Autor Thema: Turin  (Gelesen 2714 mal)

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Turin

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Turin
« am: 13.07.2006, 23:13:27 »
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Turin

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« Antwort #1 am: 13.07.2006, 23:18:42 »
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Éowyn

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Turin
« Antwort #2 am: 27.07.2006, 12:07:31 »
Schweissgebadet wachst Ihr auf. Noch immer hast Du diese Träume - jene, welche Dich bereits seit mehreren Monaten quälen. Sie haben so harmlos angefangen; Du hast Dich selbst gesehen, wie Du in einer Dir fremden Taverne sitzt und Dich mit Gleichaltrigen unterhälst. Sie haben die verschiedensten Rassen und Kulturen und die Gespräche waren lang und interessant. Es waren immer wieder die selben Personen, welche sich mit Dir um einen grossen, runden Tisch inmitten von Erwachsenen versammelt haben und Du hast in den Träumen nie ein Wort verstehen können.

Doch die Träume wurden schlimmer. Jedesmal wurden sie düsterer und schlimmer. Du erinnerst Dich jetzt nur noch bruchstückhaft an die Ereignisse der Träume, doch bist Du sicher, dass es noch immer die selben jungen Männer und Frauen sind, die darin vorkommen. Du siehst nun auch nur noch selten die Taverne und wenn, dann sitzt Du selbst und die Andern blutverschmiert und nicht mehr so fröhlich um den Tisch herum.

Manchmal... ja, manchmal fehlt einer aus der Gruppe am Tisch und Du glaubst, sehen zu können, wie alle Anwesenden traurig sind.

Nun wachst Du also schweissgebadet aus dem letzten Traum auf, welcher irgend etwas mit Skeletten zu tun hatte - mitten in einem düsteren Verliess. Du hast Dich selbst auf Dein Leben eingestellt und vorbereitet, zum Teil mit und zum Teil ohne Hilfe. Doch Du wurdest Dir in den letzten Tagen immer sicherer, dass Du bereit bist, für was auch immer. Irgendwie wird Dir schlagartig klar, dass hier und jetzt Deine Kindheit zu Ende ist.

Turin

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Turin
« Antwort #3 am: 27.07.2006, 14:27:53 »
Verdammt, was war nur los? Er konnte diese ganzen Träume nicht gebrauchen, sie lenkten ab. Raubten ihm den Schlaf. Doch den brauchte er, wenn er bei den Trainingskämpfen und Übungen tagsüber keine Fehler machen wollte.

Turin erhob sich und ging langsam durch die stillen Gänge. Alle anderen schliefen wohl noch - kein Wunder, es war ja noch mitten in der Nacht. Sobald er den Aufenthaltsraum mit dem brennenden Kamin erreicht hatte, lies er sich davor nieder. Er beachtete den Diener nicht, der in der Ecke hockte und eigentlich das Feuer unterhalten sollte, aber wohl eingenickt war.

Wie immer, wenn Turin nicht schlafen konnte, starrte er in die Flammen, beobachtete und verlor sich in ihrem Spiel und versuchte dadurch eine Art Meditationszustand zu erreichen, in dem er sich wenigstens noch ein wenig erholen konnte.

Éowyn

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Turin
« Antwort #4 am: 28.07.2006, 10:20:24 »
Wie Turin so in die Flammen starrt, kommen die Bilder immer wieder in seinen Kopf und er muss darüber nachdenken, wie er sie wohl loswerden könnte. Er merkt selbst, wie sie eine Konzentration stören und fühlt auch, dass er es nicht mehr lange so weiter führen kann, bis sie sich auf deinen Kampf auswirken werden. Er überlegt sich, ob er den Träumen wohl auf den Grund gehen sollte oder weiter versuchen, sie zu verdrängen.

Schliesslich gelingt es ihm doch, den ersehnten Meditationszustand zu erreichen und so kann er sich traumlos noch etwas ausruhen, bis die Sonne gerade aufzugehen beginnt. Als er wieder zu sich kommt, ist der Diener bereits wach und sieht ihn seltsam an, sagt jedoch nichts.

Turin

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Turin
« Antwort #5 am: 28.07.2006, 10:32:18 »
Turin streckt sich, ignoriert den Diener und geht los in die Richtung der Räume von Torbald. Bevor er den Raum verlässt schnappt er sich noch einen Apfel aus einer Obstschale, das sollte als Frühstück vorerst reichen.
Mal sehen was er heute tun sollte ... wieder nur trainieren oder endlich mal ein richtiger Kampf.
Turin brannte seit Wochen darauf, Abends einmal in der Arena kämpfen zu dürfen, sich vor den hunderten Zuschauern beweisen zu dürfen ... aber bis jetzt hatte Torbald ihn noch nicht eingetragen. Vor der Tür zum Raum des Zwerges blieb Turin stehen und klopfte an.

