und versiegelt und an den Käufer vom Wagen herabgereicht. Naokos Blick fiel an dem Wagen vorbei durch den offenstehenden Hauseingang...

Und im Innern floss Blut über den Boden und vereinigte sich zu einem dicken Strom, in dem die Leichen der Bewohner dieses Hauses trieben. An der Decke prangte ein Symbol, eine Schlange, die ihren Körper zusammenkrümmte und sich selbst in den Schwanz biss. In ihren weitaufgerissenen Augen leuchtete das ...

Naoko begann zu frösteln. Er hatte sein erstes Ziel erreicht.

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #9 am: 08.06.2006, 23:17:40 »
Mit schrecklicher Intensität kamen die Bilder aus Naokos Vision zurück in sein Bewusstsein. Er kniff die Augen zusammen und fasste sich an die Stirn um das aufsteigende Schwindelgefühl zu unterdrücken. Dabei geriet er ein wenig ins Taumeln und trat einer Frau hinter ihm auf den Fuß.

Erst die unweigerlich folgende Schimpftirade der Frau und der umstehenden Menschen holte Naoko in die Realität zurück. Er entschuldigte sich unterwürfig und murmelte irgendwas von "schrecklichen Kopfschmerzen".

Langsam näherte er sich in der Schlange der Wartenden dem Wagen mit dem Weinausschank. Erschrocken griff er nach seiner Gürteltasche und holte seine Münzen hervor. Ob das Geld reichen würde? Naoko hatte in seinem ganzen Leben noch nie Münzen besessen geschweige denn etwas mit ihnen bezahlt. Sein alter Freund Hotaru hatte sie ihm zum Abschied geschenkt. Naoko bewunderte die vielen glänzenden Metallplättchen mit ihren unterschiedlichen Farben und Prägungen. Wieder ertappte er sich, wie seine Gedanken abschweiften. Zu gern hätte er gewusst, wie Hotaru an diese Münzen gekommen war und wo sie wohl einst gefertigt worden waren. Doch das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war einzig und allein das Hier und Jetzt.

Er konnte den Wein schon riechen. Naoko mochte Wein, denn er vermochte ihm dabei zu helfen, sein Bewussstsein für die Geisterwelt zu öffnen.

Verstohlen blickte Naoko zu der offen stehenden Eingangsstür der Villa. Sobald er seinen Krug Wein entgegengenommen hätte, würde er versuchen, ins Innere des Hauses zu gelangen. Er musste nur einen günstigen Moment abpassen.
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #10 am: 10.06.2006, 20:17:55 »
Es dauerte nicht lange, dann war Naoko an der Spitze der Schlange angelangt. Der Verkäufer, ein ca 50 Jahre alter Mensch, dessen Haar schon ziemlich schütter war, was er mit einem mächtigen Schnauzbart auszugleichen versuchte, beugte sich zu ihm herab und lächelte ihn freundlich an.

Lange keinen Halbling mehr in dieser Stadt gesehen. Ihr seid wohl nicht von hier, was? Naja, ist ja auch egal. Ich hab leider keine Krüge in eurer Grösse hier auf dem Wagen, aber wenn ich mich recht erinnere, hab ich drinnen ein paar passende gesehen.

Er wandte sich dem Hauseingang zu.

He, Meister Marcio, kommt mal kurz raus. Ich könnt eur Hilfe ganz gut gebrauchen.

Kurz darauf kam ein tief über seinen Stock gebeugter alter Mann, dem ein Leid tiefe Furchen ins Gesicht gegraben hatte, aus der Haustür.

Was wollt ihr von mir, Arulio?

Ihr könntet den jungen Mann hier, Arulio deutete auf Naoko, mal zu dem Regal mit den  Krügen für die kleinen Völker führen. Er wandte sich wieder dem Halbling zu. Nehmt Euch, so viele Ihr mögt, dann kommt wieder hierher, damit ich sie Euch füllen kann. Macht dann nur 5 Silberlinge für jeden vollen Krug.

Arulio winkte den nächsten Kunden heran, während Marcio Naoko zuwinkte. Er wartete in der Tür, bis der Schamane herangekommen war, dann bedeutete er ihm zu folgen, und führte ihn ins Haus hinein. Was Naoko sofort auffiel,war die Leere in dem Gebäude. Die Zimmer enthielten fast kein Mobiliar, nur ein paar leere Bilderrahmen hingen noch an den weissgetünchten Wänden.

Das zweite, was Naoko auffiel, waren die Stellen an den Wänden, an denen man wohl verzweifelt versucht hatte, etwas mit Wasser abzuschrubben, wobei in Kauf genommen worden war, dass sich auch die Farbe gelöst hatte. Allerdings hatte man den Versuch irgendwann aufgegeben und so waren an manchen Stellen noch rostbraune Flecken zu sehen, die sehr nach getrocknetem blut aussahen.

