Eylis betrachtet ihre Begleiterin eingehend. Sie wirkt immernoch furchterregend, gerade auch durch die menschliche Kleidung, die sie trägt. Und, dass sie Märchen gelesen haben will, ist auch schwer zu glauben. Aber das schaurige von dem König mit dem blauen Bart kennt sie. Oder ist es ein Fürst gewesen, oder nur ein reicher Edelmann?
Märchen bleibt aber leider Märchen, das weiß sie nun.
Als Daeron auftaucht, wohnt sie dessen kleiner Auseinandersetzung mit Kira vergnügt bei. "Hallo, Daeron", sagt sie etwas unsicher und neigt den Kopf vor dem Älteren. Zunächst will sie die Blutflecken verdecken, ist aber nach zweiter Überlegung sicher, dass sie die auf Dauer ohnehin nicht geheim halten kann und der Waldmann sie längst erspäht hat. "Kira ist soetwas wie Wolverine und Arbrand, glaube ich; ein mächtiges Zauberwesen. Aber man muss vor ihr auch keine Angst haben."
Sie hat während dem Satz überlegt, ob sie die Bezeichnung als Wesen nicht sein lassen soll, aber dann hat sie sich doch anders entschlossen. Es soll bewundernd klingen, und sie hofft, dass ihre Worte nicht missverstanden werden.
"Das mit den Märchen erkläre ich dir später", flüstert sie Kira zu. "Der Mann dort ist Daeron, er kommt aus dem Wald und kann uns zu einem Dra... zu einem Abenteuer bringen! Danach können wir gewiss hierher zurückkehren und nach deinem Meister suchen. Aber ich muss zuerst das schaffen."
Sie fühlt sich unwohl dabei, ihre Unerfahrenheit mit all diesen Wunderlichkeiten, die sie allein in den letzten Stunden kennengelernt hat, den durchdringenden Kristallaugen mitzuteilen.
Wieder laut fragt sie, plötzlich aufmerkend, während sie neben Daeron einherschreitet: "Aber wo hast du denn Rahel gelassen?"
Sie ist sehr erschrocken, hat sie sich doch in ihrer Fantasie ausgemalt, wie Daeron heute genau so zurückkehren würde wie er gestern gegangen ist - mit den Zügeln ihres Pferdes in der Hand.