Éowyn

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Turin
« Antwort #6 am: 29.07.2006, 18:36:50 »
Der Zwerg schreit nur genervt "Herein" und wie eigentlich immer, ist er nicht besonders gut gelaunt diesen Morgen. Doch als er Turin in der Türe stehen sieht, winkt er ihn zu sich und mustert ihn von oben bis unten. "Du siehst müde aus!" meint er trocken und mustert den Jüngling erneut. "Schläfst Du zu wenig? So kann ich Dich sicherlich nicht an einen ernsthaften Kampf anmelden, höchstens der Küche als Hilfe delegieren!" Ein trockenes Lachen unterstreicht das, was er gerade gesagt hat, denn sichtlich ist das sein Ernst.

Turin

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Turin
« Antwort #7 am: 29.07.2006, 22:05:16 »
Nein, nur schlecht geträumt. antwortet Turin wahrheitsgemäß.

Aber das täuscht, ich bin fit, wirklich! Und die Gegner die in der untersten Riege aufgestellt sind, würde ich alle mit einem Arm auf dem Rücken fertig machen, das weißt du! fügt er dann doch impulsiver, als gewollt dazu. Wann lässt mich der Alte endlich kämpfen ... er weiß genau das ich besser bin als die anderen...

Éowyn

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Turin
« Antwort #8 am: 30.07.2006, 14:03:53 »
Nun gut. antwortet der Zwerg und mustert Turin erneut von oben bis unten. Du kannst heute kurz vor Sonnenuntergang Dein Können beweisen. Jedoch solltest Du zusehen, dass Du bis dahin ganz wiederhergestellt bist und nicht müde. Und solltest Du weiter unter schlechten Träumen leiden, rate ich Dir, diese loszuwerden. Man kann keine ablenkenden Gedanken brauchen bei einem Kampf. Mit diesen Worten dreht sich der Zwerg um und wühlt in irgendwelchen Unterlagen auf seinem Tisch, scheinbar hat er alles gesagt, was er zu sagen hatte.

Turin

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Turin
« Antwort #9 am: 30.07.2006, 15:12:05 »
Danke!
Turin dreht sich um und verlässt den Raum, schnurstracks zu seiner eigenen Unterkunft zurückgehend. Dort legt er seine Ausrüstung und Waffen an und begibt sich in den Trainingsraum, um durch die körperliche Anstrengung wach zu werden und sich warm zu machen für den Kampf.
Gegen wen darf ich wohl antreten? Oder vielleicht gar kein anderer Gladiator, sondern ein Tier? Ob viele Besucher da sein werden? Ob sie mir zujubeln werden? Diese und andere Gedanken gehen dem Jungen durch den Kopf, während er auf Holzpuppen eindrischt, Turnübungen macht und Angriffs- und Verteidigungsmanöver trainiert.

Éowyn

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Turin
« Antwort #10 am: 02.08.2006, 08:55:42 »
Die Mittagssonne brennt erbarmungslos auf das Dach des Gebäudes, in welchem Turin sich befindet und macht ihn unmissverständlich klar, dass er wohl etwas trinken sollte - und vielleicht etwas essen. Inzwischen sind noch mehr Gladiatoren eingetroffen, welche ihrem täglichen Handwerk nachgehen und trainieren, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Der Schweiss der Anstrengung und der Hitze läuft ihm in kleinen Bächlein an der Seite des Gesichtes runter und schon lange klebt sein schwarzes, kurzgeschnittenes Haar an seinem Kopf - genau wie die Rüstung.

Eigentlich würde man in diesem Wetter eher daran denken, sich in irgend einen See zu stürzen, doch scheinbar hat Turin kein Interesse daran und trainiert lieber seine Sinne für den Kampf am Abend. Die Gladiatoren um ihn herum gehen einen nach dem Andern zum Mittagstisch und schliesslich hält einer von ihnen - Hannes, ebenfalls ein junger Kämpfer - Turins Arm fest und sieht ihn ernst an. Du solltest auch etwas essen... Mit einem leichten Lächeln lässt er Turin wieder los und geht in den Essraum.

Turin

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Turin
« Antwort #11 am: 02.08.2006, 10:54:13 »
Ja, gleich ruft Turin ihm noch hinterher, ohne zu wissen ob Hannes ihn noch hört oder nicht mehr.
Nachdem er seine letzte Übung beendet hat, geht er zurück in seinen Raum und legt die Rüstung ab. Während er sich mehr schlecht als recht mit einem feuchten Tuch den Schweiß abwischt, drehen sich seine Gedanken noch immer um den Gegner heute Abend. Vielleicht weiß ja einer der anderen Gladiatoren mehr.

Im Essenssaal angekommen holt sich Turin seine Ration ab und setzt sich an einen der langen Tische, an dem bereits viele Gladiatoren sitzen. Während er still seine Mahlzeit hinunterschlingt, lauscht er aufmerksam, um vielleicht Gesprächsfetzen mitzubekommen aus denen er schließen kann, wer heute Abend antreten wird.