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #11 am: 11.06.2006, 12:08:58 »
Naoko hatte schon Einsprüche erheben wollen, als man ihm nur einen kleinen Krug anbot. Doch als er merkte, dass sich auf diesem Wege die Möglichkeit ergab, ins Innere des Hauses zu kommen, schluckte er seine Einwände hinunter, nickte Arulio dankend zu und folgte dem alten Marcio.

'Das war ja leichter als gedacht.'

Drinnen betrachtete Naoko interessiert die leer stehenden Räume. Wahrscheinlich war es mal ein prachtvolles Haus gewesen. Unwillkürlich wanderte Naokos Blick auch zur Decke. Beinahe erwartete er, das Schlagensymbol aus seiner Vision wiederzusehen.

Als er die Blutflecke an den Wänden entdeckte, wurde ihm doch etwas mulmig.

'Wo bin ich hier bloß hineingeraten?'

Naoko merkte, dass er trödelte und schloss raschen Schrittes wieder zu Marcio auf.

"Was in drei Teufels Namen ist hier bloß passiert? Sind das Blutflecke an den Wänden?" fragte er den alten Mann leise.
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #12 am: 11.06.2006, 20:07:09 »
Der alte Mann verharrte mitten im Schritt, als er Naokos Frage hörte. Langsam wandte er sich um und blickte den Halbling mehrere lange Sekunden aus steinharten Zügen an. Dann schüttelte er leicht den Kopf und entspannte sich.

Nein, Ihr wollt mich nicht verspotten, Ihr wisst tatsächlich nicht, was hier passiert ist. Es schmerzt, darüber zu reden, aber dennoch werde ich Eure Frage beantworten. Dann aber werde ich Euch eine stellen, und ich hoffe, Ihr werdet Gleiches mit Gleichem vergelten.
  Dies ist der Stammsitz des Hauses Aulbes, einer Familie, die in den letzten 4 Generationen durch den Handel mit Wein zu einem gewissen Wohlstand kam. Die Aulbes waren so erfolgreich, dass sie den reichsten Familien in der Stad zum Ärgernis wurden. Aber nie haben sie ernsthaft versucht, den anderen Familien Konkurrenz zu machen, sondern haben sich stattdessen Märkte erschlossen, die für die anderen Häuser uninteressant waren. Die Aulbes wurden daher toleriert und ignoriert, aber bisher hat nie jemand versucht, der Familie Schaden zuzufügen.


Tränen traten in Marcios Augen.

Bis vor zwei Wochen, soll das heissen. Ich war für meinen Herrn auf einer Inspektionsreise, deswegen kann ich Euch nicht genau sagen, was passierte, aber es scheint so, als sei mitten in der Nacht eine Gruppe von Assassinen hier ins Haus eingestiegen und habe auf bestialische Art und Weise alle umgebracht. Selbst die geringsten Mägde wurden geschändet und erdolcht oder erdrosselt, wenn man ihnen nicht sogar das Herz bei lebendigem Leib aus der Brust riss. Ich weiss es, denn ich habe die Folgen des  Massakers gesehen, als ich zwei Tage später wieder hier ankam. Die Haustür stand weit offen, und der Boden war bis nach draussen mit getrocknetem Blut bedeckt. Überall lagen Körperteile, die schon in Verwesung übergegangen waren. Es war schrecklich. Ich habe alle begraben und das Haus so gut es ging, wieder in Ordnung gebracht. Und jetzt löse ich den Hausstand auf und verkaufe es, denn die Familie Aulbes ist nicht mehr.

Marcio schluchzte trocken auf.

Wenn nur der junge Joaquim hier wäre, dann könnte man das Gut vielleicht retten. Aber er ist im Unfrieden von der Familie geschieden und es gibt für mich keine Möglichkeit ihn zu finden. Irgendwo im Norden hält er sich auf, bestimmt hat er sich dort seinen eigenen Erfolg geschmiedet.

Gedankenverloren kratzte er mit seinem Stock auf dem  Boden herum und zeichnete ein Symbol in den Staub. Als er bemerkte, was er da tat, zuckte er heftig zusammen, dann blickte er Naoko an.

Das hier ist der einzige Hinweis, den die Mörder hinterlassen haben. Ich weiss nicht, was es bedeutet, und anscheinend weiss es auch sonst niemand. Aber ich habe genug geredet. Nun möchte ich Euch eine Frage stellen.

Aus altersklugen Augen starrte Marcio den Halbling an.

Warum seid Ihr wirklich hier? Ihr könnt mir nicht erzählen, dass ihr nur hierhergekommen seid, weil Ihr ein wenig billigen Wein erstehen wollt. Dafür seid Ihr etwas zu interessiert an dem, was ich zu sagen habe.