Éowyn

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Turin
« Antwort #12 am: 04.08.2006, 12:41:00 »
Turin hört sich um und hört vieles von den Andern Gladiatoren, nur nicht das, was er gerne hören möchte. Jeder spricht von seinen eigenen Kämpfen, die er Abends haben wird oder schon gehabt hat. Doch als er den Jüngeren zuhört, kann er aus ihren Gesprächen entnehmen, dass er wohl jemanden als Gegner haben wird, der am gestrigen Abend aus einem fernen Land angereist ist. Seinen Namen scheint keiner zu kennen, doch scheint irgend etwas besonders an ihm zu sein.

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Turin
« Antwort #13 am: 05.10.2006, 10:40:31 »
Elf Wochen sind vergangen. Elf Wochen, und noch immer schmerzt Turins Schulter, wenn er sie zu stark belastet.
Noch mehr jedoch ist sein Stolz verletzt. Oft verliert er sich in Erinnerungen an jenen schicksalshaften Tag, nur um Minuten später festzustellen dass er mit geballten Fäusten mitten in einer Gasse in Baldurs Gate steht, ohne zu wissen wohin ihn seine Füße getragen haben.

Worüber er wütender war - die Heimtücke seines Gegners oder Torbalds Rauswurf aus der Akademie - konnte er selbst nicht genau sagen. Er murmelte zwar oft Das wirst du mir büßen... vor sich hin, aber es war eine leere Drohung, und das wusste er, was ihn noch wütender werden ließ.

Turin war jetzt seit einer Woche in Baldurs Gate, aber er hatte quasi nichts von der Stadt gesehen. Er war bei seiner Ankunft in einer billigen Kaschemme untergekommen und seither ziellos umhergestreift, die Augen mehr nach Innen gerichtet als nach Außen. Den Rest der Zeit lag er auf dem feuchten, muffigen Stroh in seinem Zimmer und warf sich unruhig hin und her, von Träumen geplagt die er auswendig kannte und die ihn doch jede Nacht aufs Neue beunruhigten und ängstigten. Mittlerweile herrschte in seinem Inneren solch ein Aufruhr, dass es Turin nicht gewundert hätte, wenn er einfach explodieren würde, damit all die Wut und Angst und Enttäuschung ihren Weg nach draussen finden.

Im Moment war er wieder unterwegs, allein in den Gassen von Baldurs Gate ohne Ziel oder Plan. Er bemerkte weder die Bewohner der Stadt um ihn herum, noch die immer verfallenere Gegend, als ihn seine Füße unbewusst in eines der ärmlichen Viertel lenkten. Er stand gerade wieder wütend und hilflos in einer Gasse herum, als plötzlich doch ein Geräusch zu ihm durchdrang. Ein Geräusch, das er vor langer Zeit gehört hatte, das aber alles in seinem Leben veränderte.
Er hörte das Knistern und Prasseln eines großen Feuers. Jetzt - zu sich gekommen - konnte er auch den Geruch in der Luft wahrnehmen und auf einmal war es, als stürzte die ganze Welt da draussen auf ihn ein. Er hörte Schreie in einer Nebengasse, sah den roten Widerschein am Himmel und wie von selbst lief er los, um zu sehen was passiert war. Turin kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen wie eine mehrstöckige Bretterbude, die lichterloh in Flammen stand, zusammenbrach. Um das Haus herum standen viele Anwohner, aber Turins Blick fiel auf einen älteren Mann, der sich verzweifelt bemühte einen kleinen Jungen festzuhalten, der wieder in die brennende Ruine rennen wollte und wie von Sinnen nach seiner Mutter schrie.

Paralysiert stand Turin da, diese Szene begaffend und war in Gedanken doch bei einer ganz anderen - wenn auch erschreckend ähnlichen - Situation. Mit einem Mal straffte er sich, wendete auf dem Hacken und stürmte davon, zurück zu der billigen Kaschemme, in der er übernachtete. Er hatte schon einmal vor dem Nichts gestanden und es geschafft, sich einen Platz in einer Gladiatoren-Akademie zu erkämpfen. Er würde auch jetzt wieder aus dem Nichts anfangen, aber er würde es wieder schaffen. Er würde diese verdammten Träume loswerden, er würde sich für das ihm angetane Unheil rächen und er würde reich und mächtig werden. Das Feuer war ein Zeichen Kossuths, dessen war er sich sicher, und ihm zu Ehren würde Turin der beste Kämpfer dieses gottverdammten Landes werden und sich seinen Platz an der Spitze verdienen.

Eine halbe Stunde später stapfte er, sein Hab und Gut unter dem Arm, durch Baldurs Gate, bis er vor einer Taverne stehen blieb, die ihm seltsam bekannt vorkam. Erst vermutete er, dass er sie bei seinen Streifzügen durch die Stadt kennengelernt hatte, bis ihm klar wurde dass dies das Haus aus seinen Träumen war. Etwas unsicher, aber mit festem Schritt öffnete Turin die Eingangstür und trat ein.