Naoko antwortete nicht sofort. Er starrte bewegungslos auf die Schlange im Staub, die ihren Körper zu einem Kreis bog und sich selbst in den Schwanz biss.

Naoko

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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #13 am: 12.06.2006, 00:37:55 »
Naokos schwer zu deutender Blick wanderte von der Schlange im Staub zu Marcio und wieder zurück. Noch immer antwortete er nicht. Stattdessen legte er seinen Kopf leicht auf die Seite - wie um zu lauschen. Seine Augen waren weit geöffnet, doch sie fixierten nichts, sondern blickten ins Unendliche.

Nach einer Weile durchlief ihn scheinbar ein kalter Schauer. Daraufhin klarte sein Blick wieder auf und Naokos schaute Marcio mitfühlend an.

"Der Schatten des Unheils liegt wie ein Leichentuch über diesem Ort. Die Geister der Toten sind in Aufruhr. Ich kann es spüren.

Mein Name ist Naoko Ajani. Man nennt mich den Nachtfuchs. Seit vielen Tagen folge ich nun schon dem großen Geist des Wolfes auf der Fährte jener Schlange,"
Naoko deutete auf die Zeichnung im Staub. "die auf ihrem Weg nach Norden scheinbar eine blutige Spur des Verderbens hinter sich her zieht.

Dieses Haus"
Naoko machte eine ausladende Geste mit seinem Stecken. "erschien mir in einer Vision... zusammen mit einem Mädchen - einem Mädchen, dem viel Leid angetan wurde... oder das vielleicht auch anderen viel Leid angetan hat.

Sie ist es, die ich finden muss. In meiner Vision sah ich außerdem ein großes Meer und eine große Wüste und einen Fluss, der sich in einem tiefen Wald verliert."


Unsicher blickte Naoko sein Gegnüber an. Verstand dieser Marcio überhaupt, was er ihm erzählte oder hielt er ihn vielleicht für verrückt? Naokos nächste Worte hörte Marcio nur in seinem Kopf.

"Die Geister haben mich bis zu Euch geführt, Marcio. Ihr könnt mir nun den Weg weisen, dem ich von hier an folgen muss. Denn ich will verhindern, dass noch mehr Unschuldige durch das Gift der Schlange zu Schaden kommen. Das Schicksal meines Volkes hängt vielleicht davon ab."

Nach einer bedrückenden Pause fügt er mit weniger dramatischer Stimme hinzu:
"Trotzdem würde ich nachher gerne etwas von Eurem Wein erwerben."
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Kapitel 1 - Naokos Reise
« Antwort #14 am: 15.06.2006, 16:20:03 »
Marcio zuckte erschrocken zurück, als plötzlich die Worte Naokos direkt in seinem Kopf erklangen.

Ein Geisterhafter! Und ich dachte, Ihr wäret nur eine Legende.

Ein paar tiefe Atemzüge, dann fuhr er etwas ruhiger fort.

Hm, das Meer ist einfach. Wenn Ihr von hier aus nach Norden reist, kommt Ihr zur See der fallenden Sterne, ein riesiges Binnenmeer. Wenn Ihr diese überqueren und Euch dann nach Westen wenden würdet, dann müsstet Ihr durch die Wüste Anauroch reisen, was allerdings ein mehr als gefährliches Unterfangen wäre. Aber der Wald? Könnte sich dabei um den großen Wald Cormanthyr handeln, aber da kenne ich keinen Fluss, der dort seinen Ausgang nimmt. Aber sonst... Halt! Wartet!.

Marcio verhaspelte sich fast vor lauter plötzlichem Eifer.

Wenn Ihr, wie ich gesagt habe, durch die Anauroch reisen würdet, wäre der grösste Wald westlich davon der Hochwald, und da gibt es sogar einen sehr bekannten Fluss, der dort seinen Ausgang nimmt. Der Einhornlauf, dessen Quelle der Legende nach der Ursprungsort der Rassen Torils ist.

Der alte Mann zögerte kurz.

Das wäre natürlich eine wunderbare Fügung, wenn dort Euer Ziel läge. Denn irgendwo dort könnte der letzte des Hauses Aulbes leben, der junge Joaquim, den ich vorhin erwähnt habe. Zumindest war er irgendwo dort, als ich das letzte Mal von ihm hörte. Falls Ihr Euch tatsächlich dorthin aufmacht, und zufällig seinen Aufenthaltsort bestimmen könntet oder ihn gar träfet, könntet Ihr ihm dann sagen, was hier geschehen ist? Es wird ihm seinen besitz nicht zurückbringen, aber dennoch sollte er vom Schicksal seiner Familie erfahren. Würdet Ihr das für mich tun?

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